Alle BeiträgeCorona KampagneGesundheitGesundheit 2021

Corona: Aufklärungskampagne aus der Mitte von Migrant*innenorganisationen

By 14. September 2021
Die „Corona: Aufklärungskampagne aus der Mitte von Migrant*innenorganisationen“ des BV NeMO startete mit einem Fachtag, bei dem sich das samofa-Netzwerk mit internen und externen Expertinnen und Experten zu erprobten und bewährten Methoden zur Gesundheitsvorsorge austauschte.
Der Fachtag am 9. September hat es deutlich gemacht: Das samofa-Netzwerk ist in den Jahren seit Beginn des Projekts 2016 zu einem bundesweiten Expert*innennetzwerk gewachsen. Die über 30 Standorte haben  Methoden entwickelt und erprobt, mit denen Geflüchtete erreicht und unterstützt werden können. Hierzu haben die lokalen Koordinator*innen in den letzten Jahren lokale Netzwerke von Aktiven aufgebaut, die aufgrund ihrer eigenen Migrations- und / oder Fluchterfahrung und ihrer Sprachenvielfalt gute Zugänge zu Menschen aus unterschiedlichsten migrantischen Communities haben. Diese gewachsenen und vertrauten Zugänge sind ein wesentlicher Baustein der Corona-Aufklärungsaktion.
Das Besondere des Fachtags „Corona: Aufklärungskampagne aus der Mitte von Migrant*innenorganisationen“  lag in dem intensiven Austausch der samofa-Koordinator*innen zur gesundheitlichen Aufklärung Geflüchteter. „Wir haben in unserem Kompetenznetzwerk unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte, einer davon ist die Gesundheitsvorsorge. Diejenigen Standorte, die sich bereits seit vielen Jahren in diesem Themenfeld engagieren, konnten ihre bewährten Methoden dem Gesamtnetzwerk zur Verfügung stellen. In kollegialem Austausch wurde diskutiert, wie diese Methoden transferiert werden können. Dieser Wissenstransfer ist als ein weiterer Baustein elementar wichtig, um die Corona-Aufklärungskampagne des BV NeMo in den kommenden Wochen erfolgreich umzusetzen.“,  erläutert  Projektkoordinatorin Martina Möller.
Erfolgreich bedeutet in diesem Fall: möglichst viele Menschen, die noch nicht ausreichend über fundierte Informationen zur Pandemie im Allgemeinen und zu Impfungen im Besonderen verfügen, aufzuklären. „Gesundheitsvorsorge erfordert ein ganz besonders hohes Maß an Vertrauen in die Quelle der Informationen. Dafür müssen Aktive von ihren Communities ausgewählt werden.“, weiß die samofa-Koordinatorin Septi Panca Sakti. Sie gestaltet in Fulda Angebote, um geflüchtete Frauen zu stärken. Lamine Conté und Lillian Kababiito Petry, lokale samofa-Koordinator*innen aus Saarbrücken, genießen in ihren Communities eben dieses Vertrauen: „Wir konnten bei der ersten Impfaktion in unseren Räumen über 100 Geflüchtete dafür gewinnen, sich impfen zu lassen.“
Solche Aktionen sind umso erfolgreicher, je besser die Migrant*innenorganisationen in lokale Gesundheitsnetzwerke eingebunden sind. „Wir brauchen eine engere Zusammenarbeit über Disziplinen hinweg, z.B. Ärzt*innen und Jurist*innen sollten mit MSOs zusammenarbeiten.“ stellte Dr. Sascha Krannich in seinem Vortrag fest. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Medizin und Mitglied der Forschungsgruppe Migration und Menschenrechte (FGMM) an der Justus- Liebig-Universität Gießen untersucht er seit vielen Jahren Migrations-, Integrations- und Entwicklungsprozesse.  Diese enge Zusammenarbeit ist seit langem schon erklärtes Ziel von Maimouna Ouattara, die sich in Berlin für Diversität in der Medizin einsetzt: „Die Expertise von Migrant*innenorganisationen und ihre Beteiligung an der Gesundheitsförderung wird von den Ämtern und Behörden noch längst nicht ausreichend gesucht.“
In den kommenden Wochen und Monaten wird es für die an der Corona- Aufklärungskampagne beteiligten Standorte nun darum gehen, mehrsprachige Infoveranstaltungen mit Ärzt*innen und medizinischem Personal mit Migrations-und Fluchtgeschichte für Geflüchtete durchzuführen. Die lokalen Koordinator*innen und ihre bewährten Netzwerke der ehrenamtlich Aktiven werden durch ihre Kontakte in Geflüchtetencommunities problematische Entwicklungen im Zusammenhang mit der Pandemie aufnehmen und diese in die lokal-kommunalen Netzwerke weitertragen. Die Aktiven werden für ihren Einsatz im Kontext gesundheitlicher Vorsorgemaßnahmen besonders qualifiziert werden, eine Reihe weiterer Fachtage (der nächste findet am 23. September von 10.00 bis 13.30 Uhr statt) sollen den inspirierenden  Wissenstransfer zwischen den Expert*innen aus der Praxis und aus Medizin und Forschung weiter fördern. Wir haben den Vorsitzenden des Bundesverbandes, Dr. Ümit Koşan, gefragt, welches Ergebnis er sich am Ende der Aufklärungskampagne wünscht: „Migrant*innenorganisationen sind wesentlicher Teil der Lösung, wenn es darum geht, eine gerechte und empathische Stadtgesellschaft zu erreichen, deren Angebote allen in gleicher Weise zugänglich sind.“

Dr. Sascha Krannich ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Medizin und Mitglied der Forschungsgruppe Migration und Menschenrechte (FGMM) an der Justus- Liebig-Universität Gießen und untersucht seit vielen Jahren Migrations-, Integrations- und Entwicklungsprozesse.

Partner vor Ort    III