Kontinuität und Stabilität in der lokalen Flüchtlingsarbeit – Migrantenorganisationen als zentrale Begleiter in den neuen schwierigen Alltag

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Zur Entwicklung der lokalen Flüchtlingsarbeit und der Rolle von Migrantenorganisationen im Rahmen von samo.fa – ein Rückblick

Dr. Wilfried Kruse, Dr. Ümit Koşan, Ismail Köylüoglu (samo.fa-Projektleitung), Stand 26.3.2018

In 2017 hat sich nicht nur die Lage der Geflüchteten verändert, sondern auch die Rolle von Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit vor Ort. Die Auswertung des Projektjahres 2017 fasst die Herausforderungen in den 30 samo.fa-Städten zusammen, gibt einen Überblick über die im Projekt aufgebauten Strukturen und Kooperationen und ordnet sie in den migrationspolitischen lokalen und überregionalen Kontext von Stadtgesellschaften ein, die im dritten Jahr – nach dem Flüchtlingssommer 2015 – neue Bedürfnisse haben.

Grundlage der Analyse sind die schriftlichen Dokumentationen – die so genannten Städtedossiers – der lokalen Partner und vor Ort-Besuche. Die Ergebnisse geben ein umfassendes Bild über die Arbeit mit Geflüchteten in Deutschland und die Rolle von Migrantenorganisationen. samo.fa ist nicht gleichmäßig über alle Bundesländer verteilt. Zudem ist davon auszugehen, dass die politische Mitbestimmung von Migrantenorganisationen in samo.fa-Städten ausgeprägter ist, weil auf dieses Ziel hingearbeitet wurde.

1. Die Situation Geflüchteter und die Herausforderungen im dritten Jahr des samo.fa-Projekts¹

Die Lage der Geflüchteten² ist Ende 2017 ganz deutlich durch die bereits lange andauernde Aufenthaltszeit geprägt. Für viele von ihnen ist der Eintritt in einen Alltag und seine Normalisierung noch durch diverse Umstände behindert und erschwert.Hierzu zählen insbesondere ein ungesicherter Aufenthaltsstatus bzw. eine drohende Abschiebung und die Unsicherheiten, was den Familiennachzug betrifft. In dem Maße, wie samo.fa in den Communities als eine Stelle bekannt geworden ist, der man Vertrauen schenken und von der man Unterstützung erwarten kann – was vielfach über „Mund-zu-Mund“-Kommunikation verläuft und von den jeweiligen sprachlichen Verständigungsmöglichkeiten abhängig ist – , werden die mit diesen Unsicherheiten verbundenen Belastungen immer deutlicher zum Ausdruck gebracht. Der Bedarf an stabiler, zugewandter Beratung und Begleitung steigt, aber auch das Risiko zunehmender Frustration.

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum bzw. der Wohnungsmarkt bedeuten nahezu durchgehend die aktuell größte Barriere in Hinblick auf die Normalisierung des Alltags, oftmals ohne Aussicht auf rasche Lösungen. Insbesondere in den Großstädten ist die Lage dramatisch und führt oftmals dazu, dass der Aufenthalt in den Übergangseinrichtungen verlängert wird oder ein Umzug in andere Gruppenunterkünfte erfolgt. Der Übergang in Wohnungen ist zur einen Seite hin ein wichtiger Schritt zur eigenständigen Lebensführung, birgt aber mindestens zwei Risiken: Zum einen findet sich bezahlbarer Wohnraum oftmals nur in prekären Wohnlagen, zum anderen droht mit dem Übergang in Wohnungen auch Vereinzelung und soziale Isolierung. Als Folge wächst das Erfordernis an stadteilbezogener Arbeit. Genau damit werden Migrantenorganisationen als Ort von gemeinschaftlicher Zugehörigkeit und heimisch Werden immer wichtiger. Aus allen Städten berichten Projektverantwortliche, dass das Bedürfnis nach sicheren Begegnungsräumen stark ansteigt.

Grundsätzlich geht es dabei nicht nur darum, über sichere Begegnungsräume verfügen zu können, sondern auch verlässliche Zeitstrukturen zu etablieren – also Treffpunkte und Beratungsangebote im wöchentlichen Turnus immer zu denselben Zeiten etc. Verlässliche Raum- und Zeitstrukturen bieten in einem Leben, das von den Herausforderungen eines neuen Alltags und vielen, oftmals sehr existentiellen Unsicherheiten geprägt ist, eine Art „Orientierungsrahmen“. Dieser muss aufrechterhalten werden, was erhebliche logistische Disziplin und Ressourcen erfordert.

Geflüchtete Frauen sind an vielen samo.fa-Orten zu einer wichtigen Zielgruppe geworden, mit denen – z.T. gemeinsam mit dem MUT-Projekt der Migrantinnenorganisation DaMigra – gearbeitet wird. Frauen sind – so die durchgehende Beobachtung – in besonders starker Weise in ihrem Radius auf die Wohnräume beschränkt. Um ihnen Gelegenheit zu geben, sich in der neuen Umgebung sicherer zu fühlen und auch außerhalb des Wohnbereichs aktiv am Leben teilzuhaben, sind sichere Begegnungsorte und eine verständnisvolle aber auch professionelle Begleitung erforderlich, was dies zu einem wichtigen Feld von weiblichen Aktiven aus Migrantenorganisationen macht. Nur eine solche Einbettung macht es möglich, auch über Gewalterfahrungen und weibliches Selbstverständnis zu sprechen. Die besondere Verletzlichkeit der Frauen, aber auch ihre solidarische Stärke sind durchgehend Thema in 2017.

Zugang zum Gesundheitssystem

In diesem Zusammenhang wird der Zugang zum Gesundheitssystem, der insgesamt mit vielen bürokratischen Hindernissen und sozial-psychologischen Barrieren belastet ist, besonders kritisch. Kulturelle Unterschiede im Umgang mit Krankheit und sprachliche Barrieren erschweren besonders für neuzugewanderte Frauen die selbstverständliche Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten. Auch diese Problematik wird standortübergreifend thematisiert: Einige samo.fa-Projekte haben darauf mit dem Konzept Gesundheitsmittler*in geantwortet: Eine Sonderform von Sprachmittler*innen, die aus den migrantischen Communities kommen und deren Einsatz im Alltag auf längere Zeit nicht entbehrlich sein wird. Traumabewältigung, die man auch als einen längerdauernden Prozess mit der Möglichkeit von Rückschlägen verstehen muss, gehört auch zu diesem Feld und befindet sich zugleich an einer sehr wichtigen und schwierigen Schnittstelle zwischen verständiger Alltagssolidarität und professioneller Hilfe.

Die besonderen Herausforderungen von Kindern und Jugendlichen

Von Beginn hatten die samo.fa-Partner vor Ort Kinder und Jugendliche, insbesondere auch Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, im Blick – mit einer Fülle von Aktivitäten, über Freizeit, Sport, bis zu sprachaktivierenden Kursen. Nahezu durchgehend wird nun die Beobachtung gemacht, dass es jenseits des – auch nicht immer gewährleisteten – Zugangs zu KiTas und normalem Schulunterricht bei vielen Kindern und jungen Leuten erhebliche Schwierigkeiten und Scheiter-Risiken gibt. Das Bildungssystem ist offenkundig nicht gut darauf vorbereitet und eingestellt, mit sehr heterogenen Kinder- und Schüler*innen-Gruppen fördernd umzugehen. Die Unterstützung, die vielfach vor Ort aufgebaut und betrieben wird, läuft im Grunde auf „Nachhilfe“ hinaus. Die ist keineswegs trivial weil, auch die Eltern in positiver Weise einbezogen werden müssen, um erfolgreich zu sein. In samo.fa mitarbeitende Migrantenorganisationen sind in diesem Feld an verschiedenen Orten aktiv und erproben auch neue Partnerschaften, z.B. mit Hochschulen, um „Mentor*innen“ zu gewinnen. Für die Älteren unter den jungen Leuten, von denen oft gesagt wird, dass sie „auf der Straße abhängen“, gilt im Übrigen auch, dass sie eigene und wenigstens in Teilen selbstverwaltete Räume benötigen.

Arbeitsmarkt

Diejenigen der 2015 Angekommen, deren Aufenthaltsstatus es zulässt, sind inzwischen dem Regelungsbereich des SGB II zugeordnet. Dennoch stehen sie dem Arbeitsmarkt zunächst zu einem erheblichen Teil noch nicht zur Verfügung, weil sie Deutsch- und Integrationskurse besuchen. Es ist zu erwarten, dass ihnen danach vor allem Beschäftigungen offenstehen, die vielfach prekäre Merkmale haben. Damit setzt sich die Instabilität ihrer Lebenslage fort. Durchgehend wird beobachtet, dass das Ausbleiben eigener Arbeitseinkünfte – nicht nur zu materiellen Schwierigkeiten und Glaubwürdigkeitsproblemen gegenüber den im Herkunftsland zurückgebliebenen Familien –, sondern auch zu einer erheblichen Beschädigung des Selbstwertgefühls führen kann – je länger, je dramatischer. Demgegenüber ist Arbeitsmarktzugang als Arbeitsfeld, das ohnehin nur kooperativ zusammen mit anderen Akteuren zu sehen ist, für die meisten samo.fa-Partner noch Neuland, das aber an Bedeutung in den nächsten Jahren erheblich gewinnen wird. Verknüpft mit dieser Frage ist die Anerkennung der vor der Flucht bereits erworbenen beruflichen Kompetenzen, ein leidiges Thema, dessen mangelhafte und zeit- und kraftraubende Regelung eine tatsächliche Barriere für positive Integration darstellt.

Berufsausbildung als Arbeitsmarktzugang wird öffentlich stark beworben, zumal viele Ausbildungsplätze nur schwer zu besetzen sind oder auch unbesetzt bleiben. Diesem öffentlich erzeugten Bild guter Ausbildungschancen auch für Jugendliche mit Fluchtgeschichte steht allerdings in der Realität eine erhebliche Zurückhaltung von Betrieben gegenüber. Auch hier können allerdings – wie samo.fa-Aktivitäten an verschiedenen Orten zeigen – Öffnungen erzielt werden, wenn sichergestellt wird, dass die jungen Leute auf ihrem Weg der beruflichen Ausbildung gut begleitet werden, insbesondere dann, wenn es Schwierigkeiten und Einbrüche bei den hohen, aber zumeist doch zerbrechlichen Motivationen gibt. Auch hier können als „Paten“ Menschen aus Migrantenorganisationen sehr hilfreich sein, weil sie – jungen Leuten wie Betrieben – überzeugend zeigen können, dass es sich lohnen kann durchzuhalten. Aber auch dies sind Begleitungen, die sich über die nächsten Jahre erstrecken.

Schließlich wird überall – aber besonders aus den ostdeutschen Städten – über Diskriminierungserfahrungen und Rassismus berichtet. In dem insgesamt schwieriger gewordenen gesellschaftlichen „Klima“ sind die Einzelnen oftmals hilflos. Ohnmachtsgefühle aber erschweren Integration. Auch hier sind es Migrantenorganisationen, die Rückhalt geben können.

¹ Zahlen zum Bestand der Geflüchteten vor Ort und zu ihrer Struktur und zur weiteren Zuwanderung finden sich in den Berichten und werden an anderer Stelle zusammengefasst. Hier geht es um eine qualitative Problemskizze.

² Zu einer Bestandsaufnahme haben auch die Ergebnisse der Arbeitsgruppen beim Bundesnetzwerktreffen in Halle im Herbst 2017 beitragen. Darauf wird an anderer Stelle eingegangen.

 

2. Kommunale Flüchtlingspolitik und Migrantenorganisationen

Zu beobachten ist, dass viele Städte nach 2016 ihre Flüchtlingsarbeit neu aufgestellt haben oder Ende 2017 dabei sind, dies zu tun. Durchgängige Ziele sind dabei eine höhere Effizienz des Verwaltungshandelns, auch durch Bündelung und verstärkte Querschnittskoordinierung und eine höhere Transparenz, was Mittel und Wirkungen betrifft. Teilweise ging es wohl auch darum, gegenüber einem Feld von Akteuren, das „naturwüchsig“ expandierte, faktische politische Entscheidungshoheit zu gewinnen und Aktivitäten in die als bewährt angesehene Arbeitsteilung zwischen Kommune und Wohlfahrtsverbänden zurückzuführen. Im Hintergrund ging und geht es auch darum, die städtischen Haushalte sukzessive von den Zusatzkosten, die die Flüchtlingsarbeit hervorruft, wieder zu entlasten.

Wie immer im Einzelnen die Entwicklung der kommunalen Flüchtlingsarbeit in der zurückliegenden Zeit zu bewerten ist: Die Notwendigkeit, die Zuweisung von Geflüchteten zu bewältigen, hat Kommunalverwaltung deutlich verändert und Kommunalpolitik zu neuen Herausforderungen geführt – mit welchen nachhaltigen Folgen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt unklar.

Auch die Landespolitik musste reagieren. Dies taten die verschiedenen Landesregierungen im Detail zwar auf unterschiedliche Weise, jedoch mit der Gemeinsamkeit, dass Förderprogramme aufgelegt wurden, aus denen Kommunen sich für die Flüchtlingsarbeit auch personell verstärken konnten. In der Regel finden also Ende 2017 die Akteure vor Ort – z.B. im Kontext von samo.fa – ihr kommunales Gegenüber zentraler, „sortierter“ und personell gestärkt aufgestellt. Ob dies eher als ein vorübergehendes „Projekt“ funktioniert, oder strukturell nachwirkt, ist aktuell nicht zu erkennen.

Was die Beteiligung von Migrantenorganisationen an der Gestaltung der lokalen Flüchtlingsarbeit betrifft, so ist sie durch die Bank deutlich stärker als 2015. Die Rede ist hier nicht von ihrem tätigen Engagement für die Geflüchteten. Hierin haben manche Migrantenorganisationen eine lange Tradition und andere sind seit 2015 darin aktiv, insbesondere dann auch durch Initiativen wie samo.fa und andere. Gemeint ist hier die Rolle von Migrantenorganisationen bei der Konzipierung, Planung und Koordinierung der lokalen Flüchtlingsarbeit, bei der Gestaltung der kommunalen Flüchtlingspolitik und im öffentlichen lokalen Diskurs über sie.

In allen Städten gibt es – je nach Landesrecht unterschiedliche – Gremien, die städtische Politik aus der Perspektive der Bürger*innen mit Migrationsgeschichte beraten sollen. Sie heißen z.B. Integrationsräte, Migrationsbeiräte oder auch noch Ausländerbeiräte. Diese waren seit 2015 mehr oder weniger intensiv mit der Flüchtlingsfrage befasst. Von ihnen gingen aber – soweit erkennbar – sehr selten gestaltende Impulse aus.

Impulse kamen aber von Migrantenorganisationen, die ganz explizit in der Flüchtlingsarbeit engagiert waren und sind, und insbesondere auch aus dem samo.fa-Kontext, weil Präsenz und Stimme auf der lokalen Ebene dort förderliche Rahmenbedingungen für die Teilhabe der Geflüchteten angesehen und angestrebt wurde.

Im Ergebnis ist Ende 2017 – also nach vergleichsweise kurzer Zeit – festzustellen: In vielen Städten mit samo.fa-Präsenz werden die Koordinator*innen bzw. die migrantischen Trägerorganisationen von samo.fa von der städtischen Seite kontaktiert, in Beratungen einbezogen, zum Teil für Planungsprozesse mit Mandaten versehen und vor allem im Rahmen lokaler Dialoge als Gesprächspartner ernstgenommen.

Oder anders ausgedrückt: Verbünde oder Zusammenschlüsse von Migrantenorganisationen, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, werden als Partner in der kommunalen Politik stärker anerkannt. Dies geschieht in unterschiedlichen Formen und nach wie vor wenig institutionalisiert, zuweilen auch nur punktuell; teilweise gibt es sogar Tendenzen zu einer Art „Rückbau“ der Zusammenarbeit (siehe oben). Mit der verstärkten Anerkennung der Migrantenorganisationen als Partner verbunden ist, dass ihre Stimme – als authentische Stimme aus dem Kreis der Menschen mit Migrationsgeschichte heraus – stärker im Interesse der Geflüchteten zur Geltung gebracht werden kann. Dass dies gelingt, ist auch an der wesentlich breiter gewordenen positiven Medienresonanz vor Ort erkennbar.

Drei wichtige „Hebel“, die – von samo.fa ausgehend – hier gewirkt haben, sind hervorzuheben: (1) die möglich gemachte Kontinuität des Engagements in der Flüchtlingsarbeit, (2) das zunehmende stabile Engagement einer größeren Zahl von Migrantenorganisationen und (3) die Initiierung öffentlicher Wahrnehmung und öffentlicher Diskurse durch Aktionstage, und Dialogkonferenzen und professionelle Öffentlichkeitsarbeit. Es ist also die Kombination aus Impulsen nach innen, in die Szene der Migrantenorganisationen hinaus, und nach außen, in die städtische Öffentlichkeit und zur kommunalen Politik, die das Bild deutlich zugunsten einer stärkeren Wahrnehmung der Lage und der Bedürfnisse und Interessen der Geflüchteten „vor Ort“ verändert haben.

In einer Reihe von Städteberichten wird auf eine neue Schieflage hingewiesen, die in ihren möglichen Folgen zu Besorgnis Anlass gibt: der erhöhten Aufmerksamkeit gegenüber den Geflüchteten steht gegenüber, dass Menschen mit Migrationsgeschichte, die schon lange hier leben oder junge Leute aus Familien mit Migrationsgeschichte, die hier geboren und aufgewachsen sind, weiterhin erhebliche Benachteiligungen erfahren. Es sind erneut die Migrantenorganisationen in ihrem breiten Spektrum, die sich auch für diese Menschen anwaltlich stark machen. Im Idealfall fänden beide Anliegen und Perspektiven in gemeinsamen Verbünden von Migrantenorganisationen vor Ort arbeitsteilig & kooperativ Platz.

3. Überlastungskrise des spontanen ehrenamtlichen Engagements

In vielen Städten gibt es die Beobachtung, dass sich das 2015 entstehende breite bürgerschaftliche Engagement gegen Ende 2017 immer stärker in einer Art „Krise“ zeigt. Dies hat verschiedene Gründe:

Zum einen ist spontanes bürgerschaftliches Engagement meist anlassbezogen und punktuell. Dauert sein Grund über eine längere Zeit fort, dann erlahmen oftmals Motiv und vor allem auch Kraft. Außerdem werden die Anforderungen mit der Zeit – wie oben skizziert – auch komplizierter und immer häufiger muss auch mit Enttäuschung und Verbitterung umgegangen werden. Mit spontaner Dankbarkeit, wie am Anfang, kann nicht mehr ohne Weiteres gerechnet werden.

Die Anzahl derjenigen, die weitermachen, geht zurück und damit – ein weiterer Grund – nimmt die Belastung der Verbleibenden zu und geht teilweise in Überlastung über. Das Gefühl, als „Lückenbüßer“ für eigentlich erforderliche staatliche Leistungen zu wirken, nimmt zu.

Zwar gibt es nahezu überall Ehrenamtskoordinator*innen, Arbeitskreise und andere Gruppenformen für diejenigen, die sich engagieren, dennoch fehlt ihnen oftmals ein gemeinschaftlicher, organisatorisch abgesicherter Rahmen, der sie stabilisieren könnte. Dies ist bei jenen Aktiven, die in die Arbeitszusammenhänge von samo.fa und/oder in „ihren“ Migrantenorganisationen eingebunden sind, anders. Auch hier wird beobachtet: Der Kreis der Aktiven wächst nicht mehr, aber ihr Engagement wird kontinuierlicher und geregelter.

4. Entwicklung bei den Migrantenorganisationen

Für diesen Typ von naher und verständiger Flüchtlingsarbeit, um die es hier geht, sind miteinander lokal kooperierende Migrantenorganisationen das Rückgrat. Ihre Zusammenarbeit folgt dabei wichtigen Prinzipien: Nämlich aus eigener Erfahrung als Menschen mit Migrations- und/oder Fluchtgeschichte solidarisch zu handeln, herkunftsübergreifend miteinander tätig zu werden und das gemeinsame Anliegen zu haben, dort, wo man jetzt lebt und wohin die Geflüchteten nun gekommen sind, die Lebensverhältnisse der Menschen mit Migrationsgeschichte zu verbessern.

Das sind wichtige Unterscheidungsmerkmale auch gegenüber manchen anderen migrantisch geprägten Organisationen, die z.B. vor allem religiös ausgerichtet oder vor allem auf ihr Herkunftsland bezogen sind, oder die als eine Art „Lobby“ fast ausschließlich nur die besonderen Interessen einer bestimmten Gruppe vertreten.

Es ist aus den Städtedossiers, aber auch bei Besuchen vor Ort und auf gemeinsamen bundesweiten Treffen spürbar, dass mit diesem Ansatz, wenn er vor Ort gelebt wird, eine Art neuer „spirit“ in die teilweise schon stagnierenden lokalen Szenen der Migrantenorganisationen Einzug hält. Dieser Dynamik einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit öffnen sich vor allem auch kleinere Migrantenorganisationen, die bisher – gemessen an den großen und etablierten – eher „abseits“ gestanden haben, so dass nun die tatsächliche Vielfalt von Herkünften, kulturellen Besonderheiten und Migrationsgeschichten vor Ort besser zum Tragen kommt – ein wichtiger „Schub“ für mehr Teilhabe und einer höheren Identifikation mit dem neuen Zuhause.

In einer Reihe von Städten waren schon 2015 die lokalen Partner Verbünde von Migrantenorganisationen³ – auch aufgrund der Tatsache, dass deren Zusammenschluss, der Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. (BV NeMO), Träger von samo.fa ist. Ein erheblicher Startvorteil für das ambitionierte Vorhaben. Allerdings waren auch diese Verbünde 2015 ganz unterschiedlich aufgestellt. Auch für sie war die Umsetzung des Konzepts einer Kombination von konkreter Flüchtlingsarbeit, Förderung und Unterstützung von Aktiven und der Öffnung von Migrantenorganisationen für die Flüchtlingsarbeit eine Herausforderung. Aber eine wichtige positive Voraussetzung war bei ihnen schon durch eine eingespielte Form der Zusammenarbeit gegeben.

Dabei musste eine wichtige Bedingung stets berücksichtigt werden: nicht alle schon in den Verbünden mitarbeitenden Organisationen waren zu einem Engagement in der Flüchtlingsarbeit bereit und/oder in der Lage. Und – noch wichtiger: Alle Organisationen hatten, vor allem auf der Basis ehrenamtlichen Engagements – ihre jeweilige Palette von Aktivitäten ausgebildet, die sie für Flüchtlingsarbeit vielleicht ein wenig zurückstellen, aber nicht aufgeben wollten und wollen. Für Migrantenorganisationen ist Flüchtlingsarbeit – wenn überhaupt – immer nur eine unter mehreren für sie, ihr Profil und ihr Selbstverständnis wichtige Aktivität. Weil Flüchtlingsarbeit in diesem doppelten Sinn immer nur ein Ausschnitt der Aktivitäten von Migrantenorganisationen ist, entstanden an verschiedenen Orten Netzwerke oder Arbeitsgemeinschaften derjenigen Migrantenorganisationen, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind.

In manchen dieser in der Regel im samo.fa-Kontext entstandenen Netzwerke wurden 2017 Initiativen zur Bildung von lokalen Verbünden von Migrantenorganisationen⁴ ergriffen. An anderen Orten gibt es hierzu Diskussionen und Vorklärungen. Mit anderen Worten: Die Idee lokaler Verbünde von Migrantenorganisationen scheint attraktiv zu sein, weil sie verspricht, lokale zu einer deutlicher wahrnehmbaren Stimme zu gelangen. Eine fast logische Konsequenz ist ein engerer bundesweiter Zusammenschluss, dessen „Vorformen“, was das gemeinsame Engagement in der Flüchtlingsarbeit betrifft, die bundesweiten Netzwerktreffen und die Bundesdialogkonferenzen von samo.fa darstellen.

Allmählich gerät aber auch die wichtige Landesebene in den Blick. Aus vielen Städten wird berichtet, dass Geflüchtete selbst auf dem Weg sind, Vereine zu gründen. Diese Selbstorganisation von Geflüchteten findet im samo.fa-Kontext Unterstützung.

Schließlich zeigen die Städtedossiers auch: Viele beteiligte Organisationen sind traditionell auch in der durch Drittmittel geförderten Projektarbeit aktiv, andere haben dies erst – z.B. durch die Übernahme der Koordination von samo.fa – übernommen, bei weiteren besteht die Absicht, einen projektgeförderten Dienstleistungsbereich aufzubauen.

Damit tritt neben das zivilgesellschaftliche, ehrenamtliche Engagement verstärkt auch eine Aktivität professioneller Dienstleistung. Dadurch entstehen zusätzlich zum, bei samo.fa vordergründigen bürgerschaftlichen Engagement, vielfache Schnittstellen, aber auch Grauzonen. Für die Begleitung der Geflüchteten auf ihrem schwierigen Weg zu einem normalisierten Alltag bleiben die Aktiven – also jene, die sich neben ihrem eigenen Alltag ehrenamtlich engagieren – besonders wichtig. Es muss deshalb Vorkehr getroffen werden, dass sie nicht im Ergebnis des verstärkten Einsatzes von „Professionellen“ aus Projekten an den Rand gedrängt werden.

³ Lokale Verbünde als samo.fa-Träger, die 2015 schon Mitglied im BV NeMO waren: moveGlobal Berlin, Haus der Kulturen Braunschweig, vmdo Dortmund, VeMO Halle, MISO Hannover, Brücke der Kulturen Hildesheim, Haus der Kulturen Lübeck, MORGEN e.V. München, Raum der Kulturen Neuss, BIM Reutlingen und Forum der Kulturen Stuttgart.

⁴ Es gilt für Bielefeld, Düsseldorf, Heilbronn, Mönchengladbach.

5. Kontinuität und Stabilität durch samo.fa

Gegen Ende 2017 zeigt sich, dass samo.fa in den meisten Fällen erheblich dazu beigetragen hat, dass miteinander kooperierende Migrantenorganisationen ein Potenzial für Kontinuität und Stabilität in der lokalen Flüchtlingsarbeit geworden sind. Das gilt nicht für alle 30 Städte und es gilt auch nicht in gleicher Weise, dafür waren zum einen die Startbedingungen zu unterschiedlich, zum anderen ist es auch nicht an allen Orten „gleich gut gelaufen“. Über die unterschiedlichen Startbedingungen informiert der erste Zwischenbericht, der 2016 vorgelegt wurde. Es war absehbar, dass die von den Koordinator*innen übernommenen Aufgaben komplex und hinreichend schwierig sein würden. Um sie zu unterstützen, wurden Regionale Netzwerkbegleitungen etabliert, die nahe bei den Koordinator*innen agierten und in 2018 weiter agieren.

Dennoch kam es vor Ort teilweise zu größeren Schwierigkeiten. Die Gründe dafür sind unterschiedlich und zum Teil direkte Folge des „Kaltstarts“ 2016. Auch komplizierte Machtstrukturen der lokalen Ausgangslagen spielen eine Rolle, ebenso personelle Fehlentscheidungen und/oder personellen Wechsel. Einen vergleichsweise leichteren Start hatten diejenigen Koordinator*innen, deren Trägerorganisationen bereits gut im lokalen Geschehen verankert waren und/oder es gewohnt waren, in Verbundstrukturen zu arbeiten. Dies galt insbesondere für jene, die sich explizit schon zu Verbünden von Migrantenorganisationen zusammengeschlossen hatten, Mitglied des Bundesverbands NeMO sind oder sich auf dem Weg zu solchen engeren Zusammenschlüssen befanden oder befinden. Besondere Herausforderungen waren überall dort gegeben, wo es eine unterentwickelte oder sogar keine „Szene“ von Migrantenorganisationen gab und/oder wo die Trägerorganisation sich erst auf die lokale Handlungsebene einstellen musste, z.B. weil sie als Diaspora-Organisation bislang eher entwicklungspolitisch ausgerichtet war.

In einer kleinen Anzahl von Fällen hatte die Stadt selbst oder eine nicht-migrantische Organisation gewissermaßen „stadthalterisch“ die Trägerrolle übernommen. Dies musste im Laufe der Zeit in Richtung auf migrantische Trägerschaft umgebaut werden. Ende 2017 hat sich die Mehrheit der beteiligten lokalen Partner in einem organisatorischen Sinne stabilisiert. Für einen Ende des Jahres ausgeschiedenen lokalen Partner und aufgrund einer gewissen Umverteilung der Mittel werden nun drei neue lokale Partner in das samo.fa- „Konsortium“ eintreten: aus Göttingen, Krefeld und Stralsund.

Sicherlich war die Tatsache, dass über die Projektförderung Koordinator*innen finanziert und auch in gewissem Umfange Finanzmittel für operative Tätigkeiten vor Ort zur Verfügung gestellt werden konnten, eine wichtige Basis, von der aus Wirksamkeit entwickelt werden konnte – gewissermaßen als „Injektion“ in einen traditionell finanzarmen Sektor. Aber es ist nicht nur das: In vielen Städtedossiers wird ausdrücklich hervorgehoben, dass das Gesamtarrangement von samo.fa – also neben der Finanzierung auch die nahe Begleitung und die bundesweit erarbeitenden gemeinsamen Rahmenorientierungen, der Erfahrungsaustausch, die Medienarbeit und insgesamt das respektvolle und solidarische „interne Klima“ – sehr hilfreich gewesen sei und weiter dringend benötigt wird.

Was für Aktivitäten frei verfügbare Finanzmittel betrifft, so wären solche Ansätze wie das vom BAMF an bundesweit 14 Standorten geförderte House of Resources hilfreich: Das Besondere am House of Resources ist nämlich, dass es keine pauschale Fördersumme wie bei einem Projekt gibt, sondern anlassbezogen und bedarfsgerecht konkrete Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

Im Zentrum von samo.fa steht – und das macht das Besondere aus – ein Dreiklang auf der lokalen Ebene: Erstens Maßnahmen, die sich konkret und praktisch auf die Verbesserung der Lage der Geflüchteten und ihre Teilhabe beziehen. Zweitens werden diese mit einer systematischen Unterstützung der Aktiven in Migrantenorganisationen für eine erfolgreiche Tätigkeit in diesen Maßnahmen kombiniert. Und drittens eine weitere und stabile Öffnung von Migrantenorganisationen für die Flüchtlingsarbeit und ihre gleichberechtigte Teilnahme im Rahmen der Koordinierung der kommunalen Flüchtlingsarbeit.

Diese drei „Klänge“ bedingen und verstärken einander. Die Städtedossiers zeigen, dass es in vielen Fällen sowohl in den einzelnen der drei Felder als auch in ihrem Zusammenspiel erhebliche Fortschritte gegeben hat. Zu beobachten ist an vielen Orten – aber nicht überall – eine stetige, wenn auch langsame Erweiterung des Kreises der Migrantenorganisationen, die sich für Flüchtlingsarbeit punktuell oder auch im größeren Umfange öffnen und bei samo.fa mitwirken. Moscheegemeinden wurden dabei bisher kaum erreicht.

Wenn Neue hinzukommen, versteht es sich, dass sie beraten werden müssen und dass ihnen auch Qualifizierung zuteilwerden muss. Beratungs- und Qualifizierungsbedarfe bestehen aber auch bei jenen fort, die von Anfang an dabei sind. Dies hat zum einen mit den veränderten Lebensumständen der Geflüchteten zu tun, auf die richtig eingegangen werden muss. Zum anderen entsteht aber auch aufgrund der oft zu beobachtenden Entwicklung eines „Projektebereichs“ und den damit zusammenhängenden Bedingungen von Projektförderung Bedarf an Wissensvermittlung. Auch das schwieriger gewordene gesellschaftlichen Umfeld stellt neue Anforderungen an Migrantenorganisationen z.B. die einer argumentativen Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus.

Die Aktiven, also jene Menschen, die sich direkt und ehrenamtlich in der Arbeit mit den Geflüchteten engagieren, sind gewissermaßen das „Herzstück“ des samo.fa-Ansatzes – vor allem in Hinblick auf die Begleitung auf dem langen Weg zu einer Normalisierung des Alltags.

Projekte können die Arbeit unterstützen und auch professionelle Dienstleistungen anbieten, aber nicht diese mitmenschliche Brücke ersetzen. Deshalb steht der Umgang mit den Aktiven ganz oben auf der Agenda: samo.fa ist also zu einem erheblichen Teil auch Sich-Kümmern, ist die Pflege guter und vertrauensvoller Beziehungen, ist Respekt und Anerkennung.

samo.fa-Clubs oder Arbeitskreise der Aktiven und ähnliche Gremien und Organisationsformen sind deshalb wichtige Knotenpunkte für stabile Verbindungen und kontinuierliches Engagement – ebenso wie eine gemeinsame Feier am Jahresende, in der auch Dank und Anerkennung zum Ausdruck gebracht werden. Auch diese interne Kultur hat sich gut entwickelt, zeigen die Städtdossiers.

Würde das Engagement von Aktiven aus Migrantenorganisationen in der nächsten Zeit dramatisch zurückgehen, hätte dies negative Auswirkungen für Integration und Teilhabe der Geflüchteten auf ihrem langen Weg in einen normalen neuen Alltag. Denn es würden die „Lotsen“ für diesen Alltag fehlen, die notwendige Stadtteilorientierung könnte sich nicht auf die erforderliche Anzahl von Aktiven stützen und insbesondere das dringende Bedürfnis nach „sicheren Begegnungsräumen“ könnte nach Umfang und Qualität nicht befriedigt werden.

Die samo.fa-Koordination ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den Migrantenorganisationen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, den Aktiven und den anderen lokalen Akteuren in der Flüchtlingsarbeit sowie der Stadtverwaltung und der kommunalen Politik. Fast schon kann man sagen, dass genau dieses Bindeglied gar auf längere Sicht unverzichtbar ist. Nicht nur müssen die Bündnisse erweitert werden, um über die unmittelbaren materiellen Lebensinteressen hinaus Lebensqualität zu ermöglichen, sondern es geht auch darum, das städtische Gemeinwesen und seine lebendige Kraft des fairen und friedlichen Zusammenlebens in Vielfalt als gemeinsames Anliegen zu betreiben.

6. Resümee

Der Weg zur Normalität im Alltag ist lang und beschwerlich. Der Bedarf einer unterstützenden und zuweilen auch beschützenden, nahen Begleitung nimmt in naher Zukunft nicht ab, sondern eher zu. Und: Sie muss verlässlich sein. Eine solche Begleitung hat vor allem drei zentrale Aufgaben: (1) die Geflüchteten darin zu unterstützen, an den Einrichtungen, Leistungen und dem gemeinschaftlichen lokalen Leben gleichberechtigt teilzuhaben (Teilhabe), (2) sie darin zu bestärken, Schwierigkeiten zu bewältigen, nicht den Mut zu verlieren und das eigene neue Leben bewusst „in die Hand“ zu nehmen (Selbstwert) und (3) sie darin zu unterstützen, ihre Anliegen selbstbewusst und zu vertreten und sich einzumischen (Stimme). Dies sind von Beginn an zentrale Aufgaben im samo.fa-Arbeitszusammenhang gewesen – und sie sind noch lange nicht erledigt.

Viele Städte haben ihre Flüchtlingsarbeit neu aufgestellt oder sind dabei, dies zu tun. Das hat verschiedene Motive: Rationalisierung, auch in Erwartung nachlassenden Handlungsdrucks, spielt hierbei eine erhebliche Rolle. Dabei kann es sehr wohl sein, dass zu früh an „Entwarnung“ gedacht wird. Zwar sind die Zugänge an neuen Geflüchteten stark zurückgegangen, aber die sozialen Probleme, die mit dem langen und schwierigen Weg der Neubürger*innen zur Normalität des Alltagslebens verbunden sind, bleiben als Aufgabe der nächsten Jahre. Die Migrantenorganisationen, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, werden stärker als bisher von den Städten als wichtige Partner wahrgenommen. Samo.fa hat hierzu in verschiedener Weise erheblich beigetragen, nicht zuletzt durch die Initiierung öffentlicher Diskurse nicht nur über Geflüchtete, sondern mit ihnen. Damit wurden die Geflüchteten mit eigener Stimme vernehmbar. Es haben sich unterschiedliche Weisen der Beteiligung der Migrantenorganisationen aus dem samo.fa-Kontext bei der Gestaltung der lokalen Flüchtlingsarbeit herausgebildet; viele von ihnen sind allerdings noch punktuell, wenig institutionalisiert und damit für die kommende Zeit des langen Wegs in die Normalität noch nicht belastbar genug.

Das im „langen Sommer des Willkommens“ entstandene breite spontane bürgerschaftliche Engagement kommt mit der erforderlichen Dauer und Kontinuität der Begleitung und den schwieriger werdenden Anforderungen an seine Grenzen. Dort, wo die Aktiven im samo.fa-Kontext tätig sind, gibt ihnen ihre Rückbindung an Migrantenorganisationen einen Rahmen für ihr weiteres Engagement.

Lokal kooperierende Migrantenorganisationen sind das Rückgrat dieses Typs von Flüchtlingsarbeit. Sie folgen wichtigen gemeinsamen Prinzipien, zu denen aus der eigenen Erfahrung stammende Solidarität mit Geflüchteten ebenso gehört wie eine herkunftsübergreifende und respektvolle Zusammenarbeit und die Orientierung auf eine Verbesserung der Lebensverhältnisse „hier und jetzt“. Flüchtlingsarbeit ist – wenn überhaupt – in der Regel nur ein Ausschnitt aus den breiteren Aktivitäten von Migrantenorganisationen. Netzwerke, die vor Ort gegründet wurden, und jene Migrantenorganisationen umfassen, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, wirken oftmals als Anregung und Vorform lokaler Verbünde von Migrantenorganisationen.

Dieser „neue Typ von Migrantenorganisationen“ hat offenkundig erhebliche Attraktivität: Er findet in den Diskursen stärkere Aufmerksamkeit und führt zu einer Reihe lokaler Initiativen. In denselben Zusammenhang einer neuen Dynamik in den lokalen „Szenen“ der migrantischen Organisationen gehört, dass an verschiedenen Orten – von samo.fa unterstützt – Geflüchtete sich selbst organisieren und Vereine gründen.

Viele der beteiligten Migrantenorganisationen und Verbünde haben bei sich auch drittmittelgeförderte Projekte angesiedelt, in denen professionell Ausgebildete hauptamtlich tätig sind. Für die Begleitung der Geflüchteten auf ihrem schwierigen Weg zu einem normalisierten Alltag bleiben die Aktiven – also jene, die sich neben ihrem eigenen Alltag ehrenamtlich engagieren – besonders wichtig. Es muss deshalb Vorkehr getroffen werden, dass sie nicht im Ergebnis des verstärkten Einsatzes von „Professionellen“ aus Projekten an den Rand gedrängt werden.

Die von Beginn an Grund legende Orientierung auf einen „Dreiklang“ von konkreter Arbeit mit Geflüchteten, Unterstützung der Aktiven aus Migrantenorganisationen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren und der (weiteren) Öffnung von Migrantenorganisationen für Flüchtlingsarbeit war zielführend. Nach dem „Kaltstart“ 2016 und vor dem Hintergrund der sehr unterschiedlichen Ausgangslagen in den 30 Städten „lief keineswegs alles rund“.

Aber: Gegen Ende 2017 zeigt sich, dass samo.fa in den meisten Fällen erheblich dazu beigetragen hat, dass miteinander kooperierende Migrantenorganisationen ein Potenzial für Kontinuität und Stabilität in der lokalen Flüchtlingsarbeit geworden sind. Gerade auch für den langen und schwierigen Weg in die Normalität, den die Geflüchteten gehen, bleiben die Aktiven das „Herzstück“ des samo.fa-Ansatzes, das aber ohne die produktive Bindung an miteinander lokal kooperierende Migrantenorganisationen nicht wirksam genug ist.

7. Ausblick auf 2018

Überlegungen zur Schwerpunktsetzung der Arbeit im 3. Jahr von samo.fa

Vorgestellt auf dem Bundesnetzwerktreffen am 5./6. Februar 2017 in Leipzig

Der „lange Sommer des Willkommens“ liegt weit zurück. Und dies in mehrerer Hinsicht: Die Geflüchteten selbst, die geblieben sind, sind schon zwei Jahre und länger in Deutschland. Sie müssen ihren neuen Alltag bewältigen. Dabei gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch wichtige Unterschiede, was diesen Alltag ausmacht und prägt: Die Unterschiede hängen davon ab, wie weit der Entscheidungsprozess über den Status gediehen ist und welcher Aufenthaltsstatus schließlich zuerkannt wird, von der lokalen Wohnsituation, den Verhältnissen auf den lokalen bzw. regionalen Arbeitsmärkten, aber auch von der lokalen Flüchtlingsarbeit und der kommunalen Politik, der wiederum in verschiedener Weise von übergreifender staatlicher Politik Rahmenbedingungen gesetzt werden.

Der Weg zur Normalisierung der Lebenslage ist lang

Für diejenigen, die eine Anerkennung erhalten⁶, geht es um Integration in der Weise, dass eine selbständige Lebensführung erreicht wird – in der Regel auf der Basis von Erwerbstätigkeit – und dass – wenn dies gewünscht wird – die Kernfamilien unter akzeptablen Wohnverhältnissen zusammenleben können und es für die Kinder und Jugendlichen einen gleichberechtigen Zugang zu Bildung gibt.

Die vorliegenden ersten Studien, z.B. zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten, und viele andere empirische Fakten zeigen: Der Weg zur Normalisierung des Lebens ist für Geflüchtete – Ausnahmen bestätigen immer die Regel – kompliziert und langwierig. Expert*innen gehen davon aus, dass hierfür mehrere Jahre (man spricht von 5 bis 7 Jahren) erforderlich sind.

Und tatsächlich stehen der Integration Hindernisse im Weg, die sie erheblich verzögern. Diese beginnen bei der überaus langen Bearbeitungszeit im Anerkennungsverfahren, was zunächst für die Betroffenen andauernde Unsicherheit und eine faktische Einschränkung ihres Aktionsradius bedeuten (oder: bedeutet haben, also eine erste grundlegende Erfahrung bildet). Diejenigen aus dem Jahr 2015, deren Aufenthaltsstatus es zulässt, münden nun den Regelungsbereich des SGB II ein, stehen aber dem Arbeitsmarkt zunächst zu einem erheblichen Teil noch nicht zur Verfügung, weil sie Deutsch- und Integrationskurse besuchen. Es ist zu erwarten, dass ihnen danach vor allem Beschäftigungen offenstehen – die sie auch bereit sein werden anzunehmen –, die aber vielfach prekäre Merkmale haben. Damit setzt sich die Instabilität ihrer Lebenslage fort.

Vor allen in den Ballungsgebieten ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt äußerst angespannt, so dass sich teilweise die Aufenthaltsdauer in Gemeinschaftsunterkünften verlängert oder dass in (preiswertere) Wohnungen eingemündet wird, die sich oftmals in sozial belasteten Quartieren befinden. Der Hoffnung, dass die Kinder und Jugendlichen hier eine bessere Zukunft haben, stehen vielfältige Engpässe beim Zugang zu Bildung, Ausbildung und Studium entgegen. Schließlich ist der Familiennachzug erschwert. Von Normalisierung des Lebens kann also bislang keine Rede sein.

Verzögerungen und Gefährdungen

In mancher Literatur wird suggeriert, als sei ein Zeitraum von sieben bis zehn Jahren für eine Integration von Eingewanderten „normal“. Manchmal liest sich das wie eine Art menschliches Naturgesetz. Nun mögen solche Zeiträume erforderlich sein, um die eigene Lebenssituation zu optimieren und auch, um mental in der neuen Heimat ganz anzukommen. Was aber die materiellen Voraussetzungen für Normalisierung betrifft – von denen oben die Rede war – , so handelt es sich um Verzögerungen, die aus Mängeln der Ankunftsgesellschaft, aus überforderten Bürokratien und aus gesetzlichen Restriktionen resultieren.

Verzögerungen und Gefährdungen in diesem komplizierten und komplexen Integrationsprozess treten auch dann ein, wenn die erforderlichen Unterstützungssysteme, wie Beratung, barrierefreie Zugänge zu Ämtern, Sprachmittlung, Willkommenskultur…, lokal unzulänglich entwickelt sind oder brüchig werden, weil z.B. die Kommunen keinen akuten Handlungsbedarf mehr sehen. Es gibt vermehrt Hinweise darauf, dass in kommunaler Politik die Flüchtlingsfrage auf der Agenda „nach unten“ rutscht. Gerade bei dem für samo.fa charakteristischen Ansatz bei lokalen Handlungsstrategien wäre dies sehr beunruhigend und muss beobachtet werden.

Als ein „Indikator“ für eine Art „schleichenden Ausstieg“ aus der Flüchtlingsarbeit von Kommunen wäre auch zu werten, wenn die Migrantenorganisationen, die bisher in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, als Partner am Rande verbleiben oder sogar in ihrer Rolle beschränkt werden, anstatt statt stärker als bisher wertgeschätzt zu werden.

Viele der vorliegenden neueren Studien, Gutachten und Memoranden – jedenfalls solche, die für eine wirksame und würdevolle Integration von Geflüchteten stehen – sehen nun angesichts des langen und komplizierten Wegs der Integration das Erfordernis einer nahen und gut zugänglichen kontinuierlichen Begleitung und Unterstützung.

Ein tragendes Argument für den samo.fa-Ansatz der gleichzeitigen Stärkung von Aktiven in der Flüchtlingsarbeit und von Migrantenorganisationen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren war und ist: Gerade bei der Bewältigung des Alltags sind die Migrantenorganisationen und jene Aktiven, die sie als „background“ haben, unverzichtbar. Nun werden die Erfahrungen, die die Menschen mit Migrationsgeschichte selbst oder vermittelt mit Ankommen, Sich-Einrichten und Heimischwerden gemacht haben, besonders wichtig. Sie produktiv weiterzugeben, setzt allerdings einen reflektierten Umgang mit ihnen voraus.

Besonderer Beitrag der Migrantenorganisationen

Migrantenorganisationen, wo kollektiv Migrationserfahrungen „aufbewahrt“ werden, sind wichtig. Gleichzeitig sind sie ein Ort, der den Aktiven Bezug und Stärke gibt und der sich für die Geflüchteten selbst öffnet. In und resultierend aus diesen drei „Funktionen“ sind Migrantenorganisationen im Grunde unverzichtbar. Und dies gilt umso mehr dann, wenn aus dem Kontext der Migrantenorganisationen auch Expertise für die Bewältigung des Alltags in den verschiedenen wichtigen Handlungsfeldern des neuen Alltags zu gewinnen ist. Im zweiten Jahr von samo.fa ging es dabei um die Bereiche Bildung & Ausbildung, Arbeitsmarkt, Wohnen und Gesundheit.

Stets ist bei der Unterstützung von Geflüchteten in ihrem neuen Alltag wichtig zu klären, welchen Beitrag die Aktiven mit Migrationsgeschichte und die Migrantenorganisationen dabei leisten (können). Sie sind keine Lückenbüßer für ausbleibende oder ungenügende Leistungen, die die hierfür vorhandenen zuständigen und verantwortlichen „Systeme“ erbringen müssten. Dort, wo Menschen mit Migrationsgeschichte als Professionelle tätig sind (was aus verschiedenen Gründen sehr wünschenswert ist), müssen sie auch entsprechend anerkannt und vergütet werden.

Was bringen also jene ein, die nicht im strikten Sinne von Ausbildung und fachlichem Profil Professionelle sind? Deren Expertise⁸ dient der Orientierung, der Unterstützung dabei, zu seinem/ihrem Recht zu kommen, der sensiblen Wahrnehmung von Notlagen und Krisen, der Ermutigung, dem Angebot von Vertrauen, Verlässlichkeit, der Stärkung von Durchhaltevermögen und dem Erleben gemeinsamer Lebensfreude. Die Aktiven und die Migrantenorganisationen können also in diesem Sinne nur wirksam werden, wenn sie Teil eines lokalen Unterstützungsnetzwerks sind, also in einem Kontext von Arbeitsteilung und Kooperation. Diese Erkenntnis war ebenfalls für das 2. Jahr von samo.fa leitend. Die lokalen Dialogkonferenzen der 30 samo.fa-Partner haben vielfach in bemerkenswerter Weise diese Kooperationsfortschritte demonstriert.

Stabile Begleitung langfristig erforderlich

Diese Art der Begleitung und Unterstützung, die nahe bei denen angesiedelt ist, die von Geflüchteten zu neuen Mitbürger*innen geworden sind, ohne sie zu bevormunden, wird also noch für einen erheblich langen Zeitraum benötigt, der weit den bisherigen zeitlichen Förderhorizont von samo.fa überschreitet. Außerdem, auch in den Folgejahren nach 2015/2016 hat es weiterhin Zuwanderung geben, und diese wird sich auch fortsetzen. Es ist also angeraten, basale lokale Unterstützungsstrukturen auf Dauer zu stellen, die auch (Stichwort: Arbeitsteilung und Kooperation) im bürgerschaftlichen Engagement verankert sind. Spontane Initiativen der Hilfe und Unterstützung fehlt die erforderliche Stabilität, und zwar sowohl im personellen wie auch im institutionellen Sinne. Migrantenorganisationen sind demgegenüber schon ihrem Sinne nach stärker auf Dauerhaftigkeit angelegt; manche von ihnen bestehen schon viele Jahre oder sogar Jahrzehnte, mit allen „Auf und Abs“, dem bürgerschaftliche Organisationen unterliegen.

Migrantenorganisationen haben also ein erhebliches Stabilitätspotenzial: sie werden also für die weitere Unterstützung von Geflüchteten und neuen Mitbürger*innen mit Fluchtgeschichte nicht nur gebraucht und haben darin nicht nur Erfahrungen gesammelt und Expertise aufgebaut, sie haben auch das Potenzial, mit langem Atem in diesem Feld tätig und wirksam zu sein. Es gibt in der Regel Aktive, die sich kontinuierlich um den Fortbestand sorgen, es gibt Kerngruppen, denen die Organisation ein Teil ihres Lebens ist, es sind in der Regel rechtliche Formen, wie ein Verein, gefunden worden, die eine gewisse Stabilität mit sich bringen, und es gibt Räumlichkeiten für Treffen und Vereinsaktivitäten, wenngleich dies oftmals auch ein „Engpass“ ist. Ihr Engagement im Feld der Flüchtlingsarbeit bleibt dennoch fragil, weil dieses Engagement einen Aktivitätsgrad und eine aktive Öffnung „nach außen“ erforderlich macht, das auf längere Dauer aufrecht zu erhalten eine große Herausforderung darstellt.

Die Förderentscheidung für samo.fa, über die Stellen der lokalen Koordinator*innen ein professionelles „Rückgrat“ zu sichern und die Bereitstellung „lokaler Fonds“ zu ermöglichen, war deshalb weitsichtig; an diesem Modell eines „professionellen Rückgrats“ plus „lokaler Fonds“ bzw. einer Variation dessen müsste sich auch eine weitere Förderung orientieren, wenn Wert darauf gelegt wird, Migrantenorganisationen in der lokalen Unterstützung von Menschen mit Fluchtgeschichte präsent und aktiv zu halten (und damit auch Vorkehr zu treffen, dass die Erfahrungen und die aufgebaute Expertise nicht verloren gehen).

Verbünde neuer und schon länger bestehender Migrantenorganisationen

Zu beobachten ist, dass sich Menschen mit Fluchtgeschichte selbst daran machen, Vereine zu gründen, um sich zu unterstützen und um in der lokalen Öffentlichkeit und gegenüber der lokalen Politik eine eigene „Stimme“ zu erhalten. Diese Neugründungen von Migrantenorganisationen sind für die lokale Flüchtlingsarbeit von Bedeutung, weil sie in authentischer Weise die Lebensbedingungen und Bedürfnisse von Menschen mit Fluchtgeschichte, die erst vor kurzem angekommen sind, spiegeln. Dies macht aber auch zugleich ihre Verletzlichkeit aus: ihnen fehlt die gediegene Erfahrung im Umgang mit den hiesigen Realitäten, die aber bei den schon länger bestehenden Migrantenorganisationen gegeben ist.

Der von samo.fa vor allem im zurückliegenden zweiten Jahr stark gemachte Vorschlag, vor Ort Arbeitsgemeinschaften oder Verbünde jener Migrantenorganisationen, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, zu gründen, hat deshalb vor allen Dingen auch unter dem Aspekt von Stabilität Sinn und hierfür auch die neu gegründeten Vereine einzuladen. Solche Verbünde ermöglichen wechselseitige Unterstützung und die Entwicklung von „interner“ Arbeitsteilung und Kooperation, die zum einen entlastend wirken kann, und zum anderen auch ermöglicht, gegenüber den lokalen Partnern in der Flüchtlingsarbeit und gegenüber der lokalen Politik und Verwaltung mit einer gemeinsamen Stimme zu sprechen.

Die Formulierung „Migrantenorganisationen, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind“ ist bewusst gewählt. Denn nicht alle Migrantenorganisationen sind dort aktiv, wobei ihre Nichtbeteiligung verschiedene Gründe und Motive hat⁹. Und es gibt auch Migrantenorganisationen, die sich in der einen oder anderen Weise erheblich in der Flüchtlingsarbeit engagiert haben, und nun vielleicht ermüdet sind oder auch (wieder) stärker zu Aktivitäten zurückkehren wollen, die auch zu ihrem Profil und Selbstverständnis gehören. Lokale Verbünde für die Arbeit mit Menschen mit Fluchtgeschichte könnte auch für diese Migrantenorganisationen eine „Ort“ sein, an dem sie sich in moderater Form weiter beteiligen würden.

samo.fa im dritten Jahr

Migrantenorganisationen vor Ort – auch in gerade, wenn sie sich zu Verbünden zusammen schließen- als ein stabiler und stabilisierender Faktor in der Flüchtlingsarbeit zu halten, ist auch angesichts des gesellschaftlichen Klimas, was Asyl betrifft, von großer Bedeutung: zunehmende Restriktionen in der Flüchtlingspolitik spielen mit der Zunahme ausländerfeindlicher, rassistischer, antiziganistischer und antisemitischer öffentlicher Auftritte zusammen zu einem Klima, das mit einer „Willkommenskultur“ immer weniger Ähnlichkeit hat, wenngleich de facto große Mehrheiten eine offenere Haltung haben ( die Strahlkraft des „langen Sommers des Willkommens“ also noch nicht ganz verblasst ist).

Das dritte Jahr von samo.fa sieht drei zentrale Aufgaben vor: Konsolidierung, Nachhaltigkeit und Transfer. Vor dem Hintergrund der hier vorgestellten Überlegungen geht es darum, diese drei Aufgabenfelder dadurch zu verknüpfen, dass die Voraussetzungen, Bedingungen und praktischen Vorkehrungen für eine dauerhafte Stabilität des Engagements von Migrantenorganisationen in der lokalen Flüchtlingsarbeit ins Zentrum gerückt wird.

⁵  Zusammenfassung und Weiterführung einer Diskussion auf dem 1. Treffen des Leitungsteams von samo.fa am 8. Januar 2018 in Dortmund

⁶ Für diejenigen, denen ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht verweigert wird und die unter Abschiebungsdrohung stehen, muss sichergestellt sein, dass sie die Zeit ihres Aufenthalts in Deutschland in Würde verbringen und ihn auch für sich im Sinne der Erweiterung ihrer schulischen und beruflichen Kompetenzen etc. nutzen können. Auch hierfür müssen Lösungen gefunden werden, die auf der lokalen Ebene – dort, wo diese Menschen sind – konkretisiert werden müssen.

⁷ Viele Migrantenorganisationen, die im Kontext von samo.fa aktiv sind, bieten auch – meist über diverse Projekte – professionelle Dienstleistungen an. Dies ist ein weiteres Feld, auf dem Migrantenorganisationen aktiv sind. Dadurch entstehen zu dem, was bei samo.fa im Vordergrund steht, nämlich bürgerschaftliches Engagement, vielfache Schnittstellen, aber auch Grauzonen.

⁸ Auch hierfür ist nötig, was oftmals „Professionalisierung“ genannt wird, aber nicht mit fachlich-beruflicher Professionalität verwechselt werden darf. Es geht eher um eine Verbesserung der Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit, um Orientierungs- und Anschlusswissen usw., usw. Zu diesem Zweck gab und gibt es im samo.fa-Kontext und darüber hinaus vielfältige Weiterbildungs- und Trainingsangebote.

⁹ Allerdings ist es in vielen Orten, an denen samo.fa aktiv ist, gelungen, die Anzahl der Migrantenorganisationen, die sich in der einen oder anderen Weise an der Flüchtlingsarbeit beteiligen, deutlich zu erhöhen.

 

 

Komm an – Der Talk im Haus der Vielfalt (Dortmund)

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Unsere Partner*innen kommen vor der Kamera ins Gespräch: Dank einer Kooperation mit dem Institut für Journalistik der TU Dortmund, der FH Dortmund und dem Bundesverband NeMO wird im Haus der Vielfalt an drei Tagen eine  Sendereihe produziert.  Die fertigen Sendungen werden nach den Osterferien bei dem Lernsender nrwision ausgestrahlt.

Inhaltlich werden unsere lokalen Partner über die konkrete Arbeit vor Ort erzählen: Vom Umgang mit geflüchteten Frauen bis hin zur Flüchtlingsarbeit in den Medien deckt die Reihe das Thema vielfältig ab.

Die 12 Folgen sind das Ergebnis eines Seminars an der FH Dortmund (im Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften), bei dem die Studierenden vorbereitet werden, um vor Ort bei den jeweiligen Partner*innen (die Studiogäste der Sendung) Leitfadeninterviews zu führen. Die Studierenden bekommen so Gelegenheit Einblicke in die Arbeit von Migrantenorganisationen zu bekommen, die sich in der Arbeit mit Geflüchteten engagieren. Durch die Kooperation mit dem Institut für Journalistik der TU Dortmund erarbeiten Studierende in einem Seminar zusätzlich die Sendungen, die bei nrwision ausgestrahlt werden.

Das Haus der Vielfalt wird zum Fernsehstudio

Flüchtlingsarbeit im ländlichen Raum
Elaine Yousef aus Waltrop und Merwan Resho sprechen über die besonderen Herausforderungen der Flüchtlingsarbeit im ländlichen Raum.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Kulturelle Bildungsaktivitäten mit Kindern und Jugendlichen mit Kin-Top Förderungszentrum e.V.
Für das Ankommen von Kindern ist es wichtig, dass die Kinder sich willkommen fühlen. Kinder und Jugendliche sind dann angekommen, wenn sie sich in die Gesellschaft einbringen können. Das will Kin-Top e.V. Düsseldorf mit ganz verschiedenen Angeboten erreichen. Wie sie das machen, erzählen Joana Gerdt und Sören Volkenborn jetzt vor der Kamera.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Flüchtlingsarbeit in den Medien (Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. / AfricanTide e.V.)
Bei der letzten Sendung sprechen Miriam Bunjes vom Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen und Dr. Rosalyn Dressman von AfricanTide über die Flüchtlingsarbeit in den Medien: Wird heute negativer berichtet? Wichtig ist es, mit den Leuten zu reden uns nicht über sie.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Die neue Stadtgesellschaft (Raum der Kulturen Neuss e.V.)
Muna Sukni om Raum der Kulturen Neuss e.V. und Habib Güneşli vom VMDO e.V. waren im Interview zum Thema: Wie verändern sich Städte und welches Lebensgefühl bringen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte mit in eine neue Stadt?

Erwartungen an die Politik (Bundesverband Netzwerke von Mirgantenorganisationen e.V.)
Dr. Ümit Koşan vom Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen spricht im Interview mit NRWision über die  Erwartungen an die Politik und Lobby-Arbeit.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Zugang zum Arbeitsmarkt für Geflüchtete, (WIIK e.V., Witten) 
Vivette Tchuissang Tchiwe und Clovis Njontié aus Witten sprechen in der ersten Aufzeichnung über den Arbeitsmarkt.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Vielfalt: Begegnungsstätte & Entfaltungsraum (Haus der Vielfalt, Dortmund)
Saziye Altundal-Köse und Jeyakumaran Kumarasamy vom VMDO e.V. sind das letzte Duo, das beim ersten Drehtag mit NRWision interviewt wurde. Sie sprachen über Vielfalt und Begegnungen – wie etwa am Drehort, im Haus der Vielfalt.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Wohnungsmarkt für Geflüchtete, (Solibund e.V., Köln) 
Kemal Sovuksu und Anna Kass vom Solibund e.V. Köln sprachen beim Dreh über den Zugang zum Wohnungsmarkt.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Geflüchtete Frauen (Interkultureller Elternverein e.V., Bielefeld)
Cynthia Krell und Hana Hamalatif aus Bielefeld sprachen im Talk mit NRWision über den Alltag geflüchteter Frauen!

Die Folge gibt es in der Mediathek. 

Gesundheit fördern durch Ernährungs- und Sportangebote für Geflüchtete (VKII e.V., Dortmund)
Thierry Monté und Armel Djine aus Dortmund sprechen über den Erfolg des Programms Smart Fit vom VKII Ruhrbezirk e.V.. Sport ist eine Möglichkeit, sprachliche und kulturelle Barrieren zu überwinden. Bei Smart Fit treffen sich Menschen aus 15 Nationen für ein vielfältiges Sportprogramm.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingsarbeit (Mozaik e.V., Bielefeld und IRFAN e.V., Mönchengladbach)
Martina Gehler (IRFAN e.V.) und Cemalettin Özer (Mozaik e.V.) sind die letzten Gäste beim Dreh heute. Sie diskutierten zum Thema: Welche besondere Rolle spielt der eigene Migrantionshintergrund im Ehrenamt? Was sind Herausforderungen und Chancen? 10 Stunden im Monat braucht man mindestens, wenn man sich ehrenamtlich engagiert. Wenn man das den Ehrenamtlichen vermittelt, hat man gute Chancen, Menschen zu motivieren.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Bildung für Geflüchtete (IFAK e.V., Bochum)
Berfîn Balik und Sebastian Hammer aus Bochum sprechen über Bildung für Geflüchtete: Neben der schulischen Bildung und Förderung ist es wichtig, den Geflüchteten eine Sicherheit zu bieten. Denn um wirklich in Deutschland anzukommen, fehlt oft ein wesentlicher Bestandteil: der Halt der eigenen Familie.

Die Folge gibt es in der Mediathek.

Vielfältiges Ehrenamt: Bericht zur samo.fa-Bundesnetzwerksitzung am 26. und 27.09.22 in Hannover

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Zur Bilanzierung der ehrenamtlichen Arbeit und zur Würdigung der Aktiven hat sich das samo.fa-Netzwerk mit Gäst*innen am 26. und 27. September 2022 im Alten Rathaus in Hannover getroffen. Highlight der Veranstaltung war nicht nur die Überreichung von Urkunden und Anerkennungsgeschenke für die jahrelang engagierten Ehrenamtlichen im Projekt, sondern auch unterschiedliche Vorträge, Diskussionsrunden und Workshops, die einen generellen Überblick zur aktuellen Lage des Ehrenamts in der Geflüchtetenarbeit sowie die vielschichtigen Alleinstellungsmerkmale der ehrenamtlichen samo.fa-Arbeit kritisch erläuterten.

Moderiert wurde die zweitägige Veranstaltung von Ercan Carikci, Trainer und Berater in den Bereichen Rassismuskritik, Empowerment und Diversität.

Erster Tag

Mit einem Grußwort und einer Dankesrede zu den Ehrenamtlichen startete Adriana Pombo (MiSO Netzwerk Hannover e.V.) das Event.

Zur Einführung zeigte Dr. Andrés Otálvaro die wichtigsten Entwicklungen beim samo.fa seit 2016 mit den sehr konkreten Beiträgen und Errungenschaften von den Aktiven im Zusammenspiel mit den lokalen Koordinator:innen des Projektes.

Ein sehr intensiver Prozess des Kennenlernens von allen Teilnehmenden mit dem Fokus auf die ehrenamtlichen Erfahrungen gelang durch die Methode des Speed-Datings.

Es folgte eine spannende und erkenntnisreiche Fish Bowl-Diskussion zur selbstkritischen Reflexion zu den Möglichkeiten und Grenzen des Ehrenamts mit Martina Möller (samo.fa-Leitungsteam), Jenny Warnecke (samo.fa-Koordinatorin in Freiburg bei FAIRburg e.V), Anna Kozyakova (Ehrenamtliche bei der Deutsch-Russischen Gesellschaft Göttingen e.V.) und Mariya Reznikova (Ehrenamtliche beim Haus der Kulturen Lübeck), sowie der Möglichkeit für alle Anwesenden, sich auf den freien Stuhl in der Runde zu setzten, um ihre Beiträge oder Fragen zu formulieren.

Darüber hinaus wurden Ergebnisse aus der Wissenschaft von Dr. Nikolai Huke (Universität Kiel) sowie Marina Seddig und Theresa Uhr (DeZIM – Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung) präsentiert. Die Vorträge konzentrierten sich auf die vielschichtigen Hürden zur Entwicklung der ehrenamtlichen Leistungen für/mit geflüchteten Menschen, sowie die aktuellen Herausforderungen angesichts der Fluchtbewegungen aus der Ukraine. Der Beitrag des Ehrenamts zur Stärkung des Gemeinwohls und des Sozialkapitals in der deutschen Gesellschaft wurde diesbezüglich hervorgehoben.

Mit großer Freude erhielten schließlich die anwesenden Ehrenamtlichen Urkunden für ihr unermüdliches Engagement. Dr. Peyman Javaher-Haghighi (Bundesverband NeMO e.V./ MiSO e.V.) und Dr. Bala Subramanian Ramani (Ratsherr der Landeshauptstadt Hannover) leiteten die Übergabe der Urkunden. Begleitet wurde die Urkundenüberreichung musikalisch durch den Sita-Spieler Shaffan Soleiman aus Freiburg, der auch selbst für sein ehrenamtliches Engagement geehrt wurde.

Der Ausklang des ersten Tages fand mit einem Abendessen und dem Angebot eines fröhlichen Trommel-Workshops von Mo Bittaye (Hannover) für alle Teilnehmenden statt.

Zweiter Tag

Der zweite Tag der Bundesnetzwerksitzung startete mit einem Einführungsinput von Dr. Wilfried Kruse (wissenschaftliche Begleitung samo.fa) zu den Spannungsfeldern ehrenamtlicher Arbeit. Dabei skizzierte er Ansätze zur Reflektion des ehrenamtlichen Engagements von sechs Jahren Projektarbeit und schloss mit einem Blick auf die zahlreichen zukünftigen Herausforderungen im Zuge immer komplexeren Anforderungen an die lokale Geflüchtetenarbeit.

Im Anschluss führte Moderator Carikci ein ausführliches Gespräch mit Oksana Janzen vom Ukrainischen Verein in Niedersachsen e.V. Oksana Janzen berichtete eindrücklich, wie die Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine in Hannover und Niedersachsen von einer Vielzahl ehrenamtlicher Strukturen aufgebaut wurde. Mit großem Engagement und viel Professionalität haben die Akteur*innen des Vereins und ihre Kooperationspartner*innen ein breites Netzwerk zur Unterstützung der Ankommenden aufgebaut. Eine Öffnung der Runde für den gesamten anwesenden Teilnehmer*innenkreis brachte spannende Erkenntnisse und Diskussionen hervor.

Einen emotionalen Moment gab es, als die Musiker*innen Sepideh Sohrabi und Siavash Arabkhani (Ehrenamtliche von MOiN Nürnberg) ein Lied anstimmten. Die beiden Musiker*innen mit iranischer Einwanderungsgeschichte widmeten ihren musikalischen Beitrag, der von der sogenannten iranischen „Sittenpolizei“ ermordeten Masha Amini und der Freiheit und Selbstbestimmung aller Frauen auf der ganzen Welt.

In verschiedenen Workshops konnten sich die Teilnehmenden zu wichtigen Themen der ehrenamtlichen Arbeit und zukünftigen Herausforderungen austauschen. Angeboten wurden vier Workshops: 1) Gewinnung, Einbindung und Qualifizierung von Ehrenamtlichen (Moderation: Roland Strauß, samo.fa-Leitungsteam), 2) Digitalisierung im Ehrenamt (Moderation: Aylin Er, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Bundesverband NeMO), 3) Schutz und Grenzen des Ehrenamts (Moderation: Martina Möller, samo.fa-Leitungsteam), 4) Umgang mit vulnerablen Gruppen in der ehrenamtlichen Arbeit (Moderator: Ercan Carikci, Moderator und Diversitytrainer).

Die Erkenntnisse der beiden erlebnisreichen und vielseitigen Tage wurden abschließend in einer gemeinsamen Abschlussrunde diskutiert.

Vielfältiges Ehrenamt: Zur Bilanzierung und Ehrung von Ehrenamtlichen in der Geflüchtetenarbeit (Bundesnetzwerksitzung am 26./27. September in Hannover)

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Über die Jahre hat sich eine sehr intensive Zusammenarbeit zwischen Koordinator:innen und Ehrenamtlichen im Projekt samo.fa verankert. Ehrenamtliche sind ein Fundus des Projektes: Unter dieser Prämisse haben sich Ihre Alleinstellungsmerkmale entwickelt. Zur Bilanzierung, Ehrung und (Weiter-)Förderung der ehrenamtlichen Arbeit treffen wir uns bei der nächsten Bundesnetzwerksitzung in Hannover. Konkrete Errungenschaften und Stolpersteine sowie Vorschläge zur Perfektionierung der Arbeit mit Ehrenamtlichen werden ausführlich diskutiert und dementsprechende Maßnahmen abgestimmt.
Darüber hinaus werden Ehrenamtliche aus unserem bundesweiten Netzwerk gewürdigt durch die Überreichung von Urkunden. Über die Veranstaltung wollen wir folgende Themenbereiche ansprechen und
dementsprechende Arbeitspläne bzw. Strategien für/mit Ehrenamtlichen in der kommenden Zeit abstimmen:
• Geschichte und Entwicklung der ehrenamtlichen Arbeit in der Geflüchtetenarbeit
• Beitrag, Entwicklungsprozess und Alleinstellungsmerkmale des Ehrenamts im Projekt samo.fa
• Zusammenspiel Koordinator:innen und ehrenamtliche Aktiven bei samo.fa
• Zusammenarbeit, Unterschiede und Anknüpfungen unter Ehrenamtlichen mit und ohne Migrationsgeschichte
• Was macht das samo.fa-Ehrenamt aus?
• Meilensteine und Schwierigkeiten des Ehrenamts in der Geflüchtetenarbeit (generell und für samo.fa konkret)
• Zukunft, Herausforderungen und Perspektiven der ehrenamtlichen Geflüchtetenarbeit (generell und für samo.fa konkret)

Das genaue Programm gibt es hier.

Zahlreiche Aktionen für Geflüchtete in Bielefeld

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In diesem Jahr liefen und laufen zahlreiche Aktionen für geflüchtete Menschen in Bielefeld. Der lokale samo.fa-Partner Bielefelder Netzwerk der Migrantenorganisationen (BINEMO) e.V. setzt sich mit seinen ehrenamtlich Aktiven dafür ein, Menschen mit Fluchterfahrung in Deutschland bei ihrem neuen Alltag zu unterstützen und über unterschiedliche Aktionen wie Ausflüge, Sport oder Kulturveranstaltungen Perspektiven zu bieten und in den Austausch zu kommen.

Bereits am 23. April fand von 16-18 Uhr ein Fußballspiel in Jöllenbeck (beim FC DELTA TUS JÖLLENBECK) statt. Die Ehrenamtliche Dorothea Meyer auf der Heide organisierte das Event. Durch das samo.fa Projekt konnten Kreide für das Spielfeld und Getränke für die Spieler finanziert werden.

Am Donnerstag, den 26. Mai fand im Quartier Heepen ein Kulturfest vor einer Flüchtlingsunterkunft statt. Es waren viele Geflüchtete aus unterschiedlichen Herkunftsländern anwesend. Die samo.fa-Koordinator*innen haben über das Projekt informiert und auf Hilfsangebote hingewiesen. Es wurden unterschiedliche Kinderprogramme angeboten.

 

Im August fand zusammen mit der Ehrenamtlichen Sevinc Mammadova eine Stadterkundung in Köln statt. Dies diente zum Austausch mit den Geflüchteten aus der Ukraine, die den Ausflug dazu nutzten, den Dom zu besichtigen und eine Bootsfahrt zu machen.

 

 

 

 


Es erfolgte ein weiterer Kulturausflug im August. Die Ehrenamtliche Hana Hama Latif fuhr mit Geflüchteten aus Syrien und dem Irak nach Essen. Dort erfolgte eine Stadtbesichtigung und ein Austausch mit den Geflüchteten in einem Restaurant.

Die neue samo.fa-Mitarbeiterin Svetlana Vishnevskaya besuchte mit ukrainischen Geflüchteten die Theater und Konzertfreunde Bielefeld e.V. Dort waren Bielefelder Philharmoniker sowie Mitwirkende der Sänger- Schauspiel- und Tanz-Ensembles des Theaters zu sehen und zu hören.

 

 

 

 

 

 

 

Anfang September erfolgte ein Kinobesuch im CinemaXX mit geflüchteten Kindern aus der Ukraine. Der Animationsfilm “Minions” eignete sich aus Sicht der Eltern am besten zum Erlernen der deutschen Sprache, da die Dialoge im Film spielerisch und visuell ansprechend illustriert werden.

Am 14. September gab es auch für Geflüchtete aus Syrien und dem Irak ein Besuch im CinemaxX . Auch dieser diente dazu, die Sprache besser verstehen zu lernen.

 

 

 

 

 

Anfang September besuchten geflüchtete Jugendliche aus Syrien und dem Irak den Trampolinpark.
Im Anschluss an die gemeinsame sportliche Aktivität konnten sie sich  über ihre aktuelle Situation austauschen.

Am 4. September hat die Ehrenamtliche Sevinc Mammadova ein Bildungsfrühstück in der Bielefelder Innenstadt mit Geflüchteten aus Syrien und dem Irak organisiert. Nach dem Frühstück wurde über aktuelle Probleme und Herausforderungen bei den Geflüchteten gesprochen.

Hana Hama Latif veranstaltet zudem  monatlich ein internationales Bildungsfrühstück. Dabei werden in einer gemütlichen Runde unter Frauen verschiedene Themen angesprochen, wie beispielsweise Kindererziehung, Integrationsmöglichkeiten, aktuelle Herausforderungen zum Thema Aufenthalt in Deutschland und vieles mehr.

Ende August erfolgte das Bildungsfrühstück in Kooperation mit zwei Damen aus dem Frauennotruf e.V. Bielefeld. Dabei erhielten die teilnehmenden Frauen, darunter auch minderjährige Mädchen, Informationen zum Umgang mit den Themen Stalking und (sexualisierte) Gewalt. Im Anschluss erfolgte eine Fragerunde zu dem Thema.

Unterstützungsleistungen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine

By | Aktuelles, Ukraine | No Comments

Seit dem 01. Juli 2022 hat der Bundesverband NeMO eine Aufstockung im Rahmen des Projekts samo.fa erhalten. Wir freuen uns sehr darauf, neue Mittel, Maßnahmen und Impulse zur Stärkung der Willkommenskultur für Menschen aus der Ukraine auf die Beine zu stellen.

Sechs Monate nach dem Anfang des Angriffskrieges in der Ukraine sind sowohl stabile als auch wechselnde Bedarfe von geflüchteten Menschen in den unterschiedlichen samo.fa Standorten zu beobachten: Der Prozess des Ankommens und der Teilhabe der Geflüchteten vor Ort ist langwierig und anspruchsvoll. Ein gutes Bildungsniveau, eine entwickelte Organisationskultur und eine verankerte Tradition der Selbständigkeit bieten einigen Fliehenden aus der Ukraine gute Chancen und Zugänge zu diversen Dienstleistungen und sozialen Räumen der Einwanderungsgesellschaft Deutschlands. Zahlreiche „Baustellen“ des Ankommens bleiben allerdings immer noch offen: Wohnen, Arbeit, Gesundheit, (Aus-)Bildung, Freizeit, Kultur, Sport, selbst gesellschaftliche Partizipation. Diese Handlungsbereiche benötigen eine systematische Adressierung von Hilfsorganisationen und hierbei leisten Migrant*innenorganisationen (MO) mit ihrem Erfahrungswert und ihren Alleinstellungsmerkmalen einen unverzichtbaren Beitrag zur lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit. Wegen eines engen und nahen Kontakts zu den Geflüchteten und weiteren migrantischen Communities konnten die samo.fa Standorte, deren hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeitende die neuen Geflüchteten seit dem ersten Tag des Ankommens begleiten und unterstützen. Die Bedarfe und Bedürfnisse der Schutzbedürftigen konnten aus erster Hand verfolgt und passgenaue Lösungen auf die Beine gestellt werden. Auf der Basis der niedrigschwelligen Begleitung und eines lokal-partizipativen Handlungsansatzes ist es im samo.fa Projekt möglich, aktuelle akute Bedarfe der Zielgruppe und jeweilige Unterstützungsaufgaben hervorzuheben.

Den ganzen Bericht lesen.  

Workshops zur Entwicklung und Training beruflicher und sprachlicher Kompetenzen für ukrainische Kriegsflüchtlinge.

By | Halle (Saale), Lokales | No Comments


Um die Bedingungen einer erfolgreichen Migration in Halle zu verbessern sowie berufliche Zukunftschancen für Menschen mit Migrationsgeschichte bietet samo.fa Halle verschiedene Workshops an. Die lokalen Partner vor Ort widmen sich gezielt dem Abbau von gesellschaftlichen und beruflichen Barrieren sowie kommunikativen Problemen der Teilnehmenden.

In den Workshops wurde nach dem Prinzip gearbeitet: „Ankommen und Brücken bauen“ mit dem einfachen Training der Alltagskommunikation und einfachen Floskeln, die im täglichen Umgang in der Öffentlichkeit auftauchen können. Begonnen wurde mit einem Training zur „Kommunikation in der Arbeitswelt“, was in den nächsten Monaten fortgesetzt wird. Gegenstand der Arbeit waren auch immer wieder Sprachübungen zu Alltagsfloskeln und zur Orientierung in Alltagssituationen. Die großen Probleme und die täglichen Rückfragen zu Briefen von Schulen und Ämtern wurden genutzt für Erfahrungsaustausch und Gruppendiskussionen.

Ehrenamtliche des Stralsunder samo.fa-Standortes Tutmonde werden für ihr Engagement geehrt

By | Lokales, Stralsund | No Comments

Am 02.08.2022 wurden die Ehrenamtlichen des Stralsunder samo.fa-Standortes Tutmonde gemeinsam mit anderen jungen Ehrenamtlichen von DaMigra e.V. und MIGRANET-MV in das Landesparlament von Mecklenburg-Vorpommern eingeladen. Dort wurden sie für ihr Engagement geehrt. Die Auszeichnungen an die rund 20 Ehrenamtlichen überreichte die Intergrationsbeauftragte von Mecklenburg-Vorpommern Jana Michael.
Sie betonte ihre Dankbarkeit für all die Zeit und Mühe, die die Jugendlichen in den vergangenen Jahren und Monaten aufgewendet haben, um dort zu helfen, wo Hilfe dringend nötig war. Unter anderem stellte die Integrationsbeauftragte auch die Ehrenamtskarte vor, die die Vereine und Organisationen für ihre kontinuierlich engagierten Mitglieder beantragen können.
Im Anschluss an den Austausch ging es noch ins Schloss Schwerin für eine Führung durch den Landtag.

Podiumsgespräch Frauen im Krieg: Ukraine 2022 in Göttingen

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Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat die ukrainischen Frauen schwer betroffen. Zahlreiche Frauen haben ihr Leben verloren, mehrere sind Opfer von Gewalt geworden. Zusammen mit ihren Kindern und Eltern sind sie aus der Ukraine in die Nachbarländer und nach Deutschland geflohen. Doch ukrainische Frauen sind nicht nur Opfer des Krieges. Ein Viertel des militärischen Personals der ukrainischen Armee sind Frauen, die ihr Land verteidigen. Die Flüchtlinge kümmern sich um Familienangehörige und andere Bedürftige, organisieren gemeinsam mit den Bürgern des Zufluchtslandes Hilfen für ihr Heimatland und beteiligen sich aktiv an öffentlichen Gesprächen über die Kriegssituation in ihrer Heimat, um die internationale und lokale Gesellschaft für den Krieg zu sensibilisieren.

Das Podiumsgespräch, das sich an Hochschulmitglieder und an breiteres lokales Publikum richtet, wird einen Überblick über den Krieg in der Ukraine geben, wobei der Schwerpunkt auf den vielfältigen Erfahrungen und Rollen ukrainischer Frauen liegt. Die vier eingeladenen Expertinnen, darunter zwei ukrainische Wissenschaftlerinnen, werden sich mit den Themen der Betroffenheit, Resilienz und Empowerment ukrainischer Frauen im Krieg befassen. Auch die Migration der Frauen mit ihren Kindern nach Deutschland und die Unterstützung durch die deutsche Gesellschaft, namentlich durch Göttinger Bürgerinnen und Bürger, werden im Mittelpunkt der Diskussion stehen.

Die Veranstaltung wird in Kooperation mit der Universität Göttingen, der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) Zweigstelle Göttingen-Kassel und der Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) Regensburg organisiert.

Weitere Informationen.

Bundesnetzwerksitzung am 01.07.2022

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Zahlreiche Hauptamtliche und Ehrenamtliche aus dem Projekt samo.fa 3 (Stärkung der Aktiven aus Migrant*innenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit) trafen sich zu einer zweitägigen Veranstaltung im Dortmunder Haus der Vielfalt. Das Projekt des Bundesverbandes Netzwerke von Migrant*innenorganisationen (BV NeMO) ist seit 2016 gelebte Vielfalt in der lokalen Geflüchtetenarbeit vor Ort. Das samo.fa-Netzwerk umfasst gegenwärtig 25 bundesweite Standorte.

Neben der „Weiterbildung kompakt“ am 30.06.2022  fand am zweiten Tag eine Bundesnetzwerksitzung mit allen Projektbeteiligten statt. Dort auf der Agenda: Zwischenbilanz ziehen, aktuelle Problemlagen diskutieren und Strategien entwickeln, um auf zukünftige
Herausforderungen vorbereitet zu sein. Alle Anwesenden brachten ihre lokalen Erfahrungen vor Ort ein und diskutierten lebhaft, wie Geflüchtetenarbeit von und mit Migrant*innenorganisationen bundesweit nachhaltig fortgeführt werden kann.

Alle Fotos: Alina Louis

samo.fa Weiterbildung kompakt am 30.06.22 im Haus der Vielfalt

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In Zusammenhang mit den Weiterqualifizierungsmaßnahmen für hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeitende hat das Projekt samo.fa 3 (Stärkung von Aktiven aus Migrant:innenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit) die Veranstaltung „Weiterbildungskompakt: Migrant:innen-Organisationen in der lokalen Geflüchtetenarbeit“ am 30.06.2022 in Dortmund (Haus der Vielfalt) durchgeführt. An der Veranstaltung beteiligten sich 70 Personen insgesamt inkl. neun Referent:innen aus verschiedenen Disziplinen mit multithematischen Impulsen.

Ziel der Veranstaltung war es, die Geflüchtetenarbeit als lokal-kommunale Daueraufgabe Revue passieren zu lassen. Die damit verbundene Unverzichtbarkeit der Arbeit von migrantischen Organisationen und ihren Ehrenamtlichen wurde in diesem Rahmen hervorgehoben. Somit wurden verschiedene Themenbereiche aufgegriffen und diskutiert: Entwicklung und Lage der Geflüchtetenarbeit seit 2015; Herausforderungen, Konflikte und Perspektiven; Zwischenbilanz, Fazit und Beiträge zu der samo.fa kommenden Arbeit und den anschließenden Veranstaltungen bis zum Ende der Jahres (etwa die Bundesdialogkonferenz im November 2022). Der Weiterbildung kompakt bestand aus zwei Durchgängen: a) „Geflüchtet ungleich Geflüchtet: zur Komplexität der Geflüchtetenarbeit vor Ort“ b) „Migrant*innen-Organisationen in der Geflüchtetenarbeit: Lokal stabil aufgestellt?“.

Hier eine Zusammenfassung von wichtigen übermittelten und gewonnenen Erkenntnissen in Züge der Vorträge und Diskussionen.

Zur Einleitung (Dr. Elizabeth Beloe und Dr. Wilfried Kruse aus der samo.fa Leitungsteam):
Nicht nur Erfolgsfaktoren, sondern auch Komplexität und Gleichzeitigkeit in der Geflüchtetenarbeit und in der Entwicklung von samo.fa wurden zu Beginn der Konferenz geschildert. Die Folgen der Pandemie aber auch die aktuelle Ukraine-Krise stellen die migrantische Geflüchtetenarbeit vor großen Herausforderungen in den kommenden Zeiten. Geflüchtetenarbeit bleibt als lokalkommunale Daueraufgabe und in diesem Kontext haben die samo.fa Standorte klare Stärke und Kompetenzen über die Jahre erworben.

Zum ersten Vortrag (Neri Orman – Evangelische Hochschule Bochum):
Von der Referentin wurden die Ergebnisse der Arbeit von der „Unabhängige Beschwerde- und Informationsstelle Flucht“ (UBIF) in Bochum präsentiert. Dabei spielt eine strukturelle Policy Arbeit eine wesentliche Rolle, was Mehrheitsdiskriminierungen der Zielgruppen ans Licht bringt. Die Diskussion im Plenum hat gezeigt, dass diese Diskriminierungen allerdings nicht einfach zu adressieren sind, nicht nur wegen struktureller Unzulänglichkeiten, sondern auch wegen individueller Hemmnisse. Relevant in diesem Sinne ist die bundesweite Implementierung von unabhängigen Antidiskriminierungsstellen in Kooperation mit migrantischen Organisationen, was bisher sich als langwieriger Prozess mit einigen punktuellen Erfolgsbeispielen erwiesen hat. Die UBIF hat eine enge Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle samo.fa Bochum über die Jahre gepflegt.

Zum zweiten Vortrag (Alexander Diepold, Hildegard-Lagrenne-Stiftung):
Eine notwendige und sehr aufklärerische Präsentation zur Geschichte und Lage der Sinti:zze und Rom:nja unter europäischen Fluchtbewegungen war es dem Referenten gelungen. Unglücklicherweise sind immer noch multiple Formen der Rassismen und Diskriminierungen gegen diese Gruppen zu sehen, was die Ukraine-Krise immer noch durch neue Beispiele sichtbar gemacht hat. Die Vernetzungen mit Sinti:zze und Rom:nja -Communities ist nicht einfach und systematisch für die samo.fa Standorte bislang gewesen, was sich als eine zu bewältigende Lücke im Projekt in der nächsten Zeit präsentiert. 

Zum dritten Vortrag (PD Dr. habil. Thomas Geier, TU Dortmund):
Das Thema des Vortrags „Schule der Migrationsgesellschaft“ diente dem Referenten zur Problematisierung von Begriffen und Praktiken der Migration im Schulwesen. Im Mittelpunkt eines sozialpädagogischen Ansatzes stehen eher die Bedarfe der Schüler:innen und nicht alte, konservative und teilweise fremdenfeindliche deutsche Bildungsstrukturen, die verändert werden müssen. Wichtig ist es diesbezüglich, dass Eltern selbst Diskriminierungen und Ungerechtigkeiten skandalisieren. Multilinguale Modelle sind erforderlich, um die Tradition der Einsprachigkeit bzw. die Hierarchisierung von Sprachen zu überwinden. Zur Kritik des Vortrags entstand der Vorschlag eine interkulturelle Schule anstatt eine Ausländer:innenpädagogik zu fördern, da das Konzept Ausländer:in immer noch Trennung und Ausgrenzung hervorbringt.

Zum vierten und fünften Vortrag (Jonas Hefner – Ruhr-Universität Bochum und Düzgün Polat – Tür zur Tür Augsburg):
In seinem Vortrag erläuterte Jonas Hefner die Entwicklung der kommunalen Integrationspolitik über die Jahre und ihre Beziehung zur Frage Migration und zum Einschluss/ Ausschluss von migrantischen Playern. Düzgün Polat übermittelte eine optimistische Botschaft zur Geflüchtetenarbeit und konkret zu allen Mitarbeitenden im Projekt samo.fa, denn sie seien seiner Auffassung nach utopische Akteur:innen, die die Demokratie von morgen mitgestalten.

Eine Vertiefung der Diskussion wurde in Kleingruppen fortgesetzt, die einen sehr kritischen Blick auf die Kooperation mit und Anerkennung von migrantischen Organisationen in der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit geworfen haben. Migrantische Organisationen und ihre EA werden immer noch als unprofessionelle und inkompetente Akteu:innen wahrgenommen, nur punktuell für bestimmte Notaufgaben oder sekundäre Tätigkeiten instrumentell ausgenutzt und nicht nur als Konkurrenz, sondern auch als Feinde von Kommune und Wohlfahrtsverbände stigmatisiert. Eine hierarchische Vorgehensweise muss infolgedessen von einer gleichberechtigten und interkulturellen Mentalität der Zusammenarbeit ersetzt werden. Institutionelle Förderung von MOs gehört dazu.

Zum sechsten Vortrag (Ahmad Kamalmaz – Projekt Lokal Willkommen, VMDO Dortmund):
In seinem Erfahrungsbericht schilderte der Referent die Relevanz der Quartierarbeit als Prinzip zur effektiven Beratung und Unterstützung von Menschen mit Fluchtbiographien. Seine klare Botschaft: Integration geht nur mit guten Lebens- und Wohnverhältnissen sowie Teilhabechancen für alle.

Abschließendes Online-Interview Prof. Ulrike Hanhörster (ILS Dortmund) und Dr. Wilfried Kruse:
Das Gespräch zur Thematik „Quartiere: Orte des respektvollen Zusammenlebens?“ präsentierte die Relevanz eines Quartieransatzes sowie einer sozialräumlichen Perspektive generell zur Sozialarbeit und konkret in Zusammenhang mit der Arbeit mit geflüchteten Menschen. In der Diskussion zeigten sich diesbezügliche unterschiedliche Vorgehensweise von den samo.fa-Koordinierungsstellen: Die Verinnerlichung und alltägliche Umsetzung des Ansatzes variiert je nach Standort. Das Konzept Quartiermanagement wurde allerdings unter der Lupe der Kritik betrachtet wegen der möglichen Reproduktionen von Machtasymmetrien.

Die Veranstaltung bot einen guten Überblick zur aktuellen Lage der Arbeit mit geflüchteten Menschen mit dem Fokus auf den unentbehrlichen Beitrag von migrantischen Organisationen in einem lokal-kommunalen und kooperativen Zusammenhang. Die Ergebnisse dieser Veranstaltung werden demnächst ausgewertet und als Input zur bundesweiten Dialogkonferenz im November 2022 übertragen.

Foto: Alina Louis

Lokale Dialogkonferenzen 2022

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Die lokalen Dialogkonferenzen in den samo.fa-Standorten stellen in diesem Jahr das Thema „Erneut Flucht und Vertreibung. Über die Unverzichtbarkeit lokaler Geflüchtetenarbeit“ in den Fokus. Vertreter*innen aus der Kommunalverwaltung, dem Stadtrat und Akteur*innen der Geflüchtetenarbeit und ehrenamtlich Aktive sowie Geflüchtete selbst diskutieren mit Migrant*innenorganisationen (kurz MO) über ihre Rolle und die Zusammenarbeit in Hinblick auf aktuelle Herausforderungen wie den Krieg in der Ukraine und die daraus entstandene Situation für Geflüchtete, die nach Deutschland gekommen sind und kommen werden. Wie können Verwaltung und MO ihre Arbeit in der Kommune weiter verzahnen und wie geht die strukturelle Arbeit mit Geflüchteten auch nach 2022 weiter? Dies und mehr wollen die Dialogkonferenzen auf lokaler Ebene diskutieren!

Unter anderem fanden und finden die Konferenzen an diesen Standorten statt. Weitere Infos und Berichte folgen!

03.06.2022: Freiburg

10.06.2022: Bochum

10.06.2022: Münster

13.06.2022: Dortmund

16.06.2022: Halle (Saale)

20.06.2022: Lübeck

23.06.2022: Hannover

24.06.2022: Potsdam

29.06.2022: Mönchengladbach

15.07.2022 München

22.07.2022 Reutlingen

27.07.2022 Augsburg

16.08.2022: Bielefeld

09.09.2022: Berlin

13.09.2022: Stralsund

16.09.2022: Fulda

21.09.2022 Göttingen

22.09.2022 Willich

23.09.2022 Nürnberg

29.09.2022 Köln

30.09.2022: Düsseldorf

06.10.2022 Stuttgart

06.10.2022: Dresden

05.11.2022 Saarbrücken

Leipzig

 

25.11.2022: Bundesdialogkonferenz in Berlin

Eindrücke aus den bisher gelaufenen Dialogkonferenzen 2022.

25 lokale Dialogkonferenzen, eine Bundesdialogkonferenz: work in progress

100%

Frühlingsaktivitäten in Bielefeld

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Der lokale Partner in Bielefeld BiNEMO e.V. hat über die letzten Wochen mit zahlreichen Aktivitäten Geflüchtete und ehrenamtlich Aktive in Bielefeld untersützt.

Am 15.April unterstützte samo.fa Bielefeld den  Fußballverein FC DELTA Bielefeld. Der Club besteht aus afrikanischen Geflüchteten.

   

Die Ehrenamtliche Anna Seiwald bietet Geflüchteten Frauen aus der Ukraine gemeinsam mit Svetlana, einer weiteren ehrenamtlich Aktiven, Kunsttherapie an.

Am 26.05. hat BiNEMO außerdem ein Kulturfest mit veranstaltet. Geflüchtete aus der Ukraine, Irak, Syrien und Afrika sind gekommen. Es wurde gegrillt, es gab Volkstänze und Gruppen, die gesungen haben.

Bericht zum Bundesnetzwerktreffen im April: Die samo.fa-toolbox

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Am 26.04. fand das vierte samo.fa-Bundesnetzwerktreffen des Jahres digital statt. Das Treffen widmete sich einem Check-up zur aktuellen Arbeit vor Ort. Berücksichtigt wurden die Schwerpunkte a) „erworbene Kompetenzen“, b) „Phasen des Ankommens“ und c) „Alleinstellungsmerkmale zur kommenden Geflüchtetenarbeit“. Ein wichtiges Anliegen der Veranstaltung war es, prozesshaft eine Art samo.fa-toolbox mit den über die Zeit erworbenen nutzbaren Werkzeugen bzw. Kompetenzen zu bilden. Dies hilft uns zur Lösung der jetzigen und kommenden Aufgaben.

Im Rahmen der ersten Gesprächsrunde wurden die Themen Alleinstellungsmerkmale, Aktivitäten und Zielgruppen vor Februar 2022 diskutiert. Dies beinhaltete was vor der Ukraine Krise im Projekt gemacht wurde inkl. die Arbeit unter der Pandemie. Wichtige Wissens- und Erfahrungsgewinne zeigten ein sehr heterogenes Anhäufen von Formaten und Kompetenzen, konkreten Maßnahmen und spezialisierten Aktivitäten in Zuge der letzten Jahre z.B.: Begegnungsräume in Münster; Anti-Rassismus und Resilienz für Betroffene, Gesundheit, Arbeit mit Jugendlichen und Qualifizierung von ehrenamtlichen Aktiven als Multiplikator:innen in Fulda; oder Göttingen mit Angeboten für Kindern, Jugendlichen und Familien, Adressierung von migrantischen Communities in ländlichen Räumen und Veranstaltungsmanagement sowie einer sehr intensiven Arbeit mit Stadt, EA, Netzwerken und Schulen.

Seinerseits präsentiert Bielefeld wichtige Erfahrungen und Expertisen in der Zusammenarbeit und Professionalisierung von EA. Leipzig fördert seit Jahren Antidiskriminierungsprozesse, Elternunterstützung aber auch Aufklärung im Gesundheitsbereich im Rahmen der Pandemie. Weitere Aufgabenbereiche und Stärken in der großen Runde waren die Maßnahmen bezüglich Empowerments, Kultur, Kunst, Freizeitgestaltung, Sport, Bewegung und Gymnastik sowie angebotene Räume und Kurse zur Mehrsprachigkeit. Alles in allem hat sich über die Jahre eine sehr solide Vertrauensebene von MO und EA mit Migrationsgeschichte über samo.fa in der Geflüchtetenarbeit herauskristallisiert. Große Kritik wurde in der Gruppe geäußert, denn die Gelder zur Migration, Integration und Teilhabe erreichen immer noch fast nur die traditionellen Player, was die Chancen zur Weiterentwicklung von MO erheblich beeinträchtigt.

Dem Thema Ukraine widmete sich eine weitere Gesprächsrunde. Münster betonte die aktuelle Arbeit mit afrikanischen Geflüchteten zur Bekämpfung der Ungleichbehandlung verschiedenen Gruppen von Schutzsuchenden. In dieser Richtung hob auch Leipzig die Unterstützung von anderen Drittstaatenangehörigen hervor, sowie die Relevanz von Kulturbeiträge zum Willkommenheißen der Neuzugewanderten. In Bielefeld finden regionale Kontakte und eine regelmäßige Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Behörden zur Erleichterung des Ankommens. Dort bekommen auch Geflüchtete mit Behinderung Unterstützung von mehrsprachigen EA im Bereich Kunst (Musik) und Übersetzung. Kritisch wurde darauf hingewiesen, dass es trotz freien Bildungsplätze noch Ungleichheiten zu vielen Schüler_innen zu sehen sind, die keinen Zugang zum Bildungswesen erhalten haben.

Als positiv wurden die vielen Angebote für EA und Geflüchtete sowie die effiziente Organisationsmodelle im Alltag von ukrainischen Frauen in Freiburg genannt. Die guten Erfahrungen im samo.fa-Netzwerk sind von höher Bedeutung und als großer Vorteil gesehen zur Bewältigung der heutigen angespannten Lage. In dieser Hinsicht ergeben sich perfektionierte Vermittlungsformen des Zusammenspiels von MO und EA. Es besteht allerdings Bedarf an Kontinuität und Intensivierung der Angebote für BIPoC sowie Förderung der Mehrsprachigkeit. Interkulturelle Demos und Benefizkonzerte haben in allen Fällen eine positive Wirkung vorangetrieben.

Zu den Phasen des Ankommens und zum Lernprozess in Zusammenhang mit samo.fa machte Dr. Wilfried Kruse darauf Aufmerksam, dass Gelassenheit zusammen mit Erfahrung, Erkenntnis und Pragmatismus als unentbehrliche Tools zum Meistern der Herausforderungen im Alltag zu sehen ist. Dies ermöglich die Beantwortung eine wesentliche Frage: Wie soll unsere Einwanderungsgesellschaft mit alten und neuen Geflüchteten umgehen? Die Kommunen sind in der Tat immer noch nicht gut vorbereitet. Die Probleme (z.B. Diskriminierung) wiederholen sich auch unter der Ukraine-Krise. MO und ihre Aktiven wissen, wie man damit umgehen soll. Was uns macht, ist die solide Erfahrung in den unterschiedlichen komplexen Phasen des Ankommens (nicht exklusiv in der Grundversorgung) und da werden wir uns einsetzen z.B. bei: Zukunftsplanung, Integration in der Gesellschaft, Arbeitsmarkt, Bildungsperspektive, Frauen, Kindern und Jugendlichen oder aktiver Teilhabe (siehe hier die samo.fa-Broschüre “Fünf Jahre Unterstützung von Menschen mit Fluchtgeschichte durch Aktive aus Migrant*innenorganisationen”). Die aktuelle Lage wird also pragmatisch bewältigt und die kommenden Schritte im Voraus präventiv aufgegriffen unter dem Motto „Weg von Dringlichkeit und Beschäftigung mit Prävention“.

Die Abschlussdiskussion beschäftigte sich mit der Frage, ob die Standorte neue Kompetenzen hinsichtlich der Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine entwickelt haben. Für manche Standorte bleiben die schon bekannten Aufgaben, für andere verstärken sich die bereits entwickelten Kompetenzen. Die Komposition der Zielgruppe ändert sich und entsprechend auch bestimmte Bedarfe. Menschlichkeit muss allerdings als führende Leuchtturm für die Arbeit zementiert werden. Angesichts der Politik gibt es Enttäuschung wegen des Mangels an Gleichbehandlung von verschiedenen geflüchteten Gruppen. Letztendlich wäre unser Werkzeugkasten (toolbox) wie ein Fluss bzw. ein Weg, so meint Luis Mazuze aus Dresden. Den haben wir bisher gut benutzt. Dessen Inhalt hilft uns, um die neuen Herausforderungen zu bewältigen und wir können das jedes Mal besser machen. Reflektion ist ein grundlegendes Werkzeug, um diesen Weg weiter durchzulaufen. Das von uns akquirierte Wissen über durchgeführte Bedarfsanalysen müssen wir weitergeben, denn Transfer ist auch eine Pflicht im Rahmen der Zusammenarbeit mit anderen Playern der Teilhabearbeit sowie der Nachhaltigkeit des Projektes.

 

AO, 10.05.22

Dortmunder Tanzfestival

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In Dortmund trafen sich zahlreiche Vertreter*innen von Migrant*innen-Organisationen mit unterschiedlichsten Trachten für die Organisation eines Tanzfestivals, das im Mai in Dortmund stattfinden wird.

Das Festival wird von den samo.fa-Koordinatorinnen gemeinsam mit dem Kultur Büro organisiert.

Für samo.fa-Koordinatorin Elaine Yousef war das Treffen für alle Beteiligten “wirklich ein Stück Heimat”.

Vernetzung, Austausch und Stärkung der Zusammenarbeit mit städtischen Strukturen

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In Dortmund trafen sich am Samstag, den 30.04.2022, insegsamt 20 Vereine sowie Vertreter*innen von kommunalen Sturkturen im Haus der Vielfalt.

Die Dortmunder samo.fa-Koordinatorinnen Johanna Jost und Elaine Yousef kooperierten bei der Veranstaltung mit dem Projekt lokal willkommen- Das Dortmunder Integrationsnetzwerk.

Im Mittelpunkt standen Vernetzung und Austausch der unterschiedlichen anwesenden Migrant*innen-Organisationen untereinander, sowie die Stärkung der Zusammenarbeit mit städtischen Strukturen.

Wegweiser für Berlin und darüber hinaus

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Informationen für Hauptamtliche, Ehrenamtliche und Helfer*innen zur Unterstützung aller Geflüchteten in Folge des Krieges gegen die Ukraine

moveGLOBAL e.V., lokaler samo.fa Partner aus Berlin, hat in einem umfangreichen Wegweiser Informationen für Hauptamtliche, Ehrenamtliche und Helfer*innen zur Unterstützung aller Geflüchten in Folge des Krieges gegen die Ukraine zusammengetragen.  Der Wegweiser beinhaltet u.a. auch Infos für Studierende, die keinen ukrainischen Pass haben.

 

Inhaltsübersicht

  1. Informationen aus der Stadt Berlin
  2. Informationen aus dem Bund
  3. Ehrenamtliche Unterstützung
  4. Informationen/Beratungsangebote: Arbeitsmarkt, Rechtsberatung, Studium
  5. Gesundheitsversorgung
  6. Kinder-, Eltern-, Frauen-, Familien-Aktivitäten/Beratungsangebote
  7. Spenden
  8. Sonstiges

Hier gibt`s den Wegweiser als pdf-Download

Migrationssensibles Ehrenamtskonzept 2022 veröffentlicht

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Migrationssensibles  Ehrenamtskonzept
samo.fa 3
2022

Die fortlaufenden Fluchtbewegungen (besonders aktuell unter der Ukraine Krise) und die globalen Folgen der Pandemie stellen uns vor wichtige Herausforderungen. Dies betrifft die Arbeit für/ mit Menschen mit Flucht- und Einwanderungsgeschichte. In Anbetracht der notwendigen Hilfeangebote und Schutzmaßnahmen wollen wir mit samo.fa 3 die Ehrenamtsarbeit und -strukturen weiterfördern, die Stimmen der Ehrenamtliche (EA) wertschätzen und die Beiträge der Aktiven in der Öffentlichkeit hervorheben.

Seit 2016 ist die Ehrenamtsarbeit eine Säule der alltäglichen Aufgaben, Veranstaltungen und Beiträge von den teilnehmenden migrantischen Organisationen im Projekt samo.fa. Im Rahmen der Unterstützungs-, Begleitungs- und Teilhabestrukturen für/ mit geflüchteten Menschen wird das bürgerschaftliche Engagement von EA gefördert. Die Mehrheit der bei samo.fa tätigen EA haben eine Migrationsgeschichte. In diesem Zusammenhang sind die EA Bestandteil eines bundesweiten Frühwarnsystems, das aus den verschiedenen lokalen EA-Pools besteht und zur ständigen Aktualisierung von bedarfsorientierten Bestandsaufnahmen beiträgt. Darüber hinaus spielen EA eine wesentliche Rolle bei der Weiterentwicklung der Kompetenznetzwerke sowie bei den im Jahre 2022 neu eingerichteten Vertiefungsgruppen auf den lokalen, regionalen und bundesweiten Ebenen des Projektes.

Das migrationssensible Ehrenamtskonzept (EAK) samo.fa 3 besteht 2022 aus folgenden Aufgabenbereichen:

1) Wiederbelebung und Neu-Akquise der Netzwerke von Aktiven. Das heißt konkret: Mind. 5 Aktive werden pro Standort (neu) akquiriert bzw. aktiviert.

2) Gewinnung jüngerer Geflüchteter unter 22 Jahren als Aktive. Mind. 5 junge Aktive pro Standort werden (neu) akquiriert bzw. aktiviert

3) Auf der Grundlage der Kompetenzen und Bedarfe der EA werden Qualifizierungen, Weiter- und Fortbildungen sowie Multiplikationsschulungen auf die Beine gestellt. Diese Angebote sind zielgruppen- und lokalorientiert, d.h. sie beziehen sich auf die konkreten Bedarfe und Bedürfnisse der Zielgruppe (Menschen mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte). Einen nachhaltigen Prozess der Professionalisierung wird dabei vorangetrieben. Mind. 5 Aktive pro Standort werden weitergebildet, geschult und fachlich beraten.

4) Weiterbildungen und Schulungen für jüngere Aktive werden entwickelt und umgesetzt (Alter 14 -bis 22- Jährige).

5) samo.fa-Ehrenamtsurkunden werden bei Bedarf als Form der Anerkennung und Würdigung erstellt.1 Eine hervorragende Urkunde erhalten diejenige, die seit 2016 im Projekt gewesen sind. Diese Anerkennung soll die beruflichen Zukunftsperspektiven der EA bereichern und erweitern. Ehrenamtsurkunden werden in ehrenden Veranstaltungen unter Beteiligung kommunaler Vertreter*innen und mit Medienaufmerksamkeit überreicht. Pro Standort findet eine Veranstaltung mind. einmal im Quartal zur Überreichung der Ehrenamtsurkunden.

6) Verweisberatung und fachliche Qualifizierung der Aktiven werden reorganisiert, aufgefrischt und aktualisiert. Haupt- und Ehrenamtliche erarbeiten gemeinsam Rahmenbedingungen zur Gestaltung  passgenauer Angebote für Geflüchtete und erstellen dazu ein Handout für die Arbeit vor Ort.

Bestehende Aufgabenbereiche der Förderphase 2020-2021

7) Alle Standorte präsentieren eine Beschreibung von den EA und ihrer Arbeit. Diese Beschreibung berücksichtigt nicht nur punktuelle Aufgaben, sondern insbesondere qualitative Kompetenzen und Stärken, z.B.:

  • Aus-, Weiter- und Fortbildungen
  • Muttersprachen, Mehrsprachigkeit und Übersetzungsskills
  • interkulturelle Fähigkeiten
  • thematische Beratungsfelder und lebensweltnahe Orientierungen für Menschen mit Flucht- bzw. Einwanderungsgeschichte
  • Lebenserfahrungen und Aufenthalte in anderen Ländern

8) Dazu werden kurze Biografien von den EA erstellt, neue Bilder von ihnen gemacht und Statements dokumentiert bzw. über Videos aufgenommen. Wünsche, Interessen und Lebenserwartungen der EA werden dabei berücksichtigt. Die Präsentation der Gesichter der EA ist eine Form der Dankbarkeit zu ihrer Arbeit und ein weiterer Schritt zu ihrer Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit. Diese Maßnahmen setzten die Zustimmung und die Zusammenarbeit von den EA voraus. Die pro Quartal einzureichenden EA-Tätigkeitsnachweise werden mit diesen Angaben inhaltlich bereichert und bunter gemacht. Somit gewinnen sie an Glaubwürdigkeit.

9) Im Rahmen der ÖA wird eruiert in welcher Form die gesammelten Videos, Texte und Bilder veröffentlicht werden, sei es z.B. auf der samo.fa Homepage, Berichte oder Broschüre. EA werden für weitere ÖA-Aktionen berücksichtigt, z.B. die Produktion von Podcast-Reihen.

10) Die samo.fa-EA werden stärker in die Prozesse der Konzeption, Durchführung und Auswertung von den unterschiedlichen Aktivitäten des Projektes einbezogen. Die EA nehmen an den Vor-Ort Besuchen der Netzwerkbegleitungen in jedem Standort teil. Die Sensibilisierung der Standorte angesichts der Stimmen und Interessen der EA entwickelt sich fortlaufend: EA werden im Entscheidungsfindungsprozess tiefer involviert. In dieser Hinsicht werden weitere Seminare und Maßnahmen für und mit EA organisiert.

11) Die Erstellung einer Ehrenamtskarte gehört auch dem Unterstützungsprozess der samo.fa-Aktiven. Somit soll der Zugang zu öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen erleichtert werden. Dies führt gleichzeitig zu einem selbstbewussten Auftritt der EA aus.

12) Die Durchführung von Anerkennungsveranstaltungen und -feste für EA gehört auch der samo.fa Tradition und werden weiter gefördert.

13) Die Erhöhung des EA-Einsatzes pro Standort und die Stärkung der Aufwandsentschädigung bzw. der Ressourcen für die Ehrenamtsarbeit werden vom BV-NeMO im Rahmen der Interessenvertretung und der Gespräche mit der Bundesregierung angestrebt. Es wird angemerkt, dass die samo.fa hauptamtlichen und ehrenamtlichen Strukturen sich gegenseitig brauchen und stützen.

14) Die EA-Arbeit wird Hand-in-Hand mit einer diskriminierungskritischen Arbeit durchgeführt. Bundesnetzwerksitzungen und -treffen legen dementsprechend den Fokus auf die Verknüpfung EA-Arbeit /Anti-Diskriminierung. Wichtige Fragen in diesem Zusammenhang sind: a) Welche Rolle spielen die Aktiven in der rassismuskritischen Arbeit? b) Wie kombinieren wir beide Arbeitsbereiche? c) Wie werden EA selbst von rassistischen Vorfällen betroffen? d) Wie hat sich die EA-Arbeit in der Corona-Zeit entwickelt bzw. geändert? Die dazu bezogenen Aktivitäten und Veranstaltungen werden in Zusammenarbeit mit dem Antirassismus-Projekt „Wir sind viele“ von BV durchgeführt.

15) Eine Botschaft wurde klar und deutlich bei der Bundesnetzwerksitzung am 17.-18.09.20 in Dortmund geäußert: Corona verursacht bedeutsame Ängste bei den EA und stellt ihre Arbeit mit Menschen mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte vor großen Herausforderungen. Diese Ängste sind gut begründet. Wegen des alltäglichen nahen Kontakts zu anderen Menschen sind EA in gesundheitlicher Risikolage. Wegen ihres Engagements im migrations- und teilhabepolitischen Bereich sind sie in besonderer sozialen Risikolage. Alte und neue Praktiken des Rassismus und der Diskriminierung machen ihre Arbeit schwierig und manchmal gefährlich. Samo.fa benutzt demensprechend energisch alle personalen Kräfte und materiellen Mittel, um diesen Gefahren entgegenzuwirken und die Aktiven in Schutz zu nehmen. In diesem Zusammenhang werden Überlastung und burn-out von den EA zielstrebig vermieden.

16) Die unterschiedlichen Arbeitsweisen von EA mit und ohne Migrationsgeschichte werden fortlaufend beschrieben und analysiert. Diese Unterscheidung betrifft die Art und Weise der Arbeit im Rahmen von migrantischen Organisationen (EA vorwiegend mit Migrationsgeschichte: Fall von samo.fa) und anderen Trägern wie z.B. Wohlfahrtsverbänden (bei denen mehrheitlich EA ohne Migrationsgeschichte aktiv sind). Wichtig ist es zu betonen, dass beide Dimensionen (EA mit und ohne Migrationshintergrund) im Rahmen der Arbeit für Menschen mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte ergänzend sind. Diese unterschiedlichen Beschreibungen ermöglichen: a) eine bessere Abgrenzung der Alleinstellungsmerkmale der ehrenamtlichen Arbeit bei migrantischen Organisationen b) Die Verbesserung ihrer Arbeitsverhältnisse auf der Basis von diesen Alleinstellungsmerkmalen c) Die Intensivierung der Zusammenarbeit von EA mit und ohne Migrationsgeschichte

Migrationssensibles Ehrenamtskonzept 2022 als pdf downloaden

Bundesnetzwerktreffen im März 2022: Situation der Aktiven, Krieg in der Ukraine und Verstetigung migrantischer Strukturen in der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit

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Am 31.03.2022 fand das dritte Bundesnetzwerktreffen des Jahres 2022 mit dem Fokus auf drei thematischen Bereiche statt:

  • die Situation der Aktiven,
  • die Ukraine-Krise und
  • die Verstetigung der migrantischen Strukturen in der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit im Hinblick auf die lokalen Dialogkonferenzen.

50 Teilnehmende inkl. Aktive, Koordinator:innen, externe Referentin und Leitungsteam waren dabei.

Die Veranstaltung wurde von Ümit Kosan, Projektleiter des Projekts samo.fa, eröffnet. Bei seiner Rede beschrieb er die verschiedenen Phasen und Herausforderungen des Projekts samo.fa, zusammen mit der Entwicklung des ehrenamtlichen Engagements seit 2016. Auf folgende Frage machte er in seiner Einführung aufmerksam: Wie stabil und resilient bleiben die EA-Strukturen in den verschiedenen Standorten angesichts der Änderungen bei der Lage vor Ort, den Zielgruppen und/ oder den Aufgaben über die Jahre?

Danach fand ein Vortrag von Lara Benteler, Ehrenamtskoordinatorin beim Exil e.V. (Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge), statt. Mit 35-jähriger Erfahrung hat der Verein seiner Expertise in den Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Menschen mit Migrationsgeschichte aufgebaut. Frau Benteler präsentierte das Projekt „Mach´s doch selbst!“ zur Stärkung von Teilhabe und Vernetzung. Nachfolgend ermöglichte sie einen ergiebigen Austausch mit mehreren samo.fa-Koordinator:innen. Als Herausforderungen zur Ehrenamtskoordination erwähnte Lara Benteler die immer noch existierten Bevormundungspraktiken, die interkulturelle Konflikte sowie die Unverhältnismäßigkeit zwischen höhen Bedarfen und Erwartungen der Zielgruppe und unzureichenden Angeboten.

A) Situation der Aktiven

Anschließende Beiträge von samo.fa Aktiven aus Dortmund, Hannover, Freiburg und Stralsund haben gezeigt wie vielfältig, engagiert und mehrsprachig ihrer Arbeit ist, aber auch wie schwierig ist es, sich mit den vielen Stolpersteinen ihm Alltag zu konfrontieren. Der geschlechterausgeglichene und generationsübergreifende Charakter des Ehrenamts bei samo.fa wurde auch bestätigt und bleibt als Mehrwert des Projektes.

Drei Workshops fanden daraufhin parallel statt: 1) Grundlagen des Ehrenamts 2) EA und Corona 3) Krieg in der Ukraine mit neuen Aufgaben für die EA.

1) Zur Entwicklung des Ehrenamts wurde im ersten Workshop betont, dass die Beibehaltung der Aktiven über die Jahre sich als schwierige Tätigkeit erwiesen hat. Ausbildungen, Nebenjobs und neue Lebensperspektiven erschweren die Kontinuität des Engagements. Zur Neugewinnung und Sicherung der EA-Strukturen ist es also wichtig, zum einen neue mögliche EA direkt anzusprechen, zum anderen passgenaue Qualifizierungen, Fortbildungen und Unterstützung für die schon Engagierte (auch wegen körperlicher und psychischer Belastung) auf die Beine zu stellen.

2) Im zweiten Workshop wurde die Doppelarbeit und Überförderung von Aktiven in der Pandemie hervorgehoben, die spezielle Kompetenzen angesichts der sozialen und gesundheitlichen Einschränkungen entwickeln mussten. 2022 als neue Phase der Pandemie ermöglicht die Entlastung für mehrere EA und stellt neue Herausforderungen zur Neugewinnung von Engagierten. Wunsch der EA an die Koordination war mehr Austausch, Anbindung, Vernetzung sowie Tipps zur Verweisberatung (auch digital).

3) Der dritte Workshop machte deutlich, dass der Schwerpunktsetzung bei der Arbeit mit Geflüchteten aus der Ukraine je nach Standort sehr unterschiedlich ist. Es gibt diesbezüglich verschiedene Zielgruppen im Rahmen der samo.fa-Begleitung: ukrainische und/oder russischsprachigen Geflüchteten, BIPoC, Sinti*zze und Rom*nja. Alle Standorte berichteten von einer sich verändernden und großen Aufgabenstruktur der ehrenamtlichen Arbeit, die ein breites Spektrum von Handlungsfeldern zur Stabilisierung des Alltags von den geflüchteten Menschen adressiert.

Ein gemeinsamer Nenner der Workshops ist zu nennen: Die Folgen der Corona-Krise, die noch zu bewältigen Ebenen der Digitalisierung und die Folgen des Kriegs in der Ukraine stellen die Aktiven vor große Herausforderungen in den kommenden Monaten. Überförderung, Überlastung und Burn-Out sind reale Gefahren für die Zusammenarbeit von Aktiven und Koordinator:innen vor Ort, was entsprechende individuelle und effektive Unterstützungsmaßnahmen sowie ständige Motivation und Anerkennung innerhalb des samo.fa Netzwerks und der lokal-kommunalen Zusammenarbeit verlangt.

B) Der Krieg in der Ukraine und die Auswirkungen auf die  samo.fa-Geflüchtetenarbeit

Im zweiten Block der Veranstaltung widmeten sich die Koordinator:innen aus Göttingen und München den vielschichtigen Bereichen der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit in Bezug auf die Situation der Geflüchteten in Folge des Krieges in der Ukraine. Als unverzichtbar erweis sich aktuell der Beitrag von ukrainischen, russischen und afrikanischen migrantischen Organisationen zur Bewältigung der schwierigen Aufgaben des Ankommens von geflüchteten Familien und Alleinreisenden. Die samo.fa-Koordinierungsstellen stellen interkulturelle Hilfe -und Beratungsangeboten sowohl für ukrainische Familien als auch für afrikanische Studierenden zur Verfügung. Hinzu machte Wilfried Kruse als wissenschaftlicher Berater im Projekt darauf Aufmerksam, dass das samo.fa mehrjähriges Repertoire an Wissen und Erfahrungen gerade jetzt benötigt wird und als Vorteil beansprucht werden muss, auch für die Abgrenzung und Abstimmung der kommenden Maßnahmenpläne. In dieser Hinsicht bleibt eine enge Zusammenarbeit mit den lokal-kommunalen Strukturen als besondere Voraussetzung zur effektiven Umsetzung der migrantischen Angeboten.

C) Verstetigung migrantischer Strukturen in der lokal-kommunalen Geflüchtetenarbeit

Im dritten und letzten Block der Veranstaltung wurden die inhaltlichen Grundzügen zur diesjährigen Gestaltung der über die Jahre gut verankerten samo.fa lokalen Dialogkonferenzen vorgetragen. Die lokalen Dialogkonferenzen werden zwischen April und Juni 2022 durchgeführt. Anschließend sammelt und präsentiert eine große Bundesdialogkonferenz im November die zahlreichen Ergebnisse der lokalen Dialogkonferenzen. Die Konferenzen bringen die relevanten Akteur:innen der dauerhaften lokal-kommunale Geflüchtetenarbeit an einem Tisch zusammen zur Besprechung von aktuellen und künftigen Aktivitäten und Strategien.

Halle feiert „Frühling International“

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Am Sonntag, den 20.03.2022, bei herrlichem Frühlingswetter, feierten Kinder, ihre Eltern, aber auch zahlreiche Anwohner*innen und Gäste aus der Stadt Halle (Saale) ein buntes Fest, den „Frühling International“.

Die Veranstaltung besuchten ca. 2.000 Teilnehmende. Nachdem durch die langen Folgen der Corona-Pandemie viele Veranstaltungen ausfallen mussten, lud der Verband der Migrant*innenorganisationen in Halle VeMo e.V. mit verschiedenen Kooperationspartnern in den Südpark in Halle-Neustadt, mit Festprogramm, Bühnenprogramm, verschiedenen Aktionen für Kinder (Spiel u. Spaß) und Verpflegungsangebot ein.

Auch samo.fa Halle beteiligte sich mit einem Kuchenbasar und sammelte Spenden für die Menschen in und aus der Ukraine.

Samo.fa-Koordinatorin Olga Hollek: “Der „Frühling International“ war ein voller Erfolg. Wir freuen uns darüber, eine Spende überreichen zu dürfen. Das Geld stammt aus unserem Kuchenverkauf und wurde durch weitere private Spenden aufgerundet. Nun geht es in Form von Sachspenden oder Hilfsgütern an Menschen in der Ukraine und an Geflüchtete vor Ort.”

Halle: Computer-Kurse für Frauen

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Die samo.fa-Koordinatorin in Halle, hat es sich – zusammen mit engagierten Ehrenamtlern – zur Aufgabe gemacht, jungen Frauen beim Umgang mit Computer, Notebook oder Tablet zu unterstützen.

Samo.fa-Koordinatorin Olga Hollek: “Viele Menschen wissen eben nicht, wie man einen Computer richtig bedient oder wie man sich im Internet verhält, das erleben wir täglich in unserem Büro in Halle.”

Im Rahmen der Qualifizierungen wurden Fortbildung-Computerkurs zu Medien-Kompetenz für junge Frauen angeboten. Grundsätzliche Kenntnisse im Umgang mit dem Computer, Internet und der Anwendung von Textverarbeitung gehören in beinahe allen beruflichen Tätigkeiten zu den unverzichtbaren Basisvoraussetzungen. Nach dem Abschluss erhielt jede Teilnehmerin ein Kompetenznachweis für Ihre weitere berufliche Entwicklung.

Broschüre: Fünf Jahre Unterstützung von Menschen mit Fluchtgeschichte durch Aktive aus Migrant*innenorganisationen

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Wo wir heute stehen. Ein kurzer Rückblick und Ausblick

Was erreicht wurde.

2015: Das war das Jahr, indem sehr viele Menschen auf der Flucht hier Schutz suchten. Deutschland erlebte einen „Sommer des Willkommens“. In diesem Zusammenhang entstand u.a. – gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration – das Projekt samo.fa = Stärkung von Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit. Der Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen (BV NeMO) ist verantwortlicher Träger des Projekts.

Die Besonderheit: Aus der Mitte von Migrant*innenorganisationen sind Menschen aktiv,die aufgrund ihrer eigenen Geschichte und auch ihrer besonderen Kompetenzen in der Lage sind, die Bedarfe und Bedürfnisse der Geflüchteten zu verstehen und vertrauens volle Beziehungen aufzubauen.

Samo.fa: An über 30 Standorten in ganz Deutschland.

Was Leserinnen und Leser in dieser Broschüre erwartet:

5…Wie starten? Es entwickelt sich: die „samo.fa-Methode“
7…Im Zentrum: Was die Geflüchteten brauchen
8…Ankommen: ein langer und schwieriger Weg
10…Und dann: die Corona-Krise…
11…Zusammenarbeit „vor Ort“: Verantwortungsgemeinschaften und Netzwerke
12…Eine sichtbare Rolle in der Stadtgesellschaft: die Städte sind anders geworden
14…Die Arbeit mit Geflüchteten: auch ein Impuls für die Migrant*innenorganisationen selbst
15…Zahlenwerk: Reichweite des Projektes
16…Was erreicht wurde
17…Auch nach 2021: das Ankommen begleiten

Hier die ganze Broschüre als pdf-Dokument downloaden.

Geflüchtet aus der Ukraine: Informationsportale, auch zu Corona, auch in ukrainischer Sprache

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Welche Aufenthaltsrechte gelten für wen? Muss eine Meldung erfolgen? Gibt es eine finanzielle Grundsicherung? Darf eine Arbeitstätigkeit aufgenommen werden? Wer ist zuständig? Wer hilft? Aber auch: Wenn ich helfen will, worauf muss ich achten? Was müssen meine Verwandten und Freunde aus der Ukraine bei der Einreise in die EU beachten? Was muss ich wissen? Und Vieles mehr: auf den Informationsportalen, die regelmäßig aktualisiert werden. Zum Beispiel:

Germany4Ukraine: Informationsportal des BMI

Ukrainische Flüchtlinge: Flucht & Asyl | Zahlen und Fakten – Mediendienst Integration

Handbook Germany: Deutschland von A bis Z

Netzwerk-IQ: Aufenthaltsrechtliche Fragen für Menschen aus der Ukraine in Deutschland

Ukraine FAQ

Informationen zur Corona-Schutzimpfung des Robert-Koch-Instituts

Informationen zur Masern-Impfung des Robert-Koch-Instituts

Gesammelte Informationsmaterialien zur Corona-Schutzimpfung in ukrainischer Sprache

Flucht aus der Ukraine. Momentaufnahmen aus den Standorten von samo.fa

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5. März 2022

Die samo.fa-Standorte sind da, wenn die Geflüchteten aus der Ukraine kommen. Hier eine erste Übersicht zum Stichtag 4. März 2022:

  • Es sind zuallererst diejenigen Standorte mit Trägern mit ukrainischem oder russischem Hintergrund oder mit wichtigen Personen, die einen solchen Hintergrund haben, bei denen sehr viele Informationen auflaufen und die von Menschen aus der Ukraine kontaktiert werden (z.B. Göttingen, Stralsund, Köln, Fulda…).

– Von diesen wird berichtet, dass es auf offiziellen Wegen bisher nur wenige Flüchtlinge gibt, aber in einer Reihe von Familien schon geflohene Verwandte angekommen sind oder sich angekündigt haben, z.B. in Göttingen oder Fulda.
– Bei diesen Standorten ist eine sehr direkte, persönliche Involviertheit und große, emotionale Betroffenheit zu beobachten: Verzweiflung, Wut… Der Angriff auf die Ukraine und seine Folgen für die Menschen wird als eine extreme Ausnahmesituation erlebt, mit der die „Hiesigen“ auch lernen müssen umzugehen.
– Allmählich werden Hilfen aufgebaut; es stehen dort mehr ehrenamtliche Aktive bereit als für die „normale“ samo.fa-Arbeit der letzten Monate.

Viele Standorte bereiten sich vor, vor allem jene, bei denen ein starker Zugang von
Geflüchteten erst in den nächsten Tagen und Wochen erwartet wird.

– Es gibt Bemühungen, den Pool der ehrenamtlich Aktiven gezielt mit Personen aufzustocken, z.B. in Dortmund, die auch sprachlich vermitteln können.
– Das gilt auch z.B. für Potsdam; dort wird die Zahl der Geflüchteten täglich größer, mittlerweile 100, oder für Nürnberg.
– Es wird geprüft, ob aus dem Kreis der gerade Angekommenen ehrenamtlich Aktive gewonnen werden können, denn viele der Geflüchteten wollen helfen. Dafür müssten spezielle Unterweisungen und Coaching angeboten werden.

Erste Unterstützungen laufen an. Hier lebende Menschen mit ukrainischem und russischem Hintergrund spielen dabei eine herausragende Rolle.

– Es werden primär Maßnahmen organisiert, durch die die Kinder aus den geflüchteten Familien psychisch aufgefangen, abgelenkt werden, ihren Eltern, bzw. vor allem den Frauen, wiederum Luft für Organisatorisches und zum Verarbeiten verschafft werden kann.
– Da die Familien mit Kindern aktuell noch die Hoffnung haben, bald wieder zurückkehren zu können, ist Beschulung im klassischen Sinne nicht der primäre Bedarf. Es geht also weniger um Deutschkurse, als um Lernaktivitäten in ukrainischer Sprache, wie sie z.B. in Reutlingen entwickelt und angeboten werden.
– Weiterleitung von wichtigen Informationen (auch Mehrsprachig – z.B. über Instagram), insbesondere auch rechtlicher Art, und Verweisung auf kommunale/zivilgesellschaftliche Unterstützungsstrukturen; auch Info-Material, das vom Leitungsteam an die Standorte versandt wurde.
– Eine Variante der Aufklärungsarbeit, z.B. in Stralsund, besteht in Podcasts, Schulungen und Material zur Vorgeschichte des Konflikts und zu laufenden Informationen über die Lage in der Ukraine.
– Es laufen erste direkte Beratungskontakte an, so. z.B. in Bielefeld mit Studierenden aus dem Iran, die nun aus der Ukraine geflüchtet sind. Dies Beispiel zeigt zugleich an, wie komplex die Anforderungen an Beratungen sein können.
– Dies gilt auch für die Unterstützung von Geflüchteten mit afrikanischem Hintergrund, um die
sich in Saarbrücken und Berlin gekümmert wird. Aus Potsdam wird berichtet, dass sich afrikanische Studierende, die aus der Ukraine geflohen sind, melden und dringend jedwede Unterstützung benötigen.
– Verweisberatung und Sekundärunterstützung, z.B. logistischer Art, durch erfahrene Träger spielt zunehmend eine wichtige Rolle, wie z.B. in Stuttgart und Augsburg.
– Übernachtungsmöglichkeiten werden geklärt und vorbereitet, z.B. in München. Dort, wo es große osteuropäische Migrant*innen-Communities gibt, wie z.B. in Düsseldorf, kommen laufend Geflüchtete an; bis zum Berichtstag waren es schon 500. 250 Plätze für die Erstaufnahme sind vorbereitet; das reicht aber nicht.
– Es finden Treffen zwischen Migrant*innen-Organisationen statt zur Eruierung von Zusammenarbeit und Abstimmung von Angeboten.
– Spendensammlungen werden initiiert, z.B. in München, Düsseldorf, Reutlingen, Stralsund

Kommunale Zusammenarbeit. Viele Kommunen bereiten Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen vor; viele zivilgesellschaftliche Akteure sind ebenfalls „am Start“. Abstimmung, Arbeitsteilung und Zusammenarbeit sind daher von besonderer Bedeutung.

– In Bochum z.B. hat die Stadt ein „Orga-Team“ und ein Initiativkreis gebildet. Die Koordinierung liegt bei der Ehrenamtsagentur. Der samo.fa-Träger ist aktiv beteiligt und schon Anlaufstelle für vielfältige Anfragen und Angebote, die übrigens auch in Hinblick auf Seriosität, Diskriminierungsfreiheit und Machbarkeit geprüft werden müssen.
– An allen Standorten sind mittlerweile Kontakte zu den kommunalen Stellen aufgenommen worden.
– Es ist leider immer noch keine Selbstverständlichkeit, dass die samo.fa-Expert*innen für Geflüchtetenarbeit in die kommunalen Krisenstäbe einbezogen werden.
– Oftmals sind auch die jüdischen Gemeinden erste Anlaufstelle; mit ihnen wird kooperiert, wie z.B. in Mönchengladbach.
– Schon jetzt wird z.T. Vorkehrung für längerfristige Aufenthalte getroffen, wie z.B. in Stralsund durch den Aufbau eines Gesundheitsnetzwerks.
– Als eine besondere Herausforderung wird gesehen, dass die Menschen, die kommen, in der Regel noch Verwandte und enge Freunde in der Ukraine haben und sich allergrößte Sorgen machen müssen. Das Trauma der eigenen Flucht und die psychologische Belastung durch die Sorge um die Zurückgebliebenen verstärken sich gegenseitig. Psychologische Hilfe und
Unterstützung wird dringend notwendig werden.

Aufklärung und Mobilisierung von Solidarität: das Wirken in Richtung auf die eigenen Vereine, die Öffentlichkeit und die lokale Politik gehört zu den „Standards“ der Geflüchtetenarbeit „vor Ort“.

– An nahezu allen Standorten, z.B. in Lübeck, Hannover, Freiburg, München, Münster, Dresden und Leipzig, gibt es Solidaritätsaktionen und Mobilisierung zur Unterstützung der ukrainischen Geflüchteten. Dabei kommen verschiedene Formate zum Einsatz, so z.B. Stellungnahme und Pressenmeldung (München), eine gemeinsame Erklärung von Migrant*innen-Organisationen (Lübeck), Radiokampagnen /-aktionen (Freiburg) und Instagram-Gruppen
– Dialogkonferenzen als eingespieltes Format zum Thema Flucht aus der Ukraine, z.B. in Stralsund

Die Krise mobilisiert Vorurteile und Diskriminierungen. Es besteht die Gefahr, dass sich Unterscheidungen in Geflüchtete, wie akzeptiert und solche, die weniger akzeptiert werden, verschärft.

– Bei den Standorten mit Bezügen zu hier schon lebenden Menschen mit Herkünften aus der Ukraine und aus Russland ist bislang nicht zu beobachten, dass sich Feindschaften entwickeln, eher gebe es gemeinsamen Kummer um den Umstand, Kriegsparteien zu sein. Man wünsche sich, so wird berichtet, eine deutliche Differenzierung zwischen Regierungen
und den Menschen dieser Länder, eine sachliche Herangehensweise und ein uneingeschränktes Bekenntnis zu Frieden.
– Berichtet wird von der Wahrnehmung, dass Geflüchtete aus der Ukraine in der Öffentlichkeit ein deutlich anderes „Image“ haben als andere Gruppen von Geflüchteten: sie werden als weiß, christlich, europäisch und gebildet gelesen.
– Aus Standorten mit einem starken Bezug zu Menschen z.B. aus afrikanischen Ländern werden die Meldungen über Diskriminierungen von Geflüchteten mit Drittstaatenpässen beim Eintritt in EU-Länder und auch bei Bahnfahrten in Deutschland mit Besorgnis registriert.
– Es ist keineswegs auszuschließen, dass Menschen mit russischem Hintergrund Zielscheibe von Alltagsdiskriminierungen werden. Es gibt Berichte aus erster Hand, dass die Kinder und Jugendlichen in der Schule von deutschen Lehrkräften gefragt werden, wie ihre Eltern politisch und zu Putin stehen.

Das Papier downloaden.

 

11. März 2022

Die Zahl der Geflüchteten wird von Tag zu Tag größer. Besonders gefordert sind nach wie vor diejenigen Standorte, deren Träger einen osteuropäischen Hintergrund haben. Dort, wie z.B. in Düsseldorf, geht der Bedarf an Unterbringung zeitweilig weit über das hinaus, was gerade zur Verfügung steht. Zugleich sind es auch diese Standorte, die aufgrund ihrer vielfältigen Beziehungen in die Ukraine – oder auch in die Nachbarländer der Ukraine, wie Polen – besonders beim Sammeln und Transport von Hilfsgütern engagiert sind. Eine Begleiterscheinung dieser katastrophalen Krise ist die Aktualisierung von Schuldzuschreibungen und Rassismen. Gerade die in samo.fa tätigen Verbünde mit ihrer herkunftsübergreifenden Mitgliedschaft sind hier „Gegenmodell“ und Akteur in der Auseinandersetzung mit Diskriminierung und Rassismus. Zum Beispiel: Gemeinsame Konzerte russischer und ukrainischer Gruppen, wie in Göttingen, haben hierfür einen wichtigen Stellenwert.

Mit der Dauer des Krieges, der wachsenden Zahl von Opfern und der Zerstörung der Bewohnbarkeit der Städte wächst bei vielen Geflüchteten die Befürchtung, nicht oder jedenfalls nicht schnell zurückkehren zu können. Bleibeperspektiven werden in Erwägung gezogen, oder z.T. auch schon aktiv verfolgt. Bedarfe und Bedürfnisse der Geflüchteten erweisen sich als differenzierter, als oft unterstellt wird; so wird aus Bochum und vielen anderen Standorten berichtet.

Fast übergangslos beginnt eine zweite Phase, in der es nicht mehr „nur“ um Grundversorgung geht, sondern ein zumindest auf einige Zeit angelegter Aufenthalt vorbereitet werden muss. Ein Hinweis z.B. aus Reutlingen: „Alle wollen Deutsch lernen, lieber gestern als heute“.  Das heißt: die provisorische Unterbringung bei Freunden, Verwandten oder in Auffangeinrichtungen muss gegen zumutbare Wohnlösungen getauscht werden, Kinder und Jugendliche in KiTAs und Schulen angemessen und fördernd integriert, wie z.B. in Stralsund der Zugang zur Gesundheitsversorgung – auch wegen Covid-19 und Impfungen, aber auch wegen der großen Zahl älterer Menschen, die gekommen sind  – geöffnet und gefördert und ein Grundeinkommen gesichert werden.

In dieser jetzt beginnenden Phase sind die Kompetenzen, die die ehrenamtlich Aktiven und die Koordinator*innen von samo.fa in den vergangenen Jahren aufgebaut haben, dringend gefordert. Davon würden auch kommunale Mittelfriststrategien profitieren, die nun dringend entwickelt werden müssen. Noch aber hat sich die lokal-kommunale Kooperation „auf Augenhöhe“ immer noch nicht befriedigend und wirksam genug eingespielt.

Bild: canva.com

Veröffentlichung Broschüre zu Sommer und Winter der Bildung und Lebensfreude

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Seit März 2020 ist die Corona-Pandemie ein Bestandteil des Alltags. Sie stellte uns alle dieses Jahr erneut vor große Herausforderungen. Trotz der Einschränkungen haben wir als samo.fa Netzwerk viel bewirkt. Wir organisierten im Sommer 2020 und Winter 2020/2021 kreative Aktionen für Kinder und Jugendliche. Nun ist eine Broschüre zum Sommer und Winter der Bildung und Lebensfreude fertig gestellt und veröffentlicht worden.

Die Broschüre downloaden.

Drehtag mit Faust TV am 26.08.2020 in Hannover

Glückwunsch zum Bundesverdienstkreuz!

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Foto: Alex Serdyuk

Jana Michael, unsere Kooperationspartnerin und Gründerin des Tutmonde e.V. in Stralsund, ist am 3. Dezember 2021 im Schloss Bellevue vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden.

Unter dem Motto “Engagement in der Einwanderungsgesellschaft” würdigte er im Vorfeld des Internationalen Tages des Ehrenamtes ihren herausragenden Einsatz für das Zusammenleben in Deutschland und die Völkerverständigung.

Jana Michael setzt sich seit über 15 Jahren unermüdlich für die Belange von Menschen mit Migrationsgeschichte ein, vor allem für Frauen und Kinder. Als Gründungsmitglied des Vereins Tutmonde e.V. leistet sie nicht nur praktische Hilfe in Stralsund, sondern setzt sich auch dafür ein, dass Kommunen für globale entwicklungspolitische Ziele aktiv werden. Als Gründungsmitglied und Sprecherin von „Migranet-MV“ steht Jana Michael inzwischen einem Netzwerk von rund sechzig Selbstorganisationen von Migrantinnen und Migranten in Mecklenburg-Vorpommern vor. Seminare, Workshops und Fortbildungen prägen ihre Arbeit, darunter Ausstellungen und Veranstaltungen zum antimuslimischen Rassismus und zum Antisemitismus. Während der Corona-Pandemie nähte Jana Michael mit Vereinsmitgliedern Masken für Geflüchtete in den Gemeinschaftsunterkünften, denn die praktische Hilfe für Menschen in Not ist für sie das Wichtigste.

Jana Michael wirkte außerdem am Integrationskonzept von Mecklenburg-Vorpommern und am Bildungskonzept für bis zu 10-jährige Kinder mit. Aktuell arbeitet sie mit mehreren Partnern an der Studie „Lagebild Rassismus in Mecklenburg-Vorpommern“.

Im Video berichtet sie über den Begriff “Ehrenamt” bei migrantischen Organisationen:

Corona-Pandemie: Wir tun schon seit Monaten, was wir können. Aber es reicht nicht aus!

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Der vierte und vorläufig letzte Fachtag der Gesundheitskampagne „Nachhaltige Gesundheitsversorgung von Geflüchteten: aus der Mitte von Migrant*innenorganisationen.“  brachte es damit am vergangenen Freitag auf den Punkt: die samofa-Koordinationsstellen in ganz Deutschland haben seit März 2020 durch zahlreiche Aktionen, Veranstaltungen und Angebote nach Kräften daran gearbeitet, die Menschen mit Fluchtgeschichte in der Pandemie zu unterstützen.

Dafür nutzen die Koordinatorinnen und Koordinatoren Methoden und Ansätze, die sie in der präventiven Arbeit der letzten Jahre entwickelt und  in der Krise getestet und optimiert haben.

Gesundheit- ein wichtiges Gut und unerlässlich für gesellschaftliche Teilhabe

Es gibt zwar keine Studien aus Deutschland, die Aussagen darüber treffen, dass Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte stärker von COVID-19 betroffen sind als Menschen ohne Migrationsgeschichte. Deutsche  Statistiken lassen aber durchaus darauf schließen, dass dem so ist, v.a. weil Migrant*innen und Geflüchtete häufig in dichtbewohnten und engen Wohnverhältnissen leben und in Berufen mit vielen sozialen Kontakten arbeiten, wie z.B. Pflege, Erziehung, Reinigung, Einzelhandel und Gastronomie (Lewicki 2021).

Viele der samofa-Standorte wissen aus der jahrelangen lokalen Arbeit, dass Geflüchtete gerade im Kontext Gesundheit auf Unterstützung durch Aktive und ihre Organisationen angewiesen sind, denn häufig sind z. B. präventive Gesundheitsmaßnahmen  nicht ausreichend bekannt. Gerade in Zeiten großer Verunsicherung, von Kontaktbegrenzungen und einem Zerbröseln emotionaler Beziehungen, wie wir das nun seit vielen Monaten erleben, kann man viel tun, um nicht in tiefe seelische Löcher zu fallen.

Dabei ist Gesundheit elementar, wenn Menschen sich integrieren und autonom am gesellschaftlichen Leben teilhaben wollen und sollen.

Methoden und Ansätze des samofa-Netzwerk – gerade in der Pandemie, aber auch sonst wirksam

Gesundheit ist ein wichtiges Gut, und der Themenkreis ist anspruchsvoll, emotional sensibel, bis weilen sogar belastend. Und dann Corona: eine Krankheit, über die man anfangs nicht viel wusste, und die sich in den Ländern unterschiedlich entwickelte. In Windeseile zogen alle möglichen Informationen von Land zu Land, in allen möglichen Sprachen verbreiteten sich Behauptungen in sämtlichen Communities. Es breitete sich eine unglaubliche, nie gekannte Verunsicherung aus, die bis heute besteht.

Gerade in diesen Zeiten haben sich drei elementare Thesen des Netzwerks bewährt, die durch die Mitglieder des Kompetenznetzwerk samofa auf dem Fachtag vertreten wurden:

Man muss Vertrauen gewinnen und Zugänge ermöglichen. MSOen spielen daher bei der Eindämmung der Pandemie eine wesentliche Rolle, denn sie genießen das Vertrauen migrantischer Communities.

Ebenfalls ist es unabdingbar, dass Gesundheitswissen sprachlich angemessen vermittelt wird. Denn viele sehr gute Informationen werden bereitgestellt, aber nur wenige werden so angeboten, dass sie auch verstanden werden.

Die dritte These beschreibt die besondere Rolle und ihre Anforderungen ehrenamtlich Aktiver im Kontext Gesundheit: Sie müssen aus den Communities heraus gewonnen und so qualifiziert werden, dass sie nun in Krisenzeiten für den Erhalt sozialer Kontakte sorgen können.

Corona-Pandemie: wir sind schon weiter!

Mit diesen wesentlichen und in jahrelanger Arbeit aufgebauten Methoden ist das Netzwerk gut aufgestellt, um Geflüchtete durch die Pandemie hindurch zu begleiten. Aber auch darüber hinaus sieht es das Netzwerk als unabdingbar an, seine Expertise und die migrantische Perspektive in lokale, landesweite und bundesweite Strukturen künftig deutlich mehr miteinzubringen, um so die gesundheitliche Versorgung unserer vielfältigen Gesellschaft für alle gleicher zu machen. Dr. Sascha Krannich,  dessen Forschungsschwerpunkte u. a. auf Globale Gesundheit liegen und der die Fachtagreihe aus wissenschaftlicher Sicht begleitet hat, wünscht sich für die Zukunft genau das: „Wir brauchen eine engere Zusammenarbeit über Disziplinen hinweg, z.B. Ärzt*innen und Jurist*innen zusammen mit MSOs!“ Genau dieser Forderung kam die abschließende Podiumsdiskussion nach, bei der Forschung, migrantische Expertise und Medizin über künftige Strukturen sprachen.

Was und wer ist nötig für eine gute Gesundheitsversorgung von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte?

Prof. Dr. Ludwig Spätling, ehem. Direktor der Frauenklinik am Klinikum Fulda und Gründer der Deutschen Familienstiftung plädierte für die Notwendigkeit diversitätsorientierter, kultursensibler Strukturen und brachte die vierte These mit. Er fand deutliche Worte: „Die medizinische Versorgung und ihre Qualität hängen maßgeblich davon ab, wie gut die Befindlichkeit, die Erkrankung der Patient*innen verstanden wird, und wie gut Therapien und Behandlungen den Patient*innen wiederum verständlich sind. Wenn das nicht gegeben ist, muss nicht nur mit erheblichen Mehrkosten, sondern vor allem mit Kosten an Gesundheit bis hin zu Menschenleben gerechnet werden!“

Spätling, der sich seit Jahren für interkulturelle Öffnungsprozesse engagiert, betonte, dass Diversitykonzepte nur dann Sinn machten, wenn sie Top Down gewollt seien. Dem stimmte auch Jana Michael zu. Die Psychologin und Erziehungswissenschaftlerin, in Prag und Stralsund zu Hause, berät und begleitet seit vielen Jahren pädagogische und psychosoziale Einrichtungen, die mit Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte arbeiten. Sie fordert: „Wir brauchen mehr Bewusstsein für Diversität, auch für rassistisches Verhalten, bei medizinischem Personal und in den Organisationen.“  In den nächsten Tagen bekommt Jana Michael für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz.

Und sonst?

Die vierteilige Fachtagreihe zeigt die qualitative Weiterentwicklung des samofa-Netzwerkes. On top zeigte gerade dieser hybride vierte Fachtag, an dem sowohl rund 30 akkreditierte Gäste im Studio des Lensing-Carree als auch konstant 30 digitale Gäste teilnahmen, dass das Netzwerk und der Bundesverband NeMO auch die digitale Transformation der letzten Monate erfolgreich bewältigt haben!

Das Thema Gesundheit wird das samofa-Netzwerk in der lokalen Arbeit auch weiterhin beschäftigen. Aber auch der Bundesverband, der bereits im Sommer mit seiner Positionierung „Die Inzidenzen nehmen ab, unsere Sorgen aber nicht!“ eine deutliche Haltung einnahm, wird sich in seiner politischen Arbeit gerade jetzt und auch weiterhin für eine gute gesundheitliche Versorgung von Geflüchteten engagieren. Eines der vier Foren des Öffentlichen Gesprächs am 26. November um 11 Uhr befasst sich mit den Forderungen, die der neue Vorstand des Bundesverbands dazu an die Koalition in Berlin stellt.

Zum Hintergrund:

Allein in 2021 fanden Aufklärungsveranstaltungen u. a.  in Kiel, Nürnberg, Dortmund, Saarbrücken und Münster statt, um nur einige zu nennen. Mit Impfaktionen in Saarbrücken, Aktionstagen der Gesundheit in Düsseldorf und dem Impfbus in Dortmund wurden Hunderte Menschen geimpft. In Göttingen erreichte die Lesestunde: „Kinderbücher erklären Corona“ Dutzende Kinder und Familien.

Aufklärung zu Corona allein reicht aber nicht. Seit März 2020 bieten viele der samofa – Standorte durchgehend Unterstützung in der Krise: um die durch die Kontaktsperren verloren gegangenen, aber so dringend nötigen sozialen Kontakte aufrecht zu erhalten, finden seither Wandertage mit Frauengruppen statt, wird Familienunterstützung und Kinderbetreuung organisiert, werden Seminare zur Digitalisierung durchgeführt. Die vermeintliche Ruhe vor Corona, die die Medien im Sommer vermittelt hatten, hatten die Kolleginnen und Kollegen des samofa-Netzwerkes nicht wahrgenommen. Statt dessen hatten sie mit dem „Sommer der Bildung und Lebensfreude“ mit speziellen Angeboten daran gearbeitet, Bildungslücken zu schließen, die sich schon da deutlich abzeichneten.

Erreicht wurden damit allein in den letzten 12 Monaten über 2000 Personen.

„Die Corona Situation ist noch längst nicht ausgestanden. Auch weiterhin müssen Informationen vermittelt werden, und dafür sind Zugänge zu den Menschen erforderlich!“

Lillian Kababiito und Lamine Conté, Haus Afrika e.V., Saarbrücken.

 

„Eine der größten und „teuersten“ Herausforderungen im Kliniksalltag ist die Verständigung.“

Prof. Dr. Ludwig Spätling, ehem. Direktor der Frauenklinik am Klinikum Fulda, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Familienstiftung

„Sprachvermittlung im Kontext Gesundheit ist besonders wichtig, ist sehr anspruchsvoll und oft auch sehr belastend, sie erfordert besondere Qualifikation und Anerkennung!“

Maimouna Quattara, samofa-Koordinatorin moveGlobal e.V., Berlin

„Frauen, Kinder, Familien leiden besonders unter der Pandemie. Die Folgen dürften katastrophal sein. Multiplikator*innen und ehrenamtlich Aktive können aberv gerade jetzt dabei unterstützen, dass die Familien körperlich und mental gesund bleiben!“

Septi P. Sakti, samofa-Koordinatorin Bündnis mittendrin e.V., Fulda

Bundesweiter hybrider 4. samo.faPlus Gesundheitsfachtag

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Die samo.faPLus-Koordinatorinnen und Koordinatoren weisen seit Jahren auf den prekären Stand der gesundheitlichen Versorgung Geflüchteter hin.
Durch die Pandemie und ihre Folgen wurde jüngst ganz deutlich, dass z. B. der Zugang zu Einrichtungen des Gesundheitssystems schwierig ist oder elementar wichtige Informationen unverständlich kommuniziert werden. Es fehlen Vertrauen, interkulturelle Kompetenzen, Strukturen, Strategien.
Daraus resultieren nicht selten leidvolle, manchmal auch lebensbedrohliche Situationen.
Das muss sich ändern, denn Benachteiligung und Gesundheit stehen in einem engen Zusammenhang und sie wirken gegenseitig aufeinander!
Die gute Nachricht ist: Mit dieser Meinung sind wir nicht allein! Bislang noch wenige, aber kluge und vorausschauende Medizinethnolog*innen, Forscher*innen, Verantwortliche aus Wirtschaft und Politik beschäftigen sich ebenfalls mit der dringend nötigen Öffnung des Gesundheitssystems.
Das Spannende ist: An den samofaPlus-Standorten haben die Koordinator*innen dafür innovative Lösungen entwickelt, die übertragbar sind!
Der Gesundheitsfachtag No 4 bietet eine Plattform, um sich über die wesentlichen Aspekte interkultureller Gesundheitsversorgung, die durch die Pandemie erneut ge- schärft und ver-schärft ans Licht kamen, auszutauschen.
Gemeinsam mit weiteren Expert*innen werden wir diskutieren, was und wer aus Sicht migrantischer Organisationen, Forschung, Politik und medizinischer Einrichtungen nötig ist für einen Öffnungsprozess von Gesundheitsangeboten.
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Aufgrund der Corona-Regelungen gibt es nur begrenzte Plätze für eine analoge Teilnahme in Dortmund. Daher melden Sie sich dafür bitte umgehend an: m.moeller-oencue@bv-nemo.de.
Für die digitale Teilnahme folgen Sie bitte dem Link zur Zoom-Konferenz.
Programm
Moderation: Ragna Melzer und Dr. Andrès Otalvaro
12.00 Uhr – 12.10 Uhr
Ankommen im digitalen Raum
12.10 Uhr – 12.30 Uhr
Musikalischer Einstieg: Rock unites I
Alper Ersoy
12.30 Uhr bis 12.45 Uhr
Corona-Pandemie: Wir sind schon weiter!
Drei Thesen dazu.
Ragna Melzer und Dr. Andrès Otalvaro im Gespräch mit Martina Möller
12.45 Uhr bis 13.25 Uhr
Innovative Ansätze und krisenerprobte Methoden für eine gute Gesundheitsversorgung von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte:
These 1: Vertrauen gewinnen und Zugänge ermöglichen
Dr. Mawuena Edoh, Fachärztin für Innere Medizin, Pneumologie
Lamine Conté, Lillian Kababiito Petry, samo.fa-Koordination Haus Afrika e.V., Saarbrücken
These 2: Gesundheitswissen sprachlich vermitteln
Melike Yildiz, Mobiles Aufklärungstheater AfroLebenPlus
Dr. Medard Kabanda, samofa-Koordination Afrika Kooperative e.V., Münster
These 3: Ehrenamtlich Aktive: Besondere Rolle und Anforderungen im Kontext Gesundheit
Septi P. Sakti, samofa-Koordination Bündnis mittendrin e. V., Fulda
13.25 Uhr – 13.45 Uhr
Transferbedingungen: Wie kann es lokal gelingen?
Workshops
13.45 Uhr – 14.00 Uhr:
Rock unites II
Alper Ersoy
14.00 – 14.15 Uhr
Pause
14.15 – 14.30 Uhr
Diversität in Corona- Krisenzeiten: Herausforderungen an Einrichtungen der Gesundheitsversorgung
Experteninput von Dr. Sascha Krannich, Justus-Liebig-Universität Gießen
14.30 – 14.50 Uhr
Klinik offen für alle Kulturen. Ein Modellprojekt interkultureller Öffung.
Martina Möller, Projektleitung
14.50 – 15.45 Uhr
Was und wer ist nötig für eine gute Gesundheitsversorgung von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte?
Diskussionsrunde mit internen und externen Expertinnen und Experten:
Dr. Sascha Krannich
Jana Michael, Psychologin, Tutmonde e.V., Stralsund
Prof. Dr. Ludwig Spätling, ehem. Direktor der Frauenklinik am Klinikum Fulda
N.N., Gesundheitspolitiker*in
15.45 – 16.30 Uhr
Ausklang: Zusammenfassung, Fazit, nächste Schritte

Bericht zur 4. Bundesnetzwerksitzung am 5. November in Dortmund

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Am 5. November fand in Dortmund die 4. samo.fa Bundesnetzwerksitzung unter dem Titel „Geflüchtetenarbeit als lokale Daueraufgabe. Eine Bilanz“ statt. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, sechs Jahre samo.fa – als eine praktikable Methode, als ein lernendes Projekt und als ein nachhaltiges Zukunftsmodell unter die Lupe zu nehmen.

350.000 Menschen wurden in den sechs Jahren durch die Projektarbeit erreicht, 180.000 davon – Geflüchtete, mit 5.000 Migrant*innenorganisationen wurde kooperiert, 3.500 Ehrenamtliche, 400 davon selber Geflüchtete, haben sich im Laufe der Jahre bundesweit aktiv beteiligt. Stolze Zahlen!

Bei den Zahlen blieb es nicht. Ein Zusammenschnitt aus Video-Statements lieferte einen eindrucksvollen Beleg dafür, dass der Name „samo.fa“ inzwischen vielen Kommunalpolitikern der Bundesrepublik locker über die Lippen kommt.

Man kam aber nicht nur zusammen, um sich selbst zu loben, sondern vor allem um auf die Probleme hinzuweisen und nach Lösungswegen zu suchen. Unsere Gesellschaft sei nun mal so ausgerichtet, dass viele wichtige Sachen von Ehrenamtlichen übernommen würden, man nehme als selbstverständlich an, dass auch Migrant*innenorganisationen das so handhaben, so der Vorstandsvorsitzende Dr. Ümit Kosan in seinem Grußwort. Hilfe von Migrant*innenorganisationen werde gerne gesehen, Kritik aber nicht geduldet.

Über die sechs Projektjahre hat sich die sogenannte „samo.fa – Methode“ innerhalb des Netzwerkes der über 30 über das ganze Land verteilten Standorte entwickelt. Das Besondere daran, führte Dr. Wilfried Kruse vom samo.fa Leitungsteam fort, sei, dass durch sich jährlich wiederholenden Schleifen aus Regional- und Bundesnetzwerksitzungen sowie Bundesdialogkonferenzen eine ständige Rückkoppelung auf lokale Arbeit gesichert sei, die es ermöglicht, ein Frühwarnsystem zu entwickeln: Brennpunkte durch Bedarfsanalyse und maßgeschneidertes Eingreifen zur Bundessache zu machen. Das sei für die Nachhaltigkeit entscheidend.

Es folgte eine Bilanzierung der Geflüchtetenarbeit als Handlungsfeld von Migrant*innenOrganisationen auf der lokalen Ebene durch die Netzwerkbegleiter*innen Martina Möller und Dr. Andrés Otalvaro: Über die sechs Projektjahre hinweg konnte man sehen, wie stark die Professionalisierung vorangegangen sei. Inzwischen seien viele der lokalen Koordinator*innen vor Ort anerkannte Expert*innen in der Geflüchtetenarbeit, aber an vielen Stellen noch nicht ausreichend als strategische, gleichwertige Partner*innen.

Die von samo.fa Koordinator*innen vorgeführten Beispiele guter Praxis aus Fulda, Göttingen, Dortmund, Münster, Bochum, Hildesheim, Kiel, Stralsund und Halle demonstrierten anschaulich die Wirksamkeit des samo.fa-Projektes vor Ort als eine Art
Sonde in die Einwanderungsgesellschaft: erkunden, sich einmischen, interagieren, daraus lernen. Lernen für die weitere erfolgreiche Geflüchtetenarbeit in meiner Stadt, meiner Region.

Dr. Sascha Krannich von der Justus- Liebig-Universität Gießen hob in der abschließenden Gesprächsrunde den Mehrwert von Migrant*innenorganisationen für die Gesellschaft, insbesondere bei der Geflüchtetenarbeit hervor. Dies seien außer Sprachkenntnissen auch kulturelle Erfahrung und die Fähigkeit sich hineinzuversetzen. Migrant*innenorganisationen als „Brückenbauer“ in das Gesundheitssystem seien bis jetzt noch keine Selbstverständlichkeit.

Dr. Tillmann Löhr vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge stellte fest, dass Migrant*innenorganisationen insbesondere nach 2015 zunehmend wahrgenommen und in puncto Teilhabe anerkannt würden. In Fragen Integration sei Berlin besonders fortgeschritten. Allerdings müsse noch viel nachgeholt werden, damit auch die lokale Teilhabe- und Wohlfahrtspolitik die immense Bedeutung von Migrant*innenorganisationen wahrnehme.

Als eindeutiger Schwachpunkt wurde im Laufe des Tages „Projektmentalität“ der Migrant*innenorganisationen gebrandmarkt. Auch Şaziye Altundal-Köse vom VMDO Dortmund appellierte an die Teilnehmer*innen, selbstsicherer und wesentlich aktiver
aufzutreten: „Es reicht nicht aus zu sagen, wir sind unverzichtbar. Wir sind Akademiker*innen und Bildungspolitiker*innen und wir haben die Antworten. Dieses riesige Potential wird schier nicht abgerufen! Migrant*innenorganisationen leisten vorbildliche Arbeit, dafür muss eine Regelförderung gesichert werden“.

Das sei ein gutes Schlusswort für unsere Bundesnetzwerksitzung, rundete die Moderatorin Dr. Elizabeth Beloe ab.

Fazit der 4. Bundesnetzwerksitzung: Sechs Jahre samo.fa ist eine Erfolgsgeschichte!

Die Pressemitteilung downloaden.

Weitere Informationen zur Bundesnetzwerksitzung.

„Leave No One Behind“: Eine partizipative Aufklärungsaktion zur Situation von Geflüchteten und zum Thema „Städte Sicherer Häfen“

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Braunschweiger*innen schrieben ca. 300 Botschaften zur Situation von Geflüchteten in Deutschland und Europa und  Handlungsmöglichkeiten im Rahmen einer Ausstellung. Daraus wurden nun 30 aussagekräftigste Botschaften selektiert, als Postkarten gelayoutet und gedruckt.

Dem Oberbürgermeister Ulrich Markurth und der Sozialdezernentin Dr. Christine Arbogast wurden eine Auswahl der originalen Postkarten überreicht, die sich hauptsächlich mit dem Handlungsfeld und Handlungsmöglichkeiten der Städte Sicherer Häfen befassen. Als Verteilerpunkte stehen nun an den meisten ursprünglichen Ausstellungsorten, an denen die Bürger*innenmeinungen eingeholt worden waren, fertiggestellte Postkarten zum Nachlesen und Mitnehmen zur Verfügung. Geplant ist darüber hinaus, die Postkarten als animierte Bilddateien auch im Netz abrufbar bereitzustellen.

Eine Auswahl zur gelungenen Aktion gibt es als animierte Powerpoint-Präsentation zum Download.

30 Botschaften zur Situation von Geflüchteten werden als Postkarten gedruckt.

Interview mit Annika Keup aus Lübeck zum Thema „Wohnen für Alle“

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Annika Keup von der Einrichtungsleitung Gemeinschaftsunterkunft Lübeck-Travemünde/Deutsches Rotes Kreuz spricht in einem Interview über die Wohnsituation der Geflüchteten in Lübeck und Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt. Folgende Fragen hat sie beantwortet und gibt damit einen guten Einblick in die Situation der Geflüchteten vor Ort:

Wie wohnen Geflüchtete in Lübeck?
Das ist ganz unterschiedlich. Zunächst werden die Geflüchteten der Gemeinschaftsunterkunft Lübeck Travemünde/Deutsches Rotes Kreuz in der Regel aus den Erstaufnahmeeinrichtungen zugewiesen und zumeist in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Ein langer Aufenthalt in diesen Einrichtungen ist nicht vorgesehen. Die Möglichkeiten, eine eigene Wohnung zu finden und im hiesigen System Fuß zu fassen, hängen jedoch im Regelfall eng mit dem Status des jeweiligen Geflüchteten zusammen.

Welche Erfahrungen machen Geflüchtete mit Diskriminierungen auf dem Lübecker Wohnungsmarkt?
Auch dies ist nicht pauschal zu beantworten. Manche haben Glück mit den Vermieter*innen, mit denen sie in Kontakt treten. Mir wurden jedoch auch bereits Rückmeldungen vorgelegt, welche von einem adäquaten sowie respektvollen Umgangston weit entfernt sind, was in den meisten Fällen einen großen Rückschlag impliziert und die Menschen einschüchtert, da es ohnehin schwer ist, sich in ein fremdes, unbekanntes System einzuleben. Wenn man sich dazu noch unerwünscht fühlt, erschwert dies den Schritt in das neue Umfeld zusätzlich.

Wie verhalten sich Lübecker Wohnungsgesellschaften?
Hierzu besteht eine Kooperation zwischen der Grundstücksgesellschaft Trave, dem Sozialamt und den Betreuungsträgern. Die Trave sendet uns im Zuge dessen hin und wieder Angebote für Probewohnungen zu. Die Mietverträge laufen zunächst ein Jahr auf Probe, bevor der Vertrag in den meisten Fällen anschließend in einen gängigen Regelvertrag geändert wird. Ansonsten bestehen für Geflüchtete dieselben Möglichkeiten wie für deutsche Staatsbürger*innen, sich bei den Gesellschaften anzumelden und sich auf entsprechende Angebote zu bewerben oder, bei Vorhandensein der dafür relevanten Bedingungen, einen Wohnberechtigungsschein zu beantragen.

Was sagen Politik und Verwaltung zu Diskriminierungen auf dem Lübecker Wohnungsmarkt?
Ziel von Politik und Verwaltung ist die schnelle Integration geflüchteter Menschen. Die Unterkünfte sollen dabei lediglich als Zwischenstation fungieren, Ziel ist der schnelle Auszug aus derselben nach Erlernen des Sprachgebrauchs sowie der Sozialisation im hiesigen System. Abgesehen von der aktuellen Situation auf dem Wohnungsmarkt stehen diesem Grundgedanken jedoch auch zahlreiche politische Aspekte entgegen, so dass sich der Theorie-Praxis-Transfer hierbei schwierig gestaltet.

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Gefüchtetenarbeit als lokale Daueraufgabe. Eine Bilanz

5.11.2021
12.30 Uhr bis 16 Uhr
in Dortmund
Präsenzveranstaltung

Auf der 4. samo.fa Bundesnetzwerksitzung tauschten sich am 05. November 2021 lokale Koordinator*innen, Aktive, samo.fa Leitungsteam, Fachwelt, Zivilgesellschaft und Landes- und Kommunalpolitiker*innen über Corona-Krise als Brennglas, Gefüchtetenarbeit als Handlungsfeld von Migrant*innenorganisationen vor Ort, Handlungshilfen für heute und morgen. Beispiele guter Praxis – Lokale Beispiele aus verschiedenen Praxisfeldern, also auch von Erfolgsgeschichten und weiterhin bestehenden Herausforderungen.
Diese Bundesnetzwerksitzung bot vier zentrale Programmpunkte an, darunter praxisorientierte Berichte, wissenschaftliche Impulsvorträge, Diskussionsrunden, Interventionen der Verbünde sowie Vertreter*innen der Bundes-, Landes- und kommunalen Einrichtungen.

Moderation: Dr. Elizabeth Beloe

12.00 Uhr – 12.15 Uhr
Begrüßung und Einführung
Dr. Ümit Koşan

12.15 Uhr – 12.30 Uhr:
Bewegte und bewegende Bilder
Irina Serdyuk

12.30 Uhr bis 12.50 Uhr
samo.fa: ein lernendes Projekt
Dr.Ümit Koşan/ Dr.Wilfried Kruse

[…]

17:00 Uhr bis 17.15 Uhr
Ausblick, Ende und Überleitung zu „Lebensfreuden“

16.00 Uhr bis 17:00 Uhr
Sechs Jahre samo.fa:
Eine Sonde in die Einwanderungsgesellschaft Deutschland
Dr. Elizabeth Beloe, Leitungsteam, im Gespräch u.a. mit:
Şaziye Altundal-Köse, VMDO Dortmund
Dr. Tillmann Löhr, Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge
Prof. Dr. Ludger Pries, Ruhr-Universität Bochum
Dr. Sascha Krannich, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Medizin und Mitglied der Forschungsgruppe Migration und Menschenrechte (FGMM) an der Justus- Liebig-Universität Gießen
Satenik Roth, VeMO Halle/Saale

 17:00 Uhr bis 17.15 Uhr
Ausblick, Ende und Überleitung zu „Lebensfreuden“

Download des gesamten Programms

 


Dr. Elizabeth Beloe
Dr. Elizabeth Beloe ist Sozial- und Kulturanthropologin. Sie ist geschäftsführender Vorstand und erste stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. Zudem ist sie im Leitungsteam vom erfolgreichen Projekt samo.faPlus (Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit) mit bundesweit 31 Standorten. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Migration, Internationale Zusammenarbeit, zukunftsfähige Entwicklungsstrategien, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Integration und Konfliktmanagement. Dr. Beloe lehrt im Bereich Menschenrechte und soziale Arbeit in Berlin.

Dr. Tillmann Löhr
Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge
Tätigkeitsschwerpunkte: Migration und Integration, insbesondere Ausbildung- und Erwerbsintegration von Zugewanderten und Menschen mit Migrationshintergrund; Schutz von Zugewanderten und Diskriminierungsschutz; Einwanderungsrecht; Asylbewerberleistungsgesetz

Prof. Dr. Ludger Pries
Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Ludger Pries, geboren 1953, ist Mitglied des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Als Professor für Soziologie am Lehrstuhl Soziologie/Organisation, Migration, Mitbestimmung an der Ruhr-Universität Bochum sind seine Arbeitsschwerpunkte Arbeits-, Organisations- und Migrationssoziologie im internationalen Vergleich sowie Transnationalisierung und Globalisierungsforschung. Professor Pries absolvierte Forschungs- und Lehraufenthalte in Brasilien, Mexiko, Spanien und den USA und ist Autor bzw. Koautor von 15 Monographien und über 70 Fachzeitschriftenaufsätzen.

Dr. Sascha Krannich
Dr. Sascha Krannich ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Medizin und Mitglied der Forschungsgruppe Migration und Menschenrechte (FGMM) an der Justus- Liebig-Universität Gießen mit einem Schwerpunkt auf Migration, Menschenrechte und Global Health.

Satenik Roth
  • ist Vorstandsmitglied des Bundesverbandes-NeMO e.V.
  • sie vertritt im BV NeMO e.V VeMo e.V., dessen Vorsitz sie innehat
  • zudem ist sie als beratendes Mitglied des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrats (BZI) tätig. Der BZI gestaltet als NGO-Vertreter*in den Nationalen Aktionsplan Integration (NAP-I) mit.
  • sie ist zudem als beeidigte und öffentlich bestellte Dolmetscher*in und Übersetzer*in für gerichtliche, behördliche und notarielle Zwecke Recht, Asylwesen, Urkunden, Politik, Verwaltung, auch diese Berufsexpertise begründet ihre Kompetenz für strukturelle und institutionelle Diskriminierung

 

Am 5. November fand in Dortmund die 4. samo.fa Bundesnetzwerksitzung unter dem Titel „Geflüchtetenarbeit als lokale Daueraufgabe. Eine Bilanz“ statt. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, sechs Jahre samo.fa – als eine praktikable Methode, als ein lernendes Projekt und als ein nachhaltiges Zukunftsmodell unter die Lupe zu nehmen.

350.000 Menschen wurden in den sechs Jahren durch die Projektarbeit erreicht, 180.000 davon – Geflüchtete, mit 5.000 Migrant*innenorganisationen wurde kooperiert, 3.500 Ehrenamtliche, 400 davon selber Geflüchtete, haben sich im Laufe der Jahre bundesweit aktiv beteiligt. Stolze Zahlen!

Bei den Zahlen blieb es nicht. Ein Zusammenschnitt aus Video-Statements lieferte einen eindrucksvollen Beleg dafür, dass der Name „samo.fa“ inzwischen vielen Kommunalpolitikern der Bundesrepublik locker über die Lippen kommt.

Man kam aber nicht nur zusammen, um sich selbst zu loben, sondern vor allem um auf die Probleme hinzuweisen und nach Lösungswegen zu suchen. Unsere Gesellschaft sei nun mal so ausgerichtet, dass viele wichtige Sachen von Ehrenamtlichen übernommen würden, man nehme als selbstverständlich an, dass auch Migrant*innenorganisationen das so handhaben, so der Vorstandsvorsitzende Dr. Ümit Kosan in seinem Grußwort. Hilfe von Migrant*innenorganisationen werde gerne gesehen, Kritik aber nicht geduldet.

Über die sechs Projektjahre hat sich die sogenannte „samo.fa – Methode“ innerhalb des Netzwerkes der über 30 über das ganze Land verteilten Standorte entwickelt. Das Besondere daran, führte Dr. Wilfried Kruse vom samo.fa Leitungsteam fort, sei, dass durch sich jährlich wiederholenden Schleifen aus Regional- und Bundesnetzwerksitzungen sowie Bundesdialogkonferenzen eine ständige Rückkoppelung auf lokale Arbeit gesichert sei, die es ermöglicht, ein Frühwarnsystem zu entwickeln: Brennpunkte durch Bedarfsanalyse und maßgeschneidertes Eingreifen zur Bundessache zu machen. Das sei für die Nachhaltigkeit entscheidend.

Es folgte eine Bilanzierung der Geflüchtetenarbeit als Handlungsfeld von Migrant*innenOrganisationen auf der lokalen Ebene durch die Netzwerkbegleiter*innen Martina Möller und Dr. Andrés Otalvaro: Über die sechs Projektjahre hinweg konnte man sehen, wie stark die Professionalisierung vorangegangen sei. Inzwischen seien viele der lokalen Koordinator*innen vor Ort anerkannte Expert*innen in der Geflüchtetenarbeit, aber an vielen Stellen noch nicht ausreichend als strategische, gleichwertige Partner*innen.

Die von samo.fa Koordinator*innen vorgeführten Beispiele guter Praxis aus Fulda, Göttingen, Dortmund, Münster, Bochum, Hildesheim, Kiel, Stralsund und Halle demonstrierten anschaulich die Wirksamkeit des samo.fa-Projektes vor Ort als eine Art
Sonde in die Einwanderungsgesellschaft: erkunden, sich einmischen, interagieren, daraus lernen. Lernen für die weitere erfolgreiche Geflüchtetenarbeit in meiner Stadt, meiner Region.

Dr. Sascha Krannich von der Justus- Liebig-Universität Gießen hob in der abschließenden Gesprächsrunde den Mehrwert von Migrant*innenorganisationen für die Gesellschaft, insbesondere bei der Geflüchtetenarbeit hervor. Dies seien außer Sprachkenntnissen auch kulturelle Erfahrung und die Fähigkeit sich hineinzuversetzen. Migrant*innenorganisationen als „Brückenbauer“ in das Gesundheitssystem seien bis jetzt noch keine Selbstverständlichkeit.

Dr. Tillmann Löhr vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge stellte fest, dass Migrant*innenorganisationen insbesondere nach 2015 zunehmend wahrgenommen und in puncto Teilhabe anerkannt würden. In Fragen Integration sei Berlin besonders fortgeschritten. Allerdings müsse noch viel nachgeholt werden, damit auch die lokale Teilhabe- und Wohlfahrtspolitik die immense Bedeutung von Migrant*innenorganisationen wahrnehme.

Als eindeutiger Schwachpunkt wurde im Laufe des Tages „Projektmentalität“ der Migrant*innenorganisationen gebrandmarkt. Auch Şaziye Altundal-Köse vom VMDO Dortmund appellierte an die Teilnehmer*innen, selbstsicherer und wesentlich aktiver
aufzutreten: „Es reicht nicht aus zu sagen, wir sind unverzichtbar. Wir sind Akademiker*innen und Bildungspolitiker*innen und wir haben die Antworten. Dieses riesige Potential wird schier nicht abgerufen! Migrant*innenorganisationen leisten vorbildliche Arbeit, dafür muss eine Regelförderung gesichert werden“.

Das sei ein gutes Schlusswort für unsere Bundesnetzwerksitzung, rundete die Moderatorin Dr. Elizabeth Beloe ab.

Fazit der 4. Bundesnetzwerksitzung: Sechs Jahre samo.fa ist eine Erfolgsgeschichte!

Die Pressemitteilung downloaden.


    „samo.fa war und ist echte Pionierarbeit: Erstmals wurden gezielt Ehrenamtliche mit Einwanderungsgeschichten unterstützt, die sich für gefüchtete Menschen einsetzen, die aus eigener Erfahrung wissen, wie herausfordernd das Ankommen und erste Schritte in einem neuen Umfeld, einer neuen Nachbarschaft, einem neuen Land sein konnen.
    Fünf Jahre später trägt die Arbeit Früchte: samo.fa ist 2021 in mehr als 30 Städten und bundesweit aktiv, entstanden ist ein integratives und innovatives Netzwerk von und für Menschen mit Einwanderungs- oder Fluchtgeschichten. Gewachsen sind auch dank dieses Netzwerkes die Expertise und der Erfolg bei der Integration gefüchteter Frauen, Männer und Kinder in Deutschland. Der Erfolg spiegelt sich in jedem einzelnen Menschen wider, der mit Rat und Tat bei samo.fa begleitet wird, den Integrationskurs mit Erfolg abschließt, seinen Weg am Arbeitsmarkt geht oder seinen mitgebrachten Berufsabschluss als gleichwertig anerkennen lässt. Und der beste Beweis der erfolgreichen Arbeit ist, dass immer mehr geflüchtete Frauen und Männer jetzt auch selber Verantwortung im Projekt tragen, sich für andere engagieren und Brücken in die Nachbarschaften
    bauen.“
    Frau Annette Windmann-Mauz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Quelle: samo.fa: Fünf Jahre Unterstützung von Menschen mit Fluchtgeschichte durch Aktive aus Migrant*innenorganisationen

    Obiri Mokini bekommt Band für Mut und Verständigung 2021 verliehen

    By | Alle Beiträge, Lokales, Potsdam | No Comments
    Der lokale samo.fa-Koordinator Obiri Mokini (MEPa e.V. Potsdam) ist einer der sechs diesjährigen Preisträger*innen für Mut und Verständigung! „Obiri Mokini wird in Anerkennung seines ausdauernden Engagements mit ganzem Herzen für Geflüchtete, Integration und für ein respektvolles Zusammenleben sowie für sein mutiges Auftreten gegen Diskriminierung und Stereotype das Band für Mut und Verständigung 2021 verliehen“, lautet die Würdigung.
    Das Band für Mut und Verständigung ist eine Auszeichnung für couragiertes Handeln gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Gewalt sowie für beispielhaftes ehrenamtliches Engagement im Bereich der interkulturellen Verständigung. Gewürdigt wird damit eine individuelle herausragende Initiative – stellvertretend für alle, die sich couragiert einmischen, um ein friedliches, respektvolles Miteinander zu ermöglichen.
    Das Band für Mut und Verständigung wird seit 2006 vom Bündnis für Mut und Verständigung verliehen. Mitglieder dieses Bündnisses sind: Ministerpräsident des Landes Brandenburg Dietmar Woidke, Der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller, Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg Doris Lemmermeier, Die Beauftragte des Senats von Berlin für Integration und Migration Katarina Niewiedzial, Arbeiterwohlfahrt Landesverbände Berlin und Brandenburg, Caritasverband für das Erzbistum Berlin, DGB Bezirk Berlin-Brandenburg, Paritätischer Wohlfahrtsverband Landesverband Berlin, Deutsche Rote Kreuz Landesverbände Berlin und Brandenburg, Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Erzbistum Berlin, Jüdische Gemeinde zu Berlin sowie Landessportbund Berlin.
    (Fotos: privat)

    „Wir gestalten die Einwanderungsgesellschaft mit!“ Pressebericht zum Fachtag III „Langfristige Folgen von Flucht und Migration”

    By | Alle Beiträge, Corona Kampagne, Gesundheit, Gesundheit 2021 | No Comments

    Spätestens die Pandemie hat gezeigt: Migrantische Organisationen sind absolut unentbehrlich, wenn es um den Zugang zu den Angeboten der gesundheitlichen Versorgung von Geflüchteten geht!

    Zu diesem Ergebnis kamen die Teilnehmer*innen des 3. Fachtags „Gesundheitsversorgung von Geflüchteten: Langfristige Folgen von Flucht und Migration“ im Rahmen der Kampagne „Wir gestalten die Einwanderungsgesellschaft mit!“ des Bundesverband NeMO, bei dem es um psychische Belastungen und Langzeitfolgen von Flucht und Migration in Zeiten von COVID-19 ging.

    Zugang haben zu den Angeboten der Gesellschaft, sei es zu Bildung, zum Gesundheits-, Arbeits- oder zum Wohnungsmarkt, ist ein Anrecht aller Einwohner*innen Deutschlands. Für Menschen aus anderen Ländern jedoch nicht selbstverständlich. Durch die lokale Arbeit der samofa- Koordinator*innen und ihre lokalen Netzwerke von Aktiven haben sich in den letzten fünf Jahren die Zugänge in allen Bereichen verbessert. Gerade der Zugang zu präventiven Maßnahmen und zum Gesundheitssystem insgesamt ist dabei von besonderer, durchaus lebenswichtiger Bedeutung, denn alles andere kann ein Andauern von Leid, nachhaltige Verringerung der Lebensqualität und Schaden an der Gesundheit bedeuten.

    Das erleben oft auch Geflüchtete. Sie haben häufig schwierige, manchmal traumatische Erfahrungen hinter sich, wenn sie nach Deutschland kommen. Sie müssen die psychische Belastung aus dem Verlust der Heimat, die Entfernung zur Familie, die Erfahrungen der Flucht verarbeiten. Hinzu kommt der Wunsch, im neuen Land anzukommen und Teil der Gesellschaft zu werden.
    Als sei dies alles nicht schon komplex genug, muss seit zwei Jahren nun auch noch die Corona-Situation bewältigt werden.
    Was bewirkt die Corona-Situation bei Menschen, die traumatisiert sind?

    „Traumatisierungen führen zu Entwicklungsblockaden und einem Rückzug aus den Beziehungen. Somit wird Integration für traumatisierte Geflüchtete zu einer an sich unmöglichen Aufgabe.“, erläutert Diplom-Psychologin Noriko Blaue. Die erfahrene Traumatherapeutin ist ausgebildet in psychoanalytischer und tiefenpsychologischer Psychotherapie und bietet in Frankfurt in der Flüchtlingsberatung im Haus am Weißen Stein für den Evangelischen Regionalverband psychologische Gespräche für erwachsene Geflüchtete an. Sie sagt aber auch: „Heilende Beziehungserfahrungen im Anschluss an das Geschehene sind erforderlich, um traumatische Erlebnisse verarbeiten zu können.“

    Um aber Beziehungen zu knüpfen und zuzulassen, ist Vertrauen nötig. Vertrauen jedoch wurde rund um Corona stark strapaziert, viele widersprüchliche Behauptungen zu Infektionsketten, Impfstoffen, Verbreitungswegen etc. sind bis heute im Umlauf. Obendrein hat nun der Einfluss der Corona-Pandemie die psychische Belastung gerade für Geflüchtete nochmals verstärkt, denn die Abstandsregelungen haben zu Kontakteinschränkungen und sozialer Isolation geführt. „Isolation ist die Höchststrafe bei Traumatisierung und Integrationsanliegen.“, ergänzt Blaue.

    Es wird deutlich, dass im Zusammenspiel von Fluchterfahrungen, Traumatisierung und der zusätzlichen Situation durch die Pandemie ein besonders hohes Maß an Glaubwürdigkeit erforderlich ist, um Geflüchtete mit den nötigen Informationen zu erreichen. Im empfindlichen Kontext von Gesundheit und Krankheit wird Vertrauen zum unerlässlichen Faktor, der den Zugang zu Menschen überhaupt erst ermöglicht.

    Was aber sind Faktoren dafür, dass wir Menschen als glaubwürdig empfinden oder eben nicht?
    Ein gängiger Mythos lautet: „Vertrauen entsteht irgendwo im Bauch, ist eine Frage der Intuition.“ Soso.
    Tatsächlich setzt sich Vertrauen zusammen aus den Faktoren Integrität, Absichten, Fähigkeiten und Erfolgen.

    Was macht nun migrantische Organisationen gerade in der Gesundheitsversorgung von Geflüchteten so besonders vertrauenswürdig?

    Betrachten wir die Faktoren „Fähigkeiten“ und „Erfolge“ mal gesondert:
    Migrantische Organisationen sind sprachkompetent und können Informationen an Menschen aus anderen Ländern nicht nur übersetzen, sondern so vermitteln, dass sie leicht verstanden werden. Die eigene Migrations- und oftmals auch Fluchterfahrung der Aktiven aus dem samofa-Netzwerk hat zudem viele weitere Kompetenzen des komplexen Ankommensprozess mit sich gebracht. Auch die lokalen Gesundheitsangebote sind bekannt und oft auch erprobt.

    Unsere Erfolge: Die Fachtagreihe hat zahlreiche Beispiel guter und erfolgreicher Praxis aufgezeigt, die die lokalen samofa-Koordinator*innen in den letzten Jahren entwickelt und erprobt haben. So wurden in Berlin und Bielefeld Ansätze zur Vernetzung mit kommunalen und regionalen Gesundheitsnetzwerken initiiert, in Saarbrücken und Reutlingen wurden Aktive mit Migrationsgeschichte zu Multiplikator*innen für pädagogische und medizinische Themen ausgebildet, in Fulda wurden präventive Gruppenangebote für Frauen entwickelt und damit psychische Belastungen deutlich reduziert. In Nürnberg, Kassel und Saarbrücken klärt ein Netzwerk von Gesundheitsmitarbeitenden zu gesundheitlichen Risiken, auch jenseits der Corona-Informationen, auf.
    Viele weitere Beispiele guter Praxis haben sich im Kompetenznetzwerk samofa entwickelt und werden innerhalb der Standorte transferiert. Auf der vierten und vorläufig letzten Fachtagung zum Thema „Nachhaltige Gesundheitsvorsorge von Geflüchteten in Zeiten der Pandemie: aus der Mitte von Migrant*innenorganisationen.“ am 19. November von 12.30 bis 16 Uhr werden weitere Beispiele vorgestellt. Auch soll mit den Akteur*innen der Gesundheitsversorgung darüber diskutiert werden, was und wer nötig ist für eine gleichberechtigte Teilhabe Geflüchteter an den Angeboten des Gesundheitssystems.

    „Wir gestalten die Einwanderungsgesellschaft mit!“ ist daher keine leere Forderung, sondern eine Erkenntnis des samofa-Netzwerkes aus der lokalen Geflüchtetenarbeit der letzten Jahre.

    Anmeldungen für die digitale Teilnahme am Fachtag am 19. November: schreiben Sie eine kurze Mail an m.moeller-oencue@bv-nemo.de.

    Podiumsdiskussion in Freiburg: Wo liegt unsere Verantwortung für Geflüchtete?

    By | Alle Beiträge, Freiburg, Lokales, Video | No Comments

    Wie eine Gesellschaft mit Notleidenden und mit Fremden umgeht ist ein Ausdruck des Zustandes dieser Gesellschaft. Es hängt von unserer Kreativität und ethischen Orientierung ab, wie wir die unvermeidliche Globalisierung gestalten. Rückzug, Abschottung, Nationalismen und Rassismus bieten jedenfalls keine Lösung. Um zu erörtern, welche Maßnahmen, Aktionen, Lebensformen hilfreich sein können, die Veränderungen und die Zukunft zu gestalten, hat der lokale Partner FAIRburg e.V. am 1. Oktober zu einer Podiumsdiskussion ins E-Werk nach Freiburg eingeladen. Geflüchtete legten Ihre Situation per Video dar, ihre Erzählungen dienten als Grundlage für die Diskussion aller Eingeladenen hinsichtlich der rechtlichen Unsicherheiten, der Bleibeperspektiven, Ausbildungs-, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Zahlreiche Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und mehr beteiligten sich an der Diskussion.

    Die Koordinatorin des samo.fa-Plus-Projekts vor Ort, Jenny Warnecke von FAIRburg e.V., berichtet vom Erfolg der Veranstaltung: Das große Problem sei zur Sprache gekommen – Facharbeiter*innen-Mangel in der deutschen Gesellschaft bei gleichzeitigem Ausbremsen der jungen motivierten Geflüchteten, die arbeiten möchten und hier sind. Die anwesenden Landes-Politiker*innen zeigten sich für die Diskussion offen und möchten sich einsetzen, damit die Hürden zu einer Ausbildung niedriger werden. Daniela Ewers von Den Grünen gab den Ball aber auch zurück: Die Industrie- und Handelskammer (IHK) muss in die Zivilgesellschaft auch hinein kommunizieren, dass Einwanderer*innen gebraucht werden. Bislang ist im Großraum Freiburg jeder 10. Azubi ein Geflüchteter, es brauche weitere, um den Fachkräftemangel auszugleichen. Dafür muss es ein geordnetes Zuwandern geben und ein Zugeständnis: Deutschland ist ein Einwanderungsland.

    Die Schilderungen aus der IHK und des Caritasverbands waren eindrücklich: Laufende Betriebe scheitern teilweise an den monatelangen Prozeduren (“das sind einfache Metzger und Bäcker, keine ausgebildeten Juristen”) oder verzweifeln, wenn Leute, die ein halbes Jahr bei ihnen in der Ausbildung sind, plötzlich abgeschoben werden oder  keine Arbeitserlaubnis bekommen und dann die Prüfungen nicht machen können. Mit dem Projekt “Puzzle 3”, die vorbereitende Qualifizierung für Schreiner für Geflüchtete u.a. aus Gambia anbieten, wurde ein sehr eindrucksvolles “Wir schaffen das” demonstriert und ein praktischer Umgang zum Ausnutzen der vorhandenem kommunalen Spielräume.

    Wir sind hier! Motivation und Erfolgsgeschichten

    In Freiburg im Breisgau ist der Stühlinger Kirchplatz zum Symbol geworden für die Probleme zwischen Geflüchteten aus der LEA und den Anwohner*innen. „Cordiale – von Herzen“, ein kreatives Kulturprogramm gestaltet und kuratiert von und mit neun Menschen mit Migrationsgeschichte aus Freiburg, nimmt sich 2021 dieses Themas an. Dieser dort gezeigte Film enthält fünf gelungene Beispiele von Angekommenen Freiburgern in Ausbildung mit Jack S. und Ansumane L. aus Gambia, John O. aus Nigeria, Nouroudine K. aus Benin und Aron G. aus Eritrea. Alle hoffen auf ein Leben ohne Angst vor Abschiebung und mit einer entspannten Zukunftsperspektive. Klar benennen die Protagonisten Möglichkeiten, das Ankommen zu erleichtern – durch die Erlaubnis zu arbeiten.

    Cordiale Freiburg 2021
    Idee: Nelson Momoh
    Interviews: Nelson Momoh und Gustave Nango
    Regie: Jenny Warnecke & Biryar Kouti
    Kamera und Schnitt: Biryar Kouti
    Dank an Yrgalem Abreha
    Produktion: FAIRburg

    Photocredits: Biryar Kouti

    Tafeln der Demokratie in Halle (Saale)

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    Demokratie geht ins Quartier! Im Stadtteil, in dem Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichsten Biografien aufeinandertreffen, ist Austausch wichtiger denn je. Deshalb haben der VeMo Halle e.V. Träger des Projektes samo.fa die „Tafeln der Demokratie“, welche sogenannte „Innere Räume der Demokratie“ darstellen, nach Halle Neustadt zum Austausch am 01.Oktober (eine Ausnahme)  eingeladen. Mit einer Tafel im U-Form haben wir als Abschlussveranstaltung der IKW 2021 an einer bundesweiten Aktion des Bürgerzentrums Neue Vahr aus Bremen — teilgenommen. Die Thementische wie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“, „Migrantenorganisationen vor Ort“ und viele andere, aber besonders der „Meckertisch“ zeigten uns: „Was ist uns wichtig und was unwichtig“, pandemie-bedingt notwendig. Mitsprache für ein freies demokratisches Deutschland und Verantwortung für die hiesige Gesellschaft mittragen, demokratische Werte zum Ausdruck bringen. Diese und viele spannende Fragen wurde ausdiskutiert und Familien aus Afghanistan, dem Iran, Syrien und Eritrea sowie Deutschland sind zu einer bunten Tafel zusammengekommen.

    Fairburg e.V. im Porträt in der badischen Zeitung

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    Die Badische Zeitung hat ein Porträt über den lokalen samo.faPlus-Partner Fairbug e.V. aus Freiburg veröffentlicht. Die Mitglieder des Vereins Fairburg stammen aus derzeit 15 Herkunftsländern und engagieren sich in Projekten wie samo.faPlus für die Teilhabe von Menschen mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte.

    Das ganze Porträt gibt es hier zu lesen (allerdings mit kostenloser Anmeldeschranke).

    Interview mit Miriam Brinks von der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein e.V. (TGS-H)

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    Miriam Brinks ist die Koordinatorin von samo.faPlus bei der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein e.V. (TGS-H) in Kiel. Im Interview mit dem Scout-Magazin berichtet sie von den akuten Herausforderungen, vor denen Geflüchtete in Deutschland stehen und wie die Bedarfe der Zielgruppen im Projekt umgesetzt werden. Miriam Brinks hat den Masterstudiengang „Migration und Diversität“ absolviert und war lange Zeit auch ehrenamtlich aktiv. Ihr geht es zurzeit besonders um Homeschooling und Homeoffice, was für Familien mit Fluchtgeschichte eine besonders große Herausforderung darstellt.

    Das ganze Interview beim Scout-Magazin gibt es online hier zu lesen.

    Corona- Aufklärungskampagne aus der Mitte von Migrant*innenorganisationen Fachtag II „Flucht, Behinderung, Corona: Gesundheitsversorgung in schwierigen Zeiten“

    By | Alle Beiträge, Corona Kampagne, Gesundheit 2021 | No Comments

    Am 23. September 2021 setzte der Bundesverband mit einem zweiten Fachtag seine Aufklärungskampagne zur Gesundheitsversorgung von Geflüchteten fort. Dabei lag der Fokus auf der Selbsthilfe besonders vulnerabler Gruppen, wie schwangeren Geflüchteten oder Geflüchtete mit Behinderung.

    Der Fachtag, der in Kooperation mit PARITÄTISCHE Projekte gGmbH stattfand, beleuchtete Möglichkeiten der Selbsthilfe für die Betroffenen und Ihrer Angehörigen sowie um die Rolle von Migrant*innenorganisationen bei der nachhaltigen Etablierung entsprechender Angebote. Dabei wirft die Pandemie zusätzliche Aspekte und Fragen auf: Wie ist die Situation für Schwangere mit Fluchtgeschichte? Wie wirkt sich die Pandemie auf Geflüchtete mit Behinderung und ihre Angehörigen aus? Wie kann das Empowerment dieser vulnerablen Gruppen unter den aktuellen Corona-Bedingungen gelingen? Auch die Frage nach dem Umgang mit schweren Erkrankungen in Corona-Zeiten stellt sich aktuell besonders eindringlich.

    Antworten auf diese und viele weitere Fragen gaben Prof. Dr. Babette Müller-Rockstroh, Medizinethnologin und Professorin für Hebammenwissenschaft an der Hochschule Fulda, Merve Mutluhan, Sozialberaterin bei MINA-Leben in Vielfalt e.V. und Ayşe Şen-Mathussek, ehrenamtliche Seelsorgerin bei Muse e.V. Prof. Müller-Rockstroh, selbst Hebamme und Medizinethnologin, betonte in ihrem Vortrag die große Bedeutung migrantischer Organisationen für Gesundheit schwangerer Frauen. Sie hob dabei besonders die Wichtigkeit sprachlicher Verständigung und kultursensiblen Wissens hervor und berichtete über befürchtete Stigmatisierung oder entsprechende Erfahrungen auf Seiten der Schwangeren mit Fluchterfahrung. Merve Mutluhan macht mit ihrer Organisation seit einigen Jahren Angebote für Geflüchtete mit Behinderung: „Unser Team ist mehrsprachig einschließlich Gebärdensprache. Kultursensibler Umgang mit den Menschen ist eine Voraussetzung dafür, dass sich Selbstvertrauen aufbaut und Empowerment in Gang gesetzt werden kann.“

    Das bestätigt auch Ayşe Şen-Mathussek, die als eine von 23 ehrenamtlichen, muslimischen Seelsorgerinnen und Seelsorgern seit 2008 Menschen in Wiesbadener Moscheen, aber auch in Krankenhäusern, Hospizen, Alten- und Pflegeheimen begleitet. Sie weiß über die Rolle ehrenamtlich Aktiver: „Die psychische Belastung im Umgang mit schwierigen Themen und in der Seelsorge ist sehr hoch. Wir brauchen also viele Aktive, um die Belastung gut verteilen zu können.“ Beide betonen daher die besondere Bedeutung lokaler Vernetzung und Unterstützung durch die Kommunen. In den anschließenden Podiumsdiskussionen wurden die Themen vertieft. Zusammenfassend ließ sich ein Fazit ziehen: Selbsthilfe- und Unterstützungsangebote im Kontext Gesundheit erfordern ein hohes Maß an Vertrauen. Damit dieses sich entwickeln kann, ist eine kultursensible Herangehensweise unabdingbar. Ebenso unabdingbar ist auch hier das ehrenamtliche Engagement, das aber Hand in Hand mit hauptamtlichen Strukturen gehen und durch Supervisionen entlastet werden muss. All dies sind Eigenschaften und Kompetenzen, die migrantische Organisationen mitbringen und sie zu unabdingbaren Partner*innen in der lokalen Gesundheitsversorgung machen, vor allem wenn es darum geht, Angebote nachhaltig und zielgruppengerecht zu gestalten.

    Und wie geht’s weiter?
    Im Rahmen der Gesundheitskampagne finden derzeit an vielen samofa-Standorten mehrsprachige Infoveranstaltungen mit Ärzt*innen und medizinischem Personal mit Migrations-und Fluchtgeschichte für Geflüchtete statt. Die lokalen samofa-Koordinator*innen und ihre bewährten Netzwerke der ehrenamtlich Aktiven werden zudem durch ihre Kontakte in Geflüchtetencommunities problematische Entwicklungen im Zusammenhang mit der Pandemie aufnehmen und diese in die lokal-kommunalen Netzwerke weitertragen. Die Aktiven werden für ihren Einsatz im Kontext gesundheitlicher Vorsorgemaßnahmen besonders qualifiziert werden, eine Reihe weiterer Fachtage (der nächste ist am 5. Oktober von 10.00 – 13.30 Uhr) sollen den inspirierenden Wissenstransfer zwischen den Expert*innen aus der Praxis und aus Medizin und Forschung weiter fördern. Dieser 3. Fachtag wird sich mit den psychischen (Langzeit-) Folgen von Flucht und Migration unter dem Einfluss der Pandemie beschäftigen.

    Wir haben den Vorsitzenden des Bundesverbandes, Dr. Ümit Koşan, gefragt, welches Ergebnis er sich am Ende der Aufklärungskampagne wünscht:„Migrant*innenorganisationen sind wesentlicher Teil der Lösung, wenn es darum geht, eine gerechte und empathische Stadtgesellschaft zu erreichen, deren (Präventions-)Angebote allen in gleicher Weise zugänglich sind.“

    Der 2. Fachtag fand am 23. September 2021 digital statt.

    Corona: Aufklärungskampagne aus der Mitte von Migrant*innenorganisationen

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    Die „Corona: Aufklärungskampagne aus der Mitte von Migrant*innenorganisationen“ des BV NeMO startete mit einem Fachtag, bei dem sich das samofa-Netzwerk mit internen und externen Expertinnen und Experten zu erprobten und bewährten Methoden zur Gesundheitsvorsorge austauschte.
    Der Fachtag am 9. September hat es deutlich gemacht: Das samofa-Netzwerk ist in den Jahren seit Beginn des Projekts 2016 zu einem bundesweiten Expert*innennetzwerk gewachsen. Die über 30 Standorte haben  Methoden entwickelt und erprobt, mit denen Geflüchtete erreicht und unterstützt werden können. Hierzu haben die lokalen Koordinator*innen in den letzten Jahren lokale Netzwerke von Aktiven aufgebaut, die aufgrund ihrer eigenen Migrations- und / oder Fluchterfahrung und ihrer Sprachenvielfalt gute Zugänge zu Menschen aus unterschiedlichsten migrantischen Communities haben. Diese gewachsenen und vertrauten Zugänge sind ein wesentlicher Baustein der Corona-Aufklärungsaktion.
    Das Besondere des Fachtags „Corona: Aufklärungskampagne aus der Mitte von Migrant*innenorganisationen“  lag in dem intensiven Austausch der samofa-Koordinator*innen zur gesundheitlichen Aufklärung Geflüchteter. „Wir haben in unserem Kompetenznetzwerk unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte, einer davon ist die Gesundheitsvorsorge. Diejenigen Standorte, die sich bereits seit vielen Jahren in diesem Themenfeld engagieren, konnten ihre bewährten Methoden dem Gesamtnetzwerk zur Verfügung stellen. In kollegialem Austausch wurde diskutiert, wie diese Methoden transferiert werden können. Dieser Wissenstransfer ist als ein weiterer Baustein elementar wichtig, um die Corona-Aufklärungskampagne des BV NeMo in den kommenden Wochen erfolgreich umzusetzen.“,  erläutert  Projektkoordinatorin Martina Möller.
    Erfolgreich bedeutet in diesem Fall: möglichst viele Menschen, die noch nicht ausreichend über fundierte Informationen zur Pandemie im Allgemeinen und zu Impfungen im Besonderen verfügen, aufzuklären. „Gesundheitsvorsorge erfordert ein ganz besonders hohes Maß an Vertrauen in die Quelle der Informationen. Dafür müssen Aktive von ihren Communities ausgewählt werden.“, weiß die samofa-Koordinatorin Septi Panca Sakti. Sie gestaltet in Fulda Angebote, um geflüchtete Frauen zu stärken. Lamine Conté und Lillian Kababiito Petry, lokale samofa-Koordinator*innen aus Saarbrücken, genießen in ihren Communities eben dieses Vertrauen: „Wir konnten bei der ersten Impfaktion in unseren Räumen über 100 Geflüchtete dafür gewinnen, sich impfen zu lassen.“
    Solche Aktionen sind umso erfolgreicher, je besser die Migrant*innenorganisationen in lokale Gesundheitsnetzwerke eingebunden sind. „Wir brauchen eine engere Zusammenarbeit über Disziplinen hinweg, z.B. Ärzt*innen und Jurist*innen sollten mit MSOs zusammenarbeiten.“ stellte Dr. Sascha Krannich in seinem Vortrag fest. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Medizin und Mitglied der Forschungsgruppe Migration und Menschenrechte (FGMM) an der Justus- Liebig-Universität Gießen untersucht er seit vielen Jahren Migrations-, Integrations- und Entwicklungsprozesse.  Diese enge Zusammenarbeit ist seit langem schon erklärtes Ziel von Maimouna Ouattara, die sich in Berlin für Diversität in der Medizin einsetzt: „Die Expertise von Migrant*innenorganisationen und ihre Beteiligung an der Gesundheitsförderung wird von den Ämtern und Behörden noch längst nicht ausreichend gesucht.“
    In den kommenden Wochen und Monaten wird es für die an der Corona- Aufklärungskampagne beteiligten Standorte nun darum gehen, mehrsprachige Infoveranstaltungen mit Ärzt*innen und medizinischem Personal mit Migrations-und Fluchtgeschichte für Geflüchtete durchzuführen. Die lokalen Koordinator*innen und ihre bewährten Netzwerke der ehrenamtlich Aktiven werden durch ihre Kontakte in Geflüchtetencommunities problematische Entwicklungen im Zusammenhang mit der Pandemie aufnehmen und diese in die lokal-kommunalen Netzwerke weitertragen. Die Aktiven werden für ihren Einsatz im Kontext gesundheitlicher Vorsorgemaßnahmen besonders qualifiziert werden, eine Reihe weiterer Fachtage (der nächste findet am 23. September von 10.00 bis 13.30 Uhr statt) sollen den inspirierenden  Wissenstransfer zwischen den Expert*innen aus der Praxis und aus Medizin und Forschung weiter fördern. Wir haben den Vorsitzenden des Bundesverbandes, Dr. Ümit Koşan, gefragt, welches Ergebnis er sich am Ende der Aufklärungskampagne wünscht: „Migrant*innenorganisationen sind wesentlicher Teil der Lösung, wenn es darum geht, eine gerechte und empathische Stadtgesellschaft zu erreichen, deren Angebote allen in gleicher Weise zugänglich sind.“

    Dr. Sascha Krannich ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Medizin und Mitglied der Forschungsgruppe Migration und Menschenrechte (FGMM) an der Justus- Liebig-Universität Gießen und untersucht seit vielen Jahren Migrations-, Integrations- und Entwicklungsprozesse.

    Migrativ Folge 10: Situation in Afghanistan – Was passiert mit den Listen?

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    Die neue Folge von “Migrativ – Migrant und Aktiv” ist erschienen!

    Die Situation in Afghanistan verschlechtert sich. Menschen werden von den Taliban gejagt. Frauen haben Angst um ihre Rechte. Eltern möchten ihre Kinder beschützen und Kinder sorgen sich um ihre Eltern. Alle versuchen zu fliehen, in Sicherheit zu kommen. Doch erst werden sie auf Listen gesetzt.

    „Schicken Sie uns Ihren Namen, Geburtsdatum, Kopie des Ausweis usw … sie kommen dann auf eine Liste“. Das ist momentan die Kernaussage bei allen Hilfsangeboten. Wie viele Listen gibt es denn schon und was wird denn überhaupt damit gemacht? Das wissen viele nicht. Es ist so, als wäre das Argument mit der Liste die Strategie, um Leute zu beruhigen.

    Es klappt vielleicht auch, denn es gibt Vielen das Gefühl, dass etwas passieren wird, dass sie oder ihre Familienangehörigen bald sicher sein werden.

    Das kann auch das gegenteilige Gefühl bringen, denn es ist eine Liste von Menschen, die gegen die Taliban sind und deshalb vor ihnen fliehen. Sie wissen nicht, was mit ihren Daten passiert. Vor allem, wenn sie trotz der Listen nicht evakuiert werden. Weil, ja, die Listen nutzen wirklich nichts.

    Das wurde am 27.8. bei der Aktion von „Luftbrücke Kabul“ bewiesen. Von hunderten Menschen, für die eine sichere Unterkunft gesichert war, die alle offiziell auf Listen des Auswärtigen Amtes registriert waren, konnte die Gruppe nur 18 Menschen aus Kabul in Sicherheit bringen. Das alles, weil sich die deutsche Regierung geweigert hat, eine E-Mail zu schreiben, um den Transport freizugeben. Wozu fragen sie dann nach den Listen? Ist es eine Strategie, um zu zeigen, dass sie etwas unternehmen?
    Am 29.8. konnte die „Luftbrücke Kabul“ mit amerikanischer Unterstützung 189 Menschen helfen, die nun in Doha und Riad auf die Weiterreise warten.

    In der neuen Folge vom Podcast „Migrativ – Migrant und Aktiv“ geht es nicht nur um eine Person, sondern um ein ganzes Land, eine ganze Community, die momentan in Angst lebt und darauf wartet, Hilfe zu bekommen.

     

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