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Bericht zur 4. Bundesnetzwerksitzung am 5. November in Dortmund

By 10. November 2021

Am 5. November fand in Dortmund die 4. samo.fa Bundesnetzwerksitzung unter dem Titel „Geflüchtetenarbeit als lokale Daueraufgabe. Eine Bilanz“ statt. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, sechs Jahre samo.fa – als eine praktikable Methode, als ein lernendes Projekt und als ein nachhaltiges Zukunftsmodell unter die Lupe zu nehmen.

350.000 Menschen wurden in den sechs Jahren durch die Projektarbeit erreicht, 180.000 davon – Geflüchtete, mit 5.000 Migrant*innenorganisationen wurde kooperiert, 3.500 Ehrenamtliche, 400 davon selber Geflüchtete, haben sich im Laufe der Jahre bundesweit aktiv beteiligt. Stolze Zahlen!

Bei den Zahlen blieb es nicht. Ein Zusammenschnitt aus Video-Statements lieferte einen eindrucksvollen Beleg dafür, dass der Name „samo.fa“ inzwischen vielen Kommunalpolitikern der Bundesrepublik locker über die Lippen kommt.

Man kam aber nicht nur zusammen, um sich selbst zu loben, sondern vor allem um auf die Probleme hinzuweisen und nach Lösungswegen zu suchen. Unsere Gesellschaft sei nun mal so ausgerichtet, dass viele wichtige Sachen von Ehrenamtlichen übernommen würden, man nehme als selbstverständlich an, dass auch Migrant*innenorganisationen das so handhaben, so der Vorstandsvorsitzende Dr. Ümit Kosan in seinem Grußwort. Hilfe von Migrant*innenorganisationen werde gerne gesehen, Kritik aber nicht geduldet.

Über die sechs Projektjahre hat sich die sogenannte „samo.fa – Methode“ innerhalb des Netzwerkes der über 30 über das ganze Land verteilten Standorte entwickelt. Das Besondere daran, führte Dr. Wilfried Kruse vom samo.fa Leitungsteam fort, sei, dass durch sich jährlich wiederholenden Schleifen aus Regional- und Bundesnetzwerksitzungen sowie Bundesdialogkonferenzen eine ständige Rückkoppelung auf lokale Arbeit gesichert sei, die es ermöglicht, ein Frühwarnsystem zu entwickeln: Brennpunkte durch Bedarfsanalyse und maßgeschneidertes Eingreifen zur Bundessache zu machen. Das sei für die Nachhaltigkeit entscheidend.

Es folgte eine Bilanzierung der Geflüchtetenarbeit als Handlungsfeld von Migrant*innenOrganisationen auf der lokalen Ebene durch die Netzwerkbegleiter*innen Martina Möller und Dr. Andrés Otalvaro: Über die sechs Projektjahre hinweg konnte man sehen, wie stark die Professionalisierung vorangegangen sei. Inzwischen seien viele der lokalen Koordinator*innen vor Ort anerkannte Expert*innen in der Geflüchtetenarbeit, aber an vielen Stellen noch nicht ausreichend als strategische, gleichwertige Partner*innen.

Die von samo.fa Koordinator*innen vorgeführten Beispiele guter Praxis aus Fulda, Göttingen, Dortmund, Münster, Bochum, Hildesheim, Kiel, Stralsund und Halle demonstrierten anschaulich die Wirksamkeit des samo.fa-Projektes vor Ort als eine Art
Sonde in die Einwanderungsgesellschaft: erkunden, sich einmischen, interagieren, daraus lernen. Lernen für die weitere erfolgreiche Geflüchtetenarbeit in meiner Stadt, meiner Region.

Dr. Sascha Krannich von der Justus- Liebig-Universität Gießen hob in der abschließenden Gesprächsrunde den Mehrwert von Migrant*innenorganisationen für die Gesellschaft, insbesondere bei der Geflüchtetenarbeit hervor. Dies seien außer Sprachkenntnissen auch kulturelle Erfahrung und die Fähigkeit sich hineinzuversetzen. Migrant*innenorganisationen als „Brückenbauer“ in das Gesundheitssystem seien bis jetzt noch keine Selbstverständlichkeit.

Dr. Tillmann Löhr vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge stellte fest, dass Migrant*innenorganisationen insbesondere nach 2015 zunehmend wahrgenommen und in puncto Teilhabe anerkannt würden. In Fragen Integration sei Berlin besonders fortgeschritten. Allerdings müsse noch viel nachgeholt werden, damit auch die lokale Teilhabe- und Wohlfahrtspolitik die immense Bedeutung von Migrant*innenorganisationen wahrnehme.

Als eindeutiger Schwachpunkt wurde im Laufe des Tages „Projektmentalität“ der Migrant*innenorganisationen gebrandmarkt. Auch Şaziye Altundal-Köse vom VMDO Dortmund appellierte an die Teilnehmer*innen, selbstsicherer und wesentlich aktiver
aufzutreten: „Es reicht nicht aus zu sagen, wir sind unverzichtbar. Wir sind Akademiker*innen und Bildungspolitiker*innen und wir haben die Antworten. Dieses riesige Potential wird schier nicht abgerufen! Migrant*innenorganisationen leisten vorbildliche Arbeit, dafür muss eine Regelförderung gesichert werden“.

Das sei ein gutes Schlusswort für unsere Bundesnetzwerksitzung, rundete die Moderatorin Dr. Elizabeth Beloe ab.

Fazit der 4. Bundesnetzwerksitzung: Sechs Jahre samo.fa ist eine Erfolgsgeschichte!

Die Pressemitteilung downloaden.

Weitere Informationen zur Bundesnetzwerksitzung.

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