Category

Corona

Bundesnetzwerktreffen im März 2022: Situation der Aktiven, Krieg in der Ukraine und Verstetigung migrantischer Strukturen in der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit

By | Alle Beiträge, Bundesweit, Corona, Ehrenamt, Ukraine | No Comments

Am 31.03.2022 fand das dritte Bundesnetzwerktreffen des Jahres 2022 mit dem Fokus auf drei thematischen Bereiche statt:

  • die Situation der Aktiven,
  • die Ukraine-Krise und
  • die Verstetigung der migrantischen Strukturen in der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit im Hinblick auf die lokalen Dialogkonferenzen.

50 Teilnehmende inkl. Aktive, Koordinator:innen, externe Referentin und Leitungsteam waren dabei.

Die Veranstaltung wurde von Ümit Kosan, Projektleiter des Projekts samo.fa, eröffnet. Bei seiner Rede beschrieb er die verschiedenen Phasen und Herausforderungen des Projekts samo.fa, zusammen mit der Entwicklung des ehrenamtlichen Engagements seit 2016. Auf folgende Frage machte er in seiner Einführung aufmerksam: Wie stabil und resilient bleiben die EA-Strukturen in den verschiedenen Standorten angesichts der Änderungen bei der Lage vor Ort, den Zielgruppen und/ oder den Aufgaben über die Jahre?

Danach fand ein Vortrag von Lara Benteler, Ehrenamtskoordinatorin beim Exil e.V. (Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge), statt. Mit 35-jähriger Erfahrung hat der Verein seiner Expertise in den Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Menschen mit Migrationsgeschichte aufgebaut. Frau Benteler präsentierte das Projekt „Mach´s doch selbst!“ zur Stärkung von Teilhabe und Vernetzung. Nachfolgend ermöglichte sie einen ergiebigen Austausch mit mehreren samo.fa-Koordinator:innen. Als Herausforderungen zur Ehrenamtskoordination erwähnte Lara Benteler die immer noch existierten Bevormundungspraktiken, die interkulturelle Konflikte sowie die Unverhältnismäßigkeit zwischen höhen Bedarfen und Erwartungen der Zielgruppe und unzureichenden Angeboten.

A) Situation der Aktiven

Anschließende Beiträge von samo.fa Aktiven aus Dortmund, Hannover, Freiburg und Stralsund haben gezeigt wie vielfältig, engagiert und mehrsprachig ihrer Arbeit ist, aber auch wie schwierig ist es, sich mit den vielen Stolpersteinen ihm Alltag zu konfrontieren. Der geschlechterausgeglichene und generationsübergreifende Charakter des Ehrenamts bei samo.fa wurde auch bestätigt und bleibt als Mehrwert des Projektes.

Drei Workshops fanden daraufhin parallel statt: 1) Grundlagen des Ehrenamts 2) EA und Corona 3) Krieg in der Ukraine mit neuen Aufgaben für die EA.

1) Zur Entwicklung des Ehrenamts wurde im ersten Workshop betont, dass die Beibehaltung der Aktiven über die Jahre sich als schwierige Tätigkeit erwiesen hat. Ausbildungen, Nebenjobs und neue Lebensperspektiven erschweren die Kontinuität des Engagements. Zur Neugewinnung und Sicherung der EA-Strukturen ist es also wichtig, zum einen neue mögliche EA direkt anzusprechen, zum anderen passgenaue Qualifizierungen, Fortbildungen und Unterstützung für die schon Engagierte (auch wegen körperlicher und psychischer Belastung) auf die Beine zu stellen.

2) Im zweiten Workshop wurde die Doppelarbeit und Überförderung von Aktiven in der Pandemie hervorgehoben, die spezielle Kompetenzen angesichts der sozialen und gesundheitlichen Einschränkungen entwickeln mussten. 2022 als neue Phase der Pandemie ermöglicht die Entlastung für mehrere EA und stellt neue Herausforderungen zur Neugewinnung von Engagierten. Wunsch der EA an die Koordination war mehr Austausch, Anbindung, Vernetzung sowie Tipps zur Verweisberatung (auch digital).

3) Der dritte Workshop machte deutlich, dass der Schwerpunktsetzung bei der Arbeit mit Geflüchteten aus der Ukraine je nach Standort sehr unterschiedlich ist. Es gibt diesbezüglich verschiedene Zielgruppen im Rahmen der samo.fa-Begleitung: ukrainische und/oder russischsprachigen Geflüchteten, BIPoC, Sinti*zze und Rom*nja. Alle Standorte berichteten von einer sich verändernden und großen Aufgabenstruktur der ehrenamtlichen Arbeit, die ein breites Spektrum von Handlungsfeldern zur Stabilisierung des Alltags von den geflüchteten Menschen adressiert.

Ein gemeinsamer Nenner der Workshops ist zu nennen: Die Folgen der Corona-Krise, die noch zu bewältigen Ebenen der Digitalisierung und die Folgen des Kriegs in der Ukraine stellen die Aktiven vor große Herausforderungen in den kommenden Monaten. Überförderung, Überlastung und Burn-Out sind reale Gefahren für die Zusammenarbeit von Aktiven und Koordinator:innen vor Ort, was entsprechende individuelle und effektive Unterstützungsmaßnahmen sowie ständige Motivation und Anerkennung innerhalb des samo.fa Netzwerks und der lokal-kommunalen Zusammenarbeit verlangt.

B) Der Krieg in der Ukraine und die Auswirkungen auf die  samo.fa-Geflüchtetenarbeit

Im zweiten Block der Veranstaltung widmeten sich die Koordinator:innen aus Göttingen und München den vielschichtigen Bereichen der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit in Bezug auf die Situation der Geflüchteten in Folge des Krieges in der Ukraine. Als unverzichtbar erweis sich aktuell der Beitrag von ukrainischen, russischen und afrikanischen migrantischen Organisationen zur Bewältigung der schwierigen Aufgaben des Ankommens von geflüchteten Familien und Alleinreisenden. Die samo.fa-Koordinierungsstellen stellen interkulturelle Hilfe -und Beratungsangeboten sowohl für ukrainische Familien als auch für afrikanische Studierenden zur Verfügung. Hinzu machte Wilfried Kruse als wissenschaftlicher Berater im Projekt darauf Aufmerksam, dass das samo.fa mehrjähriges Repertoire an Wissen und Erfahrungen gerade jetzt benötigt wird und als Vorteil beansprucht werden muss, auch für die Abgrenzung und Abstimmung der kommenden Maßnahmenpläne. In dieser Hinsicht bleibt eine enge Zusammenarbeit mit den lokal-kommunalen Strukturen als besondere Voraussetzung zur effektiven Umsetzung der migrantischen Angeboten.

C) Verstetigung migrantischer Strukturen in der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit

Im dritten und letzten Block der Veranstaltung wurden die inhaltlichen Grundzügen zur diesjährigen Gestaltung der über die Jahre gut verankerten samo.fa lokalen Dialogkonferenzen vorgetragen. Die lokalen Dialogkonferenzen werden zwischen April und Juni 2022 durchgeführt. Anschließend sammelt und präsentiert eine große Bundesdialogkonferenz im November die zahlreichen Ergebnisse der lokalen Dialogkonferenzen. Die Konferenzen bringen die relevanten Akteur:innen der dauerhaften lokal-kommunale Geflüchtetenarbeit an einem Tisch zusammen zur Besprechung von aktuellen und künftigen Aktivitäten und Strategien.

Veröffentlichung Broschüre zu Sommer und Winter der Bildung und Lebensfreude

By | Alle Beiträge, Bundesweit, Corona, Corona-Modus, Ein Sommer der Lebensfreude, Publikationen | No Comments

Seit März 2020 ist die Corona-Pandemie ein Bestandteil des Alltags. Sie stellte uns alle dieses Jahr erneut vor große Herausforderungen. Trotz der Einschränkungen haben wir als samo.fa Netzwerk viel bewirkt. Wir organisierten im Sommer 2020 und Winter 2020/2021 kreative Aktionen für Kinder und Jugendliche. Nun ist eine Broschüre zum Sommer und Winter der Bildung und Lebensfreude fertig gestellt und veröffentlicht worden.

Die Broschüre downloaden.

Drehtag mit Faust TV am 26.08.2020 in Hannover

Nicht warten, handeln

By | Alle Beiträge, Corona, Corona-Modus, Gesundheit 2021 | No Comments

Aktive aus Migrant*innen-Organisationen warten nicht, sondern: sie handeln. Hier einige Beispiele aus Leipzig, Göttingen, Saarbrücken und Nürnberg:

(Information und Begleitung) Zum Beispiel in Leipzig: Dort wird dafür gesorgt, dass über ehrenamtlich Aktive, die aus verschiedenen Communities kommen, die Informationen wirklich zu den Menschen kommen und auch erläutert werden. In einer Radiosendung wird auf die besonders schwierige Corona-Lage in den noch bestehenden Gemeinschaftsunterkünften aufmerksam gemacht. Ähnlich in Stralsund: z.B. mit podcasts in arabischer, deutscher, englischer, russischer Sprache und in Farsi, Kurmandschi und Tigrinya. In online-Veranstaltungen wird auch der alltägliche Rassismus zur Sprache gebracht. In Hildesheim werden ehrenamtliche Dolmetscher auch für die Krankenhäuser angeboten; dabei zeigen sich viele Hindernisse. Musik und Comedy unterstützt und erleichtert in Saarbrücken die Informationsvermittlung. Göttingen macht das Impfen auf verschiedenen Wegen gezielt zum Thema.

(Zusammenarbeit mit Ärzten) Ehrenamtlich Aktive können in gesundheitlichen Fragen keine vertiefte fachliche Kompetenz haben; es sei denn, sie kommen aus Gesundheits- und Pflegeberufen. An vielen Orten besteht deshalb schon eine Zusammenarbeit mit Hausärzten und Fachärzten. In Saarbrücken gibt es in dieser Hinsicht schon eine lange Tradition, auch über die Stadt hinaus bundesweit. Aus Nürnberg wird ergänzt, dass es viele Ärzte in ihren Koooperationsbezügen gäbe und darunter auch solche, die sich um Personen „ohne Papiere“ kümmern. Aus Stralsund wird über eine Zusammenarbeit mit einem Kinderarzt, mit dem Gesundheitsamt und dem Impfzentrum berichtet. In Leipzig bestehen Kontakte durch eine gemeinsame Arbeitsgruppe, in Göttingen durch dolmetschende Begleitung bei Arztbesuchen.

(Alltag) Von überallher wird berichtet, dass die Anfragen zur Orientierung und Unterstützung im Alltag stark zunehmen. Dies gilt sowohl für Probleme im Umfeld der gesundheitlichen Sorge, z.B. Begleitung ins Impfzentrum, Abholen von Senioren, usw., als auch über die Gesundheit hinaus in Hinblick auf die sozialen Problematiken, wie Homeschooling, Verlust des Arbeitsplatzes, finanzielle Engpässe. Erschwert wird das Alltagsleben auch durch schwere Erkrankungen und Todesfälle in der eigenen Familie hier oder auch im Herkunftsland. Auch der soziale Ausdruck des Mitleidens ist schwierig geworden; in Saarbrücken z.B. wird für das Trauern an online-Gruppen gedacht, aber neben der mentalen sei auch eine finanzielle Unterstützung zumeist erforderlich.

Stärken und die Gefahr der Ermüdung

Kümmer*innen aus Migrant*innen-Organisationen: Was ist ihre besondere Stärke? Sie teilen die Erfahrungen von Migration und Flucht und den Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden. Sie verstehen die Ängste, Befürchtungen und Irritationen und können etwas entgegensetzen. Die Mehrsprachigkeit aus dem Spektrum der Migrant*innen-Organisationen erleichtert Information und Kommunikation. Vertrauen, Schutz, Solidarität und handfeste Hilfe gehören dazu, nahe bei den Menschen zu sein. Aber: Die langandauernde Krise und der hohe Bedarf an Unterstützung führen zu Überlastungen – und auch das Gefühl, immer noch nicht überall dort zu sein, wo es notwendig wäre. Deshalb: Anerkennung und Förderung sind dringend geboten!

10.05.2021

Engagement in der Coronakrise: Aktivitäten vor Ort

By | Corona | No Comments

Auch in der schwierigen Situation, die das Coronavirus (COVID-19) gerade verursacht, bleiben unsere Partnerorganisationen auf ihre Weise aktiv und arbeiten zugleich daran, eine Ausbreitung der Infektionen zu verhindern. Der herkömmliche Projektablauf mit zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerktreffen von samo.fa kann zurzeit bei samo.fa+ nicht stattfinden, aber es wird bereits an neuen Formaten und Ideen gearbeitet.

Was tun die Verbünde und Projektpartner?
Die Ehrenamtlichen des Verbunds Raum der Kulturen Neuss e.V. sowie von BONEM e.V. bieten sich an, um Menschen der Risikogruppe bei Einkäufen und anderen Erledigungen zu unterstützen.

Der Lübecker Partner, das Haus der Kulturen, rief zu einer Balkonaktion für Solidarität im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung auf, da zum Internationalen Tag gegen Rassismus die vielen geplanten Veranstaltungen nicht stattfinden konnten. Neben einem kleinen Konzert der Veranstalter vor dem Haus folgten viele Menschen dem Aufruf und musizierten ebenfalls von ihren Balkonen und Fenstern aus.

Außerdem hat das Haus der Kulturen ein Onlineangebot in Form eines Infoblattes zusammengestellt, das sich vor allem an Geflüchtete richtet. Das Infoblatt gibt es hier als Download. 

Auch der Berliner Partner moveGLOBAL e.V. ruft dazu auf, bis zum 25. März online ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung zu setzen.  Innerhalb der Facebookveranstaltung können Teilnehmende ein Foto mit einer Botschaft gegen Diskriminierung teilen, um so auch in Zeiten von Corona Solidarität zu demonstrieren.

Trotz Coronakrise ruft auch der lokale Partner aus Hannover, das MiSo-Netzwerk, zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus und Diskriminierung 2020 zum Zusammenhalt gegen Menscheinfeindlichkeit auf.

Viele Partner und Verbünde teilen zudem zurzeit  mehrsprachige Informationen über den Umgang mit dem Coronavirus in ihren Netzwerken, um die Arbeit mit Geflüchteten weiterhin zu unterstützen.
Partner vor Ort    III