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Aktuelles

Unterstützungsleistungen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine

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Seit dem 01. Juli 2022 hat der Bundesverband NeMO eine Aufstockung im Rahmen des Projekts samo.fa erhalten. Wir freuen uns sehr darauf, neue Mittel, Maßnahmen und Impulse zur Stärkung der Willkommenskultur für Menschen aus der Ukraine auf die Beine zu stellen.

Sechs Monate nach dem Anfang des Angriffskrieges in der Ukraine sind sowohl stabile als auch wechselnde Bedarfe von geflüchteten Menschen in den unterschiedlichen samo.fa Standorten zu beobachten: Der Prozess des Ankommens und der Teilhabe der Geflüchteten vor Ort ist langwierig und anspruchsvoll. Ein gutes Bildungsniveau, eine entwickelte Organisationskultur und eine verankerte Tradition der Selbständigkeit bieten einigen Fliehenden aus der Ukraine gute Chancen und Zugänge zu diversen Dienstleistungen und sozialen Räumen der Einwanderungsgesellschaft Deutschlands. Zahlreiche „Baustellen“ des Ankommens bleiben allerdings immer noch offen: Wohnen, Arbeit, Gesundheit, (Aus-)Bildung, Freizeit, Kultur, Sport, selbst gesellschaftliche Partizipation. Diese Handlungsbereiche benötigen eine systematische Adressierung von Hilfsorganisationen und hierbei leisten Migrant*innenorganisationen (MO) mit ihrem Erfahrungswert und ihren Alleinstellungsmerkmalen einen unverzichtbaren Beitrag zur lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit. Wegen eines engen und nahen Kontakts zu den Geflüchteten und weiteren migrantischen Communities konnten die samo.fa Standorte, deren hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeitende die neuen Geflüchteten seit dem ersten Tag des Ankommens begleiten und unterstützen. Die Bedarfe und Bedürfnisse der Schutzbedürftigen konnten aus erster Hand verfolgt und passgenaue Lösungen auf die Beine gestellt werden. Auf der Basis der niedrigschwelligen Begleitung und eines lokal-partizipativen Handlungsansatzes ist es im samo.fa Projekt möglich, aktuelle akute Bedarfe der Zielgruppe und jeweilige Unterstützungsaufgaben hervorzuheben.

Den ganzen Bericht lesen.  

Lokale Dialogkonferenzen 2022

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Die lokalen Dialogkonferenzen in den samo.fa-Standorten stellen in diesem Jahr das Thema „Erneut Flucht und Vertreibung. Über die Unverzichtbarkeit lokaler Geflüchtetenarbeit“ in den Fokus. Vertreter*innen aus der Kommunalverwaltung, dem Stadtrat und Akteur*innen der Geflüchtetenarbeit und ehrenamtlich Aktive sowie Geflüchtete selbst diskutieren mit Migrant*innenorganisationen (kurz MO) über ihre Rolle und die Zusammenarbeit in Hinblick auf aktuelle Herausforderungen wie den Krieg in der Ukraine und die daraus entstandene Situation für Geflüchtete, die nach Deutschland gekommen sind und kommen werden. Wie können Verwaltung und MO ihre Arbeit in der Kommune weiter verzahnen und wie geht die strukturelle Arbeit mit Geflüchteten auch nach 2022 weiter? Dies und mehr wollen die Dialogkonferenzen auf lokaler Ebene diskutieren!

Unter anderem fanden und finden die Konferenzen an diesen Standorten statt. Weitere Infos und Berichte folgen!

03.06.2022: Freiburg

10.06.2022: Bochum

10.06.2022: Münster

13.06.2022: Dortmund

16.06.2022: Halle (Saale)

20.06.2022: Lübeck

23.06.2022: Hannover

24.06.2022: Potsdam

29.06.2022: Mönchengladbach

15.07.2022 München

22.07.2022 Reutlingen

27.07.2022 Augsburg

16.08.2022: Bielefeld

09.09.2022: Berlin

13.09.2022: Stralsund

16.09.2022: Fulda

21.09.2022 Göttingen

22.09.2022 Willich

23.09.2022 Nürnberg

29.09.2022 Köln

30.09.2022: Düsseldorf

06.10.2022 Stuttgart

06.10.2022: Dresden

05.11.2022 Saarbrücken

Leipzig

 

25.11.2022: Bundesdialogkonferenz in Berlin

Eindrücke aus den bisher gelaufenen Dialogkonferenzen 2022.

25 lokale Dialogkonferenzen, eine Bundesdialogkonferenz: work in progress

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Broschüre: Fünf Jahre Unterstützung von Menschen mit Fluchtgeschichte durch Aktive aus Migrant*innenorganisationen

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Wo wir heute stehen. Ein kurzer Rückblick und Ausblick

Was erreicht wurde.

2015: Das war das Jahr, indem sehr viele Menschen auf der Flucht hier Schutz suchten. Deutschland erlebte einen „Sommer des Willkommens“. In diesem Zusammenhang entstand u.a. – gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration – das Projekt samo.fa = Stärkung von Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit. Der Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen (BV NeMO) ist verantwortlicher Träger des Projekts.

Die Besonderheit: Aus der Mitte von Migrant*innenorganisationen sind Menschen aktiv,die aufgrund ihrer eigenen Geschichte und auch ihrer besonderen Kompetenzen in der Lage sind, die Bedarfe und Bedürfnisse der Geflüchteten zu verstehen und vertrauens volle Beziehungen aufzubauen.

Samo.fa: An über 30 Standorten in ganz Deutschland.

Was Leserinnen und Leser in dieser Broschüre erwartet:

5…Wie starten? Es entwickelt sich: die „samo.fa-Methode“
7…Im Zentrum: Was die Geflüchteten brauchen
8…Ankommen: ein langer und schwieriger Weg
10…Und dann: die Corona-Krise…
11…Zusammenarbeit „vor Ort“: Verantwortungsgemeinschaften und Netzwerke
12…Eine sichtbare Rolle in der Stadtgesellschaft: die Städte sind anders geworden
14…Die Arbeit mit Geflüchteten: auch ein Impuls für die Migrant*innenorganisationen selbst
15…Zahlenwerk: Reichweite des Projektes
16…Was erreicht wurde
17…Auch nach 2021: das Ankommen begleiten

Hier die ganze Broschüre als pdf-Dokument downloaden.

Geflüchtet aus der Ukraine: Informationsportale, auch zu Corona, auch in ukrainischer Sprache

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Welche Aufenthaltsrechte gelten für wen? Muss eine Meldung erfolgen? Gibt es eine finanzielle Grundsicherung? Darf eine Arbeitstätigkeit aufgenommen werden? Wer ist zuständig? Wer hilft? Aber auch: Wenn ich helfen will, worauf muss ich achten? Was müssen meine Verwandten und Freunde aus der Ukraine bei der Einreise in die EU beachten? Was muss ich wissen? Und Vieles mehr: auf den Informationsportalen, die regelmäßig aktualisiert werden. Zum Beispiel:

Germany4Ukraine: Informationsportal des BMI

Ukrainische Flüchtlinge: Flucht & Asyl | Zahlen und Fakten – Mediendienst Integration

Handbook Germany: Deutschland von A bis Z

Netzwerk-IQ: Aufenthaltsrechtliche Fragen für Menschen aus der Ukraine in Deutschland

Ukraine FAQ

Informationen zur Corona-Schutzimpfung des Robert-Koch-Instituts

Informationen zur Masern-Impfung des Robert-Koch-Instituts

Gesammelte Informationsmaterialien zur Corona-Schutzimpfung in ukrainischer Sprache

Flucht aus der Ukraine. Momentaufnahmen aus den Standorten von samo.fa

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5. März 2022

Die samo.fa-Standorte sind da, wenn die Geflüchteten aus der Ukraine kommen. Hier eine erste Übersicht zum Stichtag 4. März 2022:

  • Es sind zuallererst diejenigen Standorte mit Trägern mit ukrainischem oder russischem Hintergrund oder mit wichtigen Personen, die einen solchen Hintergrund haben, bei denen sehr viele Informationen auflaufen und die von Menschen aus der Ukraine kontaktiert werden (z.B. Göttingen, Stralsund, Köln, Fulda…).

– Von diesen wird berichtet, dass es auf offiziellen Wegen bisher nur wenige Flüchtlinge gibt, aber in einer Reihe von Familien schon geflohene Verwandte angekommen sind oder sich angekündigt haben, z.B. in Göttingen oder Fulda.
– Bei diesen Standorten ist eine sehr direkte, persönliche Involviertheit und große, emotionale Betroffenheit zu beobachten: Verzweiflung, Wut… Der Angriff auf die Ukraine und seine Folgen für die Menschen wird als eine extreme Ausnahmesituation erlebt, mit der die „Hiesigen“ auch lernen müssen umzugehen.
– Allmählich werden Hilfen aufgebaut; es stehen dort mehr ehrenamtliche Aktive bereit als für die „normale“ samo.fa-Arbeit der letzten Monate.

Viele Standorte bereiten sich vor, vor allem jene, bei denen ein starker Zugang von
Geflüchteten erst in den nächsten Tagen und Wochen erwartet wird.

– Es gibt Bemühungen, den Pool der ehrenamtlich Aktiven gezielt mit Personen aufzustocken, z.B. in Dortmund, die auch sprachlich vermitteln können.
– Das gilt auch z.B. für Potsdam; dort wird die Zahl der Geflüchteten täglich größer, mittlerweile 100, oder für Nürnberg.
– Es wird geprüft, ob aus dem Kreis der gerade Angekommenen ehrenamtlich Aktive gewonnen werden können, denn viele der Geflüchteten wollen helfen. Dafür müssten spezielle Unterweisungen und Coaching angeboten werden.

Erste Unterstützungen laufen an. Hier lebende Menschen mit ukrainischem und russischem Hintergrund spielen dabei eine herausragende Rolle.

– Es werden primär Maßnahmen organisiert, durch die die Kinder aus den geflüchteten Familien psychisch aufgefangen, abgelenkt werden, ihren Eltern, bzw. vor allem den Frauen, wiederum Luft für Organisatorisches und zum Verarbeiten verschafft werden kann.
– Da die Familien mit Kindern aktuell noch die Hoffnung haben, bald wieder zurückkehren zu können, ist Beschulung im klassischen Sinne nicht der primäre Bedarf. Es geht also weniger um Deutschkurse, als um Lernaktivitäten in ukrainischer Sprache, wie sie z.B. in Reutlingen entwickelt und angeboten werden.
– Weiterleitung von wichtigen Informationen (auch Mehrsprachig – z.B. über Instagram), insbesondere auch rechtlicher Art, und Verweisung auf kommunale/zivilgesellschaftliche Unterstützungsstrukturen; auch Info-Material, das vom Leitungsteam an die Standorte versandt wurde.
– Eine Variante der Aufklärungsarbeit, z.B. in Stralsund, besteht in Podcasts, Schulungen und Material zur Vorgeschichte des Konflikts und zu laufenden Informationen über die Lage in der Ukraine.
– Es laufen erste direkte Beratungskontakte an, so. z.B. in Bielefeld mit Studierenden aus dem Iran, die nun aus der Ukraine geflüchtet sind. Dies Beispiel zeigt zugleich an, wie komplex die Anforderungen an Beratungen sein können.
– Dies gilt auch für die Unterstützung von Geflüchteten mit afrikanischem Hintergrund, um die
sich in Saarbrücken und Berlin gekümmert wird. Aus Potsdam wird berichtet, dass sich afrikanische Studierende, die aus der Ukraine geflohen sind, melden und dringend jedwede Unterstützung benötigen.
– Verweisberatung und Sekundärunterstützung, z.B. logistischer Art, durch erfahrene Träger spielt zunehmend eine wichtige Rolle, wie z.B. in Stuttgart und Augsburg.
– Übernachtungsmöglichkeiten werden geklärt und vorbereitet, z.B. in München. Dort, wo es große osteuropäische Migrant*innen-Communities gibt, wie z.B. in Düsseldorf, kommen laufend Geflüchtete an; bis zum Berichtstag waren es schon 500. 250 Plätze für die Erstaufnahme sind vorbereitet; das reicht aber nicht.
– Es finden Treffen zwischen Migrant*innen-Organisationen statt zur Eruierung von Zusammenarbeit und Abstimmung von Angeboten.
– Spendensammlungen werden initiiert, z.B. in München, Düsseldorf, Reutlingen, Stralsund

Kommunale Zusammenarbeit. Viele Kommunen bereiten Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen vor; viele zivilgesellschaftliche Akteure sind ebenfalls „am Start“. Abstimmung, Arbeitsteilung und Zusammenarbeit sind daher von besonderer Bedeutung.

– In Bochum z.B. hat die Stadt ein „Orga-Team“ und ein Initiativkreis gebildet. Die Koordinierung liegt bei der Ehrenamtsagentur. Der samo.fa-Träger ist aktiv beteiligt und schon Anlaufstelle für vielfältige Anfragen und Angebote, die übrigens auch in Hinblick auf Seriosität, Diskriminierungsfreiheit und Machbarkeit geprüft werden müssen.
– An allen Standorten sind mittlerweile Kontakte zu den kommunalen Stellen aufgenommen worden.
– Es ist leider immer noch keine Selbstverständlichkeit, dass die samo.fa-Expert*innen für Geflüchtetenarbeit in die kommunalen Krisenstäbe einbezogen werden.
– Oftmals sind auch die jüdischen Gemeinden erste Anlaufstelle; mit ihnen wird kooperiert, wie z.B. in Mönchengladbach.
– Schon jetzt wird z.T. Vorkehrung für längerfristige Aufenthalte getroffen, wie z.B. in Stralsund durch den Aufbau eines Gesundheitsnetzwerks.
– Als eine besondere Herausforderung wird gesehen, dass die Menschen, die kommen, in der Regel noch Verwandte und enge Freunde in der Ukraine haben und sich allergrößte Sorgen machen müssen. Das Trauma der eigenen Flucht und die psychologische Belastung durch die Sorge um die Zurückgebliebenen verstärken sich gegenseitig. Psychologische Hilfe und
Unterstützung wird dringend notwendig werden.

Aufklärung und Mobilisierung von Solidarität: das Wirken in Richtung auf die eigenen Vereine, die Öffentlichkeit und die lokale Politik gehört zu den „Standards“ der Geflüchtetenarbeit „vor Ort“.

– An nahezu allen Standorten, z.B. in Lübeck, Hannover, Freiburg, München, Münster, Dresden und Leipzig, gibt es Solidaritätsaktionen und Mobilisierung zur Unterstützung der ukrainischen Geflüchteten. Dabei kommen verschiedene Formate zum Einsatz, so z.B. Stellungnahme und Pressenmeldung (München), eine gemeinsame Erklärung von Migrant*innen-Organisationen (Lübeck), Radiokampagnen /-aktionen (Freiburg) und Instagram-Gruppen
– Dialogkonferenzen als eingespieltes Format zum Thema Flucht aus der Ukraine, z.B. in Stralsund

Die Krise mobilisiert Vorurteile und Diskriminierungen. Es besteht die Gefahr, dass sich Unterscheidungen in Geflüchtete, wie akzeptiert und solche, die weniger akzeptiert werden, verschärft.

– Bei den Standorten mit Bezügen zu hier schon lebenden Menschen mit Herkünften aus der Ukraine und aus Russland ist bislang nicht zu beobachten, dass sich Feindschaften entwickeln, eher gebe es gemeinsamen Kummer um den Umstand, Kriegsparteien zu sein. Man wünsche sich, so wird berichtet, eine deutliche Differenzierung zwischen Regierungen
und den Menschen dieser Länder, eine sachliche Herangehensweise und ein uneingeschränktes Bekenntnis zu Frieden.
– Berichtet wird von der Wahrnehmung, dass Geflüchtete aus der Ukraine in der Öffentlichkeit ein deutlich anderes „Image“ haben als andere Gruppen von Geflüchteten: sie werden als weiß, christlich, europäisch und gebildet gelesen.
– Aus Standorten mit einem starken Bezug zu Menschen z.B. aus afrikanischen Ländern werden die Meldungen über Diskriminierungen von Geflüchteten mit Drittstaatenpässen beim Eintritt in EU-Länder und auch bei Bahnfahrten in Deutschland mit Besorgnis registriert.
– Es ist keineswegs auszuschließen, dass Menschen mit russischem Hintergrund Zielscheibe von Alltagsdiskriminierungen werden. Es gibt Berichte aus erster Hand, dass die Kinder und Jugendlichen in der Schule von deutschen Lehrkräften gefragt werden, wie ihre Eltern politisch und zu Putin stehen.

Das Papier downloaden.

 

11. März 2022

Die Zahl der Geflüchteten wird von Tag zu Tag größer. Besonders gefordert sind nach wie vor diejenigen Standorte, deren Träger einen osteuropäischen Hintergrund haben. Dort, wie z.B. in Düsseldorf, geht der Bedarf an Unterbringung zeitweilig weit über das hinaus, was gerade zur Verfügung steht. Zugleich sind es auch diese Standorte, die aufgrund ihrer vielfältigen Beziehungen in die Ukraine – oder auch in die Nachbarländer der Ukraine, wie Polen – besonders beim Sammeln und Transport von Hilfsgütern engagiert sind. Eine Begleiterscheinung dieser katastrophalen Krise ist die Aktualisierung von Schuldzuschreibungen und Rassismen. Gerade die in samo.fa tätigen Verbünde mit ihrer herkunftsübergreifenden Mitgliedschaft sind hier „Gegenmodell“ und Akteur in der Auseinandersetzung mit Diskriminierung und Rassismus. Zum Beispiel: Gemeinsame Konzerte russischer und ukrainischer Gruppen, wie in Göttingen, haben hierfür einen wichtigen Stellenwert.

Mit der Dauer des Krieges, der wachsenden Zahl von Opfern und der Zerstörung der Bewohnbarkeit der Städte wächst bei vielen Geflüchteten die Befürchtung, nicht oder jedenfalls nicht schnell zurückkehren zu können. Bleibeperspektiven werden in Erwägung gezogen, oder z.T. auch schon aktiv verfolgt. Bedarfe und Bedürfnisse der Geflüchteten erweisen sich als differenzierter, als oft unterstellt wird; so wird aus Bochum und vielen anderen Standorten berichtet.

Fast übergangslos beginnt eine zweite Phase, in der es nicht mehr „nur“ um Grundversorgung geht, sondern ein zumindest auf einige Zeit angelegter Aufenthalt vorbereitet werden muss. Ein Hinweis z.B. aus Reutlingen: „Alle wollen Deutsch lernen, lieber gestern als heute“.  Das heißt: die provisorische Unterbringung bei Freunden, Verwandten oder in Auffangeinrichtungen muss gegen zumutbare Wohnlösungen getauscht werden, Kinder und Jugendliche in KiTAs und Schulen angemessen und fördernd integriert, wie z.B. in Stralsund der Zugang zur Gesundheitsversorgung – auch wegen Covid-19 und Impfungen, aber auch wegen der großen Zahl älterer Menschen, die gekommen sind  – geöffnet und gefördert und ein Grundeinkommen gesichert werden.

In dieser jetzt beginnenden Phase sind die Kompetenzen, die die ehrenamtlich Aktiven und die Koordinator*innen von samo.fa in den vergangenen Jahren aufgebaut haben, dringend gefordert. Davon würden auch kommunale Mittelfriststrategien profitieren, die nun dringend entwickelt werden müssen. Noch aber hat sich die lokal-kommunale Kooperation „auf Augenhöhe“ immer noch nicht befriedigend und wirksam genug eingespielt.

Bild: canva.com

Corona-Pandemie: Wir tun schon seit Monaten, was wir können. Aber es reicht nicht aus!

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Der vierte und vorläufig letzte Fachtag der Gesundheitskampagne „Nachhaltige Gesundheitsversorgung von Geflüchteten: aus der Mitte von Migrant*innenorganisationen.“  brachte es damit am vergangenen Freitag auf den Punkt: die samofa-Koordinationsstellen in ganz Deutschland haben seit März 2020 durch zahlreiche Aktionen, Veranstaltungen und Angebote nach Kräften daran gearbeitet, die Menschen mit Fluchtgeschichte in der Pandemie zu unterstützen.

Dafür nutzen die Koordinatorinnen und Koordinatoren Methoden und Ansätze, die sie in der präventiven Arbeit der letzten Jahre entwickelt und  in der Krise getestet und optimiert haben.

Gesundheit- ein wichtiges Gut und unerlässlich für gesellschaftliche Teilhabe

Es gibt zwar keine Studien aus Deutschland, die Aussagen darüber treffen, dass Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte stärker von COVID-19 betroffen sind als Menschen ohne Migrationsgeschichte. Deutsche  Statistiken lassen aber durchaus darauf schließen, dass dem so ist, v.a. weil Migrant*innen und Geflüchtete häufig in dichtbewohnten und engen Wohnverhältnissen leben und in Berufen mit vielen sozialen Kontakten arbeiten, wie z.B. Pflege, Erziehung, Reinigung, Einzelhandel und Gastronomie (Lewicki 2021).

Viele der samofa-Standorte wissen aus der jahrelangen lokalen Arbeit, dass Geflüchtete gerade im Kontext Gesundheit auf Unterstützung durch Aktive und ihre Organisationen angewiesen sind, denn häufig sind z. B. präventive Gesundheitsmaßnahmen  nicht ausreichend bekannt. Gerade in Zeiten großer Verunsicherung, von Kontaktbegrenzungen und einem Zerbröseln emotionaler Beziehungen, wie wir das nun seit vielen Monaten erleben, kann man viel tun, um nicht in tiefe seelische Löcher zu fallen.

Dabei ist Gesundheit elementar, wenn Menschen sich integrieren und autonom am gesellschaftlichen Leben teilhaben wollen und sollen.

Methoden und Ansätze des samofa-Netzwerk – gerade in der Pandemie, aber auch sonst wirksam

Gesundheit ist ein wichtiges Gut, und der Themenkreis ist anspruchsvoll, emotional sensibel, bis weilen sogar belastend. Und dann Corona: eine Krankheit, über die man anfangs nicht viel wusste, und die sich in den Ländern unterschiedlich entwickelte. In Windeseile zogen alle möglichen Informationen von Land zu Land, in allen möglichen Sprachen verbreiteten sich Behauptungen in sämtlichen Communities. Es breitete sich eine unglaubliche, nie gekannte Verunsicherung aus, die bis heute besteht.

Gerade in diesen Zeiten haben sich drei elementare Thesen des Netzwerks bewährt, die durch die Mitglieder des Kompetenznetzwerk samofa auf dem Fachtag vertreten wurden:

Man muss Vertrauen gewinnen und Zugänge ermöglichen. MSOen spielen daher bei der Eindämmung der Pandemie eine wesentliche Rolle, denn sie genießen das Vertrauen migrantischer Communities.

Ebenfalls ist es unabdingbar, dass Gesundheitswissen sprachlich angemessen vermittelt wird. Denn viele sehr gute Informationen werden bereitgestellt, aber nur wenige werden so angeboten, dass sie auch verstanden werden.

Die dritte These beschreibt die besondere Rolle und ihre Anforderungen ehrenamtlich Aktiver im Kontext Gesundheit: Sie müssen aus den Communities heraus gewonnen und so qualifiziert werden, dass sie nun in Krisenzeiten für den Erhalt sozialer Kontakte sorgen können.

Corona-Pandemie: wir sind schon weiter!

Mit diesen wesentlichen und in jahrelanger Arbeit aufgebauten Methoden ist das Netzwerk gut aufgestellt, um Geflüchtete durch die Pandemie hindurch zu begleiten. Aber auch darüber hinaus sieht es das Netzwerk als unabdingbar an, seine Expertise und die migrantische Perspektive in lokale, landesweite und bundesweite Strukturen künftig deutlich mehr miteinzubringen, um so die gesundheitliche Versorgung unserer vielfältigen Gesellschaft für alle gleicher zu machen. Dr. Sascha Krannich,  dessen Forschungsschwerpunkte u. a. auf Globale Gesundheit liegen und der die Fachtagreihe aus wissenschaftlicher Sicht begleitet hat, wünscht sich für die Zukunft genau das: „Wir brauchen eine engere Zusammenarbeit über Disziplinen hinweg, z.B. Ärzt*innen und Jurist*innen zusammen mit MSOs!“ Genau dieser Forderung kam die abschließende Podiumsdiskussion nach, bei der Forschung, migrantische Expertise und Medizin über künftige Strukturen sprachen.

Was und wer ist nötig für eine gute Gesundheitsversorgung von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte?

Prof. Dr. Ludwig Spätling, ehem. Direktor der Frauenklinik am Klinikum Fulda und Gründer der Deutschen Familienstiftung plädierte für die Notwendigkeit diversitätsorientierter, kultursensibler Strukturen und brachte die vierte These mit. Er fand deutliche Worte: „Die medizinische Versorgung und ihre Qualität hängen maßgeblich davon ab, wie gut die Befindlichkeit, die Erkrankung der Patient*innen verstanden wird, und wie gut Therapien und Behandlungen den Patient*innen wiederum verständlich sind. Wenn das nicht gegeben ist, muss nicht nur mit erheblichen Mehrkosten, sondern vor allem mit Kosten an Gesundheit bis hin zu Menschenleben gerechnet werden!“

Spätling, der sich seit Jahren für interkulturelle Öffnungsprozesse engagiert, betonte, dass Diversitykonzepte nur dann Sinn machten, wenn sie Top Down gewollt seien. Dem stimmte auch Jana Michael zu. Die Psychologin und Erziehungswissenschaftlerin, in Prag und Stralsund zu Hause, berät und begleitet seit vielen Jahren pädagogische und psychosoziale Einrichtungen, die mit Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte arbeiten. Sie fordert: „Wir brauchen mehr Bewusstsein für Diversität, auch für rassistisches Verhalten, bei medizinischem Personal und in den Organisationen.“  In den nächsten Tagen bekommt Jana Michael für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz.

Und sonst?

Die vierteilige Fachtagreihe zeigt die qualitative Weiterentwicklung des samofa-Netzwerkes. On top zeigte gerade dieser hybride vierte Fachtag, an dem sowohl rund 30 akkreditierte Gäste im Studio des Lensing-Carree als auch konstant 30 digitale Gäste teilnahmen, dass das Netzwerk und der Bundesverband NeMO auch die digitale Transformation der letzten Monate erfolgreich bewältigt haben!

Das Thema Gesundheit wird das samofa-Netzwerk in der lokalen Arbeit auch weiterhin beschäftigen. Aber auch der Bundesverband, der bereits im Sommer mit seiner Positionierung „Die Inzidenzen nehmen ab, unsere Sorgen aber nicht!“ eine deutliche Haltung einnahm, wird sich in seiner politischen Arbeit gerade jetzt und auch weiterhin für eine gute gesundheitliche Versorgung von Geflüchteten engagieren. Eines der vier Foren des Öffentlichen Gesprächs am 26. November um 11 Uhr befasst sich mit den Forderungen, die der neue Vorstand des Bundesverbands dazu an die Koalition in Berlin stellt.

Zum Hintergrund:

Allein in 2021 fanden Aufklärungsveranstaltungen u. a.  in Kiel, Nürnberg, Dortmund, Saarbrücken und Münster statt, um nur einige zu nennen. Mit Impfaktionen in Saarbrücken, Aktionstagen der Gesundheit in Düsseldorf und dem Impfbus in Dortmund wurden Hunderte Menschen geimpft. In Göttingen erreichte die Lesestunde: „Kinderbücher erklären Corona“ Dutzende Kinder und Familien.

Aufklärung zu Corona allein reicht aber nicht. Seit März 2020 bieten viele der samofa – Standorte durchgehend Unterstützung in der Krise: um die durch die Kontaktsperren verloren gegangenen, aber so dringend nötigen sozialen Kontakte aufrecht zu erhalten, finden seither Wandertage mit Frauengruppen statt, wird Familienunterstützung und Kinderbetreuung organisiert, werden Seminare zur Digitalisierung durchgeführt. Die vermeintliche Ruhe vor Corona, die die Medien im Sommer vermittelt hatten, hatten die Kolleginnen und Kollegen des samofa-Netzwerkes nicht wahrgenommen. Statt dessen hatten sie mit dem „Sommer der Bildung und Lebensfreude“ mit speziellen Angeboten daran gearbeitet, Bildungslücken zu schließen, die sich schon da deutlich abzeichneten.

Erreicht wurden damit allein in den letzten 12 Monaten über 2000 Personen.

„Die Corona Situation ist noch längst nicht ausgestanden. Auch weiterhin müssen Informationen vermittelt werden, und dafür sind Zugänge zu den Menschen erforderlich!“

Lillian Kababiito und Lamine Conté, Haus Afrika e.V., Saarbrücken.

 

„Eine der größten und „teuersten“ Herausforderungen im Kliniksalltag ist die Verständigung.“

Prof. Dr. Ludwig Spätling, ehem. Direktor der Frauenklinik am Klinikum Fulda, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Familienstiftung

„Sprachvermittlung im Kontext Gesundheit ist besonders wichtig, ist sehr anspruchsvoll und oft auch sehr belastend, sie erfordert besondere Qualifikation und Anerkennung!“

Maimouna Quattara, samofa-Koordinatorin moveGlobal e.V., Berlin

„Frauen, Kinder, Familien leiden besonders unter der Pandemie. Die Folgen dürften katastrophal sein. Multiplikator*innen und ehrenamtlich Aktive können aberv gerade jetzt dabei unterstützen, dass die Familien körperlich und mental gesund bleiben!“

Septi P. Sakti, samofa-Koordinatorin Bündnis mittendrin e.V., Fulda

Bundesweiter hybrider 4. samo.faPlus Gesundheitsfachtag

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Die samo.faPLus-Koordinatorinnen und Koordinatoren weisen seit Jahren auf den prekären Stand der gesundheitlichen Versorgung Geflüchteter hin.
Durch die Pandemie und ihre Folgen wurde jüngst ganz deutlich, dass z. B. der Zugang zu Einrichtungen des Gesundheitssystems schwierig ist oder elementar wichtige Informationen unverständlich kommuniziert werden. Es fehlen Vertrauen, interkulturelle Kompetenzen, Strukturen, Strategien.
Daraus resultieren nicht selten leidvolle, manchmal auch lebensbedrohliche Situationen.
Das muss sich ändern, denn Benachteiligung und Gesundheit stehen in einem engen Zusammenhang und sie wirken gegenseitig aufeinander!
Die gute Nachricht ist: Mit dieser Meinung sind wir nicht allein! Bislang noch wenige, aber kluge und vorausschauende Medizinethnolog*innen, Forscher*innen, Verantwortliche aus Wirtschaft und Politik beschäftigen sich ebenfalls mit der dringend nötigen Öffnung des Gesundheitssystems.
Das Spannende ist: An den samofaPlus-Standorten haben die Koordinator*innen dafür innovative Lösungen entwickelt, die übertragbar sind!
Der Gesundheitsfachtag No 4 bietet eine Plattform, um sich über die wesentlichen Aspekte interkultureller Gesundheitsversorgung, die durch die Pandemie erneut ge- schärft und ver-schärft ans Licht kamen, auszutauschen.
Gemeinsam mit weiteren Expert*innen werden wir diskutieren, was und wer aus Sicht migrantischer Organisationen, Forschung, Politik und medizinischer Einrichtungen nötig ist für einen Öffnungsprozess von Gesundheitsangeboten.
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Aufgrund der Corona-Regelungen gibt es nur begrenzte Plätze für eine analoge Teilnahme in Dortmund. Daher melden Sie sich dafür bitte umgehend an: m.moeller-oencue@bv-nemo.de.
Für die digitale Teilnahme folgen Sie bitte dem Link zur Zoom-Konferenz.
Programm
Moderation: Ragna Melzer und Dr. Andrès Otalvaro
12.00 Uhr – 12.10 Uhr
Ankommen im digitalen Raum
12.10 Uhr – 12.30 Uhr
Musikalischer Einstieg: Rock unites I
Alper Ersoy
12.30 Uhr bis 12.45 Uhr
Corona-Pandemie: Wir sind schon weiter!
Drei Thesen dazu.
Ragna Melzer und Dr. Andrès Otalvaro im Gespräch mit Martina Möller
12.45 Uhr bis 13.25 Uhr
Innovative Ansätze und krisenerprobte Methoden für eine gute Gesundheitsversorgung von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte:
These 1: Vertrauen gewinnen und Zugänge ermöglichen
Dr. Mawuena Edoh, Fachärztin für Innere Medizin, Pneumologie
Lamine Conté, Lillian Kababiito Petry, samo.fa-Koordination Haus Afrika e.V., Saarbrücken
These 2: Gesundheitswissen sprachlich vermitteln
Melike Yildiz, Mobiles Aufklärungstheater AfroLebenPlus
Dr. Medard Kabanda, samofa-Koordination Afrika Kooperative e.V., Münster
These 3: Ehrenamtlich Aktive: Besondere Rolle und Anforderungen im Kontext Gesundheit
Septi P. Sakti, samofa-Koordination Bündnis mittendrin e. V., Fulda
13.25 Uhr – 13.45 Uhr
Transferbedingungen: Wie kann es lokal gelingen?
Workshops
13.45 Uhr – 14.00 Uhr:
Rock unites II
Alper Ersoy
14.00 – 14.15 Uhr
Pause
14.15 – 14.30 Uhr
Diversität in Corona- Krisenzeiten: Herausforderungen an Einrichtungen der Gesundheitsversorgung
Experteninput von Dr. Sascha Krannich, Justus-Liebig-Universität Gießen
14.30 – 14.50 Uhr
Klinik offen für alle Kulturen. Ein Modellprojekt interkultureller Öffung.
Martina Möller, Projektleitung
14.50 – 15.45 Uhr
Was und wer ist nötig für eine gute Gesundheitsversorgung von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte?
Diskussionsrunde mit internen und externen Expertinnen und Experten:
Dr. Sascha Krannich
Jana Michael, Psychologin, Tutmonde e.V., Stralsund
Prof. Dr. Ludwig Spätling, ehem. Direktor der Frauenklinik am Klinikum Fulda
N.N., Gesundheitspolitiker*in
15.45 – 16.30 Uhr
Ausklang: Zusammenfassung, Fazit, nächste Schritte
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