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Gemeinsam im Alltag

„Gemeinsam im Alltag” in Freiburg

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„Es ist wichtig, eine solche Konferenz zu veranstalten und das Engagement von Migrantinnen und Migranten sichtbar zu machen, gerade jetzt in der Zeit, in der wir immer deutlicher die Feindlichkeit sehen und spüren, wie beispielsweise letzte Woche in Chemnitz.“

So eröffnete die Moderatorin Yaoscar Padilla de Rothmund die samo.fa-Konferenz in Freiburg. Im Saal der Katholischen Akademie in Freiburg versammelten sich kommunale und lokale Vertreter*innen von verschiedenen Organisationen, Ehrenamtliche und Interessierte. Die Teilnehmer*innen wurden von dem FAIRburg-Gründer und Stadtrat Ibrahim Sarialtin und der Vorstandsvorsitzenden des Migrantinnen und Migrantenbeirats, Olena Neumann, begrüßt.

Der Interkulturelle Verein FAIRburg e.V. und der Beirat sind nur zwei Möglichkeiten, sich als Migrantin oder Migrant in Freiburg zu engagieren, partizipieren und sichtbar zu werden. Um diese Sichtbarkeit und das Zusammenleben im Alltag ging es in der lokalen Konferenz in Freiburg.

„Die ‘Mutter aller Integration’ ist die Vernetzung“ hat Hans Steiner, stellvertretender Amtsleiter des Amts für Migration und Integration, sein Input über die Bevölkerung mit Migrationsgeschichte in Freiburg eingeleitet. Damit bezog er sich auf die aktuelle mediale Verunglimpfung von Horst Seehofer als Analyse der rassistischen Ausschreitungen in Chemnitz, der die Migration als „Mutter aller Probleme“ bezeichnet hat und sich spätestens damit als Innenminister disqualifiziert hat.

Anschließend wurde von Dr. Carmen Colinas sehr anschaulich die (fehlende) Sichtbarkeit von Menschen mit Migrationshintergrund in den Medien referiert. In der Medienwelt sind Menschen mit Migrationshintergrund unterrepräsentiert. Zudem reproduzieren Journalist*innen, die in der Berichtserstattung stereotype Bilder und Sprache verwenden, falsche Bilder. Wichtig ist die Bildauswahl: Nicht wiederholend die unterdrückte ‘Kopftuchfrau’ ohne Gesicht und das gefährliche Sprach-Bild vom „vollen Boot“. „Es ist Quatsch, eine Nation als ein Boot zu imaginieren, das untergehen könnte. Dieses rassistische Bild reproduzieren wir auch, wenn wir sagen: ‘Das Boot ist noch nicht voll.’“ Sie rät zur Normalisierung: Medien sollen die Realität abbilden und Migrant*innen auch als Ärzt*innen, Biolog*innen oder sonstige Expert*innen zeigen. Frau Dr. Colinas stellte ihre Organisation der „Neuen deutschen Medienmacher“ vor und verwies auf Formulierungshilfen für eine interkulturell-sensible Sprache. Wie man als Organisation Presse- und Öffentlichkeitsarbeit macht, wurde in einem der drei anschließenden Workshops vertieft.

Ein weiteres Workshop-Thema war Mehrfachidentitäten: „Ich bin nicht nur Ungarin, ich bin auch Freiburgerin und Hundehalterin“, so Workshopleiterin Prof. Dr. Naussika Schirilla. Stereotypen, die mit Nationalitäten verbunden sind, kann man reflektieren, indem man sich bewusst macht, wie viele Eigenschaften zur eigenen Identität gehören. Gemeinsame Aktivitäten von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund brechen Vorurteile einer homogenen Migrantengruppe. „Also treten Sie in einen Kleingartenverein ein“, so der Imperativ des zweiten Workshops. Wer darüber bereits nachdachte, sich in einem Verein zu engagieren, besuchte den Workshop A von Paulo Cesar, der die Möglichkeit der Partizipation durch Selbstorganisation beinhaltete. Nach der Vorführung der best-practice-Beispiele der samo.fa Migrantenorganisationen im samo.fa-Film diskutierte die Gruppe über Netzwerkstrukturen und die Notwendigkeit eines Dachverbands für Migrantenorganisationen in Freiburg.

Wie wichtig das Thema Migration derzeit ist, sehen wir täglich in den Medien. Dort wird viel zu oft von Politikern ‘über’ Migration gesprochen. Wichtiger wäre es sich über das Thema mit Menschen mit Migrationsgeschichte zu unterhalten. Dies gelang in der lokalen samo.fa Konferenz in Freiburg.

(Quelle und Bilder: FAIRburg e.V.)

Yaoscar Padilla de Rothmund modierte die lokale Konferenz in Freiburg.

Dr. Carmen Colinas von den Neuen Deutschen Medienmachern leitete den Workshop zur Pressearbeit in Migrant*innenorganisationen.

Paulo Cesar,  Projektkoordinator von MORGEN e.V. München leitete den Workshop zum Thema “Partizipation durch Selbstorganisation”.

Olena Neumann, 1. Vorsitzende Migrantinnen und Migrantenbeirat der
Stadt Freiburg, sprach ebenfalls ein Grußwort.

Lange Wege und viel Engagement: Bundeskonferenz in München

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Wie können sich Verwaltungen für Migrantenorganisationen öffnen? Wie kann das Engagement von migrantischen Aktiven dauerhaft in den Städten verankert werden – ohne, dass sie ihre Unabhängigkeit verlieren? Und was können alle Akteur*innen gemeinsam tun, um die Hürden auf dem Arbeitsmarkt, im Gesundheits- und Bildungssystem zu überwinden? Die samo.fa Bundeskonferenz 2018 hat zu vielen komplexen Fragen spannende Antworten diskutiert – mit Koordinator*innen, Ehrenamtlichen, Politiker*innen und kritischen Freund*innen aus Gesellschaft und Forschung

 

„Ich helfe jetzt anderen, sich hier im Krankenhaus zurechtzufinden.“ „Seit zwei Jahre berate ich Geflüchtete dabei, wie sie sich an der Uni einschreiben können.“ Zwei Beispiele von vielen, von denen Geflüchtete auf der Bundeskonferenz in München 2018 berichteten. Überall in den 32 samo.fa-Städten engagieren sich in 2018 diejenigen ehrenamtlich in der Migrantenorganisation, in der sie vor einigen Jahren im samo.fa Netzwerk Begleitung auf ihrem Weg in den neuen Alltag fanden – und in dem sie jetzt andere durch ihre Erfahrungen in der jeweiligen Stadtgesellschaft stärken: Ehrenamtliches Engagement, das die Rolle von Migrantenorganisationen beim Ankommen vor Ort überdeutlich macht: Sie können nachhaltig beim Ankommen stützen – und das auch in Zukunft tun, weil durch sie Orte und immer neue Gelegenheiten für Engagement entstehen.

„Ohne Migranten schaffen wir es nicht“, sagt auch Tobias Stapf von Minor Projektkontor Bildung und Forschung, einem interdisziplinärem und interkulturellem Beratungs- und Forschungsunternehmen aus Berlin – eingeladen als kritischer Freund auf dem Plenum „Migrantenorganisationen als Bezugspunkte vor Ort.“ Es ist das Ankommen neuer Migrant*innen – aber auch ein gutes Miteinander in der Stadtgesellschaft, deren Schwierigkeiten sich unter anderem aktuell in Chemnitz, aber auch in Sätzen wie „Migration ist die Mutter aller Probleme“ zeigen. „Wir reden nicht mehr von Integration, sondern über Teilhabe“, gab Wilfried Kruse vom samo.fa-Leitungsteam als selbstbewusste Ansage aus: Gestalten, statt mitgestalten, anerkannter Akteur der Stadtpolitik sein, statt Beiwerk. Und: Für eine Arbeit und eine Rolle anerkannt werden, die Migrantenorganisationen vor Ort bereits ausfüllen.

Was unter Experten anerkannt sein mag, ist im Arbeitsalltag der samo.fa-Aktiven aus Migrantenorganisationen aber noch nicht keine durchgehend selbstverständliche Haltung, die ihnen begegnet. Dauerhafte Strukturen in der Stadt schaffen, nicht von einer Projektförderung zur nächsten planen müssen, um erfolgreiche Arbeit aufrechtzuerhalten war deshalb großes Thema der Konferenz. In Workshops zum Zugang zum Arbeitsmarkt, Gesundheitssystem, zum Wohnen und Leben im Quartier, zur Jugend- und Familienpolitik und zur Arbeit mit geflüchteten Frauen diskutierten die samo.fa-Aktiven der verschiedenen Städte ihre lokalen Ansätze miteinander und den Gästen.

Auch in den World-Cafés des zweiten Konferenztages stand die Erfahrungen der Partner im Zentrum: Wie geht es weiter vor Ort? Wie kann Engagement für Menschen mit Fluchtgeschichte kontinuierlich verankert werden? Die Rolle der Kommunen, ihrer politischen Gremien und Verwaltungen, ist dabei zentral: Denn die Strukturen und Angebote, die samo.fa vor Ort aufgebaut hat, wirken auf das Zusammenleben in der Stadt  – in den Schnittstellen der Verwaltung, die entscheiden kann, sie dauerhaft zu etablieren. Wie viel Unabhängigkeit bleibt dabei für die migrantischen Träger? Was können Migrantenorganisationen selber tun, um ihre Wirksamkeit sichtbar zu machen – und damit in etablierten Institutionen zu überzeugen?

Die Ergebnisse der Workshops und Worldcafés stehen in Kürze hier zum Download bereit.

Pressemitteilung: Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen – 6 Besonders viele Integrationshürden für Kinder und Jugendliche

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Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen – 6
Besonders viele Integrationshürden für Kinder und Jugendliche

Dortmund, 30. August 2018. Für geflüchtete Kinder und Jugendliche gibt es auf den Weg in den Alltag in Deutschland viele Risiken. Das beobachten bundesweit Migrantenorganisationen, die in 32 verschiedenen Städten im samo.fa Projekt des Bundesverbandes Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. (BV NeMO) mit Geflüchteten arbeiten. Samo.fa steht für Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit.
Das Risiko, im Bildungssystem zu scheitern oder dort viele Schwierigkeiten zu haben, ist für Kinder und Jugendliche mit Fluchtgeschichte erheblich – insbesondere für unbegleitete Minderjährige. Das deutsche Bildungssystem sortiere sehr früh. „Hierbei spielt sozialer Status eine große Rolle“, sagt Gülişah Özdoganlar, samo.fa-Koordinatorin in Bielefeld. Für Geflüchtete ist das ein großer Nachteil.

Zumal Kinder mit Migrationsgeschichte weniger Bildungserfolg haben, zeigen einschlägige Studien. „Auf Kinder, die aus einem ganz anderen Schulsystem kommen, ist das Bildungssystem noch immer nicht gut eingestellt“, sagt die Diplom-Pädagogin, die seit vielen Jahren mit unbegleiteten Jugendlichen arbeitet. „Obwohl sich alle Integration und Inklusion auf die Fahnen schreiben, klappt Förderung in heterogenen Gruppen oftmals schlecht.“ Die Kinder und Jugendlichen seien dann schnell „schlecht in der Schule“ und würden nach unten durchgereicht. Besonders für die älteren Jugendlichen ist das problematisch, beobachtet Özdoganlar. „Ohne Abschluss und Erfolge hängen sie auf der Straße herum, verlieren Ziele aus dem Blick und sind gefährdet, sich von schwierigen Peer-Gruppen beeinflussen zu lassen.“ Denn: Be-sonders den unbegleiteten Kindern und Jugendlichen – aber auch denen, die mit Verwandten gekommen sind – fehle im neuen Alltag zunächst sozialer Zusammenhalt.

Migrantenorganisationen können diesen Zusammenhalt bieten: Zum einen durch Aktivitäten wie Sport- und Kulturangebote, in denen geflüchtete mit anderen Jugendlichen aus dem Stadtteil in Kontakt kommen. „Außerdem begegnen sich in den Räumen der lokalen Vereine auch verschiedene Generationen“, sagt die Koordinatorin vom lokalen Verbundspartner BINEMO. Das sei gut, denn vielen geflüchteten Kindern fehle der enge Kontakt zu ihren eigenen Großeltern. „Es tut ihnen auch gut, Menschen aus ihrer Herkunftskultur zu treffen, die den langen Weg in den deutschen Alltag bereits erfolgreich beschritten haben.“ Zudem lernten zum Beispiel Jugendliche aus streng muslimischen Ländern bei Migrantenorganisationen, dass zum Muslimisch-Sein in Deutschland auch selbstbewusste berufstätige Frauen gehören – mit oder ohne Kopftuch.

Diese Lotsenfunktion ist das Besondere an samo.fa: Das bundesweite Projekt wird von Migrantenorganisationen getragen und umgesetzt. Deren aktive Ehrenamtliche unterstützen
beim Ankommen in der Stadtgesellschaft – und arbeiten dabei eng mit anderen Organisationen und Kommunen vor Ort zusammen. Deutschlandlandweit beteiligen sich mehr als 500 migrantische Vereine und Initiativen und 9.000 Ehrenamtliche am Projekt, das seit 2016 vom BV NeMO durchgeführt wird. Durch ihre eigenen Migrationserfahrungen können sie Neuangekommene besonders einfühlsam und qualifiziert begleiten. „Für Neuangekommene ist vor allem die Stadtteilarbeit von samo.fa wichtig“, sagt Gülişah Özdoganlar. „Sie brauchen Kon-takte zu Stadtteilbewohnern sowie Orte, an denen sie sich treffen können und für Unterstützung erreichbar sind.“ Deswegen hat sich das Bielefelder Netzwerk der Migrantenorganisationen in 2018 insbesondere auf stadtteilorientierte Bildungsangebote konzentriert.

In den 32 samo.fa Städten bieten die Partner Kindern und Jugendlichen – und auch ihren Eltern – Räume für Begegnungen und Aktivitäten. „Die Ehrenamtlichen können den Eltern auch besonders gut das deutsche Schulsystem erklären, weil sie es in all seinen Ausprägungen aus eigener Erfahrung kennen – und eben oft auch die Unterschiede zum Bildungssystem der Herkunftsländer“, sagt Özdoganlar. Im dritten Jahr nach dem Flüchtlingssommer hätte sich in den samo.fa-Städten unter den Geflüchteten auch schon ein eigenständiges „Wissensnetzwerk“ zum Thema Schule entwickelt: „Die Informationen und wo man noch genauer nachfragen kann, sprechen sich herum.“
Auf der bundesweiten samo.fa Konferenz mit Projektpartnern und Vertreter*innen aus Stadt, Landes- und Bundespolitik und Zivilgesellschaft am 14./15. September in München wird Bilanz gezogen: Wie kann die erfolgreiche Arbeit der Migrantenorganisationen vor Ort weiter-geführt werden?

Die Pressemitteilung als PDF downloaden. 

Das Programm der Bundeskonferenz finden Sie hier zum Download.

Pressekontakt: Miriam Bunjes 0231-286 78 764, presse@bv-nemo.de

Pressekontakt samo.fa Bielefeld: Gülişah Özdoǧanlar 0521-329 7090, samo-fa_bielefeld@gmx.de, mehr Informationen über BINEMO unter www.bi-nemo.de.

Pressemitteilung: Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen 5 – Schwieriger Zugang für Geflüchtete zum Gesundheitssystem

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Dortmund, 23. August 2018. Der Zugang zum Gesundheitssystem hat für Geflüchtete viele Hürden – auch, weil der Umgang mit Körper und Krankheit kulturell verschieden ist. Durch bürokratische Hindernisse, sozial-psychologische und sprachliche Barrieren fällt es Geflüchteten in Deutschland oft schwer, auch einfache medizinische Leistungen in Anspruch zu nehmen. Durch kulturelle Unterschiede im Umgang mit Krankheit sind besonders Frauen von diesen Problemen betroffen.

Einige Städte, in denen das samo.fa Projekt tätig ist, ermöglichen mit der Hilfe so genannter Gesundheitsmittler*innen  einen erleichterten Zugang zum Gesundheitssystem für Geflüchtete: dies ist eine Sonderform von Sprachmittler*innen, die selbst aus migrantischen Communities kommen und so Geflüchteten das deutsche Gesundheitssystem besser nahe bringen können. Samo.fa steht für Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisation in der Flüchtlingsarbeit. Das Projekt wird seit 2016 vom Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. organisiert. Im Projekt vernetzen sich vor Ort Aktive aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit miteinander und mit anderen lokalen Akteuren. Deutschlandweit beteiligen sich mehr als 500 migrantische Vereine und Initiativen in 32 Städten am Projekt, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert wird.

Gesundheitsmittler*innen sind zum Beispiel im Rahmen des samo.fa Projekts in Saarbrücken aktiv. Die Koordinatorin vor Ort, Lillian Petry, erklärt die Wichtigkeit der Betreuung durch sie: „Geflüchtete in Deutschland haben, so lange ihr Status nicht geklärt ist, an vielen Orten  keine Gesundheitskarte, mit der sie einfach zum Arzt gehen können. Ohne geklärten Bleibestatus benötigen sie eine amtliche Genehmigung für einen Arztbesuch.“ Und für eine professionelle Behandlung benötigen sie zudem Übersetzer*innen, die sie begleiten.

Kulturelle Unterschiede sind eine weitere Barriere für Geflüchtete. „Sexualität ist in einigen Communities ein Tabuthema“, erklärt Lillian Petry. „Die Themen Aufklärung und Verhütung, Geschlechtskrankheiten oder der erste Gang zum Frauenarzt sind für viele Geflüchtete neu und unangenehm. Deshalb müssen sie besonders kultursensibel begleitet werden.“  Menschen mit eigener Migrationserfahrung können die Situation der Betroffenen nachempfinden und schwierige Themen dementsprechend besser vermitteln. Migrantenorganisationen wie das Haus Afrika in Saarbrücken sind durch ihre Arbeit ein wichtiger Ansprechpartner in der Flüchtlingsarbeit geworden und arbeiten mit anderen Vereinen wie der deutschen AIDS-Hilfe zusammen, um Geflüchtete über Gesundheitsthemen aufzuklären und bei der Behandlung zu unterstützen. In Workshops schulen sie Aktive, die sich engagieren,  zum Thema Gesundheitsvermittlung und nehmen eine Vermittler- und Brückenrolle zu Ärzten und Sozialämtern ein. Die eigenen Erfahrungen des Ankommens in einen neuen Alltag können sie auf diese Weise den Geflüchteten weitergeben.

Ziel des laufenden dritten Projektjahres von samo.fa ist es in allen beteiligten Städten vor allem, die Unterstützung nahe beim Alltagsleben der Menschen mit Fluchtgeschichte zu stabilisieren und eine langfristige Verankerung und die Anerkennung der Rolle der Migrantenorganisationen in der lokalen Flüchtlingsarbeit zu erreichen. Dafür laufen seit Mai im ganzen Land lokale Konferenzen, an denen Akteure der Stadtgesellschaft über nachhaltige Kooperationsmöglichkeiten diskutieren.

Auf der bundesweiten samo.fa-Konferenz am  14./15. September in München  mit allen Projektpartner*innen und Vertreter*innen aus Stadt-, Landes- und Bundespolitik und Zivilgesellschaft wird Bilanz gezogen: Wie kann die erfolgreiche Arbeit der Migrantenorganisationen vor Ort weitergeführt werden?

Im Anhang und hier http://www.samofa.de/zusammenschau-der-staedtedossiers-2017-fuer-das-2-jahr-des-projekts-samo-fa/ gibt es Projektergebnisse.

Ansprechpartner Saarbrücken: Haus Afrika e.V. http://www.samofa.de/leipzig/; Lillian Petry unter 0175 223 406 6.

Eine Übersicht über alle Projektstandorte und weitere Pressemitteilungen befinden sich hier: www.samo.fa.de

Mehr Informationen über den Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. unter: www.bv-nemo.de

Die Pressemitteilung als pdf downloaden

Pressekontakt: Miriam Bunjes 0231-286 78 164,  presse@bv-nemo.de

Pressemitteilung: Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen 3 – (Keine) Krise des Ehrenamtes

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Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen – 3

Migrantenorganisationen: Keine Krise des Ehrenamtes in der Flüchtlingsarbeit

Dortmund, 9. August 2018. Drei Jahre nach dem „Flüchtlingssommer“ 2015 erleben viele soziale Organisationen eine Krise des Ehrenamtes in der Flüchtlingsarbeit: Viele Bürger*innen, die vor drei Jahren spontan gespendet, Menschen in Asylunterkünften zum Beispiel bei Behördengängen und Wohnungssuche unterstützten, haben ihr Engagement verringert oder ganz beendet. Das ist bei spontanem bürgerschaftlichen Engagement nicht selten: Dauert der Anlass für das Engagement über eine längere Zeit an, erlahmen oft Motiv und vor allem auch Kraft. „Außerdem werden die Anforderungen an Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit mit der Zeit komplizierter und es muss immer häufiger auch mit Enttäuschung und Verbitterung umgegangen werden“, sagt Dr. Wilfried Kruse aus dem Leitungsteam des im dritten Jahr laufenden Projekts samo.fa (Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit) des Bundesverbandes Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. (BV NeMO). „Spontane Dankbarkeit wie am Anfang kommt nicht mehr ohne Weiteres zurück.“ Und: Je mehr Helfer*innen sich zurückziehen, desto mehr Belastung und zum Teil Überlastung erleben die verbleibenden Freiwilligen.

Belastungen erleben auch die rund 9.000 Ehrenamtlichen aus Migrantenorganisationen, die im Rahmen von samo.fa bundesweit in 32 Städten aktiv sind. Aber: Anders als bei der spontanen Willkommenskultur bleibt ihre Unterstützung für Geflüchtete stabil und ihre Zahl geht nicht zurück, sondern steigt in einigen Städten sogar. Ein Grund dafür ist die Besonderheit des Projekts: Samo.fa wird von Migrantenorganisationen getragen und umgesetzt. „Im Unterschied zu den meisten Freundes- und Unterstützerkreisen, die sich per se nur zur Unterstützung von Geflüchteten gebildet haben, sind Migrantenorganisationen stabile Gemeinschaften, deren Fokus schon immer die Aufnahme von neuen Mitgliedern war, die neue Ideen einbringen“, sagt Beatrix Butto, samo.fa-Netzwerkbegleiterin für die süddeutschen Städte im Projekt und bei der Partnerorganisation Forum der Kulturen in Stuttgart beschäftigt. Denn viele der Migrantenorganisationen  gebe es schließlich schon seit den Anwerbeabkommen für Gastarbeiter in den 1950er Jahren. Ehrenamtliche aus Migrantenorganisationen sind in ihrem Engagement für Menschen mit Fluchtgeschichte auch deshalb stabiler, weil sie eben durch die Migrantenorganisationen einen gemeinschaftlichen, organisatorisch abgesicherten Rahmen zur Verfügung haben. Das zeigen die Erfahrungen aus allen 32 Städten des seit 2016 laufenden Projektes. Samo.fa vernetzt vor Ort Aktive aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit miteinander und mit anderen lokalen Akteuren. Deutschlandweit beteiligen sich mehr als 500 migrantische Vereine und Initiativen in 32 Städten am Projekt, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert wird.

„Ehrenamtliche mit eigener Migrations- oder Fluchtgeschichte können auch mit Rückschlägen auf dem langen Weg in den neuen Alltag in Deutschland besser umgehen“, sagt Beatrix Butto. „Sie wissen aus eigener Erfahrungen, dass es lange dauert, um alle Hürden des Ankommens zu meistern.“ Ihre eigenen Migrationserfahrungen und interkulturellen Kompetenzen führen zudem dazu, dass diese Ehrenamtlichen die Neuangekommenen beim langen Weg in den Alltag besonders einfühlsam und qualifiziert begleiten können. Das ist die Kernidee des gesamten samo.fa-Projekts, die auch beim stabilen ehrenamtlichen Engagement Erfolge zeigt.

„Es geht in der Flüchtlingshilfe in den meisten Fällen ja nicht mehr um die Beschaffung von fehlender Kleidung oder Möbeln, sondern um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“, sagt Butto. Wo und wie können sie ihre Fähigkeiten und Interesse einbringen? Für Butto steht fest: Bei Migrantenorganisationen, wo sie neue Engagementfelder und sinnvolle Aufgaben finden. „Das wirkt nicht nur der Gefahr von Desintegration  entgegen, sondern zeigt, dass Deutschland ein sehr offenes und vielfältiges Land ist, in der die Existenz von Menschen mit unterschiedlichen Migrationsgeschichten Normalität ist“, sagt die Netzwerkbegleiterin.

Auch für die aktiven Migrantenorganisationen selbst hat dies Vorteile, sagt Beatrix Butto: „Sie gewinnen durch Flüchtlingsarbeit Mitglieder und entwickeln sich damit weiter. Und auch die neuen Bürgerinnen und Bürger mit Fluchtgeschichte werden aktiver Teil dieser Gemeinschaft und bringen ihre Interesse und Kompetenzen mit ein.“

Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Migrationsforschung und interkulturellen Studien der Universität Osnabrück und des Bonner Friedens- und Konfliktforschungsinstituts BICC  haben ein Drittel aller Flüchtlingshelfer in Deutschland eine eigene Migrationsbiographie.

Wie kann die erfolgreiche Arbeit der Migrantenorganisationen vor Ort weitergeführt und das Engagement erhalten bleiben? Am 14./15. September zieht samo.fa auf der bundesweiten samo.fa Konferenz mit Projektpartnern und Vertreter*innen aus Stadt-, Landes- und Bundespolitik und Zivilgesellschaft Bilanz.

Hier gibt es Projektergebnisse.

Die Pressemitteilung als PDF downloaden. 

Mehr Informationen über den Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. unter: www.bv-nemo.de

Pressemitteilung: Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen 2 – Fehlender Wohnraum

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Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen – 2
Fehlende Wohnungen sind ein großes Integrationshindernis

Dortmund, 2. August 2018. Überall in Deutschland fehlt bezahlbarer Wohnraum – vor allem in den Großstädten. Für Geflüchtete bedeutet das, dass sie sehr lange in Übergangseinrichtungen leben. Viele ziehen bereits seit drei Jahren von einer Notunterkunft in die nächste, oft in immer neue Stadtteile. „Eine eigene Wohnung ist aber eine Grundvoraussetzung, um anzukommen und sich Zuhause zu fühlen“, sagt Julia Wellmann, Koordinatorin des Kölner samo.fa-Projektes. Samo.fa steht für Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit und vernetzt in 32 Städten in Deutschland ehrenamtliche Flüchtlingshelfer*innen aus Migrantenorganisationen miteinander und mit anderen Akteuren der Stadtgesellschaft. Bundesweit sind mehr als 500 Migrantenorganisationen an samo.fa beteiligt. Wohnraum für Geflüchtete ist bundesweit ein Problem, zeigen ihre Erfahrungen. Besonders in Städten mit einem angespannten Mietmarkt wie Köln ist es extrem schwierig, als Geflüchteter eine passende Wohnung zu finden: In der Millionenstadt fehlen generell rund 6.000 Wohnungen. Zu Wohnungsbesichtigungen kommen daher hunderte Interessenten, bringen wie für ein Vorstellungsgespräch Mappen mit Referenzen mit.

„Wer warum dann keine Wohnung bekommt, ist überhaupt nicht nachvollziehbar, denn der Mietmarkt ist größtenteils privat“, sagt Wellmann. „Die Vermieter können nach ihren eigenen Vorstellungen entscheiden, wer die Wohnung kriegt: Geflüchtete sind es oft nicht.“ Ohne Wohnung fällt Integration aber schwer, beobachten die samo.fa-Partner vor Ort bundesweit. In Gemeinschaftseinrichtungen fehlt es an Privatsphäre, aber die ist sehr wichtig für das Heimisch-Fühlen. „Der Wohnungsmangel in Deutschland ist eine der größten Hürden bei der Integration“, sagt Dr. Wilfried Kruse vom samo.fa-Leitungsteam auf Bundesebene. Ein Problem, für das allerdings keine schnelle Lösung in Sicht ist. Das sagen auch die lokalen Koordinatorinnen in Köln. Zwar versuchen auch Ehrenamtliche aus Migrantenorganisationen manchmal Wohnungen über private Kontakte zu vermitteln. „Es gibt aber schlicht zu wenige: Dieses Problem können Flüchtlingshelfer nicht lösen“, sagt Yvonne Niggemann, die zusammen mit Julia Wellmann im Solibund e.V. das samo.fa-Netzwerk koordiniert.

Und auch dann, wenn die Wohnungssuche erfolgreich war, bleiben oftmals Probleme, sagen die Kölnerinnen. Denn mit dem Einzug in eine Wohnung könne einhergehen, dass das bisherige Hilfenetz verloren gehe, Isolierung und Vereinsamung könne drohen, das zeigen auch die Erfahrungen aus anderen Städten. Nicht selten befinden sich die Wohnungen, die Geflüchtete letztendlich finden, in Stadtteilen, in denen sich soziale Probleme ballen. „Es ist nicht einfach, die Menschen in den Wohnungen zu erreichen“, sagt Julia Wellmann. In Köln fördert das samo.fa-Projekt deshalb Begegnungsräume in der Nachbarschaft, in denen sich alle Bewohner*innen eines Viertels treffen können – zu Aktivitäten wie gemeinsames Gärtnern oder zum Kaffee trinken. „So lernen sich die Nachbarn untereinander kennen und sind im Alltag füreinander da.“ Migrantenorganisationen sind dabei die Mittler, weil ihre Aktiven aus eigener Erfahrung mit dem Ankommen in Deutschland, ihrer Mehrsprachigkeit und interkulturellem Wissen, eine Brücke in die Nachbarschaft und damit die Stadtgesellschaft sind. Migrantenorganisation bieten selbst oftmals auch einen Ort der Begegnung, wie z.B. das „Haus der Vielfalt“ in Dortmund oder das „Haus der Kulturen“ in Braunschweig.

Ein Ziel des laufenden dritten Projektjahres von samo.fa. ist es vor allem, die Unterstützung nahe beim Alltagsleben der Menschen mit Fluchtgeschichte zu stabilisieren, im Feld von Wohnen und Quartier, wie auch in anderen Lebensbereichen. Und es geht um eine langfristige Verankerung der Rolle der Migrantenorganisationen in der lokalen Flüchtlingsarbeit. Dafür laufen seit Mai im ganzen Land lokale Konferenzen, an denen Akteure der Stadtgesellschaft über nachhaltige Kooperationsmöglichkeiten diskutieren.

Auf der bundesweiten samo.fa Konferenz mit Projektpartnern und Vertreter*innen aus Stadt-, Landes- und Bundespolitik und Zivilgesellschaft am 14./15. September in München wird Bilanz
gezogen: Wie kann die erfolgreiche Arbeit der Migrantenorganisationen vor Ort weitergeführt werden?

Ansprechpartner Köln: Solibund e.V.

Yvonne Niggemeier unter 0163 21 80 958 und Julia Wellmann unter 0176 647 776 28

Hier gibt es Projektergebnisse.

Die Pressemitteilung als PDF downloaden. 

Mehr Informationen über den Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. unter:
www.bv-nemo.de

Pressekontakt: 0231 286 78 754 oder 030 56820303, presse@bv-nemo.de

Pressemitteilung: Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen 1

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Geflüchtete: Noch nicht wirklich im neuen Alltag angekommen – 1

Bundesweites Netzwerk macht auf Integrationshürden aufmerksam

Dortmund, 26. Juli 2018. Drei Jahre nach dem „Flüchtlingssommer“ 2015 zeigt sich: Der Weg der Geflüchteten, die hierbleiben, in ihren neuen Alltag ist lang und schwierig. „Dies gerät angesichts der aufgeheizten öffentlichen Diskussion leicht aus dem Blick – mit Risiken für die Betroffenen, aber auch für die Gesellschaft insgesamt“, sagt Dr. Wilfried Kruse aus dem Leitungsteam des im dritten Jahr laufenden Projekts samo.fa (Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit) des Bundesverbandes Netzwerke von Migrantenorganisationen (BV NeMO e.V.) Der Bedarf dieser Menschen mit Fluchtgeschichte an zugewandter Beratung und Begleitung ist sogar gestiegen, zeigen die Erfahrungen aus den bundesweit 32 Städten, in denen samo.fa das Engagement Ehrenamtlicher aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit unterstützt. „Gleichzeitig steigt auch das Risiko zunehmender Frustration“, sagt der Dortmunder Sozialforscher Kruse. „Denn der Prozess des Ankommens ist noch lange nicht abgeschlossen.“

Eine der größten Barrieren für das wirkliche Ankommen Geflüchteter in der deutschen Gesellschaft sieht auch das bundesweite samo.fa -Netzwerk im angespannten Wohnungsmarkt. „Hier gibt es keine Aussicht auf schnelle Lösungen“, sagt Dr. Wilfried Kruse. Auch auf dem Arbeitsmarkt sind die wenigsten schon angekommen, jedenfalls, wenn es um stabile legale Beschäftigung mit ausreichender Bezahlung geht. Schwierigkeiten bereiten zudem weiterhin die Zugänge zum Gesundheits- und Bildungssystem, zeigt die Projektauswertung. Und: Überall berichten in der Flüchtlingsarbeit Aktive von Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen in einem insgesamt schwieriger werdendem gesellschaftlichen Klima. Auch leben viele Geflüchtete – trotz bereits längerem Aufenthalt in Deutschland – mit unsicherem Aufenthaltsstatus und der Ungewissheit, wann und ob ihre Familienangehörigen nachkommen werden. „Existenzielle Unsicherheiten bestimmen das Leben vieler Geflüchteter“, sagt Kruse. „Es bestehen erhebliche Risiken, auf dem Weg in den Alltag zu scheitern und in einer prekären Lebenslage zu bleiben.“

Migrantenorganisationen und ihre aktiven Ehrenamtlichen übernehmen in den samo.fa-Projekten vor Ort eine Lotsenfunktion beim Ankommen in der Stadtgesellschaft und beim Abfedern von Risiken – in enger Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und mit den Kommunen. Das Besondere: Samo.fa wird von Migrantenorganisationen getragen und umgesetzt. Deutschlandweit beteiligen sich mehr als 500 migrantische Vereine und Initiativen in 32 Städten am Projekt, das seit 2016 vom Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. durchgeführt und von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert wird. Seitdem haben sich vor Ort Aktive aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit miteinander und mit anderen Akteuren aus ihrer Kommune vernetzt und Migrantenorganisationen zu Verbünden zusammengeschlossen. Ihre Veranstaltungen und Angebote nutzten allein in 2017 mehr als 100.000 Menschen. Durch ihre eigenen Migrationserfahrungen und interkulturellen Kompetenzen konnten und können diese Ehrenamtlichen die Neuangekommenen beim langen Weg in den Alltag besonders einfühlsam und qualifiziert begleiten – so die Kernidee von samo.fa. Das Grundprinzip: Die Migrantenorganisationen arbeiten herkunftsübergreifend miteinander, vernetzen ihre unterschiedlichen Fähigkeiten und Angebote für das gemeinsame Anliegen: Dort, wo sie selbst leben und wohin nun neue Geflüchtete gekommen sind, wollen sie dazu beitragen, die Lebensverhältnisse der Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte zu verbessern und sie „auf Augenhöhe“ mitgestalten. „Würde das Engagement von Aktiven aus Migrantenorganisationen in der nächsten Zeit stark zurückgehen, hätte dies negative Auswirkungen für Integration und Teilhabe der Geflüchteten auf ihrem langen Weg in einen normalen neuen Alltag“, sagt auch Dr. Ümit Koşan, Vorsitzender des BV NeMOs und Teil des dreiköpfigen samo.fa-Leitungsteams. „Ziel des laufenden dritten Projektjahres ist es vor allem, die Unterstützung nahe beim Alltagsleben der Menschen mit Fluchtgeschichte stabil zu machen und eine langfristige Verankerung und die Anerkennung der Rolle der Migrantenorganisationen in der lokalen Flüchtlings-arbeit zu erreichen. Dafür laufen seit Mai im ganzen Land lokale Konferenzen, an denen Akteure der Stadtgesellschaft über nachhaltige Kooperationsmöglichkeiten diskutieren.

Auf der bundesweiten samo.fa Konferenz mit Projektpartnern und Vertreter*innen aus Stadt-, Landes- und Bundespolitik und Zivilgesellschaft am 14./15. September in München wird Bilanz gezogen: Wie kann die erfolgreiche Arbeit der Migrantenorganisationen vor Ort weitergeführt werden?

Hier gibt es Projektergebnisse.

Die Pressemitteilung als PDF downloaden.

 

Mehr Informationen über den Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. unter: www.bv-nemo.de
Pressekontakt: 0231-286 78 754, presse@bv-nemo.de

“Gemeinsam im Alltag” in Heilbronn

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Heilbronner Migrantenorganisationen engagieren sich für und mit Geflüchteten. Dieses Engagement unterstützt seit 2016 das bundesweite Projekt samo.fa (Stärkung von Aktiven aus Migrantenorganisationen). Der Ende 2017 gegründete Dachverband von Heilbronner Migrantenorganisationen – das Netzwerk der Kulturen Heilbronn e.V. – verstärkt und unterstützt weiterhin Vereine in ihrem Handeln. Um die Zusammenarbeit zu erhöhen, kam der Impuls seitens samo.fas, eine lokale Konferenz unter dem Motto „Gemeinsam im Alltag” zu veranstalten, wie gerufen.

Mit den beiden Fragen im Hintergrund: „Wie sieht das Engagement von Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit 2019 aus?“ zum einen und „welche Kooperations- und Unterstützungsmöglichkeiten bestehen seitens der kommunalen Akteure?“ zum anderen, gab es ein buntes Potpourri von vier Impulsvorträgen und Plenums-Diskussionen, die eines gezeigt haben: Heilbronns Migrantenorganisationen werden sehr wohl von den politischen Akteuren wahrgenommen und sollten ihre Anstrengung aufrecht erhalten, sich noch besser zu vernetzen.

Dabei geht es zumindest in Heilbronn darum, mit der Arbeitsgemeinschaft Flüchtlingsarbeit näher zu rücken, um einzelne Projekte mit den Vereinen herauszuarbeiten und umzusetzen und das geschaffene Netzwerk der Stabsstelle Partizipation und Integration noch stärker zu nutzen. Alle Teilnehmer der Konferenz haben sich für die Teilnahme an der Bundesgartenschau ausgesprochen und hoffen für die Zukunft, dass das bisherige hohe Engagement auch zukünftig redaktionellen Anklang in den lokalen und überregionalen Medien findet.

Alles in allem war es eine intensive Konferenz, deren Früchte schon absehbar sind.

(v. links n. rechts): Abraham Halle (eritreischer Verein), Shamim Sattar (dt. -Indischer Verein Bharatiya), Sibylle Schmidt (dt. -afrikanischer Verein) Dr. Bora Tuncer (Turkish Round Table Club), Sam Abdoulaye (dt. -afrikanischer Verein), Roswitha Keicher (Stabsstelle Partiziption & Integration), Martin Melke (Suryoye Kirchhausen), Sonia Baptista-Fleckenstein (Beija-Flor-Brasil), Ruth Kafitz (Netzwerk der Kulturen), Tülay Güner (adis e. V.), Kathrin Lehel (Caritas – ARGE Flüchtlingsarbeit), Beatrix Butto (samo.fa) Anja Lobmeier (AWO – ARGE Flüchtlingsarbeit), Panos Pantaliokas (Griechische Gemeinde), Fikri Melke (Suryoye Kirchhausen), Zeki Oztas (Suryoye Kirchhausen)

“Gemeinsam im Alltag” in Hoyerswerda

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Die 2. lokale Konferenz in Hoyerswerda fand unter dem Motto „Integration vor Ort im Dialog: Wie gelingt Alltagsbewältigung und Nachhaltigkeit in Hoyerswerda?“ am Weltflüchtlingstag  im Jugendclubhaus „OSSI“ statt. Sie brachte ca. 70 Personen aus unterschiedlichsten Bereichen zusammen in den Dialog. Neben kommunalen Vertreter*innen wie der Bürgermeister und der Geschäftsführer des AWO Kreisverband Lausitz e.V. , lobte Wilfried Kruse (wissenschaftlicher Begleiter des Projektes samo.fa) die Arbeit der Ehrenamtlichen und die gute Kooperation innerhalb der Stadt. Er betonte zudem über die Besonderheiten einer Kleinstadt wie Hoyerswerda, umgeben von anderen samo.fa-Partnerstädten wie Berlin, München oder Dortmund.

Bemühungen um die Fortführung des Projektes wurden aufgezeigt und die Aktiven kamen ebenfalls zu Wort, als es um das Thema „Rechenschaftslegung“ ging. Neben den samo.fa-Ehrenamtlichen besuchten ca. 30 Geflüchtete (ohne Berücksichtigung der Kinder, für die eine tolle Kinderbetreuung mit Basteln, Filmschauen, Geschichtenvorlesen und Spielen organisiert wurde) sowie Expert*innen aus unterschiedlichsten Bereichen, z.B. DaZ-Lehrerinnen, Kita-Leiterinnen, Mitarbeiterinnen des Landratsamtes, aber auch des Jobcenters und der Arbeitsagentur u.v.m. die Veranstaltung.

Es fanden drei parallele Workshops statt, die sich den Themen „Eintritt ins Erwerbsleben“ und „Informationen für (werdende) Eltern“ widmeten. Nach kurzen, sprachlich einfach aufbereiteten Expert*inneninputs gab es Diskussionen beispielsweise über die Themen Wichtigkeit von Kita, Pflichten in der Schulzeit oder der Stellenwert von Ausbildung, um der gleichberechtigten Teilhabe von Geflüchteten im Alltag Rechnung zu tragen. Um auf die unterschiedlichen Workshops vorzubereiten, hat die Leiterin der pädagogischen Werkstatt aus dem Programm „Ein Quadratkilometer Bildung“ das sächsische Bildungssystem sowie einen mehrsprachigen Stadtplan für Kinder und Eltern allen Teilnehmer*innen vorgestellt. Dieser wurde am Ende der Veranstaltung den Gästen überreicht. 2017 fanden schon einmal mit Einsatz des Stadtplans Projekttage mit Grundschüler*innen zum Thema „Meine Stadt auf einen Blick“ statt, die samo.fa-Ehrenamtliche sowie die Lokalkoordinatorin aktiv mitgestalteten.

In der Pause sowie in der Ankommensphase boten sich verschiedene Möglichkeiten des Austausches: Informationsstände, betreut durch Mitarbeiter*innen des Projektes „samo.fa“, des Bürgerbündnisses „Hoyerswerda hilft mit Herz“, des Ausländeramtes, der Verbraucherzentrale, der RAA, des Projektes „AkzepTANZ“ und ein Tisch mit allgemeinen Informationen haben zum gegenseitigen Austausch und zum Netzwerken angeregt. Der samo.fa-Film konnte ebenso angeschaut werden.

Der Einladung zur Konferenz sind viele gefolgt, Foto: Yousra Naddaf

samo.fa-Aktive und die Lokalkoordinator*innen David Bohla und Cindy Paulick berichten über ihre Arbeit, Foto: Yousra Naddaf

Kommunale und landkreisangehörige Vertreter*innen nahmen an der Konferenz teil, Foto: Yousra Naddaf

Konferenz “Gemeinsam im Alltag” in Bielefeld

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Am 29. Mai kamen im Rahmen lokalen Konferenz des Bundesprojekts samo.fa 36 Akteure aus der Geflüchtetenhilfe im Technischen Rathaus der Stadt Bielefeld zusammen, um Überlegungen zu artikulieren, die einer langfristigen Integrationsperspektive der Neuzugewanderten in Bielefeld dienen sollen. Ferner hat samo.fa Bielefeld den Teilnehmenden der Veranstaltung seine lokalen Stadtteilangebote kundgetan.

Kernbestandteil der Konferenz war die Darstellung und die anschließende Diskussion über das lokale samo.fa Nachhaltigkeitskonzept des neu gegründeten Vereins „BINEMO e.V.“ als lokaler Partner von samo.fa Bielefeld.

Das Konzept veranschaulicht Ideen darüber, in welcher Form das Projekt (z.B. Aufgaben der lokalen Koordinatorinnen, Tätigkeitsfelder der Ehrenamtlichen, Fördervorschläge zu den Stadtteilangeboten) nach der Bundesförderung im nächsten Jahr weiterfinanziert werden könnte. In der Diskussion berichteten die Stadtteilkoordinator*innen von den bisherigen erfolgreichen Kooperationen mit dem samo.fa Projekt und begrüßten eine weitere Zusammenarbeit. Die samo.fa Ehrenamtlichen erzählten von ihren alltäglichen Herausforderungen in der Arbeit mit Geflüchteten und dankten samo.fa für die bisherige Begleitung und Unterstützung.

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Büro für integrierte Sozialplanung und Prävention und dem Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Bielefeld statt. Frau Gisela Krutwage, Amtsleitung des Büros für Integrierte Sozialplanung und Prävention, betonte, wie wichtig Gespräche mit Migrantenorganisationen seien, da der Kontakt mit ihnen viele Perspektiven und dadurch neue Ideen ermöglicht. Ferner beschrieb sie die Aufgaben der Bielefelder Stadtteilkoordinator*innen als wichtige Akteure in der Geflüchtetenhilfe. Zuletzt konstatierte sie, dass nicht nur Diskussionen zwischen verschiedenen Akteuren, sondern auch gemeinsame Feste wichtig seien. Frau Annegret Grewe, Integrationsbeauftragte der Stadt Bielefeld, hob die Relevanz der Arbeit mit Migrantenorganisationen hervor und unterstrich die Notwendigkeit der nachhaltigen Planung der Stadtteilangebote in Bielefeld, da die Integration von Neuzugewanderten ein kontinuierlicher Prozess sei.

Dr. Andrés Otálvaro, Netzwerkbegleiter West des Bundesverbandes Netzwerk von Migrantenorganisationen e.V. (NEMO e.V.), berichtete von der Entwicklung des samo.fa Projekts seit April 2016. Desweiteren erzählte er von den lokalen samo.fa Konferenzen an den weiteren 31 samo.fa-Standorten sowie den samo.fa Handlungsfeldern a) Stadtteilarbeit/Mitbürgerschaft, b) Gesundheit, c) Bildung und d) Arbeitsmarkt. In diesem letzten Jahr verfolgt das samo.fa Projekt die Ziele „Nachhaltigkeit, Konsolidierung und Transfer“, um langfristige Strukturen schaffen zu können.

Cemalettin Özer, Vorstandsmitglied des Bielefelder Netzwerks der Migrantenorganisationen e.V., stellte den neu gegründeten Verein BINEMO e.V. vor und veranschaulichte die Intention zur Vernetzung des Vereines: „In Bielefeld gibt es ca. 50 aktive Migrantenorganisationen. Wir möchten diese für unseren Verein gewinnen“.

Gülişah Özdoǧanlar, lokale Koordinatorin von samo.fa Bielefeld, stellte anschließend die elf samo.fa Ehrenamtlichen aus den sechs verschiedenen Migrantenorganisationen sowie die sieben aktuellen Kooperationsprojekte in den unterschiedlichen Stadtteilen Bielefelds vor: So gibt es zum Beispiel das „Sprachcafé im Caritas-Treff“ an der Oldentruper Str., ein monatliches „Bildungsfrühstück für geflüchtete Frauen“ und Migrantinnen im Frauenkulturzentrum e.V., einen „Nähtreff für geflüchtete Frauen“ im Quartierszentrum Oberlohmannshof, das neue Angebot „Sprachcafé in Sennestadt“ oder das ebenso neue Angebot „Computerkurs für geflüchtete Frauen“. Ferner berichtete sie von den geplanten Angeboten wie Qualifizierungen für Ehrenamtliche, ein Angebot für geflüchtete Männer und den Fahrradkurs für geflüchtete Frauen.

Der letzte Teil des Programms war der Kultur gewidmet: Neben Spezialitäten aus Senegal hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, auf den Geschmack von zwei Musikstücken der Gruppe „Tigro Orchestra“ (Dakar, Senegal) unter den Klängen der Trommeln und dem Gesang der samo.fa Ehrenamtlichen, Marieme N`Dir (Senegambia e.V.), zu kommen.

Am Ende der Veranstaltung setzte der syrische Musiker, Ahmad Fakhri, sein selbst geschriebenes Lied „Meine Geschichte“ in Szene. In dem Lied erzählt er von seiner Fluchtgeschichte, die er „mit allen anderen unbegleitet minderjährigen Flüchtlingen“ teilt.

Alle Teilnehmenden empfanden die Veranstaltung als aufschlussreich: „Sowohl Migrantenorganisationen als auch soziale Projekte für MigrantInnen sind für die soziale Integration unabdingbar. Mit ihren charakteristischen Merkmalen repräsentieren sie Alleinstellungsmerkmale, die sie von allen anderen Akteuren und Bestrebungen in der Sozialarbeit hervorheben“, fasste Gülişah Özdoǧanlar zusammen.

Annegret Grewe, Gisela Krutwage (v.l.), Foto: Ergün Uyanik

Gülişah Özdoǧanlar, Annegret Grewe, Cemalettin Özer, Carla Oberschelp (v.l.), Foto: Ergün Uyanik

Gruppenbild der lokalen samo.fa Konferenz in Bielefeld, 29.05.2018, Foto: Ergün Uyanik

Andrea Steinberg (Büro für integrierte Sozialplanung und Prävention, Stadt Bielefeld), Ute Joachim (Stadtteilkoordinatorin Bielefeld Jöllenbeck/Oberlohmannshof) (v.l.), Foto: Ergün Uyanik

Dr. Andrés Otálvaro, der samo.fa Netzwerkbegleiter der Region West. Foto: Ergün Uyanik

Ahmad Fakhri (im Hintergrund das Video zum Song „Meine Geschichte“ (v.l.), Foto: Ergün Uyanik

„Tigro Orchestra“ und Marieme N´Dir (samo.fa Ehrenamtliche) (v.l.), Foto: Ergün Uyanik

Gruppenfoto: „Tigro Orchestra“ und Mariama Jalloh (samo.fa Ehrenamtliche) (Mitte.), Foto: Ergün Uyanik

“(K)EINE Rolle der Migrantenorganisationen zur Gestaltung kommunaler nachhaltiger Integration?” – Konferenz in Halle (Saale)

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“(K)Eine Rolle der Migrantenorganisationen zur Gestaltung kommunaler nachhaltiger Integration?“- Das war das Thema der lokalen samo.fa Konferenz im Literaturhaus am 31. Mai in Halle(Saale) mit rund 50 Teilnehmenden. Organisiert wurde die Konferenz gemeinsam mit der Stadt Halle (Saale) und dem Ausländerbeirat der Stadt Halle (Saale) im Rahmen von “Gemeinsam im Alltag”.

Nach der Eröffnung der Konferenz durch Dr. Tarek Ali, Vorsitzender des Verbands der Migrantenorganisationen Halle (Saale) e.V.  (VeMo), fanden Einführungsvorträge statt zur Frage: “Wie ist die Entwicklung der kommunalen Flüchtlingspolitik in Halle und die Beteiligung der Migrantenorganisationen (MO)?”

Die Beauftragte für Migration und Integration der Stadt Halle (Saale) und  Leiterin des Netzwerkes für Migration und Integration der Stadt Halle(Saale), Petra Schneutzer, skizzierte den Beitrag, den Migrantenorganisationen bereits seit vielen Jahren in der Arbeit mit Geflüchteten und der nachhaltigen Förderung leisten, und stellte die aktuellen Zahlen dazu vor.

Dr. Ümit Koşan, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes NeMO, betonte, wie wichtig die nachhaltige Förderung des Engagements von Migrantenorganisationen in ihrer  Arbeit mit Geflüchteten ist, deren Engagement oftmals langfristig ausgelegt und der Zugang aufgrund sprachlicher und kultureller Nähe leichter ist.

Die anschließende Podiumsdiskussion behandelte die Rolle von Migrantenorganisationen, die politischen und sozialen Herausforderungen in der kommunalen nachhaltigen Integration sowie die Förderung von MO’s. Netzwerke stärken die Kommunikation miteinander, darin waren sich die Teilnehmenden einig.

Doch die Themen sind komplexer: Angesichts vieler unterschiedlicher Interessen der Beteiligten entstanden angeregte Diskussionen über die Herausforderungen, Probleme und mögliche Lösungsansätze.

„Asylprobleme sind unsere Probleme“ – erklärte etwa Olga Ebert, Vorsitzende des Fördervereins der Deutschen aus Russland in Sachsen-Anhalt e.V. und Vertreterin der MO’s. Lücken im Gesetz zu schließen, damit die Mitbestimmung auch in der Kommune funktioniert, war für die Teilnehmenden jedoch nicht vorrangig. Hingegen hielten die Teilnehmenden die Beteiligung und Einbeziehung aller Migrantenorganisationen in der kommunalen Integration für ebenso wichtig.

Jan Kaltofen, der Geschäftsführer des Jobcenters Halle (Saale), skizzierte ein „Modelprojekt“ für die Zukunft, welches auf Migrant*innen und Geflüchtete ausgerichtet sei. Auch Arbeitsorganisationen und Sportaktivitäten sollen dabei aktiv mit Migrantenorganisationen gestaltet werden.

Einig waren sich die Teilnehmenden darüber, dass die generellen Strukturen für Projekte, die mit einer Laufzeit begrenzt sind, nicht aufrecht erhalten werden können. Es sei jedoch wichtig, die aufgebaute Beziehung zwischen Geflüchteten und Migrantenorganisationen darüber hinaus zu erhalten.

“Gemeinsam im Alltag” in Hildesheim

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“Wenn wir Demokratie stärken wollen, müssen wir Migrantenorganisationen stärken”: Lokale Konferenz in Hildesheim

Zu dem Thema “Wie kann eine nachhaltige kommunale Integrationspolitik in Hildesheim gelingen?” hat der Verbund Brücke der Kulturen Hildesheim e.V. im Rahmen des samo.fa Projekts und in Kooperation mit der Stadt Hildesheim am 02.05.2018  ins Hildesheimer Rathaus eingeladen. Es war die erste lokale Konferenz der Themenreihe “Gemeinsam im Alltag”.

Das Motto der Veranstaltung war “Miteinander, nicht übereinander diskutieren”, betonte die Vorsitzende des Verbundes, Dilek Boyu. Die Konferenz war in diesem Format eine Premiere für Hildesheim und leitete die Reihe von Konferenzen aller samo.fa Partner 2018 ein. Zum ersten Mal konnten die Vertreter*innen von lokalen Migrantenorganisationen (Dilek Boyu (Brücke der Kulturen Hildesheim e.V.), Aiman Ismail (Sudanhaus in Hildesheim i.G.), Rahime Kir (Atatürk Kültür Dernegi e.V.), Mostafa Arki (IKW e.V.) und Nazim Calisir (Alevitische Gemeinde in Hildesheim und Umgebung e.V.) direkt mit relevanten Akteuren im Bereich der Integrationspolitik auf kommunaler und Landesebene in den Dialog treten und diskutieren.

Forderungen nach mehr Teilhabe- und Unterstützungsmöglichkeiten, zum Beispiel durch strukturelle Förderung und die Einbeziehung migrantischer Akteure in politische Entscheidungsprozesse sowie die Wiederbelebung des Migrantenbeirats durch die Migrantenselbstorganisationen (kurz MSO) wurden in diesem Zusammenhang vor allem an den Sozialdezernenten Malte Spitzer sowie Dr. Heuer vom Nds. Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gerichtet.

Elizabeth Beloe, stellvertretende Vorsitzende des BV-NeMO e.V., betonte zusätzlich, wie wichtig die nachhaltige Förderung des Engagements von MSOs in ihrer  Arbeit mit Geflüchteten ist, da ihr Engagement oftmals langfristig ausgelegt und der Zugang aufgrund sprachlicher und kultureller Nähe leichter ist. Ein Modellprojekt wie samo.fa, welches die MSOs auf kommunaler Ebene stärkt, gilt es daher unbedingt fortzusetzen. Eine Idee wäre laut Beloe zum Beispiel eine Anschlussförderung der vier samo.fa Koordinierungsstellen in Niedersachsen durch das Land.

Auch Dr. Anwar Hadeed, Geschäftsführer des Arbeitsgemeinschaft für Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge in Niedersachsen e.V., betonte die Notwendigkeit langfristiger, also institutioneller Förderung und verdeutlichte, wie wichtig die Vernetzung auf Landesebene für die Sichtbarkeit der MSOs ist. Diese Forderungen wurden auch durch Prof. Dr. Hannes Schammann von der Universität Hildesheim unterstützt, der die wichtige Rolle der MSOs für den demokratischen Prozess betonte. Im Anschluss wurde mit einer gelben Wolle symbolisch die voran gegangene Vernetzung der unterschiedlichen Akteure dargestellt.

Die Vorsitzende Dilek Boyu und der Sozialdezernent Malte Spitzer zeigten sich zufrieden mit der Veranstaltung: “Die Konferenz war ein wichtiger erster Schritt in eine intensivere Zusammenarbeit.”

Weitere Bilder und Informationen gibt es auf der Seite der Brücke der Kulturen Hildesheim e.V. 

Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit – Barcamp „Gemeinsam im Alltag” in Köln

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“Die Menschen treten in Beziehung zueinander auf der Grundlage ihrer
Gemeinsamkeiten und sie wachsen aufgrund ihrer Verschiedenartigkeit.”
Virginia Satir

 

Mit dem Schwerpunkt “Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit – Gemeinsam im Alltag” lud samo.fa Köln in enger Zusammenarbeit mit dem Forum für Willkommenskultur und gemeinsam mit weiteren starken Kooperationspartner*innen zur diesjährigen lokalen samo.fa Konferenz in Form eines BARCAMPS ein.

Das Format des Barcamps bot den Teilnehmenden zum einen die Gelegenheit, mit Interessierten aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zu einer bestimmten Fragestellung oder Thematik in sogenannten “Sessions” in intensiven Austausch zu treten; zum anderen bot es viel Raum für eigene Gestaltung – Denn der Rahmen war gegeben, die Inhalte bestimmten die Teilnehmenden selbst.

Die Dialogkonferenz Köln “Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit – Chancen, Ziele, Perspektiven” im Oktober 2017 hatte es geschafft, die unterschiedlichsten Menschen und Akteure zur der Frage nach der Rolle von Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit in Austausch zu bringen. Herausforderungen, Gelingensfaktoren und Handlungsempfehlungen wurden herausgearbeitet und im Ergebnispapier der Konferenz zusammengeführt.

Diese Gespräche wurden nun weitergeführt und mit dem Schwerpunkt “Gemeinsam im Alltag” beleuchtet. Dabei bewegten die folgenden Themen die Teilnehmer*innen: Wie gestaltet sich der Alltag von Menschen mit Fluchterfahrung, die schon längere Zeit in Deutschland sind? Gibt es Bedarfe im Bereich Kooperationen und Netzwerke? Wie kann die Arbeit nachhaltig ausgebaut werden? Welche Absprachen sollten dafür getroffen werden?

Aktuelle Problemlagen, Herausforderungen und Chancen der lokalen Flüchtlingsarbeit wurden auf Augenhöhe gemeinsam erarbeitet. Dabei lag der Fokus stark auf der Teilnehmeraktivierung. Daher
wurden die klassischen Vortragsformate durch Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten in den Sessions ersetzt. In insgesamt 12 Sessions wurden u.A. folgende Themen bearbeitet und kritisch diskutiert:

● Selbstorganisation als Form der politischen Partizipation
● Mehrsprachigkeit im Alltag. Deutsche Sprache – Integrationsschlüssel oder Zwang?
● Netzwerkarbeit und Kooperation
● Herausforderungen bei der Berufswahl
● Wie können Angebote zielgruppengerecht gestaltet werden?

Der Kölner samo.fa-Konferenz gelang es, die Herausforderungen aus den Handlungsfeldern Zugang und Teilhabe an Bildung, Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und dezentrale Unterbringung/Mitbürgerschaft zu thematisieren. Der Schwerpunkt der Konferenz lag außerdem auf der Nachhaltigkeit der Zusammenarbeit und auf dem Aufbau neuer Netzwerke. Dazu gehörte zum einen die Kooperationen zwischen kommunalen Akteuren und Migrant*innenorganisationen, und zum anderen der Ausbau der Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren aus der Willkommenskultur in den Bereichen Bildung und Kultur.

Das eingehende Zitat von Virginia Satir zeigt, dass es wichtig ist, Gemeinsamkeiten zu finden und gleichzeitig alle Verschiedenartigkeit als bereichernd zu erleben. Der Kölner samo.fa-Konferenz lokal ist es gelungen, dies genau so umzusetzen.

Weitere Informationen auf der Website zu den Dialogkonferenzen des lokalen Partners und bei Facebook.

Julia Wellmann
Yvonne Niggemann
Projekt samo.fa/Solibund e.V.

Alle Fotos: Charlotte Kalthoff

Partner vor Ort    III