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Lange Wege und viel Engagement: Bundeskonferenz in München

By 19. September 2018

Wie können sich Verwaltungen für Migrantenorganisationen öffnen? Wie kann das Engagement von migrantischen Aktiven dauerhaft in den Städten verankert werden – ohne, dass sie ihre Unabhängigkeit verlieren? Und was können alle Akteur*innen gemeinsam tun, um die Hürden auf dem Arbeitsmarkt, im Gesundheits- und Bildungssystem zu überwinden? Die samo.fa Bundeskonferenz 2018 hat zu vielen komplexen Fragen spannende Antworten diskutiert – mit Koordinator*innen, Ehrenamtlichen, Politiker*innen und kritischen Freund*innen aus Gesellschaft und Forschung

 

„Ich helfe jetzt anderen, sich hier im Krankenhaus zurechtzufinden.“ „Seit zwei Jahre berate ich Geflüchtete dabei, wie sie sich an der Uni einschreiben können.“ Zwei Beispiele von vielen, von denen Geflüchtete auf der Bundeskonferenz in München 2018 berichteten. Überall in den 32 samo.fa-Städten engagieren sich in 2018 diejenigen ehrenamtlich in der Migrantenorganisation, in der sie vor einigen Jahren im samo.fa Netzwerk Begleitung auf ihrem Weg in den neuen Alltag fanden – und in dem sie jetzt andere durch ihre Erfahrungen in der jeweiligen Stadtgesellschaft stärken: Ehrenamtliches Engagement, das die Rolle von Migrantenorganisationen beim Ankommen vor Ort überdeutlich macht: Sie können nachhaltig beim Ankommen stützen – und das auch in Zukunft tun, weil durch sie Orte und immer neue Gelegenheiten für Engagement entstehen.

„Ohne Migranten schaffen wir es nicht“, sagt auch Tobias Stapf von Minor Projektkontor Bildung und Forschung, einem interdisziplinärem und interkulturellem Beratungs- und Forschungsunternehmen aus Berlin – eingeladen als kritischer Freund auf dem Plenum „Migrantenorganisationen als Bezugspunkte vor Ort.“ Es ist das Ankommen neuer Migrant*innen – aber auch ein gutes Miteinander in der Stadtgesellschaft, deren Schwierigkeiten sich unter anderem aktuell in Chemnitz, aber auch in Sätzen wie „Migration ist die Mutter aller Probleme“ zeigen. „Wir reden nicht mehr von Integration, sondern über Teilhabe“, gab Wilfried Kruse vom samo.fa-Leitungsteam als selbstbewusste Ansage aus: Gestalten, statt mitgestalten, anerkannter Akteur der Stadtpolitik sein, statt Beiwerk. Und: Für eine Arbeit und eine Rolle anerkannt werden, die Migrantenorganisationen vor Ort bereits ausfüllen.

Was unter Experten anerkannt sein mag, ist im Arbeitsalltag der samo.fa-Aktiven aus Migrantenorganisationen aber noch nicht keine durchgehend selbstverständliche Haltung, die ihnen begegnet. Dauerhafte Strukturen in der Stadt schaffen, nicht von einer Projektförderung zur nächsten planen müssen, um erfolgreiche Arbeit aufrechtzuerhalten war deshalb großes Thema der Konferenz. In Workshops zum Zugang zum Arbeitsmarkt, Gesundheitssystem, zum Wohnen und Leben im Quartier, zur Jugend- und Familienpolitik und zur Arbeit mit geflüchteten Frauen diskutierten die samo.fa-Aktiven der verschiedenen Städte ihre lokalen Ansätze miteinander und den Gästen.

Auch in den World-Cafés des zweiten Konferenztages stand die Erfahrungen der Partner im Zentrum: Wie geht es weiter vor Ort? Wie kann Engagement für Menschen mit Fluchtgeschichte kontinuierlich verankert werden? Die Rolle der Kommunen, ihrer politischen Gremien und Verwaltungen, ist dabei zentral: Denn die Strukturen und Angebote, die samo.fa vor Ort aufgebaut hat, wirken auf das Zusammenleben in der Stadt  – in den Schnittstellen der Verwaltung, die entscheiden kann, sie dauerhaft zu etablieren. Wie viel Unabhängigkeit bleibt dabei für die migrantischen Träger? Was können Migrantenorganisationen selber tun, um ihre Wirksamkeit sichtbar zu machen – und damit in etablierten Institutionen zu überzeugen?

Die Ergebnisse der Workshops und Worldcafés stehen in Kürze hier zum Download bereit.

Partner vor Ort    III