All Posts By

|

Wieder Angriffe gegen Aktive in der Flüchtlingsarbeit: Wir lassen uns nicht einschüchtern!

By | Alle Beiträge, Stellungnahme, Stralsund | No Comments

 Zahlreiche Menschen engagieren sich seit Jahren in der Arbeit mit Geflüchteten vor Ort, unter ihnen viele mit eigener Einwanderungsgeschichte. Dies gilt besonders für das Vorhaben „Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit“ (samo.fa), das seit 2016 – gefördert von der Bundesregierung – an 34 Orten in Deutschland läuft. Auch in Stralsund, dort ist Tutmonde e.V. lokaler Partner.

Aus Stralsund erreichte uns am 23. Januar 2020 die Nachricht, dass das Gemeinschaftsbüro von Tutmonde und zwei weiteren Organisationen mehrere Stunden von drei Männern aus offensichtlich rechtsradikalen Motiven belagert und anschließend unsere Koordinatorin von samo.fa auf ihrem Weg zum Auto bedrängt und verletzt worden ist. Eine Kollegin wurde zudem auf dem Weg in die Innenstadt auf ihrem Fahrrad angegriffen und erlitt Verletzungen. Die Kriminalpolizei und andere einschlägige Dienststellen wurden sofort eingeschaltet.

Am 31. Januar 2020, sind in Dortmund Vertreter*innen aus allen Standorten von samo.fa versammelt. Wir stellen gemeinsam fest:

Der Vorfall in Stralsund reiht sich in immer mehr Erfahrungen ein, dass – neben Menschen mit Fluchtgeschichte, die angegriffen und diskriminiert werden – immer stärker auch jene Menschen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren und zu ihnen stehen, unter massiven Druck geraten. Das gesellschaftliche Klima hat sich deutlich verschlechtert. Obwohl die Sensibilisierung gegenüber rechtsradikaler Gewalt nach dem Anschlag auf die Synagoge und die Morde in Halle gestiegen zu sein scheint, sind Schutz und Solidarität mit den Menschen mit Fluchtgeschichte, die mit uns leben, nicht ausreichend.

Selbstverständlich sind wir mit unseren Freund*innen in Stralsund solidarisch; das heißt: Wir werden Angriffe und Einschüchterungen und deren gesellschaftliche Folgen bei uns vor Ort zu einem Dauerthema machen, jede*r von uns. Wir werden uns an die Bürgermeister*innen unserer Städte wenden und mit ihnen klären, wie Anerkennung, Schutz und Solidarität verstärkt werden können. Wir wenden uns an die Politiker*innen auf der lokalen, auf der Landes- und Bundesebene mit dem dringenden Appell, die zunehmenden Anfeindungen, die Übergriffe und Einschüchterungen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern sich ihnen klar und eindeutig entgegenzustellen.

Die Koordinator*innen des samo.fa-Projekts:

moveGLOBAL e.V., Berlin; BINeMO e.V., Bielefeld; IFAK e.V., Bochum; Haus der Kulturen Braunschweig e.V. ; VMDO e.V., Dortmund;  Afropa e.V. , Dresden; Verbund Netzwerk Düsseldorfer Migrantenorganisationen e.V. ; Landesverband der Sinti und Roma RomnoKher Thüringen e.V., Erfurt; FAIRburg e.V., Freiburg; Interkulturelles Forum Fulda e.V. ; Deutsch-Russische Gesellschaft Göttingen e.V. ; Amandla e.V., Güstrow; Verband der Migrantenorganisationen Halle (VeMO) e.V. ; MiSO-Netzwerk Hannover e.V. ;  Netzwerk der Kulturen Heilbronn e.V. ; Brücke der Kulturen Hildesheim e.V. ; Türkische Gemeinde Schleswig-Holstein e.V., Kiel; Solibund e.V., Köln; MEPa e.V., Leipzig und Potsdam;  Interkulturelle Begegnungsstätte e.V. Haus der Kulturen, Lübeck;  Radio für Migration und Hilfen e.V., Mönchengladbach;  MORGEN e.V., München;  Afrika Kooperative e.V., Münster; Raum der Kulturen Neuss e.V. ; MOiN e.V., Nürnberg;  Bildungszentrum in Migrantenhand e. V., Reutlingen;  Haus Afrika e.V., Saarbrücken; Tutmonde e.V, Stralsund; Forum der Kulturen Stuttgart e.V. ; Kulturbrücke Palästina Thüringen e.V., Weimar; Wittener Institut für Interkulturelle Kompetenz e.V.

Anschlag in Halle: BV NeMO solidarisch gegen rechte Gewalt

By | Alle Beiträge, Halle (Saale), Stellungnahme | No Comments

Der Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen (BV NeMO) e.V. ist zutiefst betroffen vom antisemitischen Terroranschlag in Halle.

Unser tiefstes Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer.

Nachdem es dem Täter misslungen war, an Yom Kippur in eine Synagoge einzudringen, griff er einen türkischen Imbiss an und tötete dabei einen Mann und eine Frau, die sich zufällig in der Nähe befanden.

„Die Tat reiht sich ein in Vorfälle am Islamischen Kulturzentrum in Halle-Neustadt, in tägliche Pöbeleien gegenüber Migrantinnen und Migranten in der Stadt und in die Sprache von montäglichen Demo-Reden, welche die Bürger von Halle über sich ergehen lassen müssen“, erklärt Gunter Willinsky, Mitglied im Vorstand des BV NeMO-Partners Verband der Migrantenorganisationen Halle (Saale) VeMO e.V.

Vor wenigen Wochen war VeMO e.V. Mitveranstalter der samo.fa-Bundesidalogkonferenz in Halle, bei der rund 120 Teilnehmende über die Teilhabechancen für Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte diskutiert haben. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Eröffnung der Interkulturellen Woche statt, die dieses Jahr ihren Auftakt in Halle feierte.

Vertreter*innen von VeMO e.V. haben vor Ort in der Folge des Anschlags an verschiedenen Protestmärschen und Gedenkveranstaltungen wie dem Friedensgebet in der Marktkirche teilgenommen, um ihre Solidarität mit den Opfern zu bekunden und sich dem wachsenden Rechtsextremismus in Deutschland entgegen zu stellen.

Der Bundesverband NeMO und seine Mitglieder verurteilen jede Form von Rassismus. Rassismus tötet.

 

Wir stehen solidarisch mit allen von Menschenfeindlichkeit betroffenen Gruppen zusammen.

Wir werden nicht schweigen und wir werden nicht wegsehen.

Migrant*innen-Organisationen heute: Immer stärker in der lokalen Flüchtlingsarbeit – Dritte samo.fa – Bundesdialogkonferenz in Halle (Saale)

By | Alle Beiträge, Halle (Saale), Projektergebnisse, Veranstaltungen | No Comments

Es war eine Konferenz, in der endlich nun auch über Erfolge gesprochen wurde: bei der Unterstützung von Geflüchteten auf ihrem langen und schwierigen Weg in den neuen Alltag. Unter der Überschrift „Angekommen? Teilhaben jetzt!“ trafen sich am 20. und 21. September 2019 im altehrwürdigen Stadthaus in Halle (Saale) Aktive aus 34 Standorten von samo.fa mit Expert*innen aus Politik, aus Verbänden und aus der Wissenschaft, insgesamt um die 120 Teilnehmer*innen. Dialogkonferenz eben.

Noch einmal zur Erinnerung: samo.fa steht für „Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit“ und wird seit 2016 von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert. Träger dieses großen bundesweiten Vorhabens ist der Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen (BV NeMO) mit Sitz in Dortmund.

Halle als Beispiel

Schon Oberbürgermeister Wiegand machte in seinem Grußwort zu Beginn der Konferenz deutlich: Alle Städte sind mittlerweile Einwanderungsstädte. Und: Für ein gutes und respektvolles Zusammenleben sind Migrantenorganisationen als Partner unverzichtbar. Er hob den engen Austausch mit dem Verbund der Migrantenorganisationen in Halle (VeMO) hervor; VeMO ist das Gesicht von samo.fa in Halle und war Mitveranstalter der Dialogkonferenz. Wie angesehen VeMO mittlerweile ist – aber auch, wie klar sich Halle als vielfältige Stadt positioniert – wird daran deutlich, dass dieses Jahr gemeinsam die Auftaktveranstaltung und das bunte Programm der „Interkulturellen Woche“ durchgeführt wird. Halle zeigt sich damit auch als guter Ort für die Bundesdialogkonferenz.

Der lokale Ansatz: Nahe bei den Menschen

Dr. Ümit Koşan, Vorsitzender des BV NeMO und Mitglied im Leitungsteam von samo.fa, zog einleitend eine positive Bilanz der bisherigen Arbeit: Der lokale Ansatz, der jeweils durch eine hauptamtliche Stelle unterstützt wird, hat sich bewährt, weil er ganz nah an den Lebenszusammenhängen der Menschen mit Fluchtgeschichte angesiedelt ist. Das wurde dann auch bunt und lebendig demonstriert, als viele Beteiligte im Block „Halle als Beispiel“ Einblick in ihre Aktivitäten gaben.  Gerade diese Nähe zu den Menschen mit Fluchtgeschichte sei samo.fa besonders gut gelungen, hob in ihrem Beitrag auch Dr. Claudia Martini vom Arbeitsstab der Bundesintegrationsbeauftragten hervor. Die Migrantenorganisationen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, haben „vor Ort“ Gewicht und Stimme gewonnen und sind aus dem Kreis der wichtigen Akteure nicht mehr wegzudenken.

Außerdem wurden 100 Botschaften als Ergebnisse aus den lokalen Konferenzen aller Partner*innen zusammengetragen und präsentiert. 

Die Ergebnisprotokolle der Workshops gibt es hier. 

Verbünde auf lokal-kommunaler Ebene: eine wichtige Entwicklung

Als eine besondere Erfolgsbedingung erwies und erweist sich der Zusammenschluss verschiedener Migrantenorganisationen zu herkunftsübergreifenden, religionsneutralen lokalen Verbünden. Nahezu überall sind solche Verbünde entstanden oder in der Vorbereitung oder Planung. Damit tritt ein neuer Typ von Migrantenorganisationen auf, der sehr viel Potenzial hat. Diese Erfahrung zog sich im Übrigen durch die gesamte Konferenz durch und spielte auch in der abschließenden Runde am Ende des 2. Tags noch einmal eine wichtige Rolle. Dort wurde nämlich bei den Ausführungen der Gesprächspartner aus der „kommunalen Familie“ deutlich: es wird gewünscht, dass die Migrantenorganisationen eine wichtige Rolle im lokal-kommunalen Feld spielen, aber in Hinblick auf ihre Teilhabe auf Augenhöhe gibt es noch „viel Luft nach oben“.

Es bleibt viel zu tun

Es bleibt viel zu tun: Weil der Weg in den neuen Alltag schwierig und langwierig ist, brauchen die Menschen mit Fluchtgeschichte auch weiterhin eine nahe und gut zugängliche Begleitung und es braucht Begegnungsräume. Die Bedarfe und Bedürfnisse differenzieren sich mit der Zeit weiter aus – dies war Thema in den Facharbeitsgruppen, in denen Inputs und Erfahrungsberichte sich ergänzten. Mehr in die Aufmerksamkeit rücken dabei auch strukturschwache Räume, insbesondere, aber nicht nur in Ostdeutschland. Dem trägt samo.fa übrigens schon jetzt dadurch Rechnung, dass mit Erfurt, Güstrow und Weimar drei der vier zusätzlichen Standorte in Ostdeutschland liegen. Schließlich machten die Beiträge in einem Themenfenster auf wichtige Veränderungen der migrationspolitischen Rahmenbedingungen aufmerksam: neben dem erstarkenden Rechtspopulismus führen auch die neuen Asylgesetze teilweise erschwerende und mit grundlegenden Ansprüchen an Menschenwürde kollidierende Bedingungen, insbesondere für Menschen, die (noch) nicht über eine gesicherte Bleibeperspektive verfügen.

Ergebnisse aus den verschiedenen Workshops gibt es im internen Bereich zum Download.

Händel-Musik auf der Oud

Um Menschenwürde und um die vielfältigen Gründe für Flucht ging es Beginn dieses zweiten Tages der Film „Tokanara“ eindrucksvoll. Der Tag endete versöhnlich damit, dass zwei aus Syrien stammende Musiker auf Oud und Gitarre die Sarabande von Georg-Friedrich Händel, dem großen Sohn der Stadt Halle und auch Migrant, spielten.

WK

Bundesdialogkonferenz in Halle (Saale)

By | Alle Beiträge, Halle (Saale), Veranstaltungen | No Comments

Bundesweites Netzwerk von Migrantenorganisationen setzt sich für Teilhabe von Menschen mit Fluchtgeschichte ein

Am 20./21.September 2019 treffen sich Vertreter*innen aus Migrant*innenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit aus 34 Städten in Halle (Saale), um mit Gästen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft über Perspektiven auf das Zusammenleben im Einwanderungsland Deutschland zu diskutieren.

Unter dem Motto „Angekommen? Teilhaben jetzt!“ findet am 20./21. September im Stadthaus der Stadt Halle (Saale) die Bundesdialogkonferenz des bundesweiten samo.fa-Netzwerkes aus rund 500 Migrant*innenorganisationen statt. Samo.fa steht für die „Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit“ und wird vom Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. (BV NeMO) getragen. Die Organisationen und Aktiven mit eigener oder familiären Migrationsgeschichte im Netzwerk unterstützen und begleiten seit 2016 in 34 Städten 13 Bundesländern Menschen mit Fluchtgeschichte beim Ankommen in der deutschen Gesellschaft – und haben sich zu einem wichtigen Akteur bei der Integration von Neubürger*innen in Kommunen und Nachbarschaften entwickelt.

Auf der Konferenz wird eine Zwischenbilanz der Arbeit gezogen: Wo steht das Einwanderungsland Deutschland heute in 2019 – auch vor dem Hintergrund, dass in einigen Bundesländern rechtspopulistische Partei zunehmend Wahlberechtigte erreichen? Wie können Menschen mit Fluchtgeschichte weiter beim Ankommen in der Gesellschaft begleitet werden – um hier selbstbestimmt und gleichberechtigt zu leben? Fest steht: Der Weg ist noch lang. Und: Das Ziel muss Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen sein – für diejenigen, die schon hier sind und die, die neu dazukommen.

Gäste der Konferenz sind unter anderem der SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby und der wissenschaftliche Leiter des Zentrums für Türkeistudien an der Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Hacı-Halil Uslucan.

Vor der Veranstaltung findet eine Pressekonferenz statt.

Wann? 11 Uhr

Wo? Im Saal des Stadthauses, Marktplatz 2, 06108 Halle (Saale)

Wer kommt? Dr. Ümit Koşan und Dr. Elizabeth Beloe, Vorstand des BV NeMO und Leitungsteam von samo.fa, Dr. Tarek Ali, Vorstand von VeMO Halle e.V. und Olga Hollek, samo.fa Koordinatorin Halle (Saale)

Anmeldung bis zum 18. September an presse@bv-nemo.de.

Pressekontakt: Miriam Bunjes: +49 231 286 78 164

Das aktuelle Programm zur Konferenz gibt es hier zum Download

 

So arbeitet samo.fa

Zum Beispiel in Stralsund beim samo.fa-Partner Tutmonde e.V., wo Frauen mit Fluchtgeschichte erfolgreich in Ausbildung vermittelt werden konnten – trotz hoher bürokratischer Hürden und den vielen Vorurteilen, die den Bewerberinnen begegneten:
„Ausbildung und Arbeit zu finden, ist zentral, um wirklich in einer Stadt anzukommen und sich ein Leben aufzubauen“, sagt Jana Michael, samo.fa-Koordinatorin und Geschäftsführerin von Tutmonde e.V. Deshalb hat samo.fa Stralsund 2019 in Workshops mit geflüchteten Frauen nicht nur erarbeitet, wie und wo sie Jobangebote finden, wie Bewerbungsunterlagen erstellt werden und wie sie sich in Vorstellungsgesprächen präsentieren. „Empowerment gegen Rassismus und Diskriminierung war ein sehr wichtiger Bestandteil aller Jobtrainings“, erzählt Michael. „Die Teilnehmerinnen haben erschütternde Geschichten über Anfeindungen erzählt, insbesondere die Frauen mit Kopftuch. Sie vor diesem Hintergrund von sich und ihren Fähigkeiten am Arbeitsmarkt zu überzeugen, war die zentrale Herausforderung.“ Zur erfolgreichen Arbeit der samo.fa-Aktiven – der hauptamtlichen und der ehrenamtlichen – gehörte hier aber noch mehr: Überzeugungsarbeit bei Unternehmer*innen vor Ort, geflüchtete Frauen mit unsicherem Aufenthaltsstatus und sichtbarer Einwanderungsgeschichte einzustellen. Und zahllose Gespräche mit dem Jobcenter und dem Ausländeramt, weil einige der jetzt erfolgreich vermittelten Frauen mit unsicherem Aufenthaltsstatus in Deutschland leben. „Durch samo.fa haben wir einen guten Kontakt zur Integrationsbeauftragen des Landes aufgebaut, der uns bei diesen bürokratischen Hürden sehr genutzt hat.“

Oder in Potsdam beim samo.fa-Partner Mepa e.V., wo Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte in wöchentlichen Gesprächscafés ihr Deutsch verbessern, private und berufliche Kontakte zu Menschen aus der Nachbarschaft knüpfen – und damit gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Vorurteilen und dem Zusammenleben im Quartier leisten:
„Es leben in unserer Stadt Potsdam auch Geflüchtete, die im Alltag zu wenig Gelegenheit haben, Deutsch zu sprechen“, sagt samo.fa-Koordinator Obiri Mokini. „Das schadet ihnen dann, wenn sie ein Vorstellungsgespräch haben oder wenn sie mit den Lehrern ihrer Kinder sprechen wollen.“ Um sie dabei zu unterstützen, gibt es jeden Freitag ein Gesprächscafé, bei dem sich Menschen mit Fluchtgeschichte mit Potsdamer*innen mit deutscher Muttersprache treffen. „Gesprächssprache ist Deutsch und die deutschsprachigen Gäste verbessern Aussprache und Grammatik im lockeren Gespräch über alles Mögliche“, sagt Mokini. „Es geht um Busfahrpläne, Bibliotheksangebote, aber auch um anstehende Jobinterviews oder Erfahrungen beim Arzt.“ Manchmal kommen auch lokale Vereine und Bildungsträger und stellen ihre Angebote vor, manchmal organisieren die Gäste zusammen einen Ausflug. „Durch das Gesprächscafé hat es schon für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer geklappt, dass sie Einladungen zu Vorstellungsgesprächen bekommen haben“, sagt Mokini. „Das Deutsch wird trainiert, aber die Menschen knüpfen auch Bekanntschaften.“ Flucht, Ankommen und auch fehlende Teilhabe sind immer wieder Thema im Café: „Alle Potsdamer lernen hier viel voneinander“, sagt Mokini. „Verschiedene Perspektiven und mehr Verständnis füreinander.“

Erfolgreich professionalisiert in Halle (Saale)

By | Alle Beiträge, Arbeit, Bildung, Halle (Saale) | No Comments

Im Rahmen des samo.fa-Projekts haben Geflüchtete und Migrant*innen in Halle (Saale) erfolgreich an verschiedenen Modulen zur Professionalisierung in unterschiedlichen Bereichen teilgenommen.  Zum einen bei einer Qualifizierung für Ehrenamtliche Frauen und Männer zum Gesundheitslotsen und zum anderen bei einer Informationsveranstaltung im Modul Zugang zu Arbeit und Ausbildung für Geflüchtete Frauen und Migrantinnen inklusive rechtlicher Rahmenbedingungen.

Die Projektkoordination von VeMO Halle e.V. lobte die Kenntnisse und Fähigkeiten der Teilnehmenden am Ende der Veranstaltungsreihen und ermutigte sie zur erfolgreichen Realisierung weiterer Pläne. Insgesamt drei Monate traf sich die eine Gruppe, um Kenntnisse über das Thema Gesundheit vermittelt zu bekommen.

Die Informationsveranstaltungen im anderen Themenbereich waren einerseits darauf ausgerichtet, komplexe Informationen zu den Anforderungen an Neuzugewanderte zu vermitteln, um erfolgreich erste Schritte in den deutschen Arbeitsmarkt gehen zu können, bis hin zur Erarbeitung wesentlicher „personaler und Fach- und Methodenkompetenzen“ („Was kann ich eigentlich und welche Erfahrungen bringe ich mit?!“), gekoppelt mit den persönlichen Interessen („Was will ich eigentlich?!“). Dreizehn Frauen konnten so ihr Wissen erweitern – und sie alle wollen zeitnah ihre neuen Kenntnisse weiter ausbauen.

Die Veranstaltungen fanden in Kooperation mit DaMigra e.V. und Pro Familia Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. statt.

Drei Monate dauerte die Fortbildung zum Gesundheitslotsen.

Zum Thema Arbeit und Ausbildung wurden geflüchtete Frauen in verschiedenen Bereichen geschult.

Pressemitteilung: Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen 3 – (Keine) Krise des Ehrenamtes

By | Alle Beiträge, Gemeinsam im Alltag | No Comments

Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen – 3

Migrantenorganisationen: Keine Krise des Ehrenamtes in der Flüchtlingsarbeit

Dortmund, 9. August 2018. Drei Jahre nach dem „Flüchtlingssommer“ 2015 erleben viele soziale Organisationen eine Krise des Ehrenamtes in der Flüchtlingsarbeit: Viele Bürger*innen, die vor drei Jahren spontan gespendet, Menschen in Asylunterkünften zum Beispiel bei Behördengängen und Wohnungssuche unterstützten, haben ihr Engagement verringert oder ganz beendet. Das ist bei spontanem bürgerschaftlichen Engagement nicht selten: Dauert der Anlass für das Engagement über eine längere Zeit an, erlahmen oft Motiv und vor allem auch Kraft. „Außerdem werden die Anforderungen an Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit mit der Zeit komplizierter und es muss immer häufiger auch mit Enttäuschung und Verbitterung umgegangen werden“, sagt Dr. Wilfried Kruse aus dem Leitungsteam des im dritten Jahr laufenden Projekts samo.fa (Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit) des Bundesverbandes Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. (BV NeMO). „Spontane Dankbarkeit wie am Anfang kommt nicht mehr ohne Weiteres zurück.“ Und: Je mehr Helfer*innen sich zurückziehen, desto mehr Belastung und zum Teil Überlastung erleben die verbleibenden Freiwilligen.

Belastungen erleben auch die rund 9.000 Ehrenamtlichen aus Migrantenorganisationen, die im Rahmen von samo.fa bundesweit in 32 Städten aktiv sind. Aber: Anders als bei der spontanen Willkommenskultur bleibt ihre Unterstützung für Geflüchtete stabil und ihre Zahl geht nicht zurück, sondern steigt in einigen Städten sogar. Ein Grund dafür ist die Besonderheit des Projekts: Samo.fa wird von Migrantenorganisationen getragen und umgesetzt. „Im Unterschied zu den meisten Freundes- und Unterstützerkreisen, die sich per se nur zur Unterstützung von Geflüchteten gebildet haben, sind Migrantenorganisationen stabile Gemeinschaften, deren Fokus schon immer die Aufnahme von neuen Mitgliedern war, die neue Ideen einbringen“, sagt Beatrix Butto, samo.fa-Netzwerkbegleiterin für die süddeutschen Städte im Projekt und bei der Partnerorganisation Forum der Kulturen in Stuttgart beschäftigt. Denn viele der Migrantenorganisationen  gebe es schließlich schon seit den Anwerbeabkommen für Gastarbeiter in den 1950er Jahren. Ehrenamtliche aus Migrantenorganisationen sind in ihrem Engagement für Menschen mit Fluchtgeschichte auch deshalb stabiler, weil sie eben durch die Migrantenorganisationen einen gemeinschaftlichen, organisatorisch abgesicherten Rahmen zur Verfügung haben. Das zeigen die Erfahrungen aus allen 32 Städten des seit 2016 laufenden Projektes. Samo.fa vernetzt vor Ort Aktive aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit miteinander und mit anderen lokalen Akteuren. Deutschlandweit beteiligen sich mehr als 500 migrantische Vereine und Initiativen in 32 Städten am Projekt, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert wird.

„Ehrenamtliche mit eigener Migrations- oder Fluchtgeschichte können auch mit Rückschlägen auf dem langen Weg in den neuen Alltag in Deutschland besser umgehen“, sagt Beatrix Butto. „Sie wissen aus eigener Erfahrungen, dass es lange dauert, um alle Hürden des Ankommens zu meistern.“ Ihre eigenen Migrationserfahrungen und interkulturellen Kompetenzen führen zudem dazu, dass diese Ehrenamtlichen die Neuangekommenen beim langen Weg in den Alltag besonders einfühlsam und qualifiziert begleiten können. Das ist die Kernidee des gesamten samo.fa-Projekts, die auch beim stabilen ehrenamtlichen Engagement Erfolge zeigt.

„Es geht in der Flüchtlingshilfe in den meisten Fällen ja nicht mehr um die Beschaffung von fehlender Kleidung oder Möbeln, sondern um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“, sagt Butto. Wo und wie können sie ihre Fähigkeiten und Interesse einbringen? Für Butto steht fest: Bei Migrantenorganisationen, wo sie neue Engagementfelder und sinnvolle Aufgaben finden. „Das wirkt nicht nur der Gefahr von Desintegration  entgegen, sondern zeigt, dass Deutschland ein sehr offenes und vielfältiges Land ist, in der die Existenz von Menschen mit unterschiedlichen Migrationsgeschichten Normalität ist“, sagt die Netzwerkbegleiterin.

Auch für die aktiven Migrantenorganisationen selbst hat dies Vorteile, sagt Beatrix Butto: „Sie gewinnen durch Flüchtlingsarbeit Mitglieder und entwickeln sich damit weiter. Und auch die neuen Bürgerinnen und Bürger mit Fluchtgeschichte werden aktiver Teil dieser Gemeinschaft und bringen ihre Interesse und Kompetenzen mit ein.“

Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Migrationsforschung und interkulturellen Studien der Universität Osnabrück und des Bonner Friedens- und Konfliktforschungsinstituts BICC  haben ein Drittel aller Flüchtlingshelfer in Deutschland eine eigene Migrationsbiographie.

Wie kann die erfolgreiche Arbeit der Migrantenorganisationen vor Ort weitergeführt und das Engagement erhalten bleiben? Am 14./15. September zieht samo.fa auf der bundesweiten samo.fa Konferenz mit Projektpartnern und Vertreter*innen aus Stadt-, Landes- und Bundespolitik und Zivilgesellschaft Bilanz.

Hier gibt es Projektergebnisse.

Die Pressemitteilung als PDF downloaden. 

Mehr Informationen über den Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. unter: www.bv-nemo.de

Pressemitteilung: Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen 2 – Fehlender Wohnraum

By | Alle Beiträge, Gemeinsam im Alltag, Köln | No Comments

Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen – 2
Fehlende Wohnungen sind ein großes Integrationshindernis

Dortmund, 2. August 2018. Überall in Deutschland fehlt bezahlbarer Wohnraum – vor allem in den Großstädten. Für Geflüchtete bedeutet das, dass sie sehr lange in Übergangseinrichtungen leben. Viele ziehen bereits seit drei Jahren von einer Notunterkunft in die nächste, oft in immer neue Stadtteile. „Eine eigene Wohnung ist aber eine Grundvoraussetzung, um anzukommen und sich Zuhause zu fühlen“, sagt Julia Wellmann, Koordinatorin des Kölner samo.fa-Projektes. Samo.fa steht für Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit und vernetzt in 32 Städten in Deutschland ehrenamtliche Flüchtlingshelfer*innen aus Migrantenorganisationen miteinander und mit anderen Akteuren der Stadtgesellschaft. Bundesweit sind mehr als 500 Migrantenorganisationen an samo.fa beteiligt. Wohnraum für Geflüchtete ist bundesweit ein Problem, zeigen ihre Erfahrungen. Besonders in Städten mit einem angespannten Mietmarkt wie Köln ist es extrem schwierig, als Geflüchteter eine passende Wohnung zu finden: In der Millionenstadt fehlen generell rund 6.000 Wohnungen. Zu Wohnungsbesichtigungen kommen daher hunderte Interessenten, bringen wie für ein Vorstellungsgespräch Mappen mit Referenzen mit.

„Wer warum dann keine Wohnung bekommt, ist überhaupt nicht nachvollziehbar, denn der Mietmarkt ist größtenteils privat“, sagt Wellmann. „Die Vermieter können nach ihren eigenen Vorstellungen entscheiden, wer die Wohnung kriegt: Geflüchtete sind es oft nicht.“ Ohne Wohnung fällt Integration aber schwer, beobachten die samo.fa-Partner vor Ort bundesweit. In Gemeinschaftseinrichtungen fehlt es an Privatsphäre, aber die ist sehr wichtig für das Heimisch-Fühlen. „Der Wohnungsmangel in Deutschland ist eine der größten Hürden bei der Integration“, sagt Dr. Wilfried Kruse vom samo.fa-Leitungsteam auf Bundesebene. Ein Problem, für das allerdings keine schnelle Lösung in Sicht ist. Das sagen auch die lokalen Koordinatorinnen in Köln. Zwar versuchen auch Ehrenamtliche aus Migrantenorganisationen manchmal Wohnungen über private Kontakte zu vermitteln. „Es gibt aber schlicht zu wenige: Dieses Problem können Flüchtlingshelfer nicht lösen“, sagt Yvonne Niggemann, die zusammen mit Julia Wellmann im Solibund e.V. das samo.fa-Netzwerk koordiniert.

Und auch dann, wenn die Wohnungssuche erfolgreich war, bleiben oftmals Probleme, sagen die Kölnerinnen. Denn mit dem Einzug in eine Wohnung könne einhergehen, dass das bisherige Hilfenetz verloren gehe, Isolierung und Vereinsamung könne drohen, das zeigen auch die Erfahrungen aus anderen Städten. Nicht selten befinden sich die Wohnungen, die Geflüchtete letztendlich finden, in Stadtteilen, in denen sich soziale Probleme ballen. „Es ist nicht einfach, die Menschen in den Wohnungen zu erreichen“, sagt Julia Wellmann. In Köln fördert das samo.fa-Projekt deshalb Begegnungsräume in der Nachbarschaft, in denen sich alle Bewohner*innen eines Viertels treffen können – zu Aktivitäten wie gemeinsames Gärtnern oder zum Kaffee trinken. „So lernen sich die Nachbarn untereinander kennen und sind im Alltag füreinander da.“ Migrantenorganisationen sind dabei die Mittler, weil ihre Aktiven aus eigener Erfahrung mit dem Ankommen in Deutschland, ihrer Mehrsprachigkeit und interkulturellem Wissen, eine Brücke in die Nachbarschaft und damit die Stadtgesellschaft sind. Migrantenorganisation bieten selbst oftmals auch einen Ort der Begegnung, wie z.B. das „Haus der Vielfalt“ in Dortmund oder das „Haus der Kulturen“ in Braunschweig.

Ein Ziel des laufenden dritten Projektjahres von samo.fa. ist es vor allem, die Unterstützung nahe beim Alltagsleben der Menschen mit Fluchtgeschichte zu stabilisieren, im Feld von Wohnen und Quartier, wie auch in anderen Lebensbereichen. Und es geht um eine langfristige Verankerung der Rolle der Migrantenorganisationen in der lokalen Flüchtlingsarbeit. Dafür laufen seit Mai im ganzen Land lokale Konferenzen, an denen Akteure der Stadtgesellschaft über nachhaltige Kooperationsmöglichkeiten diskutieren.

Auf der bundesweiten samo.fa Konferenz mit Projektpartnern und Vertreter*innen aus Stadt-, Landes- und Bundespolitik und Zivilgesellschaft am 14./15. September in München wird Bilanz
gezogen: Wie kann die erfolgreiche Arbeit der Migrantenorganisationen vor Ort weitergeführt werden?

Ansprechpartner Köln: Solibund e.V.

Yvonne Niggemeier unter 0163 21 80 958 und Julia Wellmann unter 0176 647 776 28

Hier gibt es Projektergebnisse.

Die Pressemitteilung als PDF downloaden. 

Mehr Informationen über den Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. unter:
www.bv-nemo.de

Pressekontakt: 0231 286 78 754 oder 030 56820303, presse@bv-nemo.de

Pressemitteilung: Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen 1

By | Alle Beiträge, Gemeinsam im Alltag | No Comments

Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen – 1

Bundesweites Netzwerk macht auf Integrationshürden aufmerksam

Dortmund, 26. Juli 2018. Drei Jahre nach dem „Flüchtlingssommer“ 2015 zeigt sich: Der Weg der Geflüchteten, die hierbleiben, in ihren neuen Alltag ist lang und schwierig. „Dies gerät angesichts der aufgeheizten öffentlichen Diskussion leicht aus dem Blick – mit Risiken für die Betroffenen, aber auch für die Gesellschaft insgesamt“, sagt Dr. Wilfried Kruse aus dem Leitungsteam des im dritten Jahr laufenden Projekts samo.fa (Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit) des Bundesverbandes Netzwerke von Migrantenorganisationen (BV NeMO e.V.) Der Bedarf dieser Menschen mit Fluchtgeschichte an zugewandter Beratung und Begleitung ist sogar gestiegen, zeigen die Erfahrungen aus den bundesweit 32 Städten, in denen samo.fa das Engagement Ehrenamtlicher aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit unterstützt. „Gleichzeitig steigt auch das Risiko zunehmender Frustration“, sagt der Dortmunder Sozialforscher Kruse. „Denn der Prozess des Ankommens ist noch lange nicht abgeschlossen.“

Eine der größten Barrieren für das wirkliche Ankommen Geflüchteter in der deutschen Gesellschaft sieht auch das bundesweite samo.fa -Netzwerk im angespannten Wohnungsmarkt. „Hier gibt es keine Aussicht auf schnelle Lösungen“, sagt Dr. Wilfried Kruse. Auch auf dem Arbeitsmarkt sind die wenigsten schon angekommen, jedenfalls, wenn es um stabile legale Beschäftigung mit ausreichender Bezahlung geht. Schwierigkeiten bereiten zudem weiterhin die Zugänge zum Gesundheits- und Bildungssystem, zeigt die Projektauswertung. Und: Überall berichten in der Flüchtlingsarbeit Aktive von Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen in einem insgesamt schwieriger werdendem gesellschaftlichen Klima. Auch leben viele Geflüchtete – trotz bereits längerem Aufenthalt in Deutschland – mit unsicherem Aufenthaltsstatus und der Ungewissheit, wann und ob ihre Familienangehörigen nachkommen werden. „Existenzielle Unsicherheiten bestimmen das Leben vieler Geflüchteter“, sagt Kruse. „Es bestehen erhebliche Risiken, auf dem Weg in den Alltag zu scheitern und in einer prekären Lebenslage zu bleiben.“

Migrantenorganisationen und ihre aktiven Ehrenamtlichen übernehmen in den samo.fa-Projekten vor Ort eine Lotsenfunktion beim Ankommen in der Stadtgesellschaft und beim Abfedern von Risiken – in enger Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und mit den Kommunen. Das Besondere: Samo.fa wird von Migrantenorganisationen getragen und umgesetzt. Deutschlandweit beteiligen sich mehr als 500 migrantische Vereine und Initiativen in 32 Städten am Projekt, das seit 2016 vom Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. durchgeführt und von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert wird. Seitdem haben sich vor Ort Aktive aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit miteinander und mit anderen Akteuren aus ihrer Kommune vernetzt und Migrantenorganisationen zu Verbünden zusammengeschlossen. Ihre Veranstaltungen und Angebote nutzten allein in 2017 mehr als 100.000 Menschen. Durch ihre eigenen Migrationserfahrungen und interkulturellen Kompetenzen konnten und können diese Ehrenamtlichen die Neuangekommenen beim langen Weg in den Alltag besonders einfühlsam und qualifiziert begleiten – so die Kernidee von samo.fa. Das Grundprinzip: Die Migrantenorganisationen arbeiten herkunftsübergreifend miteinander, vernetzen ihre unterschiedlichen Fähigkeiten und Angebote für das gemeinsame Anliegen: Dort, wo sie selbst leben und wohin nun neue Geflüchtete gekommen sind, wollen sie dazu beitragen, die Lebensverhältnisse der Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte zu verbessern und sie „auf Augenhöhe“ mitgestalten. „Würde das Engagement von Aktiven aus Migrantenorganisationen in der nächsten Zeit stark zurückgehen, hätte dies negative Auswirkungen für Integration und Teilhabe der Geflüchteten auf ihrem langen Weg in einen normalen neuen Alltag“, sagt auch Dr. Ümit Koşan, Vorsitzender des BV NeMOs und Teil des dreiköpfigen samo.fa-Leitungsteams. „Ziel des laufenden dritten Projektjahres ist es vor allem, die Unterstützung nahe beim Alltagsleben der Menschen mit Fluchtgeschichte stabil zu machen und eine langfristige Verankerung und die Anerkennung der Rolle der Migrantenorganisationen in der lokalen Flüchtlings-arbeit zu erreichen. Dafür laufen seit Mai im ganzen Land lokale Konferenzen, an denen Akteure der Stadtgesellschaft über nachhaltige Kooperationsmöglichkeiten diskutieren.

Auf der bundesweiten samo.fa Konferenz mit Projektpartnern und Vertreter*innen aus Stadt-, Landes- und Bundespolitik und Zivilgesellschaft am 14./15. September in München wird Bilanz gezogen: Wie kann die erfolgreiche Arbeit der Migrantenorganisationen vor Ort weitergeführt werden?

Hier gibt es Projektergebnisse.

Die Pressemitteilung als PDF downloaden.

 

Mehr Informationen über den Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. unter: www.bv-nemo.de
Pressekontakt: 0231-286 78 754, presse@bv-nemo.de

“Gemeinsam im Alltag” in Heilbronn

By | Alle Beiträge, Gemeinsam im Alltag, Heilbronn | No Comments

Heilbronner Migrantenorganisationen engagieren sich für und mit Geflüchteten. Dieses Engagement unterstützt seit 2016 das bundesweite Projekt samo.fa (Stärkung von Aktiven aus Migrantenorganisationen). Der Ende 2017 gegründete Dachverband von Heilbronner Migrantenorganisationen – das Netzwerk der Kulturen Heilbronn e.V. – verstärkt und unterstützt weiterhin Vereine in ihrem Handeln. Um die Zusammenarbeit zu erhöhen, kam der Impuls seitens samo.fas, eine lokale Konferenz unter dem Motto „Gemeinsam im Alltag” zu veranstalten, wie gerufen.

Mit den beiden Fragen im Hintergrund: „Wie sieht das Engagement von Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit 2019 aus?“ zum einen und „welche Kooperations- und Unterstützungsmöglichkeiten bestehen seitens der kommunalen Akteure?“ zum anderen, gab es ein buntes Potpourri von vier Impulsvorträgen und Plenums-Diskussionen, die eines gezeigt haben: Heilbronns Migrantenorganisationen werden sehr wohl von den politischen Akteuren wahrgenommen und sollten ihre Anstrengung aufrecht erhalten, sich noch besser zu vernetzen.

Dabei geht es zumindest in Heilbronn darum, mit der Arbeitsgemeinschaft Flüchtlingsarbeit näher zu rücken, um einzelne Projekte mit den Vereinen herauszuarbeiten und umzusetzen und das geschaffene Netzwerk der Stabsstelle Partizipation und Integration noch stärker zu nutzen. Alle Teilnehmer der Konferenz haben sich für die Teilnahme an der Bundesgartenschau ausgesprochen und hoffen für die Zukunft, dass das bisherige hohe Engagement auch zukünftig redaktionellen Anklang in den lokalen und überregionalen Medien findet.

Alles in allem war es eine intensive Konferenz, deren Früchte schon absehbar sind.

(v. links n. rechts): Abraham Halle (eritreischer Verein), Shamim Sattar (dt. -Indischer Verein Bharatiya), Sibylle Schmidt (dt. -afrikanischer Verein) Dr. Bora Tuncer (Turkish Round Table Club), Sam Abdoulaye (dt. -afrikanischer Verein), Roswitha Keicher (Stabsstelle Partiziption & Integration), Martin Melke (Suryoye Kirchhausen), Sonia Baptista-Fleckenstein (Beija-Flor-Brasil), Ruth Kafitz (Netzwerk der Kulturen), Tülay Güner (adis e. V.), Kathrin Lehel (Caritas – ARGE Flüchtlingsarbeit), Beatrix Butto (samo.fa) Anja Lobmeier (AWO – ARGE Flüchtlingsarbeit), Panos Pantaliokas (Griechische Gemeinde), Fikri Melke (Suryoye Kirchhausen), Zeki Oztas (Suryoye Kirchhausen)

Übersicht zum Weltflüchtlingstag 2018

By | Alle Beiträge | No Comments

Am 20. Juni findet der Weltflüchtlingstag statt. Zahlreiche Partner des samo.fa-Projekts nehmen diesen Tag zum Anlass, auf die Lage der Geflüchteten in Deutschland hinzuweisen und den Menschen das Thema “Flucht” näher zu bringen. Aber es soll auch auf die Stärke und Entschlossenheit der Menschen aufmerksam gemacht werden, die ihre Heimat verlassen mussten und jetzt in einem neuen Land ankommen.

Zum Programm gehört die lokale Konferenz der Reihe “Gemeinsam im Alltag” in Hoyerswerda, bei der Ehrenamtlich Aktive und Geflüchtete mit Akteuren der Stadt ins Gespräch kommen.

In München veranstaltet der lokale samo.fa Partner MORGEN e.V. zudem eine Party unter dem Motto “Prost- Heimat”.

Interessant ist auch die Radiosendung des Partners Brücke der Kulturen Hildesheim e.V., die zusammen mit dem Arbeitskreis Ehrenamtskoordinierung der Flüchtlingsarbeit (u.a. anderem bestehend aus Vertreter*innen der Stadt Hildesheim, des Landkreises Hildesheim, Caritas, des Diakonischen Werks und den Johannitern) aufgenommen wurde. Thema sind dringende Anliegen von Geflüchteten und Ehrenamtlichen in Hildesheim.

Die Sendung wird um 13:00 Uhr auf dem lokalen Radiosender Radio Tonkuhle 105,3 ausgestrahlt und ist einer von vielen unterschiedlichen Programmpunkten zum Thementag des Projektes Refugee Radio Hildesheim (die Sendung kann auch im Livestream verfolgt werden).

In Witten beteiligt samo.fa sich an einer Großausstellung am Berliner Platz. Dort stellen verschiedene Künstler ihre Werke zum Thema “Flucht” aus. Zahlreiche Geschäfte dienen an diesem Nachmittag daher als Galerie, statt schoppen kann eindringliche Kunst betrachtet werden.

Zudem findet ein Gesprächskreis in Freiburg statt sowie ein Netzwerktreffen für geflüchtete Frauen im Haus der Vielfalt in Dortmund.

Konferenz “Gemeinsam im Alltag” in Bielefeld

By | Bielefeld, Gemeinsam im Alltag | No Comments

Am 29. Mai kamen im Rahmen lokalen Konferenz des Bundesprojekts samo.fa 36 Akteure aus der Geflüchtetenhilfe im Technischen Rathaus der Stadt Bielefeld zusammen, um Überlegungen zu artikulieren, die einer langfristigen Integrationsperspektive der Neuzugewanderten in Bielefeld dienen sollen. Ferner hat samo.fa Bielefeld den Teilnehmenden der Veranstaltung seine lokalen Stadtteilangebote kundgetan.

Kernbestandteil der Konferenz war die Darstellung und die anschließende Diskussion über das lokale samo.fa Nachhaltigkeitskonzept des neu gegründeten Vereins „BINEMO e.V.“ als lokaler Partner von samo.fa Bielefeld.

Das Konzept veranschaulicht Ideen darüber, in welcher Form das Projekt (z.B. Aufgaben der lokalen Koordinatorinnen, Tätigkeitsfelder der Ehrenamtlichen, Fördervorschläge zu den Stadtteilangeboten) nach der Bundesförderung im nächsten Jahr weiterfinanziert werden könnte. In der Diskussion berichteten die Stadtteilkoordinator*innen von den bisherigen erfolgreichen Kooperationen mit dem samo.fa Projekt und begrüßten eine weitere Zusammenarbeit. Die samo.fa Ehrenamtlichen erzählten von ihren alltäglichen Herausforderungen in der Arbeit mit Geflüchteten und dankten samo.fa für die bisherige Begleitung und Unterstützung.

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Büro für integrierte Sozialplanung und Prävention und dem Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Bielefeld statt. Frau Gisela Krutwage, Amtsleitung des Büros für Integrierte Sozialplanung und Prävention, betonte, wie wichtig Gespräche mit Migrantenorganisationen seien, da der Kontakt mit ihnen viele Perspektiven und dadurch neue Ideen ermöglicht. Ferner beschrieb sie die Aufgaben der Bielefelder Stadtteilkoordinator*innen als wichtige Akteure in der Geflüchtetenhilfe. Zuletzt konstatierte sie, dass nicht nur Diskussionen zwischen verschiedenen Akteuren, sondern auch gemeinsame Feste wichtig seien. Frau Annegret Grewe, Integrationsbeauftragte der Stadt Bielefeld, hob die Relevanz der Arbeit mit Migrantenorganisationen hervor und unterstrich die Notwendigkeit der nachhaltigen Planung der Stadtteilangebote in Bielefeld, da die Integration von Neuzugewanderten ein kontinuierlicher Prozess sei.

Dr. Andrés Otálvaro, Netzwerkbegleiter West des Bundesverbandes Netzwerk von Migrantenorganisationen e.V. (NEMO e.V.), berichtete von der Entwicklung des samo.fa Projekts seit April 2016. Desweiteren erzählte er von den lokalen samo.fa Konferenzen an den weiteren 31 samo.fa-Standorten sowie den samo.fa Handlungsfeldern a) Stadtteilarbeit/Mitbürgerschaft, b) Gesundheit, c) Bildung und d) Arbeitsmarkt. In diesem letzten Jahr verfolgt das samo.fa Projekt die Ziele „Nachhaltigkeit, Konsolidierung und Transfer“, um langfristige Strukturen schaffen zu können.

Cemalettin Özer, Vorstandsmitglied des Bielefelder Netzwerks der Migrantenorganisationen e.V., stellte den neu gegründeten Verein BINEMO e.V. vor und veranschaulichte die Intention zur Vernetzung des Vereines: „In Bielefeld gibt es ca. 50 aktive Migrantenorganisationen. Wir möchten diese für unseren Verein gewinnen“.

Gülişah Özdoǧanlar, lokale Koordinatorin von samo.fa Bielefeld, stellte anschließend die elf samo.fa Ehrenamtlichen aus den sechs verschiedenen Migrantenorganisationen sowie die sieben aktuellen Kooperationsprojekte in den unterschiedlichen Stadtteilen Bielefelds vor: So gibt es zum Beispiel das „Sprachcafé im Caritas-Treff“ an der Oldentruper Str., ein monatliches „Bildungsfrühstück für geflüchtete Frauen“ und Migrantinnen im Frauenkulturzentrum e.V., einen „Nähtreff für geflüchtete Frauen“ im Quartierszentrum Oberlohmannshof, das neue Angebot „Sprachcafé in Sennestadt“ oder das ebenso neue Angebot „Computerkurs für geflüchtete Frauen“. Ferner berichtete sie von den geplanten Angeboten wie Qualifizierungen für Ehrenamtliche, ein Angebot für geflüchtete Männer und den Fahrradkurs für geflüchtete Frauen.

Der letzte Teil des Programms war der Kultur gewidmet: Neben Spezialitäten aus Senegal hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, auf den Geschmack von zwei Musikstücken der Gruppe „Tigro Orchestra“ (Dakar, Senegal) unter den Klängen der Trommeln und dem Gesang der samo.fa Ehrenamtlichen, Marieme N`Dir (Senegambia e.V.), zu kommen.

Am Ende der Veranstaltung setzte der syrische Musiker, Ahmad Fakhri, sein selbst geschriebenes Lied „Meine Geschichte“ in Szene. In dem Lied erzählt er von seiner Fluchtgeschichte, die er „mit allen anderen unbegleitet minderjährigen Flüchtlingen“ teilt.

Alle Teilnehmenden empfanden die Veranstaltung als aufschlussreich: „Sowohl Migrantenorganisationen als auch soziale Projekte für MigrantInnen sind für die soziale Integration unabdingbar. Mit ihren charakteristischen Merkmalen repräsentieren sie Alleinstellungsmerkmale, die sie von allen anderen Akteuren und Bestrebungen in der Sozialarbeit hervorheben“, fasste Gülişah Özdoǧanlar zusammen.

Annegret Grewe, Gisela Krutwage (v.l.), Foto: Ergün Uyanik

Gülişah Özdoǧanlar, Annegret Grewe, Cemalettin Özer, Carla Oberschelp (v.l.), Foto: Ergün Uyanik

Gruppenbild der lokalen samo.fa Konferenz in Bielefeld, 29.05.2018, Foto: Ergün Uyanik

Andrea Steinberg (Büro für integrierte Sozialplanung und Prävention, Stadt Bielefeld), Ute Joachim (Stadtteilkoordinatorin Bielefeld Jöllenbeck/Oberlohmannshof) (v.l.), Foto: Ergün Uyanik

Dr. Andrés Otálvaro, der samo.fa Netzwerkbegleiter der Region West. Foto: Ergün Uyanik

Ahmad Fakhri (im Hintergrund das Video zum Song „Meine Geschichte“ (v.l.), Foto: Ergün Uyanik

„Tigro Orchestra“ und Marieme N´Dir (samo.fa Ehrenamtliche) (v.l.), Foto: Ergün Uyanik

Gruppenfoto: „Tigro Orchestra“ und Mariama Jalloh (samo.fa Ehrenamtliche) (Mitte.), Foto: Ergün Uyanik

“(K)EINE Rolle der Migrantenorganisationen zur Gestaltung kommunaler nachhaltiger Integration?” – Konferenz in Halle (Saale)

By | Gemeinsam im Alltag, Halle (Saale) | No Comments

“(K)Eine Rolle der Migrantenorganisationen zur Gestaltung kommunaler nachhaltiger Integration?“- Das war das Thema der lokalen samo.fa Konferenz im Literaturhaus am 31. Mai in Halle(Saale) mit rund 50 Teilnehmenden. Organisiert wurde die Konferenz gemeinsam mit der Stadt Halle (Saale) und dem Ausländerbeirat der Stadt Halle (Saale) im Rahmen von “Gemeinsam im Alltag”.

Nach der Eröffnung der Konferenz durch Dr. Tarek Ali, Vorsitzender des Verbands der Migrantenorganisationen Halle (Saale) e.V.  (VeMo), fanden Einführungsvorträge statt zur Frage: “Wie ist die Entwicklung der kommunalen Flüchtlingspolitik in Halle und die Beteiligung der Migrantenorganisationen (MO)?”

Die Beauftragte für Migration und Integration der Stadt Halle (Saale) und  Leiterin des Netzwerkes für Migration und Integration der Stadt Halle(Saale), Petra Schneutzer, skizzierte den Beitrag, den Migrantenorganisationen bereits seit vielen Jahren in der Arbeit mit Geflüchteten und der nachhaltigen Förderung leisten, und stellte die aktuellen Zahlen dazu vor.

Dr. Ümit Koşan, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes NeMO, betonte, wie wichtig die nachhaltige Förderung des Engagements von Migrantenorganisationen in ihrer  Arbeit mit Geflüchteten ist, deren Engagement oftmals langfristig ausgelegt und der Zugang aufgrund sprachlicher und kultureller Nähe leichter ist.

Die anschließende Podiumsdiskussion behandelte die Rolle von Migrantenorganisationen, die politischen und sozialen Herausforderungen in der kommunalen nachhaltigen Integration sowie die Förderung von MO’s. Netzwerke stärken die Kommunikation miteinander, darin waren sich die Teilnehmenden einig.

Doch die Themen sind komplexer: Angesichts vieler unterschiedlicher Interessen der Beteiligten entstanden angeregte Diskussionen über die Herausforderungen, Probleme und mögliche Lösungsansätze.

„Asylprobleme sind unsere Probleme“ – erklärte etwa Olga Ebert, Vorsitzende des Fördervereins der Deutschen aus Russland in Sachsen-Anhalt e.V. und Vertreterin der MO’s. Lücken im Gesetz zu schließen, damit die Mitbestimmung auch in der Kommune funktioniert, war für die Teilnehmenden jedoch nicht vorrangig. Hingegen hielten die Teilnehmenden die Beteiligung und Einbeziehung aller Migrantenorganisationen in der kommunalen Integration für ebenso wichtig.

Jan Kaltofen, der Geschäftsführer des Jobcenters Halle (Saale), skizzierte ein „Modelprojekt“ für die Zukunft, welches auf Migrant*innen und Geflüchtete ausgerichtet sei. Auch Arbeitsorganisationen und Sportaktivitäten sollen dabei aktiv mit Migrantenorganisationen gestaltet werden.

Einig waren sich die Teilnehmenden darüber, dass die generellen Strukturen für Projekte, die mit einer Laufzeit begrenzt sind, nicht aufrecht erhalten werden können. Es sei jedoch wichtig, die aufgebaute Beziehung zwischen Geflüchteten und Migrantenorganisationen darüber hinaus zu erhalten.

“Gemeinsam im Alltag” in Hildesheim

By | Gemeinsam im Alltag, Hildesheim | No Comments

“Wenn wir Demokratie stärken wollen, müssen wir Migrantenorganisationen stärken”: Lokale Konferenz in Hildesheim

Zu dem Thema “Wie kann eine nachhaltige kommunale Integrationspolitik in Hildesheim gelingen?” hat der Verbund Brücke der Kulturen Hildesheim e.V. im Rahmen des samo.fa Projekts und in Kooperation mit der Stadt Hildesheim am 02.05.2018  ins Hildesheimer Rathaus eingeladen. Es war die erste lokale Konferenz der Themenreihe “Gemeinsam im Alltag”.

Das Motto der Veranstaltung war “Miteinander, nicht übereinander diskutieren”, betonte die Vorsitzende des Verbundes, Dilek Boyu. Die Konferenz war in diesem Format eine Premiere für Hildesheim und leitete die Reihe von Konferenzen aller samo.fa Partner 2018 ein. Zum ersten Mal konnten die Vertreter*innen von lokalen Migrantenorganisationen (Dilek Boyu (Brücke der Kulturen Hildesheim e.V.), Aiman Ismail (Sudanhaus in Hildesheim i.G.), Rahime Kir (Atatürk Kültür Dernegi e.V.), Mostafa Arki (IKW e.V.) und Nazim Calisir (Alevitische Gemeinde in Hildesheim und Umgebung e.V.) direkt mit relevanten Akteuren im Bereich der Integrationspolitik auf kommunaler und Landesebene in den Dialog treten und diskutieren.

Forderungen nach mehr Teilhabe- und Unterstützungsmöglichkeiten, zum Beispiel durch strukturelle Förderung und die Einbeziehung migrantischer Akteure in politische Entscheidungsprozesse sowie die Wiederbelebung des Migrantenbeirats durch die Migrantenselbstorganisationen (kurz MSO) wurden in diesem Zusammenhang vor allem an den Sozialdezernenten Malte Spitzer sowie Dr. Heuer vom Nds. Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gerichtet.

Elizabeth Beloe, stellvertretende Vorsitzende des BV-NeMO e.V., betonte zusätzlich, wie wichtig die nachhaltige Förderung des Engagements von MSOs in ihrer  Arbeit mit Geflüchteten ist, da ihr Engagement oftmals langfristig ausgelegt und der Zugang aufgrund sprachlicher und kultureller Nähe leichter ist. Ein Modellprojekt wie samo.fa, welches die MSOs auf kommunaler Ebene stärkt, gilt es daher unbedingt fortzusetzen. Eine Idee wäre laut Beloe zum Beispiel eine Anschlussförderung der vier samo.fa Koordinierungsstellen in Niedersachsen durch das Land.

Auch Dr. Anwar Hadeed, Geschäftsführer des Arbeitsgemeinschaft für Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge in Niedersachsen e.V., betonte die Notwendigkeit langfristiger, also institutioneller Förderung und verdeutlichte, wie wichtig die Vernetzung auf Landesebene für die Sichtbarkeit der MSOs ist. Diese Forderungen wurden auch durch Prof. Dr. Hannes Schammann von der Universität Hildesheim unterstützt, der die wichtige Rolle der MSOs für den demokratischen Prozess betonte. Im Anschluss wurde mit einer gelben Wolle symbolisch die voran gegangene Vernetzung der unterschiedlichen Akteure dargestellt.

Die Vorsitzende Dilek Boyu und der Sozialdezernent Malte Spitzer zeigten sich zufrieden mit der Veranstaltung: “Die Konferenz war ein wichtiger erster Schritt in eine intensivere Zusammenarbeit.”

Weitere Bilder und Informationen gibt es auf der Seite der Brücke der Kulturen Hildesheim e.V. 

Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit – Barcamp „Gemeinsam im Alltag” in Köln

By | Gemeinsam im Alltag, Köln | No Comments
“Die Menschen treten in Beziehung zueinander auf der Grundlage ihrer
Gemeinsamkeiten und sie wachsen aufgrund ihrer Verschiedenartigkeit.”
Virginia Satir

 

Mit dem Schwerpunkt “Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit – Gemeinsam im Alltag” lud samo.fa Köln in enger Zusammenarbeit mit dem Forum für Willkommenskultur und gemeinsam mit weiteren starken Kooperationspartner*innen zur diesjährigen lokalen samo.fa Konferenz in Form eines BARCAMPS ein.

Das Format des Barcamps bot den Teilnehmenden zum einen die Gelegenheit, mit Interessierten aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zu einer bestimmten Fragestellung oder Thematik in sogenannten “Sessions” in intensiven Austausch zu treten; zum anderen bot es viel Raum für eigene Gestaltung – Denn der Rahmen war gegeben, die Inhalte bestimmten die Teilnehmenden selbst.

Die Dialogkonferenz Köln “Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit – Chancen, Ziele, Perspektiven” im Oktober 2017 hatte es geschafft, die unterschiedlichsten Menschen und Akteure zur der Frage nach der Rolle von Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit in Austausch zu bringen. Herausforderungen, Gelingensfaktoren und Handlungsempfehlungen wurden herausgearbeitet und im Ergebnispapier der Konferenz zusammengeführt.

Diese Gespräche wurden nun weitergeführt und mit dem Schwerpunkt “Gemeinsam im Alltag” beleuchtet. Dabei bewegten die folgenden Themen die Teilnehmer*innen: Wie gestaltet sich der Alltag von Menschen mit Fluchterfahrung, die schon längere Zeit in Deutschland sind? Gibt es Bedarfe im Bereich Kooperationen und Netzwerke? Wie kann die Arbeit nachhaltig ausgebaut werden? Welche Absprachen sollten dafür getroffen werden?

Aktuelle Problemlagen, Herausforderungen und Chancen der lokalen Flüchtlingsarbeit wurden auf Augenhöhe gemeinsam erarbeitet. Dabei lag der Fokus stark auf der Teilnehmeraktivierung. Daher
wurden die klassischen Vortragsformate durch Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten in den Sessions ersetzt. In insgesamt 12 Sessions wurden u.A. folgende Themen bearbeitet und kritisch diskutiert:

● Selbstorganisation als Form der politischen Partizipation
● Mehrsprachigkeit im Alltag. Deutsche Sprache – Integrationsschlüssel oder Zwang?
● Netzwerkarbeit und Kooperation
● Herausforderungen bei der Berufswahl
● Wie können Angebote zielgruppengerecht gestaltet werden?

Der Kölner samo.fa-Konferenz gelang es, die Herausforderungen aus den Handlungsfeldern Zugang und Teilhabe an Bildung, Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und dezentrale Unterbringung/Mitbürgerschaft zu thematisieren. Der Schwerpunkt der Konferenz lag außerdem auf der Nachhaltigkeit der Zusammenarbeit und auf dem Aufbau neuer Netzwerke. Dazu gehörte zum einen die Kooperationen zwischen kommunalen Akteuren und Migrant*innenorganisationen, und zum anderen der Ausbau der Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren aus der Willkommenskultur in den Bereichen Bildung und Kultur.

Das eingehende Zitat von Virginia Satir zeigt, dass es wichtig ist, Gemeinsamkeiten zu finden und gleichzeitig alle Verschiedenartigkeit als bereichernd zu erleben. Der Kölner samo.fa-Konferenz lokal ist es gelungen, dies genau so umzusetzen.

Weitere Informationen auf der Website zu den Dialogkonferenzen des lokalen Partners und bei Facebook.

Julia Wellmann
Yvonne Niggemann
Projekt samo.fa/Solibund e.V.

Alle Fotos: Charlotte Kalthoff

Hasan und die Enkel im neuen Dresdener Weltclub

By | Alle Beiträge, Dresden | No Comments

Seit dem 5. Mai läuft im Dresdner Weltclub die Wanderausstellung „Hasan und die Enkel“ – erweitert um Themen und Dokumente der Dresdener Migration wie die der Vertragsarbeiter in der DDR. Mit der Ausstellung wurde zugleich der Weltclub eröffnet: Das neue Gebäude des samo.fa-Partners Afropa e.V., das ab sofort ein Ort der Begegnung und der Flüchtlingsarbeit im Stadtteil ist. Gleichzeitig ist der Weltclub der Beginn eines neuen lokalen Verbundes von Migrantenorganisationen aus Dresden. „Wir fordern den Plural von Heimat“, diese Forderung hatten bei der Konzeption Jugendliche aus Dortmund in die Ausstellung eingebracht. Das griff bei der Vernissage auch Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch auf: „Mit Heimat ist es genau wie mit Identitäten: davon gibt es viele“, sagte Klepsch, die hofft, dass die Ausstellung und der Weltclub alle Dresdener Bürger verbinden wird. Fragen zu Heimat, Identität und Zusammenleben wirft die vom Dortmunder Arbeitssoziologen und wissenschaftlichen samo.fa-Leiter Dr. Wilfried Kruse in 2015 initiierte mehrstufige Ausstellung an vielen Stellen auf – und lässt verschiedene Generationen die Antworten geben.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 1. Juli 2018 im Weltclub in Dresden-Neustadt, Königsbrücker Str. 13. Jeden Samstag findet eine Begleitveranstaltung zu Themen der Dresdener Migration statt.

Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag von 10:00 bis 16:00 Uhr, Mittwoch und Freitag von 10:00 bis 21:00 Uhr, Samstag von 12:00 bis 16:00 Uhr und Sonntag von 14:00 bis 17:00 Uhr. An jedem Samstag: 19:00 bis 21:00 Uhr Veranstaltung und ab ca. 21:00 Uhr interkulturelle Musik-und Tanznacht.

Ein Pressespiegel zur Veranstaltung gibt es hier zum Download. 

Bundesnetzwerktreffen Dresden : Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit

By | Alle Beiträge | No Comments

Unterstützung, die nah bei den Menschen ist, aber keine Bevormundung. Das brauchen Geflüchtete in 2018 – und werden es auch noch einige Jahre lang brauchen. Denn: „Das Risiko des Scheiterns auf dem Weg in die Normalität ist groß“, betonte Dr. Wilfried Kruse auf dem 2. Bundesnetzwerktreffen in Dresden (3.5.-4.5) – bei dem die Nachhaltigkeit des Projekts und vor allem die des Engagements in der Flüchtlingsarbeit im Zentrum stand. Wie können Migrantenorganisationen ihre Strukturen und ihre Arbeit so stabil in der Stadtgesellschaft verankern, dass Angebote bleiben und Migrantenorganisationen Politik vor Ort auf Augenhöhe mitgestalten? „Das kollektive Gedächtnis von Flucht und Migration ist ein Alleinstellungsmerkmal von Migrantenorganisationen“, sagte Kruse. „Es kann jetzt eine Phase beginnen, in denen Migrantenorganisationen die entscheidende Rolle bei der Integration in der Stadtgesellschaft spielen.“ Die detaillierte Auswertung der Städtedossiers steht hier.

Der Weg dahin hat für die Koordinator*innen aus den 32 Städten schon begonnen: Mit kommunalen Gesprächen, deren Ziel es ist, in Bielefeld eine Dienstleistungsstelle aufzubauen. Von der aus wollen Migrantenorganisationen in Bielefeld ihre Arbeit mit Geflüchteten künftig vernetzen und koordinieren. Oder mit der strukturellen Förderung der Landeshauptstadt Dresden, aus der beim samo.fa-Partner und Gastgeber Afropa e.V. mit dem Weltclub ein Ort für Beratung, Kultur und Vierteltreffpunkt eröffnet wurde – und gleichzeitig ein Verbund mehrerer Dresdener Migrantenvereine entstanden ist. Wie und womit Partner vor Ort die verschiedenen Zielgruppen Oberbürgermeister und kommunale Integrationsbeauftragte oder Akteure auf Landesebene ansprechen können, war intensiv diskutiertes Thema der drei Arbeitsgruppen. Die detaillierten Ergebnisse der Arbeitsgruppen stehen bald zum Download im internen Bereich.

 

Wissenkompakt bestimmte den zweiten Tag des Treffens. In zwei Blöcken diskutierten die Koordinator*innen nach kurzen Inputs mit Expert*innen über Themen und Fragen, mit denen sie in ihrer täglichen Arbeit zu tun haben: Asylgesetzgebung und Asylpolitik mit Dr. Sascha Krannich vom Forschungskolleg Siegen, den Umgang mit Rechtspopulismus und Rassismus mit Politikwissenschaftler Dr. Christian Demuth und die Frage, ob Islamische Gemeinden Partner oder Konkurrenten in der Flüchtlingsarbeit sind. Komplexe Fragen, für die es keine Standardantworten geben kann. Zum Beispiel beim Umgang mit Rechtspopulisten, der in vielen Städten großes Thema ist. „Wird der Zusammenhalt aller demokratischen Akteure für Toleranz und Vielfalt betont, nutzen Rechtspopulisten das, um sich als revolutionäre Alternative und Systemopfer zu inszenieren“, sagte Christian Demuth, der in Dresden den Verein Bürger.Courage gegründet hat. Er rät, bei der Argumentation gegen Rechtspopulismus auch andere Perspektiven als die linksliberale und weltoffene zu wählen. Statt auf den Wert Toleranz an sich zu verweisen, sollte in Diskussionen auf die schädliche Auswirkung von Rechtspopulismus beim Zusammenleben in der Nachbarschaft hingewiesen werden oder auf einen gemeinsamen Nenner wie: „alle sollen sich an die Regeln halten“.

Im zweiten Block ging es um Vielfalt im urbanen Alltag, Arbeitsmarktintegration und diskriminierungsfreien Umgang mit Wertekonflikten. Über die Konzepte, Strukturen und Rahmenbedingungen in der Landesflüchtlingspolitik berichteten Andreas Germershausen (Integrationsbeauftragter des Berliner Senats) und Sebastian Vogel (Leiter des Geschäftsbereiches der sächsischen Staatsministerin für Gleichstellung und Integration).

Im letzten Plenum ging es um Erinnerungsorte und gemeinsame Erzählungen und die Frage, wozu Ausstellungen zur Einwanderungen so wichtig sind – Ausstellungen wie „Hasan und die Enkel“, die mit der Eröffnung des Weltclubs in Dresden startete.

samo.fa WissenKompakt: neue Veranstaltungs- und Fortbildungsreihe

By | Alle Beiträge | No Comments

Asylpolitik und Arbeitsmarktintegration, aber auch der Umgang mit Rechtspopulismus und Vielfalt im Alltag stehen im Fokus der neuen Veranstaltungsreihe „samo.fa-Wissenkompakt“. Am 4. Mai kommen hierfür die lokalen samo.fa Partner und Vorstände aus mittlerweile 32 Partnerstädten mit Expert*innen aus dem migrationspolitischen Kontext in Dresden zusammen.

In zwei Blöcken findet in parallelen Arbeitsgruppen ein intensiver Austausch statt, der immer durch einen Inputbeitrag eines Experten eingeleitet wird. Gerahmt und thematisch ergänzt werden die Arbeitsgruppen-Blöcke durch Plenarsitzungen, an denen alle Gäste teilnehmen können. Am Ende des Tages steht ein gemeinsamer Besuch der Ausstellung „Hasan und die Enkel oder: Zusammenleben in Dresden“ auf der Tagesordnung.

Download des kompletten Programms hier.

————————————————-

Zur Veranstaltung werden kommen:  

Kemal Bozay, Prof. Dr., Fachhochschule Dortmund und Universität Köln, (Mit-) Autor von Studien und Büchern zu „Migration und Bildung“ und zu Diskriminierung und Rassismus, u.a.  gemeinsam mit anderen der Sammelband Die haben gedacht, wir waren das. MigrantInnen über Rassismus und rechte Gewalt (2016)

Wolf-Dietrich Bukow, Prof. Dr., Universität Siegen, Professor am Forschungskolleg Siegen „Zukunft menschlich gestalten“, Forschungsschwerpunkte u.a. Diversität und städtische Räume, zahlreiche Veröffentlichungen, u.a.: (Zusammen mit Melanie Behrens, Karin Cudak, Christoph Strünck) Inclusive City – Überlegungen zum Verhältnis von Mobilität und Diversität zur Stadtgesellschaft. Wiesbaden 2015

Christian Demuth, Dr.  Politikwissenschaftler, Vorsitzender des Herbert-Wehner-Bildungswerks Dresden und Vorsitzender des Vereins Bürger.Courage Dresden

Daniela Di Pinto und Sebastian Miksch sind Studierende der TU Dresden und haben an der von Swen Steinberg initiierten Wanderausstellung „Kommen Gehen Bleiben: Migrationsgeschichte(n) aus Sachsen“ mitgearbeitet.

Andreas Germershausen, Integrationsbeauftragter des Berliner Senats

Matthias Knuth, Prof. Dr. Universität Duisburg-Essen, bis 2011 Forschungsdirektor am dortigen IAT Institut Arbeit und Qualifikation; Forschungs- und Beratungsschwerpunkte sind Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik, zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen als WISO-Diskurs 21/2016Juni 2011 Leiter der Forschungsabteilung „Arbeitsmarkt-Integration – Mobilität“ im Institut Arbeit und Qualifikation

Sascha Krannich, Dr., Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungskolleg Siegen, Schwerpunkt Migrationsforschung, Veröffentlichung u.a. 2013: Migrations- und Integrationspolitik im europäischen Vergleich. Einführung in das Buch [Migration and Integration Policies in an European Comparison], in: Migrations- und Integrationspolitik im europäischen Vergleich. Jahrbuch Migration 2012/2013, edited by Uwe Hunger, Roswitha Pioch, and Stefan Rother, Münster: LIT Verlag, 9-16 (with Uwe Hunger, Roswitha Pioch, Stefan Rother and Philipp Karl).

Natalia Loinaz, aktiv bei Inssan e.V. Berlin; Inssan setzt sich für die gleichberechtigte Teilhabe der muslimischen Communities ein. Die Informationswissenschaftlerin Natalia Loinaz ist Projektleiterin des Projektes Wegweiser: Mentor_innen für Flüchtlinge und organisiert das Netzwerktreffen muslimischer Akteure in der Sozialen Arbeit. Sie ist Trainerin für Diversity, Antidiskriminierung und Organisationsentwicklung.

Hermann Nehls, langjähriger DGB-Mitarbeiter im Bereich Berufliche Bildung und Weiterbildung, Sozialattaché an der Deutschen Botschaft in Washington, jetzt als Referent im Bereich Migrations- und Antirassismuspolitik beim Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds

als integralen Teil der Gesellschaft in Deutschland.ch seit Jahren für die gleichberechtigte Teilhabe

Rainer Ohliger, Historiker und Sozialwissenschaftler. Hauptforschungs- und Interessengebiete sind historische und internationale Migration, interethnische Beziehungen sowie Geschichte und Gedächtnis in der Einwanderungsgesellschaft, Vorstand von „Netzwerk Migration in Europa e.V.“, zahlreiche Veröffentlichungen

Düzgün Polat, interkultureller Trainer / Interkulturelle Öffnung / Diversity Management
Tür an Tür Integrationsprojekte gGmbH Augsburg

Swen Steinberg, Dr., lehrt und forscht im Fachbereich Geschichte der TU Dresden, von 2014 bis 2016 war er mit einem DFG-Forschungsstipendium an der University of California in Los Angeles, Mitarbeit im Netzwerk Flüchtlingsforschung, aktuell präsentiert er zusammen mit acht Studierenden in Dresden eine Wanderausstallung „Kommen Gehen Bleiben: Migrationsgeschichte(n) aus Sachsen“

Migrantenorganisationen aus Friedrichshafen für Frauen – Das INTERKULTURELLE FRAUENPROGRAMM 2018 beginnt

By | Alle Beiträge, Friedrichshafen | No Comments

HÄFLER Migrantenorganisationen für FRAUEN – Das INTERKULTURELLE FRAUENPROGRAMM 2018 beginnt

Friedrichshafen – Vier „Häfler“ Migrantenorganisationen veranstalten in Kooperation mit dem Projekt samo.fa des CJD Friedrichshafen von April bis Juli 2018 zehn interkulturelle Veranstaltungen für Frauen. Für den Herbst 2018 ist bereits eine Fortsetzung geplant.
In Friedrichshafen leben fast 30 000 Frauen. Diese Frauen sprechen verschiedene Sprachen und stammen aus verschiedenen Kulturen. Es sind Frauen, die verschiedene Leben führen, vielleicht verschiedene Vorlieben besitzen, sicher auch unterschiedliche Erfahrungen gesammelt haben und vielleicht auch verschiedene Ziele verfolgen. In zwei Punkten sind sich diese Frauen jedoch alle gleich. Sie sind Frauen, die in Friedrichshafen leben. Dabei spielt es in erster Linie keine Rolle, ob diese Frauen in Friedrichshafen geboren oder vielleicht erst vor Kurzem aus privaten oder beruflichen Gründen nach Friedrichshafen gekommen sind.
Gerade wenn Frauen erst kürzlich nach Friedrichshafen gekommen sind und sprachliche oder kulturelle Hintergründe den Zugang zur Öffentlichkeit erschweren, können Migrantenorganisationen als Netzwerk und Bindeglied integrative Arbeit leisten. Mit den kostenlosen Frauenprojekten möchten der Bildungshafen e.V., DITIB e.V., InDiBo e.V. und der interkulturelle Frauenarbeitskreis GEA e.V. ihren Beitrag dazu leisten. Das Projekt „Unter Frauen“ soll gezielt Frauen eine Plattform für gegenseitiges Kennenlernen und Austausch geben, unabhängig von Herkunft, Konfession und Sprache. Das Frauenprogramm ist ein Mix aus Workshops, Vorträgen und netten Gesprächen „Unter Frauen“. Ein Projekt, das auch von der Frauenbeauftragten der Stadt Friedrichshafen unterstützt wird.
Im Rahmen des Programms findet am Donnerstag, dem 26. April 2018 ab 19 Uhr im Theater „Atrium“, in der Caserne Fallenbrunnen, eine Lesung mit der Bestsellerautorin und Journalistin Alexandra Cavelius statt. Sie liest aus ihrem Buch „Ich bleibe eine Tochter des Lichtes“. Eine erschütternde Geschichte von Shirin, einer jungen Jesidin, welche von Terroristen des „IS“ verschleppt, als „Braut“ verkauft und als Sexsklavin gehalten wurde, bis ihr die Flucht gelang. Dies ist die einzige der zehn Veranstaltungen, welche auch für das männliche Publikum geöffnet ist.
Anmeldungen für einzelne Programmtermine nehmen die teilnehmenden Migrantenorganisationen direkt entgegen.

Das gesamte Programm gibt es hier als Download.

Die Pressemitteilung gibt es hier als Download.

Kontinuität und Stabilität in der lokalen Flüchtlingsarbeit – Migrantenorganisationen als zentrale Begleiter in den neuen schwierigen Alltag

By | Alle Beiträge, Projektergebnisse, Publikationen | No Comments

Zur Entwicklung der lokalen Flüchtlingsarbeit und der Rolle von Migrantenorganisationen im Rahmen von samo.fa – ein Rückblick

Dr. Wilfried Kruse, Dr. Ümit Koşan, Ismail Köylüoglu (samo.fa-Projektleitung), Stand 26.3.2018

In 2017 hat sich nicht nur die Lage der Geflüchteten verändert, sondern auch die Rolle von Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit vor Ort. Die Auswertung des Projektjahres 2017 fasst die Herausforderungen in den 30 samo.fa-Städten zusammen, gibt einen Überblick über die im Projekt aufgebauten Strukturen und Kooperationen und ordnet sie in den migrationspolitischen lokalen und überregionalen Kontext von Stadtgesellschaften ein, die im dritten Jahr – nach dem Flüchtlingssommer 2015 – neue Bedürfnisse haben.

Grundlage der Analyse sind die schriftlichen Dokumentationen – die so genannten Städtedossiers – der lokalen Partner und vor Ort-Besuche. Die Ergebnisse geben ein umfassendes Bild über die Arbeit mit Geflüchteten in Deutschland und die Rolle von Migrantenorganisationen. samo.fa ist nicht gleichmäßig über alle Bundesländer verteilt. Zudem ist davon auszugehen, dass die politische Mitbestimmung von Migrantenorganisationen in samo.fa-Städten ausgeprägter ist, weil auf dieses Ziel hingearbeitet wurde.

1. Die Situation Geflüchteter und die Herausforderungen im dritten Jahr des samo.fa-Projekts¹

Die Lage der Geflüchteten² ist Ende 2017 ganz deutlich durch die bereits lange andauernde Aufenthaltszeit geprägt. Für viele von ihnen ist der Eintritt in einen Alltag und seine Normalisierung noch durch diverse Umstände behindert und erschwert.Hierzu zählen insbesondere ein ungesicherter Aufenthaltsstatus bzw. eine drohende Abschiebung und die Unsicherheiten, was den Familiennachzug betrifft. In dem Maße, wie samo.fa in den Communities als eine Stelle bekannt geworden ist, der man Vertrauen schenken und von der man Unterstützung erwarten kann – was vielfach über „Mund-zu-Mund“-Kommunikation verläuft und von den jeweiligen sprachlichen Verständigungsmöglichkeiten abhängig ist – , werden die mit diesen Unsicherheiten verbundenen Belastungen immer deutlicher zum Ausdruck gebracht. Der Bedarf an stabiler, zugewandter Beratung und Begleitung steigt, aber auch das Risiko zunehmender Frustration.

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum bzw. der Wohnungsmarkt bedeuten nahezu durchgehend die aktuell größte Barriere in Hinblick auf die Normalisierung des Alltags, oftmals ohne Aussicht auf rasche Lösungen. Insbesondere in den Großstädten ist die Lage dramatisch und führt oftmals dazu, dass der Aufenthalt in den Übergangseinrichtungen verlängert wird oder ein Umzug in andere Gruppenunterkünfte erfolgt. Der Übergang in Wohnungen ist zur einen Seite hin ein wichtiger Schritt zur eigenständigen Lebensführung, birgt aber mindestens zwei Risiken: Zum einen findet sich bezahlbarer Wohnraum oftmals nur in prekären Wohnlagen, zum anderen droht mit dem Übergang in Wohnungen auch Vereinzelung und soziale Isolierung. Als Folge wächst das Erfordernis an stadteilbezogener Arbeit. Genau damit werden Migrantenorganisationen als Ort von gemeinschaftlicher Zugehörigkeit und heimisch Werden immer wichtiger. Aus allen Städten berichten Projektverantwortliche, dass das Bedürfnis nach sicheren Begegnungsräumen stark ansteigt.

Grundsätzlich geht es dabei nicht nur darum, über sichere Begegnungsräume verfügen zu können, sondern auch verlässliche Zeitstrukturen zu etablieren – also Treffpunkte und Beratungsangebote im wöchentlichen Turnus immer zu denselben Zeiten etc. Verlässliche Raum- und Zeitstrukturen bieten in einem Leben, das von den Herausforderungen eines neuen Alltags und vielen, oftmals sehr existentiellen Unsicherheiten geprägt ist, eine Art „Orientierungsrahmen“. Dieser muss aufrechterhalten werden, was erhebliche logistische Disziplin und Ressourcen erfordert.

Geflüchtete Frauen sind an vielen samo.fa-Orten zu einer wichtigen Zielgruppe geworden, mit denen – z.T. gemeinsam mit dem MUT-Projekt der Migrantinnenorganisation DaMigra – gearbeitet wird. Frauen sind – so die durchgehende Beobachtung – in besonders starker Weise in ihrem Radius auf die Wohnräume beschränkt. Um ihnen Gelegenheit zu geben, sich in der neuen Umgebung sicherer zu fühlen und auch außerhalb des Wohnbereichs aktiv am Leben teilzuhaben, sind sichere Begegnungsorte und eine verständnisvolle aber auch professionelle Begleitung erforderlich, was dies zu einem wichtigen Feld von weiblichen Aktiven aus Migrantenorganisationen macht. Nur eine solche Einbettung macht es möglich, auch über Gewalterfahrungen und weibliches Selbstverständnis zu sprechen. Die besondere Verletzlichkeit der Frauen, aber auch ihre solidarische Stärke sind durchgehend Thema in 2017.

Zugang zum Gesundheitssystem

In diesem Zusammenhang wird der Zugang zum Gesundheitssystem, der insgesamt mit vielen bürokratischen Hindernissen und sozial-psychologischen Barrieren belastet ist, besonders kritisch. Kulturelle Unterschiede im Umgang mit Krankheit und sprachliche Barrieren erschweren besonders für neuzugewanderte Frauen die selbstverständliche Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten. Auch diese Problematik wird standortübergreifend thematisiert: Einige samo.fa-Projekte haben darauf mit dem Konzept Gesundheitsmittler*in geantwortet: Eine Sonderform von Sprachmittler*innen, die aus den migrantischen Communities kommen und deren Einsatz im Alltag auf längere Zeit nicht entbehrlich sein wird. Traumabewältigung, die man auch als einen längerdauernden Prozess mit der Möglichkeit von Rückschlägen verstehen muss, gehört auch zu diesem Feld und befindet sich zugleich an einer sehr wichtigen und schwierigen Schnittstelle zwischen verständiger Alltagssolidarität und professioneller Hilfe.

Die besonderen Herausforderungen von Kindern und Jugendlichen

Von Beginn hatten die samo.fa-Partner vor Ort Kinder und Jugendliche, insbesondere auch Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, im Blick – mit einer Fülle von Aktivitäten, über Freizeit, Sport, bis zu sprachaktivierenden Kursen. Nahezu durchgehend wird nun die Beobachtung gemacht, dass es jenseits des – auch nicht immer gewährleisteten – Zugangs zu KiTas und normalem Schulunterricht bei vielen Kindern und jungen Leuten erhebliche Schwierigkeiten und Scheiter-Risiken gibt. Das Bildungssystem ist offenkundig nicht gut darauf vorbereitet und eingestellt, mit sehr heterogenen Kinder- und Schüler*innen-Gruppen fördernd umzugehen. Die Unterstützung, die vielfach vor Ort aufgebaut und betrieben wird, läuft im Grunde auf „Nachhilfe“ hinaus. Die ist keineswegs trivial weil, auch die Eltern in positiver Weise einbezogen werden müssen, um erfolgreich zu sein. In samo.fa mitarbeitende Migrantenorganisationen sind in diesem Feld an verschiedenen Orten aktiv und erproben auch neue Partnerschaften, z.B. mit Hochschulen, um „Mentor*innen“ zu gewinnen. Für die Älteren unter den jungen Leuten, von denen oft gesagt wird, dass sie „auf der Straße abhängen“, gilt im Übrigen auch, dass sie eigene und wenigstens in Teilen selbstverwaltete Räume benötigen.

Arbeitsmarkt

Diejenigen der 2015 Angekommen, deren Aufenthaltsstatus es zulässt, sind inzwischen dem Regelungsbereich des SGB II zugeordnet. Dennoch stehen sie dem Arbeitsmarkt zunächst zu einem erheblichen Teil noch nicht zur Verfügung, weil sie Deutsch- und Integrationskurse besuchen. Es ist zu erwarten, dass ihnen danach vor allem Beschäftigungen offenstehen, die vielfach prekäre Merkmale haben. Damit setzt sich die Instabilität ihrer Lebenslage fort. Durchgehend wird beobachtet, dass das Ausbleiben eigener Arbeitseinkünfte – nicht nur zu materiellen Schwierigkeiten und Glaubwürdigkeitsproblemen gegenüber den im Herkunftsland zurückgebliebenen Familien –, sondern auch zu einer erheblichen Beschädigung des Selbstwertgefühls führen kann – je länger, je dramatischer. Demgegenüber ist Arbeitsmarktzugang als Arbeitsfeld, das ohnehin nur kooperativ zusammen mit anderen Akteuren zu sehen ist, für die meisten samo.fa-Partner noch Neuland, das aber an Bedeutung in den nächsten Jahren erheblich gewinnen wird. Verknüpft mit dieser Frage ist die Anerkennung der vor der Flucht bereits erworbenen beruflichen Kompetenzen, ein leidiges Thema, dessen mangelhafte und zeit- und kraftraubende Regelung eine tatsächliche Barriere für positive Integration darstellt.

Berufsausbildung als Arbeitsmarktzugang wird öffentlich stark beworben, zumal viele Ausbildungsplätze nur schwer zu besetzen sind oder auch unbesetzt bleiben. Diesem öffentlich erzeugten Bild guter Ausbildungschancen auch für Jugendliche mit Fluchtgeschichte steht allerdings in der Realität eine erhebliche Zurückhaltung von Betrieben gegenüber. Auch hier können allerdings – wie samo.fa-Aktivitäten an verschiedenen Orten zeigen – Öffnungen erzielt werden, wenn sichergestellt wird, dass die jungen Leute auf ihrem Weg der beruflichen Ausbildung gut begleitet werden, insbesondere dann, wenn es Schwierigkeiten und Einbrüche bei den hohen, aber zumeist doch zerbrechlichen Motivationen gibt. Auch hier können als „Paten“ Menschen aus Migrantenorganisationen sehr hilfreich sein, weil sie – jungen Leuten wie Betrieben – überzeugend zeigen können, dass es sich lohnen kann durchzuhalten. Aber auch dies sind Begleitungen, die sich über die nächsten Jahre erstrecken.

Schließlich wird überall – aber besonders aus den ostdeutschen Städten – über Diskriminierungserfahrungen und Rassismus berichtet. In dem insgesamt schwieriger gewordenen gesellschaftlichen „Klima“ sind die Einzelnen oftmals hilflos. Ohnmachtsgefühle aber erschweren Integration. Auch hier sind es Migrantenorganisationen, die Rückhalt geben können.

¹ Zahlen zum Bestand der Geflüchteten vor Ort und zu ihrer Struktur und zur weiteren Zuwanderung finden sich in den Berichten und werden an anderer Stelle zusammengefasst. Hier geht es um eine qualitative Problemskizze.

² Zu einer Bestandsaufnahme haben auch die Ergebnisse der Arbeitsgruppen beim Bundesnetzwerktreffen in Halle im Herbst 2017 beitragen. Darauf wird an anderer Stelle eingegangen.

 

2. Kommunale Flüchtlingspolitik und Migrantenorganisationen

Zu beobachten ist, dass viele Städte nach 2016 ihre Flüchtlingsarbeit neu aufgestellt haben oder Ende 2017 dabei sind, dies zu tun. Durchgängige Ziele sind dabei eine höhere Effizienz des Verwaltungshandelns, auch durch Bündelung und verstärkte Querschnittskoordinierung und eine höhere Transparenz, was Mittel und Wirkungen betrifft. Teilweise ging es wohl auch darum, gegenüber einem Feld von Akteuren, das „naturwüchsig“ expandierte, faktische politische Entscheidungshoheit zu gewinnen und Aktivitäten in die als bewährt angesehene Arbeitsteilung zwischen Kommune und Wohlfahrtsverbänden zurückzuführen. Im Hintergrund ging und geht es auch darum, die städtischen Haushalte sukzessive von den Zusatzkosten, die die Flüchtlingsarbeit hervorruft, wieder zu entlasten.

Wie immer im Einzelnen die Entwicklung der kommunalen Flüchtlingsarbeit in der zurückliegenden Zeit zu bewerten ist: Die Notwendigkeit, die Zuweisung von Geflüchteten zu bewältigen, hat Kommunalverwaltung deutlich verändert und Kommunalpolitik zu neuen Herausforderungen geführt – mit welchen nachhaltigen Folgen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt unklar.

Auch die Landespolitik musste reagieren. Dies taten die verschiedenen Landesregierungen im Detail zwar auf unterschiedliche Weise, jedoch mit der Gemeinsamkeit, dass Förderprogramme aufgelegt wurden, aus denen Kommunen sich für die Flüchtlingsarbeit auch personell verstärken konnten. In der Regel finden also Ende 2017 die Akteure vor Ort – z.B. im Kontext von samo.fa – ihr kommunales Gegenüber zentraler, „sortierter“ und personell gestärkt aufgestellt. Ob dies eher als ein vorübergehendes „Projekt“ funktioniert, oder strukturell nachwirkt, ist aktuell nicht zu erkennen.

Was die Beteiligung von Migrantenorganisationen an der Gestaltung der lokalen Flüchtlingsarbeit betrifft, so ist sie durch die Bank deutlich stärker als 2015. Die Rede ist hier nicht von ihrem tätigen Engagement für die Geflüchteten. Hierin haben manche Migrantenorganisationen eine lange Tradition und andere sind seit 2015 darin aktiv, insbesondere dann auch durch Initiativen wie samo.fa und andere. Gemeint ist hier die Rolle von Migrantenorganisationen bei der Konzipierung, Planung und Koordinierung der lokalen Flüchtlingsarbeit, bei der Gestaltung der kommunalen Flüchtlingspolitik und im öffentlichen lokalen Diskurs über sie.

In allen Städten gibt es – je nach Landesrecht unterschiedliche – Gremien, die städtische Politik aus der Perspektive der Bürger*innen mit Migrationsgeschichte beraten sollen. Sie heißen z.B. Integrationsräte, Migrationsbeiräte oder auch noch Ausländerbeiräte. Diese waren seit 2015 mehr oder weniger intensiv mit der Flüchtlingsfrage befasst. Von ihnen gingen aber – soweit erkennbar – sehr selten gestaltende Impulse aus.

Impulse kamen aber von Migrantenorganisationen, die ganz explizit in der Flüchtlingsarbeit engagiert waren und sind, und insbesondere auch aus dem samo.fa-Kontext, weil Präsenz und Stimme auf der lokalen Ebene dort förderliche Rahmenbedingungen für die Teilhabe der Geflüchteten angesehen und angestrebt wurde.

Im Ergebnis ist Ende 2017 – also nach vergleichsweise kurzer Zeit – festzustellen: In vielen Städten mit samo.fa-Präsenz werden die Koordinator*innen bzw. die migrantischen Trägerorganisationen von samo.fa von der städtischen Seite kontaktiert, in Beratungen einbezogen, zum Teil für Planungsprozesse mit Mandaten versehen und vor allem im Rahmen lokaler Dialoge als Gesprächspartner ernstgenommen.

Oder anders ausgedrückt: Verbünde oder Zusammenschlüsse von Migrantenorganisationen, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, werden als Partner in der kommunalen Politik stärker anerkannt. Dies geschieht in unterschiedlichen Formen und nach wie vor wenig institutionalisiert, zuweilen auch nur punktuell; teilweise gibt es sogar Tendenzen zu einer Art „Rückbau“ der Zusammenarbeit (siehe oben). Mit der verstärkten Anerkennung der Migrantenorganisationen als Partner verbunden ist, dass ihre Stimme – als authentische Stimme aus dem Kreis der Menschen mit Migrationsgeschichte heraus – stärker im Interesse der Geflüchteten zur Geltung gebracht werden kann. Dass dies gelingt, ist auch an der wesentlich breiter gewordenen positiven Medienresonanz vor Ort erkennbar.

Drei wichtige „Hebel“, die – von samo.fa ausgehend – hier gewirkt haben, sind hervorzuheben: (1) die möglich gemachte Kontinuität des Engagements in der Flüchtlingsarbeit, (2) das zunehmende stabile Engagement einer größeren Zahl von Migrantenorganisationen und (3) die Initiierung öffentlicher Wahrnehmung und öffentlicher Diskurse durch Aktionstage, und Dialogkonferenzen und professionelle Öffentlichkeitsarbeit. Es ist also die Kombination aus Impulsen nach innen, in die Szene der Migrantenorganisationen hinaus, und nach außen, in die städtische Öffentlichkeit und zur kommunalen Politik, die das Bild deutlich zugunsten einer stärkeren Wahrnehmung der Lage und der Bedürfnisse und Interessen der Geflüchteten „vor Ort“ verändert haben.

In einer Reihe von Städteberichten wird auf eine neue Schieflage hingewiesen, die in ihren möglichen Folgen zu Besorgnis Anlass gibt: der erhöhten Aufmerksamkeit gegenüber den Geflüchteten steht gegenüber, dass Menschen mit Migrationsgeschichte, die schon lange hier leben oder junge Leute aus Familien mit Migrationsgeschichte, die hier geboren und aufgewachsen sind, weiterhin erhebliche Benachteiligungen erfahren. Es sind erneut die Migrantenorganisationen in ihrem breiten Spektrum, die sich auch für diese Menschen anwaltlich stark machen. Im Idealfall fänden beide Anliegen und Perspektiven in gemeinsamen Verbünden von Migrantenorganisationen vor Ort arbeitsteilig & kooperativ Platz.

3. Überlastungskrise des spontanen ehrenamtlichen Engagements

In vielen Städten gibt es die Beobachtung, dass sich das 2015 entstehende breite bürgerschaftliche Engagement gegen Ende 2017 immer stärker in einer Art „Krise“ zeigt. Dies hat verschiedene Gründe:

Zum einen ist spontanes bürgerschaftliches Engagement meist anlassbezogen und punktuell. Dauert sein Grund über eine längere Zeit fort, dann erlahmen oftmals Motiv und vor allem auch Kraft. Außerdem werden die Anforderungen mit der Zeit – wie oben skizziert – auch komplizierter und immer häufiger muss auch mit Enttäuschung und Verbitterung umgegangen werden. Mit spontaner Dankbarkeit, wie am Anfang, kann nicht mehr ohne Weiteres gerechnet werden.

Die Anzahl derjenigen, die weitermachen, geht zurück und damit – ein weiterer Grund – nimmt die Belastung der Verbleibenden zu und geht teilweise in Überlastung über. Das Gefühl, als „Lückenbüßer“ für eigentlich erforderliche staatliche Leistungen zu wirken, nimmt zu.

Zwar gibt es nahezu überall Ehrenamtskoordinator*innen, Arbeitskreise und andere Gruppenformen für diejenigen, die sich engagieren, dennoch fehlt ihnen oftmals ein gemeinschaftlicher, organisatorisch abgesicherter Rahmen, der sie stabilisieren könnte. Dies ist bei jenen Aktiven, die in die Arbeitszusammenhänge von samo.fa und/oder in „ihren“ Migrantenorganisationen eingebunden sind, anders. Auch hier wird beobachtet: Der Kreis der Aktiven wächst nicht mehr, aber ihr Engagement wird kontinuierlicher und geregelter.

4. Entwicklung bei den Migrantenorganisationen

Für diesen Typ von naher und verständiger Flüchtlingsarbeit, um die es hier geht, sind miteinander lokal kooperierende Migrantenorganisationen das Rückgrat. Ihre Zusammenarbeit folgt dabei wichtigen Prinzipien: Nämlich aus eigener Erfahrung als Menschen mit Migrations- und/oder Fluchtgeschichte solidarisch zu handeln, herkunftsübergreifend miteinander tätig zu werden und das gemeinsame Anliegen zu haben, dort, wo man jetzt lebt und wohin die Geflüchteten nun gekommen sind, die Lebensverhältnisse der Menschen mit Migrationsgeschichte zu verbessern.

Das sind wichtige Unterscheidungsmerkmale auch gegenüber manchen anderen migrantisch geprägten Organisationen, die z.B. vor allem religiös ausgerichtet oder vor allem auf ihr Herkunftsland bezogen sind, oder die als eine Art „Lobby“ fast ausschließlich nur die besonderen Interessen einer bestimmten Gruppe vertreten.

Es ist aus den Städtedossiers, aber auch bei Besuchen vor Ort und auf gemeinsamen bundesweiten Treffen spürbar, dass mit diesem Ansatz, wenn er vor Ort gelebt wird, eine Art neuer „spirit“ in die teilweise schon stagnierenden lokalen Szenen der Migrantenorganisationen Einzug hält. Dieser Dynamik einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit öffnen sich vor allem auch kleinere Migrantenorganisationen, die bisher – gemessen an den großen und etablierten – eher „abseits“ gestanden haben, so dass nun die tatsächliche Vielfalt von Herkünften, kulturellen Besonderheiten und Migrationsgeschichten vor Ort besser zum Tragen kommt – ein wichtiger „Schub“ für mehr Teilhabe und einer höheren Identifikation mit dem neuen Zuhause.

In einer Reihe von Städten waren schon 2015 die lokalen Partner Verbünde von Migrantenorganisationen³ – auch aufgrund der Tatsache, dass deren Zusammenschluss, der Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. (BV NeMO), Träger von samo.fa ist. Ein erheblicher Startvorteil für das ambitionierte Vorhaben. Allerdings waren auch diese Verbünde 2015 ganz unterschiedlich aufgestellt. Auch für sie war die Umsetzung des Konzepts einer Kombination von konkreter Flüchtlingsarbeit, Förderung und Unterstützung von Aktiven und der Öffnung von Migrantenorganisationen für die Flüchtlingsarbeit eine Herausforderung. Aber eine wichtige positive Voraussetzung war bei ihnen schon durch eine eingespielte Form der Zusammenarbeit gegeben.

Dabei musste eine wichtige Bedingung stets berücksichtigt werden: nicht alle schon in den Verbünden mitarbeitenden Organisationen waren zu einem Engagement in der Flüchtlingsarbeit bereit und/oder in der Lage. Und – noch wichtiger: Alle Organisationen hatten, vor allem auf der Basis ehrenamtlichen Engagements – ihre jeweilige Palette von Aktivitäten ausgebildet, die sie für Flüchtlingsarbeit vielleicht ein wenig zurückstellen, aber nicht aufgeben wollten und wollen. Für Migrantenorganisationen ist Flüchtlingsarbeit – wenn überhaupt – immer nur eine unter mehreren für sie, ihr Profil und ihr Selbstverständnis wichtige Aktivität. Weil Flüchtlingsarbeit in diesem doppelten Sinn immer nur ein Ausschnitt der Aktivitäten von Migrantenorganisationen ist, entstanden an verschiedenen Orten Netzwerke oder Arbeitsgemeinschaften derjenigen Migrantenorganisationen, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind.

In manchen dieser in der Regel im samo.fa-Kontext entstandenen Netzwerke wurden 2017 Initiativen zur Bildung von lokalen Verbünden von Migrantenorganisationen⁴ ergriffen. An anderen Orten gibt es hierzu Diskussionen und Vorklärungen. Mit anderen Worten: Die Idee lokaler Verbünde von Migrantenorganisationen scheint attraktiv zu sein, weil sie verspricht, lokale zu einer deutlicher wahrnehmbaren Stimme zu gelangen. Eine fast logische Konsequenz ist ein engerer bundesweiter Zusammenschluss, dessen „Vorformen“, was das gemeinsame Engagement in der Flüchtlingsarbeit betrifft, die bundesweiten Netzwerktreffen und die Bundesdialogkonferenzen von samo.fa darstellen.

Allmählich gerät aber auch die wichtige Landesebene in den Blick. Aus vielen Städten wird berichtet, dass Geflüchtete selbst auf dem Weg sind, Vereine zu gründen. Diese Selbstorganisation von Geflüchteten findet im samo.fa-Kontext Unterstützung.

Schließlich zeigen die Städtedossiers auch: Viele beteiligte Organisationen sind traditionell auch in der durch Drittmittel geförderten Projektarbeit aktiv, andere haben dies erst – z.B. durch die Übernahme der Koordination von samo.fa – übernommen, bei weiteren besteht die Absicht, einen projektgeförderten Dienstleistungsbereich aufzubauen.

Damit tritt neben das zivilgesellschaftliche, ehrenamtliche Engagement verstärkt auch eine Aktivität professioneller Dienstleistung. Dadurch entstehen zusätzlich zum, bei samo.fa vordergründigen bürgerschaftlichen Engagement, vielfache Schnittstellen, aber auch Grauzonen. Für die Begleitung der Geflüchteten auf ihrem schwierigen Weg zu einem normalisierten Alltag bleiben die Aktiven – also jene, die sich neben ihrem eigenen Alltag ehrenamtlich engagieren – besonders wichtig. Es muss deshalb Vorkehr getroffen werden, dass sie nicht im Ergebnis des verstärkten Einsatzes von „Professionellen“ aus Projekten an den Rand gedrängt werden.

³ Lokale Verbünde als samo.fa-Träger, die 2015 schon Mitglied im BV NeMO waren: moveGlobal Berlin, Haus der Kulturen Braunschweig, vmdo Dortmund, VeMO Halle, MISO Hannover, Brücke der Kulturen Hildesheim, Haus der Kulturen Lübeck, MORGEN e.V. München, Raum der Kulturen Neuss, BIM Reutlingen und Forum der Kulturen Stuttgart.

⁴ Es gilt für Bielefeld, Düsseldorf, Heilbronn, Mönchengladbach.

5. Kontinuität und Stabilität durch samo.fa

Gegen Ende 2017 zeigt sich, dass samo.fa in den meisten Fällen erheblich dazu beigetragen hat, dass miteinander kooperierende Migrantenorganisationen ein Potenzial für Kontinuität und Stabilität in der lokalen Flüchtlingsarbeit geworden sind. Das gilt nicht für alle 30 Städte und es gilt auch nicht in gleicher Weise, dafür waren zum einen die Startbedingungen zu unterschiedlich, zum anderen ist es auch nicht an allen Orten „gleich gut gelaufen“. Über die unterschiedlichen Startbedingungen informiert der erste Zwischenbericht, der 2016 vorgelegt wurde. Es war absehbar, dass die von den Koordinator*innen übernommenen Aufgaben komplex und hinreichend schwierig sein würden. Um sie zu unterstützen, wurden Regionale Netzwerkbegleitungen etabliert, die nahe bei den Koordinator*innen agierten und in 2018 weiter agieren.

Dennoch kam es vor Ort teilweise zu größeren Schwierigkeiten. Die Gründe dafür sind unterschiedlich und zum Teil direkte Folge des „Kaltstarts“ 2016. Auch komplizierte Machtstrukturen der lokalen Ausgangslagen spielen eine Rolle, ebenso personelle Fehlentscheidungen und/oder personellen Wechsel. Einen vergleichsweise leichteren Start hatten diejenigen Koordinator*innen, deren Trägerorganisationen bereits gut im lokalen Geschehen verankert waren und/oder es gewohnt waren, in Verbundstrukturen zu arbeiten. Dies galt insbesondere für jene, die sich explizit schon zu Verbünden von Migrantenorganisationen zusammengeschlossen hatten, Mitglied des Bundesverbands NeMO sind oder sich auf dem Weg zu solchen engeren Zusammenschlüssen befanden oder befinden. Besondere Herausforderungen waren überall dort gegeben, wo es eine unterentwickelte oder sogar keine „Szene“ von Migrantenorganisationen gab und/oder wo die Trägerorganisation sich erst auf die lokale Handlungsebene einstellen musste, z.B. weil sie als Diaspora-Organisation bislang eher entwicklungspolitisch ausgerichtet war.

In einer kleinen Anzahl von Fällen hatte die Stadt selbst oder eine nicht-migrantische Organisation gewissermaßen „stadthalterisch“ die Trägerrolle übernommen. Dies musste im Laufe der Zeit in Richtung auf migrantische Trägerschaft umgebaut werden. Ende 2017 hat sich die Mehrheit der beteiligten lokalen Partner in einem organisatorischen Sinne stabilisiert. Für einen Ende des Jahres ausgeschiedenen lokalen Partner und aufgrund einer gewissen Umverteilung der Mittel werden nun drei neue lokale Partner in das samo.fa- „Konsortium“ eintreten: aus Göttingen, Krefeld und Stralsund.

Sicherlich war die Tatsache, dass über die Projektförderung Koordinator*innen finanziert und auch in gewissem Umfange Finanzmittel für operative Tätigkeiten vor Ort zur Verfügung gestellt werden konnten, eine wichtige Basis, von der aus Wirksamkeit entwickelt werden konnte – gewissermaßen als „Injektion“ in einen traditionell finanzarmen Sektor. Aber es ist nicht nur das: In vielen Städtedossiers wird ausdrücklich hervorgehoben, dass das Gesamtarrangement von samo.fa – also neben der Finanzierung auch die nahe Begleitung und die bundesweit erarbeitenden gemeinsamen Rahmenorientierungen, der Erfahrungsaustausch, die Medienarbeit und insgesamt das respektvolle und solidarische „interne Klima“ – sehr hilfreich gewesen sei und weiter dringend benötigt wird.

Was für Aktivitäten frei verfügbare Finanzmittel betrifft, so wären solche Ansätze wie das vom BAMF an bundesweit 14 Standorten geförderte House of Resources hilfreich: Das Besondere am House of Resources ist nämlich, dass es keine pauschale Fördersumme wie bei einem Projekt gibt, sondern anlassbezogen und bedarfsgerecht konkrete Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

Im Zentrum von samo.fa steht – und das macht das Besondere aus – ein Dreiklang auf der lokalen Ebene: Erstens Maßnahmen, die sich konkret und praktisch auf die Verbesserung der Lage der Geflüchteten und ihre Teilhabe beziehen. Zweitens werden diese mit einer systematischen Unterstützung der Aktiven in Migrantenorganisationen für eine erfolgreiche Tätigkeit in diesen Maßnahmen kombiniert. Und drittens eine weitere und stabile Öffnung von Migrantenorganisationen für die Flüchtlingsarbeit und ihre gleichberechtigte Teilnahme im Rahmen der Koordinierung der kommunalen Flüchtlingsarbeit.

Diese drei „Klänge“ bedingen und verstärken einander. Die Städtedossiers zeigen, dass es in vielen Fällen sowohl in den einzelnen der drei Felder als auch in ihrem Zusammenspiel erhebliche Fortschritte gegeben hat. Zu beobachten ist an vielen Orten – aber nicht überall – eine stetige, wenn auch langsame Erweiterung des Kreises der Migrantenorganisationen, die sich für Flüchtlingsarbeit punktuell oder auch im größeren Umfange öffnen und bei samo.fa mitwirken. Moscheegemeinden wurden dabei bisher kaum erreicht.

Wenn Neue hinzukommen, versteht es sich, dass sie beraten werden müssen und dass ihnen auch Qualifizierung zuteilwerden muss. Beratungs- und Qualifizierungsbedarfe bestehen aber auch bei jenen fort, die von Anfang an dabei sind. Dies hat zum einen mit den veränderten Lebensumständen der Geflüchteten zu tun, auf die richtig eingegangen werden muss. Zum anderen entsteht aber auch aufgrund der oft zu beobachtenden Entwicklung eines „Projektebereichs“ und den damit zusammenhängenden Bedingungen von Projektförderung Bedarf an Wissensvermittlung. Auch das schwieriger gewordene gesellschaftlichen Umfeld stellt neue Anforderungen an Migrantenorganisationen z.B. die einer argumentativen Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus.

Die Aktiven, also jene Menschen, die sich direkt und ehrenamtlich in der Arbeit mit den Geflüchteten engagieren, sind gewissermaßen das „Herzstück“ des samo.fa-Ansatzes – vor allem in Hinblick auf die Begleitung auf dem langen Weg zu einer Normalisierung des Alltags.

Projekte können die Arbeit unterstützen und auch professionelle Dienstleistungen anbieten, aber nicht diese mitmenschliche Brücke ersetzen. Deshalb steht der Umgang mit den Aktiven ganz oben auf der Agenda: samo.fa ist also zu einem erheblichen Teil auch Sich-Kümmern, ist die Pflege guter und vertrauensvoller Beziehungen, ist Respekt und Anerkennung.

samo.fa-Clubs oder Arbeitskreise der Aktiven und ähnliche Gremien und Organisationsformen sind deshalb wichtige Knotenpunkte für stabile Verbindungen und kontinuierliches Engagement – ebenso wie eine gemeinsame Feier am Jahresende, in der auch Dank und Anerkennung zum Ausdruck gebracht werden. Auch diese interne Kultur hat sich gut entwickelt, zeigen die Städtdossiers.

Würde das Engagement von Aktiven aus Migrantenorganisationen in der nächsten Zeit dramatisch zurückgehen, hätte dies negative Auswirkungen für Integration und Teilhabe der Geflüchteten auf ihrem langen Weg in einen normalen neuen Alltag. Denn es würden die „Lotsen“ für diesen Alltag fehlen, die notwendige Stadtteilorientierung könnte sich nicht auf die erforderliche Anzahl von Aktiven stützen und insbesondere das dringende Bedürfnis nach „sicheren Begegnungsräumen“ könnte nach Umfang und Qualität nicht befriedigt werden.

Die samo.fa-Koordination ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den Migrantenorganisationen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, den Aktiven und den anderen lokalen Akteuren in der Flüchtlingsarbeit sowie der Stadtverwaltung und der kommunalen Politik. Fast schon kann man sagen, dass genau dieses Bindeglied gar auf längere Sicht unverzichtbar ist. Nicht nur müssen die Bündnisse erweitert werden, um über die unmittelbaren materiellen Lebensinteressen hinaus Lebensqualität zu ermöglichen, sondern es geht auch darum, das städtische Gemeinwesen und seine lebendige Kraft des fairen und friedlichen Zusammenlebens in Vielfalt als gemeinsames Anliegen zu betreiben.

6. Resümee

Der Weg zur Normalität im Alltag ist lang und beschwerlich. Der Bedarf einer unterstützenden und zuweilen auch beschützenden, nahen Begleitung nimmt in naher Zukunft nicht ab, sondern eher zu. Und: Sie muss verlässlich sein. Eine solche Begleitung hat vor allem drei zentrale Aufgaben: (1) die Geflüchteten darin zu unterstützen, an den Einrichtungen, Leistungen und dem gemeinschaftlichen lokalen Leben gleichberechtigt teilzuhaben (Teilhabe), (2) sie darin zu bestärken, Schwierigkeiten zu bewältigen, nicht den Mut zu verlieren und das eigene neue Leben bewusst „in die Hand“ zu nehmen (Selbstwert) und (3) sie darin zu unterstützen, ihre Anliegen selbstbewusst und zu vertreten und sich einzumischen (Stimme). Dies sind von Beginn an zentrale Aufgaben im samo.fa-Arbeitszusammenhang gewesen – und sie sind noch lange nicht erledigt.

Viele Städte haben ihre Flüchtlingsarbeit neu aufgestellt oder sind dabei, dies zu tun. Das hat verschiedene Motive: Rationalisierung, auch in Erwartung nachlassenden Handlungsdrucks, spielt hierbei eine erhebliche Rolle. Dabei kann es sehr wohl sein, dass zu früh an „Entwarnung“ gedacht wird. Zwar sind die Zugänge an neuen Geflüchteten stark zurückgegangen, aber die sozialen Probleme, die mit dem langen und schwierigen Weg der Neubürger*innen zur Normalität des Alltagslebens verbunden sind, bleiben als Aufgabe der nächsten Jahre. Die Migrantenorganisationen, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, werden stärker als bisher von den Städten als wichtige Partner wahrgenommen. Samo.fa hat hierzu in verschiedener Weise erheblich beigetragen, nicht zuletzt durch die Initiierung öffentlicher Diskurse nicht nur über Geflüchtete, sondern mit ihnen. Damit wurden die Geflüchteten mit eigener Stimme vernehmbar. Es haben sich unterschiedliche Weisen der Beteiligung der Migrantenorganisationen aus dem samo.fa-Kontext bei der Gestaltung der lokalen Flüchtlingsarbeit herausgebildet; viele von ihnen sind allerdings noch punktuell, wenig institutionalisiert und damit für die kommende Zeit des langen Wegs in die Normalität noch nicht belastbar genug.

Das im „langen Sommer des Willkommens“ entstandene breite spontane bürgerschaftliche Engagement kommt mit der erforderlichen Dauer und Kontinuität der Begleitung und den schwieriger werdenden Anforderungen an seine Grenzen. Dort, wo die Aktiven im samo.fa-Kontext tätig sind, gibt ihnen ihre Rückbindung an Migrantenorganisationen einen Rahmen für ihr weiteres Engagement.

Lokal kooperierende Migrantenorganisationen sind das Rückgrat dieses Typs von Flüchtlingsarbeit. Sie folgen wichtigen gemeinsamen Prinzipien, zu denen aus der eigenen Erfahrung stammende Solidarität mit Geflüchteten ebenso gehört wie eine herkunftsübergreifende und respektvolle Zusammenarbeit und die Orientierung auf eine Verbesserung der Lebensverhältnisse „hier und jetzt“. Flüchtlingsarbeit ist – wenn überhaupt – in der Regel nur ein Ausschnitt aus den breiteren Aktivitäten von Migrantenorganisationen. Netzwerke, die vor Ort gegründet wurden, und jene Migrantenorganisationen umfassen, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, wirken oftmals als Anregung und Vorform lokaler Verbünde von Migrantenorganisationen.

Dieser „neue Typ von Migrantenorganisationen“ hat offenkundig erhebliche Attraktivität: Er findet in den Diskursen stärkere Aufmerksamkeit und führt zu einer Reihe lokaler Initiativen. In denselben Zusammenhang einer neuen Dynamik in den lokalen „Szenen“ der migrantischen Organisationen gehört, dass an verschiedenen Orten – von samo.fa unterstützt – Geflüchtete sich selbst organisieren und Vereine gründen.

Viele der beteiligten Migrantenorganisationen und Verbünde haben bei sich auch drittmittelgeförderte Projekte angesiedelt, in denen professionell Ausgebildete hauptamtlich tätig sind. Für die Begleitung der Geflüchteten auf ihrem schwierigen Weg zu einem normalisierten Alltag bleiben die Aktiven – also jene, die sich neben ihrem eigenen Alltag ehrenamtlich engagieren – besonders wichtig. Es muss deshalb Vorkehr getroffen werden, dass sie nicht im Ergebnis des verstärkten Einsatzes von „Professionellen“ aus Projekten an den Rand gedrängt werden.

Die von Beginn an Grund legende Orientierung auf einen „Dreiklang“ von konkreter Arbeit mit Geflüchteten, Unterstützung der Aktiven aus Migrantenorganisationen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren und der (weiteren) Öffnung von Migrantenorganisationen für Flüchtlingsarbeit war zielführend. Nach dem „Kaltstart“ 2016 und vor dem Hintergrund der sehr unterschiedlichen Ausgangslagen in den 30 Städten „lief keineswegs alles rund“.

Aber: Gegen Ende 2017 zeigt sich, dass samo.fa in den meisten Fällen erheblich dazu beigetragen hat, dass miteinander kooperierende Migrantenorganisationen ein Potenzial für Kontinuität und Stabilität in der lokalen Flüchtlingsarbeit geworden sind. Gerade auch für den langen und schwierigen Weg in die Normalität, den die Geflüchteten gehen, bleiben die Aktiven das „Herzstück“ des samo.fa-Ansatzes, das aber ohne die produktive Bindung an miteinander lokal kooperierende Migrantenorganisationen nicht wirksam genug ist.

7. Ausblick auf 2018

Überlegungen zur Schwerpunktsetzung der Arbeit im 3. Jahr von samo.fa

Vorgestellt auf dem Bundesnetzwerktreffen am 5./6. Februar 2017 in Leipzig

Der „lange Sommer des Willkommens“ liegt weit zurück. Und dies in mehrerer Hinsicht: Die Geflüchteten selbst, die geblieben sind, sind schon zwei Jahre und länger in Deutschland. Sie müssen ihren neuen Alltag bewältigen. Dabei gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch wichtige Unterschiede, was diesen Alltag ausmacht und prägt: Die Unterschiede hängen davon ab, wie weit der Entscheidungsprozess über den Status gediehen ist und welcher Aufenthaltsstatus schließlich zuerkannt wird, von der lokalen Wohnsituation, den Verhältnissen auf den lokalen bzw. regionalen Arbeitsmärkten, aber auch von der lokalen Flüchtlingsarbeit und der kommunalen Politik, der wiederum in verschiedener Weise von übergreifender staatlicher Politik Rahmenbedingungen gesetzt werden.

Der Weg zur Normalisierung der Lebenslage ist lang

Für diejenigen, die eine Anerkennung erhalten⁶, geht es um Integration in der Weise, dass eine selbständige Lebensführung erreicht wird – in der Regel auf der Basis von Erwerbstätigkeit – und dass – wenn dies gewünscht wird – die Kernfamilien unter akzeptablen Wohnverhältnissen zusammenleben können und es für die Kinder und Jugendlichen einen gleichberechtigen Zugang zu Bildung gibt.

Die vorliegenden ersten Studien, z.B. zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten, und viele andere empirische Fakten zeigen: Der Weg zur Normalisierung des Lebens ist für Geflüchtete – Ausnahmen bestätigen immer die Regel – kompliziert und langwierig. Expert*innen gehen davon aus, dass hierfür mehrere Jahre (man spricht von 5 bis 7 Jahren) erforderlich sind.

Und tatsächlich stehen der Integration Hindernisse im Weg, die sie erheblich verzögern. Diese beginnen bei der überaus langen Bearbeitungszeit im Anerkennungsverfahren, was zunächst für die Betroffenen andauernde Unsicherheit und eine faktische Einschränkung ihres Aktionsradius bedeuten (oder: bedeutet haben, also eine erste grundlegende Erfahrung bildet). Diejenigen aus dem Jahr 2015, deren Aufenthaltsstatus es zulässt, münden nun den Regelungsbereich des SGB II ein, stehen aber dem Arbeitsmarkt zunächst zu einem erheblichen Teil noch nicht zur Verfügung, weil sie Deutsch- und Integrationskurse besuchen. Es ist zu erwarten, dass ihnen danach vor allem Beschäftigungen offenstehen – die sie auch bereit sein werden anzunehmen –, die aber vielfach prekäre Merkmale haben. Damit setzt sich die Instabilität ihrer Lebenslage fort.

Vor allen in den Ballungsgebieten ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt äußerst angespannt, so dass sich teilweise die Aufenthaltsdauer in Gemeinschaftsunterkünften verlängert oder dass in (preiswertere) Wohnungen eingemündet wird, die sich oftmals in sozial belasteten Quartieren befinden. Der Hoffnung, dass die Kinder und Jugendlichen hier eine bessere Zukunft haben, stehen vielfältige Engpässe beim Zugang zu Bildung, Ausbildung und Studium entgegen. Schließlich ist der Familiennachzug erschwert. Von Normalisierung des Lebens kann also bislang keine Rede sein.

Verzögerungen und Gefährdungen

In mancher Literatur wird suggeriert, als sei ein Zeitraum von sieben bis zehn Jahren für eine Integration von Eingewanderten „normal“. Manchmal liest sich das wie eine Art menschliches Naturgesetz. Nun mögen solche Zeiträume erforderlich sein, um die eigene Lebenssituation zu optimieren und auch, um mental in der neuen Heimat ganz anzukommen. Was aber die materiellen Voraussetzungen für Normalisierung betrifft – von denen oben die Rede war – , so handelt es sich um Verzögerungen, die aus Mängeln der Ankunftsgesellschaft, aus überforderten Bürokratien und aus gesetzlichen Restriktionen resultieren.

Verzögerungen und Gefährdungen in diesem komplizierten und komplexen Integrationsprozess treten auch dann ein, wenn die erforderlichen Unterstützungssysteme, wie Beratung, barrierefreie Zugänge zu Ämtern, Sprachmittlung, Willkommenskultur…, lokal unzulänglich entwickelt sind oder brüchig werden, weil z.B. die Kommunen keinen akuten Handlungsbedarf mehr sehen. Es gibt vermehrt Hinweise darauf, dass in kommunaler Politik die Flüchtlingsfrage auf der Agenda „nach unten“ rutscht. Gerade bei dem für samo.fa charakteristischen Ansatz bei lokalen Handlungsstrategien wäre dies sehr beunruhigend und muss beobachtet werden.

Als ein „Indikator“ für eine Art „schleichenden Ausstieg“ aus der Flüchtlingsarbeit von Kommunen wäre auch zu werten, wenn die Migrantenorganisationen, die bisher in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, als Partner am Rande verbleiben oder sogar in ihrer Rolle beschränkt werden, anstatt statt stärker als bisher wertgeschätzt zu werden.

Viele der vorliegenden neueren Studien, Gutachten und Memoranden – jedenfalls solche, die für eine wirksame und würdevolle Integration von Geflüchteten stehen – sehen nun angesichts des langen und komplizierten Wegs der Integration das Erfordernis einer nahen und gut zugänglichen kontinuierlichen Begleitung und Unterstützung.

Ein tragendes Argument für den samo.fa-Ansatz der gleichzeitigen Stärkung von Aktiven in der Flüchtlingsarbeit und von Migrantenorganisationen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren war und ist: Gerade bei der Bewältigung des Alltags sind die Migrantenorganisationen und jene Aktiven, die sie als „background“ haben, unverzichtbar. Nun werden die Erfahrungen, die die Menschen mit Migrationsgeschichte selbst oder vermittelt mit Ankommen, Sich-Einrichten und Heimischwerden gemacht haben, besonders wichtig. Sie produktiv weiterzugeben, setzt allerdings einen reflektierten Umgang mit ihnen voraus.

Besonderer Beitrag der Migrantenorganisationen

Migrantenorganisationen, wo kollektiv Migrationserfahrungen „aufbewahrt“ werden, sind wichtig. Gleichzeitig sind sie ein Ort, der den Aktiven Bezug und Stärke gibt und der sich für die Geflüchteten selbst öffnet. In und resultierend aus diesen drei „Funktionen“ sind Migrantenorganisationen im Grunde unverzichtbar. Und dies gilt umso mehr dann, wenn aus dem Kontext der Migrantenorganisationen auch Expertise für die Bewältigung des Alltags in den verschiedenen wichtigen Handlungsfeldern des neuen Alltags zu gewinnen ist. Im zweiten Jahr von samo.fa ging es dabei um die Bereiche Bildung & Ausbildung, Arbeitsmarkt, Wohnen und Gesundheit.

Stets ist bei der Unterstützung von Geflüchteten in ihrem neuen Alltag wichtig zu klären, welchen Beitrag die Aktiven mit Migrationsgeschichte und die Migrantenorganisationen dabei leisten (können). Sie sind keine Lückenbüßer für ausbleibende oder ungenügende Leistungen, die die hierfür vorhandenen zuständigen und verantwortlichen „Systeme“ erbringen müssten. Dort, wo Menschen mit Migrationsgeschichte als Professionelle tätig sind (was aus verschiedenen Gründen sehr wünschenswert ist), müssen sie auch entsprechend anerkannt und vergütet werden.

Was bringen also jene ein, die nicht im strikten Sinne von Ausbildung und fachlichem Profil Professionelle sind? Deren Expertise⁸ dient der Orientierung, der Unterstützung dabei, zu seinem/ihrem Recht zu kommen, der sensiblen Wahrnehmung von Notlagen und Krisen, der Ermutigung, dem Angebot von Vertrauen, Verlässlichkeit, der Stärkung von Durchhaltevermögen und dem Erleben gemeinsamer Lebensfreude. Die Aktiven und die Migrantenorganisationen können also in diesem Sinne nur wirksam werden, wenn sie Teil eines lokalen Unterstützungsnetzwerks sind, also in einem Kontext von Arbeitsteilung und Kooperation. Diese Erkenntnis war ebenfalls für das 2. Jahr von samo.fa leitend. Die lokalen Dialogkonferenzen der 30 samo.fa-Partner haben vielfach in bemerkenswerter Weise diese Kooperationsfortschritte demonstriert.

Stabile Begleitung langfristig erforderlich

Diese Art der Begleitung und Unterstützung, die nahe bei denen angesiedelt ist, die von Geflüchteten zu neuen Mitbürger*innen geworden sind, ohne sie zu bevormunden, wird also noch für einen erheblich langen Zeitraum benötigt, der weit den bisherigen zeitlichen Förderhorizont von samo.fa überschreitet. Außerdem, auch in den Folgejahren nach 2015/2016 hat es weiterhin Zuwanderung geben, und diese wird sich auch fortsetzen. Es ist also angeraten, basale lokale Unterstützungsstrukturen auf Dauer zu stellen, die auch (Stichwort: Arbeitsteilung und Kooperation) im bürgerschaftlichen Engagement verankert sind. Spontane Initiativen der Hilfe und Unterstützung fehlt die erforderliche Stabilität, und zwar sowohl im personellen wie auch im institutionellen Sinne. Migrantenorganisationen sind demgegenüber schon ihrem Sinne nach stärker auf Dauerhaftigkeit angelegt; manche von ihnen bestehen schon viele Jahre oder sogar Jahrzehnte, mit allen „Auf und Abs“, dem bürgerschaftliche Organisationen unterliegen.

Migrantenorganisationen haben also ein erhebliches Stabilitätspotenzial: sie werden also für die weitere Unterstützung von Geflüchteten und neuen Mitbürger*innen mit Fluchtgeschichte nicht nur gebraucht und haben darin nicht nur Erfahrungen gesammelt und Expertise aufgebaut, sie haben auch das Potenzial, mit langem Atem in diesem Feld tätig und wirksam zu sein. Es gibt in der Regel Aktive, die sich kontinuierlich um den Fortbestand sorgen, es gibt Kerngruppen, denen die Organisation ein Teil ihres Lebens ist, es sind in der Regel rechtliche Formen, wie ein Verein, gefunden worden, die eine gewisse Stabilität mit sich bringen, und es gibt Räumlichkeiten für Treffen und Vereinsaktivitäten, wenngleich dies oftmals auch ein „Engpass“ ist. Ihr Engagement im Feld der Flüchtlingsarbeit bleibt dennoch fragil, weil dieses Engagement einen Aktivitätsgrad und eine aktive Öffnung „nach außen“ erforderlich macht, das auf längere Dauer aufrecht zu erhalten eine große Herausforderung darstellt.

Die Förderentscheidung für samo.fa, über die Stellen der lokalen Koordinator*innen ein professionelles „Rückgrat“ zu sichern und die Bereitstellung „lokaler Fonds“ zu ermöglichen, war deshalb weitsichtig; an diesem Modell eines „professionellen Rückgrats“ plus „lokaler Fonds“ bzw. einer Variation dessen müsste sich auch eine weitere Förderung orientieren, wenn Wert darauf gelegt wird, Migrantenorganisationen in der lokalen Unterstützung von Menschen mit Fluchtgeschichte präsent und aktiv zu halten (und damit auch Vorkehr zu treffen, dass die Erfahrungen und die aufgebaute Expertise nicht verloren gehen).

Verbünde neuer und schon länger bestehender Migrantenorganisationen

Zu beobachten ist, dass sich Menschen mit Fluchtgeschichte selbst daran machen, Vereine zu gründen, um sich zu unterstützen und um in der lokalen Öffentlichkeit und gegenüber der lokalen Politik eine eigene „Stimme“ zu erhalten. Diese Neugründungen von Migrantenorganisationen sind für die lokale Flüchtlingsarbeit von Bedeutung, weil sie in authentischer Weise die Lebensbedingungen und Bedürfnisse von Menschen mit Fluchtgeschichte, die erst vor kurzem angekommen sind, spiegeln. Dies macht aber auch zugleich ihre Verletzlichkeit aus: ihnen fehlt die gediegene Erfahrung im Umgang mit den hiesigen Realitäten, die aber bei den schon länger bestehenden Migrantenorganisationen gegeben ist.

Der von samo.fa vor allem im zurückliegenden zweiten Jahr stark gemachte Vorschlag, vor Ort Arbeitsgemeinschaften oder Verbünde jener Migrantenorganisationen, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, zu gründen, hat deshalb vor allen Dingen auch unter dem Aspekt von Stabilität Sinn und hierfür auch die neu gegründeten Vereine einzuladen. Solche Verbünde ermöglichen wechselseitige Unterstützung und die Entwicklung von „interner“ Arbeitsteilung und Kooperation, die zum einen entlastend wirken kann, und zum anderen auch ermöglicht, gegenüber den lokalen Partnern in der Flüchtlingsarbeit und gegenüber der lokalen Politik und Verwaltung mit einer gemeinsamen Stimme zu sprechen.

Die Formulierung „Migrantenorganisationen, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind“ ist bewusst gewählt. Denn nicht alle Migrantenorganisationen sind dort aktiv, wobei ihre Nichtbeteiligung verschiedene Gründe und Motive hat⁹. Und es gibt auch Migrantenorganisationen, die sich in der einen oder anderen Weise erheblich in der Flüchtlingsarbeit engagiert haben, und nun vielleicht ermüdet sind oder auch (wieder) stärker zu Aktivitäten zurückkehren wollen, die auch zu ihrem Profil und Selbstverständnis gehören. Lokale Verbünde für die Arbeit mit Menschen mit Fluchtgeschichte könnte auch für diese Migrantenorganisationen eine „Ort“ sein, an dem sie sich in moderater Form weiter beteiligen würden.

samo.fa im dritten Jahr

Migrantenorganisationen vor Ort – auch in gerade, wenn sie sich zu Verbünden zusammen schließen- als ein stabiler und stabilisierender Faktor in der Flüchtlingsarbeit zu halten, ist auch angesichts des gesellschaftlichen Klimas, was Asyl betrifft, von großer Bedeutung: zunehmende Restriktionen in der Flüchtlingspolitik spielen mit der Zunahme ausländerfeindlicher, rassistischer, antiziganistischer und antisemitischer öffentlicher Auftritte zusammen zu einem Klima, das mit einer „Willkommenskultur“ immer weniger Ähnlichkeit hat, wenngleich de facto große Mehrheiten eine offenere Haltung haben ( die Strahlkraft des „langen Sommers des Willkommens“ also noch nicht ganz verblasst ist).

Das dritte Jahr von samo.fa sieht drei zentrale Aufgaben vor: Konsolidierung, Nachhaltigkeit und Transfer. Vor dem Hintergrund der hier vorgestellten Überlegungen geht es darum, diese drei Aufgabenfelder dadurch zu verknüpfen, dass die Voraussetzungen, Bedingungen und praktischen Vorkehrungen für eine dauerhafte Stabilität des Engagements von Migrantenorganisationen in der lokalen Flüchtlingsarbeit ins Zentrum gerückt wird.

⁵  Zusammenfassung und Weiterführung einer Diskussion auf dem 1. Treffen des Leitungsteams von samo.fa am 8. Januar 2018 in Dortmund

⁶ Für diejenigen, denen ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht verweigert wird und die unter Abschiebungsdrohung stehen, muss sichergestellt sein, dass sie die Zeit ihres Aufenthalts in Deutschland in Würde verbringen und ihn auch für sich im Sinne der Erweiterung ihrer schulischen und beruflichen Kompetenzen etc. nutzen können. Auch hierfür müssen Lösungen gefunden werden, die auf der lokalen Ebene – dort, wo diese Menschen sind – konkretisiert werden müssen.

⁷ Viele Migrantenorganisationen, die im Kontext von samo.fa aktiv sind, bieten auch – meist über diverse Projekte – professionelle Dienstleistungen an. Dies ist ein weiteres Feld, auf dem Migrantenorganisationen aktiv sind. Dadurch entstehen zu dem, was bei samo.fa im Vordergrund steht, nämlich bürgerschaftliches Engagement, vielfache Schnittstellen, aber auch Grauzonen.

⁸ Auch hierfür ist nötig, was oftmals „Professionalisierung“ genannt wird, aber nicht mit fachlich-beruflicher Professionalität verwechselt werden darf. Es geht eher um eine Verbesserung der Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit, um Orientierungs- und Anschlusswissen usw., usw. Zu diesem Zweck gab und gibt es im samo.fa-Kontext und darüber hinaus vielfältige Weiterbildungs- und Trainingsangebote.

⁹ Allerdings ist es in vielen Orten, an denen samo.fa aktiv ist, gelungen, die Anzahl der Migrantenorganisationen, die sich in der einen oder anderen Weise an der Flüchtlingsarbeit beteiligen, deutlich zu erhöhen.

 

 

Komm an – Der Talk im Haus der Vielfalt (Dortmund)

By | Alle Beiträge | No Comments

Unsere Partner*innen kommen vor der Kamera ins Gespräch: Dank einer Kooperation mit dem Institut für Journalistik der TU Dortmund, der FH Dortmund und dem Bundesverband NeMO wird im Haus der Vielfalt an drei Tagen eine  Sendereihe produziert.  Die fertigen Sendungen werden nach den Osterferien bei dem Lernsender nrwision ausgestrahlt.

Inhaltlich werden unsere lokalen Partner über die konkrete Arbeit vor Ort erzählen: Vom Umgang mit geflüchteten Frauen bis hin zur Flüchtlingsarbeit in den Medien deckt die Reihe das Thema vielfältig ab.

Die 12 Folgen sind das Ergebnis eines Seminars an der FH Dortmund (im Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften), bei dem die Studierenden vorbereitet werden, um vor Ort bei den jeweiligen Partner*innen (die Studiogäste der Sendung) Leitfadeninterviews zu führen. Die Studierenden bekommen so Gelegenheit Einblicke in die Arbeit von Migrantenorganisationen zu bekommen, die sich in der Arbeit mit Geflüchteten engagieren. Durch die Kooperation mit dem Institut für Journalistik der TU Dortmund erarbeiten Studierende in einem Seminar zusätzlich die Sendungen, die bei nrwision ausgestrahlt werden.

Das Haus der Vielfalt wird zum Fernsehstudio

Flüchtlingsarbeit im ländlichen Raum
Elaine Yousef aus Waltrop und Merwan Resho sprechen über die besonderen Herausforderungen der Flüchtlingsarbeit im ländlichen Raum.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Kulturelle Bildungsaktivitäten mit Kindern und Jugendlichen mit Kin-Top Förderungszentrum e.V.
Für das Ankommen von Kindern ist es wichtig, dass die Kinder sich willkommen fühlen. Kinder und Jugendliche sind dann angekommen, wenn sie sich in die Gesellschaft einbringen können. Das will Kin-Top e.V. Düsseldorf mit ganz verschiedenen Angeboten erreichen. Wie sie das machen, erzählen Joana Gerdt und Sören Volkenborn jetzt vor der Kamera.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Flüchtlingsarbeit in den Medien (Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. / AfricanTide e.V.)
Bei der letzten Sendung sprechen Miriam Bunjes vom Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen und Dr. Rosalyn Dressman von AfricanTide über die Flüchtlingsarbeit in den Medien: Wird heute negativer berichtet? Wichtig ist es, mit den Leuten zu reden uns nicht über sie.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Die neue Stadtgesellschaft (Raum der Kulturen Neuss e.V.)
Muna Sukni om Raum der Kulturen Neuss e.V. und Habib Güneşli vom VMDO e.V. waren im Interview zum Thema: Wie verändern sich Städte und welches Lebensgefühl bringen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte mit in eine neue Stadt?

Erwartungen an die Politik (Bundesverband Netzwerke von Mirgantenorganisationen e.V.)
Dr. Ümit Koşan vom Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen spricht im Interview mit NRWision über die  Erwartungen an die Politik und Lobby-Arbeit.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Zugang zum Arbeitsmarkt für Geflüchtete, (WIIK e.V., Witten) 
Vivette Tchuissang Tchiwe und Clovis Njontié aus Witten sprechen in der ersten Aufzeichnung über den Arbeitsmarkt.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Vielfalt: Begegnungsstätte & Entfaltungsraum (Haus der Vielfalt, Dortmund)
Saziye Altundal-Köse und Jeyakumaran Kumarasamy vom VMDO e.V. sind das letzte Duo, das beim ersten Drehtag mit NRWision interviewt wurde. Sie sprachen über Vielfalt und Begegnungen – wie etwa am Drehort, im Haus der Vielfalt.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Wohnungsmarkt für Geflüchtete, (Solibund e.V., Köln) 
Kemal Sovuksu und Anna Kass vom Solibund e.V. Köln sprachen beim Dreh über den Zugang zum Wohnungsmarkt.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Geflüchtete Frauen (Interkultureller Elternverein e.V., Bielefeld)
Cynthia Krell und Hana Hamalatif aus Bielefeld sprachen im Talk mit NRWision über den Alltag geflüchteter Frauen!

Die Folge gibt es in der Mediathek. 

Gesundheit fördern durch Ernährungs- und Sportangebote für Geflüchtete (VKII e.V., Dortmund)
Thierry Monté und Armel Djine aus Dortmund sprechen über den Erfolg des Programms Smart Fit vom VKII Ruhrbezirk e.V.. Sport ist eine Möglichkeit, sprachliche und kulturelle Barrieren zu überwinden. Bei Smart Fit treffen sich Menschen aus 15 Nationen für ein vielfältiges Sportprogramm.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingsarbeit (Mozaik e.V., Bielefeld und IRFAN e.V., Mönchengladbach)
Martina Gehler (IRFAN e.V.) und Cemalettin Özer (Mozaik e.V.) sind die letzten Gäste beim Dreh heute. Sie diskutierten zum Thema: Welche besondere Rolle spielt der eigene Migrantionshintergrund im Ehrenamt? Was sind Herausforderungen und Chancen? 10 Stunden im Monat braucht man mindestens, wenn man sich ehrenamtlich engagiert. Wenn man das den Ehrenamtlichen vermittelt, hat man gute Chancen, Menschen zu motivieren.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Bildung für Geflüchtete (IFAK e.V., Bochum)
Berfîn Balik und Sebastian Hammer aus Bochum sprechen über Bildung für Geflüchtete: Neben der schulischen Bildung und Förderung ist es wichtig, den Geflüchteten eine Sicherheit zu bieten. Denn um wirklich in Deutschland anzukommen, fehlt oft ein wesentlicher Bestandteil: der Halt der eigenen Familie.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Was Orte über die Geschichte der Menschen erzählen

By | Alle Beiträge | No Comments

Finissage der Ausstellung „Onkel Hasan und die Generation der Enkel“ im Museum Pankow

Es ist der letzte Abend in Pankow, bevor die Ausstellung „Hasan und die Generation der Enkel“ weiter durch Deutschland zieht. Entsprechend herrscht reges Treiben in den Fluren des Museums Pankow. Durch den bestuhlten Saal hinweg versuchen die letzten Gäste einen Platz zu finden, ehe das Programm beginnt.

Was in Pankow auch außerhalb der Wände des Museums spürbar ist: Einwanderung, wie in Deutschland insgesamt, ist Teil der gemeinsamen Geschichte, der Gegenwart aber auch einer gemeinsamen Zukunft. Katarina Niewidzial, Integrationsbeauftragte der Stadt Pankow, unterstrich – begeistert von der Ausstellung – Pankow sei eigentlich ein „typischer Ost-Bezirk“. Durch die Migration sei auch der Norden Berlins zum Zuhause von Menschen geworden, die vor allem aus Italien und Vietnam kommen. „Wir fragen uns, ob die Orte die Geschichte der Menschen erzählen?“ Die Frage gibt ungewollt einen roten Faden vor, der immer wieder ergänzt und erweitert wird.

„Hasan in Pankow“ – so der leicht abgewandelte Titel für das Museum Pankow – war seit dem 14. Dezember 2017 dort zu sehen. Ergänzt wurde die Ausstellung um insgesamt acht Veranstaltungen mit Einblicken in die „Migrationgeschichte(n) im Berliner Nordosten“. Diese Geschichten standen auch am letzten Abend noch einmal im Zentrum.

Kemal Karabulut sprach über Flucht aus politisch unerträglichen Verhältnissen und Jeyasangar Gopalapillai berichtete über das Exil der Tamilen. Auch die in Erinnerung von Hamze Bytyci, Leiter von RoMatrial, gibt berührende Einblicke. Gerade Sinti und Roma sind nicht nur in Deutschland, sondern auch in ganz Europa Opfer jahrhundertelanger Diskriminierung und Ausgrenzung. „Ich bin geboren in einem Land, dass es heute so gar nicht mehr gibt“, erklärt Hamze. Zunächst im damaligen Jugoslawien geboren, wurde er Serbe, um nach der Unabhängigkeit 2008 plötzlich als Kosovare zu gelten. Diese Problematik habe ihn nach seiner Fluchterfahrung auch in Deutschland stark geprägt und ihm verdeutlicht, wie wichtig es sei, weiterhin sichtbar zu sein. Deshalb hat er RoMatrial, eine Bürgerrechtsorganisation für Sinti und Roma, gegründet. Das Ziel, die Narrative selber zu bestimmen und Identität nachhaltig zu stärken.

Bestärkende Geschichten, wie die von Hamze Bytyci, fanden einen Nachklang in der Vielfalt der musikalischen Darbietungen. In der Musik zeigte sich auf andere Weise die Mannigfaltigkeit der Migrationsgeschichten, die an diesem Abend exemplarisch für ganz viele Geschichten in Pankow, Berlin und Deutschland standen und stehen. Von Saz über Gitarre bis Kora boten sie die musikalische Untermalung für das, was auch ein Großteil der Besucher an diesem Abend verbindet: Migration, oder die Erinnerung daran.

Es versteht sich, dass am Ende einer solchen Sonderausstellung die Frage aufgerufen ist, wie es weitergeht: Wie kann Migration als Teil der gemeinsamen städtischen Geschichte in die Erinnerungsorte Einzug nehmen und dort ständig präsent sein? Und: Wie wird Einwanderung als ein prägender Teil der Stadtgesellschaft wahrgenommen bzw. besser als bisher wahrnehmbar gemacht? Hierüber sprachen – moderiert von Dr. Wilfried KruseProf. Dr. Felicitas Hillmann vom Leibnitz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner, Gülsah Stapel, Stadt- und Regionalplanerin an der Technischen Universität Berlin mit Bernt Roder, dem Leiter des Museums Pankow und mit dem Bezirksbürgermeister von Pankow, Sören Benn.

„Die Stadt ist in erster Linie ein Archiv der Gesellschaft“, unterstrich Stapel und machte deutlich, dass es wichtig sei, die Vielfalt an Erzählungen der Menschen zu hören. Vielfalt sei eine Stärke, so auch Bezirksbürgermeister Sören Benn. Und genau dieser Eindruck lasse sich für das Museum Pankow übersetzen. Das unterstrich schließlich auch der Museumsleiter Bernt Roder. Die Ausstellung habe ihn dazu bewegt, sich zu fragen, wie migrantische Perspektiven Eingang in die Museumsarbeit finden könnten.

Ganz am Ende dann der „Abschied“ aus Pankow und die Übergabe an Luiz Mazuze und Andreas Hempel von dem Verein Afropa e.V. aus Dresden. Im Jahr 2003 haben einige in Dresden lebende Afrikaner*innen und Deutsche die Initiative ergriffen, Afropa e.V. zur Förderung der afrikanisch-europäischen Verständigung zu gründen. Mittlerweile gibt es über 50 Mitglieder aus zehn Nationen. In der Dresdner Neustadt, wo auch Afropa zu Hause ist, wird „Hasan und die Enkel“ ab Anfang Mai 2018 zu sehen sein.

Afropa e.V. ist gleichzeitig einer von 32 Partnern des bundesweiten Projekts samo.fa. Ziel des Projektes des Bundesverbandes Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. ist es, dass die Menschen, die vor längerer Zeit selbst aus den unterschiedlichsten Gründen in Deutschland eine neue Heimat fanden, heute denjenigen eine Brücke in den Alltag bauen, die erst vor kurzem ankamen. Migrant*innen kennen die Bedürfnisse und Herausforderungen des Ankommens im neuen Alltag. Gleichzeitig bieten Migrantenorganisationen Räume, die Erinnerung an die eigene Herkunft zu bewahren. Und genau diese Möglichkeit, ein Raum zum Nachdenken über die eigene Geschichte zu schaffen, bietet die Ausstellung „Onkel Hasan“. Auch und gerade weil sie aus der Perspektive und unter aktiver Beteiligung von Migrantenorganisationen entstanden ist. Dabei setzt die Ausstellung zwei Blickrichtungen miteinander in Bezug: die Arbeitsmigranten der 1. Generation mit der Enkelgeneration, die in Deutschland aufgewachsen ist. Alle – Hasan, seine Frau und seine Kinder, die Verwandten und die Enkelgeneration –  sind die Gesichter der Ausstellung. Die Ausstellung gibt damit Migration, Einwanderung und ihren Geschichten und Erinnerungen ein Gesicht. Und das zeigt auch der letzte Abend in Pankow:  Neben den vielen Geschichten, Erinnerungen und Exponaten wird hier aufs Neue auch die Bedeutung der Vernetzung von Menschen unterschiedlicher Hintergründe spürbar. Damit wäre Onkel Hasan sicherlich auch sehr zufrieden gewesen wäre.

Weiter Informationen unter: www.onkel-hasan.de

Gemeinsam gegen Rassismus – Internationale Wochen gegen Rassismus (12.3-25.3)

By | Alle Beiträge | No Comments

Internationale Wochen gegen Rassismus (12.3-25.3)

Zu viele Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte erleben in Deutschland Rassismus. Allein im Jahr 2017 gab es über 2.200 tätliche Angriffe auf Geflüchtete und etwa 1500 antisemitisch motivierte Straftaten. Die Internationalen Wochen gegen Rassismus wollen rassistischer Diskriminierung, Vorurteilen, Stereotypen und Gewalt entgegenwirken und ein Zeichen für Solidarität und Miteinander setzen.

Rund um den 21. März, dem Internationalen UN-Gedenktag gegen Rassismus, finden unter dem Motto „100% Menschenwürde. Zusammen gegen Rassismus“ bundesweit Veranstaltungen statt. Aus dem Projekt samo.fa des Bundesverbandes NeMO beteiligen sich die Partner aus München, Lübeck, Freiburg und Halle (Saale) mit ganz unterschiedlichen Veranstaltungen.

 

Forum der Kulturen Stuttgart e.V.
12.März-23.März
Vom 12. bis zum 23. März 2018 finden in Stuttgart unter dem Titel HEIMAT zum dritten Mal in Folge die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Diese sind Teil bundesweiter Aktionswochen, die rund um den 21. März, den Internationalen UN-Gedenktag gegen Rassismus, veranstaltet werden. Das vielseitige Programm umfasst Workshops für Kinder und Jugendliche, Fortbildungen für Multiplikator*innen und Mitarbeiter*innen von Unternehmen, Verwaltungen und Initiativen sowie Abendveranstaltungen für die breite Öffentlichkeit.
https://www.forum-der-kulturen.de/heimat_internationale_wochen_gegen_rassismus/

IKB e.V. Haus der Kulturen Lübeck
15. März-19.März
Antirassistische Kulturtage in Lübeck haben auch dieses Jahr das Ziel, den Gedanken der Völkerverständigung und des Friedens mit den Mitteln der Literatur, der Kultur und der Kunst der Argumente in öffentlichen Veranstaltungen zur Sprache zu bringen. Noch nie gab es so viel Solidarität und Gegenwehr, um dem Hass und der Diskriminierung entgegenzuwirken. Gleichzeitig schüren Populisten Ängste und Terror gegen Minderheiten, verüben Hassgetriebene Anschläge auf Einrichtungen und Flüchtlingsunterkünfte. Auch im Jahr 2018 ist menschenfeindliche Stimmungsmache keine Randerscheinung.
http://www.hausderkulturen.eu/fileadmin/content/media/Antirassistische_Kulturtage.pdf

Morgen e.V., München
21. März
Am 21. März ruft MORGEN e.V. mit vielen weiteren Akteur*innen zu einer bunten und lauten Aktion auf, um Solidarität gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung einzufordern. Rassismus ist ein gesellschaftliches Problem, das alle angeht. Fast täglich gibt es Aktionen und Kundgebungen von rechtsextremen und populistischen Gruppierungen, Angriffe auf Asylunterkünfte, Gewalttaten und rassistische Angriffe gegen Jüdinnen und Juden, gegen Sinti und Roma, gegen Muslim*innen, gegen Schwarze Menschen und gegen People of Color, gegen Geflüchtete und Migrant*innen. Gleichzeitig gibt es Solidarität, das Engagement derjenigen, die nicht bereit sind, Alltagsrassismus und rassistische Gewalt hinzunehmen. Lauterkeit (d.h. Anständigkeit) wird verbunden mit Lautstärke: „Wir wollen Lauter sein gegen Rassismus. Jeder ist
Die Aktion „LAUTER sein gegen Rassismus!“ wird am 21. März 2016 bayernweit durchgeführt. Kommt zahlreich und bringt (Musik-)Instrumente zum LAUTER sein mit!
http://www.morgen-muenchen.de/termine/

IFAK e.V., Bochum
21. März

Newroz ist der Name des Neujahrs- und Frühlingsfestes, das am 20. oder 21. März vor allem im indoiranischen Kulturraum gefeiert wird. Seit dem 10. Mai 2010 ist Newroz auf Beschluss der 64. Generalversammlung der Vereinten Nationen als internationaler Newroz-Tag anerkannt. Die Generalversammlung stellte in ihrer Erklärung fest, dass „Newroz ein Frühlingsfest ist, das von mehr als 300 Mio. Menschen seit mehr als 3000 Jahren in Kurdistan, auf der Balkanhalbinsel, in der Schwarzmeerregion, im Kaukasus, in Zentralasien und im Nahen Osten gefeiert wird“. Am 30. September 2009 hatte die UNESCO den Newroz-Tag in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen und gleichzeitig ist am 21. März 2018 der Internationale Tag gegen Rassismus. Die Veranstaltung richtet sich an alle Menschen, die gegen jeglicher Rassismus sind und natürlich Lust haben mit uns Newroz feiern. Erste Linie richtet sich für Geflüchteten, die als neues Jahr feiern und Nachbarschaften, die was Neues erleben möchten, jede darf traditional kleidet zu Feierlichkeit kommen. (Weitere Informationen zu Ort und Zeit im Veranstaltungskalender dieser Seite)

FAIRburg e.V., Freiburg
22. März
Die Szenische Lesung von „Ein Morgen vor Lampedusa” beruht auf Zeugenaussagen von Fischern und Geflüchteten, die eine Bootskatastrophe vor Lampedusa erlebt haben. Der Text veranschaulicht die unerträglichen Zustände auf dem Mittelmeer, die ohne humane Lösung bis heute andauern. In einer Podiumsdiskussion mit ResQship e.V. und dem Begründer der Lampedusa-Lesung Antonio Umberto Riccò soll die komplexe und andauernde Situation und ihre Hintergründe in der Öffentlichkeit im Bewusstsein gehalten und auch Möglichkeiten aufgezeigt werden, ganz konkret Unterstützung in Freiburg leisten zu können.
http://www.fairburg.de/

VeMo e.V.,  Halle (Saale)
24. März
”Ich habe ja nichts gegen Flüchtlinge, aber … ” – kennen Sie diesen Satz? Ob im Büro, bei der Familienfeier oder in der Straßenbahn, oft ist es nur die Einleitung zu rassistischen Äußerungen, die scheinbar mehr und mehr Platz finden. Im Workshop “Wie reagieren auf rassistische Sprüche?!” wollen wir über die Möglichkeiten und Grenzen des Eingreifens sprechen, die eigene Haltung bewusst machen und wirksame Gegenstrategien diskutieren.
www.vemo-halle.de
—-
Weitere Hintergrundinformationen zum Thema Alltagsrassismus zeigt auch in Ausschnitten der Film:  Geflüchtete. Neuer Alltag

Menschen mit Fluchtgeschichte „vor Ort“: Migrantenorganisationen haben Stabilitätspotenzial

By | Alle Beiträge, Projektergebnisse, Publikationen, Überregionales | No Comments

Überlegungen zur Schwerpunkt der Arbeiten im 3. Jahr von samo.fa[1]

Vorgestellt auf dem Bundesnetzwerktreffen am 5./6.Februar 2017 in Leipzig

 

Der „lange Sommer des Willkommens“ liegt nun schon weit zurück. Und dies in mehrerer Hinsicht. Die Geflüchteten selbst, die geblieben sind, sind nun schon zwei Jahre und mehr in Deutschland. Sie müssen ihren neuen Alltag bewältigen. Was diesen Alltag ausmacht und prägt: hierbei gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch wichtige Unterschiede. Die Unterschiede hängen davon ab, wie weit der Entscheidungsprozess über den Status gediehen ist und welcher Aufenthaltsstatus schließlich zuerkannt wird, von der lokalen Wohnsituation, den Verhältnissen auf den lokalen bzw. regionalen Arbeitsmärkten, aber auch von der lokalen Flüchtlingsarbeit und der kommunalen Politik, der wiederum in verschiedener Weise von übergreifender staatlicher Politik Rahmenbedingungen gesetzt werden.

Der Weg zur Normalisierung der Lebenslage ist lang

Für diejenigen, die eine Anerkennung erhalten[2], geht es um Integration in der Weise, dass eine selbständige Lebensführung erreicht wird – in der Regel auf der Basis von Erwerbstätigkeit – und dass – wenn dies gewünscht wird – die Kernfamilien unter akzeptablen Wohnverhältnissen zusammenleben können und es für die Kinder und Jugendlichen einen gleichberechtigen Zugang zu Bildung gibt.

Die vorliegenden ersten Studien, z.B. zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten, und viele andere empirische Fakten zeigen nun: der Weg zur Normalisierung des Lebens ist für Geflüchtete – Ausnahmen bestätigen immer die Regel – kompliziert und langwierig. Expert*innen gehen davon aus, dass hierfür mehrere Jahre (man spricht von 5 bis 7 Jahren) erforderlich sind.

Und tatsächlich stehen der Integration Hindernisse im Weg, die sie erheblich verzögern. Diese beginnen bei der überaus langen Bearbeitungszeit im Anerkennungsverfahren, was zunächst für die Betroffenen andauernde Unsicherheit und eine faktische Einschränkung ihres Aktionsradius bedeuten (oder: bedeutet haben, also eine erste grundlegende Erfahrung bildet). Diejenigen aus dem Jahr 2015, deren Aufenthaltsstatus es zulässt, münden nun in (?) den Regelungsbereich des SGB II ein, stehen aber dem Arbeitsmarkt zunächst zu einem erheblichen Teil noch nicht zur Verfügung, weil sie Deutsch- und Integrationskurse besuchen. Es ist zu erwarten, dass ihnen danach vor allem Beschäftigungen offenstehen und die sie auch bereit sein werden anzunehmen, die vielfach prekäre Merkmale haben. Damit setzt sich die Instabilität ihrer Lebenslage fort.

Vor allen in den Ballungsgebieten ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt äußerst angespannt, so dass sich teilweise die Aufenthaltsdauer in Gemeinschaftsunterkünften verlängert oder dass in (preiswertere) Wohnungen eingemündet wird, die sich oftmals in sozial belasteten Quartieren befinden. Der Hoffnung, dass die Kinder und Jugendlichen hier eine bessere Zukunft haben, stehen vielfältige Engpässe beim Zugang zu Bildung, Ausbildung und Studium entgegen. Schließlich ist der Familiennachzug erschwert; von Normalisierung des Lebens kann also bislang keine Rede sein.

Verzögerungen und Gefährdungen

In mancher Literatur wird suggeriert, als sei ein Zeitraum von 7 bis 10 Jahren für eine Integration von Eingewanderten „normal“; manchmal liest sich das wie eine Art menschliches Naturgesetz. Nun mögen solche Zeiträume erforderlich sein, um die eigene Lebenssituation zu optimieren und auch, um mental in der neuen Heimat ganz anzukommen. Was aber die materiellen Voraussetzungen für Normalisierung betrifft – von denen oben die Rede war –, so handelt es sich um Verzögerungen, die aus Mängeln der Ankunftsgesellschaft, aus überforderten Bürokratien und aus gesetzlichen Restriktionen resultieren.

Verzögerungen und Gefährdungen in diesem komplizierten und komplexen Integrationsprozess treten auch dann ein, wenn die erforderlichen Unterstützungssysteme, wie Beratung, barrierefreie Zugänge zu Ämtern, Sprachmittlung, Willkommenskultur und viele mehr, lokal unzulänglich entwickelt sind oder brüchig werden, weil z.B. die Kommunen keinen akuten Handlungsbedarf mehr sehen. Es gibt vermehrt Hinweise darauf, dass in kommunaler Politik die Flüchtlingsfrage auf der Agenda „nach unten“ rutscht. Gerade bei dem für samo.fa charakteristischen Ansatz bei lokalen Handlungsstrategien wäre dies sehr beunruhigend und muss beobachtet werden.

Als ein „Indikator“ für eine Art „schleichenden Ausstieg“ aus der Flüchtlingsarbeit von Kommunen wäre auch zu werten, wenn die Migrantenorganisationen, die bisher in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, als Partner am Rande verbleiben oder sogar in ihrer Rolle beschränkt werden, anstatt statt stärker als bisher wertgeschätzt zu werden.

Viele der vorliegenden neueren Studien, Gutachten und Memoranden – jedenfalls solche, die für eine wirksame und würdevolle Integration von Geflüchteten stehen – sehen nun angesichts des langen und komplizierten Wegs der Integration das Erfordernis einer nahen und gut zugänglichen kontinuierlichen Begleitung und Unterstützung.

Ein tragendes Argument für den samo.fa – Ansatz der gleichzeitigen Stärkung von Aktiven in der Flüchtlingsarbeit und von Migrantenorganisationen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren war: gerade bei der Bewältigung des Alltags sind die Migrantenorganisationen und jene Aktiven, die sie als „background“ haben, unverzichtbar. Nun werden die Erfahrungen, die die Menschen mit Migrationsgeschichte selbst oder vermittelt mit Ankommen, Sich-Einrichten und Heimischwerden gemacht haben, besonders wichtig. Sie produktiv weiterzugeben, setzt allerdings einen reflektierten Umgang mit ihnen voraus.

Besonderer Beitrag der Migrantenorganisationen

Hierfür sind die Migrantenorganisationen, wo kollektiv Migrationserfahrungen „aufbewahrt“ sind, wichtig, so wie sie als Ort, der den Aktiven Bezug und Stärke gibt und der sich für die Geflüchteten selbst öffnet, sehr wertvoll und in diesen drei „Funktionen“ im Grunde unverzichtbar sind. Und dies gilt umso mehr dann, wenn aus dem Kontext der Migrantenorganisationen auch Expertise für die Bewältigung des Alltags in den verschiedenen wichtigen Handlungsfeldern des neuen Alltags zu gewinnen ist. Im zweiten Jahr von samo.fa ging es dabei um die Bereiche Bildung / Ausbildung, Arbeitsmarkt, Wohnen und Gesundheit.

Stets ist bei der Unterstützung von Geflüchteten in ihrem neuen Alltag wichtig zu klären, welchen Beitrag die Aktiven mit Migrationsgeschichte und die Migrantenorganisationen dabei leisten (können). Sie sind keine Lückenbüßer für ausbleibende oder ungenügende Leistungen, die die hierfür vorhandenen zuständigen und verantwortlichen „Systeme“ erbringen müssten. Dort, wo Menschen mit Migrationsgeschichte als Professionelle[3] tätig sind (was aus verschiedenen Gründen sehr wünschenswert ist), müssen sie auch entsprechend anerkannt und vergütet werden.

Was bringen jene ein, die nicht im strikten Sinne von Ausbildung und fachlichem Profil Professionelle sind? Deren Expertise[4] dient der Orientierung, der Unterstützung dabei, zu seinem/ihrem Recht zu kommen, der sensiblen Wahrnehmung von Notlagen und Krisen, der Ermutigung, dem Angebot von Vertrauen, Verlässlichkeit, der Stärkung von Durchhaltevermögen und dem Erleben gemeinsamer Lebensfreude. Die Aktiven und die Migrantenorganisationen können in diesem Sinne nur wirksam werden, wenn sie Teil eines lokalen Unterstützungsnetzwerks sind, also in einem Kontext von Arbeitsteilung und Kooperation. Diese Erkenntnis war ebenfalls für das 2. Jahr von samo.fa leitend; die lokalen Dialogkonferenzen haben vielfach in bemerkenswerter Weise Kooperationsfortschritte demonstriert.

Stabile Begleitung langfristig erforderlich

Diese Art der Begleitung und Unterstützung, die nahe bei denen angesiedelt ist, die von Geflüchteten zu neuen Mitbürger*innen geworden sind, ohne sie zu bevormunden, wird also noch für einen erheblich langen Zeitraum benötigt, der weit den bisherigen zeitlichen Förderhorizont von samo.fa überschreitet. Außerdem: auch in den Folgejahren nach 2015/2016 hat es weiterhin Zuwanderung geben, und diese wird sich auch fortsetzen. Es ist also angeraten, basale lokale Unterstützungsstrukturen auf Dauer zu stellen, die auch (Stichwort: Arbeitsteilung und Kooperation) im bürgerschaftlichen Engagement verankert sind. Spontane Initiativen der Hilfe und Unterstützung fehlt die erforderliche Stabilität, und zwar sowohl im personellen wie auch im institutionellen Sinne. Migrantenorganisationen sind demgegenüber schon ihrem Sinne nach stärker auf Dauerhaftigkeit angelegt; manche von ihnen bestehen schon viele Jahre oder sogar Jahrzehnte, mit allen „Auf und Ab‘s“, dem bürgerschaftliche Organisationen unterliegen.

Migrantenorganisationen haben also ein erhebliches Stabilitätspotenzial: sie werden also für die weitere Unterstützung von Geflüchteten und neuen Mitbürger*innen mit Fluchtgeschichte nicht nur gebraucht und haben darin nicht nur Erfahrungen gesammelt und Expertise aufgebaut, sie haben auch das Potenzial, mit langem Atem in diesem Feld tätig und wirksam zu sein. Es gibt in der Regel Aktive, die sich kontinuierlich um den Fortbestand sorgen, es gibt Kerngruppen, denen die Organisation ein Teil ihres Lebens ist, es sind in der Regel rechtliche Formen, wie ein Verein, gefunden worden, die eine gewisse Stabilität mit sich bringen, und es gibt Räumlichkeiten für Treffen und Vereinsaktivitäten, wenngleich dies oftmals auch ein „Engpass“ ist. Ihr Engagement im Feld der Flüchtlingsarbeit bleibt dennoch fragil, weil dieses Engagement einen Aktivitätsgrad und eine aktive Öffnung „nach außen“ erforderlich macht, das auf längere Dauer aufrecht zu erhalten eine große Herausforderung darstellt.

Die Förderentscheidung für samo.fa, über die Stellen der lokalen Koordinator*innen ein professionelles „Rückgrat“ zu sichern und die Bereitstellung „lokaler Fonds“ zu ermöglichen, war deshalb weitsichtig; an diesem Modell eines „professionellen Rückgrats“ plus „lokaler Fonds“ bzw. einer Variation dessen müsste sich auch eine weitere Förderung orientieren, wenn Wert darauf gelegt wird, Migrantenorganisationen in der lokalen Unterstützung von Menschen mit Fluchtgeschichte präsent und aktiv zu halten (und damit auch Vorkehr zu treffen, dass die Erfahrungen und die aufgebaute Expertise nicht verloren gehen).

Verbünde neuer und schon länger bestehender Migrantenorganisationen

Zu beobachten ist, dass sich Menschen mit Fluchtgeschichte selbst daran machen, Vereine zu gründen, um sich zu unterstützen und um in der lokalen Öffentlichkeit und gegenüber der lokalen Politik eine eigene „Stimme“ zu erhalten. Diese Neugründungen von Migrantenorganisationen sind für die lokale Flüchtlingsarbeit von Bedeutung, weil sie in authentischer Weise die Lebensbedingungen und Bedürfnisse von Menschen mit Fluchtgeschichte, die erst vor kurzem angekommen sind, spiegeln. Dies macht aber auch zugleich ihre Verletzlichkeit aus: ihnen fehlt die gediegene Erfahrung im Umgang mit den hiesigen Realitäten, die aber bei den schon länger bestehenden Migrantenorganisationen gegeben ist.

Der von samo.fa vor allem im zurückliegenden zweiten Jahr stark gemachte Vorschlag, vor Ort Arbeitsgemeinschaften oder Verbünde jener Migrantenorganisationen, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, zu gründen, ergibt deshalb vor allen Dingen auch unter dem Aspekt von Stabilität Sinn und hierfür auch die neu gegründeten Vereine einzuladen. Solche Verbünde ermöglichen wechselseitige Unterstützung und die Entwicklung von „interner“ Arbeitsteilung und Kooperation, die zum einen entlastend wirken kann, und zum anderen auch ermöglicht, gegenüber den lokalen Partnern in der Flüchtlingsarbeit und gegenüber der lokalen Politik und Verwaltung mit einer gemeinsamen Stimme zu sprechen.

Die Formulierung „Migrantenorganisationen, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind“ ist bewusst gewählt. Denn nicht alle Migrantenorganisationen sind dort aktiv, wobei ihre Nichtbeteiligung verschiedene Gründe und Motive hat[5]. Und es gibt auch Migrantenorganisationen, die sich in der einen oder anderen Weise erheblich in der Flüchtlingsarbeit engagiert haben, und nun vielleicht ermüdet sind oder (wieder) stärker zu Aktivitäten zurückkehren wollen, die zu ihrem Profil und Selbstverständnis gehören. Lokale Verbünde für die Arbeit mit Menschen mit Fluchtgeschichte könnte auch für diese Migrantenorganisationen eine „Ort“ sein, an dem sie sich in moderater Form weiter beteiligen würden.

samo.fa im dritten Jahr

Migrantenorganisationen vor Ort – auch und gerade, wenn sie sich zu Verbünden zusammen schließen – als ein stabiler und stabilisierender Faktor in der Flüchtlingsarbeit zu halten, ist auch angesichts des gesellschaftlichen Klimas, was Asyl betrifft, von großer Bedeutung: zunehmende Restriktionen in der Flüchtlingspolitik spielen mit der Zunahme ausländerfeindlicher, rassistischer, antiziganistischer und antisemitischer öffentlicher Auftritte zusammen zu einem Klima, das mit einer „Willkommenskultur“ immer weniger Ähnlichkeit hat, wenngleich de facto große Mehrheiten eine offenere Haltung haben ( die Strahlkraft des „langen Sommers des Willkommens“ also noch nicht ganz verblasst ist).

Das dritte Jahr von samo.fa sieht drei zentrale Aufgaben vor: Konsolidierung, Nachhaltigkeit und Transfer. Vor dem Hintergrund der hier vorgestellten Überlegungen geht es darum, diese drei Aufgabenfelder dadurch zu verknüpfen, dass die Voraussetzungen, Bedingungen und praktischen Vorkehrungen für eine dauerhafte Stabilität des Engagements von Migrantenorganisationen in der lokalen Flüchtlingsarbeit ins Zentrum gerückt wird.

(W. Kruse 10.1.2018)

 

[1] Zusammenfassung und Weiterführung einer Diskussion auf dem 1. Treffen des Leitungsteams von samo.fa am 8. Januar 2018 in Dortmund.

[2] Für diejenigen, denen ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht verweigert wird und die unter Abschiebungsdrohung stehen, muss sichergestellt sein, dass sie die Zeit ihres Aufenthalts in Deutschland in Würde verbringen und ihn auch für sich im Sinne der Erweiterung ihrer schulischen und beruflichen Kompetenzen etc. nutzen können. Auch hierfür müssen Lösungen gefunden werden, die auf der lokalen Ebene – dort, wo diese Menschen sind – konkretisiert werden müssen.

[3] Viele Migrantenorganisationen, die im Kontext von samo.fa aktiv sind, bieten auch – meist über diverse Projekte – professionelle Dienstleistungen an. Dies ist ein weiteres Feld, auf dem Migrantenorganisationen aktiv sind. Dadurch entstehen zu dem, was bei samo.fa im Vordergrund steht, nämlich bürgerschaftliches Engagement, vielfache Schnittstellen, aber auch Grauzonen.

[4] Auch hierfür ist nötig, was oftmals „Professionalisierung“ genannt wird, aber nicht mit fachlich-beruflicher Professionalität verwechselt werden darf. Es geht eher um eine Verbesserung der Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit, um Orientierungs- und Anschlusswissen usw., usw. Zu diesem Zweck gab und gibt es im samo.fa-Kontext und darüber hinaus vielfältige Weiterbildungs- und Trainingsangebote.

[5] Allerdings ist es in vielen Orten, an denen samo.fa aktiv ist, gelungen, die Anzahl der Migrantenorganisationen, die sich in der einen oder anderen Weise an der Flüchtlingsarbeit beteiligen, deutlich zu erhöhen.

 

Verbund von „Migranten-Organisationen in Nürnberg“ – MOiN e.V. im Rahmen von samo.fa gegründet

By | Nürnberg | No Comments

Am 28. Februar haben acht Vereine (Afghanischer Kulturverein in Mittelfranken e.V., Nordkaukasischer-Tscherkessischer Kulturverein e.V., Hawelti e.V., Dialog der Kulturen e.V., Arab-Med e.V., Ariana-Hilfswerk e.V., Ezidischer Kulturverein e.V., Kasen e.V.) aus Nürnberg und Umgebung den Verbund von „Migranten-Organisationen in Nürnberg“ (MOiN e.V.) gegründet.

MOiN will eine wirkliche und gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund an allen Bereichen des lokalen und kommunalen Lebens erreichen. Der Verbund ist dabei in unterschiedlichen Bereichen (Flüchtlingsarbeit, Bildung, Soziales, Kultur, Politik etc.) aktiv und möchte Ansprechpartner für Kommune und andere Institutionen sein. Das besondere dabei ist eine herkunftsunabhängige und kulturübergreifende Zusammenarbeit von verschiedenen Vereinen, die erstmalig einen Teil der vielfältigen Stadtgesellschaft sichtbar macht und sich für die Interessen dieser einsetzt.

Die Gründung fand im Rahmen des Projekts samo.fa, angesiedelt beim Inter-Kultur-Büro des Amts für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg, statt. Samo.fa ist ein Projekt des NEMO e.V., dem Dachverband von inzwischen über 30 lokalen Verbünden aus Migrantenorganisationen in Deutschland, und wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert.

Der Ort der Gründung wurde ganz bewusst im Coworking-Space auf AEG (Bau 141, 1. OG,  Zimmer Nr. 9, Muggenhofer Str. 141) vorgenommen. Der CWS ist ein Angebot im Rahmen des Projekts „House of Resources“ des Inter-Kultur-Büros / KUF und bietet vielfältige Möglichkeiten. Diese reichen von kreativen interkulturellen Aktivitäten, über Bewerbungscoaching bis hin zur Projektplanung. Die Gründung des lokalen Verbundes wurde von „House of Resources“ von Anfang an intensiv beraten und begleitet.

Die gesamte Pressemitteilung aus Nürnberg gibt es hier zum Download. 

 

Radio-MH e.V. gründet ersten Verband für Kultur und Integration in Mönchengladbach

By | Alle Beiträge, Mönchengladbach | No Comments

In Mönchengladbach ist dem lokalen samo.fa Partner Radio-MH e.V. etwas gelungen, was es so noch nie in der Stadt gab: Am 24. Januar gründete der Verein zusammen mit 10 weiteren Migrantenorganisationen und Vertretern des Integrationsrats und der Stadt Mönchengladbach einen Verband für Kultur und Integration (VKI MG e.V.).

„Wir wollen so gemeinsam in der Kommune arbeiten”, erklärt der lokale samo.fa Koordinator Alpha Ibrahima Balde, „um Migrantenorganisationen zu stärken und Parallelstrukturen abzubauen.” Die  Entscheidung zur Verbandsgründung stamme unter anderem aus einem Integrationskonzept von 2012, ist jetzt aber endlich umgesetzt worden. “Die Gründung ist ein Riesenerfolg für uns, der ohne das Projekt samo.fa nicht möglich gewesen wäre”, so Balde.

Die Mitgliedsvereine sind sehr aktiv in der Arbeit mit Geflüchteten. Über die Schnittstelle samo.fa lag eine Kooperation mit dem Partner Radio-MH e.V. nahe. Jetzt können die Migrantenorganisationen sich in Mönchengladbach auch über samo.fa hinaus vernetzen und zusammen in der Kommune arbeiten, ganz im Sinne des thematischen Schwerpunkts für samo.fa 2018, der Nachhaltigkeit.

Zum 1. Vorsitzenden des neu gegründeten Verbandes ist Alpha Ibrahima Balde (samo.fa Koordinator Mönchengladbach) gewählt worden, die 2. Stellvertretende Vorsitzende ist Marghuba Saleh , Schatzmeisterin Natalia Bigler und Schriftführer Sedik Salimi. Geschäftsführer ist Wolfgan Riehn.

Am 25. Januar wurde zudem ein Kooperationsvertrag zwischen Irfan e.V. und RMH e.V. beschlossen. Das Ziel ist noch mehr Migrantenorganisationen für die Flüchtlingsarbeit zu gewinnen und zur Zusammenarbeit zu motivieren.

Bei der Gründungsveranstaltung des Verbands für Kultur und Integration Mönchengladbach (VKI MG e.V.) waren auch die Integrationsbeauftragte Marion Blinten (links) und der Vorsitzende des Integrationsrates Yilmaz Karaca (rechts) zugegen.

Der Oberbürgermeister von Mönchengladbach Hans Wilhelm Reiners gratuliert samo.fa Koordinator Alpha Balde, Martina Gehler, Koordinatorin von Irfan e.V., und Ali Kalayci, dem Vorsitzenden von Irfan e.V. zur Zusammenarbeit. Die beiden Vereine arbeiteten gemeinsam einen Kooperationsvertrag aus.

Fördermittel in der Flüchtlingshilfe kommen bei vielen Initiativen nicht an

By | Alle Beiträge | No Comments

Wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung feststellte, erhalten kleine Flüchtlings-Initiativen oft keine öffentlichen Fördergelder, weil die bürokratischen Hürden zu hoch sind. Samo.fa Projektleiter Ismail Köylüoglu erklärt im Gespräch mit der Nachrichtenagentur epd die Problematik der Förderbedingungen.

Netzwerk fordert flexiblere Förderung von Flüchtlingsprojekten
epd-Gespräch: Holger Spierig
Dortmund/Gütersloh (epd). Experten der Flüchtlingsarbeit mahnen eine unbürokratischere und ortsnähere Förderung von Flüchtlingsprojekten an. Zentral vergebenen Fördermittel seien oft an Bedingungen geknüpft, die zwar im Grundsatz richtig seien, aber nicht immer mit der Wirklichkeit der verschiedenen örtlichen Gegebenheiten übereinstimmten, sagte Ismail Köylüoglo vom Bundesverband Netzwerk von Migrantenorganisationen (Nemo) in Dortmund dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Zentral in Berlin festzulegen, was kleinere Initiativen vor Ort für die Flüchtlingsarbeit benötigen, funktioniert oftmals nicht“, kritisierte Köylüoglo. Besonders für strukturschwache Initiativen seien die Hürden für öffentlichen Förderungen oft zu hoch, monierte Köylüoglo. Zwischen dem berechtigten Anliegen, Projektvorhaben und Maßnahmen nachzuweisen, und einer flexibleren, unbürokratischen, bedarfs- und anlassbezogenen Hilfe müsse immer wieder abgewogen werden. Für mehr Flexibilität sollten Förderungen unbürokratischer gewährt werden. Auch sollten bei der Planung von größeren Fördervorhaben Migrantenorganisationen bereits im Vorfeld stärker eingebunden werden, erklärte Köylüoglo, der auch ein Projektleiter bei dem Netzwerk Samo.fa (Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit) ist. Positive Modelle einer unbürokratischeren und bedarfsbezogenen Förderung sind nach Worten Köylüoglos das vom Bundesinnenministerium geförderte Projekt „House of Resources“ oder das von der Bundesintegrationsbeauftragten geförderte Projekt Samo.fa. Im „House of Resources“ würden in 14 Städten soziokulturelle Organisationen ausgewählt, die an ihrem Standort Ressourcen, Zugänge und geringere Fördergelder in eigener Verantwortung vergeben könnten. Über größere Fördersummen entscheide dann eine Jury mit Vertretern aus Kommunen, Behörden, freien Trägern und der Zivilgesellschaft. Die Unterstützung beschränke sich dabei nicht allein auf Fördergelder, erläuterte Köylüoglo. Durch eine zentrale Projektkoordinierung könnten Flüchtlingsinitiativen, die beispielsweise einen Versammlungsraum brauchen, kostenlose Räume für ihre Treffen zur Verfügung gestellt werden. Nach einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung erhält mehr als jede dritte Flüchtlingsinitiative keine öffentlichen Fördermittel. Viele kleinere Initiativen stellten erst gar keinen Förderantrag, weil die bürokratischen Hürden hoch und die Bedingungen nicht erfüllt werden könnten, hieß es. So dürften oft Projekte noch nicht begonnen haben, wenn sie Fördermittel erhalten wollten. Auch wiederkehrende Ausgaben würden selten gefördert.

(Quelle: epd-West Nr. 36, 20.02.2018, Seite 4, www.epd-west.de)

Die Ergebnisse der Studie und eine Einschätzung des Projektleiters aus dem Interview finden sich auch in folgenden Medien:

Evangelische Zeitung, WAZ, Goettinger Tageblatt, Op-Marburg, Migazin,

Frauentreff in Kooperation mit einem Frauenpatinnenprojekt „Von Frau zu Frau“ (Halle)

By | Gesundheit, Halle (Saale) | No Comments

Der Frauentreff bietet einen gemeinsamen Treffpunkt für Mädchen und Frauen mit und ohne Migrationshintergrund in Halle Neustadt. Von 10-12 Uhr kann man sich bei Kaffee und Kuchen unterhalten. Jeden Mittwochvormittag ist die Kirchengemeinde Halle-Neustadt, Schulplatz 4,06124 Halle für Frauen geöffnet. Das Ziel ist es, einen sicheren Ort zu schaffen, an dem die Frauen sich entfalten und austauschen könnten. Es existiert eine Sprachgruppe und die Frauen können dort traditionelle und gesunde Speisen zubereiten. Außerdem werden gemeinsame Veranstaltungen  zusammen mit Verbraucherzentralen, Krankenkassen, Gesundheitszentren geplant.

Infoveranstaltung ,,Was finde ich wo? Verweisungswissen für Ehrenamtliche in der Integrationsarbeit“ (Halle)

By | Bildung, Halle (Saale) | No Comments

Im SeminarLaden am WELCOME Treff in Halle fand am 30.01.18 die Infoveranstaltung ,,Was finde ich wo? Verweisungswissen für Ehrenamtliche in der Integrationsarbeit“ statt. Bei der Veranstaltung wurde an Ehrenamtliche in Bezug auf das Engagement mit Geflüchteten hilfreiche Informationen vermittelt, damit das Ehrenamt den persönlichen Kontakt positiv unterstützt und die Zeit nicht mit Recherche und dem Suchen von Informationen verbracht werden muss.
Die meisten Teilnehmenden waren Ehrenamtlich Aktive, die als Paten oder in Projekten Geflüchtete unterstützten. Sie diskutierten über ihr eigenes Alltagswissen hinaus über Themen wie: Wo erhalten Geflüchtete Unterstützung zu ihren asylrechtlichen Fragen? Des weiteren tauschten sie sich über die ärztlichen und psychosozialen Versorgungen aus. Ebenfalls bekamen sie Informationen zu den Sprachangeboten, zu den Ausbildungen, Berufen und kostengünstigen Freizeit- und Begegnungsangeboten. Diese Infoveranstaltung präsentierte die zahlreichen Organisationen, Beratungsstellen und Fachpartner, die hierfür die Ansprechpartner sind, um Antworten und Unterstützungen zu bekommen.

Freiburger Ausbildungs- und Jobbörse für Geflüchtete geht 2018 in die zweite Runde

By | Arbeit, Bildung, Freiburg | No Comments

Der lokale samo.fa Partner FAIRburg e.V. hat 2016 in Freiburg eine Ausbildungs- und Jobbörse für Geflüchtete ins Leben gerufen, auf der sich regionale Unternehmen, Hochschulen und Verbände präsentiert haben. Und mehr noch – die vertretenen Unternehmen boten den Geflüchteten freie Arbeitsstellen und Ausbildungsplätze an. So konnten junge Menschen mit Fluchterfahrung erste Kontakte zum Arbeitsmarkt knüpfen oder bereits Anstellungen erhalten.

Nach dem Erfolg 2016 war es bereits abzusehen, dass die Veranstaltung in die zweite Runde fortgeführt wird. Um erneut Geflüchtete mit interessierten Unternehmen zusammen zu bringen, findet daher am  16. Februar 2018 im Bürgerhaus in Zähringen die zweite Ausbildungs- und Jobbörse für Geflüchtete statt.

Angemeldet haben sich bisher:
Agentur für Arbeit, Aldi Mahlberg, Amt für Migration und Integration, BBQ Berufliche Bildung gGmbH mit Der Zweig München, Bildungsberatung Garantiefonds, Hochschule, Contempo Personal GmbH, Deutsche Post DHL, Drubba GmbH, Titisee, EAQC GmbH mit Job search for refugees, Ernst & Young, Erzdiözese Freiburg – Bildungswerk, Europa Park, Evangelisches Stift, inlingua Business Academy, JobCenter, Katholische Hochschule, Spedition Klotz, Storz Verkehrswegebau, Tuttlingen, Universitätsklinikum Freiburg, Wegweiser Bildung und das Welcome Center Freiburg-Oberrhein.

Anmeldung bei der Projektleiterin Anika Kohler unter anika.kohler@fairburg.de.
Die Teilnahme ist kostenlos.

Weitere Informationen gibt es unter Regiotrends und auf der Seite des Veranstalters FAIRburg e.V. 

Austausch über Märchen: Interkulturelles Lesefest in der Grünen Villa (Halle)

By | Halle (Saale), Wohnen | No Comments

Märchen existieren in vielen Kulturen und Sprachen. Beim Märchennachmittag in der Grünen Villa in Halle-Neustadt wurde diese Vielfalt in den Geschichten besonders deutlich: Das Projekt samo.fa hatte gemeinsam mit dem Aktionstheater Halle e.V. und dem Projekt „House of Resources“ beim lokalen Projektpartner VeMo e.V. zum Märchennachmittag in arabischer und deutscher Sprache geladen. Neben zwei Vorleserinnen, welche sich abwechselnd auf Arabisch und Deutsch vorgelesen haben, gab es auch ein vielfältiges Programm mit zwei Clowns für jedes Alter. Daneben konnten die Gäste sich in Begleitung von arabischer Musik bei Kaffee und Kuchen gemütlich austauschen .

Eine der 100 besten Ideen für Engagement: Samofa-Fußballturnier im Heft des Handels vom Projekt Demokratie leben

By | Alle Beiträge, Bildung, Gesundheit, Stuttgart | No Comments

Interkulturelles Kicken als Anstoß für mehr gelebte Demokratie: Die zusammen mit dem Stuttgarter samofa-Projekt im Forum der Kulturen Stuttgart, mehreren Migrantenselbstorganisationen  und dem Verein SportKultur organisierte Veranstaltung am 1. Juli 2017 hat es in das Heft des Handelns  des Bundesprogrammes Demokratie leben geschafft – als Beispiel für besonders gelungenes Engagement für gelebte Demokratie vor Ort. Bei der Kampagne „Wer, wenn nicht wir – Demokratie leben“ des vom Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend getragenen Programmes wurden mehr als 1.200 kleine und große Ideen zusammengetragen, 100 davon hat das Ministerium in einer Broschüre zusammengestellt.

Zehn Mannschaften kickten in Stuttgart beim interkulturellen Fußballturnier. Das Besondere: Sportvereine öffnen sich hiermit interkulturell, kooperieren mit Migrantenvereine, die im Rahmen ihrer Vereinsarbeit für und mit Geflüchteten arbeiten: „Dies ist der Ort für große Spiele“ stand auf den von „Demokratie Leben“ geförderten Bannern für das Stuttgarter Fußballereignis – bei dem es um noch mehr ging als das Spiel.

Studie über die Lebenslagen von Geflüchteten

By | Arbeit, Wohnen | No Comments

Was hilft Geflüchteten dabei, in Deutschland Fuß zu fassen und was steht ihrer Integration im Weg? Was erhoffen sie sich vom Leben in Deutschland? Diesen – und noch mehr – Fragen geht eine Studie des Forschungsbereichs des  Sachverständigenrats Deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) und die Robert Bosch Stiftung nach. Die Sozialwissenschaftler haben 62 Interviews mit Asylsuchenden aus Syrien, Afghanistan, Somalia, Pakistan, Albanien, dem Kosovo und Mazedonien geführt. In der Studie „Wie gelingt Integration? Asylsuchende über ihre Lebenslagen und Teilhabeperspektiven in Deutschland“ fassen sie die Ergebnisse der Befragung zusammen und geben Handlungsempfehlungen, wie ihre Integration verbessert werden kann.

Zentrales Ergebnis: Alle wünschen sich, in Deutschland anzukommen und hier ein sicheres, erfülltes Leben zu führen. Sie haben aber auf der Flucht und beim Ankommen in Deutschland sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht, die heute ihre Einstellungen und Erwartungshaltungen prägen.

Logischerweise ist die Frage des Aufenthaltsstatus für die meisten Asylsuchenden entscheidend. Abgelehnte Bewerber*innen und solche mit so genannter schlechter Bleibeperspektive blicken mit Sorge in die Zukunft. Viele kritisieren, dass sie  – anders als Menschen mit guter Bleibeperspektive – nur wenig Hilfe von Behörden bekommen.

Die Kommunikation zwischen Behörden und Geflüchteten sei aber insgesamt problematisch, so die Studie. Bestehende Angebote wie Integrationskurse oder Hilfen bei  der Wohnungssuche seien Geflüchteten oft nicht bekannt. Das Bindeglied zwischen Behörden und Geflüchteten sind oft die ehrenamtlichen Helfer, die meistens auch die ersten Menschen sind, zu denen die Asylsuchenden in Deutschland Kontakt aufbauen, schreiben die Studienautoren.

Oberste Priorität für diejenigen, die in Deutschland bleiben dürfen, haben die Themen Familie und Arbeit. Fast alle Befragten wollen dringend wieder mit ihren Familien vereint sein, die sich noch in einem Transitland oder im Herkunftsland befinden. Die Autoren sehen die Trennung von der Familie für viele Geflüchtete als großes Integrationshindernis, da die Sorge um die Zukunft der Familie sie im Alltag stark belasten.

Wie, wo und wann sie arbeiten können, beschäftigt ebenfalls die meisten Befragten. Vielen ist bewusst, dass sie dafür erst Sprachkenntnisse haben müssen, andererseits stehen aber viele unter Zeitdruck, möglichst schnell die Familien aus dem Herkunftsland mit Geld zu unterstützen.

Eine Zusammenfassung der Studie bietet auch der Mediendienst Integration: https://mediendienst-integration.de/artikel/svr-bosch-stiftung-studie-integration-fluechtlinge-umfrage-lebensperspektiven-teilhabe.html

Interview mit Elizabeth Beloe & Adama Logosu-Teko bei multicult.fm

By | Arbeit, Berlin, Braunschweig | No Comments

samo.fa Netzwerkbegleiterin Elizabeth Beloe und lokaler Koordinator aus Braunschweig Adama Logosu-Teko waren am 16. November zu Gast beim Morgenmagazin von multicult.fm in Berlin. Kurz vor der bundesweiten Dialogkonferenz berichteten sie über die Ergebnisse des Projekts und die Relevanz von Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit.

Vielen Dank an den Radiosender multicult.fm für den Mitschnitt der Live-Sendung.

Vom Juniorpartner zum gleichberechtigten Akteur – Migrantenorganisationen ziehen bei der bundesweiten Dialogkonferenz in Berlin Bilanz

By | Dialogkonferenz, Überregionales | No Comments

Während die Gespräche über eine Jamaika-Regierungskoalition am Wochenende vor allem am Thema Zuwanderung scheiterte, diskutierte der Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. (NeMO) auf einer bundesweiten Dialogkonferenz die Ergebnisse seines Modellprojektes samo.fa (Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit) mit Wissenschaftlern, Integrationsbeauftragten aus Bund, Ländern und Kommunen und Vertretern der etablierten Wohlfahrtsverbände. „Der lange Sommer des Willkommens ist vorbei“, sagte Ümit Koşan, NeMO-Vorstand bei der Konferenz im Palais der Berliner KulturBrauerei. „Sein Erbe müssen wir gegen den erstarkenden Rechtspopulismus verteidigen, denn Flucht und Fluchtursachen bleiben.“

Ebenso bleiben viele Menschen, die im Flüchtlingssommer 2015 nach Deutschland gekommen sind – und für die es heute nicht mehr Erstversorgung geht, sondern um Teilhabe und das Ankommen im neuen Alltag. So lautete auch das Motto der Konferenz: „Den neuen Alltag bewältigen.“ Dazu gehört auch das große Streitthema der Bundesparteien: Familiennachzug. „Wie soll ich funktionieren, Deutsch lernen, Arbeit finden, wenn meine Familie nicht kommen darf?“, fragt ein Geflüchteter auf einer der 1.000 Sprechblasen, die aus den 30 samo.fa-Projektstädten mit nach Berlin gekommen waren – und über die die lokalen Projektkoordinatoren in der Kulturbrauerei mit Gästen wie Werner Schiffauer, Professor für Kultur- und Sozialanthropologie der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und Vorsitzender des Rats für Migration, aber auch Integrationsbeauftragten aus Bund, Ländern und Kommunen diskutierten.

Ungeklärter Familiennachzug, fehlende Wohnungen, zu wenige Sprachkurse in oft mangelhafter Qualität, keine Möglichkeit, Traumata behandeln zu lassen, weil Therapieplätze Mangelware sind. „Es gibt noch viele Hürden, die Geflüchteten das Ankommen im Alltag in Deutschland erschweren“, sagt Elizabeth Beloe, samo.fa-Netzwerkbegleiterin für die Region Nordost.

Aber auch Efolge des Projekts wurden präsentiert, zum Beispiel in Hannover, wo Bäckerinnung und Migrantenorganisationen ein Ausbildungsvereinbarung geschlossen haben: Durch sie finden norddeutschen Bäcker Auszubildende im Mangelberuf finden und die Geflüchteten eine Bleibeperspektive. Beim Deutschlernen und den Anforderungen der Berufsschule unterstützt ein Netzwerk aus Ehrenamtlichen des samo.fa-Projektes.

Oder durch Angebote wie SmartFit in Dortmund, das bei regelmäßigem Fitness-Training Ernährungsberatung zum noch ungewohnten Lebensmittelangebot im neuen Land macht –  weil Zugewanderte aus einigen Ländern Übergewicht als Zeichen von Wohlstand sehen und sich dadurch sehr ungesund ernähren, erklärt der Dortmunder samo.fa-Koodinator Armel Djine. „Diese Prävention ist dringend notwendig, um Krankheiten wie Diabetes vorzubeugen.“ Bei Geflüchteten, aber auch bei allen anderen Bewohnern der Stadt – das Angebot ist für alle offen. „Es geht auch um das Zusammenleben vor Ort.“

Im samo.fa-Projekt sind mittlerweile mehr als 300 Vereine in 30 verschiedenen Städten organisiert, die in 2017 mit ihren rund 1.000 Workshops und Beratungsangeboten rund 36.000 Geflüchtete erreichten – und ihr Wissen bei bundesweiten Veranstaltungen wie der Dialogkonferenz untereinander austauschen.

Aber: „Migrantenorganisationen sind bislang die Juniorpartner in der Flüchtlingshilfe – die gerne mithelfen, aber nur wenig mitbestimmen dürfen“, sagte Werner Schiffauer, Vorsitzender des Rats für Migration in seinem Konferenzvortrag. Dass sie bei der Integration von Neuzuwanderern dringend gebraucht werden, sei zwar mittlerweile im politischen und gesellschaftlichen Diskurs angekommen, sagt der Kulturwissenschaftler.

Eine große Baustelle sei allerdings die Strukturförderung von Migrantenselbstorganisationen: Ohne Teil von dauerhaften kommunalen Regelangeboten zum Beispiel als Bildungsträger zu sein, werde nachhaltige Arbeit ausgebremst – und die Migrantenorganisationen blieben Helfer statt Gestalter. Auch daran arbeitet samo.fa. „Dadurch, dass wir uns in den verschiedenen Arbeitsfeldern weiter professionalisieren und in Netzwerken zusammenschließen, können wir diese Rolle verlassen“, sagt Dilek Boyu, NeMO-Vorstandsmitglied und Vorsitzende der Brücke der Kulturen Hildesheim – ebenfalls ein samo.fa-Partner.

Die Forderungen und Vorschläge der Geflüchteten und Ehrenamtlichen auf den Sprechblasen der 30 Projektstädte und den Gesprächen der Konferenz gehen als Handlungsempfehlungen an die künftige Bundesregierung – deren Koalitionsbildungs-Dialoge am vergangenen Wochenende allerdings weniger konstruktiv gelaufen sind.

mib

Pressemitteilung downloaden

Die Teilnehmer*innen der Dialogkonferenz sprachen in der Kulturbrauerei auch über die vielen Herausforderungen, die die Geflüchteten in den lokalen Konferenzen der letzten zwei Monate auf Sprechblasen geschrieben haben. Für Berlin wurden diese Forderungen gesammelt und als Diskussionsgrundlage zusammengetragen. Foto: Nicole Grote.

Zu der bundesweiten Dialogkonferenz waren alle Koordinator*innen der 30 samo.fa Standorte geladen, um sich über ihre Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit auszutauschen und öffentlich zu diskutieren. Foto: Nicole Grote

In verschiedenen Gesprächsrunden diskutierten Vertreter*innen des Projekts und aus Politik und den Städten über die Rolle von Migrantenorganisationen für die Flüchtlingsarbeit. Foto: Nicole Grote.

Film: Geflüchtete. Neuer Alltag.

By | Arbeit, Bildung, Dialogkonferenz, Dortmund, Dresden, Gesundheit, Hannover, Saarbrücken, Wohnen | No Comments

In dem neuen Film des samo.fa Projekts bekommt der Zuschauer beispielhaft Einblicke aus 4 Städten in Deutschland, in denen sich Aktive aus Migrantenorganisationen für die Flüchtlingsarbeit vernetzt haben. Nach der Erstaufnahme vieler Geflüchteter 2015 findet nun ein Übergang in einen neuen Alltag statt. Anhand der Handlungsfelder des Projekts begleitet der Film die Dialogkonferenzen und verschiedene Einrichtungen: In Dresden steht die Diskriminierung im Fokus, in Saarbrücken die Wohnnungssuche, in Hannover der Zugang zum Arbeitsmarkt und in Dortmund die Gesundheitsversorgung.

 

 

Bilanz aus 30 Städten: 1000 Stimmen im Haus der Demokratie und Menschenrechte

By | Berlin, Dialogkonferenz | No Comments

Die vielen Stimmen aus 30 samo.fa Partnerstädten, die die Projektpartner auf den lokalen Dialogkonferenzen gesammelt haben, wurden für die bundesweite Dialogkonferenz zusammengetragen und in Berlin  am Haus der Demokratie und Menschenrechte aufgehängt. So konnten sich die Menschen schon am 16., November ein Bild der Bedarfe der Geflüchteten in Deutschland machen. Die Forderungen und Herausforderungen des Neuen Alltags werden dann am 17. in der Kulturbrauerei diskutiert.

Die Pressemitteilung dazu gibt es hier.

Bundesnetzwerktreffen in Halle: Wie geht die Flüchtlingsarbeit unserer Netzwerke nach samo.fa weiter?

By | Halle (Saale), Netzwerk Aktuell, Überregionales | No Comments

„Mischt euch ein! Immer!“ So begrüßte Karamba Diaby, Bundestagsabgeordneter aus Halle, die TeilnehmerInnen des Netzwerktreffens am 26. und 27. Oktober in Halle. Er selbst hat „nie darauf gewartet, dass mich einlädt“, erzählte der SPD-Politiker, der gerade seine zweite Legislatur-Periode im Bundestag begonnen hat und sich selbst jahrelang in Migrantenorganisationen engagiert hat. Die Nachfrage nach der Expertise von Migrantinnen habe in der Politik stark zugenommen. „Bringt sie ein, lokal, regional, überregional: Dann werdet ihr auch gehört und habt die Möglichkeit, dieses Land mitzugestalten.“

Dass das Wissen, die Kontakte und Kooperationen auch nach Projektende von samo.fa an den Projektstandorten erhalten bleiben – und damit auch die politische und gesellschaftliche Stimme von Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit  präsent bleibt – bestimmte ansonsten die Diskussionen und Workshops beim Bundesnetzwerktreffen. „Es sollen auch in den kommenden Jahren Geflüchtete von den bei samo.fa geschaffenen Angeboten und Strukturen profitieren können“, betonte Ismail Köylüoglu von der samo.fa-Projektleitung. Dafür müssten in den kommenden Monaten neue Kooperationen mit anderen lokalen Akteuren eingegangen werden und die schon bestehenden weiter gepflegt – auch mit Blick darauf, dass es die finanzielle Förderung für samo.fa nicht langfristig geben wird.

Daran arbeiteten die lokalen Koordinatoren in Workshops zu den drei Themenbereichen „Wohnen und Leben im Quartier“, „Gesundheit“ und „Bildung/Ausbildung und Arbeitsmarkt“ – in der ganzen Projektzeit bestimmende Themen in der Flüchtlingsarbeit vor Ort. Welche Themen und Herausforderungen gibt es? Welche Kooperationen haben wir bereits? Und wie können wir sie verfestigen? An diesen Fragen arbeiteten die Teilnehmerinnen intensiv und stellten ihre Ergebnisse anschließend im Plenum vor: Fragezeichen gab es dabei noch immer, aber auch Best Practice Beispiele: Partner vor Ort kooperieren zum Beispiel bereits mit dem Senior Expert Service – einem von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft gefördertem Netzwerk ehrenamtlicher Fachkräfte, die Bildungsarbeit wie Nachhilfe, auch für Berufsschüler in speziellen Berufen anbieten. Auch mit Rahmenvereinbarungen mit Berufsinnungen haben Partner schon Erfahrungen gesammelt.

Es gibt noch viele Herausforderungen in den Handlungsfeldern: Fehlende Therapieplätze für Geflüchtete, die an den Folgen ihrer Erlebnisse im Herkunftsland und auf der Flucht leiden, wenig Verständnis bei Ämter für die daraus entstehende Verhaltensweisen – zum Beispiel. Die vielen Bedarfe, Lösungsmöglichkeiten und Kooperationen aus den Workshops werden auch in die Thementische auf der nahenden Dialogkonferenz, am 17.11. in Berlin, eingebracht. Themen und Zuständige wurden beim Treffen festgelegt. Dr. Wilfried Kruse von der samo.fa-Projektleitung stellte anschließend Konzept, Ablauf und Formate auf der Dialogkonferenz vor, sowie die Vorgaben für die wissenschaftliche Auswertung von samo.fa auf Bundesebene.

Beim Bundesnetzwerktreffen haben die lokalen Koordinator*innen von samo.fa zwei Tage lang Erfahrungen und Wissen ausgetauscht.

Bundestagsabgeordneter Dr. Karamba Diaby erläutert den Koordinator*innen das Leben in Halle (Saale).

Tülay Zengingül, Netzwerkbegleiterin West, leitete den Workshop zum Thema “Arbeitsmarkt und Bildung”.

Maimouna Ouattara von MoveGLOBAl und Elisabeth Beloe, Netzwerkbegleiterin Ost, disktutieren mit den Teilnehmer*innen des Workshops zum Thema “Gesundheit”.

Beim dritten Workshop ging es um “Wohnen und Leben im Quartier”.

Chancen, Ziele, Perspektiven – lokale Dialogkonferenz Köln

By | Dialogkonferenz, Köln | No Comments

Bei der lokalen Dialogkonferenz in Köln diskutierten verschiedene Vertreter*innen und Akteur*innen der lokalen Flüchtlingsarbeit in der alten Feuerwache die besondere Rolle von Migrantenorganisationen. So stellen diese häufig für Geflüchtete eine vertrauensvolle Anlaufstelle dar und können durch ihre Netzwerke eine Brücke zur Aufnahmegesellschaft bilden.

In drei Workshops zu den Themen Bedeutung von Migrantenorganisationen im Bereich Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, Komplexe Lebenswelten bei geflüchteten Menschen und Selbstorganisation geflüchteter Menschen erarbeiteten die Teilnehmenden zudem gemeinsam Herausforderungen und Handlungsempfehlungen. So seien zum Beispiel die Einrichtung mehr fester Stellen in diesem Bereich und Coaching für Ehrenämtler hilfreich, um eine Kontinuität der Arbeit zu garantieren.

Handlungsempfehlungen für die Flüchtlingsarbeit sind vor allem Kapazitätentwicklung von Migrantenorganisationen und deren lokale und regionale Vernetzung.

Ein komplettes Ergebnis-Papier gibt es hier. 

Weitere Informationen und Eindrücke gibt es auf: www.dialogkonferenz-koeln.de

Eine Kette von Herausforderungen – Statements der lokalen Dialogkonferenzen

By | Alle Beiträge, Dialogkonferenz | No Comments

Bei allen lokalen samo.fa Dialogkonferenzen wurden Sprechblasen ausgelegt, damit Geflüchtete, Ehrenamtlich Aktive und andere Interessierte die Herausforderungen und Probleme der Flüchtlingsarbeit und ihre persönlichen Erfahrungen beim Ankommen in Deutschland aufschreiben konnten, sodass der Dialog nicht nur angestoßen, sondern auch festgehalten wird.

Die Ergebnisse der vielen Beiträge werden bei der bundesweiten Dialogkonferenz in Berlin am 17. November zusammengetragen.

Für den Filmdreh über das samo.fa Projekt haben wir einmal einen Bruchteil der gesammelten Ergebnisse im Dortmunder Westpark aufgehängt, um zu verdeutlichen, wie wichtig die Arbeit in diesem Bereich ist und wie lang die Kette der Herausforderungen noch reicht.

Bestandsaufnahme zur Migrations- und Flüchtlingsarbeit bei der lokalen Dialogkonferenz in München

By | Alle Beiträge, Arbeit, Bildung, Dialogkonferenz, München | No Comments

Bei der Münchner Dialogkonferenz ging es wie bei allen lokalen Konferenzen darum, zu zeigen, wie wichtig Migrantenorganisationen (MOs) in der Arbeit mit Geflüchteten sind. Bei der einen Gesprächsrunde lag der Fokus auf den Rahmenbedingungen der kommunalen Politik und der sich daraus ergebenden Konsequenzen und Perspektiven für das ehrenamtliche Engagement der Migrantenorganisationen. In der zweiten Gesprächsrunde standen Kooperationen zwischen Einrichtungen der Integrationsarbeit und Migrantenorganisationen im Zentrum. Zu Beginn bedankte sich SPD-Stadtrat Cumali Naz in seinem Grußwort für die Idee eine Dialogkonferenz, unterstrich den einmaligen Charakter und sprach über die Notwendigkeit einer solchen Veranstaltung.

Er und Franziska Szoldatits sprachen über den Gesamtplan Integration für Flüchtlinge (GIF) der LH München, der im Herbst noch dem Münchner Stadtrat vorgelegt wird. Hier zeigte Frau Szoldatits (LH München/Sozialreferat/Leitung des GIF) die Interesse für eine engerere Zusammenarbeit mit samo.fa bei der Zusammenstellung des GIF (M4/M7). Klaus Grothe-Bortlik von Selbsthilfezentrum (SHZ) sprach über das Potential von MO als Partner der kommunalen Integrationsarbeit. Er wies auf eine Studie hin, die das SHZ Anfang 2016 durchgeführt hat. Diese Studie zeigt das Potential und Engagement der MOs. Die Ergebnisse der Studie werden auch bei der Veranstaltung „Teilhabe als Menschenrecht” im Bayerischen Landtag am 9. Dezember 2017 erneut vorgestellt). Ahmad Abbas, Chorleiter des Syrischen Friedenschors, neuerdings Vorsitzender der Syrischen Sozial- und Kulturverein in München e.V. und Mahbuba Maqsoodi von den afghanischen Frauen in München e.V. sprachen über ihr Engagement als migrantische Vertreter*innen.

In den Gesprächen ging es auch um Abschiebung und die Probleme, mit denen Geflüchtete konfrontiert sind. Yosief Embaye von der Eritreischen Union stellte sein Angebot, ein Computer-Kurs auf Tigrinya für Geflüchtete vor. Er erklärte die besondere Erfahrung, dass durch es durch den Kurs gelungen sei, geflüchtete Jugendliche als Lehrkräfte für muttersprachlichen Unterricht in Tigrinya zu gewinnen. Auf diese Weise sind die Geflüchteten nicht nur „Hilfsempfänger“ sondern auch Lehrende. Von den Kindern lernen die Jugendlichen wiederum Deutsch. Nasima Ebrahimi von der afghanischen Initiative „Aryana Schule“ sprach über Empowerment von afghanischen Frauen, die in Afghanistan lebensgefährlich diskriminiert werden, sich aber hier in Deutschland in ihrer Schule z.B. beim Musikunterrichten, Singen und Tanzen frei entfalten können. Juliette Bethancourt von dem Verein Urucungo e.V. stellte das Capoeira-Angebot ihres Vereins vor. Durch Capoeira werden die Geflüchteten gestärkt, fühlen sich gesünder und entfalten mehr Lebensfreude und erhalten Kontakt zu den anderen Vereinsmitgliedern.

Die Ergebnisse der 30 lokalen Dialogkonferenzen werden am 17. November  bei der bundesweiten Dialogkonferenz in Berlin zusammengetragen.

 

 

Kulturaustausch in der Backstube (Halle)

By | Arbeit, Bildung, Halle (Saale) | No Comments

Beim Workshop „Backen und Kochen in Deutschland“ für Migranten- und Flüchtlingsfamilien lernen Migrant*innen und Geflüchtete über das gemeinsame Zubereiten von Essen ganz praktisch die deutsche Sprache und die Gastronomie-Branche kennen. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit der „Initiative Sprache+Beruf“ beim Förderverein der Deutschen aus Russland Sachsen-Anhalt e.V. und dem samo.fa Partner in Halle. Das Ziel der Veranstaltung ist den Migrant*innen und auch Geflüchteten unterschiedliche Orientierungen für den Arbeitsmarkt zu vermitteln.

Aus einer Kooperation mit einer Biobäckerei ergibt sich hierbei das Angebot der Vermittlung von Sach- und Sprachkenntnissen auf dem Gebiet Backen und Kochen. Aus dem Kontakt mit Migrantenfamilien ergibt sich aber zugleich auch ein großes kulturelles Interesse, deutsche Rezepte und Arbeitsweisen auf diesem Gebiet kennen zulernen.

Nach dem gelungenen „Pilotworkshop” vom 16. Oktober soll das Projekt wiederholt werden, etwa in größerer Runde beim gemeinsamen Brotbacken am 11. November.

Migrantenorganisationen als wichtige Akteure in der lokalen Flüchtlingsarbeit – Dialogkonferenz Bielefeld

By | Bielefeld, Dialogkonferenz, Wohnen | No Comments

Am 11. Oktober fand im Rochdale-Raum des Alten Rathauses die lokale samo.fa Dialogkonferenz von Bielefeld zum Thema „Migrantenorganisationen als wichtige Akteure in der lokalen Geflüchtetenhilfe in Bielefeld“ statt. Das Ziel der Konferenz: Der gemeinsame Dialog über mögliche Handlungs- und Lösungsansätze aus der Perspektive von Aktiven aus Migrantenorganisationen, Geflüchteten und Akteuren der Geflüchtetenhilfe.

Die Konferenz wurde vom lokalen Projektpartner Interkultureller Elternverein e.V. organisiert und fand in Kooperation mit dem Büro für integrierte Sozialplanung und Prävention und dem Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Bielefeld statt.

Begrüßung der Dialogkonferenz
Ingo Nürnberger, Sozialdezernent der Stadt Bielefeld, betonte die Wichtigkeit der Migrantenorganisationen als Akteure in der lokalen Geflüchtetenhilfe und dass er sich über das verstärkte und sichtbare Engagement von Ehrenamtlichen mit Einwanderungsgeschichte freue. Außerdem adressierte er direkt an die Vertreter*innen der Migrantenorganisationen: „Viele von Ihnen stehen für gelungene Integration, gleichzeitig für Bewahrung von Identität und Hineinfinden in die deutsche Gesellschaft.“

Kadim Uzunyayla, Koordinator Integrationsarbeit des Kommunales Integrationszentrum Bielefeld, wies auf die bereits bestehende und erfolgreiche Zusammenarbeit der Kommune mit den zahlreichen Bielefelder Migrantenorganisationen hin. Außerdem stellte er fest, dass mit dem Projekt „Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit“ (kurz: samo.fa) ein wertvoller Beitrag geleistet werde, damit sich die Migrantenorganisationen zunehmend lokal für Geflüchtete engagieren.

Cemalettin Özer, Vorstandsmitglied des Interkulturellen Elternverein e.V., (IKE) begrüßte die Teilnehmenden und sagte, dass die Migrantenorganisationen schon seit Jahren im Integrationsbereich aktiv seien, jetzt aber sichtbar werden würden. Der IKE wurde von mehreren Migrantenorganisationen im Jahre 2007 im Rahmen eines Landesprogramms als Fachorganisation für Elternarbeit gegründet. Cemalettin Özer stellte außerdem das Bielefelder Netzwerk von Migrantenorganisationen (BI-NEMO) und die Arbeitsschwerpunkte und Ziele des lokalen Projektträgervereins vor.

„Aktive aus Migrantenorganisationen haben einen leichteren Zugang zu Geflüchteten, weil sie das Ankommen in Deutschland aus eigener Erfahrung kennen“, betonte Tülay Zengingül, Netzwerkbegleiterin West des Bundesverbands Netzwerk der Migrantenorganisationen (NeMO e.V.) die Rolle des Projekts. Cynthia Krell und Carla Oberschelp, Lokale Koordinatorinnen  von samo.fa Bielefeld, stellten die Aktivitäten der elf samo.fa Ehrenamtlichen aus sechs verschiedenen Herkunftsländern und die aktuellen Kooperationsprojekte in unterschiedlichen Bielefelder Stadtteilen vor:

So gibt es zum Beispiel das samo.fa Sprachcafé im Caritas-Treff Oldentruper Str., ein monatliches Informationsfrühstück für geflüchtete Frauen und Migrantinnen im IBZ e.V., einen Nähkurs für geflüchtete Frauen im Quartierszentrum Oberlohmannshof oder das Projekt „Bielefelder Museen entdecken“ für geflüchtete Frauen in Kooperation mit dem ESTA Bildungswerk und Aktiven aus Migrantenorganisationen.

Diskussionsrunde 
Im Anschluss stand der Austausch zwischen Migrantenorganisationen, die sich in Bielefeld bereits aktiv für Geflüchtete engagieren, mit Einrichtungen, Trägern und Initiativen aus der Geflüchtetenhilfe sowie Geflüchteten, im Mittelpunkt. In der ersten Diskussionsrunde wurde das Thema „Stadtteilarbeit“ in den Stadtteilen Jöllenbeck und Sennestadt beispielhaft anhand von durchgeführten samo.fa Projekten wie einem Elterncafé für Geflüchtete in Sennestadt und einem Nähtreff für geflüchtete Frauen im Quartierszentrum Oberlohmannshof diskutiert. Dabei zeigte sich, dass geflüchtete Frauen in diesem Nähtreff die Möglichkeit erhalten soziale Kontakte in ihrer Nachbarschaft aufzubauen und sich in einem geschützten Rahmen persönlich weiterzubilden. Bezogen auf das Elterncafé in Sennestadt wurde deutlich, dass der Bedarf von Familien mit Fluchterfahrung darin besteht, möglichst stadtteilorientierte (Freizeit-)Angebote für Kinder und Jugendliche kennenzulernen sowie mehrsprachige Informationen über das Bildungs- und Ausbildungssystem zu erhalten.

In der zweiten Runde wurde über die Situation von „geflüchteten Frauen und Mädchen“ sowie über die Teilhabe und den Zugang zur (Sprach-)Bildung gesprochen. So lernen zum Beispiel im Rahmen des Projektes „Bielefelder Museen entdecken“ geflüchtete Frauen nicht nur Kultureinrichtungen und ihre pädagogischen Angebote kennen, sondern auch sinnvolle Familien- und Freizeitaktivitäten, die eine kulturelle Teilhabe ermöglichen. Den Zugang für Geflüchtete mit Kleinkindern zu Sprachkursen sahen viele kritisch, es fehle immer noch an Sprachkursen mit einer Kinderbetreuung – gerade aufgrund fehlender Kita-Plätze in Wohnortnähe. In allen Dialogrunden wurde jeweils der Frage nachgegangen, welchen Beitrag Migrantenorganisationen und deren Aktive im Rahmen der vorhandenen Infrastruktur der lokalen Geflüchtetenhilfe konkret leisten können.

„Es ist notwendig, sich miteinander zu vernetzen, Kooperationen in der lokalen Geflüchtetenhilfe weiterzuentwickeln und insbesondere die Perspektive und Erfahrungen von Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Fluchterfahrung einzubeziehen“, betonte Cynthia Krell bei der Konferenz. Es wurde deutlich, dass eine stärkere Einbindung von Migrantenorganisationen auf Stadtteilebene erwünscht ist – besonders in Stadtteilen in denen der Anteil von Migranten und Geflüchteten höher liegt. Perspektivisch wird der neu gegründete Fachverbund BI-NEMO eine wesentliche Rolle als Netzwerk übernehmen und sich ebenfalls für die Stärkung der Migrantenorganisationen als lokale Akteure in der Geflüchtetenhilfe stark machen.

Insgesamt 42 Ehrenamtliche aus Migrantenorganisationen, Geflüchtete, Hauptamtliche, Kooperationspartner, kommunale Vertreter/-innen und Akteure der Geflüchtetenhilfe nahmen an der Dialogkonferenz teil.

v.l.n.r.: Kadim Uzunyayla (Kommunales Integrationszentrum Bielefeld), Tülay Zengingül (Netzwerkbegleiterin West, Bundesverband NeMO e.V.), Cynthia Krell (Lokale Koordinatorin, samo.fa Bielefeld), Ingo Nürnberger (Sozialdezernent, Stadt Bielefeld), Cemalettin Özer (Vorstandsmitglied Interkultureller Elternverein e.V.)

Am Dialogtisch „Stadtteilarbeit Sennestadt“ berichtete Stadtteilkoordinator Alex Kanobaire von der Situation der Geflüchteten im Stadtteil Sennestadt und Carla Oberschelp, Lokale Koordinatorin, stellte exemplarisch das samo.fa Projekt „Internationale Elterncafés für Geflüchtete“ zur Diskussion.

samo.fa Ehrenamtliche und Teilnehmende füllen die Sprechblasen mit aktuellen Bedarfen der Geflüchteten aus.

Reger Austausch bei der Dialogkonferenz in Bochum

By | Arbeit, Bochum, Dialogkonferenz, Wohnen | No Comments

Die lokale Dialogkonferenz des lokalen Partners in Bochum,, IFAK e.V.  stand unter dem Motto „Bochumer Geflüchtetenarbeit im Dialog“.

Die Dialogkonferenz bot Geflüchteten, Migrantenselbstorganisationen, Politik sowie Beteiligten aus der Verwaltung den Raum, gemeinsam ins Gespräch zu kommen.

Gäste waren unter anderem:

Serdar Yüksel (MdL), Frau Khonaf Hajo (Vorsitzende Integrationsrat), Sebastian Hammer (Stellvertrendender Geschäftsführer IFAK e.V.), Tarek Alaows (Refugee Strike), Mustafa Calikoglu (Herr im Rat für die Grüne), Nicole Ulrich (Rosa Strippe e.V.), Sera Massakidi (Bosangani e.V.), Vanessa Du (Vifi e.V.), Wahiba El Khechen (Psychologische Beratungsstelle), Alpha Barry (Guinee-Coop e.V.), Jan Betram (Diakonie), Zoubeyda Khoder (HSME e.V.), Mahommod Alomari (CF-kurdistan e.V.) Dorte Huneke-Hollman (Neu in Deutschland), Ulle Thomas (Ronahi e.V.), Veysi Toku (Eziden Gemeinde e.V.), Mahmud Smo (Magazin Here).

Zur Eröffnung begrüßte Herr Hammer die teilnehmenden Gäste. Im besonders bedankte er sich bei Frau Hajo, Frau Ulrich, Frau Huneke-Hollman, Herrn Yüksel und Herrn Calikoglu und den Vertreter*innen der Migrantenorganisationen und den Geflüchteten.

Im Anschluss an die Begrüßung hat der lokale samo.fa Koordinator Mustafa Birhimeoglu über das Projekt samo.fa berichtet. Besonders hervorgetan hat er die noch unsichtbare und sehr engagierte Arbeit von Migrantenselbstorganisationen und hat ihre Rolle in der Geflüchtetenarbeit gewürdigt. Bei der Beschreibung des samo.fa Projekts hat er die bisherige Zusammenarbeit mit den Migrantenorganisationen dargelegt.

Im zweiten Teil der Tagung konnten sich die Ogranisationen vorstellen. Vor dem Hintergrund „Migrantenselbstorganisationen und ihre Rolle in der Geflüchtetenarbeit“ haben die Vertreter*innen ihre Angebote und Schwerpunkte beschrieben.

Deutlich wurde hierbei, welch großes Spektrum von Migrantenorganisationen in Bochum angeboten wird. Die Angebote beinhalteten Begegnungsorte wie Sprachcafes, Übersetzung, Begleitung und Beratung.

 

Auch die Geflüchteten kamen zu Wort. In Form eines Interviews interessierte die Teilnehmer*innen und Veranstalter wie das Ankommen in Deutschland/Bochum war, wo und durch wen sie Unterstützung erfahren haben.

Eindrucksvoll schilderten sie ihre aktuelle Situation und berichteten, welche große Bedeutung die Migrantenorganisationen bei ihrer Ankunft in Deutschland gespielt haben. In Bochum ging dies weit über eine erste Orientierungshilfe hinaus. Z. B. unterstützten viele der Migrantenorganisationen das Bochumer Protestcamp, mit dem die Geflüchteten auf die desolaten Unterbringungsmöglichkeiten in den Sammelunterkünften aufmerksam machten.

Als dringendste Probleme wurden benannt:

  • Erfolglose Wohnungssuche
  • Fehlende Sprachkurse und Kinderbetreuung
  • Aufenthaltsprobleme
  • Zu wenige und schlechte Dolmetscher beim BAMF

Die zum Abschluss geplante Podiumsdiskussion mit Khonaf Hajo, Serdar Yüksel, Mustafa Calikoglu und Sebastian Hammer wurde kurzerhand in einen Gesprächskreis umgewandelt, um mehr Nähe zu erzeugen. In seinem Eingangsstatement ging Mustafa Calikoglu noch einmal auf die Wohnungssituation ein und betonte, dass es in Bochum kaum noch Sammelunterkünfte gebe und die Stadt viel tue, um ausreichend Wohnraum zu schaffen. Dabei sei es wichtig, dass die Neu Bochumer*innen über das ganze Stadtgebiet verteilt werden. Herr Calikoglu lobte auch die Bemühungen der Stadt Bochum, die geflüchteten Kinder auf alle Schulformen zu verteilen. Herr Hammer gab zu bedenken, dass zwar alle Schulen geflüchtete Kinder aufgenommen haben, jedoch viele diese Kinder mangels richtiger Förderung wieder abgehen mussten.

Nach dem Eingangsstatement von Serdar Yüksel wurde von Tarek Alaows ein Thema angesprochen, dass nun, nachdem die Wohnungssituation sich entspannt hat, viele sehr beschäftigt, nämlich das Thema berufliche Anerkennung bzw. Ausbildung. Hier wurden vor allem Maßnahmen des Jobcenters hinsichtlich ihrer Sinnhaftigkeit in Frage gestellt. Betont wurde, dass die Menschen nicht als unbeschriebene Blätter nach Bochum kamen, sondern in ihrem Land bereits einen Beruf ausgeübt haben oder ein Studium begonnen haben und es nicht zu verstehen sei, warum sie hier in Maßnahmen jenseits ihrer Ressourcen und Kompetenzen gesteckt werden. Serdar Yüksel sagte in diesem Kontext ein gemeinsames Treffen mit dem Leiter des Arbeitsamtes zu, um Einzelfälle besprechen zu können.

Arbeitsmarktintegration in Hannover – lokale Dialogkonferenz

By | Arbeit, Dialogkonferenz, Hannover | No Comments

Am 18. September fand die lokale Dialogkonferenz des lokalen Partners MiSO e.V. im Freizeitheim Vahrenwald unter dem Motto „Flüchtlingsarbeit und Hannover 2020“ statt. Gäste wie Gabriele Haferlach vom Jobcenter Hannover diskutierten mit Vertreter*innen verschiedener Migrantenorganisationen und Geflüchteten in großer Runde die Herausforderungen und mögliche Lösungen für die Wohnungssuche und den Zugang zum Arbeitsmarkt für Geflüchtete in der Stadt.

Mangelberufe und Ausbildungsplätze für Geflüchtete

In Deutschland werden in verschiedenen Arbeitsbereichen Fachkräfte gebraucht, etwa in der Pflege oder als Bäcker. Unattraktive Arbeitszeiten sind nur ein Grund für eine hohe Abbruchquote. Geflüchtete könnten dieses Defizit auf dem Arbeitsmarkt ausgleichen, müssen aber die deutsche Sprache genügend beherrschen, um die Berufsschule zu bestehen, sofern sie überhaupt an einen Ausbildungsvertrag kommen. Eine weitere Herausforderung dabei ist die Unterbringung, die eine zusätzliche Belastung bei der Ausbildung darstellen kann – etwa, wenn der Arbeitsplatz nachts nur schwer zu erreichen ist oder junge Geflüchtete in Gemeinschaftsunterkünften wohnen und zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten.

Sprache als Schlüssel zur Integration

Trotzdem, so sind sich die Teilnehmenden einig, ist vor allem die Sprache entscheidend für eine gelungene Integration in die Stadtgesellschaft und den Arbeitsmarkt. Helfen dabei können Migrantenorganisationen, die  aufgrund eigener Erfahrung einen besseren Zugang zu Geflüchteten haben. Dr. Peyman Javaher-Haghighi, Vorstand des Dachverbands von MiSO, dem Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. (NEMO), betonte dabei die Rolle des Projekts samo.fa (Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit). Das im Jahr 2016 von NEMO ins Leben gerufene Projekt sei eine Ergänzung für die üblichen Akteur*innen in der Flüchtlingsarbeit, um auch Migrantenorganisationen für den Bereich zu öffnen. Erfolge des Projekts in Hannover sind zum Beispiel Rahmenvereinbarungen von MiSO mit der Bäcker-Innung, bis 2020  jährlich 14 Geflüchteten einen Ausbildungsvertrag zu verschaffen.

Stimme und Rolle von Migrantenorganisationen – Kieler Dialogkonferenz

By | Arbeit, Dialogkonferenz, Kiel | No Comments

Die lokale samo.fa Dialogkonferenz zum Thema „Stimme und Rolle von Migrantenorganisationen“  fand im Rahmen der interkulturellen Wochen der Stadt Kiel in den Räumlichkeiten von „Kiel hilft Flüchtlingen e.V.“ statt. Veranstalter war der lokale Projektpartner Türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein. Kooperationspartner waren das Forum für Migrantinnen und Migranten der Landeshauptstadt Kiel, Kiel hilft Flüchtlingen e.V., die Landeshauptstadt Kiel – Amt für Soziale Dienste – Referat für Migration, das nettekieler Ehrenamtsbüro Kiel, die Syrische Gemeinde in Kiel und Umgebung e.V. und die Zentrale Bildungs- und Beratungsstelle für Migrant*innen (ZBBS).

Mit um die 100 Gäste stieß die Konferenz in der Kieler Bevölkerung auf großen Anklang. Darunter waren viele Aktive mit Migrationshintergrund, geflüchtete Menschen, Politiker*innen, Mitglieder des Flüchtlingsrats Schleswig-Holsteins, Mitglieder verschiedener Migrantenselbstorganisationen, Mitarbeiter*innen des Referats für Migration und Diversität, Vertreter*innen aus dem Sozialministerium in Schleswig-Holstein, Menschen aus der Stadtverwaltung, Mitarbeiter*innen der Wohlfahrtsverbände (AWO, DRK, Caritas) und verschiedener Flüchtlingsunterkünfte sowie Ratsmitglieder der Stadt Kiel.

Aktiv beteiligten sich während der Veranstaltung verschiedene Vertreter_innen von Migrantenselbstorganisationen – wie beispielsweise die syrische Gemeinde in Kiel und Umgebung e.V., LA Cultura, die Afghanische Gemeinschaft, die Al Djîlâniyy Moschee, die liberale jüdische Gemeinde und natürlich auch die Türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein – sowie Ehrenamtliche der ZBBS, des Sprachcafés und von samo.fa.

Bei einer Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung –mit Staatssekretär Torsten Geerdts (CDU), Serpil Midyatli (Grüne), Gerwin Stöcken (Stadtrat Kiel), Dr. Cebel Küçükkaraca (Türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein) und Bashar Kanou (Syrische Gemeinde in Kiel und Umgebung e.V.) kamen alle Akteur*innen ins Gespräch.

Es ging um Vorteile, Handlungsoptionen und Unterstützungsmöglichkeiten von Migrantenorganisationen bei ihrem ehrenamtlichen Engagement für Geflüchtete. Der Tenor unter den Migrantenorganisationen war, dass Menschen mit Migrationshintergrund sich besser in die Lage von Geflüchteten hineinversetzen können, oft über kulturelles Wissen und Sprache verfügen, wodurch eine Arbeit auf Augenhöhe eher möglich sei. Auf die Frage, was die Landesregierung unter Unterstützung von Geflüchteten versteht, wies Torsten Geerdts vor allem den Bereich Bildung – insbesondere Sprachkompetenz- und Arbeitsmarktintegration hin.

Bestandsaufnahme zur Flüchtlingsarbeit – Dialogkonferenz in Mönchengladbach

By | Arbeit, Dialogkonferenz, Mönchengladbach | No Comments

Die Dialogkonferenz  des lokalen samo.fa Partners in Mönchengladbach fand in den Räumlichkeiten des Bildung-, Kultur- und Integrationsvereins Irfan statt.

Die Referenten der Konferenz waren Herr Hardcastle, der Flüchtlingskoordinator für Mönchengladbach und Herr Meisterling-Riecks, Leiter des Integration Point Mönchengladbach. Beide haben je einen Workshop geleitet. Es waren circa 100  Mitglieder von Migrantenorganisationen, andere gemeinnützige Organisationen (Philippus Akademie, kirchliche Institutionen, etc.), Wohlfahrtsverbände, Vertreter der Kommune, Ehrenamtler und Flüchtlinge anwesend.

Ziel der Veranstaltung waren die Sichtbarkeit, Sensibilisierung, Anerkennung und Akzeptanz der Arbeit von Migrantenorganisationen in Mönchengladbach.

Die Dialogkonferenz hat allen die Möglichkeit gegeben, mit den Kommunalpolitikern, Migrantenorganisationen, anderen gemeinnützigen Organisationen, Wohlfahrtsverbänden, Ehrenamtlern und Flüchtlingen mehr zu kollaborieren.

Der Einsatz der kommunalen Vertreter hat bewiesen, dass die ehrenamtliche Arbeit akzeptiert und anerkannt wird.

Durch den Einsatz seit dem Anfang von samo.fa hat die Stadt einen kontinuierlichen Ansprechpartner für die Migrantenorganisationen gefunden.

Die konkreten Ergebnisse aller Konferenzen wird in Berlin zusammengetragen.

 

Herr Stipanovic, die Linke MG, Herr Hardcastle, Flüchtlingskoordinator MG, Herr Kayaci, Vorstandvorsitzender, Irfan e.V.

Frau Wasserlos-Strunck, Philippus Akademie

Herr Hardcastle, Flüchtlingskoordinator MG und Herr Meisterling-Riecks, Leiter des Integration Points MG, Abteilung des Job Centers.

Integration aus allen Perspektiven – Dialogkonferenz in Fulda

By | Bildung, Dialogkonferenz, Fulda | No Comments

Wie steht es mit der Integration Geflüchteter in Fulda, und welche Rolle haben die Fuldaer Migrantenorganisationen dabei? Mit dieser Frage haben sich unterschiedliche Akteurinnen und Akteure in der Fuldaer Office Factory beschäftigt, die das Interkulturelle Forum Fulda e.V., der hessische Partner des Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. und lokaler Träger des samo.fa Projekts, zu einem umfassenden Dialog eingeladen hatte.
Gekommen waren neben Geflüchteten aus verschiedenen Ländern und Fuldaer Migrantenorganisationen auch Vertreterinnen und Vertreter der Wohlfahrtsverbände, wie Caritas, Diakonie und AWO, von Institutionen wie der Arbeitsagentur oder den Fachstellen Integration von Stadt und Landkreis Fulda, Bildungsträger wie dem Hessencampus oder der Richard-Müller-Schule, freie Träger wie der Bildungsverein Kreidekreis und der Akademie für Bildung und Integration, aber auch die IHK, das Klinikum Fulda und die Deutsche Familienstiftung waren vertreten.
So konnte nach Begrüßung durch die Vorstände des Interkulturellen Forums und dem Bündnis Mittendrin ein umfassender Blick auf den Stand der Integration der Geflüchteten aus jeweils sehr unterschiedlichen Perspektiven geworfen werden. Die fünf verschiedenen Gruppen beleuchteten ihre jeweiligen Herausforderungen und stellten drei ihrer jeweils wichtigsten Anliegen dem Plenum vor.

Die Geflüchteten benannten hier als größte Schwierigkeit die Suche nach geeigneten Wohnungen, die Anerkennung ihrer Abschlüsse und den Zugang zum Arbeitsmarkt.
Migrantenorganisationen benannten eine zu große Bürokratie in den Ämtern, sowie ihre häufig fehlenden Räume und fehlende personelle Ressourcen, um ihre Angebote für Geflüchtete umzusetzen.
Die VertreterInnen der Fuldaer Institutionen sahen Bedarf nach mehr Alltagshilfen und nach Aufklärung von Missverständnissen aufgrund der beiderseitigen unterschiedlichen Denkweisen, sowie nach besserer Unterstützung im Übergang Schule/Ausbildung/Arbeit.

Die Ergebnisse aller lokalen Konferenzen werden auf einer bundesweiten Dialogkonferenz in Berlin am 17. November zusammengeführt.

Partner vor Ort    III