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Drei neue samo.fa-Städte in Ostdeutschland

By 18. July 2019

Das samo.fa-Netzwerk wächst weiter:  Mit lokalen Trägern in Erfurt, Güstrow und Weimar arbeiten jetzt drei weitere ostdeutsche Städte an der Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit. Damit ist das BV NeMO-Projekt in 34 Städten und 13 Bundesländern aktiv.

Priorität für das laufende Projektjahr hat für den neuen Weimarer Koordinator Aaed Almasri vom lokalen Träger Kulturbrücke Palästina Thüringen e.V. die Arbeitsmarktintegration Geflüchteter und eine verstärkte Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in der thüringischen Landeshauptstadt. Der studierte Architekt Almasri hat selbst einige Jahre als Arbeitsvermittler für die Agentur für Arbeit  gearbeitet und kennt sowohl die Hürden für Menschen mit Fluchtgeschichte auf dem Arbeitsmarkt als auch die zentrale Bedeutung von Arbeit für das Ankommen in einem neuen Land: Soziale Kontakte, finanzielle Unabhängigkeit, die Möglichkeit, sich selbst und die eigenen Fähigkeiten einzubringen. Der Träger ist bereits mit anderen Migrantenorganisationen vernetzt: „Wir sind in der arabischsprachigen Community in Weimar sehr gut vernetzt“, sagt Aaed Almasri. Etwa 150 Menschen mit jüngerer Fluchtgeschichte werden bereits jetzt erreicht, schätzt der neue Koordinator. An Vereine binden will er verstärkt auch minderjährige Geflüchtete. „Gerade bei Jugendlichen gibt es in der Ankommensphase das Risiko, dass sie durch das System fallen und wegen Misserfolgserlebnisse in der Schule und fehlenden Zukunftsperspektiven herumhängen und in problematische Kreise geraten.“ Das erste Weimarer samo.fa-Angebot ist deshalb ein Sport- und Kulturprojekt für 6 bis 16-Jährige. Sie können in der dafür angemieteten Sporthalle verschiedene Sportarten ausprobieren, die lokale Vereine in Weimar anbieten und deren regelmäßige Angebote sie vorstellen. Kreative Aktivitäten für die Altersgruppe sind ebenfalls geplant.

Auch Francisco Mucauque von Amandla e.V. aus Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern hat bereits Kontakte und Erfahrung in der Geflüchtetenarbeit. Jeden Samstag organisiert sein Verein ein offenes Treffen für Neubürger*innen, Migrant*innen und die Nachbarschaft. Bildungs- und Integrationsarbeit hat sich der Lehrer für Arbeit, Wirtschaft und Technik für das laufende samo.fa-Jahr vorgenommen. Gleichzeitig will er Neubürger*innen dabei unterstützen, selber Vereine aufzubauen. „Dafür organisieren wir Multiplikatorenschulungen in Vereins- und Projektmanagement“, sagt Mucauque. „Es ist wichtig, im Zusammenschluss zu arbeiten, um Teilhabeziele zu erreichen.“ Um das Deutsch auch derjenigen zu verbessern, die keinen Sprachkurs besuchen, will Mucauque auch hier die Angebote ausbauen: „Durch Sprachkurse mit Kinderbetreuung können wir mehr Frauen erreichen.“
Auch das Thema Rassismus und Diskriminierung beschäftigt den lokalen Träger und den neuen Koordinator. „Hier gibt es viele Vorurteile in der einheimischen Bevölkerung“, sagt Francisco Mucauque. „Deshalb holen wir die Nachbarschaft dort ab, wo sie steht und klären in Veranstaltungen von und mit Geflüchteten über Fluchtgründe und die Situationen in den Herkunftsländern auf.“

Für den neuen Erfurter Koordinator Jens Hellmann ist die Aufklärung der Mehrheitsgesellschaft ebenfalls ein wichtiges Anliegen für die samo.fa-Arbeit in 2019. Der lokale Träger in der thüringischen Hauptstadt ist Romnokher Thüringen. Der 2017 gegründete Verein, der aus jahrelangen Initiativen hervorgegangen ist, hat die Zielgruppe Roma und Sinti. Insbesondere arbeitet er mit Menschen, die aufgrund von Diskriminierung und damit einhergehenden Ausschlüssen vom Arbeitsmarkt und Bildungssystem aus ihren Herkunftsländern geflüchtet sind – viele kommen aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien oder den jungen osteuropäischen EU-Ländern. Auch hier leben sie nicht diskriminierungsfrei, betont Hellmann. „Es ist aber kein Vergleich zu den Umständen in den Ländern, die sie verlassen haben.“ Antidiskriminierungsarbeit bleibt aber eine Priorität – auch für die samo.fa-Arbeit. Geplant sind öffentliche Veranstaltungen, aber auch Überzeugungsarbeit bei Jobcentern, Behörden und Polizei. Weitere Schwerpunkte sind Bildungs- und Arbeitsmarktintegration. „Es gibt viele Arbeitsplätze in Erfurt und in der Region –  für Menschen mit Berufsausbildung sowieso, aber auch für Hilfstätigkeiten“, sagt Hellmann, der mit dem Verein bereits mit mit anderen Akteur*innen der Stadtgesellschaft vernetzt ist. Auch mit anderen Migrantenorganisationen ist der Verein in engem Kontakt, so dass unterschiedliche Beratungsangebote und Aktivitäten miteinander verbunden werden können und Migrant*innen gegenüber Politik und Gesellschaft eine stärkere Stimme bekommen. Kulturübergreifendes Arbeiten ist für einige aus der Zielgruppe ungewohnt, erklärt Jens Hellmann. „Die unterschiedlichen Roma-Gruppen haben zum Teil sehr verschiedene Vorstellungen voneinander”, sagt der Koordinator. „Auch hier setzt unsere Antidiskriminierungsarbeit an: Wir bringen verschiedene Minderheiten und auch die Mehrheitsgesellschaft für Gemeinsamkeiten zusammen.“

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