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Bericht zum Bundesnetzwerktreffen im April: Die samo.fa-toolbox

By 13. May 2022

Am 26.04. fand das vierte samo.fa-Bundesnetzwerktreffen des Jahres digital statt. Das Treffen widmete sich einem Check-up zur aktuellen Arbeit vor Ort. Berücksichtigt wurden die Schwerpunkte a) „erworbene Kompetenzen“, b) „Phasen des Ankommens“ und c) „Alleinstellungsmerkmale zur kommenden Geflüchtetenarbeit“. Ein wichtiges Anliegen der Veranstaltung war es, prozesshaft eine Art samo.fa-toolbox mit den über die Zeit erworbenen nutzbaren Werkzeugen bzw. Kompetenzen zu bilden. Dies hilft uns zur Lösung der jetzigen und kommenden Aufgaben.

Im Rahmen der ersten Gesprächsrunde wurden die Themen Alleinstellungsmerkmale, Aktivitäten und Zielgruppen vor Februar 2022 diskutiert. Dies beinhaltete was vor der Ukraine Krise im Projekt gemacht wurde inkl. die Arbeit unter der Pandemie. Wichtige Wissens- und Erfahrungsgewinne zeigten ein sehr heterogenes Anhäufen von Formaten und Kompetenzen, konkreten Maßnahmen und spezialisierten Aktivitäten in Zuge der letzten Jahre z.B.: Begegnungsräume in Münster; Anti-Rassismus und Resilienz für Betroffene, Gesundheit, Arbeit mit Jugendlichen und Qualifizierung von ehrenamtlichen Aktiven als Multiplikator:innen in Fulda; oder Göttingen mit Angeboten für Kindern, Jugendlichen und Familien, Adressierung von migrantischen Communities in ländlichen Räumen und Veranstaltungsmanagement sowie einer sehr intensiven Arbeit mit Stadt, EA, Netzwerken und Schulen.

Seinerseits präsentiert Bielefeld wichtige Erfahrungen und Expertisen in der Zusammenarbeit und Professionalisierung von EA. Leipzig fördert seit Jahren Antidiskriminierungsprozesse, Elternunterstützung aber auch Aufklärung im Gesundheitsbereich im Rahmen der Pandemie. Weitere Aufgabenbereiche und Stärken in der großen Runde waren die Maßnahmen bezüglich Empowerments, Kultur, Kunst, Freizeitgestaltung, Sport, Bewegung und Gymnastik sowie angebotene Räume und Kurse zur Mehrsprachigkeit. Alles in allem hat sich über die Jahre eine sehr solide Vertrauensebene von MO und EA mit Migrationsgeschichte über samo.fa in der Geflüchtetenarbeit herauskristallisiert. Große Kritik wurde in der Gruppe geäußert, denn die Gelder zur Migration, Integration und Teilhabe erreichen immer noch fast nur die traditionellen Player, was die Chancen zur Weiterentwicklung von MO erheblich beeinträchtigt.

Dem Thema Ukraine widmete sich eine weitere Gesprächsrunde. Münster betonte die aktuelle Arbeit mit afrikanischen Geflüchteten zur Bekämpfung der Ungleichbehandlung verschiedenen Gruppen von Schutzsuchenden. In dieser Richtung hob auch Leipzig die Unterstützung von anderen Drittstaatenangehörigen hervor, sowie die Relevanz von Kulturbeiträge zum Willkommenheißen der Neuzugewanderten. In Bielefeld finden regionale Kontakte und eine regelmäßige Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Behörden zur Erleichterung des Ankommens. Dort bekommen auch Geflüchtete mit Behinderung Unterstützung von mehrsprachigen EA im Bereich Kunst (Musik) und Übersetzung. Kritisch wurde darauf hingewiesen, dass es trotz freien Bildungsplätze noch Ungleichheiten zu vielen Schüler_innen zu sehen sind, die keinen Zugang zum Bildungswesen erhalten haben.

Als positiv wurden die vielen Angebote für EA und Geflüchtete sowie die effiziente Organisationsmodelle im Alltag von ukrainischen Frauen in Freiburg genannt. Die guten Erfahrungen im samo.fa-Netzwerk sind von höher Bedeutung und als großer Vorteil gesehen zur Bewältigung der heutigen angespannten Lage. In dieser Hinsicht ergeben sich perfektionierte Vermittlungsformen des Zusammenspiels von MO und EA. Es besteht allerdings Bedarf an Kontinuität und Intensivierung der Angebote für BIPoC sowie Förderung der Mehrsprachigkeit. Interkulturelle Demos und Benefizkonzerte haben in allen Fällen eine positive Wirkung vorangetrieben.

Zu den Phasen des Ankommens und zum Lernprozess in Zusammenhang mit samo.fa machte Dr. Wilfried Kruse darauf Aufmerksam, dass Gelassenheit zusammen mit Erfahrung, Erkenntnis und Pragmatismus als unentbehrliche Tools zum Meistern der Herausforderungen im Alltag zu sehen ist. Dies ermöglich die Beantwortung eine wesentliche Frage: Wie soll unsere Einwanderungsgesellschaft mit alten und neuen Geflüchteten umgehen? Die Kommunen sind in der Tat immer noch nicht gut vorbereitet. Die Probleme (z.B. Diskriminierung) wiederholen sich auch unter der Ukraine-Krise. MO und ihre Aktiven wissen, wie man damit umgehen soll. Was uns macht, ist die solide Erfahrung in den unterschiedlichen komplexen Phasen des Ankommens (nicht exklusiv in der Grundversorgung) und da werden wir uns einsetzen z.B. bei: Zukunftsplanung, Integration in der Gesellschaft, Arbeitsmarkt, Bildungsperspektive, Frauen, Kindern und Jugendlichen oder aktiver Teilhabe (siehe hier die samo.fa-Broschüre “Fünf Jahre Unterstützung von Menschen mit Fluchtgeschichte durch Aktive aus Migrant*innenorganisationen”). Die aktuelle Lage wird also pragmatisch bewältigt und die kommenden Schritte im Voraus präventiv aufgegriffen unter dem Motto „Weg von Dringlichkeit und Beschäftigung mit Prävention“.

Die Abschlussdiskussion beschäftigte sich mit der Frage, ob die Standorte neue Kompetenzen hinsichtlich der Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine entwickelt haben. Für manche Standorte bleiben die schon bekannten Aufgaben, für andere verstärken sich die bereits entwickelten Kompetenzen. Die Komposition der Zielgruppe ändert sich und entsprechend auch bestimmte Bedarfe. Menschlichkeit muss allerdings als führende Leuchtturm für die Arbeit zementiert werden. Angesichts der Politik gibt es Enttäuschung wegen des Mangels an Gleichbehandlung von verschiedenen geflüchteten Gruppen. Letztendlich wäre unser Werkzeugkasten (toolbox) wie ein Fluss bzw. ein Weg, so meint Luis Mazuze aus Dresden. Den haben wir bisher gut benutzt. Dessen Inhalt hilft uns, um die neuen Herausforderungen zu bewältigen und wir können das jedes Mal besser machen. Reflektion ist ein grundlegendes Werkzeug, um diesen Weg weiter durchzulaufen. Das von uns akquirierte Wissen über durchgeführte Bedarfsanalysen müssen wir weitergeben, denn Transfer ist auch eine Pflicht im Rahmen der Zusammenarbeit mit anderen Playern der Teilhabearbeit sowie der Nachhaltigkeit des Projektes.

 

AO, 10.05.22

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