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Hybrider Workshop zum Wohnungsmarkt in Kiel

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Am 28.10.2020 fand in der TGS-H Kiel ein hybrider Workshop zum Thema „Herausforderungen für Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte auf dem Wohnungsmarkt: Ansätze und Strategien“ statt.

Eine Kooperation zwischen samo.faPlus Kiel und dem Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e.V. (BEI)

Der Workshop bestand aus drei Vorträgen und anschließender Bearbeitung von Fragen in Kleingruppen.

I Vorträge

Maria Pape von der KielRegio GmbH stellte das eigens entwickelte WohnPortal vor: https://wohnportal-kielregion.de/#/, wo Wohnungen in der Stadt Kiel sowie den Kreisen Plön und Rendsburg-Eckernförde angeboten werden. Interessierte haben hier die Möglichkeit ohne Entgelt nach einer Wohnung zu suchen. Ziel des Wohnportals ist es, einen partizipativen Ansatz zu schaffen und Diskriminierung und Rassismus auf dem Wohnungsmarkt zu bekämpfen.

Aus diesem Grund gibt es auf der Homepage einen Button „Leben in der KielRegion“, unter dem Angebote und Möglichkeiten zu den unterschiedlichsten Bereichen des Lebens zu finden sind, z.B. zu den Themen Freizeit, Gesundheit, Sport, aber auch Beratungsstellen sowie Tafeln und Sozialkaufläden sind aufgeführt. Ein absolutes Novum ist die „Jobcenter-Taste“. Wenn man eine Wohnung gefunden hat, die einem zugesagt, man jedoch durch das Jobcenter finanziert wird und nicht weiß, ob das Jobcenter die Miete für die Wohnung übernimmt, kann man dies mit der „Jobcenter-Taste“ mit einem Klick ohne Berechnungen herausfinden. Dazu muss man lediglich angeben, mit wie vielen Personen man im Haushalt lebt, klickt dann auf „Prüfen“ und man erfährt sofort, ob der Mietpreis im Übernahmebereich des Jobcenters liegt.

Gencel Bagci (Haus der Kulturen und samo.faPlus, Lübeck) hat von mehreren Aktivitäten berichtet, die im Bereich Wohnungsmarkt von samo.faPlus in Lübeck bereits initiiert wurden. So wurde z.B. eine Art „Mentoring-Programm“ ins Leben gerufen, in dessen Rahmen sich Ehrenamtliche regelmäßig zum Austausch treffen und neue Geflüchtete und Migrant*innen bei Angelegenheiten rund um das Thema Wohnen und Wohnungssuche unterstützen und beraten.

Zudem existiert ein Arbeitskreis „Wohnen und alt werden“ und es liegt eine gute Vernetzung unterschiedlicher Akteur*innen vor, wie etwa der Politik, Verwaltung, Kommunen und Zivilgesellschaft.

Darüber hinaus berichtete Gencel Bagci, dass Diskriminierung und Rassismus seiner Erfahrung nach vermehrt bei Privatvermieter*innen als bei Wohnungsgesellschaften vorzufinden seien. Zusätzlich würden Probleme seltener auftauchen, wenn die Miete vom Jobcenter übernommen würde. Vielmehr haben Geflüchtete und Migrant*innen Probleme, wenn sie nicht mehr durch das Jobcenter finanziert würden, weil sie selbst arbeiteten. Denn dann würden sie oftmals zu wenig verdienen, um die Miete bezahlen zu können, bekämen aber auch keine Unterstützung mehr vom Jobcenter.

Daniel Hettwich (Flüchtlingsbeauftragter Kirchenkreis Ost-Holstein) führte schließlich ein Beispiel einer erfolgreichen und praktikablen Initiative aus seinem Kirchenkreis an.

In Ost-Holstein hat die Kirche Wohnraum angemietet, indem sie über 300 Mietverträge abgeschlossen hat. Dadurch hat die Kirche die Möglichkeit, mit Geflüchteten und Migrant*innen für ein Jahr sogenannte „Probe-Mietverträge“ abzuschließen. Wenn in diesem „Probejahr“ Probleme oder Ähnliches auftauchen, ist die Kirche Ansprechpartnerin. Wenn in diesem Jahr

alles gut läuft, wird ein Mietvertrag zwischen den Vermieter*innen und den Mieter*innen selbst geschlossen.

II Bearbeitung von Fragen in Kleingruppen

Im zweiten Teil des Workshops ging es anschließend in einem ersten Schritt darum, zu reflektieren und zu überlegen, welche vorgestellten Ansätze als sinnvoll erachtet werden und auch in Kiel funktionieren könnten. In einem zweiten Schritt wurde dann überlegt, welche konkreten Ressourcen es dafür braucht bzw. welche die nächsten Schritte sein müssen. Dabei wurden sowohl die Argumente und Einsichten der vor Ort Anwesenden, als auch der online Zugeschalteten berücksichtigt.

Die Ergebnisse der Besprechung lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Mentoring-Programm

  • Für ein Mentoring-Programm müssen zunächst Ehrenamtliche gewonnen werden, die Lust und Zeit haben, Geflüchtete und Migrant*innen bei der Wohnungssuche zu unterstützen. Im besten Fall haben sie selbst einen Flucht- oder Migrationshintergrund und haben selbst Erfahrungen auf dem Wohnungsmarkt gemacht. Um Ehrenamtliche zu gewinnen, könnte beispielsweise mit dem Kieler Ehrenamtsbüro oder den Zentralen Bildungs- und Begegnungsstätte für Migrant*inne e.V. (ZBBS) kooperiert werden.

  • Zusätzlich wäre es sinnvoll, die Ehrenamtlichen für ihre Tätigkeit zu schulen. Dies könnte durch samo.faPlus geschehen oder auch durch die ZBBS oder auch durch das an die ZBBS angedockte Zentrum für Empowerment und Interkulturelle Kreativität (ZEIK)

  1. Probewohnen“

  • Um ein Projekt wie das „Probewohnen“ in Ost-Holstein ins Leben zu rufen, muss zunächst ein starker „Player“ gefunden werden, der in der Lage ist, zahlreiche Mietverträge zu unterzeichnen, um anschließend mit den Geflüchteten und Migrant*innen „Probemietverträge“ zu vereinbaren.

  • Zudem wäre es auch von Vorteil, verschiedene Akteur*innen zusammenzuführen, damit sich das Angebot verbreitet und die Betroffenen davon erfahren (z.B. Wohnungslosenhilfe, Frauenhäuser, Migrationsberatung, etc.)

  1. Vernetzung: Runder Tisch/AG mit Politik & Kommunen, Wohnungsunternehmen, sozialen Akteuren, Zivilgesellschaft, etc.

  • Eine Idee wäre, eine Fördekooperation aufzubauen, bestehend aus Wohnungsunternehmen, der KielRegion GmbH, dem DRK, der AWO, der ZBBS, dem Forum für Migrantinnen und Migranten, etc.

  1. Leitfaden/ Broschüre zu Beratungsangeboten & Hilfen für Wohnungssuchende mit besonderen Bedarfen

  1. Zentrale Beratungsstelle für Wohnungssuchende

  • Hier muss zunächst geschaut werden, welche Angebote es eventuell schon gibt und wo es gemeinsame Schnittmengen gibt. So existiert es z.B. bereits eine allgemeine Wohnungsberatung, allerdings nur für Deutsche.

  1. Beratung nach Rassismus-Erfahrung auf dem Wohnungsmarkt

  • Auch hier gibt es schon Angebote, an die angeknüpft werden könnte. Das Zentrum für Betroffene rechter Angriffe (ZEBRA e.V.) etwa bietet in dem Bereich Beratung an.

  1. Mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen

  • Hier muss auf jeden Fall Unterstützung durch die Politik gefordert werden. Mögliche Ansprechpartner*innen wären die wohnungspolitischen Sprecher*innen und der Beauftragte für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen.

Hinweise zur Lage der Menschen mit Fluchtgeschichte an den Standorten von samo.fa Ende 2018

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Im Jahr 2018 ist der Übergang in den Alltag auf der einen Seite noch deutlicher zu beobachten, auf der anderen Seite verlängern sich auch die mit der Ankunft verbundenen Ausnahmesituationen oder verschärfen sich noch aufgrund der langen Dauer nicht erfolgter Normalisierung. Neue Anforderungen treten hinzu. Die lange Verweildauer in Ausnahmesituationen führt ihrerseits zu Belastungen, die „verarbeitet“ werden müssen. Zugleich kommen kontinuierlich auch neu Geflüchtete hinzu, wenn auch in wesentlich kleineren Zahlen.

Auf der Basis der Ende 2018 vorgelegten Städtedossiers folgt nun eine nach Lebensbereichen und Erfahrungsfeldern geordnete Skizze der Lage von Menschen mit Fluchtgeschichte im vierten Jahr nach dem „langen Sommer des Willkommens 2015“. Ergänzt wird dies um Hinweise zur Entwicklung der städtischen Politik am Beispiel der 32 Standorte von samo.fa.

Unterbringung/Wohnen

Im Unterschied zur Erwartung, dass sich der Übergang von Gemeinschaftsunterkünften in Wohnungen beschleunigen würde, zeigt sich auch am Ende 2018 noch das Bild, wonach an vielen Orten nach wie vor die Unterbringung in sogenannten Übergangseinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften dominiert. Dies gilt vor allem für Großstädte mit einem sehr angespannten Wohnungsmarkt. Der Bedarf an Wohnungen steigt überdies durch den Familiennachzug.

Einige Schlaglichter: Für Berlin und München gilt die hauptsächliche Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften ebenso wie in Stuttgart, wo „6000 Personen auf eine Wohnung warten“, aber auch in Nürnberg, Lübeck, Potsdam, wo 1300 weiterhin in Gemeinschaftseinrichtungen leben, während 400 in Wohnungen umgezogen sind, und in Reutlingen. Zum Teil ist „Umzug in Wohnungen“ auch mit Unsicherheiten, wie dies entschieden wird (z.B. Potsdam) und z.B. mit der Notwendigkeit für noch nicht anerkannte Asylbewerber, ein Gesundheitsattest vorzulegen (Nürnberg), verbunden.

In anderen Städten ist die Situation eher zweigeteilt: ein erheblicher Verbleib in Gemeinschaftsunterkünften ist z.B. in Köln mit der Unterbringung in von der Stadt angemieteten Beherbergungsunternehmen (Hotels, Pensionen…) verbunden – immerhin macht dies dort 23 % der Unterbringungen aus. In Nürnberg erfolgt eine Konzentration auf weniger Gemeinschaftsunterkünfte, in denen zugleich die Asylsozialarbeit reduziert wird.

Für eine ganze Reihe von Städten gilt eine Fortführung in Gemeinschaftsunterkünften und in städtischen angemieteten Wohnungen, so z.B. in Hildesheim, bzw. in Saarbrücken, das einen sehr angespannten Wohnungsmarkt für Geringverdiener aufweist. Oftmals ist der Umzug in Wohnungen mit dem Zuzug in sozial belastete Wohnquartiere oder an den Stadtrand verbunden, mit zusätzlichen Belastungen und dem Risiko von Konflikten; hiervon wird aus Kiel, Halle – wo die zentrale Unterbringung abgelöst wird –  und Saarbrücken berichtet.

Hoyerswerda berichtet vom Wechsel aus zentraler in dezentraler Unterbringung, ebenso wie Friedrichshafen und auch Bielefeld, wo für 2019 geplant ist, dass 30 % der Geflüchteten in selbst gemieteten Wohnungen unterkommen.

Hier und da begegnen wir in diesem Feld innovativen kommunalen Konzepten, so in Braunschweig den Bau von Gemeinschaftseinrichtungen, die einer alternativen Nachnutzung, z.B. als Studentenheime, zugeführt werden können. Oder in Dortmund, wo seit 2017 die Linie verfolgt wird, private Wohnungen für Geflüchtete zu gewinnen (Ende 2017 war dies schon für fast 7000 gelungen) und dies mit einem neuen Typ dezentraler Unterstützung unter dem Titel „Lokal Willkommen“ in drei Stadtteilen zu verbinden.

Gesundheit

Auch nach vier Jahren bleibt die Funktionsweise des Gesundheitssystems für viele Menschen mit Fluchtgeschichte intransparent. Formal ist in vielen Fällen der Zugang geklärt, wie z.B. in Stuttgart, wo es nach 15 Monaten die allgemeine Gesundheitskarte gibt. Dort z.B. sieht es aber das Gesundheitsamt für notwendig an, Gesundheitslotsen auszubilden.

Traumatisierungen werden stärker thematisiert, so in Braunschweig und in Bochum. Berichtet wird auch darüber, dass aus Familientrennung neue Traumatisierungen und auch andere – z.B. psychomotorische – Erkrankungen entstehen können. Kinder scheinen davon besonders betroffen zu sein.

So heißt es u.a. im Städtedossier aus Bochum:

„Oftmals sind Eltern/Kinder/Geschwister getrennt voneinander. Durch diese Trennung zieht sich das Trauma einer Flucht bzw. Migration über bis zumal Jahre fort und wird zu einem Generationen übergreifenden Trauma.  Die Zerrissenheit der Familien, die Ungewissheit über das Lebenswohl und die allgemeine Situation schaffen neue Traumata und Störungen. Viele Menschen sind von Existenzängsten und Depressionen betroffen. Die Familienzusammenführung ist ungewiss, sei es die Dauer aber auch die Realisierung. Der Kontakt, der zu den fehlenden Familienmitgliedern hergestellt wird, ist durch die traumatische und unbestimmte Situation unkontrolliert. Eine professionelle Begleitung der Kinder und Familien setzt zumeist erst mit dem Status ein. D.h. in den wichtigsten Phasen der Begleitung sind es oftmals Ehrenamtler*innen, die diese Familien begleiten. So leiden die Kinder häufig an Schlafstörungen, da die gestresste Kommunikation des vorhandenen Elternteils auch oftmals bis tief in die Nacht geht. Die angespannte Situation führt auch zu weiteren Störungen bei den Kindern. Die Bandbreite geht von extrem Introvertierten bis hin zu aggressiv auffälligen Kindern. Viele Mütter sind stark mit der Situation, alleinerziehend in einem fremden Land zu sein, überfordert, so stellt sich die Erziehung auch als problematisch heraus. Zu einem wird in vielen Familien nicht auf Schlafzeiten geachtet und zum anderen in traditionell wichtigen Dingen kleinste Fehler des Kindes zu stark geahndet. Alles in allem sind die Folgen auch nach der Familienzusammenführung deutlich spürbar und ziehen sich über Jahre durch.   Die Mütter sind mit einem oder mehreren Kindern alleinerziehend haben ihre eigenen neuen Sorgen, Überforderungen und sollen sich auch erzieherisch neu orientieren und sich zugleich integrieren, aber erst nach einer Wartezeit im Ungewissen. Wenn dann diese Hürde genommen ist und der Ehemann einreisen darf, muss er sich erstmal in das System integrieren und auch sich in seine neue Rolle in der Familie einfinden. Das bis dato Oberhaupt der Familie, muss Autorität abgeben. Oftmals entstehen sehr starke Konflikte aus dieser Kombination, die sich wiederum auf die Kinder auswirken. Die Auswirkungen festigen sich und werden oftmals Generationen übergreifend.“

Themen wie Diabetis rücken, wie in Freiburg und Saarbrücken und dort auch sexuelle Aufklärung, in den Blick, ebenso wie Migration & Behinderung. Die Gesundheitsfrage aktualisiert sich offenbar zunehmend. Dies hat mindestens zwei Gründe: zum einen tritt jetzt erst eine relative „Ruhe“ ein, die gesundheitliche Störung bewusstwerden lässt, zum anderen aber werden gesundheitliche Probleme nun zu einem realen Risiko beim Eintritt in die Bildungsinstitutionen und auf dem Arbeitsmarkt, oder sogar – wie das Nürnberger Beispiel zeigt – für den Zugang zu Wohnungen.

Kinder, Jugendliche – Bildung

 Der Zugang zu Kindertagesstätten ist offenbar an verschiedenen Orten mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, weil es in diesem Bereich Platzmangel gibt; Bochum und Saarbrücken berichten darüber. Auch wird angesprochen, dass Kinder und Jugendliche in den Bildungseinrichtungen z.T. Diskriminierungserfahrungen machen, auch, was die Zuweisung zu bestimmten Schulformen betrifft.

Aus Nürnberg kommt der Hinweis, dass in den neuen in Bayern errichteten Ankerzentren ein differenziertes Bildungsangebot für die dort lebenden Kinder und Jugendlichen zu wünschen übriglässt. In manchen Kommunen wird die Notwendigkeit gesehen, Kinder mit Fluchterfahrung und die aufnehmenden Kitas und Schulen durch Kulturmittler zu stärken, wie z.B. in Heilbronn.

Die Förderung von Kindern findet im Übrigen insgesamt mehr Aufmerksamkeit, so in Braunschweig, Fulda und Hoyerswerda.

Berufsausbildung bleibt eine wichtige Zielmarke für junge Geflüchtete, allerdings ist auch hier das Bild uneinheitlich: Positiven Erfahrungen, wie sie aus Hannover berichtet werden, steht – etwa nach Erfahrungen aus Kiel – gegenüber, dass sich Ausbildungsabbrüche einstellen; insgesamt wirft der Eintritt in das Erwachsenenalter mit 18 Jahren und der damit verbundene rechtliche und förderungsbezogene Statuswechsel erhebliche Probleme auf. Gerade bei den jugendlichen „Quereinsteigern“ bleiben Mängel in der deutschen Sprache ein Risiko sowohl für die Aufnahme einer Ausbildung als auch für ihren erfolgreichen Abschluss, deshalb setzen hier vorbereitende beruflich orientierte Sprachförderung, wie bei der Sprach-Werkstatt in Halle, oder auch – z.T. über Spenden finanzierte – Sprachförderung an beruflichen Schulen wie in Heilbronn an. Aus Hildesheim wird darauf hingewiesen, dass es einen wachsenden Bedarf älterer Menschen mit Fluchtgeschichte gibt, einen Schulabschluss zu machen.

Arbeitsmarkt

 Überall rückt die Frage nach einem Einstieg auf dem Arbeitsmarkt und nach Art und Qualität der Beschäftigung – vier Jahre nach 2015 – immer stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Wie gut die Einstiege gelingen können, hängt im erheblichen Umfang auch von der Lage auf dem lokalen Arbeitsmarkt ab, aber auch von der Art und Weise, wie die Jobcenter agieren. Heilbronn berichtet z.B. von einer deutlich verstärkten Vermittlung in Ausbildung und Arbeit, in Bielefeld konnte die „Integrationsquote“, also der Einstieg in Beschäftigung, auf 21 Prozent der dem Arbeitsmarkt zu Verfügung Stehenden gesteigert werden, das Jobcenter in Mönchengladbach berichtet davon, dass sich als wichtige Voraussetzung, die Deutschkenntnisse deutlich verbessert haben und dass nunmehr eine systematischere Vermittlungsarbeit gelingt.

Nach wie vor bleiben vorbereitende Aktivitäten, wie das Job Café in Waltrop oder die Job & Ausbildungs-Börse in Freiburg, die vom Jobcenter und der Stadt unterstützt wird, sehr wichtig; es scheint aber so, als müsse dies künftig auch durch flankierende Aktivitäten entlang der oftmals „gebrochenen“ Beschäftigungs- und Ausbildungsverhältnisse ergänzt werden. Nach wie vor bleibt die Anerkennung der mitgebrachten Qualifikation ein Problem, wie aus Potsdam und Mönchengladbach berichtet wird. Verstärkt in den Blick kommt die Arbeitsmarktintegration von Frauen mit Fluchtgeschichte; dies bildet z.B. in Halle mittlerweile einen Schwerpunkt. Legale bezahlte Arbeit zu finden, ist besonders für nicht anerkannte Geflüchtete eine hohe Schwelle; aus Nürnberg wird hierzu berichtet, dass die Ausländerbehörde, die über den Zugang mitentscheidet, dabei ist, die Handhabung der entsprechenden Gesetze zu lockern.

Frauen (und Männer)

 Die Arbeit mit Frauen mit Fluchtgeschichte hat sich im samo.fa-Vorhaben insgesamt als ein Schwerpunkt entwickelt, z.B. in Bielefeld, aber auch an vielen anderen Standorten; dies liegt an ihrer mehrfach schwierigen Situation.

Zunächst bringen viele Frauen, die aus patriarchalischen Verhältnissen kommen – so die Erfahrungen aus Halle – durch ihre vormalige Konzentration auf Familienarbeit und ihre oftmals geringe formale Bildung für den Eintritt in den hiesigen Arbeitsmarkt schlechte Voraussetzungen mit. Dennoch mussten sie sich, wenn sie ohne ihre Männer angereist sind, allein „durchschlagen“ und waren und sind aufgrund der Familientrennung alleinerziehend, wie aus Bochum berichtet wird. Verbunden mit den praktizierten „Überlebensstrategien“ ist dann oftmals ein neues Selbstbewusstsein entstanden, das mit den Familienzusammenführungen möglicherweise auf eine starke Probe gestellt wird. Partner-Konflikte sind damit gewissermaßen „vorprogrammiert“.

Spiegelbildlich hierzu werden z.T. auch junge Männer, die alleingekommen sind, zu einer wichtigen Zielgruppe, wie z.B. in Nürnberg und in Dresden.

Praktische Informationen – jetzt

Es zeigt sich, dass in dieser Phase des Wegs in den Alltag der Bedarf an Informationen viel konkreter wird als beim Ankommen. Damit sind alle Akteure in der Flüchtlingsarbeit erneut gefordert, und insbesondere auch diejenigen, die in samo.fa mitarbeiten. Es geht nicht mehr darum, die Menschen mit Fluchtgeschichte „rund um die Uhr“ zu betreuen, sondern sie auf ihrem Weg in die Eigenständigkeit zu unterstützen und sie in ihren Rechten gegenüber dem Regelsystem zu stärken. Verweisungswissen ist gefordert. Das Ziel der Öffnung der Regelsysteme wird z.B. von der Stadt Stuttgart ganz explizit gemacht: „Geflüchtete zunehmend in die Regelstrukturen aufzunehmen“.

Der Komplex „Abschiebung“

Es ist aufgrund der politischen Debatten des letzten Jahres und der Verschärfung der Asylgesetzgebung nicht verwunderlich, dass der Komplex „Abschiebung“ an Gewicht in der Arbeit vor Ort gewonnen hat – insbesondere in seinen indirekten Wirkungen auf die hier lebenden Menschen mit Fluchtgeschichte, im Sinne von Verunsicherung, Angst und dem Gefühl, letztendlich doch nicht willkommen zu sein. Es wird ein Anstieg von Abschiebungen beobachtet, wie z.B. in Kiel, Halle oder Potsdam. Aus Köln wird darauf hingewiesen, dass die realisierten Abschiebungen teilweise nur einzelne Familienmitglieder treffen und damit dann das – erneute – Auseinanderreißen von Familien verbunden sein könnte.

Insbesondere in vielfältiger Weise belastet sind jene Menschen, die im Duldungsstatus leben oder Ablehnungen mit einem Abschiebungsstopp erhalten haben. Menschen aus bestimmten Herkunftsländern sind hiervon besonders betroffen. Aus München und Köln wird auf Geflüchtete aus Afghanistan, Pakistan und verschiedenen afrikanischen Ländern, bzw. vom Balkan hingewiesen, aus Göttingen auf Tschetschenen und Armenier.

 Stimmungslagen

 Die Städte haben sich in den letzten Jahren stark verändert; sie sind alle vielfältiger geworden. Dies gilt auch für die Standorte im Osten Deutschlands, z.B. in Halle, wo sich der Anteil der Menschen mit Migrationsgeschichte in wenigen Jahren verdoppelt hat. Diese Normalisierung in Richtung auf „Einwanderungsgesellschaft“ löst – wie wir wissen – unterschiedliche Reaktionen aus.

Die Städtedossiers 2018 vermitteln den Eindruck, dass bei den Menschen mit Fluchtgeschichte eine Eintrübung ihrer positiven Erwartungen und Haltungen zur deutschen Gesellschaft im Gang ist. Dies hat sicherlich – wie schon im Bericht über das Jahr 2017 hervorgehoben – mit dem mühseligen und durch vielfältige Hemmnisse geprägten Weg in den neuen Alltag zu tun, mit langen Wartezeiten und den fortbestehenden Trennungen von der Familie.

Aber es ist auch die Veränderung des gesellschaftlichen Klimas und die Verschärfung im politischen Diskurs, die von den Menschen mit Fluchtgeschichte aufmerksam registriert werden (aus Hoyerswerda wird z.B. darauf hingewiesen, dass bei der letzten Bundestagswahl die AfD mit 27,8 Prozent am stärksten gewählte Partei war). Dies führt, wie z.B. aus Potsdam berichtet wird, auch zuweilen zu „Überreaktionen“: „manche halten sich zu schnell für diskriminiert“, obwohl die Schwierigkeiten gut lösbar sind. Diese Situation ist im Übrigen auch ein „Einfallstor“ für Geschäftemacher, Betrüger und für gezielte Fehlinformationen – so die Erfahrungen aus Bochum -; hier seien Gegeninformationen und vertrauenswürdige Anlaufstellen unverzichtbar. Dass Alltagsrassismus ungebrochen sei oder in der letzten Zeit zugenommen habe, wird aus Lübeck, Halle, Köln, Potsdam, Bochum und Stralsund berichtet.

 Niedrigschwellige und sichere Begegnungsräume

 Vor dem Hintergrund der Veränderungen in der Lebenslage, aber auch im subjektiven Befinden der Menschen mit Fluchtgeschichte, wird das Vorhandensein niedrigschwellig zugänglicher und sicherer Begegnungsräume sehr wichtig. So bleiben fehlende Räume, wie in Hoyerswerda und Freiburg, ein wichtiges Thema. In beiden Fällen waren und sind es die samo.fa-Träger, die temporäre Räume zur Verfügung stellen.

An anderen Orten gelang es sogar, stabile und dauerhafte Zentren, zumeist mithilfe kommunaler Förderung, zu eröffnen, wie der „Chapeau“-Club in Mönchengladbach oder – ein besonders herausragendes Beispiel – der Weltclub in Dresden. In Dortmund wurde – dem Übergang der Menschen aus den Gemeinschaftseinrichtungen in Wohnungen, konzentriert in bestimmten Stadtteilen folgend – von samo.fa dezentral in drei Quartieren Begegnungsräume eröffnet. An anderen Standorten, wie z.B. in Hildesheim, Düsseldorf und Reutlingen, haben die samo.fa-Träger gegenüber der Stadt die Initiative für die Errichtung solcher Begegnungsräume/Zentren ergriffen, oftmals orientiert an Modellen wie dem Haus der Vielfalt in Dortmund oder dem Haus der Kulturen in Braunschweig.

Tendenzen in der kommunalen Politik

 Auch das Bild, die kommunale Flüchtlingspolitik im vierten Jahr nach 2015, betreffend, ist zwiespältig. Auf der einen Seite hat die Herausforderung der Zuwanderung von Geflüchteten Impulse zur Systematisierung und Koordinierung der kommunalen Politik ausgelöst, auf der anderen Seite wird auch erkennbar, dass die Flüchtlingsfrage in städtischen Agenden nicht mehr Priorität hat. Die Migrantenorganisationen und ihr Beitrag – oftmals vermittelt durch samo.fa – haben in den meisten Fällen kommunale Anerkennung gefunden; dies hat aber keineswegs durchgehend zu einer stärkeren Einbeziehung in kommunale Koordinierungen oder in Planungsverfahren für die Flüchtlingsarbeit geführt; aber auch hierfür gibt es positive Beispiele. Insgesamt kann gesagt werden, dass an allen samo.fa – Standorten– auch aufgrund des durch die Förderung ermöglichten Einsatz von hauptamtlichen Koordinator*innen  – Migrantenorganisationen zu einem wichtigen Partner in der Flüchtlingsarbeit geworden sind und sich ihre Sichtbarbeit wesentlich erhöht hat.

In Düsseldorf z.B. wurde die Zuständigkeit neu in einem integrierten „Amt für Migration und Integration“ zusammengefasst, in Heilbronn wurden die Stellen für kommunalen Integrationsmanager, deren Aufgabe z.B. die Aufstellung individueller Integrationspläne ist, – mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg – stark ausgeweitet, in Fulda die Integrationsstellen bei Kreis und Stadt verstärkt, in Friedrichshafen ist eine Reform des bisherigen „Rats der Nationen und Kulturen“ unterwegs. Berlin hat Ende 2018 ein „Gesamtkonzept Integration und Partizipation Geflüchteter“ verabschiedet und außerdem z.B. mit dem Nachbarschaftsprojekt BENN die Förderung guter Nachbarschaftlichkeit vor dem Hintergrund des veränderten gesellschaftlichen Klimas zum Ziel. In Reutlingen wie in München (Gesamtplan Integration für Flüchtlinge – GIF) werden die Integrationskonzepte fortgeschrieben; an beidem sind die samo.fa-Träger – in unterschiedlichem Maße – beteiligt. In Dresden wird der vom Träger gegründete Weltclub kommunal und landesseitig gefördert.

Auf der anderen Seite fehlt die Einbeziehung der Migrantenorganisationen, wie z.B. in Hildesheim und auch in Göttingen. In Stralsund fehlt z.B. eine kommunale Antidiskriminierungsstelle, Braunschweig beklagt lange Warteschlangen bei der Ausländerbehörde, Düsseldorf und Reutlingen berichten, dass die Flüchtlingsfrage kommunal kein TOP-Thema mehr ist, und aus Bochum wird berichtet, dass das spezifische Übergangsmanagement für Geflüchtete eingestellt worden ist.

Insgesamt muss den Integrationskonzepten und Förderprogrammen der Länder mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, weil sie einen erheblichen Einfluss auf die lokale Ebene haben, so z.B. der „Pakt für Integration“ des Landes Baden-Württemberg oder das neue „Gesamtkonzept“ in Berlin.

 Verbundbildung

Als ein Ausfluss der Arbeit von samo.fa, aber auch als eine Reaktion auf die Schwierigkeiten, vor Ort eine migrantische „Stimme“ in der Flüchtlingsarbeit zu entwickeln, kann die fortschreitende Gründung von lokalen Verbünden angesehen werden. Zu den schon 2017 bestehenden Verbünden kamen in 2018 Verbünde oder Gründungsinitiativen in Bochum, Dresden, Düsseldorf, Heilbronn Köln und  Nürnberg hinzu.

 

 

Anhang:

 Aus dem Bericht April 2018

Die Lage der Geflüchteten ist Ende 2017 ganz deutlich durch die bereits lange andauernde Aufenthaltszeit geprägt. Für viele von ihnen ist der Eintritt in einen Alltag und seine Normalisierung noch durch diverse Umstände behindert und erschwert.Hierzu zählen insbesondere ein ungesicherter Aufenthaltsstatus bzw. eine drohende Abschiebung und die Unsicherheiten, was den Familiennachzug betrifft. In dem Maße, wie samo.fa in den Communities als eine Stelle bekannt geworden ist, der man Vertrauen schenken und von der man Unterstützung erwarten kann – was vielfach über „Mund-zu-Mund“-Kommunikation verläuft und von den jeweiligen sprachlichen Verständigungsmöglichkeiten abhängig ist – , werden die mit diesen Unsicherheiten verbundenen Belastungen immer deutlicher zum Ausdruck gebracht. Der Bedarf an stabiler, zugewandter Beratung und Begleitung steigt, aber auch das Risiko zunehmender Frustration.

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum bzw. der Wohnungsmarkt bedeuten nahezu durchgehend die aktuell größte Barriere in Hinblick auf die Normalisierung des Alltags, oftmals ohne Aussicht auf rasche Lösungen. Insbesondere in den Großstädten ist die Lage dramatisch und führt oftmals dazu, dass der Aufenthalt in den Übergangseinrichtungen verlängert wird oder ein Umzug in andere Gruppenunterkünfte erfolgt. Der Übergang in Wohnungen ist zur einen Seite hin ein wichtiger Schritt zur eigenständigen Lebensführung, birgt aber mindestens zwei Risiken: Zum einen findet sich bezahlbarer Wohnraum oftmals nur in prekären Wohnlagen, zum anderen droht mit dem Übergang in Wohnungen auch Vereinzelung und soziale Isolierung. Als Folge wächst das Erfordernis an stadteilbezogener Arbeit. Genau damit werden Migrantenorganisationen als Ort von gemeinschaftlicher Zugehörigkeit und heimisch Werden immer wichtiger. Aus allen Städten berichten Projektverantwortliche, dass das Bedürfnis nach sicheren Begegnungsräumen stark ansteigt.

Grundsätzlich geht es dabei nicht nur darum, über sichere Begegnungsräume verfügen zu können, sondern auch verlässliche Zeitstrukturen zu etablieren – also Treffpunkte und Beratungsangebote im wöchentlichen Turnus immer zu denselben Zeiten etc. Verlässliche Raum- und Zeitstrukturen bieten in einem Leben, das von den Herausforderungen eines neuen Alltags und vielen, oftmals sehr existentiellen Unsicherheiten geprägt ist, eine Art „Orientierungsrahmen“. Dieser muss aufrechterhalten werden, was erhebliche logistische Disziplin und Ressourcen erfordert.

Geflüchtete Frauen sind an vielen samo.fa-Orten zu einer wichtigen Zielgruppe geworden, mit denen – z.T. gemeinsam mit dem MUT-Projekt der Migrantinnenorganisation DaMigra – gearbeitet wird. Frauen sind – so die durchgehende Beobachtung – in besonders starker Weise in ihrem Radius auf die Wohnräume beschränkt. Um ihnen Gelegenheit zu geben, sich in der neuen Umgebung sicherer zu fühlen und auch außerhalb des Wohnbereichs aktiv am Leben teilzuhaben, sind sichere Begegnungsorte und eine verständnisvolle aber auch professionelle Begleitung erforderlich, was dies zu einem wichtigen Feld von weiblichen Aktiven aus Migrantenorganisationen macht. Nur eine solche Einbettung macht es möglich, auch über Gewalterfahrungen und weibliches Selbstverständnis zu sprechen. Die besondere Verletzlichkeit der Frauen, aber auch ihre solidarische Stärke sind durchgehend Thema in 2017.

Zugang zum Gesundheitssystem

In diesem Zusammenhang wird der Zugang zum Gesundheitssystem, der insgesamt mit vielen bürokratischen Hindernissen und sozial-psychologischen Barrieren belastet ist, besonders kritisch. Kulturelle Unterschiede im Umgang mit Krankheit und sprachliche Barrieren erschweren besonders für neuzugewanderte Frauen die selbstverständliche Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten. Auch diese Problematik wird standortübergreifend thematisiert: Einige samo.fa-Projekte haben darauf mit dem Konzept Gesundheitsmittler*in geantwortet: Eine Sonderform von Sprachmittler*innen, die aus den migrantischen Communities kommen und deren Einsatz im Alltag auf längere Zeit nicht entbehrlich sein wird. Traumabewältigung, die man auch als einen längerdauernden Prozess mit der Möglichkeit von Rückschlägen verstehen muss, gehört auch zu diesem Feld und befindet sich zugleich an einer sehr wichtigen und schwierigen Schnittstelle zwischen verständiger Alltagssolidarität und professioneller Hilfe.

Die besonderen Herausforderungen von Kindern und Jugendlichen

Von Beginn hatten die samo.fa-Partner vor Ort Kinder und Jugendliche, insbesondere auch Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, im Blick – mit einer Fülle von Aktivitäten, über Freizeit, Sport, bis zu sprachaktivierenden Kursen. Nahezu durchgehend wird nun die Beobachtung gemacht, dass es jenseits des – auch nicht immer gewährleisteten – Zugangs zu KiTas und normalem Schulunterricht bei vielen Kindern und jungen Leuten erhebliche Schwierigkeiten und Scheitern-Risiken gibt. Das Bildungssystem ist offenkundig nicht gut darauf vorbereitet und eingestellt, mit sehr heterogenen Kinder- und Schüler*innen-Gruppen fördernd umzugehen. Die Unterstützung, die vielfach vor Ort aufgebaut und betrieben wird, läuft im Grunde auf „Nachhilfe“ hinaus. Die ist keineswegs trivial weil, auch die Eltern in positiver Weise einbezogen werden müssen, um erfolgreich zu sein. In samo.fa mitarbeitende Migrantenorganisationen sind in diesem Feld an verschiedenen Orten aktiv und erproben auch neue Partnerschaften, z.B. mit Hochschulen, um „Mentor*innen“ zu gewinnen. Für die Älteren unter den jungen Leuten, von denen oft gesagt wird, dass sie „auf der Straße abhängen“, gilt im Übrigen auch, dass sie eigene und wenigstens in Teilen selbstverwaltete Räume benötigen.

Arbeitsmarkt

Diejenigen der 2015 Angekommen, deren Aufenthaltsstatus es zulässt, sind inzwischen dem Regelungsbereich des SGB II zugeordnet. Dennoch stehen sie dem Arbeitsmarkt zunächst zu einem erheblichen Teil noch nicht zur Verfügung, weil sie Deutsch- und Integrationskurse besuchen. Es ist zu erwarten, dass ihnen danach vor allem Beschäftigungen offenstehen, die vielfach prekäre Merkmale haben. Damit setzt sich die Instabilität ihrer Lebenslage fort. Durchgehend wird beobachtet, dass das Ausbleiben eigener Arbeitseinkünfte – nicht nur zu materiellen Schwierigkeiten und Glaubwürdigkeitsproblemen gegenüber den im Herkunftsland zurückgebliebenen Familien –, sondern auch zu einer erheblichen Beschädigung des Selbstwertgefühls führen kann – je länger, je dramatischer. Demgegenüber ist Arbeitsmarktzugang als Arbeitsfeld, das ohnehin nur kooperativ zusammen mit anderen Akteuren zu sehen ist, für die meisten samo.fa-Partner noch Neuland, das aber an Bedeutung in den nächsten Jahren erheblich gewinnen wird. Verknüpft mit dieser Frage ist die Anerkennung der vor der Flucht bereits erworbenen beruflichen Kompetenzen, ein leidiges Thema, dessen mangelhafte und zeit- und kraftraubende Regelung eine tatsächliche Barriere für positive Integration darstellt.

Berufsausbildung als Arbeitsmarktzugang wird öffentlich stark beworben, zumal viele Ausbildungsplätze nur schwer zu besetzen sind oder auch unbesetzt bleiben. Diesem öffentlich erzeugten Bild guter Ausbildungschancen auch für Jugendliche mit Fluchtgeschichte steht allerdings in der Realität eine erhebliche Zurückhaltung von Betrieben gegenüber. Auch hier können allerdings – wie samo.fa-Aktivitäten an verschiedenen Orten zeigen – Öffnungen erzielt werden, wenn sichergestellt wird, dass die jungen Leute auf ihrem Weg der beruflichen Ausbildung gut begleitet werden, insbesondere dann, wenn es Schwierigkeiten und Einbrüche bei den hohen, aber zumeist doch zerbrechlichen Motivationen gibt. Auch hier können als „Paten“ Menschen aus Migrantenorganisationen sehr hilfreich sein, weil sie – jungen Leuten wie Betrieben – überzeugend zeigen können, dass es sich lohnen kann durchzuhalten. Aber auch dies sind Begleitungen, die sich über die nächsten Jahre erstrecken.

 

(WK 18.3.2019)

Austausch über Märchen: Interkulturelles Lesefest in der Grünen Villa (Halle)

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Märchen existieren in vielen Kulturen und Sprachen. Beim Märchennachmittag in der Grünen Villa in Halle-Neustadt wurde diese Vielfalt in den Geschichten besonders deutlich: Das Projekt samo.fa hatte gemeinsam mit dem Aktionstheater Halle e.V. und dem Projekt „House of Resources“ beim lokalen Projektpartner VeMo e.V. zum Märchennachmittag in arabischer und deutscher Sprache geladen. Neben zwei Vorleserinnen, welche sich abwechselnd auf Arabisch und Deutsch vorgelesen haben, gab es auch ein vielfältiges Programm mit zwei Clowns für jedes Alter. Daneben konnten die Gäste sich in Begleitung von arabischer Musik bei Kaffee und Kuchen gemütlich austauschen .

Studie über die Lebenslagen von Geflüchteten

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Was hilft Geflüchteten dabei, in Deutschland Fuß zu fassen und was steht ihrer Integration im Weg? Was erhoffen sie sich vom Leben in Deutschland? Diesen – und noch mehr – Fragen geht eine Studie des Forschungsbereichs des  Sachverständigenrats Deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) und die Robert Bosch Stiftung nach. Die Sozialwissenschaftler haben 62 Interviews mit Asylsuchenden aus Syrien, Afghanistan, Somalia, Pakistan, Albanien, dem Kosovo und Mazedonien geführt. In der Studie „Wie gelingt Integration? Asylsuchende über ihre Lebenslagen und Teilhabeperspektiven in Deutschland“ fassen sie die Ergebnisse der Befragung zusammen und geben Handlungsempfehlungen, wie ihre Integration verbessert werden kann.

Zentrales Ergebnis: Alle wünschen sich, in Deutschland anzukommen und hier ein sicheres, erfülltes Leben zu führen. Sie haben aber auf der Flucht und beim Ankommen in Deutschland sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht, die heute ihre Einstellungen und Erwartungshaltungen prägen.

Logischerweise ist die Frage des Aufenthaltsstatus für die meisten Asylsuchenden entscheidend. Abgelehnte Bewerber*innen und solche mit so genannter schlechter Bleibeperspektive blicken mit Sorge in die Zukunft. Viele kritisieren, dass sie  – anders als Menschen mit guter Bleibeperspektive – nur wenig Hilfe von Behörden bekommen.

Die Kommunikation zwischen Behörden und Geflüchteten sei aber insgesamt problematisch, so die Studie. Bestehende Angebote wie Integrationskurse oder Hilfen bei  der Wohnungssuche seien Geflüchteten oft nicht bekannt. Das Bindeglied zwischen Behörden und Geflüchteten sind oft die ehrenamtlichen Helfer, die meistens auch die ersten Menschen sind, zu denen die Asylsuchenden in Deutschland Kontakt aufbauen, schreiben die Studienautoren.

Oberste Priorität für diejenigen, die in Deutschland bleiben dürfen, haben die Themen Familie und Arbeit. Fast alle Befragten wollen dringend wieder mit ihren Familien vereint sein, die sich noch in einem Transitland oder im Herkunftsland befinden. Die Autoren sehen die Trennung von der Familie für viele Geflüchtete als großes Integrationshindernis, da die Sorge um die Zukunft der Familie sie im Alltag stark belasten.

Wie, wo und wann sie arbeiten können, beschäftigt ebenfalls die meisten Befragten. Vielen ist bewusst, dass sie dafür erst Sprachkenntnisse haben müssen, andererseits stehen aber viele unter Zeitdruck, möglichst schnell die Familien aus dem Herkunftsland mit Geld zu unterstützen.

Eine Zusammenfassung der Studie bietet auch der Mediendienst Integration: https://mediendienst-integration.de/artikel/svr-bosch-stiftung-studie-integration-fluechtlinge-umfrage-lebensperspektiven-teilhabe.html

Film: Geflüchtete. Neuer Alltag.

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In dem neuen Film des samo.fa Projekts bekommt der Zuschauer beispielhaft Einblicke aus 4 Städten in Deutschland, in denen sich Aktive aus Migrantenorganisationen für die Flüchtlingsarbeit vernetzt haben. Nach der Erstaufnahme vieler Geflüchteter 2015 findet nun ein Übergang in einen neuen Alltag statt. Anhand der Handlungsfelder des Projekts begleitet der Film die Dialogkonferenzen und verschiedene Einrichtungen: In Dresden steht die Diskriminierung im Fokus, in Saarbrücken die Wohnnungssuche, in Hannover der Zugang zum Arbeitsmarkt und in Dortmund die Gesundheitsversorgung.

 

 

Migrantenorganisationen als wichtige Akteure in der lokalen Flüchtlingsarbeit – Dialogkonferenz Bielefeld

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Am 11. Oktober fand im Rochdale-Raum des Alten Rathauses die lokale samo.fa Dialogkonferenz von Bielefeld zum Thema „Migrantenorganisationen als wichtige Akteure in der lokalen Geflüchtetenhilfe in Bielefeld“ statt. Das Ziel der Konferenz: Der gemeinsame Dialog über mögliche Handlungs- und Lösungsansätze aus der Perspektive von Aktiven aus Migrantenorganisationen, Geflüchteten und Akteuren der Geflüchtetenhilfe.

Die Konferenz wurde vom lokalen Projektpartner Interkultureller Elternverein e.V. organisiert und fand in Kooperation mit dem Büro für integrierte Sozialplanung und Prävention und dem Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Bielefeld statt.

Begrüßung der Dialogkonferenz
Ingo Nürnberger, Sozialdezernent der Stadt Bielefeld, betonte die Wichtigkeit der Migrantenorganisationen als Akteure in der lokalen Geflüchtetenhilfe und dass er sich über das verstärkte und sichtbare Engagement von Ehrenamtlichen mit Einwanderungsgeschichte freue. Außerdem adressierte er direkt an die Vertreter*innen der Migrantenorganisationen: „Viele von Ihnen stehen für gelungene Integration, gleichzeitig für Bewahrung von Identität und Hineinfinden in die deutsche Gesellschaft.“

Kadim Uzunyayla, Koordinator Integrationsarbeit des Kommunales Integrationszentrum Bielefeld, wies auf die bereits bestehende und erfolgreiche Zusammenarbeit der Kommune mit den zahlreichen Bielefelder Migrantenorganisationen hin. Außerdem stellte er fest, dass mit dem Projekt „Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit“ (kurz: samo.fa) ein wertvoller Beitrag geleistet werde, damit sich die Migrantenorganisationen zunehmend lokal für Geflüchtete engagieren.

Cemalettin Özer, Vorstandsmitglied des Interkulturellen Elternverein e.V., (IKE) begrüßte die Teilnehmenden und sagte, dass die Migrantenorganisationen schon seit Jahren im Integrationsbereich aktiv seien, jetzt aber sichtbar werden würden. Der IKE wurde von mehreren Migrantenorganisationen im Jahre 2007 im Rahmen eines Landesprogramms als Fachorganisation für Elternarbeit gegründet. Cemalettin Özer stellte außerdem das Bielefelder Netzwerk von Migrantenorganisationen (BI-NEMO) und die Arbeitsschwerpunkte und Ziele des lokalen Projektträgervereins vor.

„Aktive aus Migrantenorganisationen haben einen leichteren Zugang zu Geflüchteten, weil sie das Ankommen in Deutschland aus eigener Erfahrung kennen“, betonte Tülay Zengingül, Netzwerkbegleiterin West des Bundesverbands Netzwerk der Migrantenorganisationen (NeMO e.V.) die Rolle des Projekts. Cynthia Krell und Carla Oberschelp, Lokale Koordinatorinnen  von samo.fa Bielefeld, stellten die Aktivitäten der elf samo.fa Ehrenamtlichen aus sechs verschiedenen Herkunftsländern und die aktuellen Kooperationsprojekte in unterschiedlichen Bielefelder Stadtteilen vor:

So gibt es zum Beispiel das samo.fa Sprachcafé im Caritas-Treff Oldentruper Str., ein monatliches Informationsfrühstück für geflüchtete Frauen und Migrantinnen im IBZ e.V., einen Nähkurs für geflüchtete Frauen im Quartierszentrum Oberlohmannshof oder das Projekt „Bielefelder Museen entdecken“ für geflüchtete Frauen in Kooperation mit dem ESTA Bildungswerk und Aktiven aus Migrantenorganisationen.

Diskussionsrunde 
Im Anschluss stand der Austausch zwischen Migrantenorganisationen, die sich in Bielefeld bereits aktiv für Geflüchtete engagieren, mit Einrichtungen, Trägern und Initiativen aus der Geflüchtetenhilfe sowie Geflüchteten, im Mittelpunkt. In der ersten Diskussionsrunde wurde das Thema „Stadtteilarbeit“ in den Stadtteilen Jöllenbeck und Sennestadt beispielhaft anhand von durchgeführten samo.fa Projekten wie einem Elterncafé für Geflüchtete in Sennestadt und einem Nähtreff für geflüchtete Frauen im Quartierszentrum Oberlohmannshof diskutiert. Dabei zeigte sich, dass geflüchtete Frauen in diesem Nähtreff die Möglichkeit erhalten soziale Kontakte in ihrer Nachbarschaft aufzubauen und sich in einem geschützten Rahmen persönlich weiterzubilden. Bezogen auf das Elterncafé in Sennestadt wurde deutlich, dass der Bedarf von Familien mit Fluchterfahrung darin besteht, möglichst stadtteilorientierte (Freizeit-)Angebote für Kinder und Jugendliche kennenzulernen sowie mehrsprachige Informationen über das Bildungs- und Ausbildungssystem zu erhalten.

In der zweiten Runde wurde über die Situation von „geflüchteten Frauen und Mädchen“ sowie über die Teilhabe und den Zugang zur (Sprach-)Bildung gesprochen. So lernen zum Beispiel im Rahmen des Projektes „Bielefelder Museen entdecken“ geflüchtete Frauen nicht nur Kultureinrichtungen und ihre pädagogischen Angebote kennen, sondern auch sinnvolle Familien- und Freizeitaktivitäten, die eine kulturelle Teilhabe ermöglichen. Den Zugang für Geflüchtete mit Kleinkindern zu Sprachkursen sahen viele kritisch, es fehle immer noch an Sprachkursen mit einer Kinderbetreuung – gerade aufgrund fehlender Kita-Plätze in Wohnortnähe. In allen Dialogrunden wurde jeweils der Frage nachgegangen, welchen Beitrag Migrantenorganisationen und deren Aktive im Rahmen der vorhandenen Infrastruktur der lokalen Geflüchtetenhilfe konkret leisten können.

„Es ist notwendig, sich miteinander zu vernetzen, Kooperationen in der lokalen Geflüchtetenhilfe weiterzuentwickeln und insbesondere die Perspektive und Erfahrungen von Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Fluchterfahrung einzubeziehen“, betonte Cynthia Krell bei der Konferenz. Es wurde deutlich, dass eine stärkere Einbindung von Migrantenorganisationen auf Stadtteilebene erwünscht ist – besonders in Stadtteilen in denen der Anteil von Migranten und Geflüchteten höher liegt. Perspektivisch wird der neu gegründete Fachverbund BI-NEMO eine wesentliche Rolle als Netzwerk übernehmen und sich ebenfalls für die Stärkung der Migrantenorganisationen als lokale Akteure in der Geflüchtetenhilfe stark machen.

Insgesamt 42 Ehrenamtliche aus Migrantenorganisationen, Geflüchtete, Hauptamtliche, Kooperationspartner, kommunale Vertreter/-innen und Akteure der Geflüchtetenhilfe nahmen an der Dialogkonferenz teil.

v.l.n.r.: Kadim Uzunyayla (Kommunales Integrationszentrum Bielefeld), Tülay Zengingül (Netzwerkbegleiterin West, Bundesverband NeMO e.V.), Cynthia Krell (Lokale Koordinatorin, samo.fa Bielefeld), Ingo Nürnberger (Sozialdezernent, Stadt Bielefeld), Cemalettin Özer (Vorstandsmitglied Interkultureller Elternverein e.V.)

Am Dialogtisch „Stadtteilarbeit Sennestadt“ berichtete Stadtteilkoordinator Alex Kanobaire von der Situation der Geflüchteten im Stadtteil Sennestadt und Carla Oberschelp, Lokale Koordinatorin, stellte exemplarisch das samo.fa Projekt „Internationale Elterncafés für Geflüchtete“ zur Diskussion.

samo.fa Ehrenamtliche und Teilnehmende füllen die Sprechblasen mit aktuellen Bedarfen der Geflüchteten aus.

Reger Austausch bei der Dialogkonferenz in Bochum

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Die lokale Dialogkonferenz des lokalen Partners in Bochum,, IFAK e.V.  stand unter dem Motto „Bochumer Geflüchtetenarbeit im Dialog“.

Die Dialogkonferenz bot Geflüchteten, Migrantenselbstorganisationen, Politik sowie Beteiligten aus der Verwaltung den Raum, gemeinsam ins Gespräch zu kommen.

Gäste waren unter anderem:

Serdar Yüksel (MdL), Frau Khonaf Hajo (Vorsitzende Integrationsrat), Sebastian Hammer (Stellvertrendender Geschäftsführer IFAK e.V.), Tarek Alaows (Refugee Strike), Mustafa Calikoglu (Herr im Rat für die Grüne), Nicole Ulrich (Rosa Strippe e.V.), Sera Massakidi (Bosangani e.V.), Vanessa Du (Vifi e.V.), Wahiba El Khechen (Psychologische Beratungsstelle), Alpha Barry (Guinee-Coop e.V.), Jan Betram (Diakonie), Zoubeyda Khoder (HSME e.V.), Mahommod Alomari (CF-kurdistan e.V.) Dorte Huneke-Hollman (Neu in Deutschland), Ulle Thomas (Ronahi e.V.), Veysi Toku (Eziden Gemeinde e.V.), Mahmud Smo (Magazin Here).

Zur Eröffnung begrüßte Herr Hammer die teilnehmenden Gäste. Im besonders bedankte er sich bei Frau Hajo, Frau Ulrich, Frau Huneke-Hollman, Herrn Yüksel und Herrn Calikoglu und den Vertreter*innen der Migrantenorganisationen und den Geflüchteten.

Im Anschluss an die Begrüßung hat der lokale samo.fa Koordinator Mustafa Birhimeoglu über das Projekt samo.fa berichtet. Besonders hervorgetan hat er die noch unsichtbare und sehr engagierte Arbeit von Migrantenselbstorganisationen und hat ihre Rolle in der Geflüchtetenarbeit gewürdigt. Bei der Beschreibung des samo.fa Projekts hat er die bisherige Zusammenarbeit mit den Migrantenorganisationen dargelegt.

Im zweiten Teil der Tagung konnten sich die Ogranisationen vorstellen. Vor dem Hintergrund „Migrantenselbstorganisationen und ihre Rolle in der Geflüchtetenarbeit“ haben die Vertreter*innen ihre Angebote und Schwerpunkte beschrieben.

Deutlich wurde hierbei, welch großes Spektrum von Migrantenorganisationen in Bochum angeboten wird. Die Angebote beinhalteten Begegnungsorte wie Sprachcafes, Übersetzung, Begleitung und Beratung.

 

Auch die Geflüchteten kamen zu Wort. In Form eines Interviews interessierte die Teilnehmer*innen und Veranstalter wie das Ankommen in Deutschland/Bochum war, wo und durch wen sie Unterstützung erfahren haben.

Eindrucksvoll schilderten sie ihre aktuelle Situation und berichteten, welche große Bedeutung die Migrantenorganisationen bei ihrer Ankunft in Deutschland gespielt haben. In Bochum ging dies weit über eine erste Orientierungshilfe hinaus. Z. B. unterstützten viele der Migrantenorganisationen das Bochumer Protestcamp, mit dem die Geflüchteten auf die desolaten Unterbringungsmöglichkeiten in den Sammelunterkünften aufmerksam machten.

Als dringendste Probleme wurden benannt:

  • Erfolglose Wohnungssuche
  • Fehlende Sprachkurse und Kinderbetreuung
  • Aufenthaltsprobleme
  • Zu wenige und schlechte Dolmetscher beim BAMF

Die zum Abschluss geplante Podiumsdiskussion mit Khonaf Hajo, Serdar Yüksel, Mustafa Calikoglu und Sebastian Hammer wurde kurzerhand in einen Gesprächskreis umgewandelt, um mehr Nähe zu erzeugen. In seinem Eingangsstatement ging Mustafa Calikoglu noch einmal auf die Wohnungssituation ein und betonte, dass es in Bochum kaum noch Sammelunterkünfte gebe und die Stadt viel tue, um ausreichend Wohnraum zu schaffen. Dabei sei es wichtig, dass die Neu Bochumer*innen über das ganze Stadtgebiet verteilt werden. Herr Calikoglu lobte auch die Bemühungen der Stadt Bochum, die geflüchteten Kinder auf alle Schulformen zu verteilen. Herr Hammer gab zu bedenken, dass zwar alle Schulen geflüchtete Kinder aufgenommen haben, jedoch viele diese Kinder mangels richtiger Förderung wieder abgehen mussten.

Nach dem Eingangsstatement von Serdar Yüksel wurde von Tarek Alaows ein Thema angesprochen, dass nun, nachdem die Wohnungssituation sich entspannt hat, viele sehr beschäftigt, nämlich das Thema berufliche Anerkennung bzw. Ausbildung. Hier wurden vor allem Maßnahmen des Jobcenters hinsichtlich ihrer Sinnhaftigkeit in Frage gestellt. Betont wurde, dass die Menschen nicht als unbeschriebene Blätter nach Bochum kamen, sondern in ihrem Land bereits einen Beruf ausgeübt haben oder ein Studium begonnen haben und es nicht zu verstehen sei, warum sie hier in Maßnahmen jenseits ihrer Ressourcen und Kompetenzen gesteckt werden. Serdar Yüksel sagte in diesem Kontext ein gemeinsames Treffen mit dem Leiter des Arbeitsamtes zu, um Einzelfälle besprechen zu können.

Empowerment in die Gesellschaft – Dialogkonferenz in Stuttgart

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An der lokalen Dialogkonferenz in Stuttgart beim samo.fa Partner Forum der Kulturen Stuttgart e.V. haben sich mehr
als 50 Personen beteiligt. Die Kooperationsveranstaltung zwischen samo.fa Träger und der Abteilung Integrationspolitik der
Landeshauptstadt Stuttgart hatte zum Ziel, städtische Akteur*innen, Vertreter*innen aus Migrantenorganisationen sowie Geflüchtete selbst in einen Dialog zu bringen, um über die Aktivitäten der Migrantenvereine für Geflüchtete und deren Feedback, Bedürfnisse, Erfahrungen und Anregungen zu diskutieren. Mitglieder*innen aus den Migrantenvereinen, die sich mit und für Geflüchtete engagieren, berichteten über viele Fehlinformationen und Erwartungshaltungen, die Flüchtlinge mitbringen oder haben. Hier sehen die Vereine Handlungsbedarf und versuchen über ihre ehrenamtliche Tätigkeit dagegen zu steuern. Somit ist Aufklärung (in den verschiedenen Bereichen) ein wesentlicher Bestandteil der ehrenamtlichen Arbeit.

Eine weitere Herausforderung, die auf der Dialogkonferenz angesprochen wurde, war der schwierige Zugang zum Arbeitsmarkt. Oftmals bekommen Geflüchtete nach einer Bewerbung bzw. ersten Kontaktaufnahme zu potentiellen Arbeitgebern mehrseitige Fragebögen mit bis zu 150 Fragen zugeschickt und keinerlei weitere Hilfestellungen. Auch Vereinsmitglieder*innen bemängeln dies, denn sie sind keine Hauptamtlichen und können Geflüchtete nur begrenzt unterstützen. Es gibt zu wenig Unterstützungsangebote was das Bewerbungsverfahren in den deutschen Arbeitsmarkt betrifft.

Viele Teilnehmer*innen waren sich darin einig, dass das Empowerment in die hiesige Gesellschaft ein wesentlicher Bestandteil des ehrenamtlichen Engagements ist bzw.sein muss. Geflüchtete zu motivieren die vorhandenen Angebote selbstbewusst wahrzunehmen und sie ggf. am Anfang hierbei zu begleiten ist eine wichtige und notwendige Hilfestellung. Geflüchtete selbst äußerten, dass sie oftmals nicht wissen,
wo z.B. Sportangebote zu finden sind etc. Die Geflüchteten meinten, dass es Ihnen wichtig sei, nicht nur unter sich zu sein, sondern in einen aktiven Kontakt mit Stuttgarterinnen und Stuttgartern zu treten.

Es gab auch Stimmen, die der Ansicht waren, dass Dankbarkeit, Respekt und Geduld seitens der Geflüchteten eingefordert werden muss. Dies betonten insbesondere Personen, die selbst vor einigen Jahren nach Deutschland geflohen sind. Sie meinten, dass es früher viel weniger Hilfestellungen und Ehrenamtliche gab und sich hier einiges zum Positiven entwickelt hätte. Auch die Eigenmotivation istmaßgeblicher Bestandteil, ob man in einer neuen Umgebung, einem neuen Land, in einer neuen Gesellschaft ankommt oder nicht. Dies wurde auch von den Geflüchteten selbst bejaht und vertreten.

Situation in Saarbrücken: Dialogkonferenz im Haus Afrika e.V.

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Bei der Dialogkonferenz im Rahmen der Afrika-Woche des Partners Haus Afrika e.V. in Saarbrücken stand  unter anderem das Handlungsfeld Wohnen im Vordergrund. So diskutierten die Teilnehmenden zum Beispiel intensiv mit Guido Freidinger, Leiter des Amtes für soziale Angelegenheiten, über die aktuelle Wohnsituation für Geflüchtete. Eine der Herausforderungen, die sich hieraus ergeben: bezahlbare Wohnungen für Großfamilien.

Internationales Frauenfrühstück in Bielefeld

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Das internationale Frauenfrühstück  für Geflüchtete  und Ehrenamtliche aus Migrantenorganisationen beim lokalen samo.fa Partner in Bielefeld, dem IKE e.V., war sehr gut besucht.  Circa 40 Frauen  frühstückten und  informierten sich dabei über das Bildungssystem in Deutschland.  Die Teilnehmerinnen konnten auf kurdisch und arabisch ihre Fragen mit Hilfe eine Übersetzerin stellen und so gemeinsam in den Dialog treten.

Workshop „Wie reagieren auf rassistische Sprüche” in Halle (Saale)

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Der im März ausgefallene Workshop ‘Wie reagieren auf rassistische Sprüche‘ des lokalen samo.fa Partners VeMo e.V. zusammen mit der Freiwilligen-Agentur Halle im Rahmen der Bildungswochen gegen Rassismus wurde am 22. August nachgeholt.

Die ReferentInnen bildeten das Spektrum rechtsextremistischer Parolen und Anfeindungen zusammen mit den Teilnehmenden ab und bearbeiteten Fragen nach einem angemessen Umgang und Argumentationsstrukturen. Die Möglichkeiten und Grenzen des Engreifens bei (Alltags-)Rassismus waren genauso Thema wie die eigene Haltung dazu bewusst zu machen.

Vorher erarbeitete Gegenstrategien testeten die Teilnehmenden zum Beispiel in Rollenspielen.

Weitere Infos zu der Veranstaltung gibt es hier.

Vielfalt leben in der Kulturwerkstatt Grüne Villa

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In der Grünen Villa in Halle-Neustadt zeigte sich am 12. August die kulturelle Vielfalt des Stadtteils. Das Projekt samo.fa hatte gemeinsam mit dem Aktionstheater Halle e.V. und dem Projekt House of Resources beim lokalen Partner VeMo e.V. zum interkulturellen Nachbarschaftsfest geladen.

Neben Kuchen und anderen Snacks aus Syrien, Ägypten, Armenien und Nigeria bildete auch das Programm des Fests die Vielfältigkeit der Nachbarschaft ab. So konnten die jüngeren Besucher selbst Lollis herstellen, töpfern und Beutel bedrucken. Außerdem konnten sie beim Mitmachzirkus jonglieren, balancierem und Jojo spielen oder beim Break-Dance-Workshop zu Hip-Hop-Beats tanzen.

Mehr Infos zur Kulturwerkstatt Grüne Villa gibt es hier.

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