VORWORT

Die Hälfte aller Migrant*innen weltweit sind Frauen*. Ihre Beweggründe sind viele: der Armut entfliehen, neue Arbeit finden, besser Bildungschancen – und verlassen dafür auch ihre Familien.

Die Schwerpunkte des bundesweiten Projektes samo.fa sind zum einen die niedrigschwellige Sozialberatung, die Unterstützung auf dem Weg zum Ankommen in der Stadtgesellschaft. Das kann Wohnungs- oder Arbeitsuche sein, Beratung zur Gesundheitsvorsorge oder die Beantwortung amtlicher Schreiben. Zum anderen steht das Empowerment der Frauen* in Form von selbstwertstärkenden Angeboten auf sprachlicher, gesundheitsfördernder und künstlerischer Ebene im Rahmen von laufenden Angeboten und Workshops im Vordergrund. Es werden auch Sprach-Cafés für Frauen* mit Kinderbetreuung angeboten, in denen die Frauen* in geschütztem Rahmen ihre erworbenen Sprachkenntnisse festigen und ausbauen können.

In der öffentlichen Diskussion zu Teilhabe und Integration werden Frauen* und ihre großartigen Lebensleistungen kaum erwähnt. Wir erfahren wenig über ihre Wege in die Ausbildung, in den Arbeitsmarkt oder als „Rückgrat der Familie“. Doch Migration ist auch weiblich.

In Deutschland liegt der Anteil der Frauen*, die als „Menschen mit Migrationsgeschichte“ von den Behörden begleitet werden, bei knapp 50%. Davon kommen 77% aus einem anderen europäischen Land, rund 15% aus Ländern Asiens, 4% aus afrikanischen Staaten und 3% aus Amerika. Die Einwanderung von Frauen* nach Deutschland ist also überwiegend europäisch geprägt.

Dreifach benachteiligt? Die Integration weiblicher Geflüchteten (siehe Liebig, T. (2018), „Dreifach benachteiligt?: Ein erster Überblick über die Integration weiblicher Flüchtlinge, OECD Publishing, Paris. http://dx.doi.org/10.1787/b0cf3f35-de)

Dr. Elizabeth Beloe ist Sozial- und Kulturanthropologin. Sie ist Elizabeth Beloegeschäftsführender Vorstand und erste stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. Zudem ist sie im Leitungsteam vom erfolgreichen Projekt samo.faPlus (Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit) mit bundesweit 31 Standorten. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Migration, Internationale Zusammenarbeit, zukunftsfähige Entwicklungsstrategien, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Integration und Konfliktmanagement.

Dr. Beloe lehrt im Bereich Menschenrechte und soziale Arbeit in Berlin.

Mit unserem samo.fa Projekt haben wir gezielt auch auf Teilhabe von Frauen* mit Flucht- und mit Migrationsgeschichte gesetzt möchten aus unserem Projektalltag einige relevante Herausforderungen und Erkenntnisse teilen:

  • Der Bedarf des Arbeitsmarktes wird zu sehr beachtet, und nicht die Stärken und Potenziale der Frauen*.
  • Angebote entstehen oft über Netzwerke, die für Frauen* nicht erreichbar sind.
  • Vor allem Mütter sind oft schwer zu erreichen.
  • Frauenspezifische Angebote fehlen noch immer und sind teilweise nicht zukunftsorientiert ausgerichtet.
  • Frauen* werden nicht in Kombination mit System „Elternarbeit“ und „Bildungssystem“ empowert.
  • Durch fehlende Erwerbstätigkeit fehlt Frauen* der Spielraum, unabhängig zu handeln.
  • Es existieren zu wenige Anreize für Frauen*, in den Arbeitsmarkt zu gehen.
  • Fehlende Bildungsabschlüsse bei Frauen* und bei hohen Abbrecher*innenquoten im Studium.

Hinter der Implementierung der Maßnahmen im Fokus des samo.fa Leitungsteams
und der samo.fa Koordinierungsstellen haben wir folgende Fragestellungen:

  • Haben sich die Anspracheformen und Angebote für Frauen* überholt?
  • Beratung mit Hintergedanken: Sind Mütter mit Migrationsgeschichte als qualifizierte Fachkräfte oder nur in Mangelberufen gefragt? Wie erfolgten die Gewinnung und Motivation der Zielgruppen? Wie können Mütter mit Migrationsgeschichte als qualifizierte Fachkräfte gefördert werden?

Es gibt bereits verwertbare Ansätze in den lokalen samo.fa Projekten mit dem Schwerpunkt: Arbeit in der Beratung und Begleitung unterrepräsentierten Gruppen (Frauen* mit Familien, Frauen* in Community Organizing stärken, Frauen* mit System Familie betrachten): hier mit dem wirkungsorientierten Ziel „Verweisungswissen und Beratung“ und durch selbststärkende Workshops.

Das Dossier „Migration ist weiblich und engagiert“ bietet exemplarisch einige gute Bespiele an. Lassen Sie sich anregen.

Dr. Elizabeth Beloe, August 2021

Infotainment

Menschen auf der Flucht und Naturkatastrophe

Viele Menschen verlassen ihre Heimat nach einer verheerenden Naturkatastrophe auf der Suche nach einem Neubeginn. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) beziffert die Zahl derjenigen, die im letzten Jahrzehnt aufgrund von Dauerregen, langanhaltenden Dürren und Hitzewellen sowie Zyklonen jedes Jahr ihre Heimat verlassen mussten, mit durchschnittlich 23 Millionen Menschen. Nicht über das Wetter, sondern über Fluchtursachen muss geredet werden – und gehandelt.

Die Hälfte aller Geflüchteten weltweit sind Frauen und Mädchen. Während der Flucht tragen sie oft große Verantwortung in der Familie, und auch beim Ankommen der Familie in die Aufnahmegesellschaft spielen sie eine wesentliche Rolle. Durch die Zerstörung staatlicher oder sozialer Strukturen und Netzwerke durch Krieg und Krisen im Herkunftsland, aber auch auf der Flucht kommt es besonders häufig zu Gewalt und Diskriminierung an Frauen und Mädchen. Es geht darum, ihren Zugang zu sozialer und wirtschaftlicher Teilhabe zu fördern, sie vor Gewalt zu schützen und ein besonderes Augenmerk auf die Anliegen geflüchteter Frauen und Mädchen zu richten.

Menschen auf der Flucht: Zur Situation von Frauen und Kindern

Noch nie waren so viele Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg und Gewalt: Nach dem jüngsten Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks stieg die Zahl der Geflüchteten auf 82,4 Millionen. Und dies in diesem Jahr der Covid-Pandemie mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit und zeitweise 160 geschlossenen Staatsgrenzen, sagt der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge Filippo Grandi: “Ungeachtet dessen sind es drei Millionen Menschen mehr als im Jahr davor, die vor Krieg, Diskriminierung, Verfolgung und anderen Formen der Gewalt fliehen. Und das besonders Erschreckende: 42 Prozent dieser Flüchtlinge sind Kinder”.

Ein neues Zuhause finden. Vor Ort. Bei und mit Menschen guten Willens.

Ob Ankommen gelingt, hängt von Vielem ab, vor allem aber von denen, die kommen, und – noch wichtiger – von denen, die schon da sind. Vor Ort: Ankommen ist zweiseitig, sogar mehrseitig.

AUDIOBEITRÄGE

Lilit Margaryan, Halle/Saale

Hallo, ich bin Lilit Margaryan und komme aus Syrien. Seit 2017 engagiere ich mich bei samo.fa in Halle (Saale). Durch samo.fa organisiere ich Malkurse für Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Ländern und Kulturen sowie Veranstaltungen. Ich bedanke mich bei samo.fa. Ohne samo.fa wäre sehr kompliziert mich so schnell zu integrieren.

Ekta Jani, Halle/Saale

Ich bin Ekta Jani, komme aus Indien. Vor 7 Jahren haben wir auch nach Deutschland geflüchtet. Am Anfang habe ich Hilfe bekommen, aber jetzt engagiere ich mich für Geflüchtete.

Nelma Batista dos Santos Hahne, Leipzig

Nelma kommt aus Brasilien und lebt seit 2008 in Leipzig. Seit 2018 arbeitet sie beim Interna- tionale Frauen Leipzig e.V., zuerst als kommunale Integrationskoordinatorin und aktuell als Projektleiterin des ESF – geförderten Projektes „Ankommen im Alltag – Migrant*innen in Schönefeld“.

Nadia Galina Torres, Leipzig

In Mexiko geboren, fühlt sich Nadia zu Hause in Leipzig. Sie ist Übersetzerin und Kulturwissenschaftlerin und ist in der Hochschulpolitik aktiv, im StuRa der Uni Leipzig und im Vorstand des BAS (Bundesverband ausländische Studierende). Nadia koordiniert seit 2020 den bundesweiten festival contre le racisme. Außerdem engagiert sie sich als Kulturwissenschaftlerin und Kulturmanagerin in verschiedenen Migrant*innenorganisationen.

“Die Vernetzung zwischen internationalen Gruppen und Sachsen liegt mir am Herzen. Für mich ist solcher Austausch der beste Weg um unsere Gemeinsamkeiten und Abhängigkeiten zu erkennen und zu verstehen, wie unsere Leben mit einander verflochten sind. Ich wünsche mir ein buntes Sachsen wo jede*r Einwohner*in sich sicher und wohl fühlen kann.”

Aus dem lokalen samo.faPlus Alltag – Empowerment von Frauen und bürgerschaftliches Engagement vor Ort

Es werden exemplarisch (als Ausschnitt aus samo.fa Projektalltag) drei Bereiche mit dessen systemischen Ansatz dargestellt:

•Bedarfsorientierte Informationsvermittlung für Frauen*
•Verweisungswissen und Beratung
•Empowerment von Frauen*und Stärkung der Elternarbeit im Bildungssystem

Bedarfsorientierte Informationsvermittlung für Frauen

Gezielte Informationsvermittlung für Frauen* an den samo.faPlus Standorten Berlin und Potsdam. In Berlin z.B. sind über 300 Frauen* in Unterkünften bzw. City Hostels untergebracht; Frauengruppe in Spandau besteht aus 45 Frauen (Geflüchtete Frauen und lang hier lebende Migrant*innen) und Frauengruppe aus Treptow-Köpenick aus 42 Personen sowie 15 Jugendlichen bzw. Asylbewerber*innen aus Guinea werden besonders begleitet durch Ehrenamtliche. Rechtliche Beratungen erfolgen in Kooperation mit örtlichen Beratungsstellen und Kooperationspartner*innen: Berliner Stadtmission, Salm Sport und Kulturclub e.V., Interaxion in Treptow-Köpenick, Sprach Café vom Israaid e.V., Willkommensklasse einer Sekundarschule, Antidiskriminierungsberatung einer Mitgliedsorganisation, die Mitgliedsorganisation von moveGLOBAL e.V., Kamerun Kulturverein e.V.

samo.faPlus Hildesheim: Menschen aus identifizierten Teilgruppen mit besonderem Unterstützungsbedarf wurden kontaktiert und Bedarfe zur Entwicklung von Maßnahmen festgehalten. Um den fehlenden Kenntnissen von Frauen* mit Fluchtgeschichte im Hinblick auf das Sozialsystem in Deutschland entgegenzuwirken, wurden acht Frauen* mit Fluchtgeschichte vertieft in die für sie relevanten Strukturen des Sozialsystems in Deutschland und ihre damit verbundenen Rechte eingeführt und bei Bedarf an entsprechende Beratungsstellen verwiesen, um Eigenständigkeit und Unabhängigkeit zu fördern. Die mit der Einführung in relevante Strukturen des Sozialsystems verbundenen Maßnahmen wurden in zwei unterschiedliche Maßnahmen zusammengefasst. Zum einen wurde zum Weltfrauentag ein intensives Programm zum Umgang mit häuslicher Gewalt entwickelt, welches den Teilnehmenden umfassende Einblicke in die Strukturen von Frauenhäusern, Frauenberatungsstellen etc. ermöglichte und niedrigschwellige Handlungsoptionen bei eigener Betroffenheit aufzeigte. Das Programm wurde in Zusammenarbeit mit einigen Mitgliedern aus unterschiedlichen Migrant*innenorganisationen und in Kooperation mit dem Café Brühlchen e.V. entwickelt und behandelte neben den genannten Punkten auch die Auseinandersetzung mit politischer Sprache. So wurde z.B. die Bedeutung des Wortes FLINT erläutert.

samo.faPlus Hildesheim: Am 08.03.2020 organisierte samo.faPlus Hildesheim „Weltfrauentag – FLINTs empowering FLINTs“. Durch viele Gespräche mit Mitgliedern des Somalischen Zentrums für Hildesheim und Umgebung e.V. und mit dem Sudanhaus e.V. ist dem samo.faPlus Hildesheim gelungen, über die prekäre Lage vieler Frauen mit Fluchtgeschichte zu berichten. Unter anderem wurde thematisiert, dass oft keine Informationen bzgl. häuslicher Gewalt vorliegen: Weder im Sinne der Frage „Was ist häusliche Gewalt“ noch im Sinne der Frage „Wohin kann ich mich wenden, wenn ich häusliche Gewalt erlebe?“ Die Veranstaltung wurde so konzipiert, dass lediglich Frauen* daran teilnehmen können, um die Veranstaltung in einem geschützten Rahmen durchführen zu können. Die Veranstaltung konnte den Teilnehmenden durch einen Vortrag und anschließenden Austausch niedrigschwellig Informationen vermitteln. samo.faPlus Hildesheim erhielt ein gutes Feedback der anwesenden Frauen*, welche das Wissen über die Anlaufstellen in ihren Freundinnen*kreisen und Communities weiterverbreiten wollten. Über die nachhaltige Wirkung wissen wir selbstverständlich nicht viel, da die vorgestellten Hilfsangebote anonyme Anlauf-/Beratungsstellen sind. Um den fehlenden Kenntnissen von Frauen* mit Fluchtgeschichte im Hinblick auf das Gesundheitssystem in Deutschland entgegenzuwirken wurden mind. acht Frauen* mit Fluchtgeschichte vertieft über ihre Rechte aufgeklärt. Weibliche Ehrenamtliche sind unverzichtbare Begleiterinnen* geworden.

samo.faPlus Hannover: Queer Menschen mit Fluchtgeschichte bekommen Informationen über Strukturen und zu Hilfe- und Beratungsstellen in Hannover. Mitglieder von MiSO werden fortlaufend über das Thema informiert und sensibilisiert. Am Ende einer vielfältigen Veranstaltung sollten Queer Menschen mit Fluchtgeschichte Informationen über Beratungsstellen in Hannover haben. MiSO-Mitglieder und weitere Teilnehmende, die bislang keinen Bezug zu Thematik hatten und aus Angst oder Unwissenheit den Menschen dieser Sub-Kultur eher ablehnend gegenüberstanden, sollten sensibilisiert und offener bzw. ablehnungsfreier gegenüber Queer Menschen werden. Die erste Kontaktaufnahme der lokalen Koordinatorin mit Queer Organisationen in Hannover konnte während einer Veranstaltung des Kompetenzzentrums QLM-Queeres Leben in der Migrationsgesellschaft und Prisma-Queer Migrants im Februar 2020 stattfinden. Im August 2020 nahm ebenfalls die lokale samo.fa Koordinatorin an einer Konferenz des Andersraum e.V. teil. Kontakte bestehen zu Queer-Selbstorganisation in Hannover und es wird im Förderjahr 2021 eine Kooperation mit Andersraum e.V. und Prisma ein Seminar zum Thema „Queer und Flucht“ organisiert.

samo.faPlus Berlin: Am Anfang des Förderjahres 2021 organisierte samo.faPlus Berlin eine Aktivität aus dem Handlungsfeld Arbeitsmarkt. Diese Aktivität wurde als Gesprächsrunde und Podiumsdiskussion konzipiert und durchgeführt. Viele geflüchtete Menschen verloren in der Corona-Pandemie ihren Arbeitsplatz. In der Corona-Pandemie und mittendrin in der Pandemie war es für die Handlungsmöglichkeiten des samo.fa Standortes wichtig, aus den Erfahrungen und aktuellen Entwicklungen von anderen Akteur*innen des Bereichs Arbeitsmarkt genaueres zu erfahren. samo.faPlus Berlin hatte sich in Zusammenarbeit mit einem anerkannten Kooperationspartner entschieden, diese Aktivität durchzuführen.

Eine Ausdifferenzierung dieses Angebotes ist samo.faPlus Berlin gelungen, indem samo.faPlus Berlin darauf geachtet hatte, eine gemischte Gruppe von verantwortlichen Personen aus dem Bereich als Podiumsteilnehmende einzuladen, die in der Lage waren, den Teilnehmenden und samo.faPlus Berlin ein breites und realistisches Bild der aktuellen Situation darzustellen. D.h. samo.faPlus Berlin konnte im Podium Erfahrungen und Einblicke aus den Corona Zeiten sowohl aus dem Bereich Jobvermittlung als auch den Bereichen Ausbildung und Existenzgründung anbieten. Die Wissenserweiterung und die Zugänge der Menschen mit Fluchterfahrung zum Übergang in Regelstrukturen beim ausgewählten Handlungsfeld konnten durch die Aktivität von samo.faPlus Berlin indirekt verbessern. Durch die aktive Partizipation und den Austausch zwischen den Teilnehmenden und den Podiumsdiskutant*innen ist samo.faPlus Berlin zu drei zusammenfassenden Erkenntnissen gekommen: 1. das Sprachniveau bleibt eins der wichtigsten Hindernisse der Geflüchteten beim Zugang zum Arbeitsmarkt, das Sprachniveau B1 ist für die Mehrheit der Menschen mit Fluchterfahrung für den Einstieg in den Arbeitsmarkt nicht ausreichend. Diese Variable erwies sich während der Corona-Pandemie als noch stärkeres Hindernis 2. Die erschwerte Situation bei der Arbeitssuche v.a. bei der zu erreichenden Zielgruppe der Frauen* mit Fluchtgeschichte. Als wichtigster Grund wurde die fehlende Kinderbetreuung festgestellt. 3. Die fehlenden Kompetenzen für die Nutzung von digitalen Medien als bedeutende Barriere bei der Gruppe von Menschen mit besonderen Teilhabe-Hemmnissen (v.a. Frauen* und Menschen, die nicht lesen oder schreiben können). Die Corona bedingte Umwandlung der Präsenzangebote in digitale Formate erschwerte den Zugang von Frauen*. Dies führte zu einer Überlastung der durch Telefon geführten Angebote und zu einer höheren Belastung in der ehrenamtlichen Arbeit.

Eine genauere Schilderung der veränderten Situation und die Beschreibung der Zustände, die durch die Corona-Pandemie für die Menschen mit Fluchterfahrung bei der Arbeitssuche oder in der Ausbildungszeit erschwert hatten, waren zunächst für die beteiligten Akteur*innen als wichtiges zu berücksichtigendem Merkmal festgestellt worden. Die Erfassung eines genaueren Bildes der veränderten Situation nach dem jeweiligen Bereich und die Beschreibung der Zustände, die durch die Corona-Pandemie für die Menschen mit Fluchterfahrung bei der Arbeitssuche oder in der Ausbildungszeit erschwert waren, waren für die beteiligten Akteur*innen ein zentraler Aspekt für die Weiterführung bzw. Umsteuerung bei den Aktivitäten, Beratungsangebote oder Öffentlichkeitsarbeit während der Pandemie. Die Art der geschaffenen Angebote war für moveGLOBAL e.V. zum größten Teil nicht neu. Als neu zu fassend, ergibt sich für samo.faPlus Berlin die Modalität, in welcher die Aktivitäten durchgeführt worden sind, d.h. ihre Ausführung als online Veranstaltungen (z.B. via Zoom oder das Livestreaming über Youtube). Zusätzlich erwiesen sich als neu die Gestaltung und Durchführung von Online-Aktionen (z.B. online Demos oder kleine Videobotschaften) über unsere Social-Media-Kanäle, welche als Reaktion zum Lockdown entstanden sind. Alle relevanten Personengruppen sind nach Auffassung von samo.faPlus Berlin durch unsere Aktivität noch nicht einbezogen worden. Beim Bereich Empowerment zur ökonomischen Teilhabe in der Nachbarschaft bei dem samo.faPlus Berlin mit der geplanten Workshopreihe zur Existenzgründung für Frauen* angegangen ist, besteht eine Verbindung mit dem Ziel Empowerment für den Arbeitsmarkt. Diese Aktivität ist aber explizit für die Teilhabe der Gruppe mit Teilhabehemmnisse (Frauen* mit Fluchtgeschichte) beibehalten worden.

Verweisungswissen und Beratung

• Am Standort samofaPlus Halle werden Angebote zur Verweisberatung, Sprachmittlung, Frauen* samo.faPlus Cafés und Sprachkurse (mit Kinderbetreuung) in dem samo.fa Büro bereitgestellt. Methodisch setzt sich die Koordinierungsstelle für eine bessere Teilhabechancen als auch auf „Selbstlernaktivitäten“ und die freiwillige aktive Teilnahme an Angebote. Die Fortführung von Fraue*n samo.fa Café geschieht nach Bedarfsermittlung/-aktualisierung zu den Themen wie z.B. Arbeitsmarktintegration, Allgemeine Verbraucherinformationen, Stressbewältigung, Rolle der Frau in der Familie, Diskriminierung u.ä. durch Austausch und Informationsveranstaltungen. Ehrenamtliche erweitern ihr Verweisungswissen, informieren Ratsuchende und motivieren weitere Personen mit Fluchterfahrung aktiv zu werden. Im Mittelpunkt steht „Hilfe zur Selbsthilfe“. Hierzu werden externe Fachexpert*innen (z.B. Jobcenter, Verbraucherzentrale, Integrationsbeauftragte) einbezogen.

  • samo.faPlus Hannover: Frauen erhalten Unterstützung bei der Suche von Betreuungspersonal, um den eigenen Tagesablauf, bestehend aus Sprachunterricht oder Erwerbstätigkeit plus Kindererziehung und Haushaltsführung bewältigen zu können. Bis Dezember 2020 wurden die Teilnehmenden die Selbstfähigkeit vermittelt, um sich gegenseitig zu entlasten und Freiräume in ihrem Alltag zu schaffen, und bis sie professionelle Entlastung erhalten. Hierbei lernten die TN, sich in schwierigen und teils auch ausweglosen Situationen untereinander so zu unterstützen und Entlastung durch Synergieeffekte herbeizuführen. Im Juni 2020 fand eine Veranstaltung vom Bundesafronews e.V. in Kooperation mit MiSO und Baobab e.V. in einer afrikanischen Kirchengemeinde. Mithilfe von samo.fa Ehrenamtlichen aus der Gemeinde fanden dort die ersten Austausche statt. In einer lockeren Atmosphäre wurde erst mal geschaut, wo der Beratungsbedarf liegt, was schon unternommen wurde, und ob Interesse besteht, einer “Selbsthilfe-Gruppe” zu gründen. Der Bedarf nach einer guten Kinderbetreuung steht im Mittelpunkt, nicht in einem privaten Umfeld sondern als ein Kita-Platz in einer öffentlichen Einrichtung.

samo.faPlus Leipzig ist sehr gut vernetzt und erreicht mehr als 2000 Personen zwischen Ehrenamtlichen, Geflüchteten und weiteren Akteur*innen der Geflüchtetenarbeit. Bei den errichteten Geflüchteten gehören in engere Verbindung Frauen* und Jugendliche aus einigen afrikanischen Ländern, Syrien, Afghanistan und Venezuela (ca. 1500 Personen). Profil der Ratsuchenden: Frauen* vorwiegend aus Syrien. Sie leben schon dezentral mit Familie und Kindern und sind durch samo.faPlus Aktivitäten gut miteinander vernetzt. Sie bringen sich ein und suchen besonders Unterstützung bei der samo.fa Koordinierungsstelle Leipzig oder Ehrenamtlichen für die Alltagsfragen. Während der Corona-Pandemie ist die Vernetzung zwischen den Frauen* mit Hilfe der Social-Media weitergewachsen.

Empowerment von Frauen und Stärkung der Elternarbeit im Bildungssystem

  • samo.faPlus Berlin: LeNa. Empowerment von Frauen* in Berlin (moveGlobal)
  • samo.faPlus Leipzig: Ermächtigung im Gesundheitssystem und soziale Fertigkeiten werden durch fachlichen Workshops für Frauen* und Familien gefördert: Geflüchtete Frauen* werden über Themen wie „Gesundheitsförderung“, “Schwangerschaft”, „Ernährung“ oder „Kinder und Prävention gegen Gewalt“ informiert. Die neuen Kenntnisse bringen im Familienleben neue Perspektive ein. Es wird ressourcenorientiert mit Familien gearbeitet und elterliche Kompetenzen gestärkt.
  • Am samo.faPlus Leipzig: Durch das Projekt “Frauen im Sport” wurden mehr als 80 geflüchtete Frauen* erreicht. Wichtig bei diesem Vorhaben war es, dass die geflüchteten Frauen* selbst die Aktivitäten planen und organisieren. Mehrere Treffen fanden im Rahmen des samo.fa Projekt im Voraus statt, um Ideen und Anregungen zu sammeln. Aus diesen Treffen ist das Projekt “Frauen im Sport” entstanden. Ein Kreis von 10 Frauen* unter der Leitung von Sumaia Darra, eine Ehrenamtliche aus Syrien, bildet sich. Der größte Teil der Teilnehmerinnen* kommt aus Syrien. Aus religiösen Gründen ist es für sie in Deutschland nicht möglich, alle ihre gewünschten Aktivitäten zu realisieren. Für bestimmte Freizeitaktivitäten, die zu Spaß und Entspannung dienen, sind geschützte Räume wichtig. Es existiert ein sehr großer Bedarf bei geflüchteten Frauen*, solche Räume zu finden. Deshalb waren bei dem Treffen zum Schwimmen die Plätze schnellstens belegt. Mehrere Gruppen wurden dann gebildet, um für alle interessierten Frauen* die Teilnahme zu ermöglichen. Neben der Gruppe der syrischen Frauen* hat sich eine Gruppe von Frauen* aus weiteren Ländern gebildet (vor allem aus Afghanistan). Es fanden drei Treffen im Büro der Eisenbahnstraße 66, 04315 Leipzig statt, wo sechs Frauen teilnahmen. Sie unterhielten sich über ihre Anregungen: u.a. Fehlende Kitaplätze, das Üben der deutschen Sprache, Unterstützung bei Ärztinnenterminen, das Suchen von Patinnen*, etc. Es wurden den Frauen* Projekte wie “Südcafé”, “Start with a Friend”, das Patenschaftsprogramm der Johanniter Akademie, etc. vorgestellt. Während der Treffen konnten die weiblichen Aktiven Erfahrung in der Durchführung eines Projektes sammeln und sich an der Lösungssuche und -finden für fehlende Angebote beteiligen.Mehr dazu hier: “Stimmenspektrum in der Geflüchtetenarbeit I”.
  • samo.faPlus Stralsund: Um auf lokale Themen überregional aufmerksam zu machen und einen Fachaustausch zu ermöglichen, initiierte Tutmonde e.V. eine neue Arbeitsgruppe Migrant*innen/Geflüchtete im Landesfrauenrat MV. Eine weitere Arbeitsgruppe mit verschiedenen regionalen wie überregionalen Institutionen und Verwaltungen, die die Situation von Frauen* mit Flucht- und Migrationsgeschichte in MV beleuchtet ist beim Land MV angesiedelt – ebenso auf Initiative von Tutmonde e.V.
  • samo.faPlus Stralsund: Geflüchtete Ehrenamtliche, die sich als Multiplikatorinnen* im Bereich von Gewalt und Unterdrückung gegen Frauen* engagieren, werden empowert. Das Thema Gewalt ist generell ein wichtiges Thema und hat sich unter Corona-Bedingungen verschärft. Umso wichtiger war und ist es für Tutmonde e.V., Multiplikatorinnen* darin auszubilden, zu informieren und zu schulen, welche Unterstützungsmöglichkeiten es für von Gewalt betroffene Frauen* hier vor Ort gibt. Hierzu wurden erfolgreich zwei Maßnahmen durchgeführt. Eine Informationsveranstaltung mit Expertinnen zu Frühe Hilfen und des Frauenschutzhauses, die selbst als Teil der Regelstrukturen über andere hilfreiche Zugänge und Beratungsstellen berichteten sowie das Recht über die eigene Unversehrtheit (Stichwort Gewalt gegen Frauen*) vermittelten, wurde durchgeführt. Dieser Termin konnte zwischen zwei Corona-Wellen durchgeführt werden, sodass ein persönlicher Kontakt, die eine Offenheit der Teilnehmerinnen begünstigte, hergestellt wurde. Anschließend daran konnten die Teilnehmerinnen an einem Selbstbehauptungskurs teilnehmen, der ihnen ermöglichte, die Techniken selbst zu Hause zu praktizieren. Die Multiplikatorinnen sind das Bindeglied zwischen Geflüchteten und Hilfen vor Ort und damit unverzichtbare Brückenbauerinnen und Frühwarner*innen. Das Selbstbehauptungstraining ist auf positive Resonanz gestoßen und die Frauen* haben sich sehr empowert gefühlt und gewünscht, weiter daran zu arbeiten.
  • Aus der Praxis – für die Praxis „Qualifizierung für Ehrenamtliche Frauen* zu Gesundheitslotsinnen*“. Das Projekt samo.faPlus Halle und Projekt MUT-Macherinnen von DaMigra e.V. qualifizierten und bildeten Ehrenamtliche Frauen* zu Themen „Gesundheit & Soziales aktuell in Deutschland“ fort. Dieses Thema wurde ausgewählt, da es für die Ehrenamtlichen immer wichtiger wird, sich als Gesundheitslotsinnen* für die Begleitung in Gesundheitswesen dauerhaft schonend einzusetzen. Ungefähr 33 Teilnehmende nahmen an der Modul-Nachhaltigkeit in Ehrenamt, Professionalisierung von geflüchteten Frauen* und Migrantinnen* im Rahmen des Qualifizierung für Ehrenamtlichen Frauen* und Männer zu Gesundheitslots*innen, teil.
  • samo.faPlus Potsdam bildet in Kooperation mit Refugees Radio Potsdam lokale Reporter*innen aus. Viele Geflüchtete, die in den Gemeinschaftsunterkünften leben, fühlen sich allein und isoliert und viele von ihnen suchen die Verbindung zur Welt außerhalb der Gemeinschaftsunterkünfte. Die meisten Ehrenamtlichen, die mit der Qualifizierung „Lokale Reporter*innen“ begannen, hatten keine Erfahrung mit Interviews und Rundfunk. Sie zeigen jedoch großes Interesse an einer Teilnahme. In fünf Modulen konnten die Initiator*innen des Projekts einige Geflüchteten als lokale Radioreporter*innen ausbilden. Dies war eine Reaktion auf die Anfragen einiger Ehrenamtlichen, die die Lager regelmäßig besuchen. Unter den 15 lokalen Radioreporter*innen, die ausgebildet worden sind, waren neun junge Frauen*, die sehr aktiv in den Gemeinschaftsunterkünften sind.Mehr dazu hier: “Stimmenspektrum in der Geflüchtetenarbeit I”.

Stimmenspektrum in der Geflüchtetenarbeit, Teil I

samo.faPlus Potsdam bildet in Kooperation mit Refugees Radio Potsdam lokale Reporter*innen aus. Angst vor Sanktionen und weiterer Diskriminierung hält viele Geflüchtete davon ab, sich zu Diskriminierungsfällen zu äußern. Die Notwendigkeit, dass die Geflüchteten und die Ehrenamtlichen angehört werden müssen, und schließlich, dass die Aktivitäten der Migrant*innenorganisationen in Potsdam veröffentlicht werden müssen, waren die Hauptziele, die uns zu diesem Projekt inspiriert haben.

Zu Zielgruppen und Mutmacher*innen

Viele Geflüchtete, die in den Gemeinschaftsunterkünften leben, fühlen sich allein und isoliert und viele von ihnen suchen die Verbindung zur Welt außerhalb der Gemeinschaftsunterkünfte. Die meisten Ehrenamtlichen, die mit der Qualifizierung „Lokale Reporterinnen“ begannen, hatten keine Erfahrung mit Interviews und Rundfunk. Sie zeigen jedoch großes Interesse an einer Teilnahme. In fünf Modulen konnten die Initiator*innen des Projekts einige Geflüchteten als lokale Radioreporter*innen ausbilden. Dies war eine Reaktion auf die Anfragen einiger Ehrenamtlichen, die die Lager regelmäßig besuchen. Unter den 15 lokalen Radioreporter*innen, die ausgebildet worden sind, waren 9 junge Frauen*, die sehr aktiv in den Gemeinschaftsunterkünften sind.

Die Ehrenamtlichen sind bereits programmatisch darauf ausgerichtet, sich mit anderen Migrant*inneninitiativen im Community Radio zu verbinden, die regional im Rahmen des Migrant Organizations Network (NeMiB e.V.) mit seinem Büro bei VENROB in der Tuchmacherstrasse 49 in Babelsberg arbeiten. NeMiB e.V. entwickelt brandenburgisch eigene Workshopangebote, die im Radio als Information aufgegriffen werden und von samo.fa Zielgruppen für interaktive Integrationsarbeit genutzt werden. Es geht darum, den an die Geflüchtetenarbeit Beteiligten und engagierten Menschen eine eigene laute öffentliche Stimme der Vielfalt zu geben und gegen eine zu oft nur geringe Medienberichterstattung zu wirken.

Der erfolgreiche Selbsthilfeansatz wurde ausgezeichnet mit dem Integrationspreis 2019 des Landes Brandenburg und kann im Licht der hier skizzierten Schritte verbessert und methodisch ausgebaut werden für eine solidarische Zusammenarbeit der Potsdamer Gruppen und Initiativen in der Integrationsarbeit. Er kann später sich erweitern als Qualitätsangebot an die Landschaft der Betreiber*innen von Heimen und einschlägigen Diensten, die einen erheblichen Verbesserungsbedarf ihrer Kommunikationsformen und -wege haben.

Dieser bürger*innenjournalistische Ansatz gibt allen Betroffenen eine gute Möglichkeit auf Augenhöhe zu kommunizieren und damit konstruktiv einen Perspektivwechsel zu begleiten. Beim Refugee-Radio-Potsdam geht es um aktive öffentliche Teilhabe. In diesem Community- Media-Ansatz liegt ein weiteres Potential: Er bringt bürgerschaftlich Hilfe zur Selbsthilfe in Brandenburg. Neben der Nutzung dieser Radiosendungen, um Geflüchtete Informationen über verschiedene Angebote zu liefern, ermöglichen die Radiosendungen den Informationsaustausch unter den Geflüchteten selbst.

Die aktive Rolle, die die meisten der lokalen Reporter*innen bei der Verbreitung von Informationen in den Gemeinschaftsunterkünften spielen, motivierte mehr Geflüchtete, Interesse an Partizipation zu zeigen. Viele von ihnen schlossen sich immer noch der Gruppe der lokalen Reporter*innen an. Einige der ausgebildeten Geflüchteten konnten Radiointerviews sowohl mit ihren Freund*innen in den Gemeinschaftsunterkünften als auch mit Vertreter*innen von Migrant*innenorganisationen durchführen. Es ist den lokalen Reporter*innen auch möglich, während unserer Live-Übertragungen einen Dialog sowohl mit der Integrationsbeauftragten der Stadt Potsdam als auch mit der Landesintegrationsbeauftragten des Landes Brandenburg zu führen. Die Teilnahme von Geflüchteten als lokale Radioreporter*innen ermutigt Geflüchtete, ein Interesse am Informationsaustausch und am Sprechen über ihre täglichen Erfahrungen zu entwickeln.

Ein besonders Highlight ist “Ladies Voices“: “Ladies Voices – Geflüchtete Frauen gehen on air im Radio“ und berichten als Bürger*innenjournalistinnen von ihrer Integrationsarbeit als neue Nachbarinnen in Potsdam. Dabei spielt die Frage „Wo liegt das menschliche Kapital einer Gemeinde?“ eine zentrale Rolle.

Ein Sprichwort sagt: “Wenn du eine Frau bildest, förderst Du ein ganzes Dorf!

samo.faPlus Potsdam unterstützt in einem doppelt gemischten Team die Arbeit der weiblichen Geflüchteten, indem Frauen eine öffentliche Stimme haben und sie als Bürger*innenjournalistinnen ausgebildet werden. Sie berichten im Refugee Radio Potsdam selbst über ihr soziales und interkulturelles Engagement in den Gemeinschaftsunterkünften und Kiezen als neue Nachbar*innen in der Landeshauptstadt. Die aktive Teilnahme befähigt Frauen, ihre Stimmen zu erheben, ihre aktive Integrationsarbeit in der Gemeinschaft zu würdigen, ihre demokratische Medienkompetenz zu entwickeln und freie Formen journalistischer Arbeit sowie Medienqualifizierung mit monatlichen Workshops zu eröffnen.

Das Projekt fördert die professionelle Emanzipation im Team, indem Beteiligte sich im lokalen Umfeld vernetzt, Unterstützung erhalten und ihre Unterstützer*innen im Netzwerkkontext von Migrant*innenorganisationen und unter engagierten Deutschen Potsdam stärken.

 

 

 

 

 

„Kultur Potsdam“, eine Willkommen-Initiative aus Potsdam, ist eins der vielen guten Beispiele für die Verbindung, die das Radio zu den Geflüchteten brachte. Dies ist eine Organisation, die es Geflüchteten und Einwohner*innen ermöglicht, sich frei zu treffen. Unser Interview mit dem Projektkoordinator von „Kultur Potsdam“ ermöglichte es einigen Geflüchteten, das Projekt „Kultur Potsdam“ kennenzulernen. Ein Radio Interview-Partner in einer Potsdamer Schule bringt Geflüchtete und Schüler*innen in Verbindung.

Stimmenspektrum in der Geflüchtetenarbeit, Teil II

samo.faPlus Leipzig unterstützt “Frauen im Sport” Ehrenamtliche: Sumaia Darra samo.fa Koordinatorin: Marisa Sanchez in Kooperation mit MEPa e.V. und der Deutsch-Spanischen Freundschaft e.V.

Zielgruppe Bewegen und verbinden. Das Projekt “Frauen im Sport”erreichte mehr als 80 geflüchtete Frauen wobei eine wichtige Grundidee des Projektes war, den geflüchteten Frauen die Autonomie zulassen selbst die Aktivitäten zu planen und zu organisieren. Als Vorbereitung fanden mehrere Treffen im Rahmen des samo.fa Projektes statt, um Gedanken auszutauschen, Ideen und Anregungen zu sammeln. Aus diesen Dialogen entstand das Projekt “Frauen im Sport”.

 

 

 

 

 

 

Umsetzung/Zielerreichung

Der nächste, praktische Schritt war es sichere Räume und eine geschützte Atmosphäre zu schaffen, wo sich die Frauen durch Sportaktivitäten entspannen konnten. Die Kinderbetreuung war für Frauen mit Kleinkindern essenziell, denn nur so konnten sie auch Teil haben. Als ein Kollektiv sowie auch als Individuen, fühlten sich die Frauen anerkannt und konnten sich weiter den Lösungen ihrer aktuellen Probleme widmen, die aufgrund der kulturellen und religiösen Unterschiede in das alltägliche Leben der geflüchteten Frauen in Deutschland auftreten. Die Aktivitäten boten Orte und Wege auf denen sich die Frauen kennenlernen konnten, neue Erfahrungen sammelten und sich dadurch stärkten, sich ‚empowerten‘. Im Laufe des Projektes haben sich weitere Frauen gemeldet, um Aufgaben zu übernehmen und sich aktiv in der Durchführung des Projektes zu beteiligen. Sie wünschen sich, weiter an diesen Aktivitäten teilzu-nehmen und sind bereit, sich dafür weiterhin zu organisieren. Selbst geflüchtet zu sein hat den Referentinnen dabei geholfen ihre Kenntnisse und Fähigkeiten an die Teilnehmerinnen vertraut und selbstbewusst weiterzugeben. Dadurch haben sie eine wichtige Arbeit in der Entwicklung des Projektes geleistet. Die Frauen meinten, es sei sehr wichtig sich nützlich zu fühlen, um die richtigen Bedingungen zu schaffen für eine gute Integration in ein Projekt und/oder Gesellschaft. Im Rahmen der Aktivitäten haben sich die Teilnehmerinnen über ihre Anregungen ausgetauscht und Infor-mationen über Hilfsangebote bekommen. So kamen zu den Sprechstunden des Pro-jektes Infostelle der Deutsch Spanischen Freundschaft e.V. Teilnehmende, die Unter-stützung bei Amtsbriefen und Formularen suchten. Die interkulturellen Veranstaltun-gen und weitere Angebote der Netzwerkpartner*innen sowie die online-Plattform “Afeefa” wurden zwischen den Teilnehmerinnen bekannt gemacht.

Öffentlichkeitsarbeit

Eine WhatsApp Gruppe, die im Laufe der Aktivitäten von 30 zu 118 Mitglieder angewachsen ist, diente und tut weiterhin so nachhaltig als Kommunikationskanal zwischen den Frauen zusammen mit der Mundpropaganda. Die Facebook-Seite von Infostelle Arabisch und die online-Plattform “Afeefa” wurden benutzt, um neue Interessentinnen zu gewinnen. Das war der Fall der Basketball-Treffen, wo genug Plätze zur Verfü-gung standen, im Vergleich zu den Schwimmangeboten. Bei Facebook wurden eini-ge Berichte über die Aktivitäten des Projektes “Frauen im Sport” von mehr als 1000 Personen beobachtet.

Berichte im Facebook von der Infostelle Arabisch

Kurzbiografie: Sumaia Darra ist seit 3,5 Jahren Studierende an der Leipziger Universität. Sie hat im samo.fa Leipzig aktiv engagiert und übernimmt verschiedene organisatorische Aufgaben.

Basketball

20 Frauen haben sich für den Kurs angemeldet. Sie waren begeistert, über die Möglichkeit Basketball ohne Kopftuch zu spielen, da für sie die passenden Räume dafür zu finden, sonst eine große Herausforderung ist. Es wurden zehn Treffen statt zwölf durchgeführt. Aufgrund der Feiertage war die Sporthalle zwei Tage zu. Nicht alle Frauen sind regelmäßig gekommen, die Teilnahme an den Angeboten war freiwillig. Die Treffen wurden aber regelmäßig von 12 Teilnehmerinnen besucht. Die Termine fanden wöchentlich in der Sporthalle Immanuel-Kant-Gymnasium in der Südvorstadt statt. Das erste Treffen fand am 15.08.2019 und das letzte am 24.10.2019 statt. “In diesen Kursen ging es hauptsächlich darum, wie man in Deutschland gesund lebt. Da Sport von den Frauen im Osten nur selten betrieben wird, haben wir hier im Westen als Frauen viele neue Erfahrungen.”

Schwimmen

Es wurden zwei Ausflüge zum Schwimmbad im Westbad Leipzig am 11.08. und 03.11.2019 durchgeführt. Vier Gruppen konnten insgesamt teilnehmen da eine Gruppe aus 15 bis maximal 18 Personen bestehen kann. Diese Aktivität war bei den Frauen am beliebtesten. Das Westbad bietet ein geschlossenes Schwimmbad an, klein, aber gemütlich. Da die Aktivität nur ohne Kinder stattfinden darf, konnten sich die Frauen richtig entspannen. Für einige wurde dies eine Gelegenheit, um sich wieder an das Wasser zu gewöhnen und die positiven Seiten ihres blauen Gemütes. Denn während der Flucht stellte das offene Wasser eine gewaltige Gefahr dar.

Handarbeit

In der Eisenbahnstraße 66, 04315 Leipzig befindet sich das Büro der Deutsch-Spanischen Freundschaft. Hier wurden wöchentlich vom 06.09. bis 01.11.2019 neun Termine durchgeführt wo in kurzer Zeit die Teilnehmerinnen verschiedene Techniken des Wollstrickens und die Grundlagen der Herstellung von Mützen und Matten für Kinder lernten. Diese Kenntnisse können später auch als Einnahmequelle genutzt werden. Das letzte Treffen, am 04.12.2019, war innerhalb eines Henna Workshops. Die Teilnehmerinnen sagten: “In dem Kurs für Handgemachtes lernten wir uns richtig kennen. Die regelmäßigen Treffen dienten uns nicht nur dazu, etwas Neues zu erfahren, sondern auch, neue Kontakte zu machen und uns über den Alltag auszutauschen”. 12 Frauen haben an dem Kurs für Handgemachtes teilgenommen.


Bootsrundfahrt in Leipzig am 10.10.2019

Der Zeitpunkt der Tour, direkt vor dem Wochenende und am Anfang des Herbstes, war gut geplant und organisiert. Das Wetter war sehr angenehm, die Fahrt dauerte 90 Minuten, sie startete und endete im Bootshaus am Klingerweg. Der Kapitän erzählte über die Geschichte der Wasserwege und der sehenswerten Bauten der Innenstadt Leipzig. Die Frauen erhielten Informationen zu den Biografien berühmter Leipziger Architekten und Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Dr. Karl Heine. Der Inhalt wurde auf Arabisch übersetzt. Während des Ausflugs konnten verschiedene Wasseraktivitäten beobachtet werden. Man kann sich z.B. Ruder-, Paddelboote oder Fahrradrikschas für bis zu sechs Personen ausleihen oder einfach per Fuß um den See spazieren. Stadtteile wie u.a. Kleinzschocher, Markkleeberg, Plagwitz und Lindenau wurden besucht.

Chancengleichheit und soziale Teilhabe der geflüchteten Frauen in Leipzig stehen im Projekt “Frauen im Sport” im Mittelpunkt. Die Zunahme der Anzahl der Interessierten, die die Berichte und Bilder des Projektes durch Facebook folgen zeigen, dass die Aktivitäten in den Interessen des größten Teils der Community liegen. Nach der schwierigen Phase des Ankommens suchen die Frauen aktiv ihren Platz in der Gesellschaft.

Vernetzung

Die Aktivitäten ermöglichten eine breitere Vernetzung der Frauen untereinander und mit den sozialen Einrichtungen. Darüber hinaus haben sich einige Frauen aus dem Projekt “Frauen im Sport” anderen Projekten des Netzwerks angeschlossen ( z.B. bei der Infostelle).

Hinweis (Datenschutz): Mehrere Frauen wollten nicht fotografiert werden.

Steckbriefe

Steckbrief über Refugee Radio Potsdam

Das Refugee Radio Potsdam Projekt fördert die Teilnahme von Vertreter*innen von Organisationen, die unterschiedlich Geflüchtete in den Bereichen Weiterbildung, Arbeit, Unterkunft, Deutschkurse und Integration unterstützen, und Informationen anbieten, um aufklärerisch an die Mitwirkung an denRadiosendungen zu appellieren. Vertreter*innen der migrantischen Organisationen stellen ihre Angebote während der Sendungenvom Refugee Radio Potsdam vor. Das Projekt "Refugee-Radio" integriert sich als Community Radio Redaktion im Freien Radio des Jugendkulturzentrums Freiland Potsdam. Geflüchtete machen für Geflüchtete regelmäßig informatives und nicht kommerzielles Lokalradio, an jedem 3. SendeMontag im Monat abends im Schwerpunkt ab 19 Uhr zu hören. Es ist eine Hilfe zur Selbsthilfe durch emanzipatorische Kommunikation und durch praktische Beratung. Das Refugee Radio sendet auf UKW 90,7 in Potsdam und 88,4 in Berlin, Stream auf frrapo.de, und ist eingebettet in das regional integrierte Wochenprogramm vom Verbund des Freien Radios in Berlin und Brandenburg, sowie im Refugee Radio Netzwerk.

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