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Migrantenorganisationen als wichtige Akteure in der lokalen Flüchtlingsarbeit – Dialogkonferenz Bielefeld

By 25. October 2017

Am 11. Oktober fand im Rochdale-Raum des Alten Rathauses die lokale samo.fa Dialogkonferenz von Bielefeld zum Thema „Migrantenorganisationen als wichtige Akteure in der lokalen Geflüchtetenhilfe in Bielefeld“ statt. Das Ziel der Konferenz: Der gemeinsame Dialog über mögliche Handlungs- und Lösungsansätze aus der Perspektive von Aktiven aus Migrantenorganisationen, Geflüchteten und Akteuren der Geflüchtetenhilfe.

Die Konferenz wurde vom lokalen Projektpartner Interkultureller Elternverein e.V. organisiert und fand in Kooperation mit dem Büro für integrierte Sozialplanung und Prävention und dem Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Bielefeld statt.

Begrüßung der Dialogkonferenz
Ingo Nürnberger, Sozialdezernent der Stadt Bielefeld, betonte die Wichtigkeit der Migrantenorganisationen als Akteure in der lokalen Geflüchtetenhilfe und dass er sich über das verstärkte und sichtbare Engagement von Ehrenamtlichen mit Einwanderungsgeschichte freue. Außerdem adressierte er direkt an die Vertreter*innen der Migrantenorganisationen: „Viele von Ihnen stehen für gelungene Integration, gleichzeitig für Bewahrung von Identität und Hineinfinden in die deutsche Gesellschaft.“

Kadim Uzunyayla, Koordinator Integrationsarbeit des Kommunales Integrationszentrum Bielefeld, wies auf die bereits bestehende und erfolgreiche Zusammenarbeit der Kommune mit den zahlreichen Bielefelder Migrantenorganisationen hin. Außerdem stellte er fest, dass mit dem Projekt „Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit“ (kurz: samo.fa) ein wertvoller Beitrag geleistet werde, damit sich die Migrantenorganisationen zunehmend lokal für Geflüchtete engagieren.

Cemalettin Özer, Vorstandsmitglied des Interkulturellen Elternverein e.V., (IKE) begrüßte die Teilnehmenden und sagte, dass die Migrantenorganisationen schon seit Jahren im Integrationsbereich aktiv seien, jetzt aber sichtbar werden würden. Der IKE wurde von mehreren Migrantenorganisationen im Jahre 2007 im Rahmen eines Landesprogramms als Fachorganisation für Elternarbeit gegründet. Cemalettin Özer stellte außerdem das Bielefelder Netzwerk von Migrantenorganisationen (BI-NEMO) und die Arbeitsschwerpunkte und Ziele des lokalen Projektträgervereins vor.

„Aktive aus Migrantenorganisationen haben einen leichteren Zugang zu Geflüchteten, weil sie das Ankommen in Deutschland aus eigener Erfahrung kennen“, betonte Tülay Zengingül, Netzwerkbegleiterin West des Bundesverbands Netzwerk der Migrantenorganisationen (NeMO e.V.) die Rolle des Projekts. Cynthia Krell und Carla Oberschelp, Lokale Koordinatorinnen  von samo.fa Bielefeld, stellten die Aktivitäten der elf samo.fa Ehrenamtlichen aus sechs verschiedenen Herkunftsländern und die aktuellen Kooperationsprojekte in unterschiedlichen Bielefelder Stadtteilen vor:

So gibt es zum Beispiel das samo.fa Sprachcafé im Caritas-Treff Oldentruper Str., ein monatliches Informationsfrühstück für geflüchtete Frauen und Migrantinnen im IBZ e.V., einen Nähkurs für geflüchtete Frauen im Quartierszentrum Oberlohmannshof oder das Projekt „Bielefelder Museen entdecken“ für geflüchtete Frauen in Kooperation mit dem ESTA Bildungswerk und Aktiven aus Migrantenorganisationen.

Diskussionsrunde 
Im Anschluss stand der Austausch zwischen Migrantenorganisationen, die sich in Bielefeld bereits aktiv für Geflüchtete engagieren, mit Einrichtungen, Trägern und Initiativen aus der Geflüchtetenhilfe sowie Geflüchteten, im Mittelpunkt. In der ersten Diskussionsrunde wurde das Thema „Stadtteilarbeit“ in den Stadtteilen Jöllenbeck und Sennestadt beispielhaft anhand von durchgeführten samo.fa Projekten wie einem Elterncafé für Geflüchtete in Sennestadt und einem Nähtreff für geflüchtete Frauen im Quartierszentrum Oberlohmannshof diskutiert. Dabei zeigte sich, dass geflüchtete Frauen in diesem Nähtreff die Möglichkeit erhalten soziale Kontakte in ihrer Nachbarschaft aufzubauen und sich in einem geschützten Rahmen persönlich weiterzubilden. Bezogen auf das Elterncafé in Sennestadt wurde deutlich, dass der Bedarf von Familien mit Fluchterfahrung darin besteht, möglichst stadtteilorientierte (Freizeit-)Angebote für Kinder und Jugendliche kennenzulernen sowie mehrsprachige Informationen über das Bildungs- und Ausbildungssystem zu erhalten.

In der zweiten Runde wurde über die Situation von „geflüchteten Frauen und Mädchen“ sowie über die Teilhabe und den Zugang zur (Sprach-)Bildung gesprochen. So lernen zum Beispiel im Rahmen des Projektes „Bielefelder Museen entdecken“ geflüchtete Frauen nicht nur Kultureinrichtungen und ihre pädagogischen Angebote kennen, sondern auch sinnvolle Familien- und Freizeitaktivitäten, die eine kulturelle Teilhabe ermöglichen. Den Zugang für Geflüchtete mit Kleinkindern zu Sprachkursen sahen viele kritisch, es fehle immer noch an Sprachkursen mit einer Kinderbetreuung – gerade aufgrund fehlender Kita-Plätze in Wohnortnähe. In allen Dialogrunden wurde jeweils der Frage nachgegangen, welchen Beitrag Migrantenorganisationen und deren Aktive im Rahmen der vorhandenen Infrastruktur der lokalen Geflüchtetenhilfe konkret leisten können.

„Es ist notwendig, sich miteinander zu vernetzen, Kooperationen in der lokalen Geflüchtetenhilfe weiterzuentwickeln und insbesondere die Perspektive und Erfahrungen von Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Fluchterfahrung einzubeziehen“, betonte Cynthia Krell bei der Konferenz. Es wurde deutlich, dass eine stärkere Einbindung von Migrantenorganisationen auf Stadtteilebene erwünscht ist – besonders in Stadtteilen in denen der Anteil von Migranten und Geflüchteten höher liegt. Perspektivisch wird der neu gegründete Fachverbund BI-NEMO eine wesentliche Rolle als Netzwerk übernehmen und sich ebenfalls für die Stärkung der Migrantenorganisationen als lokale Akteure in der Geflüchtetenhilfe stark machen.

Insgesamt 42 Ehrenamtliche aus Migrantenorganisationen, Geflüchtete, Hauptamtliche, Kooperationspartner, kommunale Vertreter/-innen und Akteure der Geflüchtetenhilfe nahmen an der Dialogkonferenz teil.

v.l.n.r.: Kadim Uzunyayla (Kommunales Integrationszentrum Bielefeld), Tülay Zengingül (Netzwerkbegleiterin West, Bundesverband NeMO e.V.), Cynthia Krell (Lokale Koordinatorin, samo.fa Bielefeld), Ingo Nürnberger (Sozialdezernent, Stadt Bielefeld), Cemalettin Özer (Vorstandsmitglied Interkultureller Elternverein e.V.)

Am Dialogtisch „Stadtteilarbeit Sennestadt“ berichtete Stadtteilkoordinator Alex Kanobaire von der Situation der Geflüchteten im Stadtteil Sennestadt und Carla Oberschelp, Lokale Koordinatorin, stellte exemplarisch das samo.fa Projekt „Internationale Elterncafés für Geflüchtete“ zur Diskussion.

samo.fa Ehrenamtliche und Teilnehmende füllen die Sprechblasen mit aktuellen Bedarfen der Geflüchteten aus.

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