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Bundesnetzwerktreffen im März 2022: Situation der Aktiven, Krieg in der Ukraine und Verstetigung migrantischer Strukturen in der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit

By 21. April 2022

Am 31.03.2022 fand das dritte Bundesnetzwerktreffen des Jahres 2022 mit dem Fokus auf drei thematischen Bereiche statt:

  • die Situation der Aktiven,
  • die Ukraine-Krise und
  • die Verstetigung der migrantischen Strukturen in der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit im Hinblick auf die lokalen Dialogkonferenzen.

50 Teilnehmende inkl. Aktive, Koordinator:innen, externe Referentin und Leitungsteam waren dabei.

Die Veranstaltung wurde von Ümit Kosan, Projektleiter des Projekts samo.fa, eröffnet. Bei seiner Rede beschrieb er die verschiedenen Phasen und Herausforderungen des Projekts samo.fa, zusammen mit der Entwicklung des ehrenamtlichen Engagements seit 2016. Auf folgende Frage machte er in seiner Einführung aufmerksam: Wie stabil und resilient bleiben die EA-Strukturen in den verschiedenen Standorten angesichts der Änderungen bei der Lage vor Ort, den Zielgruppen und/ oder den Aufgaben über die Jahre?

Danach fand ein Vortrag von Lara Benteler, Ehrenamtskoordinatorin beim Exil e.V. (Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge), statt. Mit 35-jähriger Erfahrung hat der Verein seiner Expertise in den Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Menschen mit Migrationsgeschichte aufgebaut. Frau Benteler präsentierte das Projekt „Mach´s doch selbst!“ zur Stärkung von Teilhabe und Vernetzung. Nachfolgend ermöglichte sie einen ergiebigen Austausch mit mehreren samo.fa-Koordinator:innen. Als Herausforderungen zur Ehrenamtskoordination erwähnte Lara Benteler die immer noch existierten Bevormundungspraktiken, die interkulturelle Konflikte sowie die Unverhältnismäßigkeit zwischen höhen Bedarfen und Erwartungen der Zielgruppe und unzureichenden Angeboten.

A) Situation der Aktiven

Anschließende Beiträge von samo.fa Aktiven aus Dortmund, Hannover, Freiburg und Stralsund haben gezeigt wie vielfältig, engagiert und mehrsprachig ihrer Arbeit ist, aber auch wie schwierig ist es, sich mit den vielen Stolpersteinen ihm Alltag zu konfrontieren. Der geschlechterausgeglichene und generationsübergreifende Charakter des Ehrenamts bei samo.fa wurde auch bestätigt und bleibt als Mehrwert des Projektes.

Drei Workshops fanden daraufhin parallel statt: 1) Grundlagen des Ehrenamts 2) EA und Corona 3) Krieg in der Ukraine mit neuen Aufgaben für die EA.

1) Zur Entwicklung des Ehrenamts wurde im ersten Workshop betont, dass die Beibehaltung der Aktiven über die Jahre sich als schwierige Tätigkeit erwiesen hat. Ausbildungen, Nebenjobs und neue Lebensperspektiven erschweren die Kontinuität des Engagements. Zur Neugewinnung und Sicherung der EA-Strukturen ist es also wichtig, zum einen neue mögliche EA direkt anzusprechen, zum anderen passgenaue Qualifizierungen, Fortbildungen und Unterstützung für die schon Engagierte (auch wegen körperlicher und psychischer Belastung) auf die Beine zu stellen.

2) Im zweiten Workshop wurde die Doppelarbeit und Überförderung von Aktiven in der Pandemie hervorgehoben, die spezielle Kompetenzen angesichts der sozialen und gesundheitlichen Einschränkungen entwickeln mussten. 2022 als neue Phase der Pandemie ermöglicht die Entlastung für mehrere EA und stellt neue Herausforderungen zur Neugewinnung von Engagierten. Wunsch der EA an die Koordination war mehr Austausch, Anbindung, Vernetzung sowie Tipps zur Verweisberatung (auch digital).

3) Der dritte Workshop machte deutlich, dass der Schwerpunktsetzung bei der Arbeit mit Geflüchteten aus der Ukraine je nach Standort sehr unterschiedlich ist. Es gibt diesbezüglich verschiedene Zielgruppen im Rahmen der samo.fa-Begleitung: ukrainische und/oder russischsprachigen Geflüchteten, BIPoC, Sinti*zze und Rom*nja. Alle Standorte berichteten von einer sich verändernden und großen Aufgabenstruktur der ehrenamtlichen Arbeit, die ein breites Spektrum von Handlungsfeldern zur Stabilisierung des Alltags von den geflüchteten Menschen adressiert.

Ein gemeinsamer Nenner der Workshops ist zu nennen: Die Folgen der Corona-Krise, die noch zu bewältigen Ebenen der Digitalisierung und die Folgen des Kriegs in der Ukraine stellen die Aktiven vor große Herausforderungen in den kommenden Monaten. Überförderung, Überlastung und Burn-Out sind reale Gefahren für die Zusammenarbeit von Aktiven und Koordinator:innen vor Ort, was entsprechende individuelle und effektive Unterstützungsmaßnahmen sowie ständige Motivation und Anerkennung innerhalb des samo.fa Netzwerks und der lokal-kommunalen Zusammenarbeit verlangt.

B) Der Krieg in der Ukraine und die Auswirkungen auf die  samo.fa-Geflüchtetenarbeit

Im zweiten Block der Veranstaltung widmeten sich die Koordinator:innen aus Göttingen und München den vielschichtigen Bereichen der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit in Bezug auf die Situation der Geflüchteten in Folge des Krieges in der Ukraine. Als unverzichtbar erweis sich aktuell der Beitrag von ukrainischen, russischen und afrikanischen migrantischen Organisationen zur Bewältigung der schwierigen Aufgaben des Ankommens von geflüchteten Familien und Alleinreisenden. Die samo.fa-Koordinierungsstellen stellen interkulturelle Hilfe -und Beratungsangeboten sowohl für ukrainische Familien als auch für afrikanische Studierenden zur Verfügung. Hinzu machte Wilfried Kruse als wissenschaftlicher Berater im Projekt darauf Aufmerksam, dass das samo.fa mehrjähriges Repertoire an Wissen und Erfahrungen gerade jetzt benötigt wird und als Vorteil beansprucht werden muss, auch für die Abgrenzung und Abstimmung der kommenden Maßnahmenpläne. In dieser Hinsicht bleibt eine enge Zusammenarbeit mit den lokal-kommunalen Strukturen als besondere Voraussetzung zur effektiven Umsetzung der migrantischen Angeboten.

C) Verstetigung migrantischer Strukturen in der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit

Im dritten und letzten Block der Veranstaltung wurden die inhaltlichen Grundzügen zur diesjährigen Gestaltung der über die Jahre gut verankerten samo.fa lokalen Dialogkonferenzen vorgetragen. Die lokalen Dialogkonferenzen werden zwischen April und Juni 2022 durchgeführt. Anschließend sammelt und präsentiert eine große Bundesdialogkonferenz im November die zahlreichen Ergebnisse der lokalen Dialogkonferenzen. Die Konferenzen bringen die relevanten Akteur:innen der dauerhaften lokal-kommunale Geflüchtetenarbeit an einem Tisch zusammen zur Besprechung von aktuellen und künftigen Aktivitäten und Strategien.

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