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Migrationssensibles Ehrenamtskonzept 2022 veröffentlicht

By 21. April 2022

Migrationssensibles  Ehrenamtskonzept
samo.fa 3
2022

Die fortlaufenden Fluchtbewegungen (besonders aktuell unter der Ukraine Krise) und die globalen Folgen der Pandemie stellen uns vor wichtige Herausforderungen. Dies betrifft die Arbeit für/ mit Menschen mit Flucht- und Einwanderungsgeschichte. In Anbetracht der notwendigen Hilfeangebote und Schutzmaßnahmen wollen wir mit samo.fa 3 die Ehrenamtsarbeit und -strukturen weiterfördern, die Stimmen der Ehrenamtliche (EA) wertschätzen und die Beiträge der Aktiven in der Öffentlichkeit hervorheben.

Seit 2016 ist die Ehrenamtsarbeit eine Säule der alltäglichen Aufgaben, Veranstaltungen und Beiträge von den teilnehmenden migrantischen Organisationen im Projekt samo.fa. Im Rahmen der Unterstützungs-, Begleitungs- und Teilhabestrukturen für/ mit geflüchteten Menschen wird das bürgerschaftliche Engagement von EA gefördert. Die Mehrheit der bei samo.fa tätigen EA haben eine Migrationsgeschichte. In diesem Zusammenhang sind die EA Bestandteil eines bundesweiten Frühwarnsystems, das aus den verschiedenen lokalen EA-Pools besteht und zur ständigen Aktualisierung von bedarfsorientierten Bestandsaufnahmen beiträgt. Darüber hinaus spielen EA eine wesentliche Rolle bei der Weiterentwicklung der Kompetenznetzwerke sowie bei den im Jahre 2022 neu eingerichteten Vertiefungsgruppen auf den lokalen, regionalen und bundesweiten Ebenen des Projektes.

Das migrationssensible Ehrenamtskonzept (EAK) samo.fa 3 besteht 2022 aus folgenden Aufgabenbereichen:

1) Wiederbelebung und Neu-Akquise der Netzwerke von Aktiven. Das heißt konkret: Mind. 5 Aktive werden pro Standort (neu) akquiriert bzw. aktiviert.

2) Gewinnung jüngerer Geflüchteter unter 22 Jahren als Aktive. Mind. 5 junge Aktive pro Standort werden (neu) akquiriert bzw. aktiviert

3) Auf der Grundlage der Kompetenzen und Bedarfe der EA werden Qualifizierungen, Weiter- und Fortbildungen sowie Multiplikationsschulungen auf die Beine gestellt. Diese Angebote sind zielgruppen- und lokalorientiert, d.h. sie beziehen sich auf die konkreten Bedarfe und Bedürfnisse der Zielgruppe (Menschen mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte). Einen nachhaltigen Prozess der Professionalisierung wird dabei vorangetrieben. Mind. 5 Aktive pro Standort werden weitergebildet, geschult und fachlich beraten.

4) Weiterbildungen und Schulungen für jüngere Aktive werden entwickelt und umgesetzt (Alter 14 -bis 22- Jährige).

5) samo.fa-Ehrenamtsurkunden werden bei Bedarf als Form der Anerkennung und Würdigung erstellt.1 Eine hervorragende Urkunde erhalten diejenige, die seit 2016 im Projekt gewesen sind. Diese Anerkennung soll die beruflichen Zukunftsperspektiven der EA bereichern und erweitern. Ehrenamtsurkunden werden in ehrenden Veranstaltungen unter Beteiligung kommunaler Vertreter*innen und mit Medienaufmerksamkeit überreicht. Pro Standort findet eine Veranstaltung mind. einmal im Quartal zur Überreichung der Ehrenamtsurkunden.

6) Verweisberatung und fachliche Qualifizierung der Aktiven werden reorganisiert, aufgefrischt und aktualisiert. Haupt- und Ehrenamtliche erarbeiten gemeinsam Rahmenbedingungen zur Gestaltung  passgenauer Angebote für Geflüchtete und erstellen dazu ein Handout für die Arbeit vor Ort.

Bestehende Aufgabenbereiche der Förderphase 2020-2021

7) Alle Standorte präsentieren eine Beschreibung von den EA und ihrer Arbeit. Diese Beschreibung berücksichtigt nicht nur punktuelle Aufgaben, sondern insbesondere qualitative Kompetenzen und Stärken, z.B.:

  • Aus-, Weiter- und Fortbildungen
  • Muttersprachen, Mehrsprachigkeit und Übersetzungsskills
  • interkulturelle Fähigkeiten
  • thematische Beratungsfelder und lebensweltnahe Orientierungen für Menschen mit Flucht- bzw. Einwanderungsgeschichte
  • Lebenserfahrungen und Aufenthalte in anderen Ländern

8) Dazu werden kurze Biografien von den EA erstellt, neue Bilder von ihnen gemacht und Statements dokumentiert bzw. über Videos aufgenommen. Wünsche, Interessen und Lebenserwartungen der EA werden dabei berücksichtigt. Die Präsentation der Gesichter der EA ist eine Form der Dankbarkeit zu ihrer Arbeit und ein weiterer Schritt zu ihrer Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit. Diese Maßnahmen setzten die Zustimmung und die Zusammenarbeit von den EA voraus. Die pro Quartal einzureichenden EA-Tätigkeitsnachweise werden mit diesen Angaben inhaltlich bereichert und bunter gemacht. Somit gewinnen sie an Glaubwürdigkeit.

9) Im Rahmen der ÖA wird eruiert in welcher Form die gesammelten Videos, Texte und Bilder veröffentlicht werden, sei es z.B. auf der samo.fa Homepage, Berichte oder Broschüre. EA werden für weitere ÖA-Aktionen berücksichtigt, z.B. die Produktion von Podcast-Reihen.

10) Die samo.fa-EA werden stärker in die Prozesse der Konzeption, Durchführung und Auswertung von den unterschiedlichen Aktivitäten des Projektes einbezogen. Die EA nehmen an den Vor-Ort Besuchen der Netzwerkbegleitungen in jedem Standort teil. Die Sensibilisierung der Standorte angesichts der Stimmen und Interessen der EA entwickelt sich fortlaufend: EA werden im Entscheidungsfindungsprozess tiefer involviert. In dieser Hinsicht werden weitere Seminare und Maßnahmen für und mit EA organisiert.

11) Die Erstellung einer Ehrenamtskarte gehört auch dem Unterstützungsprozess der samo.fa-Aktiven. Somit soll der Zugang zu öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen erleichtert werden. Dies führt gleichzeitig zu einem selbstbewussten Auftritt der EA aus.

12) Die Durchführung von Anerkennungsveranstaltungen und -feste für EA gehört auch der samo.fa Tradition und werden weiter gefördert.

13) Die Erhöhung des EA-Einsatzes pro Standort und die Stärkung der Aufwandsentschädigung bzw. der Ressourcen für die Ehrenamtsarbeit werden vom BV-NeMO im Rahmen der Interessenvertretung und der Gespräche mit der Bundesregierung angestrebt. Es wird angemerkt, dass die samo.fa hauptamtlichen und ehrenamtlichen Strukturen sich gegenseitig brauchen und stützen.

14) Die EA-Arbeit wird Hand-in-Hand mit einer diskriminierungskritischen Arbeit durchgeführt. Bundesnetzwerksitzungen und -treffen legen dementsprechend den Fokus auf die Verknüpfung EA-Arbeit /Anti-Diskriminierung. Wichtige Fragen in diesem Zusammenhang sind: a) Welche Rolle spielen die Aktiven in der rassismuskritischen Arbeit? b) Wie kombinieren wir beide Arbeitsbereiche? c) Wie werden EA selbst von rassistischen Vorfällen betroffen? d) Wie hat sich die EA-Arbeit in der Corona-Zeit entwickelt bzw. geändert? Die dazu bezogenen Aktivitäten und Veranstaltungen werden in Zusammenarbeit mit dem Antirassismus-Projekt „Wir sind viele“ von BV durchgeführt.

15) Eine Botschaft wurde klar und deutlich bei der Bundesnetzwerksitzung am 17.-18.09.20 in Dortmund geäußert: Corona verursacht bedeutsame Ängste bei den EA und stellt ihre Arbeit mit Menschen mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte vor großen Herausforderungen. Diese Ängste sind gut begründet. Wegen des alltäglichen nahen Kontakts zu anderen Menschen sind EA in gesundheitlicher Risikolage. Wegen ihres Engagements im migrations- und teilhabepolitischen Bereich sind sie in besonderer sozialen Risikolage. Alte und neue Praktiken des Rassismus und der Diskriminierung machen ihre Arbeit schwierig und manchmal gefährlich. Samo.fa benutzt demensprechend energisch alle personalen Kräfte und materiellen Mittel, um diesen Gefahren entgegenzuwirken und die Aktiven in Schutz zu nehmen. In diesem Zusammenhang werden Überlastung und burn-out von den EA zielstrebig vermieden.

16) Die unterschiedlichen Arbeitsweisen von EA mit und ohne Migrationsgeschichte werden fortlaufend beschrieben und analysiert. Diese Unterscheidung betrifft die Art und Weise der Arbeit im Rahmen von migrantischen Organisationen (EA vorwiegend mit Migrationsgeschichte: Fall von samo.fa) und anderen Trägern wie z.B. Wohlfahrtsverbänden (bei denen mehrheitlich EA ohne Migrationsgeschichte aktiv sind). Wichtig ist es zu betonen, dass beide Dimensionen (EA mit und ohne Migrationshintergrund) im Rahmen der Arbeit für Menschen mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte ergänzend sind. Diese unterschiedlichen Beschreibungen ermöglichen: a) eine bessere Abgrenzung der Alleinstellungsmerkmale der ehrenamtlichen Arbeit bei migrantischen Organisationen b) Die Verbesserung ihrer Arbeitsverhältnisse auf der Basis von diesen Alleinstellungsmerkmalen c) Die Intensivierung der Zusammenarbeit von EA mit und ohne Migrationsgeschichte

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