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Nicht warten, handeln

By 11. May 2021

Aktive aus Migrant*innen-Organisationen warten nicht, sondern: sie handeln. Hier einige Beispiele aus Leipzig, Göttingen, Saarbrücken und Nürnberg:

(Information und Begleitung) Zum Beispiel in Leipzig: Dort wird dafür gesorgt, dass über ehrenamtlich Aktive, die aus verschiedenen Communities kommen, die Informationen wirklich zu den Menschen kommen und auch erläutert werden. In einer Radiosendung wird auf die besonders schwierige Corona-Lage in den noch bestehenden Gemeinschaftsunterkünften aufmerksam gemacht. Ähnlich in Stralsund: z.B. mit podcasts in arabischer, deutscher, englischer, russischer Sprache und in Farsi, Kurmandschi und Tigrinya. In online-Veranstaltungen wird auch der alltägliche Rassismus zur Sprache gebracht. In Hildesheim werden ehrenamtliche Dolmetscher auch für die Krankenhäuser angeboten; dabei zeigen sich viele Hindernisse. Musik und Comedy unterstützt und erleichtert in Saarbrücken die Informationsvermittlung. Göttingen macht das Impfen auf verschiedenen Wegen gezielt zum Thema.

(Zusammenarbeit mit Ärzten) Ehrenamtlich Aktive können in gesundheitlichen Fragen keine vertiefte fachliche Kompetenz haben; es sei denn, sie kommen aus Gesundheits- und Pflegeberufen. An vielen Orten besteht deshalb schon eine Zusammenarbeit mit Hausärzten und Fachärzten. In Saarbrücken gibt es in dieser Hinsicht schon eine lange Tradition, auch über die Stadt hinaus bundesweit. Aus Nürnberg wird ergänzt, dass es viele Ärzte in ihren Koooperationsbezügen gäbe und darunter auch solche, die sich um Personen „ohne Papiere“ kümmern. Aus Stralsund wird über eine Zusammenarbeit mit einem Kinderarzt, mit dem Gesundheitsamt und dem Impfzentrum berichtet. In Leipzig bestehen Kontakte durch eine gemeinsame Arbeitsgruppe, in Göttingen durch dolmetschende Begleitung bei Arztbesuchen.

(Alltag) Von überallher wird berichtet, dass die Anfragen zur Orientierung und Unterstützung im Alltag stark zunehmen. Dies gilt sowohl für Probleme im Umfeld der gesundheitlichen Sorge, z.B. Begleitung ins Impfzentrum, Abholen von Senioren, usw., als auch über die Gesundheit hinaus in Hinblick auf die sozialen Problematiken, wie Homeschooling, Verlust des Arbeitsplatzes, finanzielle Engpässe. Erschwert wird das Alltagsleben auch durch schwere Erkrankungen und Todesfälle in der eigenen Familie hier oder auch im Herkunftsland. Auch der soziale Ausdruck des Mitleidens ist schwierig geworden; in Saarbrücken z.B. wird für das Trauern an online-Gruppen gedacht, aber neben der mentalen sei auch eine finanzielle Unterstützung zumeist erforderlich.

Stärken und die Gefahr der Ermüdung

Kümmer*innen aus Migrant*innen-Organisationen: Was ist ihre besondere Stärke? Sie teilen die Erfahrungen von Migration und Flucht und den Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden. Sie verstehen die Ängste, Befürchtungen und Irritationen und können etwas entgegensetzen. Die Mehrsprachigkeit aus dem Spektrum der Migrant*innen-Organisationen erleichtert Information und Kommunikation. Vertrauen, Schutz, Solidarität und handfeste Hilfe gehören dazu, nahe bei den Menschen zu sein. Aber: Die langandauernde Krise und der hohe Bedarf an Unterstützung führen zu Überlastungen – und auch das Gefühl, immer noch nicht überall dort zu sein, wo es notwendig wäre. Deshalb: Anerkennung und Förderung sind dringend geboten!

10.05.2021

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