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Podiumsdiskussion in Freiburg: Wo liegt unsere Verantwortung für Geflüchtete?

By 8. October 2021

Wie eine Gesellschaft mit Notleidenden und mit Fremden umgeht ist ein Ausdruck des Zustandes dieser Gesellschaft. Es hängt von unserer Kreativität und ethischen Orientierung ab, wie wir die unvermeidliche Globalisierung gestalten. Rückzug, Abschottung, Nationalismen und Rassismus bieten jedenfalls keine Lösung. Um zu erörtern, welche Maßnahmen, Aktionen, Lebensformen hilfreich sein können, die Veränderungen und die Zukunft zu gestalten, hat der lokale Partner FAIRburg e.V. am 1. Oktober zu einer Podiumsdiskussion ins E-Werk nach Freiburg eingeladen. Geflüchtete legten Ihre Situation per Video dar, ihre Erzählungen dienten als Grundlage für die Diskussion aller Eingeladenen hinsichtlich der rechtlichen Unsicherheiten, der Bleibeperspektiven, Ausbildungs-, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Zahlreiche Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und mehr beteiligten sich an der Diskussion.

Die Koordinatorin des samo.fa-Plus-Projekts vor Ort, Jenny Warnecke von FAIRburg e.V., berichtet vom Erfolg der Veranstaltung: Das große Problem sei zur Sprache gekommen – Facharbeiter*innen-Mangel in der deutschen Gesellschaft bei gleichzeitigem Ausbremsen der jungen motivierten Geflüchteten, die arbeiten möchten und hier sind. Die anwesenden Landes-Politiker*innen zeigten sich für die Diskussion offen und möchten sich einsetzen, damit die Hürden zu einer Ausbildung niedriger werden. Daniela Ewers von Den Grünen gab den Ball aber auch zurück: Die Industrie- und Handelskammer (IHK) muss in die Zivilgesellschaft auch hinein kommunizieren, dass Einwanderer*innen gebraucht werden. Bislang ist im Großraum Freiburg jeder 10. Azubi ein Geflüchteter, es brauche weitere, um den Fachkräftemangel auszugleichen. Dafür muss es ein geordnetes Zuwandern geben und ein Zugeständnis: Deutschland ist ein Einwanderungsland.

Die Schilderungen aus der IHK und des Caritasverbands waren eindrücklich: Laufende Betriebe scheitern teilweise an den monatelangen Prozeduren (“das sind einfache Metzger und Bäcker, keine ausgebildeten Juristen”) oder verzweifeln, wenn Leute, die ein halbes Jahr bei ihnen in der Ausbildung sind, plötzlich abgeschoben werden oder  keine Arbeitserlaubnis bekommen und dann die Prüfungen nicht machen können. Mit dem Projekt “Puzzle 3”, die vorbereitende Qualifizierung für Schreiner für Geflüchtete u.a. aus Gambia anbieten, wurde ein sehr eindrucksvolles “Wir schaffen das” demonstriert und ein praktischer Umgang zum Ausnutzen der vorhandenem kommunalen Spielräume.

Wir sind hier! Motivation und Erfolgsgeschichten

In Freiburg im Breisgau ist der Stühlinger Kirchplatz zum Symbol geworden für die Probleme zwischen Geflüchteten aus der LEA und den Anwohner*innen. „Cordiale – von Herzen“, ein kreatives Kulturprogramm gestaltet und kuratiert von und mit neun Menschen mit Migrationsgeschichte aus Freiburg, nimmt sich 2021 dieses Themas an. Dieser dort gezeigte Film enthält fünf gelungene Beispiele von Angekommenen Freiburgern in Ausbildung mit Jack S. und Ansumane L. aus Gambia, John O. aus Nigeria, Nouroudine K. aus Benin und Aron G. aus Eritrea. Alle hoffen auf ein Leben ohne Angst vor Abschiebung und mit einer entspannten Zukunftsperspektive. Klar benennen die Protagonisten Möglichkeiten, das Ankommen zu erleichtern – durch die Erlaubnis zu arbeiten.

Cordiale Freiburg 2021
Idee: Nelson Momoh
Interviews: Nelson Momoh und Gustave Nango
Regie: Jenny Warnecke & Biryar Kouti
Kamera und Schnitt: Biryar Kouti
Dank an Yrgalem Abreha
Produktion: FAIRburg

Photocredits: Biryar Kouti

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