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Freiburg: Augenmerk auf Geflüchtete, die ganz besonders unter den Ausgangsbeschränkungen leiden

By 23. March 2020

Der Interkulturelle Verein FAIRburg e.V. erfüllt in Freiburg die Brückenfunktion zwischen den Migrantenorganisationen, die aktiv in der Arbeit mit Geflüchteten sind, und den Stadtverwaltungsstrukturen des Amts für Migration und Integration der Stadt Freiburg. Es gehört z. B. zu den Aufgaben von FAIRburg, rassistische Alltagserfahrungen zu sammeln und statistisch für Freiburg zu erfassen. Durch Corona kommt nun eine neue Zielgruppe hinzu: Wie in anderen deutschen Städten erfahren auch in Freiburg als asiatisch gelesene Menschen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus rassistische Anfeindungen. Aufgrund der Corona Krise und der damit verbundenen Kontaktminimierung ist es außerordentlich wichtig, nun mit den besonders betroffenen Minderheiten in Freiburg zu kommunizieren. Dazu gehören z. B. Menschen aus der Landeserstaufnahme (LEA), die sich nun nicht mehr auf öffentlichen Plätzen aufhalten dürfen – bei einer angedrohten Strafe von 500€. Diese Regelung macht FAIRburg e.V. über verschiedene Kanäle bekannt, um Leute vor diesem Bußgeld zu warnen.

Durch die enge Unterbringung in der LEA, die oft nicht den für Corona notwendigen Rückzugsraum von 1,5-2m Abstand zulassen, sind die Bewohner*innen besonders gefährdet. Auch deshalb, weil für sie diese Präventions-Quarantäne bedeutet, dass sie faktisch bis zum 20. April auf ihrem Bett sitzend in Räumen, die sie sich mit bis zu fünf Personen teilen, verbringen müssen. Sie dürfen die LEA einzeln verlassen, um einkaufen zu gehen. Das Budget ist allerdings nicht so groß, dass das einmal täglich möglich wäre. Das wirkt sich zusätzlich negativ auf die Stimmung aus, denn die Essensituation ist unbefriedigend. Das Essen in der LEA-Kantine ist für viele unzumutbar – vor allem Menschen aus Westafrika sind die Mehlspeisen nicht gewöhnt. Angebracht wäre, Reisgerichte anzubieten und auch Leuten aus der LEA die Möglichkeit zu geben, sich beim Kochen einzubringen.

In den Unterkünften ist die Situation angespannter als sonst auch schon. Teilweise leben Familien mit bis zu fünf Kindern immer noch in Containern. Es ist jedoch zu wenig Grünfläche um die Container herum verfügbar, als dass die Kinder draußen spielen könnten. FAIRburg e.V. befürchtet, dass die häusliche Gewalt, wie in solchen Situationen auch in der Mehrheitsgesellschaft üblich, zunehmen wird. MMÖ

Zum mehrsprachigen Hilfetelefon für Frauen in Gewaltsituationen geht es hier.

 

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