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Was ehrenamtlich Aktive in der Flüchtlingsarbeit leisten

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Schwerpunkte der Bundesnetzwerksitzung von samo.fa am 17./18.September 2020

Am 17. Und 18. September 2020 fand in Dortmund die 2. Samo.fa Bundesnetzwerksitzung statt.

„Wir sind Viele“ – zu einer  Mini-Performance unter diesem Titel  trafen sich die Sitzungsteilnehmenden am Eröffnungstag, den 17.09.2020, vor dem Alten Rathaus Dortmund, also dort, wo auf den Tag genau vor 5 Jahren der BV NeMO ins Leben gerufen wurde. Der bei der Aktion anwesende Dortmunder Stadtdirektor Jörg Stüdemann betonte in seinem Grußwort, dass der BV NeMO aus der deutschen Stadtgesellschaft nicht mehr wegzudenken sei.

Die Sitzung stand ganz im Zeichen einer „Renaissance der Ehrenamtlichen“. In der Corona-Krise hat sich erneut gezeigt, wie existenziell das bürgerschaftliche Engagement bei der Bewältigung einer Krise speziell für  Menschen mit Fluchtgeschichte ist. Ehrenamtliche aus  Migrant*innenorganisationen leisteten und leisten hier einen unverzichtbaren Beitrag. Gewürdigt wurden die Ehrenamtlichen – per Videobotschaft – von der Staatsministerin und Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Annette Widmann-Mauz, und persönlich vom Dortmunder Stadtdirektor Jörg Stüdemann.

„Ich möchte dem Bundesverband NeMO an dieser Stelle sehr herzlich danken. Ihre Vorschläge für den Kabinettsausschuss sind unverzichtbar! Sie zeichnen Ehrenamtliche aus, die sich mit Herz und Haltung für die Geflüchteten einsetzen. Ich persönlich schließe mich dem Lob und der Ehrung sehr gerne an. Ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihr Engagement und das ist gerade während Corona von unschätzbarem Wert.

Mit Ihrem Engagement sind Sie Teil einer großen Bürgerbewegung. Millionen Menschen in unserem Land helfen Geflüchteten mit Rat und Tat. Ich danke Ihnen noch einmal vom ganzen Herzen für Ihren Einsatz und ich gratuliere allen, die heute die Ehrenamtsurkunde verliehen bekommen. Sie haben meinen Respekt und meine Anerkennung“, so Annette Widmann-Mauz in ihrer Video-Botschaft an die Ehrenamtlichen.

„Alltagsrassismus ist Nährboden für Radikalisierung. Dagegen zu kämpfen ist nicht Ihr Job, es ist der Job der Mehrheitsgesellschaft! Passt auf, dass nicht Ihr die Aufgabenzettel bekommt, sondern umgekehrt – die Mehrheitsgesellschaft von Euch. Rassismus soll zuallererst in eigenen Reihen angeprangert werden. Black Lives Matter Bewegung hat offenbart, dass auch in Deutschland diesbezüglich Handlungsbedarf besteht. Fordert auf, dass über die Spätfolgen der Kolonisierung offen geredet wird. Wir brauchen breite öffentliche Diskussionen, Bildungs- bzw. Aufklärungscampagnen, Einrichtung von Expositionen und Museen zu Einwanderung. Migranten*innen sowie Migranten*innenorganisationen würden hierbei ihre Kompetenz und ihr Wissen zur Verfügung stellen. (Sinngemäß)

„Es muss ein Zustand eintreten, dass Migrantenselbstorganisationen, die eine wichtige gesellschaftliche Arbeit in unseren Städten und Gemeinden machen, auch finanziell mit anderen Wohlfahrts-,  Kultur- und Bildungsorganisationen gleichgestellt werden.

Sie stellen ein Drittel der Stadtbevölkerung etwa, bei den Jüngeren eben noch mehr. Der Anteil der Kulturell- und Bildungsaktiven in den Einwanderungsgemeinschaften ist mindestens genauso groß, wie bei dem Rest der Stadtbevölkerung. Die Geldverteilungsströme sehen völlig anders aus.

Riesendankeschön dafür, das Sie geleistet haben, was Sie leisten! Fordern Sie – ich bin der Kämmerer hier in Dortmund – fordern Sie das Geld des Kämmerers oder der Kämmerin je nachdem – ein. Lassen Sie sich nicht einschüchtern, Sie sind der spannendere Teil dieser Veranstaltung. Also, in dem Sinne: Glück auf, alles Gute Ihnen, bleiben Sie gesund, nutzen Sie Ihre Chancen und – Nemo ist eine geniale Idee gewesen“, so Jörg Stüdemann.

„Vom Ehrenamt lernen – Wo stehen wir in den Kommunen?“ war das Leitthema, welches in drei parallel laufenden Arbeitsgruppen ausdiskutiert und im anschließenden Plenum als ein samo.fa Konzept zum Ehrenamt zusammengefasst wurde.

Weitere Schwerpunkte der 2. Bundesnetzwerksitzung außer der Anerkennung der Arbeit der lokalen Koordinator*innen und Ehrenamtlichen vor Ort waren – die Professionalisierung von samo.fa und die Vorbereitung auf die Bundesdialogkonferenz 2020 (22.-23.10.2020) in Dortmund.

Göttingen: Hotline für Senior*innen mit Fluchtgeschichte aktiviert

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Angesichts der Unterstützungsherausforderungen in der Corona-Zeit hat die samo.faplus-Koordinierungsstelle Göttingen eine ‘Hotline’ für Senioren mit Fluchtgeschichte eingerichtet. Seit der Intensivierung der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus am 23.03. wird diese Hotline rege genutzt. Mehr als 30 Nachfragen sind in den letzten Tagen eingegangen.

Die lokale Koordinatorin Yulia Rasheva berichtet: „Wir haben unsere Ehrenamtlichen, vor allem Geflüchtete aus Tschetschenien, Georgien, Armenien und Syrien mobilisiert. Diese fahren für Bedürftige einkaufen, fahren sie zum Arzt und zurück, da die Senioren öffentlichen Verkehr möglichst vermeiden sollen. Solche Dienste leisten unsere Ehrenamtlichen auch für deutsche Bevölkerung. Die Dankbarkeit ist groß.“

Geflüchtete Senioren sind aktuell in einer besonderen Risikolage, die im Rahmen von samo.faplus dementsprechend besonders adressiert wird. Ihre Lage verlangt eine spezielle Betreuung. Aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse sind die neu Zugewanderten besonders verunsichert. Die Koordinierungsstelle übersetzt und verbreitet die offizielle Information auf Russisch sowie anderen Sprachen und weist auf Fake News im Zusammenhang mit dem Coronavirus hin. Ganz viele Nachfragen kommen auch von Eltern, die momentan mit den Kindern zu Hause bleiben sollen. Die Kinder bekommen Lernstoff und Hausaufgaben per E-Mail oder nützliche Informationen von Online-Portalen. „Unsere Lehrerinnen und Lehrer bieten dazu Unterstützung online und per Telefon“, so die Koordinatorin Rasheva. AO

Letztes samo.fa- Bundesnetzwerktreffen in Dortmund

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Am 15. November sind alle Koordinator*innen, die Netzwerkbegleitung und Projektleitung von samo.fa für ein letztes Bundesnetzwerktreffen nach Dortmund gekommen, um Bilanz aus vier Jahren Arbeit zu ziehen und die Zukunft des Projekts zu besprechen. Die Netzwerkbegleiter*innen aus den Regionen West, Süd und Nordost stellten die Arbeit ihrer jeweiligen Partner*innen vor sowie die Ergebnisse aus den jeweiligen Regionalsitzungen. So standen in der Region West zum Beispiel die  intraregionale Netzwerkarbeit, Wissenstransfers und Nachhaltigkeit im Fokus. Dank samo.fa sind viele Standorte kommunale Player in der Integrations- und Teilhabearbeit geworden. Nächster Schritt ist die systematische und stabile Einbindung dieser Koordinierungsstellen auf Augenhöhe in der jeweiligen Stadtgesellschaft. Verbesserungsbedarf wird vor allem bei der Berichterstattung für die Projektauswertung und die lokalen ÖA-Konzepte gesehen.

Die Förderung von samo.fa läuft 2019 aus: Beim Bundesnetzwerktreffen stellte die Leitung den neuen Antrag einer Fortsetzung für 2020/21 vor. So soll zum Beispiel ein Schwerpunkt auf strukturschwache Regionen liegen. Wie und ob samo.fa im nächsten Jahr auf welche Weise fortgeführt wird, steht jedoch noch nicht fest: Über den Antrag wurde noch nicht abschließend entschieden.

 

Drei neue samo.fa-Städte in Ostdeutschland

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Das samo.fa-Netzwerk wächst weiter:  Mit lokalen Trägern in Erfurt, Güstrow und Weimar arbeiten jetzt drei weitere ostdeutsche Städte an der Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit. Damit ist das BV NeMO-Projekt in 34 Städten und 13 Bundesländern aktiv.

Priorität für das laufende Projektjahr hat für den neuen Weimarer Koordinator Aaed Almasri vom lokalen Träger Kulturbrücke Palästina Thüringen e.V. die Arbeitsmarktintegration Geflüchteter und eine verstärkte Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in der thüringischen Landeshauptstadt. Der studierte Architekt Almasri hat selbst einige Jahre als Arbeitsvermittler für die Agentur für Arbeit  gearbeitet und kennt sowohl die Hürden für Menschen mit Fluchtgeschichte auf dem Arbeitsmarkt als auch die zentrale Bedeutung von Arbeit für das Ankommen in einem neuen Land: Soziale Kontakte, finanzielle Unabhängigkeit, die Möglichkeit, sich selbst und die eigenen Fähigkeiten einzubringen. Der Träger ist bereits mit anderen Migrantenorganisationen vernetzt: „Wir sind in der arabischsprachigen Community in Weimar sehr gut vernetzt“, sagt Aaed Almasri. Etwa 150 Menschen mit jüngerer Fluchtgeschichte werden bereits jetzt erreicht, schätzt der neue Koordinator. An Vereine binden will er verstärkt auch minderjährige Geflüchtete. „Gerade bei Jugendlichen gibt es in der Ankommensphase das Risiko, dass sie durch das System fallen und wegen Misserfolgserlebnisse in der Schule und fehlenden Zukunftsperspektiven herumhängen und in problematische Kreise geraten.“ Das erste Weimarer samo.fa-Angebot ist deshalb ein Sport- und Kulturprojekt für 6 bis 16-Jährige. Sie können in der dafür angemieteten Sporthalle verschiedene Sportarten ausprobieren, die lokale Vereine in Weimar anbieten und deren regelmäßige Angebote sie vorstellen. Kreative Aktivitäten für die Altersgruppe sind ebenfalls geplant.

Auch Francisco Mucauque von Amandla e.V. aus Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern hat bereits Kontakte und Erfahrung in der Geflüchtetenarbeit. Jeden Samstag organisiert sein Verein ein offenes Treffen für Neubürger*innen, Migrant*innen und die Nachbarschaft. Bildungs- und Integrationsarbeit hat sich der Lehrer für Arbeit, Wirtschaft und Technik für das laufende samo.fa-Jahr vorgenommen. Gleichzeitig will er Neubürger*innen dabei unterstützen, selber Vereine aufzubauen. „Dafür organisieren wir Multiplikatorenschulungen in Vereins- und Projektmanagement“, sagt Mucauque. „Es ist wichtig, im Zusammenschluss zu arbeiten, um Teilhabeziele zu erreichen.“ Um das Deutsch auch derjenigen zu verbessern, die keinen Sprachkurs besuchen, will Mucauque auch hier die Angebote ausbauen: „Durch Sprachkurse mit Kinderbetreuung können wir mehr Frauen erreichen.“
Auch das Thema Rassismus und Diskriminierung beschäftigt den lokalen Träger und den neuen Koordinator. „Hier gibt es viele Vorurteile in der einheimischen Bevölkerung“, sagt Francisco Mucauque. „Deshalb holen wir die Nachbarschaft dort ab, wo sie steht und klären in Veranstaltungen von und mit Geflüchteten über Fluchtgründe und die Situationen in den Herkunftsländern auf.“

Für den neuen Erfurter Koordinator Jens Hellmann ist die Aufklärung der Mehrheitsgesellschaft ebenfalls ein wichtiges Anliegen für die samo.fa-Arbeit in 2019. Der lokale Träger in der thüringischen Hauptstadt ist Romnokher Thüringen. Der 2017 gegründete Verein, der aus jahrelangen Initiativen hervorgegangen ist, hat die Zielgruppe Roma und Sinti. Insbesondere arbeitet er mit Menschen, die aufgrund von Diskriminierung und damit einhergehenden Ausschlüssen vom Arbeitsmarkt und Bildungssystem aus ihren Herkunftsländern geflüchtet sind – viele kommen aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien oder den jungen osteuropäischen EU-Ländern. Auch hier leben sie nicht diskriminierungsfrei, betont Hellmann. „Es ist aber kein Vergleich zu den Umständen in den Ländern, die sie verlassen haben.“ Antidiskriminierungsarbeit bleibt aber eine Priorität – auch für die samo.fa-Arbeit. Geplant sind öffentliche Veranstaltungen, aber auch Überzeugungsarbeit bei Jobcentern, Behörden und Polizei. Weitere Schwerpunkte sind Bildungs- und Arbeitsmarktintegration. „Es gibt viele Arbeitsplätze in Erfurt und in der Region –  für Menschen mit Berufsausbildung sowieso, aber auch für Hilfstätigkeiten“, sagt Hellmann, der mit dem Verein bereits mit mit anderen Akteur*innen der Stadtgesellschaft vernetzt ist. Auch mit anderen Migrantenorganisationen ist der Verein in engem Kontakt, so dass unterschiedliche Beratungsangebote und Aktivitäten miteinander verbunden werden können und Migrant*innen gegenüber Politik und Gesellschaft eine stärkere Stimme bekommen. Kulturübergreifendes Arbeiten ist für einige aus der Zielgruppe ungewohnt, erklärt Jens Hellmann. „Die unterschiedlichen Roma-Gruppen haben zum Teil sehr verschiedene Vorstellungen voneinander”, sagt der Koordinator. „Auch hier setzt unsere Antidiskriminierungsarbeit an: Wir bringen verschiedene Minderheiten und auch die Mehrheitsgesellschaft für Gemeinsamkeiten zusammen.“

Hinweise zur Lage der Menschen mit Fluchtgeschichte an den Standorten von samo.fa Ende 2018

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Im Jahr 2018 ist der Übergang in den Alltag auf der einen Seite noch deutlicher zu beobachten, auf der anderen Seite verlängern sich auch die mit der Ankunft verbundenen Ausnahmesituationen oder verschärfen sich noch aufgrund der langen Dauer nicht erfolgter Normalisierung. Neue Anforderungen treten hinzu. Die lange Verweildauer in Ausnahmesituationen führt ihrerseits zu Belastungen, die „verarbeitet“ werden müssen. Zugleich kommen kontinuierlich auch neu Geflüchtete hinzu, wenn auch in wesentlich kleineren Zahlen.

Auf der Basis der Ende 2018 vorgelegten Städtedossiers folgt nun eine nach Lebensbereichen und Erfahrungsfeldern geordnete Skizze der Lage von Menschen mit Fluchtgeschichte im vierten Jahr nach dem „langen Sommer des Willkommens 2015“. Ergänzt wird dies um Hinweise zur Entwicklung der städtischen Politik am Beispiel der 32 Standorte von samo.fa.

Unterbringung/Wohnen

Im Unterschied zur Erwartung, dass sich der Übergang von Gemeinschaftsunterkünften in Wohnungen beschleunigen würde, zeigt sich auch am Ende 2018 noch das Bild, wonach an vielen Orten nach wie vor die Unterbringung in sogenannten Übergangseinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften dominiert. Dies gilt vor allem für Großstädte mit einem sehr angespannten Wohnungsmarkt. Der Bedarf an Wohnungen steigt überdies durch den Familiennachzug.

Einige Schlaglichter: Für Berlin und München gilt die hauptsächliche Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften ebenso wie in Stuttgart, wo „6000 Personen auf eine Wohnung warten“, aber auch in Nürnberg, Lübeck, Potsdam, wo 1300 weiterhin in Gemeinschaftseinrichtungen leben, während 400 in Wohnungen umgezogen sind, und in Reutlingen. Zum Teil ist „Umzug in Wohnungen“ auch mit Unsicherheiten, wie dies entschieden wird (z.B. Potsdam) und z.B. mit der Notwendigkeit für noch nicht anerkannte Asylbewerber, ein Gesundheitsattest vorzulegen (Nürnberg), verbunden.

In anderen Städten ist die Situation eher zweigeteilt: ein erheblicher Verbleib in Gemeinschaftsunterkünften ist z.B. in Köln mit der Unterbringung in von der Stadt angemieteten Beherbergungsunternehmen (Hotels, Pensionen…) verbunden – immerhin macht dies dort 23 % der Unterbringungen aus. In Nürnberg erfolgt eine Konzentration auf weniger Gemeinschaftsunterkünfte, in denen zugleich die Asylsozialarbeit reduziert wird.

Für eine ganze Reihe von Städten gilt eine Fortführung in Gemeinschaftsunterkünften und in städtischen angemieteten Wohnungen, so z.B. in Hildesheim, bzw. in Saarbrücken, das einen sehr angespannten Wohnungsmarkt für Geringverdiener aufweist. Oftmals ist der Umzug in Wohnungen mit dem Zuzug in sozial belastete Wohnquartiere oder an den Stadtrand verbunden, mit zusätzlichen Belastungen und dem Risiko von Konflikten; hiervon wird aus Kiel, Halle – wo die zentrale Unterbringung abgelöst wird –  und Saarbrücken berichtet.

Hoyerswerda berichtet vom Wechsel aus zentraler in dezentraler Unterbringung, ebenso wie Friedrichshafen und auch Bielefeld, wo für 2019 geplant ist, dass 30 % der Geflüchteten in selbst gemieteten Wohnungen unterkommen.

Hier und da begegnen wir in diesem Feld innovativen kommunalen Konzepten, so in Braunschweig den Bau von Gemeinschaftseinrichtungen, die einer alternativen Nachnutzung, z.B. als Studentenheime, zugeführt werden können. Oder in Dortmund, wo seit 2017 die Linie verfolgt wird, private Wohnungen für Geflüchtete zu gewinnen (Ende 2017 war dies schon für fast 7000 gelungen) und dies mit einem neuen Typ dezentraler Unterstützung unter dem Titel „Lokal Willkommen“ in drei Stadtteilen zu verbinden.

Gesundheit

Auch nach vier Jahren bleibt die Funktionsweise des Gesundheitssystems für viele Menschen mit Fluchtgeschichte intransparent. Formal ist in vielen Fällen der Zugang geklärt, wie z.B. in Stuttgart, wo es nach 15 Monaten die allgemeine Gesundheitskarte gibt. Dort z.B. sieht es aber das Gesundheitsamt für notwendig an, Gesundheitslotsen auszubilden.

Traumatisierungen werden stärker thematisiert, so in Braunschweig und in Bochum. Berichtet wird auch darüber, dass aus Familientrennung neue Traumatisierungen und auch andere – z.B. psychomotorische – Erkrankungen entstehen können. Kinder scheinen davon besonders betroffen zu sein.

So heißt es u.a. im Städtedossier aus Bochum:

„Oftmals sind Eltern/Kinder/Geschwister getrennt voneinander. Durch diese Trennung zieht sich das Trauma einer Flucht bzw. Migration über bis zumal Jahre fort und wird zu einem Generationen übergreifenden Trauma.  Die Zerrissenheit der Familien, die Ungewissheit über das Lebenswohl und die allgemeine Situation schaffen neue Traumata und Störungen. Viele Menschen sind von Existenzängsten und Depressionen betroffen. Die Familienzusammenführung ist ungewiss, sei es die Dauer aber auch die Realisierung. Der Kontakt, der zu den fehlenden Familienmitgliedern hergestellt wird, ist durch die traumatische und unbestimmte Situation unkontrolliert. Eine professionelle Begleitung der Kinder und Familien setzt zumeist erst mit dem Status ein. D.h. in den wichtigsten Phasen der Begleitung sind es oftmals Ehrenamtler*innen, die diese Familien begleiten. So leiden die Kinder häufig an Schlafstörungen, da die gestresste Kommunikation des vorhandenen Elternteils auch oftmals bis tief in die Nacht geht. Die angespannte Situation führt auch zu weiteren Störungen bei den Kindern. Die Bandbreite geht von extrem Introvertierten bis hin zu aggressiv auffälligen Kindern. Viele Mütter sind stark mit der Situation, alleinerziehend in einem fremden Land zu sein, überfordert, so stellt sich die Erziehung auch als problematisch heraus. Zu einem wird in vielen Familien nicht auf Schlafzeiten geachtet und zum anderen in traditionell wichtigen Dingen kleinste Fehler des Kindes zu stark geahndet. Alles in allem sind die Folgen auch nach der Familienzusammenführung deutlich spürbar und ziehen sich über Jahre durch.   Die Mütter sind mit einem oder mehreren Kindern alleinerziehend haben ihre eigenen neuen Sorgen, Überforderungen und sollen sich auch erzieherisch neu orientieren und sich zugleich integrieren, aber erst nach einer Wartezeit im Ungewissen. Wenn dann diese Hürde genommen ist und der Ehemann einreisen darf, muss er sich erstmal in das System integrieren und auch sich in seine neue Rolle in der Familie einfinden. Das bis dato Oberhaupt der Familie, muss Autorität abgeben. Oftmals entstehen sehr starke Konflikte aus dieser Kombination, die sich wiederum auf die Kinder auswirken. Die Auswirkungen festigen sich und werden oftmals Generationen übergreifend.“

Themen wie Diabetis rücken, wie in Freiburg und Saarbrücken und dort auch sexuelle Aufklärung, in den Blick, ebenso wie Migration & Behinderung. Die Gesundheitsfrage aktualisiert sich offenbar zunehmend. Dies hat mindestens zwei Gründe: zum einen tritt jetzt erst eine relative „Ruhe“ ein, die gesundheitliche Störung bewusstwerden lässt, zum anderen aber werden gesundheitliche Probleme nun zu einem realen Risiko beim Eintritt in die Bildungsinstitutionen und auf dem Arbeitsmarkt, oder sogar – wie das Nürnberger Beispiel zeigt – für den Zugang zu Wohnungen.

Kinder, Jugendliche – Bildung

 Der Zugang zu Kindertagesstätten ist offenbar an verschiedenen Orten mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, weil es in diesem Bereich Platzmangel gibt; Bochum und Saarbrücken berichten darüber. Auch wird angesprochen, dass Kinder und Jugendliche in den Bildungseinrichtungen z.T. Diskriminierungserfahrungen machen, auch, was die Zuweisung zu bestimmten Schulformen betrifft.

Aus Nürnberg kommt der Hinweis, dass in den neuen in Bayern errichteten Ankerzentren ein differenziertes Bildungsangebot für die dort lebenden Kinder und Jugendlichen zu wünschen übriglässt. In manchen Kommunen wird die Notwendigkeit gesehen, Kinder mit Fluchterfahrung und die aufnehmenden Kitas und Schulen durch Kulturmittler zu stärken, wie z.B. in Heilbronn.

Die Förderung von Kindern findet im Übrigen insgesamt mehr Aufmerksamkeit, so in Braunschweig, Fulda und Hoyerswerda.

Berufsausbildung bleibt eine wichtige Zielmarke für junge Geflüchtete, allerdings ist auch hier das Bild uneinheitlich: Positiven Erfahrungen, wie sie aus Hannover berichtet werden, steht – etwa nach Erfahrungen aus Kiel – gegenüber, dass sich Ausbildungsabbrüche einstellen; insgesamt wirft der Eintritt in das Erwachsenenalter mit 18 Jahren und der damit verbundene rechtliche und förderungsbezogene Statuswechsel erhebliche Probleme auf. Gerade bei den jugendlichen „Quereinsteigern“ bleiben Mängel in der deutschen Sprache ein Risiko sowohl für die Aufnahme einer Ausbildung als auch für ihren erfolgreichen Abschluss, deshalb setzen hier vorbereitende beruflich orientierte Sprachförderung, wie bei der Sprach-Werkstatt in Halle, oder auch – z.T. über Spenden finanzierte – Sprachförderung an beruflichen Schulen wie in Heilbronn an. Aus Hildesheim wird darauf hingewiesen, dass es einen wachsenden Bedarf älterer Menschen mit Fluchtgeschichte gibt, einen Schulabschluss zu machen.

Arbeitsmarkt

 Überall rückt die Frage nach einem Einstieg auf dem Arbeitsmarkt und nach Art und Qualität der Beschäftigung – vier Jahre nach 2015 – immer stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Wie gut die Einstiege gelingen können, hängt im erheblichen Umfang auch von der Lage auf dem lokalen Arbeitsmarkt ab, aber auch von der Art und Weise, wie die Jobcenter agieren. Heilbronn berichtet z.B. von einer deutlich verstärkten Vermittlung in Ausbildung und Arbeit, in Bielefeld konnte die „Integrationsquote“, also der Einstieg in Beschäftigung, auf 21 Prozent der dem Arbeitsmarkt zu Verfügung Stehenden gesteigert werden, das Jobcenter in Mönchengladbach berichtet davon, dass sich als wichtige Voraussetzung, die Deutschkenntnisse deutlich verbessert haben und dass nunmehr eine systematischere Vermittlungsarbeit gelingt.

Nach wie vor bleiben vorbereitende Aktivitäten, wie das Job Café in Waltrop oder die Job & Ausbildungs-Börse in Freiburg, die vom Jobcenter und der Stadt unterstützt wird, sehr wichtig; es scheint aber so, als müsse dies künftig auch durch flankierende Aktivitäten entlang der oftmals „gebrochenen“ Beschäftigungs- und Ausbildungsverhältnisse ergänzt werden. Nach wie vor bleibt die Anerkennung der mitgebrachten Qualifikation ein Problem, wie aus Potsdam und Mönchengladbach berichtet wird. Verstärkt in den Blick kommt die Arbeitsmarktintegration von Frauen mit Fluchtgeschichte; dies bildet z.B. in Halle mittlerweile einen Schwerpunkt. Legale bezahlte Arbeit zu finden, ist besonders für nicht anerkannte Geflüchtete eine hohe Schwelle; aus Nürnberg wird hierzu berichtet, dass die Ausländerbehörde, die über den Zugang mitentscheidet, dabei ist, die Handhabung der entsprechenden Gesetze zu lockern.

Frauen (und Männer)

 Die Arbeit mit Frauen mit Fluchtgeschichte hat sich im samo.fa-Vorhaben insgesamt als ein Schwerpunkt entwickelt, z.B. in Bielefeld, aber auch an vielen anderen Standorten; dies liegt an ihrer mehrfach schwierigen Situation.

Zunächst bringen viele Frauen, die aus patriarchalischen Verhältnissen kommen – so die Erfahrungen aus Halle – durch ihre vormalige Konzentration auf Familienarbeit und ihre oftmals geringe formale Bildung für den Eintritt in den hiesigen Arbeitsmarkt schlechte Voraussetzungen mit. Dennoch mussten sie sich, wenn sie ohne ihre Männer angereist sind, allein „durchschlagen“ und waren und sind aufgrund der Familientrennung alleinerziehend, wie aus Bochum berichtet wird. Verbunden mit den praktizierten „Überlebensstrategien“ ist dann oftmals ein neues Selbstbewusstsein entstanden, das mit den Familienzusammenführungen möglicherweise auf eine starke Probe gestellt wird. Partner-Konflikte sind damit gewissermaßen „vorprogrammiert“.

Spiegelbildlich hierzu werden z.T. auch junge Männer, die alleingekommen sind, zu einer wichtigen Zielgruppe, wie z.B. in Nürnberg und in Dresden.

Praktische Informationen – jetzt

Es zeigt sich, dass in dieser Phase des Wegs in den Alltag der Bedarf an Informationen viel konkreter wird als beim Ankommen. Damit sind alle Akteure in der Flüchtlingsarbeit erneut gefordert, und insbesondere auch diejenigen, die in samo.fa mitarbeiten. Es geht nicht mehr darum, die Menschen mit Fluchtgeschichte „rund um die Uhr“ zu betreuen, sondern sie auf ihrem Weg in die Eigenständigkeit zu unterstützen und sie in ihren Rechten gegenüber dem Regelsystem zu stärken. Verweisungswissen ist gefordert. Das Ziel der Öffnung der Regelsysteme wird z.B. von der Stadt Stuttgart ganz explizit gemacht: „Geflüchtete zunehmend in die Regelstrukturen aufzunehmen“.

Der Komplex „Abschiebung“

Es ist aufgrund der politischen Debatten des letzten Jahres und der Verschärfung der Asylgesetzgebung nicht verwunderlich, dass der Komplex „Abschiebung“ an Gewicht in der Arbeit vor Ort gewonnen hat – insbesondere in seinen indirekten Wirkungen auf die hier lebenden Menschen mit Fluchtgeschichte, im Sinne von Verunsicherung, Angst und dem Gefühl, letztendlich doch nicht willkommen zu sein. Es wird ein Anstieg von Abschiebungen beobachtet, wie z.B. in Kiel, Halle oder Potsdam. Aus Köln wird darauf hingewiesen, dass die realisierten Abschiebungen teilweise nur einzelne Familienmitglieder treffen und damit dann das – erneute – Auseinanderreißen von Familien verbunden sein könnte.

Insbesondere in vielfältiger Weise belastet sind jene Menschen, die im Duldungsstatus leben oder Ablehnungen mit einem Abschiebungsstopp erhalten haben. Menschen aus bestimmten Herkunftsländern sind hiervon besonders betroffen. Aus München und Köln wird auf Geflüchtete aus Afghanistan, Pakistan und verschiedenen afrikanischen Ländern, bzw. vom Balkan hingewiesen, aus Göttingen auf Tschetschenen und Armenier.

 Stimmungslagen

 Die Städte haben sich in den letzten Jahren stark verändert; sie sind alle vielfältiger geworden. Dies gilt auch für die Standorte im Osten Deutschlands, z.B. in Halle, wo sich der Anteil der Menschen mit Migrationsgeschichte in wenigen Jahren verdoppelt hat. Diese Normalisierung in Richtung auf „Einwanderungsgesellschaft“ löst – wie wir wissen – unterschiedliche Reaktionen aus.

Die Städtedossiers 2018 vermitteln den Eindruck, dass bei den Menschen mit Fluchtgeschichte eine Eintrübung ihrer positiven Erwartungen und Haltungen zur deutschen Gesellschaft im Gang ist. Dies hat sicherlich – wie schon im Bericht über das Jahr 2017 hervorgehoben – mit dem mühseligen und durch vielfältige Hemmnisse geprägten Weg in den neuen Alltag zu tun, mit langen Wartezeiten und den fortbestehenden Trennungen von der Familie.

Aber es ist auch die Veränderung des gesellschaftlichen Klimas und die Verschärfung im politischen Diskurs, die von den Menschen mit Fluchtgeschichte aufmerksam registriert werden (aus Hoyerswerda wird z.B. darauf hingewiesen, dass bei der letzten Bundestagswahl die AfD mit 27,8 Prozent am stärksten gewählte Partei war). Dies führt, wie z.B. aus Potsdam berichtet wird, auch zuweilen zu „Überreaktionen“: „manche halten sich zu schnell für diskriminiert“, obwohl die Schwierigkeiten gut lösbar sind. Diese Situation ist im Übrigen auch ein „Einfallstor“ für Geschäftemacher, Betrüger und für gezielte Fehlinformationen – so die Erfahrungen aus Bochum -; hier seien Gegeninformationen und vertrauenswürdige Anlaufstellen unverzichtbar. Dass Alltagsrassismus ungebrochen sei oder in der letzten Zeit zugenommen habe, wird aus Lübeck, Halle, Köln, Potsdam, Bochum und Stralsund berichtet.

 Niedrigschwellige und sichere Begegnungsräume

 Vor dem Hintergrund der Veränderungen in der Lebenslage, aber auch im subjektiven Befinden der Menschen mit Fluchtgeschichte, wird das Vorhandensein niedrigschwellig zugänglicher und sicherer Begegnungsräume sehr wichtig. So bleiben fehlende Räume, wie in Hoyerswerda und Freiburg, ein wichtiges Thema. In beiden Fällen waren und sind es die samo.fa-Träger, die temporäre Räume zur Verfügung stellen.

An anderen Orten gelang es sogar, stabile und dauerhafte Zentren, zumeist mithilfe kommunaler Förderung, zu eröffnen, wie der „Chapeau“-Club in Mönchengladbach oder – ein besonders herausragendes Beispiel – der Weltclub in Dresden. In Dortmund wurde – dem Übergang der Menschen aus den Gemeinschaftseinrichtungen in Wohnungen, konzentriert in bestimmten Stadtteilen folgend – von samo.fa dezentral in drei Quartieren Begegnungsräume eröffnet. An anderen Standorten, wie z.B. in Hildesheim, Düsseldorf und Reutlingen, haben die samo.fa-Träger gegenüber der Stadt die Initiative für die Errichtung solcher Begegnungsräume/Zentren ergriffen, oftmals orientiert an Modellen wie dem Haus der Vielfalt in Dortmund oder dem Haus der Kulturen in Braunschweig.

Tendenzen in der kommunalen Politik

 Auch das Bild, die kommunale Flüchtlingspolitik im vierten Jahr nach 2015, betreffend, ist zwiespältig. Auf der einen Seite hat die Herausforderung der Zuwanderung von Geflüchteten Impulse zur Systematisierung und Koordinierung der kommunalen Politik ausgelöst, auf der anderen Seite wird auch erkennbar, dass die Flüchtlingsfrage in städtischen Agenden nicht mehr Priorität hat. Die Migrantenorganisationen und ihr Beitrag – oftmals vermittelt durch samo.fa – haben in den meisten Fällen kommunale Anerkennung gefunden; dies hat aber keineswegs durchgehend zu einer stärkeren Einbeziehung in kommunale Koordinierungen oder in Planungsverfahren für die Flüchtlingsarbeit geführt; aber auch hierfür gibt es positive Beispiele. Insgesamt kann gesagt werden, dass an allen samo.fa – Standorten– auch aufgrund des durch die Förderung ermöglichten Einsatz von hauptamtlichen Koordinator*innen  – Migrantenorganisationen zu einem wichtigen Partner in der Flüchtlingsarbeit geworden sind und sich ihre Sichtbarbeit wesentlich erhöht hat.

In Düsseldorf z.B. wurde die Zuständigkeit neu in einem integrierten „Amt für Migration und Integration“ zusammengefasst, in Heilbronn wurden die Stellen für kommunalen Integrationsmanager, deren Aufgabe z.B. die Aufstellung individueller Integrationspläne ist, – mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg – stark ausgeweitet, in Fulda die Integrationsstellen bei Kreis und Stadt verstärkt, in Friedrichshafen ist eine Reform des bisherigen „Rats der Nationen und Kulturen“ unterwegs. Berlin hat Ende 2018 ein „Gesamtkonzept Integration und Partizipation Geflüchteter“ verabschiedet und außerdem z.B. mit dem Nachbarschaftsprojekt BENN die Förderung guter Nachbarschaftlichkeit vor dem Hintergrund des veränderten gesellschaftlichen Klimas zum Ziel. In Reutlingen wie in München (Gesamtplan Integration für Flüchtlinge – GIF) werden die Integrationskonzepte fortgeschrieben; an beidem sind die samo.fa-Träger – in unterschiedlichem Maße – beteiligt. In Dresden wird der vom Träger gegründete Weltclub kommunal und landesseitig gefördert.

Auf der anderen Seite fehlt die Einbeziehung der Migrantenorganisationen, wie z.B. in Hildesheim und auch in Göttingen. In Stralsund fehlt z.B. eine kommunale Antidiskriminierungsstelle, Braunschweig beklagt lange Warteschlangen bei der Ausländerbehörde, Düsseldorf und Reutlingen berichten, dass die Flüchtlingsfrage kommunal kein TOP-Thema mehr ist, und aus Bochum wird berichtet, dass das spezifische Übergangsmanagement für Geflüchtete eingestellt worden ist.

Insgesamt muss den Integrationskonzepten und Förderprogrammen der Länder mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, weil sie einen erheblichen Einfluss auf die lokale Ebene haben, so z.B. der „Pakt für Integration“ des Landes Baden-Württemberg oder das neue „Gesamtkonzept“ in Berlin.

 Verbundbildung

Als ein Ausfluss der Arbeit von samo.fa, aber auch als eine Reaktion auf die Schwierigkeiten, vor Ort eine migrantische „Stimme“ in der Flüchtlingsarbeit zu entwickeln, kann die fortschreitende Gründung von lokalen Verbünden angesehen werden. Zu den schon 2017 bestehenden Verbünden kamen in 2018 Verbünde oder Gründungsinitiativen in Bochum, Dresden, Düsseldorf, Heilbronn Köln und  Nürnberg hinzu.

 

 

Anhang:

 Aus dem Bericht April 2018

Die Lage der Geflüchteten ist Ende 2017 ganz deutlich durch die bereits lange andauernde Aufenthaltszeit geprägt. Für viele von ihnen ist der Eintritt in einen Alltag und seine Normalisierung noch durch diverse Umstände behindert und erschwert.Hierzu zählen insbesondere ein ungesicherter Aufenthaltsstatus bzw. eine drohende Abschiebung und die Unsicherheiten, was den Familiennachzug betrifft. In dem Maße, wie samo.fa in den Communities als eine Stelle bekannt geworden ist, der man Vertrauen schenken und von der man Unterstützung erwarten kann – was vielfach über „Mund-zu-Mund“-Kommunikation verläuft und von den jeweiligen sprachlichen Verständigungsmöglichkeiten abhängig ist – , werden die mit diesen Unsicherheiten verbundenen Belastungen immer deutlicher zum Ausdruck gebracht. Der Bedarf an stabiler, zugewandter Beratung und Begleitung steigt, aber auch das Risiko zunehmender Frustration.

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum bzw. der Wohnungsmarkt bedeuten nahezu durchgehend die aktuell größte Barriere in Hinblick auf die Normalisierung des Alltags, oftmals ohne Aussicht auf rasche Lösungen. Insbesondere in den Großstädten ist die Lage dramatisch und führt oftmals dazu, dass der Aufenthalt in den Übergangseinrichtungen verlängert wird oder ein Umzug in andere Gruppenunterkünfte erfolgt. Der Übergang in Wohnungen ist zur einen Seite hin ein wichtiger Schritt zur eigenständigen Lebensführung, birgt aber mindestens zwei Risiken: Zum einen findet sich bezahlbarer Wohnraum oftmals nur in prekären Wohnlagen, zum anderen droht mit dem Übergang in Wohnungen auch Vereinzelung und soziale Isolierung. Als Folge wächst das Erfordernis an stadteilbezogener Arbeit. Genau damit werden Migrantenorganisationen als Ort von gemeinschaftlicher Zugehörigkeit und heimisch Werden immer wichtiger. Aus allen Städten berichten Projektverantwortliche, dass das Bedürfnis nach sicheren Begegnungsräumen stark ansteigt.

Grundsätzlich geht es dabei nicht nur darum, über sichere Begegnungsräume verfügen zu können, sondern auch verlässliche Zeitstrukturen zu etablieren – also Treffpunkte und Beratungsangebote im wöchentlichen Turnus immer zu denselben Zeiten etc. Verlässliche Raum- und Zeitstrukturen bieten in einem Leben, das von den Herausforderungen eines neuen Alltags und vielen, oftmals sehr existentiellen Unsicherheiten geprägt ist, eine Art „Orientierungsrahmen“. Dieser muss aufrechterhalten werden, was erhebliche logistische Disziplin und Ressourcen erfordert.

Geflüchtete Frauen sind an vielen samo.fa-Orten zu einer wichtigen Zielgruppe geworden, mit denen – z.T. gemeinsam mit dem MUT-Projekt der Migrantinnenorganisation DaMigra – gearbeitet wird. Frauen sind – so die durchgehende Beobachtung – in besonders starker Weise in ihrem Radius auf die Wohnräume beschränkt. Um ihnen Gelegenheit zu geben, sich in der neuen Umgebung sicherer zu fühlen und auch außerhalb des Wohnbereichs aktiv am Leben teilzuhaben, sind sichere Begegnungsorte und eine verständnisvolle aber auch professionelle Begleitung erforderlich, was dies zu einem wichtigen Feld von weiblichen Aktiven aus Migrantenorganisationen macht. Nur eine solche Einbettung macht es möglich, auch über Gewalterfahrungen und weibliches Selbstverständnis zu sprechen. Die besondere Verletzlichkeit der Frauen, aber auch ihre solidarische Stärke sind durchgehend Thema in 2017.

Zugang zum Gesundheitssystem

In diesem Zusammenhang wird der Zugang zum Gesundheitssystem, der insgesamt mit vielen bürokratischen Hindernissen und sozial-psychologischen Barrieren belastet ist, besonders kritisch. Kulturelle Unterschiede im Umgang mit Krankheit und sprachliche Barrieren erschweren besonders für neuzugewanderte Frauen die selbstverständliche Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten. Auch diese Problematik wird standortübergreifend thematisiert: Einige samo.fa-Projekte haben darauf mit dem Konzept Gesundheitsmittler*in geantwortet: Eine Sonderform von Sprachmittler*innen, die aus den migrantischen Communities kommen und deren Einsatz im Alltag auf längere Zeit nicht entbehrlich sein wird. Traumabewältigung, die man auch als einen längerdauernden Prozess mit der Möglichkeit von Rückschlägen verstehen muss, gehört auch zu diesem Feld und befindet sich zugleich an einer sehr wichtigen und schwierigen Schnittstelle zwischen verständiger Alltagssolidarität und professioneller Hilfe.

Die besonderen Herausforderungen von Kindern und Jugendlichen

Von Beginn hatten die samo.fa-Partner vor Ort Kinder und Jugendliche, insbesondere auch Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, im Blick – mit einer Fülle von Aktivitäten, über Freizeit, Sport, bis zu sprachaktivierenden Kursen. Nahezu durchgehend wird nun die Beobachtung gemacht, dass es jenseits des – auch nicht immer gewährleisteten – Zugangs zu KiTas und normalem Schulunterricht bei vielen Kindern und jungen Leuten erhebliche Schwierigkeiten und Scheitern-Risiken gibt. Das Bildungssystem ist offenkundig nicht gut darauf vorbereitet und eingestellt, mit sehr heterogenen Kinder- und Schüler*innen-Gruppen fördernd umzugehen. Die Unterstützung, die vielfach vor Ort aufgebaut und betrieben wird, läuft im Grunde auf „Nachhilfe“ hinaus. Die ist keineswegs trivial weil, auch die Eltern in positiver Weise einbezogen werden müssen, um erfolgreich zu sein. In samo.fa mitarbeitende Migrantenorganisationen sind in diesem Feld an verschiedenen Orten aktiv und erproben auch neue Partnerschaften, z.B. mit Hochschulen, um „Mentor*innen“ zu gewinnen. Für die Älteren unter den jungen Leuten, von denen oft gesagt wird, dass sie „auf der Straße abhängen“, gilt im Übrigen auch, dass sie eigene und wenigstens in Teilen selbstverwaltete Räume benötigen.

Arbeitsmarkt

Diejenigen der 2015 Angekommen, deren Aufenthaltsstatus es zulässt, sind inzwischen dem Regelungsbereich des SGB II zugeordnet. Dennoch stehen sie dem Arbeitsmarkt zunächst zu einem erheblichen Teil noch nicht zur Verfügung, weil sie Deutsch- und Integrationskurse besuchen. Es ist zu erwarten, dass ihnen danach vor allem Beschäftigungen offenstehen, die vielfach prekäre Merkmale haben. Damit setzt sich die Instabilität ihrer Lebenslage fort. Durchgehend wird beobachtet, dass das Ausbleiben eigener Arbeitseinkünfte – nicht nur zu materiellen Schwierigkeiten und Glaubwürdigkeitsproblemen gegenüber den im Herkunftsland zurückgebliebenen Familien –, sondern auch zu einer erheblichen Beschädigung des Selbstwertgefühls führen kann – je länger, je dramatischer. Demgegenüber ist Arbeitsmarktzugang als Arbeitsfeld, das ohnehin nur kooperativ zusammen mit anderen Akteuren zu sehen ist, für die meisten samo.fa-Partner noch Neuland, das aber an Bedeutung in den nächsten Jahren erheblich gewinnen wird. Verknüpft mit dieser Frage ist die Anerkennung der vor der Flucht bereits erworbenen beruflichen Kompetenzen, ein leidiges Thema, dessen mangelhafte und zeit- und kraftraubende Regelung eine tatsächliche Barriere für positive Integration darstellt.

Berufsausbildung als Arbeitsmarktzugang wird öffentlich stark beworben, zumal viele Ausbildungsplätze nur schwer zu besetzen sind oder auch unbesetzt bleiben. Diesem öffentlich erzeugten Bild guter Ausbildungschancen auch für Jugendliche mit Fluchtgeschichte steht allerdings in der Realität eine erhebliche Zurückhaltung von Betrieben gegenüber. Auch hier können allerdings – wie samo.fa-Aktivitäten an verschiedenen Orten zeigen – Öffnungen erzielt werden, wenn sichergestellt wird, dass die jungen Leute auf ihrem Weg der beruflichen Ausbildung gut begleitet werden, insbesondere dann, wenn es Schwierigkeiten und Einbrüche bei den hohen, aber zumeist doch zerbrechlichen Motivationen gibt. Auch hier können als „Paten“ Menschen aus Migrantenorganisationen sehr hilfreich sein, weil sie – jungen Leuten wie Betrieben – überzeugend zeigen können, dass es sich lohnen kann durchzuhalten. Aber auch dies sind Begleitungen, die sich über die nächsten Jahre erstrecken.

 

(WK 18.3.2019)

Bundesnetzwerktreffen in Halle: Wie geht die Flüchtlingsarbeit unserer Netzwerke nach samo.fa weiter?

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„Mischt euch ein! Immer!“ So begrüßte Karamba Diaby, Bundestagsabgeordneter aus Halle, die TeilnehmerInnen des Netzwerktreffens am 26. und 27. Oktober in Halle. Er selbst hat „nie darauf gewartet, dass mich einlädt“, erzählte der SPD-Politiker, der gerade seine zweite Legislatur-Periode im Bundestag begonnen hat und sich selbst jahrelang in Migrantenorganisationen engagiert hat. Die Nachfrage nach der Expertise von Migrantinnen habe in der Politik stark zugenommen. „Bringt sie ein, lokal, regional, überregional: Dann werdet ihr auch gehört und habt die Möglichkeit, dieses Land mitzugestalten.“

Dass das Wissen, die Kontakte und Kooperationen auch nach Projektende von samo.fa an den Projektstandorten erhalten bleiben – und damit auch die politische und gesellschaftliche Stimme von Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit  präsent bleibt – bestimmte ansonsten die Diskussionen und Workshops beim Bundesnetzwerktreffen. „Es sollen auch in den kommenden Jahren Geflüchtete von den bei samo.fa geschaffenen Angeboten und Strukturen profitieren können“, betonte Ismail Köylüoglu von der samo.fa-Projektleitung. Dafür müssten in den kommenden Monaten neue Kooperationen mit anderen lokalen Akteuren eingegangen werden und die schon bestehenden weiter gepflegt – auch mit Blick darauf, dass es die finanzielle Förderung für samo.fa nicht langfristig geben wird.

Daran arbeiteten die lokalen Koordinatoren in Workshops zu den drei Themenbereichen „Wohnen und Leben im Quartier“, „Gesundheit“ und „Bildung/Ausbildung und Arbeitsmarkt“ – in der ganzen Projektzeit bestimmende Themen in der Flüchtlingsarbeit vor Ort. Welche Themen und Herausforderungen gibt es? Welche Kooperationen haben wir bereits? Und wie können wir sie verfestigen? An diesen Fragen arbeiteten die Teilnehmerinnen intensiv und stellten ihre Ergebnisse anschließend im Plenum vor: Fragezeichen gab es dabei noch immer, aber auch Best Practice Beispiele: Partner vor Ort kooperieren zum Beispiel bereits mit dem Senior Expert Service – einem von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft gefördertem Netzwerk ehrenamtlicher Fachkräfte, die Bildungsarbeit wie Nachhilfe, auch für Berufsschüler in speziellen Berufen anbieten. Auch mit Rahmenvereinbarungen mit Berufsinnungen haben Partner schon Erfahrungen gesammelt.

Es gibt noch viele Herausforderungen in den Handlungsfeldern: Fehlende Therapieplätze für Geflüchtete, die an den Folgen ihrer Erlebnisse im Herkunftsland und auf der Flucht leiden, wenig Verständnis bei Ämter für die daraus entstehende Verhaltensweisen – zum Beispiel. Die vielen Bedarfe, Lösungsmöglichkeiten und Kooperationen aus den Workshops werden auch in die Thementische auf der nahenden Dialogkonferenz, am 17.11. in Berlin, eingebracht. Themen und Zuständige wurden beim Treffen festgelegt. Dr. Wilfried Kruse von der samo.fa-Projektleitung stellte anschließend Konzept, Ablauf und Formate auf der Dialogkonferenz vor, sowie die Vorgaben für die wissenschaftliche Auswertung von samo.fa auf Bundesebene.

Beim Bundesnetzwerktreffen haben die lokalen Koordinator*innen von samo.fa zwei Tage lang Erfahrungen und Wissen ausgetauscht.

Bundestagsabgeordneter Dr. Karamba Diaby erläutert den Koordinator*innen das Leben in Halle (Saale).

Tülay Zengingül, Netzwerkbegleiterin West, leitete den Workshop zum Thema “Arbeitsmarkt und Bildung”.

Maimouna Ouattara von MoveGLOBAl und Elisabeth Beloe, Netzwerkbegleiterin Ost, disktutieren mit den Teilnehmer*innen des Workshops zum Thema “Gesundheit”.

Beim dritten Workshop ging es um “Wohnen und Leben im Quartier”.

Bundesnetzwerktreffen in Nürnberg: Wo steht samo.fa und wohin soll es gehen?

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In ein paar Jahren hat jeder zweite Nürnberger eine Migrationsgeschichte. „Bei einem so großen Anteil von Menschen mit Migrantionsgeschichte ist es wichtig, die Migrantenorganisationen für die Flüchtlingsarbeit vor Ort zu öffnen“, erklärte Jürgen Markwirth, Leiter des Amts für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg, beim samo.fa Bundesnetzwerktreffen Ende April. „Lokale Verbünde von Migrantenorganisationen sollen einen wirksamen Beitrag zur gesamtstädtischen Flüchtlingsarbeit leisten“, forderte auch Dr. Ümit Koşan. Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes NEMO wies beim Treffen auf die kommenden Herausforderungen in der Arbeit mit Geflüchteten hin. „Nur wenn man die Arbeit der Migrantenorganisationen vor Ort sichtbarer macht, können Verbünde ehrenamtlich Aktive gewinnen, insbesondere für die Arbeit mit Geflüchteten vor Ort “, erklärte Koşan weiter.

Um das Ankommen von Geflüchteten drehte sich auch der Vortrag von Dr. Martin Manzel. Er ist einer von wenigen Anwälten in Deutschland, die sich auf Migrationsrecht spezialisiert haben. Beim Treffen kritisierte er, dass auch gut integrierte Menschen aus Deutschland abgeschoben werden oder Eltern von ihren Kindern getrennt werden sollen. Die wenigsten können sich in diesen Fällen einen Anwalt leisten. „Oft haben Geflüchteten zu wenig Geld oder müssen ihr Geld abgeben, wenn sie in Deutschland ankommen“.

Mit praktischen Beispielen ging es am Nachmittag um die Selbstorganisation von Geflüchteten, erfolgreiches Quartiersmanagement oder die Jobbörse für Geflüchtete, die in Freiburg bereits zum zweiten Mal geplant wurde. „Uns geht es darum eine Brücke zu bauen, um Unternehmen mit Geflüchteten zusammenzubringen und ihnen den Zugang zum Arbeitsmarkt so zu erleichtern“, sagt Patricia Aparicio, lokale Koordinatorin des Partners FAIRburg e.V..

Beendet wurde das Treffen mit einer Diskussion von Dr. Wilfried Kruse. Dabei wurden grundsätzliche Fragen aufgeworfen, inwiefern sich das Projekt und die Verbünde nach außen darstellen wollen und wie die Öffentlichkeitsarbeit in diesem Bereich aussehen muss. Es wurde an diesem Tag gleichzeitig Bilanz gezogen und ein Ausblick in den Raum gestellt: Wo steht das Projekt samo.fa jetzt und wohin soll es in Zukunft gehen?

Die lokale samo.fa Koordinatorin Gülay Aybar-Emonds begrüßt die Partner in der Villa Leon.

Elizabeth Beloe, samo.fa Netzwerkbegleiterin für die Region Nord-Ost.

Die samo.fa Netzwerkbegleiterinnen

Workshop  beim Bundesnetzwerktreffen, moderiert von Beatrix Butto, samo.fa Netzwerkbegleiterin der Region Süd.

Jürgen Markwirth, Leiter des Amtes für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg und Geschäftsführung Koordinierungsgruppe Integration der Stadt Nürnberg, berichtet über die Rolle der Stadt Nürnberg in der Flüchtlingsarbeit.

Ein weiterer Workshop, moderiert von Eileen Schuldt.

samo.fa Aktionstag in fast 20 Städten: „Gemeinsam hier! Teilhabe jetzt!”

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Am 13. Mai war es soweit: In fast 20 Städten veranstalteten die Partner des Projekts samo.fa zeitgleich einen Aktionstag mit ganz unterschiedlichen Programmen: Von einem interkulturellen Familienfest in Hoyerswerda über einen langen Tisch der Begegnung am Hansaring in Köln bis hin zu einem Open Air Festival im Magdalenengarten in Hildesheim waren die Veranstaltungen sehr unterschiedlich. Sie alle verband jedoch das Motto „Gemeinsam hier! Teilhabe jetzt!”. Es verweist auf die Schwerpunkte des samo.fa Projekts im Jahr 2017, Geflüchteten die Teilhabe zu Bereichen wie Bildung und Arbeit zu ermöglichen. Durch die vielen Aktionen am selben Tag wurden diese Vorhaben und das Projekt an die Öffentlichkeit getragen. Außerdem fand ein interkultureller Austausch statt, bei dem die Besucher*innen in den Dialog mit Ehrenämtlern, Migrantenorganisationen und Geflüchteten treten konnten und so neue Kulturen kennen lernten.

Weitere Details und Eindrücke zum Aktionstag gibt es auf der Facebook-Seite von samo.fa. Zudem folgen noch einzelne Berichte der verschiedenen Veranstaltungen in ganz Deutschland.

samo.fa Aktionstag am 13. Mai: „Gemeinsam hier! Teilhabe jetzt!“

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Was verbindet eine eritreische Kaffezeremonie in München, eine Luftballonwolke auf dem Hansaring in Köln und eine interkulturelle Märchenstunde in Halle? Das alles sind Programmpunkte beim samo.fa  Aktionstag am 13. Mai, der in fast 20 Städten stattfindet. Unter dem Motto „Gemeinsam hier! Teilhabe jetzt!“ werden die teilnehmenden Partner die  Schwerpunkte des samo.fa Projekts in die Öffentlichkeit bringen: Die Teilhabe von Geflüchteten zu Arbeit und Bildung etwa und die Stärkung des Zusammenlebens im Quartier.

Die Programme sind so vielfältig wie die Standorte: Ein Open Air Festival im Magdalenengarten in Hildesheim, eine lange Tafel in Kiel und eine interkulturelle Jamsession in München sind nur Beispiele für die zahlreichen Events an diesem Tag.  Der Aktionstag macht einerseits die gemeinsame Arbeit mit Geflüchteten sichtbar, weist andererseits auch auf die Herausforderungen in der Teilhabe von Geflüchteten hin. Durch die Aktionen fördert dieser Tag in zahlreichen Städten das Gespräch von Geflüchteten, Migrant*innen und ehrenamtlich Aktiven mit Interessierten, kommunalen Vertreter*innen und Anwohnern.

Regionalsitzung WEST

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Am 23.02. fand im VMDO Haus Der Vielfalt in Dortmund die erste Regionalsitzung WEST in 2017 statt. Der Schwerpunkt der Sitzung lag in der Planung und Organisation der Aktivitäten im Rahmen von samo.fa für das Jahr 2017.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt in den Handlungsfeldern Unterbringung, Arbeitsmarkt, Bildung und Gesundheit – das sind wichtige gesellschaftliche Bereiche, in denen die Teilhabemöglichkeiten von Geflüchteten gestärkt werden müssen.

Teilgenommen haben die lokalen Koordinatoren/-innen aus den Städten Bielefeld, Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Köln, Bochum, Neuss, Waltrop und Witten, die sich über ihre regionalen Erfahrungen ausgetauscht haben.

Nach der inhaltlichen Besprechung stand Marcell Steinhoff (BUNDESVERBAND NEMO e.V.) für Fragen rund um die Finanzen in Rahmen von samo.fa zur Verfügung. Nach dem Vortrag über die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Dr. Kristin Wenzel (Bundesverband NEMO e.V.) wurde die Sitzung beendet. Die nächste Regionalsitzung WEST wird im Mai stattfinden.

Regionaltreffen SÜD

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Am 9.2.17 fand in der schwäbischen Landeshauptstadt Stuttgart die regionale Netzwerksitzung SÜD statt. Lokale Partner aus Saarbrücken (Haus Afrika e.V.), Freiburg (FAIRburg e. V.), Reutlingen (BiM e. V.), Heilbronn (Amt für Familie, Jugend und Senioren), Nürnberg (Interkultur Büro), Stuttgart Forum der Kulturen Stuttgart e. V. und München (Netzwerk Morgen e.V.) haben gemeinsam Ideen für die nächsten Aktionen in samo.fa entwickelt.

Ganz stark stand dabei die Planung des nächsten bundesweiten samo.fa-Aktionstages am 13.5.17 im Fokus. Weitere Themen waren: “Wie gelingt uns eine gelungene Presse- und Öffentlichkeitsarbeit?” (Referentin Frau Dr. Kristin Wenzel vom BUNDESVERBAND NEMO e.V.) und “Was gilt es zu beachten, wenn wir Migrantenvereine finanziell unterstützen?” (Referent Herr Marcell Steinhoff vom BUNDESVERBAND NEMO e.V.)

Regionaltreffen NORDOST

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Am 7.2.17 fand in Berlin das samo.fa Regionaltreffen Nordost statt. Das Treffen findet viermal im Jahr statt. Zentral für der erste Treffen waren unter anderem Fragen der Öffentlichkeitsarbeit.

Mit dabei waren unsere Partner aus Berlin moveGLOBAL -Migranten orientieren, vernetzen und empowern GLOBAL, aus Kiel Türkische Gemeinde Schleswig-Holstein Tgs-h, aus Braunschweig Haus der Kulturen Braunschweig e.V., aus Dresden Afropa e.V., aus Halle (Saale) VeMo Halle, aus Hannover MiSO-Netzwerk Hannover e.V., aus Hildesheim Brücke der Kulturen Hildesheim e.V., aus Hoyerswerda RAA, aus Leipzig und Potsdam Projekt samo.fa Leipzig / Potsdam MEPa Verband und aus Lübeck Haus der Kulturen.

Wir sagen: Danke für die konstruktive und ergebnisorientierte Diskussion an Euch alle.

Erstes Bundesnetzwerktreffen 2017 in Dresden

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Erstes Bundesnetzwerktreffen 2017

„In der Straßenbahn setzt man sich nicht neben einen Menschen mit dunkler Hautfarbe, lieber steht man – dann aber drei Meter weit weg.“ Dr. Hussein Jinah, Vorstand von Afropa e.V. aus Dresden und Vorsitzender des Integrations- und Ausländerbeirats Dresden, berichtet über seine Erfahrungen in Dresden. Er lebt seit über 30 Jahre in der Stadt. Jinah eröffnet das erste samo.fa Bundesnetzwerktreffen in diesem Jahr. Die Wahl des Ortes ist dabei bewusst auf Dresden gefallen, um – in den Worten Jinahs – zu zeigen: „Dresden ist nicht Pegida“.

samo.fa hat in der sächsischen Landeshauptstadt viel bewirkt, berichtet Andreas Hempel, lokaler samo.fa Koordinator. Den Kontakt zu den Geflüchteten weiter auszubauen, ist im zweiten Projektjahr eines seiner Ziele.  Was Hempel dabei immer wieder als unerlässlich in seiner Arbeit hervorhebt, sind die interkulturellen Teams der Migrantenorganisationen.

In Dresden, aber auch in den weiteren 30 Standorten, war 2016 ein gutes Jahr für samo.fa. Das Projekt ist ohne Vorbereitung gestartet und hat in der achtmonatigen Laufzeit viele  Ziele erreicht. Die Bundesbeauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration hat das Projekt jetzt um ein weiteres Jahr verlängert. Das bedeutet zugleich, die neuen Ziele zu erreichen.

Die mit diesen Zielen verknüpften Arbeitsschwerpunkte standen im Zentrum des ersten Bundesnetzwerktreffens, zu dem die lokalen Partner aus 31 Städten kamen. Insgesamt gibt es überall vor Ort eine Fülle von Plänen zu Aktivitäten, die in 2017 auf die veränderte Situation bezogen fortgesetzt werden. Im Detail betrifft das die Handlungsfelder: Unterbringung von Geflüchteten, Gesundheitssystem, Bildung und Arbeitsmarkt.

Das Bundesnetzwerktreffen fand in Dresden in der Motorenhalle von riesa efau statt. Ein inspirierender Ort, um das Jahr 2017 zu planen.

Tahera Ameer von der Antonio Amadeu Stiftung spricht über die Veränderung des gesellschaftlichen Klimas in Deutschland

Eine gut strukturierte Tagesordnung war die Grundlage für einen produktiven Tag in Dresden

Prof. Dr. Hussein Jinah hält die Eröffnungsrede

Patricia Okello von Der Zeitgeist Shareity e.V. aus Ludwigshafen

Mona Al-Masri ist lokale Koordinatorin aus Braunschweig

Ismail Köylüoglu Bundesgeschäftsführer des Bundesverbandes Netzwerke von Migrantenorganisationen (NeMO) e.V. stellt das Programm vor und leitet durch den Tag

Neue Netzwerkbegleiterin in der Region West: Tülay Zengingül

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Zentral für samo.fa ist es, nah an den Lebenszusammenhängen der Geflüchteten zu arbeiten. Daher sind wir in 30 Städten und Kreisen in ganz Deutschland mit lokalen Partnern tätig.

Als Netzwerkbegleiterin hat Tülay Zengingül die Region West übernommen. Ihre Aufgabe ist es, die Migrantenorganisationen in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Dazu gehört auch die Qualifizierung und Professionalisierung von Ehrenamtlichen.

“Migrantenorganisationen spielen eine sehr wichtige Rolle im Teilhabeprozess von Menschen mit Migrationsgeschichte, einschließlich Geflüchteter. Durch den Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen und das Bundesprojekt samo.fa ist es gelungen, ein bundesweites Netzwerk von aktiven und integrativen Migrantenorganisationen aufzubauen, das sich nach kurzer Zeit bundesweit als auch kommunal – in der Arbeit mit Geflüchteten etabliert hat. Ich bin sehr glücklich darüber, Teil dieses Netzwerks zu sein und die Migrantenorganisationen in der Region WEST begleiten zu dürfen!”

Dokumentation der Veranstaltungen von September bis Dezemer 2016

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Eine schöne Zusammenfassung aller Aktivitäten zwischen September und Dezember bietet die Dokumentation mit vielen Bildern und Texten. Besonders schön zu sehen, ist die Vielfalt des ersten bundesweiten Aktionstages unter dem Motto “Gemeinsam hier”. In 30 Städten haben wir an einem Tag ca. 10000 Menschen erreicht. Das Ziel: Einen Einblick in die vielfältige Arbeit von Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit zu ermöglichen.

Von Kiel bis Friedrichshafen fand in jeder Stadt unserer lokalen Partner ein individuelles Programm statt: In Fulda beispielsweise stand der Aktionstag ganz im Zeichen des neuen Bündnisses Mittendrin!, in Nürnberg wurden in einer mobilen Küche auf Rädern und ohne Strom länderspezifische Süßspeisen hergestellt und verteilt, in Bielefeld ließen die Bürgermeisterin, Ehrenamtliche, Migrantinnen, Geflüchtete und Bürgerinnen vor dem Alten Rathaus Luftballons steigen – symbolisch für jeden Bürger der Stadt; an vielen der 30 Orte, wie zum Beispiel in Neuss, Hannover oder Berlin, spielten Orchester, Chöre bestehend aus Geflüchteten und Bürgern  sangen. Wie mannigfaltig die Aktionen aller Städte waren, zeigen unzählige Fotos.

Die Dokumentation bietet nicht nur einen Rückblick auf den Aktionstag, sondern auch auf die Dialogkonferenz und die Auftaktveranstaltung des bundesweiten Aktionstages.

Download Veranstaltungen September bis November

Auftaktveranstaltung: Gemeinsam hier.

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Der Startschuss ist gefallen: Am 25. November fand in Berlin der Auftakt für den bundesweit ersten Aktionstag von samo.fa „Gemeinsam hier“ statt. samo.fa steht für: Stärkung von Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit. Während des Aktionstages gaben Migrantenorganisationen in 30 Städten Einblicke in ihr ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingsarbeit.

Zum Auftakt kamen neben Honey Deihimi (Referatsleiterin im Arbeitsstab der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung), Dr. Andreas Germershausen (Beauftragter des Senats von Berlin für Integration und Migration) und Susanna Kahlefeld (Mitglied Bündnis 90/Die Grünen in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung) zahlreiche Geflüchtete, Aktive und natürlich sehr viele VertreterInnen aus Migrantenorganisationen.

samo.fa – Förderung auch im Jahr 2017

Die gute Nachricht schickte Honey Deihimi gleich voraus: „Ja, es geht weiter im Jahr 2017.“ Bis zur Auftaktveranstaltung war unklar, ob samo.fa auch im nächsten Jahr durch die Bundesbeauftrage gefördert wird. Mit der Zusage geht es jetzt darum, das Projekt und die Aufgaben zu verstetigen, schließlich – so Deihimi, „heißt Gutes zu meinen noch lange nicht, es auch gut zu machen.“ Das Engagement der Migrantinnen und Migranten in der Flüchtlingsarbeit muss, so führt es auch Dr. Andreas Germershausen aus, muss professionell gestärkt werden. „Professionalisierung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um die bisherigen Strukturen zu verstetigen.“

Auf dem Weg zur Verbundwerdung – ein großer Erfolg nach 20 Jahren

Joana Gerdt, lokale samo.fa Koordinatorin aus Düsseldorf, zeigt wie diese Forderung durch samo.fa gelungen ist. Seit kurzer Zeit beginnen sich Migrantenorganisationen in Düsseldorf immer stärker zu vernetzten. Diese Verbundwerdung ist notwendig, um auf kommunaler Ebene sichtbarer zu werden. Das Beispiel Düsseldorf zeigt darüber hinaus, wie wichtig die von Andreas Germershausen geforderte Professionalisierung ist. „Durch samo.fa haben wir Kompetenzen erworben, die einen bisher langen Prozess jetzt enorm beschleunigt haben“, betont Gerdt.

Win-Win-Kooperation zwischen samo.fa und der TU Braunschweig

Ein weiteres Projekt, das neben vielen anderen an diesem Tag vorgestellt wird, stammt von Mona Al-Masri und Adama Logosu-Teko vom Haus der Kulturen aus Braunschweig. Sie sorgen mit ihrem Projekt „Studierende als Mentoren für Geflüchtete“ dafür, dass Kinder von Geflüchteten nachhaltig unterstützt werden. Das Projekt ist eine Win-Win-Kooperation zwischen samo.fa und der TU Braunschweig. Studierende erarbeiten unter professioneller Anleitung Lernkonzepte, um Flüchtlingskinder unter anderem bei den Hausaufgaben zu unterstützen. „Davon profitieren beide, die Kinder und Studierende“, betont Adama Logosu-Teko.

Sichtbarkeit in der Lokalpolitik

Helin Haug vom Forum der Kulturen aus Stuttgart berichtet, dass immer mehr Aktive aus Migrantenorganisationen an wichtigen Veranstaltungen im Stuttgarter Rathaus teilnehmen – der Ort, an dem mittel- und langfristig über die Flüchtlingsarbeit entschieden wird. Damit wurde eine wirksame Plattform geschaffen, sich inhaltlich auszutauschen und untereinander zu vernetzen. Wie sehr über Stuttgart hinaus migrantisches Engagement bereits auf kommunaler Ebene eingebunden ist, zeigen die bundesweiten Programme des Aktionstages: Gemeinsam hier. An vielen Orten sind die Bürgermeister der Stadt, Integrationsbeauftragte oder Bundestagsabgeordnete zu Besuch, um in einen Dialog mit den Migrantenorganisationen zu treten.

Bewegende Kurzfilme als Ausdruck des Ankommens

Hanif Anwari, ein Junge aus Afghanistan, kam, wie viele andere auch, unbegleitet nach Deutschland. Während der Auftaktveranstaltung stellt er ein Filmprojekt vor, in dem sich unbegleitete Jugendlichen dem Thema Entwurzelung widmen. In den Kurzfilmen haben die Jugendlichen ihre Fluchterfahrungen, die Ankunft in einem neuen Land aber auch den Abschied aus der alten Heimat verarbeitet. Die bewegenden Kurzfilme feierten im Rahmen des bundesweiten Aktionstages  ihre Premiere.

Die Auftaktveranstaltung hat gezeigt, wie vielfältig das Engagement ist. Ein Fazit, das Elizabeth Beloe von moveGlobal e.V., dem Berliner Partner, daher ganz sicher auch für den bundesweiten Aktionstag (vor-) formuliert hat: „Gut gemeint, ist auch gut gemacht.“

Joana Gerdt, samo.fa Koordinatorin, und Beatrix Butto, samo.fa Netzwerkbegleiterin (v.l.n.r.) berichten aus ihrem Alltag vor Ort. (Foto: Emmanuel K. Agbelessessy)

Hanif Anwari erzählt in Kurzfilmen nicht ganz ohne Ironie von seinem neu-en Leben in Berlin. (Foto: Emmanuel K. Agbelessessy)

Honey Deihimi im Gespräch mit Dr. Ümit Kosan. Sie würdigt den bisherigen Erfolg von samo.fa – fordert aber zugleich eine Verstetigung der Strukturen. Foto: Emmanuel K. Agbelessessy

Hamdi Berdid aus Neuss beschreibt die Highlights des bundesweiten Aktionstages in seiner Stadt. Im Hintergrund Ismail Köylüoglu ­– NeMO-Geschäftsleitung – dem Verbund von Migrantenorganisationen und Träger von samo.fa. (Foto: Emmanuel K. Agbelessessy)

Bundesweiter Aktionstag, 26. November 16

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Der Aktionstag als Werkstatt! Ob Diskussion, Film oder Erkundung, ob Essen, Tanzen oder Schwimmen – gezeigt wird, warum es geht: Für viele Geflüchtete hat  der Alltag begonnen und damit die Sorge um Wohnen, KiTa und Schule,  Arbeit, Gesundheitsversorgung aber auch Sicherheit vor Übergriffen.

Unter dem Motto „Gemeinsam hier“ verfolgt der Aktionstag das Ziel, dem zivilgesellschaftlichen und ehrenamtlichen Engagement von Menschen mit Migrationshintergrund in der Flüchtlingsarbeit deutlich mehr Gewicht zu verleihen. Migrantinnen und Migranten, die sich ehrenamtlich engagieren, bringen ihre eigenen Erfahrungen ein. Auch sie oder ihre Verwandten und Freunde waren einmal Neuankommende und mussten sich zurechtfinden. Es geht um Wissen, Informationen und Orientierungen, aber es geht auch um Solidarität und um das Beispiel für ein gelungenes Ankommen. Also: Gemeinsam hier.

 

Bericht über die Dialogkonferenz

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Mehr als 150 Aktive auf der ersten Dialogkonferenz von samo.fa

Ümit Koşan, Vorsitzender des NeMO-Verbunds, eröffnete die Dialagkonferenz am 16.September 2016 im Berliner Ramada-Hotel mit einer bemerkenswerten Zwischenbilanz: in den nur fünf Monaten der bisherigen Laufzeit wurden an bundesweit 30 Standorten von samo.fa bereits zahlreiche Impulse für die lokale Flüchtlingsarbeit gesetzt, viele unter Beteiligung von Geflüchteten. Das Besondere an samo.fa ist dabei: Es geht um die Stärkung der Beiträge von Aktiven mit Migrationsgeschichte und von Migrantenorganisationen, und: Träger von samo.fa sind lokale migrantische Organisationen und Initiativen aus einem breiten Spektrum von Herkünften. Sie und ihre lokalen Partner waren auf dieser Dialogkonferenz in großer Zahl vertreten und machten sie bunt und vielfältig.

Honey Deihimi vom Arbeitsstab der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, die das Vorhaben fördert, unterstrich in ihrem Grußwort, wie wichtig es sei, dass Migrantinnen und Migranten, die schon seit Langem zu Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes geworden sein, ihre Erfahrungen und Kompetenzen für das gute Ankommen und die Integration den neu Angekommenen zur Verfügung stellen.

Im ersten Hauptteil der Konferenz wurde unter der Überschrift „Worum es geht“ vor allem dieser Aspekt noch einmal aufgenommen, und zwar sowohl von Prof. Dr. Karin Weiss als auch von Dr. Anwar Hadead. Während Karin Weiss sich auf ein kritisches Nachdenken über die Rolle von Migrantenorganisationen in unserer Gesellschaft konzentrierte, die sie immer noch nicht als ausreichend gefestigt und zugleich als zu wenig „modernisiert“ einschätzt, stellte Anwar Hadead, der selbst aus der niedersächsischen Flüchtlingsarbeit kommt, den selbstbewussten Erfahrungstransfer als besonderen Beitrag von Aktiven mit Migrationsgeschichte in der Arbeit mit Geflüchteten heraus. Migrantenorganisationen seien ein wichtiger Ort, an dem sich die Erfahrungen einzelner bündeln, und – vor diesem Hintergrund – auch die gesellschaftliche Teilhabe „auf gleicher Augenhöhe“ eingefordert werden könne. Es gehe also nicht nur um Erinnerung, sondern auch um das „Hier und Heute“ und um die Zukunft.

Vorher hatten zunächst Gjoni Kastriot vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit Zahlen zur aktuellen Flüchtlingslage und zum Kursangebot des BAMF zum „Faktencheck“ beigetragen und dann Tahera Ameer von der Amadeu-Antonio-Stiftung, die auf die eklatant hohe und steigende Zahl von gewaltsamen Übergriffen auf Flüchtlinge und Unterkünfte hinwies. Im anschließenden Gespräch zwischen Ümit Koşan und Harald Löhlein, dem Fachreferenenten für Flüchtlingshilfe im Paritätischen Gesamtverband, wurde herausgestellt, dass gerade diejenigen Migrantenorganisationen „neuen Typs“, die ihre Hauptaufhabe in der Mitgestaltung der hiesigen Verhältnisse sehen, deren Stimme stärker werden und sie mehr gehört werden muss.

Nachdem diese verschiedenen Beiträge den Rahmen, in dem sich das Engagement der Aktiven mit Migrationsgeschichte in der Flüchtlingsarbeit bewegt, skizziert hatten, ging es in den vier Foren nun um eine Zwischenbilanz der bisherigen Arbeit „vor Ort“, wobei die Überschriften der Foren den Schwerpunkten der Arbeit von samo.fa folgten: Unterstützung für Aktive, Aktive und ihre Arbeit mit Geflüchteten, Zusammenarbeit von Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit und Zur Rolle von Migrantenorganisationen in der kommunalen Flüchtlingsarbeit. Jeweils zwei Praxisberichte wurden vorgestellt und gemeinsam erörtert, ergänzt – dies eine Besonderheit der Tagung – um die Kommentare von „Kritischen Freunden/Kritischen Freundinnen“, also von ExpertInnen aus dem Umfeld der samo.fa – Arbeit.
Eine kurze Auswertungsrunde im Plenum im Anschluss an die Foren zeigte: Bei Start von samo.fa im Frühjahr 2016 war die Flüchtlingsarbeit lokal nahezu überall etabliert, allerdings zumeist ohne eine systematische Beteiligung von Aktiven mit Migrationsgeschichte und von Migrantenorganisationen. Der Impuls von samo.fa, diese stärker in die Flüchtlingsarbeit einzubringen und sie hierfür zu stärken, fand durchweg ein positives Echo. Gerade jetzt, beim Übergang zum Alltagsmodus der Flüchtlingsarbeit, steigt der Bedarf an Unterstützung durch Menschen, die eigene Migrations- und Fluchterfahrungen haben. Die Vielzahl der Aktivitäten, die in der kurzen Zeit entwickelt werden konnten und „angenommen“ wurden, zeigt das ebenfalls.

In einer abschließenden Gesprächsrunde wurde diese Bedarfslage ausdrücklich bestätigt: Flüchtlingsarbeit ist Daueraufgabe. Dr. Andrea Hanke, Braunschweigs Sozialdezernentin, und Petra Schneutzer, Integrationsbeauftragte der Stadt Halle (Saale) berichteten von diesem Übergang auf den „Alltagsmodus“, insbesondere, was die Unterbringungsformen betrifft, betonten aber auch, dass nun die Aufgaben von wirksamer Integration und Teilhabe in den Vordergrund treten: Teilhabe an Bildung und Arbeitsmarkt werden zu den aktuellen großen Herausforderungen. Beide hoben die enge Zusammenarbeit mit den vor Ort aktiven Migrantenorganisationen hervor; an beiden Orten engagieren sich Verbünde, die zu NeMO gehören. Dr. Peyman Javahar-Haghighi vom MISO-Verbund Hannover berichtet ebenfalls von einem wachsenden städtischen Interesse am Beitrag von Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit, hebt allerdings auch kritisch hervor, dass diese Zusammenarbeit noch keine verlässliche „institutionelle“ Form gefunden habe. Jörg Freese, Beigeordneter des Deutschen Landkreistages, brachte die „Fläche“ ins Spiel, d.h. die großen, eher ländlich oder kleinstädtisch geprägten Regionen, was für die Flüchtlingsarbeit in nahezu jeder Hinsicht besondere Anforderungen stelle. Auch sei die Präsenz von Migrationsorganisationen „in der Fläche“ in der Regel weniger ausgeprägt. Er unterstrich, dass eine wirksame kommunale Integrationsarbeit in hohem Maße auch von rechtlichen und vor allem auch finanziellen Rahmenbedingungen abhänge, die ihnen von Land und Bund eingeräumt werden.

Aus der Sicht der Metropole Berlin, die zugleich Bundesland ist, nahm der Integrationsbeauftragte des Berliner Senats, Andreas Germershausen, Stellung. Er hob hervor, dass es bereits an lange und produktive Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen in der Integrationsarbeit gäbe, insbesondere mit jenen, die eine fachliche Professionalität herausgebildet hätten. Der von samo.fa verfolgte Ansatz, vermittels von Verbünden von Migrantenorganisationen einen differenzierten und kontinuierlichen Beitrag zur Flüchtlingsarbeit zu leisten, sei neuartig und sehr interessant; die wichtige Frage sei, wie dies mit bestehenden und in Entwicklung begriffenen Programmen zur Integration und Teilhabe von Geflüchteten verknüpft werden könne. Die Gesprächsrunde wurde zwischenzeitlich durch Fragen und Statements aus dem Plenum angeregt und erweitert.

Alle an samo.fa direkt beteiligten AkteurInnen nahmen jedenfalls am Ende aus den Ausführungen der Referentinnen und Referenten, den Hinweisen der „Kritischen Freundinnen und Freunde“ und der Gesprächsrunden eine wichtige Botschaft mit: Weitermachen!

Dialogkonferenz „Migrantenorganisationen und Flüchtlingsarbeit“ in Berlin

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am 16. September 10:00 – 16:00 Uhr

Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit – dies ist die Aufgabe des Vorhabens samo.fa, das vom Bundesverband NEMO durchgeführt und von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Integration und Flüchtlinge gefördert wird.

Seit dem Frühjahr 2016 arbeiten Partner vor Ort in 30 Städten in Deutschland gemeinsam an der Aufgabe, Erfahrungen, Fähigkeiten und Engagement von Menschen mit eigener Migrationsgeschichte in die lokalen Netzwerke der Arbeit mit Geflüchteten einzubringen. Für das gute Ankommen von Geflüchteten und für ihre Teilhabe sind Migrantenorganisationen wichtige Partner.

In der 1. samo.fa Dialogkonferenz sollen Ansätze, Erfahrungen und erste Ergebnisse aus samo.fa vorgestellt und erörtert werden. Dafür sind vor allem vier Foren entlang der Arbeitsschwerpunkte von samo.fa geplant:

  1. Unterstützung für Aktive,
  2. Aktive und ihre Arbeit mit Geflüchteten,
  3. Zusammenarbeit zwischen Migrantenorganisationen und
  4. zur Rolle von Migrantenorganisationen in der kommunalen Flüchtlingsarbeit.

Eingeleitet wird die Dialogkonferenz mit Inputs „Worum es geht“; in einer Gesprächsrunde am Ende soll es unter der Überschrift „Integration, Teilhabe, Mitbürgerschaft: Flüchtlingsarbeit als Daueraufgabe?“ um Zwischenbilanz und Ausblick gehen.

Eine abschließende Gesprächsrunde, also am Nachmittag des 16.September, soll dann VertreterInnen aus Politik, Verbänden und Migrantenorganisationen unter der Frage zusammen bringen: „Integration, Teilhabe, Mitbürgerschaft: Flüchtlingsarbeit als Daueraufgabe?“

Migrantenorganisationen und Flüchtlingsarbeit

Eine Dialogkonferenz von samo.fa
Am 16. September 2016 in RAMADA Hotel Berlin-Alexanderplatz, Karl-Liebknecht-Straße 32, 10178 Berlin

Programm:

10.00 Uhr – 10.30 Uhr
Teil 1: Willkommen, Grußworte und Einleitung

10.30 Uhr – 11.30 Uhr
Teil 2: Worum es geht – zwei Beiträge

  • Ankommen und Teilhaben: Zur Lebenssituation Geflüchteter heute und morgen
  • Einwanderungsgeschichte als Ressource: Was können Aktive aus Migrantenorganisationen beitragen?

11.45 Uhr – 13.15 Uhr
Teil 3: Aktive aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit – eine Zwischensichtung
Vier parallele Foren und eine Zusammenschau der Ergebnisse

  • Forum 1: Unterstützung für Aktive
  • Forum 2: Aktive und ihre Arbeit mit Geflüchteten
  • Forum 3: Zusammenarbeit von Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit
  • Forum 4: Zur Rolle von Migrantenorganisationen in der kommunalen Flüchtlingsarbeit

Mittagspause
14.00 Uhr – 14.30 Uhr

Gute Arbeitsergebnisse in Köln

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Köln – Augenhöhe, Arbeitskreise und Anlaufstellen waren zentrale Begriffe auf der samo.fa Bundesnetzwerksitzung am 18. und 19. Juni in Köln. Es war heiß, was jedoch Stimmung oder die Diskussionen nicht beeinträchtigte. Anna Kass und Kemal Sovuksu vom Gastgeberverein Solibund e.V. aus Köln hatten den Tagungsort an der Ohmstrasse in Porz für die gesprächsintensiven Aufgabenstellungen gut vorbereitet.

Akzeptanz
Akzeptanz auf Augenhöhe erwies sich in den vier Arbeitskreisen der Netzwerker als zentraler Bestandteil erfolgreicher Flüchtlingsarbeit. Erfolgreich eben nur, wenn es gelingt, mit den großen Wohlfahrtsverbänden als gleichberechtigter Integrator am Tisch zu sitzen. Lokale Arbeitskreise wurden als Instrument ausgemacht, diese Gleichstellung zu befördern. Der Ehrenamtliche mit Migrationsgeschichte hat noch im Kopf, was die Lebensverlagerung der Familie in ein anderes Land bedeutet. Diese Erfahrungen schaffen empathische Nähe, die überhaupt erst Voraussetzung für das Miteinander ist. So wahrgenommen kann auch der Geflüchtete erhobenen Hauptes die neue Welt erkunden.

samo.fa Club
Für das Kennenlernen der Umgebung verdichtete sich die Erkenntnis, dass feste Anlaufstellen Orientierungspunkte bieten. Die Etablierung solcher samo.fa-Clubs, wie Dr. Wilfried Kruse sie bei seinem Resümee am Nachmittag nannte, vereinen viele erwünschte Effekte. Orientierungshilfe für Flüchtlinge ist ein Aspekt, daneben steht der Club auch als Anlaufstelle für die verschiedenen Organisationen vor Ort, etablierte Wohlfahrtsverbände wie unterschiedliche Migrantenorganisationen. Das Gespräch braucht Platz, örtlich wie zeitlich.

Die detaillierten Ergebnisse aus den Arbeitskreisen werden derzeit in Ergebnisprotokollen zusammengefasst und sind zeitnah verfügbar. Nachfolgende Galerie gewährt einen Blick auf Ambiente und Anwesende bei der samo.fa Bundesnetzwerksitzung.

Partner vor Ort    III