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Ukraine

Unterstützungsleistungen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine

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Seit dem 01. Juli 2022 hat der Bundesverband NeMO eine Aufstockung im Rahmen des Projekts samo.fa erhalten. Wir freuen uns sehr darauf, neue Mittel, Maßnahmen und Impulse zur Stärkung der Willkommenskultur für Menschen aus der Ukraine auf die Beine zu stellen.

Sechs Monate nach dem Anfang des Angriffskrieges in der Ukraine sind sowohl stabile als auch wechselnde Bedarfe von geflüchteten Menschen in den unterschiedlichen samo.fa Standorten zu beobachten: Der Prozess des Ankommens und der Teilhabe der Geflüchteten vor Ort ist langwierig und anspruchsvoll. Ein gutes Bildungsniveau, eine entwickelte Organisationskultur und eine verankerte Tradition der Selbständigkeit bieten einigen Fliehenden aus der Ukraine gute Chancen und Zugänge zu diversen Dienstleistungen und sozialen Räumen der Einwanderungsgesellschaft Deutschlands. Zahlreiche „Baustellen“ des Ankommens bleiben allerdings immer noch offen: Wohnen, Arbeit, Gesundheit, (Aus-)Bildung, Freizeit, Kultur, Sport, selbst gesellschaftliche Partizipation. Diese Handlungsbereiche benötigen eine systematische Adressierung von Hilfsorganisationen und hierbei leisten Migrant*innenorganisationen (MO) mit ihrem Erfahrungswert und ihren Alleinstellungsmerkmalen einen unverzichtbaren Beitrag zur lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit. Wegen eines engen und nahen Kontakts zu den Geflüchteten und weiteren migrantischen Communities konnten die samo.fa Standorte, deren hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeitende die neuen Geflüchteten seit dem ersten Tag des Ankommens begleiten und unterstützen. Die Bedarfe und Bedürfnisse der Schutzbedürftigen konnten aus erster Hand verfolgt und passgenaue Lösungen auf die Beine gestellt werden. Auf der Basis der niedrigschwelligen Begleitung und eines lokal-partizipativen Handlungsansatzes ist es im samo.fa Projekt möglich, aktuelle akute Bedarfe der Zielgruppe und jeweilige Unterstützungsaufgaben hervorzuheben.

Den ganzen Bericht lesen.  

Wegweiser für Berlin und darüber hinaus

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Informationen für Hauptamtliche, Ehrenamtliche und Helfer*innen zur Unterstützung aller Geflüchteten in Folge des Krieges gegen die Ukraine

moveGLOBAL e.V., lokaler samo.fa Partner aus Berlin, hat in einem umfangreichen Wegweiser Informationen für Hauptamtliche, Ehrenamtliche und Helfer*innen zur Unterstützung aller Geflüchten in Folge des Krieges gegen die Ukraine zusammengetragen.  Der Wegweiser beinhaltet u.a. auch Infos für Studierende, die keinen ukrainischen Pass haben.

 

Inhaltsübersicht

  1. Informationen aus der Stadt Berlin
  2. Informationen aus dem Bund
  3. Ehrenamtliche Unterstützung
  4. Informationen/Beratungsangebote: Arbeitsmarkt, Rechtsberatung, Studium
  5. Gesundheitsversorgung
  6. Kinder-, Eltern-, Frauen-, Familien-Aktivitäten/Beratungsangebote
  7. Spenden
  8. Sonstiges

Hier gibt`s den Wegweiser als pdf-Download

Bundesnetzwerktreffen im März 2022: Situation der Aktiven, Krieg in der Ukraine und Verstetigung migrantischer Strukturen in der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit

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Am 31.03.2022 fand das dritte Bundesnetzwerktreffen des Jahres 2022 mit dem Fokus auf drei thematischen Bereiche statt:

  • die Situation der Aktiven,
  • die Ukraine-Krise und
  • die Verstetigung der migrantischen Strukturen in der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit im Hinblick auf die lokalen Dialogkonferenzen.

50 Teilnehmende inkl. Aktive, Koordinator:innen, externe Referentin und Leitungsteam waren dabei.

Die Veranstaltung wurde von Ümit Kosan, Projektleiter des Projekts samo.fa, eröffnet. Bei seiner Rede beschrieb er die verschiedenen Phasen und Herausforderungen des Projekts samo.fa, zusammen mit der Entwicklung des ehrenamtlichen Engagements seit 2016. Auf folgende Frage machte er in seiner Einführung aufmerksam: Wie stabil und resilient bleiben die EA-Strukturen in den verschiedenen Standorten angesichts der Änderungen bei der Lage vor Ort, den Zielgruppen und/ oder den Aufgaben über die Jahre?

Danach fand ein Vortrag von Lara Benteler, Ehrenamtskoordinatorin beim Exil e.V. (Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge), statt. Mit 35-jähriger Erfahrung hat der Verein seiner Expertise in den Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Menschen mit Migrationsgeschichte aufgebaut. Frau Benteler präsentierte das Projekt „Mach´s doch selbst!“ zur Stärkung von Teilhabe und Vernetzung. Nachfolgend ermöglichte sie einen ergiebigen Austausch mit mehreren samo.fa-Koordinator:innen. Als Herausforderungen zur Ehrenamtskoordination erwähnte Lara Benteler die immer noch existierten Bevormundungspraktiken, die interkulturelle Konflikte sowie die Unverhältnismäßigkeit zwischen höhen Bedarfen und Erwartungen der Zielgruppe und unzureichenden Angeboten.

A) Situation der Aktiven

Anschließende Beiträge von samo.fa Aktiven aus Dortmund, Hannover, Freiburg und Stralsund haben gezeigt wie vielfältig, engagiert und mehrsprachig ihrer Arbeit ist, aber auch wie schwierig ist es, sich mit den vielen Stolpersteinen ihm Alltag zu konfrontieren. Der geschlechterausgeglichene und generationsübergreifende Charakter des Ehrenamts bei samo.fa wurde auch bestätigt und bleibt als Mehrwert des Projektes.

Drei Workshops fanden daraufhin parallel statt: 1) Grundlagen des Ehrenamts 2) EA und Corona 3) Krieg in der Ukraine mit neuen Aufgaben für die EA.

1) Zur Entwicklung des Ehrenamts wurde im ersten Workshop betont, dass die Beibehaltung der Aktiven über die Jahre sich als schwierige Tätigkeit erwiesen hat. Ausbildungen, Nebenjobs und neue Lebensperspektiven erschweren die Kontinuität des Engagements. Zur Neugewinnung und Sicherung der EA-Strukturen ist es also wichtig, zum einen neue mögliche EA direkt anzusprechen, zum anderen passgenaue Qualifizierungen, Fortbildungen und Unterstützung für die schon Engagierte (auch wegen körperlicher und psychischer Belastung) auf die Beine zu stellen.

2) Im zweiten Workshop wurde die Doppelarbeit und Überförderung von Aktiven in der Pandemie hervorgehoben, die spezielle Kompetenzen angesichts der sozialen und gesundheitlichen Einschränkungen entwickeln mussten. 2022 als neue Phase der Pandemie ermöglicht die Entlastung für mehrere EA und stellt neue Herausforderungen zur Neugewinnung von Engagierten. Wunsch der EA an die Koordination war mehr Austausch, Anbindung, Vernetzung sowie Tipps zur Verweisberatung (auch digital).

3) Der dritte Workshop machte deutlich, dass der Schwerpunktsetzung bei der Arbeit mit Geflüchteten aus der Ukraine je nach Standort sehr unterschiedlich ist. Es gibt diesbezüglich verschiedene Zielgruppen im Rahmen der samo.fa-Begleitung: ukrainische und/oder russischsprachigen Geflüchteten, BIPoC, Sinti*zze und Rom*nja. Alle Standorte berichteten von einer sich verändernden und großen Aufgabenstruktur der ehrenamtlichen Arbeit, die ein breites Spektrum von Handlungsfeldern zur Stabilisierung des Alltags von den geflüchteten Menschen adressiert.

Ein gemeinsamer Nenner der Workshops ist zu nennen: Die Folgen der Corona-Krise, die noch zu bewältigen Ebenen der Digitalisierung und die Folgen des Kriegs in der Ukraine stellen die Aktiven vor große Herausforderungen in den kommenden Monaten. Überförderung, Überlastung und Burn-Out sind reale Gefahren für die Zusammenarbeit von Aktiven und Koordinator:innen vor Ort, was entsprechende individuelle und effektive Unterstützungsmaßnahmen sowie ständige Motivation und Anerkennung innerhalb des samo.fa Netzwerks und der lokal-kommunalen Zusammenarbeit verlangt.

B) Der Krieg in der Ukraine und die Auswirkungen auf die  samo.fa-Geflüchtetenarbeit

Im zweiten Block der Veranstaltung widmeten sich die Koordinator:innen aus Göttingen und München den vielschichtigen Bereichen der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit in Bezug auf die Situation der Geflüchteten in Folge des Krieges in der Ukraine. Als unverzichtbar erweis sich aktuell der Beitrag von ukrainischen, russischen und afrikanischen migrantischen Organisationen zur Bewältigung der schwierigen Aufgaben des Ankommens von geflüchteten Familien und Alleinreisenden. Die samo.fa-Koordinierungsstellen stellen interkulturelle Hilfe -und Beratungsangeboten sowohl für ukrainische Familien als auch für afrikanische Studierenden zur Verfügung. Hinzu machte Wilfried Kruse als wissenschaftlicher Berater im Projekt darauf Aufmerksam, dass das samo.fa mehrjähriges Repertoire an Wissen und Erfahrungen gerade jetzt benötigt wird und als Vorteil beansprucht werden muss, auch für die Abgrenzung und Abstimmung der kommenden Maßnahmenpläne. In dieser Hinsicht bleibt eine enge Zusammenarbeit mit den lokal-kommunalen Strukturen als besondere Voraussetzung zur effektiven Umsetzung der migrantischen Angeboten.

C) Verstetigung migrantischer Strukturen in der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit

Im dritten und letzten Block der Veranstaltung wurden die inhaltlichen Grundzügen zur diesjährigen Gestaltung der über die Jahre gut verankerten samo.fa lokalen Dialogkonferenzen vorgetragen. Die lokalen Dialogkonferenzen werden zwischen April und Juni 2022 durchgeführt. Anschließend sammelt und präsentiert eine große Bundesdialogkonferenz im November die zahlreichen Ergebnisse der lokalen Dialogkonferenzen. Die Konferenzen bringen die relevanten Akteur:innen der dauerhaften lokal-kommunale Geflüchtetenarbeit an einem Tisch zusammen zur Besprechung von aktuellen und künftigen Aktivitäten und Strategien.

Geflüchtet aus der Ukraine: Informationsportale, auch zu Corona, auch in ukrainischer Sprache

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Welche Aufenthaltsrechte gelten für wen? Muss eine Meldung erfolgen? Gibt es eine finanzielle Grundsicherung? Darf eine Arbeitstätigkeit aufgenommen werden? Wer ist zuständig? Wer hilft? Aber auch: Wenn ich helfen will, worauf muss ich achten? Was müssen meine Verwandten und Freunde aus der Ukraine bei der Einreise in die EU beachten? Was muss ich wissen? Und Vieles mehr: auf den Informationsportalen, die regelmäßig aktualisiert werden. Zum Beispiel:

Germany4Ukraine: Informationsportal des BMI

Ukrainische Flüchtlinge: Flucht & Asyl | Zahlen und Fakten – Mediendienst Integration

Handbook Germany: Deutschland von A bis Z

Netzwerk-IQ: Aufenthaltsrechtliche Fragen für Menschen aus der Ukraine in Deutschland

Ukraine FAQ

Informationen zur Corona-Schutzimpfung des Robert-Koch-Instituts

Informationen zur Masern-Impfung des Robert-Koch-Instituts

Gesammelte Informationsmaterialien zur Corona-Schutzimpfung in ukrainischer Sprache

Flucht aus der Ukraine. Momentaufnahmen aus den Standorten von samo.fa

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5. März 2022

Die samo.fa-Standorte sind da, wenn die Geflüchteten aus der Ukraine kommen. Hier eine erste Übersicht zum Stichtag 4. März 2022:

  • Es sind zuallererst diejenigen Standorte mit Trägern mit ukrainischem oder russischem Hintergrund oder mit wichtigen Personen, die einen solchen Hintergrund haben, bei denen sehr viele Informationen auflaufen und die von Menschen aus der Ukraine kontaktiert werden (z.B. Göttingen, Stralsund, Köln, Fulda…).

– Von diesen wird berichtet, dass es auf offiziellen Wegen bisher nur wenige Flüchtlinge gibt, aber in einer Reihe von Familien schon geflohene Verwandte angekommen sind oder sich angekündigt haben, z.B. in Göttingen oder Fulda.
– Bei diesen Standorten ist eine sehr direkte, persönliche Involviertheit und große, emotionale Betroffenheit zu beobachten: Verzweiflung, Wut… Der Angriff auf die Ukraine und seine Folgen für die Menschen wird als eine extreme Ausnahmesituation erlebt, mit der die „Hiesigen“ auch lernen müssen umzugehen.
– Allmählich werden Hilfen aufgebaut; es stehen dort mehr ehrenamtliche Aktive bereit als für die „normale“ samo.fa-Arbeit der letzten Monate.

Viele Standorte bereiten sich vor, vor allem jene, bei denen ein starker Zugang von
Geflüchteten erst in den nächsten Tagen und Wochen erwartet wird.

– Es gibt Bemühungen, den Pool der ehrenamtlich Aktiven gezielt mit Personen aufzustocken, z.B. in Dortmund, die auch sprachlich vermitteln können.
– Das gilt auch z.B. für Potsdam; dort wird die Zahl der Geflüchteten täglich größer, mittlerweile 100, oder für Nürnberg.
– Es wird geprüft, ob aus dem Kreis der gerade Angekommenen ehrenamtlich Aktive gewonnen werden können, denn viele der Geflüchteten wollen helfen. Dafür müssten spezielle Unterweisungen und Coaching angeboten werden.

Erste Unterstützungen laufen an. Hier lebende Menschen mit ukrainischem und russischem Hintergrund spielen dabei eine herausragende Rolle.

– Es werden primär Maßnahmen organisiert, durch die die Kinder aus den geflüchteten Familien psychisch aufgefangen, abgelenkt werden, ihren Eltern, bzw. vor allem den Frauen, wiederum Luft für Organisatorisches und zum Verarbeiten verschafft werden kann.
– Da die Familien mit Kindern aktuell noch die Hoffnung haben, bald wieder zurückkehren zu können, ist Beschulung im klassischen Sinne nicht der primäre Bedarf. Es geht also weniger um Deutschkurse, als um Lernaktivitäten in ukrainischer Sprache, wie sie z.B. in Reutlingen entwickelt und angeboten werden.
– Weiterleitung von wichtigen Informationen (auch Mehrsprachig – z.B. über Instagram), insbesondere auch rechtlicher Art, und Verweisung auf kommunale/zivilgesellschaftliche Unterstützungsstrukturen; auch Info-Material, das vom Leitungsteam an die Standorte versandt wurde.
– Eine Variante der Aufklärungsarbeit, z.B. in Stralsund, besteht in Podcasts, Schulungen und Material zur Vorgeschichte des Konflikts und zu laufenden Informationen über die Lage in der Ukraine.
– Es laufen erste direkte Beratungskontakte an, so. z.B. in Bielefeld mit Studierenden aus dem Iran, die nun aus der Ukraine geflüchtet sind. Dies Beispiel zeigt zugleich an, wie komplex die Anforderungen an Beratungen sein können.
– Dies gilt auch für die Unterstützung von Geflüchteten mit afrikanischem Hintergrund, um die
sich in Saarbrücken und Berlin gekümmert wird. Aus Potsdam wird berichtet, dass sich afrikanische Studierende, die aus der Ukraine geflohen sind, melden und dringend jedwede Unterstützung benötigen.
– Verweisberatung und Sekundärunterstützung, z.B. logistischer Art, durch erfahrene Träger spielt zunehmend eine wichtige Rolle, wie z.B. in Stuttgart und Augsburg.
– Übernachtungsmöglichkeiten werden geklärt und vorbereitet, z.B. in München. Dort, wo es große osteuropäische Migrant*innen-Communities gibt, wie z.B. in Düsseldorf, kommen laufend Geflüchtete an; bis zum Berichtstag waren es schon 500. 250 Plätze für die Erstaufnahme sind vorbereitet; das reicht aber nicht.
– Es finden Treffen zwischen Migrant*innen-Organisationen statt zur Eruierung von Zusammenarbeit und Abstimmung von Angeboten.
– Spendensammlungen werden initiiert, z.B. in München, Düsseldorf, Reutlingen, Stralsund

Kommunale Zusammenarbeit. Viele Kommunen bereiten Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen vor; viele zivilgesellschaftliche Akteure sind ebenfalls „am Start“. Abstimmung, Arbeitsteilung und Zusammenarbeit sind daher von besonderer Bedeutung.

– In Bochum z.B. hat die Stadt ein „Orga-Team“ und ein Initiativkreis gebildet. Die Koordinierung liegt bei der Ehrenamtsagentur. Der samo.fa-Träger ist aktiv beteiligt und schon Anlaufstelle für vielfältige Anfragen und Angebote, die übrigens auch in Hinblick auf Seriosität, Diskriminierungsfreiheit und Machbarkeit geprüft werden müssen.
– An allen Standorten sind mittlerweile Kontakte zu den kommunalen Stellen aufgenommen worden.
– Es ist leider immer noch keine Selbstverständlichkeit, dass die samo.fa-Expert*innen für Geflüchtetenarbeit in die kommunalen Krisenstäbe einbezogen werden.
– Oftmals sind auch die jüdischen Gemeinden erste Anlaufstelle; mit ihnen wird kooperiert, wie z.B. in Mönchengladbach.
– Schon jetzt wird z.T. Vorkehrung für längerfristige Aufenthalte getroffen, wie z.B. in Stralsund durch den Aufbau eines Gesundheitsnetzwerks.
– Als eine besondere Herausforderung wird gesehen, dass die Menschen, die kommen, in der Regel noch Verwandte und enge Freunde in der Ukraine haben und sich allergrößte Sorgen machen müssen. Das Trauma der eigenen Flucht und die psychologische Belastung durch die Sorge um die Zurückgebliebenen verstärken sich gegenseitig. Psychologische Hilfe und
Unterstützung wird dringend notwendig werden.

Aufklärung und Mobilisierung von Solidarität: das Wirken in Richtung auf die eigenen Vereine, die Öffentlichkeit und die lokale Politik gehört zu den „Standards“ der Geflüchtetenarbeit „vor Ort“.

– An nahezu allen Standorten, z.B. in Lübeck, Hannover, Freiburg, München, Münster, Dresden und Leipzig, gibt es Solidaritätsaktionen und Mobilisierung zur Unterstützung der ukrainischen Geflüchteten. Dabei kommen verschiedene Formate zum Einsatz, so z.B. Stellungnahme und Pressenmeldung (München), eine gemeinsame Erklärung von Migrant*innen-Organisationen (Lübeck), Radiokampagnen /-aktionen (Freiburg) und Instagram-Gruppen
– Dialogkonferenzen als eingespieltes Format zum Thema Flucht aus der Ukraine, z.B. in Stralsund

Die Krise mobilisiert Vorurteile und Diskriminierungen. Es besteht die Gefahr, dass sich Unterscheidungen in Geflüchtete, wie akzeptiert und solche, die weniger akzeptiert werden, verschärft.

– Bei den Standorten mit Bezügen zu hier schon lebenden Menschen mit Herkünften aus der Ukraine und aus Russland ist bislang nicht zu beobachten, dass sich Feindschaften entwickeln, eher gebe es gemeinsamen Kummer um den Umstand, Kriegsparteien zu sein. Man wünsche sich, so wird berichtet, eine deutliche Differenzierung zwischen Regierungen
und den Menschen dieser Länder, eine sachliche Herangehensweise und ein uneingeschränktes Bekenntnis zu Frieden.
– Berichtet wird von der Wahrnehmung, dass Geflüchtete aus der Ukraine in der Öffentlichkeit ein deutlich anderes „Image“ haben als andere Gruppen von Geflüchteten: sie werden als weiß, christlich, europäisch und gebildet gelesen.
– Aus Standorten mit einem starken Bezug zu Menschen z.B. aus afrikanischen Ländern werden die Meldungen über Diskriminierungen von Geflüchteten mit Drittstaatenpässen beim Eintritt in EU-Länder und auch bei Bahnfahrten in Deutschland mit Besorgnis registriert.
– Es ist keineswegs auszuschließen, dass Menschen mit russischem Hintergrund Zielscheibe von Alltagsdiskriminierungen werden. Es gibt Berichte aus erster Hand, dass die Kinder und Jugendlichen in der Schule von deutschen Lehrkräften gefragt werden, wie ihre Eltern politisch und zu Putin stehen.

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11. März 2022

Die Zahl der Geflüchteten wird von Tag zu Tag größer. Besonders gefordert sind nach wie vor diejenigen Standorte, deren Träger einen osteuropäischen Hintergrund haben. Dort, wie z.B. in Düsseldorf, geht der Bedarf an Unterbringung zeitweilig weit über das hinaus, was gerade zur Verfügung steht. Zugleich sind es auch diese Standorte, die aufgrund ihrer vielfältigen Beziehungen in die Ukraine – oder auch in die Nachbarländer der Ukraine, wie Polen – besonders beim Sammeln und Transport von Hilfsgütern engagiert sind. Eine Begleiterscheinung dieser katastrophalen Krise ist die Aktualisierung von Schuldzuschreibungen und Rassismen. Gerade die in samo.fa tätigen Verbünde mit ihrer herkunftsübergreifenden Mitgliedschaft sind hier „Gegenmodell“ und Akteur in der Auseinandersetzung mit Diskriminierung und Rassismus. Zum Beispiel: Gemeinsame Konzerte russischer und ukrainischer Gruppen, wie in Göttingen, haben hierfür einen wichtigen Stellenwert.

Mit der Dauer des Krieges, der wachsenden Zahl von Opfern und der Zerstörung der Bewohnbarkeit der Städte wächst bei vielen Geflüchteten die Befürchtung, nicht oder jedenfalls nicht schnell zurückkehren zu können. Bleibeperspektiven werden in Erwägung gezogen, oder z.T. auch schon aktiv verfolgt. Bedarfe und Bedürfnisse der Geflüchteten erweisen sich als differenzierter, als oft unterstellt wird; so wird aus Bochum und vielen anderen Standorten berichtet.

Fast übergangslos beginnt eine zweite Phase, in der es nicht mehr „nur“ um Grundversorgung geht, sondern ein zumindest auf einige Zeit angelegter Aufenthalt vorbereitet werden muss. Ein Hinweis z.B. aus Reutlingen: „Alle wollen Deutsch lernen, lieber gestern als heute“.  Das heißt: die provisorische Unterbringung bei Freunden, Verwandten oder in Auffangeinrichtungen muss gegen zumutbare Wohnlösungen getauscht werden, Kinder und Jugendliche in KiTAs und Schulen angemessen und fördernd integriert, wie z.B. in Stralsund der Zugang zur Gesundheitsversorgung – auch wegen Covid-19 und Impfungen, aber auch wegen der großen Zahl älterer Menschen, die gekommen sind  – geöffnet und gefördert und ein Grundeinkommen gesichert werden.

In dieser jetzt beginnenden Phase sind die Kompetenzen, die die ehrenamtlich Aktiven und die Koordinator*innen von samo.fa in den vergangenen Jahren aufgebaut haben, dringend gefordert. Davon würden auch kommunale Mittelfriststrategien profitieren, die nun dringend entwickelt werden müssen. Noch aber hat sich die lokal-kommunale Kooperation „auf Augenhöhe“ immer noch nicht befriedigend und wirksam genug eingespielt.

Bild: canva.com

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