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Abschließende Pressemitteilung: Vierte samo.faPlus Bundesdialogkonferenz „Einwanderungsstädte und Menschen mit Fluchtgeschichte. Licht und Schatten in schwierigen Zeiten“

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Teilhabe: Es darf durch Corona keinen Rückschritt geben!

Das ist die Botschaft der diesjährigen samo.faPlus-Bundesdialogkonferenz. Gegenüber den Vorjahren gab es einen Perspektivwechsel. Früher standen die Geflüchteten selbst und samo.fa-Aktivitäten im Zentrum. Diesmal die Städte: also der Ort, wo die Menschen zusammenleben.
Knapp 70 Teilnehmende und Referent*innen nutzten den digitalen Raum, um darüber zu diskutieren, inwieweit sich die Städte in den letzten Jahren weiter zur Teilhabe von Menschen mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte geöffnet haben.
In ihrer Einführung machten Dr. Ümit Koşan und Dr. Wilfried Kruse noch einmal darauf aufmerksam, worum es in samo.fa ging und geht: Neben der konkreten Unterstützung für Menschen mit Fluchtgeschichte war dies stets: dass Städte sich so verändern, dass sie offener für Vielfalt und aufmerksamer für Menschen werden, die sich in besonderen Risikolagen befinden. Hierzu leisteten samo.fa und die Migrant*innen-Organisationen, die damit verbunden sind, selbst einen Beitrag, gewissermaßen als aktive und praktische Treiber. Unsere Lokalen Dialogkonferenzen sind ein gutes Beispiel dafür.

Städte sind anders geworden, aber noch nicht genug
Frage also: Haben sich unsere Städte in diesem positiven Sinne verändert? Hier muss offenkundig zwischen zwei Phasen unterschieden werden: (1) die Entwicklung von 2016 bis Februar 2020, also bis zum Beginn der Pandemie und (2) dem Ausbruch der Pandemie bis heute.
Die Erfahrungen „vor Ort“ und die Querauswertung der Städtedossiers 2019 zeigen: unsere Städte sind in diesen Jahren anders geworden, vielfach auch durch Impulse und Anregungen von samo.fa und die sie tragenden Migrantenorganisationen. Hier nachzulesen: Schon viel erreicht, noch viel zu tun. Querauswertung-Jahresdossiers 2019
Die sozialen Dienstleistungen, die von Migrant*innen-Organisationen erbracht wurden und werden und ihre Möglichkeiten der vertrauensvollen Kontakte mit Geflüchteten wurden in Anspruch genommen; Kompetenzen wurden zunehmend anerkannt. Aber: von einer Teilhabe „auf Augenhöhe“ konnte in den meisten Fällen noch nicht die Rede sein, weder in Steuerungsgremien noch auf der strategischen Ebene. Ausnahmen bestätigen die Regel. Es gab Teilhabe-Fortschritte, aber sie blieben gebremst.

An drei Fall-Beispielen – Bochum, Freiburg und Lübeck – bot sich bei der Bundesdialogkonferenz die Gelegenheit konkret nachzuprüfen, welches Licht und welchen Schatten es in Hinblick auf Teilhabe in unseren Städten gibt. In allen drei Städten – so unterschiedlich sich das im Einzelnen darstellt – wurden große Teilhabe-Fortschritte erzielt, wichtige Projekte auch mit Unterstützung der Kommunen initiiert, aber überall war noch „Luft nach oben“: bei der Förderung von Begegnungsräumen ebenso wie in konzeptionell-strategischen Fragen oder auch darin, dass Migrant*innen-Organisationen immer wieder die Rolle von „Bittstellern“ zugeschoben wird. Und dann kam Corona.

Corona ist ein Prüfstein für Teilhabe
Kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie formulierte der BV NeMO in einer Positionierung die Befürchtung, dass es zu einem Teilhabe-Rückschritt kommen könnte. Das wäre sehr brisant, weil zugleich befürchtet werden muss, dass die Corona-Krise die Menschen sozial unterschiedlich trifft. Beobachtungen „vor Ort“ zeigten, dass diese Befürchtungen nicht von der Hand zu weisen sind. Dem Vorschlag, die Migrant*innen-Organisationen in das lokale Krisenmanagement von Anfang an „auf Augenhöhe“ miteinzubeziehen, wurde wenig gefolgt. Zugleich war auch in dieser Phase und bis heute auf samo.fa und die sie tragenden Migrant*innenOorganisationen Verlass, auch beim von Corona erzwungenen Umbau der Arbeitsweise, einschließlich verstärkter digitaler Kommunikation. Das Engagement der ehrenamtlich Aktiven war und ist gerade in der Corona-Krise unverzichtbar.
Nun schnellen die Infektionszahlen erneut in die Höhe und wir erleben einen erheblichen Druck auf die Migrant*innen-Organisationen und auch auf samo.fa, erneut aufklärend tätig zu werden.
Hintergrund ist, dass oftmals klischeehaft davon ausgegangen wird, dass vor allem bestimmte Gruppen von Menschen mit Einwanderungsgeschichte zu den Corona-Treibern gehören. In dieser erneuten Periode hoher Infektionsgefährdungen und zu befürchtender verschärfter negativer sozialer Folgen sind die Forderungen nach Teilhabe, Frühwarnung und Risikoprävention aktueller denn je.

Hier sind entsprechende Positionierungen und Forderungen des BV NeMO nachzulesen:
o BV NeMO – Positionierung 1 vom 15.4.2020: Teilhabe „vor Ort“ darf nicht vertagt
werden!
o BV NeMO – Positionierung 2 vom 2.5.2020: Kinder der Einwanderungsgesellschaft –
Bildungsrückschläge nicht hinnehmen
o BV NeMO: Sofortprogramm Anti-Rassismus notwendig 12.8.2020

Stadtgesellschaft neu denken
Es zeigt sich: Die Menschen mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte bekommen andere Städte, solche, in denen sie in Vielfalt und mit Respekt und voller Teilhabe gut und gerne leben, nicht geschenkt. Forderungen zu stellen, auf Missstände hinzuweisen und das eigene aktive Einbringen auch bei praktischen Lösungen sind nach wie vor gefordert. Gebraucht wird auch eine eigene Vision über die Stadt: Stadtgesellschaft neu denken! ist die Überschrift der Programmbroschüre von BV NeMO. Deshalb war es auch auf dieser Dialogkonferenz wichtig, die Bestandsaufnahme in konkrete Utopien münden zu lassen, die orientieren und ermutigen. Es ging dabei nicht etwa um rosarote Zukunftsbilder, sondern um die Richtung, die bei der täglichen Arbeit und Auseinandersetzung
eingeschlagen werden sollte.

Was macht eine Stadt für alle aus?
Stadtlabor (Dr. Jelka Günther, Georg-August-Universität Göttingen) bezog sich hier sowohl
auf „Stadt als Labor“, nämlich im Sinne der praktischen Erprobung guter und tragfähiger Lösungen, aber auch Stadtlabor im Sinne einer engen Zusammenarbeit mit ortsansässiger anwendungsorientierter und aufgeklärter Wissenschaft. Unter dem Stichwort „Solidarische Stadt“ (Prof. Dr. Frank Eckhardt, Bauhaus Universität Weimar) öffnete sich der Horizont weiter auf sozio-ökologischen Wandel der Stadtgesellschaft und der Bekämpfung sozialer ökologischer Ungleichheiten. Solidarisches Denken und Handeln sind jedoch keine Utopie. Dort, wo die Menschen Mut haben und Verantwortung übernehmen, entstehen bereits heute „Sichere Häfen“ für Bedürftige.
Immer mehr Städte bundesweit treten dem Netzwerk bei. Der BV NeMO Vorstandsvorsitzende Ümit Koşan hat im Vorfeld in einem Videogespräch mit dem Sprecher des Netzwerks „Sichere Häfen“, dem Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert, die gemeinsamen Anliegen herausgestellt. Aus der Video-Botschaft des Potsdamer Oberbürgermeisters an die samo.faPlus-Bundesdialogkonferenz:

„Wir und samo.fa sind zwei Seiten einer Medaille: beide wollen den Menschen eine Heimat
gewähren, aber auch das Leben vor Ort gestalten. Das, was wir in Potsdam erreicht haben, hätte es ohne Migrant*innen-Organisationen nie so gegeben. Es geht um viel mehr, als Fragen nach Wohnung oder Arbeit. Wir haben die Öffentlichkeit aufgerüttelt, welche zynische Diskussionen zugelassen hat, ob die Menschen im Mittelmeer sterben gelassen werden sollen. Wir sind laut geworden. Der nächste Schritt wäre – gemeinsam noch lauter zu werden. Gerade mit Hinblick auf die EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands und auf die kommenden Bundestagswahlen. Wir müssen noch enger zusammenrücken und eine Stimme für diejenigen erheben, die diese Stimme nicht haben“.

Die gesamte Pressemitteilung gibt es hier zum Download. 

Die Präsentationen der Teilnehmenden gibt es hier.

Das Programm der Konferenz gibt es hier. 

Ein Jahr nach dem Terroranschlag in Halle

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Am 9. Oktober jährt sich der Terroranschlag von Halle mit zwei Toten zum ersten Mal. Es ist aber bei weitem nicht der erste und leider nicht der letzte antisemitische, rassistische und rechtsextremistische Überfall in der jüngsten deutschen Vergangenheit gewesen. Am 19. Februar 2020 sind neun weitere Menschen einem rassistischen Attentat in Hanau zum Opfer gefallen. Diese Kette von gewaltsamen abscheulichen Übergriffen soll unterbrochen werden. Um hier ein deutliches Nein zu sagen, hat das Projekt samo.fa im 2. Halbjahr 2020 den Antirassismus zum Schwerpunkt seiner Arbeit erklärt.
Der Rassismus hat viele Gesichter. Das sind nicht nur terroristische Übergriffe. Dazu gehören genauso viele kleinere und größere Missstände, die uns im Alltag begleiten. Der Alltagsrassismus wird von Betroffenen oftmals als besonders verletzend und bedrohlich empfunden, weil er gewissermaßen „nebenbei“ geschieht und von der Öffentlichkeit geduldet bzw. als das geringere Übel abgetan wird.
Das bundesweit in mehr als 30 Städten seit 2016 laufende Projekt „Aktive aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit“ (samo.fa) ist nahe bei den Menschen mit Flucht- und Einwanderungsgeschichte. Rassismus ist also stets ein Thema.
Aktuelle Beobachtungen der lokalen samo.fa-Koordinator*innen sprechen eine deutliche Sprache: In Verbindung mit der Corona-Krise zielt rassistische Diskriminierung vor allem auch im Alltag darauf, Menschen, denen Fremdheit zugeschrieben wird, für Gefährdungen des deutschen „Wir“ verantwortlich zu machen. Es geht hier also um viel mehr als Vorurteile oder Unwissenheit: Rassismus rechtfertigt und betreibt Diskriminierung und Ausgrenzung. Dabei trifft – in ziemlich umfassendem Sinne – Alltagsrassismus jene Menschen, die man aufgrund den ihnen zugeschriebenen Merkmalen und Eigenschaften oder dem bloßen Augenschein mit der gesellschaftlichen Problemlage in Verbindung bringen kann oder will.
In seiner Positionierung zur „Corona-Krise“ vom 8. April hat der Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen festgestellt: „Das Zurückdrängen von Rassismus, Menschenfeindlichkeit und völkischem Nationalismus bleibt auch – oder gerade – in dieser Krise eine zentrale Herausforderung“.
In seinen weiteren Stellungnahmen diesbezüglich forderte der Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen „ein Sofortprogramm, das zwingend die lokal-kommunale Ebene mit einschließen muss“, denn es sei besonders wichtig, dass „die Abwehr von Rechtsextremismus und Rassismus rasch und unmittelbar bei den Menschen vor Ort ankommt und spürbar wird“. „Die Perspektive und Erfahrungswelt der von Rassismus unmittelbar Betroffenen muss in allen Phasen und Ebenen eine zentrale Rolle einnehmen“.
Als Reaktion auf die rechtsterroristischen Morde in Hanau hatte die Bundesregierung einen Kabinettsausschuss „zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus“ gebildet.
Der Kabinettausschuss wurde unbefristet eingesetzt. Er tagt also längstens bis zum Ende der aktuellen Legislaturperiode. Für dieses Jahr sind noch zwei weitere Sitzungen geplant. Bis zur dritten Sitzung soll ein konkreter beschlussfähiger Maßnahmenkatalog entwickelt werden.

 5 Jahre BV NeMO

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Neue politische Stimme lokaler Verbünde in Deutschland

  1. September 2015: In Dortmund wurde der Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen (BV NeMO) gegründet: unabhängig von Kirchen, Parteien und Regierungen und vor allem herkunfts- und kulturübergreifend. Aus sieben Verbünden, die sich zu dem „Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. (NeMO)“ zusammengetan haben, sind es heute 20 geworden; weitere kommen hinzu. In den lokalen Verbünden sind heute bundesweit ca. 700 Migrant*innenorganisationen zusammengeschlossen. Die Verbünde sind aus dem lokalen Geschehen nicht mehr wegzudenken: sie sind nahe bei den Menschen mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte und haben eine einflussreiche lokale Stimme.
  2. September 2020: In Dortmund kommen Aktive aus 30 Städten Deutschlands zusammen, die sich seit 2016 in der lokalen Flüchtlingsarbeit engagieren. Sie alle – Koordinator*innen und ehrenamtlich Aktive – gehören zum Projekt samo.fa. samo.fa steht für „Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen“ und baut auf lokalen Vereinen und Verbünden von Migrant*innen, die wie kaum jemand sonst imstande waren, auf die drängendsten Bedürfnisse der geflüchteten Menschen – mit Sachverstand und gebündelter Erfahrung – einzugehen und sie auf ihrem schwierigen Weg in den neuen Alltag zu begleiten. samo.fa ist eines der wichtigen Projekte des Bundesverbands Netzwerke von Migrantenorganisationen.

2015 – 2020: Fünf Jahre Bundesverband NeMO, das ist eine Erfolgsgeschichte in schwierigen Zeiten. Als aktiver Bundesverband „feiert“ NeMO sein Jubiläum, in dem gearbeitet wird: in einer Tagung in Dortmund, am Jahrestag und Ort der Gründung.

Die ehrenamtlich Aktiven werden gewürdigt. Das bürgerschaftliche Engagement hat sich als eine der wichtigsten Kräfte gezeigt, die Menschen mit Fluchtgeschichte zu unterstützen und für Teilhabe einzutreten. Menschen und Migrant*innenorganisationen leisteten einen besonders unverzichtbaren Beitrag.

samo.fa mit Hunderten von ehrenamtlich Aktiven, die sich engagieren, ist ein gutes Beispiel, aktuell in besonderer Weise in der Corona-Krise. Deswegen ist diese Dortmunder Tagung eine gute Gelegenheit, die Arbeit der ehrenamtlich Aktiven in besonderer Weise zu würdigen.

Begrüßt werden die Ehrenamtlichen – per Videobotschaft – von der Staatsministerin und Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Annette Widmann-Mauz, und persönlich vom Dortmunder Stadtdirektor Jörg Stüdemann. Dies findet am Freitag, den 18.09.2020 um 9:00 Uhr in den Räumen des Alevitischen Kulturzentrums DAKME (Körnerbachstr. 49-51, 44143 Dortmund) statt.

Eine Mini-Performance. Am Eröffnungstag der samo.fa Bundesnetzwerksitzung, am Donnerstag, den 17.09.2020 um 14:30 Uhr, treffen sich die Sitzungsteilnehmende zu einer Mini-Performance „Wir sind Viele“ vor dem Alten Rathaus Dortmund, am Friedensplatz 5, also dort, wo auf den Tag genau vor 5 Jahren der BV NeMO ins Leben gerufen wurde.

Politiker*innensprechstunde bei Dr. Karamba Diaby, MdB

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Am 22.06.2020 nahmen die samo.fa Koordinatorin, Satenik Roth, und drei ehrenamtlich Aktive aus Halle (Saale) an der Politiker*innensprechstunde von Hr. Dr. Karamba Diaby, MdB teil.

Mit diesem Treffen startet samo.faPlus Halle (Saale) eine Reihe von strategischen Treffen, bei denen Geflüchtete und Ehrenamtliche die Möglichkeit bekommen, mit Vertreter*innen der Politik zu diskutieren, ihre Meinungen zu konkreten bzw. aktuellen Themen zu äußern.

Nach einer Vorstellung der Ehrenamtlichen und noch bevor die angekündigten Themen behandelt wurden, wollte Herr Dr. Diaby zunächst wissen, welche Fragen die anwesende Frauen* mit Fluchtgeschichte am meisten betreffen. Dabei kamen zwei Themen, strukturelle Diskriminierung in der Arbeitswelt aufgrund des Kopftuches und Benachteiligung der Menschen mit Duldung, zur Sprache.

Bei dem Gespräch wurde die Wichtigkeit der politischen Teilhabe der Menschen mit Migrationsgeschichte hervorgehoben. Diese Begegnung stärkte das Selbstbewusstsein der Beteiligten und weckt ihr Interesse, politisch aktiv zu werden bzw. das politische Leben mitzugestalten.

Die Teilnehmerinnen* haben einige Tipps und Kontakte für ihre konkrete Bewerbung bekommen. Das Gespräch verlief in einer lockeren Atmosphäre. Da das Büro nicht groß ist, durften nur drei Ehrenamtliche zum Gespräch dabei sein, dafür wurde den Aktiven angeboten, einen zweiten Termin für die anderen Teilnehmer*innen zu vereinbaren.

Ehrenamtliche und deren Fragen standen im Mittelpunkt der Politiker*innensprechstunde bei Dr. Karamba Diaby, MdB

Saarbrücken: Resolution gegen Rassismus und Gewalt

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Der Stadtrat von Saarbrücken hat am 30. Juni 2020 eine entsprechende Resolution verabschiedet. Ausgelöst durch den rassistisch motivierten Angriff auf einen Studierenden aus Gabun am 6. Juni 2020 hatte der  Integrationsbeirat diese Resolution eingebracht.

In der Resolution gibt sich der Stadtrat die Aufgabe, zu überprüfen, „mit welchen Maßnahmen sie die Vorbeugung gegen rassistisch motivierte Gewalt in Saarbrücken stärken kann, und ruft dabei zivilgesellschaftliche und institutionelle Partnerinnen und Partner an einen Tisch.“

Näheres auch unter: https://www.saarbruecken.de/rathaus/stadtpolitik/integrationsbeirat

Dies ist nur eine von drei wichtigen Maßnahmen, die den Saarbrücker  Integrationsrat derzeit beschäftigen: neben der aktuellen Rassismusdebatte geht es auch um die Umsetzung des Aktionsprogramm des Integrationsrat und eine inhaltliche Prüfung des Saarbrücker Integrationskonzept.

Im Kern des Aktionsprogramms, das der Vorsitzende Lamine Conté am  30.06.2020 dem Stadtrat vorgestellt hat, steht der Wunsch nach einer veränderten Stadtpolitik, die mehr Beteiligung von Migrant*innenorganisationen und eine aktivere Rolle der migrantischen Bevölkerung Saarbrückens am Stadtgeschehen ermöglicht.

Das Integrationskonzept, das als Grundlage dient für die Integrationspolitik der kommenden Jahre, wird vom Integrationsbeirat als nicht klar und nachprüfbar genug bemängelt. Er schlägt vor, das Konzept durch eine Kommission unter der Führung des Integrationsrat zu modifizieren. An der Kommission sollen sich Migrant*innenorganisationen, Wohlfahrtsverbände, Politik und Verwaltung beteiligen.

Wir wünschen dem Integrationsbeirat und seinem charismatischen Vorsitzenden Lamine Conté am samo.fa-Standort Saarbrücken viel Kraft und Mut!

Es bleibt spannend!

Zu weiteren Aktivitäten der Verbünde im BV NeMO gegen Rassismus.

 

 

 

 

Köln: Mit vereinten Kräften gegen Rassismus

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Der samo.faPlus Standort Köln bietet zwischen Mai und November 2020 in Kooperation mit dem ARIC-NRW (Anti-Rassismus-Informations-Centrum)  ein mehrteiliges Webinar zum Thema „Alltagsrassimus und Diskriminierung“ an, in denen die verschiedenen Typen, Merkmale und Ausprägungen von Rassismus und der Diskriminierung intensiv diskutiert werden sollen. Das Webinar besteht aus folgenden Teilen:

  • Einführung in die Workshopsreihe: (Alltags)Rassismus
  • Antisemitismus
  • Antiziganismus
  • Homophobie
  • Rassismus in der Werbung
  • Institutioneller Rassismus
  • Abschlussdiskussion “Wie rassistisch bin ich?”

Die Proteste der letzten Wochen haben gezeigt, dass eine Auseinandersetzung mit Rassismus als strukturellem und alltäglichen sozialen Problem zwingend notwendig ist.

Zwar ist die Zeit der offiziellen Kolonialisierung vorbei, seine Strukturen setzen sich jedoch in rassistischem Denken und Handeln bis heute fort. Daher ist es notwendig, dass wir gemeinsam Rassismus und seine Ursachen bekämpfen.

In dieser unverzichtbaren Rolle sehen sich auch die teilnehmenden migrantischen Organisationen im Projekt samo.faPlus. Aktuell beteiligen sich alle samo.faPlus Koordinierungsstellen an verschiedenen Aktionen und Demonstrationen, planen und führen Aktivitäten zum Thema durch. Engagement und Maßnahmen gegen Rassismus gibt es bereits seit Beginn des Projektes im Jahre 2016.

Ein Schwerpunkt des Projektes widmet sich in der zweiten Hälfte 2020 dem Bereich „Aktive aus Migrant*innenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit: Schutz vor Rassismus, Diskriminierung und Anfeindungen“, da auch Ehrenamtliche und Mitarbeiter*innen, die sich für und mit Geflüchteten engagieren, zunehmend rassistischen Anfeindungen ausgesetzt sind Siehe dazu auch Stellungnahme des BV NeMO xyxy (link einfügen).

Interessierte können sich direkt an die Koordination von samo.fa Köln für eine Anmeldung zum Webinar wenden: info@solibund.de. AO

 

 

BV NeMO: Kommunale Handlungsfähigkeit zentral Brief an Leipzigs OB und  Präsident des Deutschen  Städtetags

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Der Vorstand des BV NeMO erklärt in einem Schreiben an Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und Präsident des Deutschen Städtetags: „dass wir die Notlage, in der sich viele Kommunen nicht nur, aber vor allem verstärkt durch die Corona-Krise befinden, sehen und in der Forderung nach nachhaltiger Unterstützung für die Sicherung kommunaler Handlungsfähigkeit an Ihrer Seite sind.“

Der BV NeMO als Zusammenschluss lokaler Verbünde weiß, wie zentral diese Handlungsfähigkeit „vor Ort“ insbesondere auch für die Menschen mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte ist. Er schlägt vor, in einem Gespräch „Punkte gemeinsamen Interesses“ zu erörtern. Anlass des Briefs waren auch „Fragen zur Prävention und Schutzstrategien in Gemeinschaftsunterkünften in Leipzig“, mit denen sich Migrant*innenvereine und samo.fa Anfang Mai an den Oberbürgermeister gewandt hatten.

Der Brief ist hier zu lesen.

Hannover: Masken für Geflüchtetenunterkünfte

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Im Rahmen von samo.faPlus brachte der lokale Partner MiSO-Netzwerk Hannover e.V. den Bewohner*innen der Unterkunft Alt-Vinnhorst  Ende April 180 selbstgenähte Alltagsmasken vorbei. Initiiert hatte diese Aktion samo.faPlus-Verantwortliche Séverine Jean, mit dabei war auch MiSO-Geschäftsführer Mario Runde. In Empfang nahmen – stellvertretend für alle Bewohner*innen der Unterkunft – Jessy N’Doumou und Alain Idodo. Die bunten Gesichtsmasken stammen von der Initiative für Internationalen Kulturaustausch in Linden (IIK). Deren Leiterin Lipi Mahjabin Ahmed: “Wir freuen uns, mit dieser Aktion bei der geltenden Maskenpflicht einen praktischen Beitrag für Geflüchtete zu leisten.”

Schon vor dem Termin in Vinnhorst hatte Ahmed ein Heim in Linden-Nord besucht und dort ein Paket mit 80 Stoffmasken übergeben. Magdalena Janyska, Sozialarbeiterin in der ebenfalls von der EHC betriebenen Unterkunft Steigertahlstraße, nahm die Spende erfreut entgegen. Auch Heimleiterin Olga Issak bedankte sich bei der IIK für die willkommene Unterstützung.

Lipi Mahjabin Ahmed und die fleißigen Näherinnen wollen weiter Masken fertigen und kostenlos abgeben, nicht nur, aber auch an Geflüchtete. Alle Informationen zu den Masken sind hier zu finden.

Dort finden sich auch andere hilfreiche Angebote, z.B. Infos zu Corona in mehr als 12 Sprachen

Der Stadt-Anzeiger West vom 7. Mai 2020

 

Halle: Kuchen und Masken – Vernetzung durch ehrenamtliches Engagement

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Dankeschön-Aktion “Kuchen tut gut” am Tag der Anerkennung von Freiwilligen

Die Vertreterinnen des lokalen samo.faPlus-Partners Verband der Migrantenorganisationen Halle (VeMO) e.V. und Ehrenamtliche nutzten den „Tag der Anerkennung von Freiwilligen“ am 20. April, um den Menschen danke zu sagen, die in den vergangenen Wochen die medizinische und pflegerische Betreuung unter erschwerten Bedingungen aufrechterhielten.

Am 08.05.2020 wurde ein selbstgebackener Dank an das Diakonie Krankenhaus überbracht. „Die Unterstützung, die derzeit gebraucht wird, kann jeder geben. Denn wie heftig die Pandemie die Kliniken trifft, das hängt davon ab, wie sich jeder und jede Einzelne verhält.“, so die samo.faPlus-Koordinatorin Olga Hollek.

Außerdem haben die Ehrenamtlichen des samo.faPlus-Cafés in den letzten Wochen Masken genäht, die im Quartiersladen in Halle-Neustadt, in einem Stadtteil mit  verhältnismäßig hohem Migrationsanteil, zur weiteren Verteilung abgegeben wurden. Quartiersmanagerin Frau Ludwig freute sich besonders über dieses ehrenamtliche Engagement der Geflüchteten und brachte den Dank auch auf der Webseite zum Ausdruck.

Satenik Roth, lokale Koordinatorin von samo.faPlus in Halle

BV NeMO solidarisiert sich mit dem Kommunalen Bündnis “Städte Sicherer Häfen”

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Der Vorstand des Bundesverbands Netzwerke von Migrantenorganisationen (BV NeMO) sieht den Bundesverband in enger Nachbarschaft zum Anliegen des Kommunalen Bündnisses „Städte Sicherer Häfen“. In einem Brief, den der Vorsitzende des BV NeMO, Ümit Koşan, an den Sprecher des Bündnisses, den Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert, richtete, heißt u.a.: „Wir sind wie Sie der Auffassung, dass wir hier in Deutschland viel mehr Menschen auf der Flucht aufnehmen können und müssen.” Die Städte seien dafür gut gerüstet, nicht zuletzt auch durch das Engagement vieler Migrant*innenorganisationen „vor Ort“. Vorgeschlagen wird ein gemeinsames Gespräch mit dem Ziel einer engeren Zusammenarbeit.

Die übergroße Mehrheit der Städte, in denen samo.faPlus aktiv ist, sind mittlerweile Mitglied des Kommunalen Bündnisses „Städte Sicherer Häfen“; es fehlen aktuell lediglich 5, nämlich Dresden, Erfurt, Fulda, Mönchengladbach und Stralsund.

Freiburg: Evakuierung anzetteln! Eine Plakat-Aktion zu #LeaveNoOneBehind

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Unser lokaler Partner in Freiburg, FAIRburg e.V. macht mit einer Plakat-Aktion auf die Kampagne #LeaveNoOneBehind aufmerksam.
Gemeinsam mit dem Netzwerk für Gleichbehandlung, Radio Dreyeckland mit der Geflüchteten-Redaktion “Our Voice” und “Here and Black” fordern sie dazu auf, sich den Forderungen der Seebrücke anzuschließen:
  • die sofortige Evakuierung aller Menschen aus den überfüllten Lagern an der EU-Außengrenze und ihre Unterbringung in aufnahmebereiten Ländern und Kommunen, wo sie angesichts der Corona-Pandemie den dringend notwendigen Zugang zu medizinischer Versorgung haben können
  • den sofortigen Stopp der Unterstützung der staatlichen Gewalt an der EU-Außengrenze
  • die bedingungslose Wahrung der Menschenrechte und die Wiederherstellung des Zugangs zu Schutz und Asylverfahren in der Europäischen Union

Neues vom Refugee Radio Potsdam

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Unser lokaler samo.fa+ Koordinator Obiri Mokini war am 20.04.2020 wieder mit dem Refugee Radio auf Sendung. Diesmal kamen Geflüchtete zu Wort, die sehr eindrücklich über die Zustände in Gemeinschaftsunterkünften berichteten und dabei auch betonten, dass bereits bestehende Probleme, sowohl was die Wohnsituation als auch die allgemeinen Lebensbedigungen, durch die Coronakrise nur sichtbarer wurden: „Corona, in essence, has just removed the cover from the problems that have already existed among the asylum seekers in Germany“, sagte eine geflüchtete Frau. Auch würden wichtigen Informationen, z.B. was zu tun ist, wenn Symptome auftreten, viele Geflüchtete nicht erreichen.

Außerdem tauscht sich Frau Dr. Lemmermeier, Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg, mit Obiri Mokini über die derzeitige Situation in Brandenburg aus und teilt Informationen zu Gesundheitsmaßnahmen und -empfehlungen.

Auch sehr hörenswert: Die eingespielten Lieder, z.B. „Corona Virus Alert“ von Bobi Wine (Uganda) und „Coronavirus Assassin“ von Koffi Olomide (Demokratische Republik Kongo)

Für mehrfaches Anhören, die Seite bitte reloaden

Das „Refugee-Radio-Potsdam“ sendet an jedem 3. Montag im Monat ab 19 Uhr aus dem FreiLand-Studio ein informatives, nicht kommerzielles Lokalradio von Geflüchteten für Geflüchtete. Dabei werden in Deutsch, Englisch und weiteren Sprachen selbstbestimmt gewählte Themen mit eingeladenen Gästen besprochen. Ausgestrahlt wird es via UKW (90,7 in Potsdam) und per Stream (www.88vier.de) – damit ist es in Berlin, Brandenburg und international erreichbar.

Seit 2014 können Migrantinnen und Migranten die Sendung als Plattform nutzen, um ihre Stimme zu erheben, aber auch, um Unterstützung bei Notlagen zu erbitten.

Kiel: Digital verbunden in Corona-Zeiten

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samo.fa+ Kiel hat für die Corona-Zeit unterschiedliche digitale Formate gewählt, um für samo.fa Zielgruppen, vor allem Geflüchtete und Ehrenamtliche, erreichbar zu bleiben.

Daniel Volkert, lokaler samo.fa-Koordinator bei der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein e.V., hat direkten Kontakt zu Aktiven über Social Media und Telefon, um Informationen zur Weitergabe an Geflüchtete zu teilen, aber auch Bedarfe der Geflüchteten und Ehrenamtlichen zu erfragen. Darüber hinaus entwickelt er mit ihnen den Bedarfen der Zielgruppe entsprechende, digitale Angebote. So wurde eine Whatsapp-Gruppe CORONA gegründet; mit dem Ziel, aktuelle Informationen zur Corona schnell und zielgerichtet bereitzustellen, die Facebook-Seite wird aktiv von Geflüchteten genutzt und per Videokonferenz werden Abstimmungsprozesse mit Aktiven des samo.fa- Clubs organisiert.
Die russischsprachige jüdische Gemeinde in Kiel hat eine Nähmasken-Aktion initiiert, an der auch eine Ehrenamtliche von samo.fa beteiligt ist. Zusammen mit anderen Beteiligten näht sie Masken, um besonders ältere Menschen mit Fluchtbiografie damit auszustatten. Darüber hinaus arbeiten derzeit die samo.fa-Aktiven an einem Beratungskompass für Menschen mit Fluchtbiografie.

Berlin: Offener Brief der Landesarbeitsgemeinschaft der bezirklichen Integrationsbeauftragten. Die Integrationsbeauftragten schlagen Alarm!

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Wie andere Bundesländer ist auch Berlin dabei, die Corona-Schutzmaßnahmen schrittweise zu lockern. In dieser heiklen Zeit sind Menschen, die in den Gemeinschaftsunterkünften (GU) leben, besonders verwundbar.

Die Lebensbedingungen in den GU waren bereits vor dem Ausbruch des Virus nicht ideal, sind nun aber als katastrophal zu bezeichnen. Die Landesarbeitsgemeinschaft der bezirklichen Integrationsbeauftragten hat einen Aufruf an die zuständigen Senator*innen geschrieben. Im Brief machen sie auf die bestehenden Missstände in den GU für Geflüchtete sowie auf die prekäre Situation obdachloser Menschen aufmerksam. Sie fordern die Senator*innen (Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Bildungssenatorin und Gesundheitssenatorin) auf, für den Schutz von Risikogruppen, für flächendeckendes WLAN und die Sicherstellung von Beschulung in Gemeinschaftsunterkünften zu sorgen. Diese Forderungen sind nicht neu. Vor einigen Wochen hatte der Berliner Flüchtlingsrat die gleichen Probleme angeprangert und schnelle Lösungen gefordert.

Wie die Integrationsbeauftragten bemängeln, sind Regelungen für Abstandhalten und Hygiene in dieser Wohnumgebung kaum einzuhalten.

Eltern sowie Kinder und einzelne Personen sind nun noch mehr auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen.

Für das eigenständige Lernen ohne den Schulbesuch und die Erledigung von Hausaufgaben wäre funktionierendes WLAN notwendig. Bereits bestehende Ungleichheiten werden durch diese Situation noch verstärkt.

Die Stadt wird aufgefordert, schnell zu handeln und die im Gesamtkonzept  zur Integration und Partizipation Geflüchteter in Berlin festgelegten Maßnahmen zur Partizipation von Geflüchteten Menschen umzusetzen.

Die Themen Infektionsschutz und Quarantänemaßnahmen in Flüchtlingsunterkünften in Berlin werden auch samo.fa+ Berlin die nächsten Wochen noch beschäftigen.

Den Offenen Brief gibt es hier.

Corona: Menschen mit Fluchtgeschichte in besonderen Risikolagen

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13.April 2020. Aktuelle Berichte aus den samo.fa-Standorten geben wichtige Hinweise auf Problemlagen, die gesundheitliche und soziale Risiken bedeuten oder in der Folge werden können. Es sind insbesondere folgende Problemlagen, auf die aufmerksam gemacht wird:

  • Menschen in Erstaufnahmeeinrichtungen, sogenannten ANKER-Zentren und Gemeinschaftsunterkünften sind aufgrund der Enge der Wohnverhältnisse und der gemeinschaftlichen Nutzung von Toiletten, Waschräumen und Küchen in besonderer Weise von Ansteckung bedroht. Zum Teil fehlt es auch an einfachen hygienischen Vorkehrungen. Ausgangs- und Kontakteinschränkungen und insbesondere Quarantäne-Maßnahmen und deren Überwachung führen rasch zu kollektiver Unruhe und Panik. Ehrenamtlich Aktiven wird oftmals der Zugang verweigert; sie müssen die Kontakte zu den von ihnen Betreuten auf andere Weise neu aufbauen.

  • Demgegenüber sind Menschen mit Fluchtgeschichte, die zwischenzeitlich in Wohnungen gezogen sind oder aktuell dorthin oder in Hotels eingewiesen werden, in der Regel gegen Ansteckung besser geschützt. Ihre Isolierung schneidet sie aber von bisherigen Informationswegen ab; es ist wesentlich schwieriger, sie zu erreichen und mit ihnen Kontakt zu halten.

  • Eine schwache Beherrschung der deutschen Sprache macht es gerade in der Corona-Krise schwierig, Kontakte zu halten und Erkundigungen einzuholen, weil diese vor allem telefonisch oder per Mail erfolgen müssen. Sich verständlich zu machen, ist z.B. bei Telefongesprächen wesentlich schwieriger als in der persönlichen Begegnung. – In den Gemeinschaftsunterkünften fehlt es oft an einer ausreichenden Ausstattung mit Laptops; Menschen mit Flucht- und Einwanderungsgeschichte besitzen selten eigene Laptops.

  • Wichtige Kontakte mit Behörden, der Agentur für Arbeit, der Bank und mit Beratungsstellen erfordern zumeist Anrufe oder E-Mail-Sendungen. Neben den Verständigungsproblemen führt der Umstand, dass diese Einrichtungen im Corona-Modus arbeiten und oftmals überlastet sind, zu besetzten Leitungen und langen Zeiten in der Warteschleife. Das verunsichert und macht auch Angst, bestimmte für die Lebensorganisation wichtige Angelegenheiten nicht oder nicht termingerecht erledigen zu können.

  • Die finanzielle Situation ist in vielen Familien mit Fluchtgeschichte angespannt; dies verschärft sich bei fortdauerndem SGB-II-Bezug oder Kurzarbeit. Es darf nicht aus den Augen verloren werden, dass viele finanziell auch noch ihre Verwandten im Herkunftsland unterstützen.

  • Es gibt Hinweise, dass „häusliche Gewalt“, die sich gegen Frauen und Kinder richtet, zunimmt. So unentschuldbar und nicht hinnehmbar sie ist, muss doch gesehen werden, dass sie insbesondere die Folge engen Zusammenlebens über längere Zeit, aber auch der wachsenden existentiellen Sorgen ist. Die Frauenhäuser sind voll und die üblichen Beratungseinrichtungen aufgrund der Reduzierung oder Streichung von persönlichen Sprechzeiten sehr viel schwieriger zu erreichen. Darüber hinaus muss davon ausgegangen werden, dass Frauen mit Fluchtgeschichte, die noch nicht lange in Deutschland leben, (noch) eine größere Ferne zu Behörden und Sozialeinrichtungen insgesamt haben; es ist aber auch die Frage, ob und wie Einrichtungen der Notfallhilfe interkulturell aufgestellt sind.

  • Mit Schließung der Schulen sind die Eltern aufgefordert, ihre Kinder beim Lernen im Fernlern-Modus zu unterstützen. Für viele Eltern ohne und vor allem auch mit Fluchtgeschichte ist dies eine Überforderung, vor allem, wenn dieser Zustand noch länger andauert, und vor allem in Bezug auf jüngere Kinder, die ihre Fähigkeiten zum Selbstlernen erst noch ausbilden müssen. Neben dem Umstand, dass das häusliche Lernen von Kindern unter beengten Verhältnissen konflikthaltig ist, werden in der Folge Nachteile für die Bildungswege dieser Kinder befürchtet.

Diese Problemlagen stellen auch für Aktiven aus Migrantenorganisationen, die sich seit Jahren in der Flüchtlingsarbeit engagieren, schwierige Herausforderungen dar. Mit Beispielen, die auf dieser samo.fa-Homepage fortlaufend vorgestellt werden, wird dokumentiert, wie die Aktiven vor Ort differenziert, fantasiereich und energisch auf die außerordentliche Krisensituation reagieren.

Gewalt und COVID-19: Frauen und Kinder mit und ohne Migrationsgeschichte in besonderen Risikolagen

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Bereits in der ersten Woche nach der offiziellen Umsetzung des Kontaktverbots und der Ausgangsbeschränkungen meldete sich die Dortmunder samo.fa-Koordinatorin Elaine Yousef beim Netzwerkbegleiter der Region West. Sie machte sich besondere Sorgen wegen der von ihr in Erfahrung gebrachten Fälle von häuslicher Gewalt: Sie hätten sich in den letzten Tagen erheblich erhöht. Dies berichteten dann schnell auch fast alle samo.fa-Standorte. Elaine Yousef berät zirka 90 Frauen mit Fluchtgeschichte in Dortmund. Frauen und Kinder mit Fluchtgeschichte erleiden die Doppelbelastung der Corona-Krise: Sie sind nicht nur gesundheitlich, sondern auch gesellschaftlich auf mehrere Weise gefährdet. Häusliche Gewalt ist einer dieser Risikofaktoren. Das Problem betrifft auch Männer, jedoch in einem geringerem Ausmaß.

Globaler Alarm, lokale Erfahrung

Seit mehreren Tagen wird weltweit wegen des neuen Ausbruchs häuslicher Gewalt von verschiedenen Behörden, Medien und weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren in der Öffentlichkeit Alarm geschlagen. Deutschland ist nicht die Ausnahme. Die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Ängste, die Mobilitätseinschränkungen, die Enge der Wohnung für mehrköpfige Familien, die Schließung von Kitas und Schulen, die Zukunftsunsicherheit und die Vertiefung von Entfremdungsgefühlen sind wichtige Gründe für die Vermehrung von Auseinandersetzungen, Konflikten und demnach von unterschiedlichen Formen häuslicher Gewalt. Dieser Alarm wird von professionellen Betreuerinnen und Betreuern bestätigt, die aktuell eine substanzielle Zunahme der Fälle erleben. Trotz relevanter Fortschritte im Sinne der dezentralen Unterbringung von Familien mit Fluchterfahrung ist die bestehende Existenz von massiv bewohnten Geflüchteteneinrichtungen zu überwinden. Es gibt zwar Fortschritte im Hinblick auf die dezentrale Unterbringung von Familien mit Fluchterfahrung; für die weiterhin bestehenden, engen Gemeinschaftsunterkünfte muss dringend eine andere Lösung gefunden werden. Enge, Isolation und Abwesenheit einer Privatsphäre in diesen Einrichtungen (einige davon noch dazu in Quarantäne) verschlechtern die sozialen Risikolagen innerhalb der Pandemie.1

Öffentliche Sorge in Deutschland

In Deutschland fördern die Bundesfamilienministerin, Dr. Franziska Giffey, und die Bundesintegrationsbeauftragte, Annette Widmann-Mauz, die Stärkung von Hilfestrukturen und Unterstützungsangeboten für Frauen mit und ohne Migrationsgeschichte. Die verschiedenen Formen der genderspezifischen Gewalt müssen entschieden bekämpft werden. Seitens des Ministeriums werden Frauenhäuser, Fachberatungsstellen sowie andere Infrastrukturen bundesweit mit 120 Millionen Euro extra durch Personal, Kapazitäten und Ressourcen von 2020 bis 2023 besser ausgerüstet. Bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie machte Frau Widmann-Mauz auf die mehr als 100 Empowerment-Projekte für gewaltbetroffene Frauen aufmerksam. Die Programme werden demnächst fortgesetzt und gestärkt unter dem Motto „Für Gewalt gegen Frauen gibt es null Toleranz“.2

Ansätze und Beitrag von samo.fa (heute: samofa+)

Die Stärkung von Unterstützungs- und Teilhabestrukturen für Menschen mit Fluchtgeschichte gilt seit 2016 als ein Hauptziel von samo.fa. Im Jahre 2019 erzielte das Projekt die Weiterentwicklung von Mechanismen zur Selbstermächtigung und eine effektive Einbindung bzw. Vermittlung in das Regelsystem des deutschen Wohlfahrtstaates. Die Frage der Menschen- und Asylrechte stand im Fokus. In den Jahren 2020-21 kommt ein neuer Akzent im Rahmen der neuen Phase des Projektes samo.fa+ hinzu: Besonders schutzbedürftige Gruppen werden adressiert, u.a. Frauen, Kinder, Jugendliche und LSBTTI*-Communities. Bundesweit haben sich die samo.fa Koordinierungsstellen in mehr als 34 Städten als migrantische Schutzräume gegen verschiedene Formen der Gewalt bewährt: Nämlich gegen körperliche, sexuelle und psychische (aber auch verbale!) Gewalt.

Zusammenarbeit von Staat, Zivilgesellschaft und samo.fa+ angesichts der Corona-Krise

Wie kann die Zusammenarbeit zwischen Behörden, zivilgesellschaftlichen Playern und migrantischen Organisationen zum Gewaltschutz und zur Prävention in diesem Bereich intensiviert werden? Konkret heißt es jetzt, dass die samo.fa Koordinierungsstellen (bzw. Anlaufstellen) enger, koordinierter und ergänzend zu öffentlichen und sozialen Einrichtungen, zivilgesellschaftlichen Expertinnen und Experten (z.B. Universitäten) sowie etablierten Fachberatungsstellen und Frauenhäusern zusammenarbeiten müssen. Dynamischer Austausch und ein bedarfsgerechter Informationsfluss ermöglichen eine unmittelbare professionelle Beratung bzw. Verweisberatung. In diesem Zusammenhang werden verschiedene, kreative Mechanismen der Kommunikation weiterentwickelt (auch im Corona-Modus via Telefon/Handy, Internet, Video, Webinaren und WhatsApp – siehe unten eine Auflistung von wichtigen Kontaktstellen und Adressen). Mit Hilfe der zirka 1500 Aktiven von samo.fa müssen darüber hinaus weitere entscheidende Schritte zum Aufbau eines bundeweiten Frühwarnsystems gegen Gewalt und Rassismus gemacht werden. Familien, Freundschaften und Nachbarschaften gelten allerdings immer noch als erste gesellschaftliche Seismographen und Unterstützungssäulen für die Gewaltbetroffenen.

Mittel- und langfristige Aufgaben zur Überwindung von alten und neuen Gewaltstrukturen

Für die Zeit nach Corona- d müssen weitere Aspekte berücksichtigt werden. Erstens ist die interkulturelle Aufklärung und Sensibilisierung eine langfristige Herausforderung nicht nur für die Neuzugewanderten, sondern auch für die öffentlichen Institutionen und die Zivilgesellschaft insgesamt. Zweitens muss der Prozess der Öffnung von migrantischen Organisationen zugunsten einer breiten migrations- und teilhabepolitischen Agenda vertieft werden. Alle Teilnehmenden der Einwanderungsgesellschaft tragen aktiv zu einem inklusiven, gleichberechtigten und transkulturellen Dialog bei, der sowohl gender- und rassismuskritisch als auch benachteiligungssensibel orientiert ist. Es geht nicht nur um das Kennenlernen der „deutschen“ Werte, Regeln und Gesetze seitens der Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung. Kritisch und gegenseitig mit dem unverzichtbaren Erfahrungswert von anderen Menschen mit Migrationsbiographien und migrantischen Organisationen sollen die Neuzugewanderten auf dem langwierigen Weg zur Normalisierung des Alltags begleitet werden. Dazu sagt der lokale Koordinator aus Bochum MustafaBirhîmeoglu: „Die Emanzipation in der Diaspora muss begleitet werden […!!]“. Nachdrücklich geht es hier nicht um Bevormundung, sondern um einen gleichberechtigen Erfahrungsaustausch. Die genderspezifische Gewalt mit ihren historischen Hintergründen und den aktuellen interkulturellen Krisenbedingungen verlangt eine Betrachtung dieser vielschichtigen Herausforderungen. AO

Hilfe bei häuslicher Gewalt:

  • In bedrohlichen Situationen gilt: Sofort den Notruf der Polizei 110 wählen.
  • Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ bietet eine kompetente, anonyme und kostenlose Beratung unter der Nummer 08000-116016.
  • Auch die bundesweit vertretenen Frauenberatungsstellen sind Anlaufstellen für betroffene Frauen und Menschen, die Gewalt an Frauen beobachten.
  • Frauenhäuser bieten Frauen Schutz vor weiterer Gewalt.
  • Sind Kinder von häuslicher Gewalt betroffen, bieten die Jugendämter Beratungen an – auch anonym und telefonisch.
  • Psychologische Beratung: Kostenlose Telefonnummer 0800 111 0 111 (Telefonseelsorge). Angebote auch unter: telefonseelsorge.de
  • Die Kinder- und Jugendpsychiatrie im SHG-Klinikum Merzig hat ein „Krisentelefon zur Coronakrise“ eingerichtet. Täglich von 9 bis 17 Uhr unter Tel. (06861) 705-1751 und 705-1991
  • Zum Kinderschutz: Der Kinderschutzbund Bundesverband (https://www.dksb.de/de/startseite/) sowie E-Learning Kinderschutz (https://elearning-kinderschutz.de/)
  • Gewaltberatung für Männer: https://ksd-sozial.de/familien/gewaltberatung-fuer-maenner/

1 DaMigra (Dachverband der Migrantinnen*organisationen) und Proasyl fordern eine vollständige dezentrale Unterbringung für Menschen mit Fluchtgeschichte. Siehe: https://www.damigra.de/meldungen/wir-sind-systemrelevant-und-jeden-schutz-wert/ (12.04.20); https://www.proasyl.de/news/covid-19-und-fluechtlingspolitik-was-deutschland-jetzt-machen-muss/ (12.04.20).

2 Siehe: Schutz für geflüchteten Frauen. Widmann-Mauz: „Frauen wirksam vor Gewalt schützen“, in: https://www.integrationsbeauftragte.de/ib-de/themen/projekte-und-forschung/projekte/widmann-mauz-frauen-wirksam-vor-gewalt-schuetzen–1585002 (13.04.2020); „Dr. Franziska Giffey: Frauenhäuser und Beratungsstellen sind systemrelevant“, in: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/dr–franziska-giffey–frauenhaeuser-und-beratungsstellen-sind-systemrelevant/154624 (13.04.2020).

Dresden: Zuhause im Weltclub – Masken statt Hemden

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Foto: Afropa e.V.

Im Dresdner Weltclub, der von unserem lokalen Partner Afropa e.V. betrieben wird, kommen normalerweise über 50 Mitglieder zusammen. Auch eine afghanische Frauengruppe, die gemeinsam näht, hat sich bisher dort regelmäßig getroffen. Sie können sich nun zwar aufgrund der eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten nicht mehr im Weltclub sehen, nähen aber weiter: Statt der Wandteppiche und Hemden, die sie eigentlich anfertigen, stellen sie nun Nase-Mund-Masken her. Das Material wird vom Weltclub gestellt, dessen ehrenamtlicher Geschäftsführer Andreas Hempel, lokaler Koordinator bei samo.fa+, ist.

Der Weltclub ist ein interkulturelles Stadtteilzentrum in Dresden, entstanden aus einem Projekt unsere Mitgliedverbundes Afropa e.V. Das interkulturelle Stadtteilzentrum vereint unter seinem Dach ein Tagescafé, das sich vorwiegend an junge Menschen mit Migrationserfahrung richtet, eine offene soziale Beratung für diese Zielgruppe, ein Veranstaltungsprogramm mit dem Schwerpunkt Musik und diverse Kursangebote und regelmäßige Treffen. Interkulturell wirksame Initiativen und Gruppen können die Räumlichkeiten für ihre Veranstaltungen und Versammlungen nutzen.

Foto: Afropa e.V.

 

Aktuelles zum Coronavirus: Informationen für Aktive & Geflüchtete

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Angesichts der Entwicklungen um das Coronavirus sammeln wir auf dieser Seite Informationen für Aktive in der Flüchtlingsarbeit. Für Menschen, die neu in Deutschland sind oder mit Geflüchteten arbeiten, bieten verschiedene Quellen spezielle und mehrsprachige Informationen für den Umgang mit der aktuellen Situation.

Allgemeine Informationen und Hilfen:

Mehrsprachige Informationen:

samo.fa: Schon viel erreicht, noch viel zu tun. Querauswertung der Jahresdossiers 2019

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Das Ergebnis der Querauswertung ist in der Überschrift „Schon viel erreicht, noch viel zu tun“ aufs Knappste zusammengefasst. Es handelt sich also um eine Erfolgsgeschichte mit deutlichen Schatten, die aber auch Hinweise darauf geben, worauf es in Zukunft weiterhin ankäme.

Städtedossiers gehören zur samo.fa-Methode: Die lokal Verantwortlichen fassen in ihnen am Ende jedes Jahres die wichtigsten Informationen zusammen, damit ein Bild von der lokalen Entwicklung im Feld „Menschen mit Fluchtgeschichte“ und der Schwerpunkte der Arbeit von samo.fa vor Ort, ihrer Rahmenbedingungen, ihrer Erfolge und ihrer Schwächen und Schwierigkeiten entsteht.

Das Dokument steht hier zum Download zur Verfügung.

 

 

 

Zur Lage von Menschen mit Fluchtgeschichte Anfang 2020. Eine Zusammenschau aus den Standorten von samo.fa

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Anfang 2020: ein zwiespältiges Bild

An vielen Standorten ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die Lage von Menschen mit Fluchtgeschichte als ein wichtiges öffentliches Thema wachzuhalten und sie zugleich ganz konkret zu unterstützen. Die Arbeitsschwerpunkte von samo.fa im Laufe der vergangenen Jahre markieren die veränderten Herausforderungen auf dem langen Weg der Geflüchteten in ihren neuen Alltag.

So ist das Bild Anfang 2020 zweigeteilt: Ein erheblicher Teil derjenigen, die 2015/2016 gekommen und geblieben sind, hat sich eingelebt und eine Basis für das Alltagsleben gefunden. Das heißt aber nicht, dass alle Probleme gelöst wären und der lange Schatten von Flucht- und Fluchterfahrungen überwunden ist. Zur Normalisierung gehört auch, dass an vielen Standorten Geflüchtete selbst Vereine gründen; das wird von samo.fa unterstützt.

Ein anderer Teil der Menschen mit Fluchtgeschichte allerdings befindet sich nach wie vor in einer sehr schwierigen Lage, die mit vielfältigen sozialen Risiken verbunden ist. Samo.faplus wird 2020 und 2021 genau hier einen seiner Schwerpunkte haben.

Allmählich aus der Aufmerksamkeit gefallen

Schon vor der Corona-Krise ist die öffentliche Aufmerksamkeit gegenüber der Lage der Menschen mit Fluchtgeschichte und auch die Hilfs- und Unterstützungsbereitschaft zurückgegangen. „Die Zeit der aktiven Unterstützung ist vorbei“, wird zum Teil berichtet. Es ist zum Teil schwieriger geworden, das Engagement von Ehrenamtlichen aufrechtzuerhalten oder neue Aktive zu gewinnen oder auch Migrant*innen-Vereine zu motivieren, sich weiterhin besonders für Geflüchtete zu öffnen. Kommunen haben Mittel für die Flüchtlingsarbeit reduziert oder sind dabei, Geflüchtete nicht mehr als besondere Zielgruppe zu behandeln (was durchaus auch dem Wunsch jenes Teils der Geflüchteten entspricht, die sich selbst als „angekommen“ einschätzen).

Rassismus

Aus allen Standorten wird darauf hingewiesen, dass mit dem langsamen Ermüden des Engagements für die Geflüchteten „Platz“ gemacht wird für einen stärker werdenden alltäglichen Rassismus, der durch den völkischen Rechtspopulismus angetrieben wird. Der Terroranschlag in Hanau im Februar 2020 hat in den Communities als ein Schock gewirkt, der Angst, Verunsicherung, aber auch Wut ausgelöst hat. „Rassismus wird zur größten Herausforderung“, heißt es in manchen Berichten.

Viele Menschen leben noch in Erstaufnahme- oder Übergangseinrichtungen

Aus vielen Städten wird berichtet, dass noch viele Menschen in Erstaufnahme- und Übergangseinrichtungen oder in Containern leben; im Dezember 2019 z.B. in Stuttgart immerhin ca. 5865. Es zeigt sich, dass sich in diesen Gemeinschafts- und Notunterkünften vor allem die besonders Benachteiligten konzentrieren, während z.B. jüngere alleinstehende Mobile eher ausziehen und z.B. Zimmer in Wohngemeinschaften finden. Ein Hinweis auf diese Situation ist auch die hohe Zahl von sogenannten Fehlbelegungen, also von Menschen, die weiterhin in der Gemeinschaftsunterkunft bleiben, obwohl sie anerkannt sind und ausziehen könnten. Das sind in Nürnberg im Januar 2020 immerhin 1375 Menschen; im Landkreis Fulda ist von den 1.174 Geflüchteten in Gemeinschaftsunterkünften (Landkreis Fulda); etwa ein Drittel anerkannt und wohnungssuchend. Ein Grund ist der in Städten besonders angespannte Wohnungsmarkt.

Und jetzt: Corona

Ein Blick auf die Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Freiburg (Breisgau): Sie ist mit 177 Personen dicht belegt, die bis zum 20. April unter Präventions-Quarantäne gestellt sind. Die Bewohner dürfen nur einzeln die LEA zum Einkaufen verlassen; ihr Budget reicht aber für tägliche Einkäufe nicht aus. 80 von derzeit 177 Geflüchtete aus der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) Freiburg sind mittlerweile in die Jugendherberge Freiburg International verlegt worden, um die Virus-Verbreitungsgefahr im Lager zu verringern. – Von allen Standorten wird mittlerweile über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Lage der Menschen von Fluchtgeschichte und die Arbeit mit ihnen berichtet (hierzu folgt auf dieser Homepage eine gesonderte Berichterstattung).

Unsicherer Aufenthaltsstatus

Während viele derjenigen, die zuerst gekommen und geblieben sind, ihre Anerkennung erhalten haben, gilt dies nicht in gleicher Weise für die später Eingetroffenen. Durch die zwischenzeitliche Verschärfung des Asylrechts kommt es z.B. zu einer wiederholten Verlängerung der Duldung oder sie stecken in der „Dublin-Falle“, weil sie über ein anderes EU-Land eingereist sind. Unsicherheit und ständige Angst vor Abschiebungen begleitet diese Menschen. Aus einer Reihe von Standorten wird berichtet, dass die Zahl der erfolgten Abschiebungen zugenommen habe.

Schule und Arbeitsmarkt

Hinweise aus einigen Städten legen dringend nahe, erneut einen kritischen Blick auf die Frage zu richten, ob und wie die Kinder aus Familien mit Fluchtgeschichte Zugang zu KiTa’s und zum Schulsystem finden. Es ist zu befürchten, dass ein Teil von ihnen schulisch „abgehängt“ bleibt und damit die große Minderheit von jungen Leuten vergrößern, die mit Mängeln bei der formalen Bildung in das Erwachsenenleben starten. Diese Problematik wird durch die Schulschließungen in der Corona-Krise besonders akzentuiert: Nach Einschätzung des Berliner Sozial- und Bildungsforschers Klaus Hurrelmann verfügen nur ca. 15 Prozent aller Schulen über gute digitale Programme; Einrichtungen in sozialen Brennpunkten gehören in der Regel nicht dazu. Dadurch seien Kinder aus bildungsfernen Schichten oder aus Flüchtlingsfamilien besonders gefährdet. Die meisten Flüchtlingskinder verfügten nicht über digitale Arbeitsmöglichkeiten wie Laptops.“ –

Viele Menschen, die 2015/2016 gekommen sind, befinden sich an der Schwelle zum Arbeitsmarkt oder schon darüber. U.a. aufgrund der Schwierigkeiten, im Heimatland erworbene Qualifikationen und Arbeitserfahrungen nachzuweisen, müssen sich viele Geflüchtete beruflich neu orientieren. Auch hier sind Unterschiede erkennbar: während die Jüngeren mit guter schulischer Vorbildung und alleinstehend, mobiler sind und Ausbildung oder Studium aufnehmen, müssen Ältere, jene mit einer schlechteren schulischen Vorbildung und auch jene, die Familie haben, Geld verdienen, oftmals unter prekären Beschäftigungsverhältnissen. Arbeitsrechtliche, aber auch steuerrechtliche Fragen und Aspekte des Arbeits- und Gesundheitsschutzes werden wichtiger. Die Corona-Krise setzt die Angst um den Arbeitsplatz massiv auf die Tagesordnung.

Lübeck: Solidarität mit allen Geflüchteten #leavenoonebehind

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#leavenoonebehind: Solidarität mit Geflüchteten auf den griechischen Inseln und in deutschen Gemeinschaftsunterkünften

Hintergrund

Schutzsuchende sind in Lesbos, in Malakasa und Moria und an der lybischen Küste in Lagern eingepfercht. Diesen Menschen werden in Griechenland seit einem Monat ihre Rechte, die Menschenwürde und die Freiheit vorenthalten. Nun berichtet ProAsyl, dass das Camp in Malakasa wegen eines Coronafalls unter Quarantäne gestellt worden ist. In den Lagern leben zum Beispiel Familien mit Kindern aus Afghanistan, Vorerkrankte, ältere Menschen, unbegleitete Kinder (elf und zwölf Jahre) und hochschwangere Syrerinnen. Dort sind die medizinischen, hygienischen und sanitären Bedingungen katastrophal, zum Beispiel gibt es kein fließendes Wasser. Die Menschen dürfen trotz – und gerade wegen – Corona nicht vergessen werden! Das gilt auch für alle anderen Geflüchteten in griechischen Lagern und in den deutschen Gemeinschaftsunterkünften.

Aufruf

Deshalb riefen Menschen in den Kommunen, darunter auch die Initiative Seebrücke Lübeck, zu einer kreativen Aktion am 05. April 2020 auf. Das Motto des Aktionstages war „Für die Evakuierung der griechischen Lager. Für ein sicheres Zuhause für alle!“

İlhan İşözen, Koordinator des samo.fa+ Lübeck stellt mit vielen Engagierten die Forderungen in den öffentlichen Raum. Er berichtete, dass die Menschen in Lübeck gemeinsam ein starkes Zeichen der Solidarität setzen wollten, sich auch für die Aufnahme von Menschen aus den griechischen Lagern appellieren wollten.

Auf Straßen und Plätzen haben sie Spuren hinterlassen

In Lübeck waren viele Engagierte, Migrant*innen und Aktive der Interkulturellen Begegnungsstätte e.V. Haus der Kulturen, Träger von samo.faplus Lübeck unterwegs und haben mit eingehaltenem Abstand und nötigem Schutz kreativ Solidarität und Unterstützung gezeigt. Aber auch dies musste berichtet werden: Leider ist der Protest in anderen Städten nicht ganz so entspannt abgelaufen, wie in Schleswig-Holstein. Die Polizei hat vielerorts jeglichen Protest (ja, auch das mit Kreide auf den Boden schreiben) untersagt und durchgesetzt. Wir müssen vor allem in diesen Zeiten unsere freiheitlichen Rechte verteidigen! Gemeinsam laut, bunt, kreativ und stabil für Menschenrechte, zusammen gegen die Abschottungspolitik Europas! 

Ein kleines Mobi-Video für den bundesweiten Aktionstag zur Evakuierung der griechischen Lager – ist zu finden unter https://www.facebook.com/events/210383273621649/

Und hier kommen Sie zum Aufruf der Seebrücke.

 

 

 

Hildesheim: Kulturelle Vielfalt und Lebensfreude bei der Bühne@Home

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Mit der Bühne@Home setzt der Verbund Brücke der Kulturen Hildesheim e.V.  ein Zeichen
der kulturellen Vielfalt und Lebensfreude in dieser Krise, die es gemeinsam zu bewältigen gilt.
Die herkunfts- und kulturübergreifende Brücke der Kulturen Hildesheim e.V, setzt sich für kulturelle
Bildung und Solidarität ein. Dabei leben die Veranstaltungen normalerweise von persönlichen
Begegnungen, die momentan nicht möglich sind. Als kreative, digitale Alternative hatte die
Brücke der Kulturen Hildesheim e.V. Ende März (ob profi oder nicht) Musiker*innen,
Tänzer*innen und Sänger*innen dazu aufgerufen, kurze Videos mit eigenen kulturellen Beiträgen
einzusenden. Innerhalb kürzester Zeit meldeten sich Darsteller*innen mit lebendigen Beiträgen
unterschiedlichster Art. Im zusammengestellten Video-Clip ist außerdem samo.fa-Koordinator
Jan-Philipp Kania als talentierter Moderator und Musiker zu sehen.
Vielen Dank an alle Mitwirkenden für ihre Beiträge zur ersten Online-Veranstaltung der
Brücke der Kulturen Hildesheim e.V.!

Bühne@Home

Brücke der Kulturen Hildesheim e.V. setzt sich auch in dieser COVID19 Phase für Solidarität ein. Unsere erste Online-Veranstaltung "Bühne@Home" zeigt, wie die Vielfalt unserer Gesellschaft trotz der aktuellen Lage sichtbar gemacht werden kann.Wir danken allen Mitwirkenden herzlich für ihre Beiträge und wünschen allen schöne Ostertage! Bitte teilt es weiter, danke.

Gepostet von Brücke der Kulturen Hildesheim e.V. am Freitag, 10. April 2020

Homeoffice mit Kindern: Wie BiM e.V. in Reutlingen in der Corona- Krise mit den Eltern in Kontakt bleibt

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BiM e.V. – Bildungszentrum in Migrantenhand e.V. ist ein Dachverband für bildungsorientierte Migrant*innenorganisationen.

Die Veranstaltungen des Bildungsträgers richten sich an Kinder, Jugendliche und ihre Familien mit Migrations- und Fluchtgeschichte.

Die Corona – Krise zwingt nun die Kinder und ihre Familien dazu, zu Hause zu bleiben. Für die Kurse, Seminare und sonstigen Angebote, die bei BiM e.V. stattfinden, müssen momentan andere Formate gefunden werden.

Vor allem für die etwa 15 Familien- zumeist mit Fluchthintergrund – und ihre Kinder ist es den Koordinatorinnen bei BiM wichtig, mit ihnen in Kontakt zu bleiben und nicht das Gefühl der Isolation aufkommen zu lassen. In den Anfangstagen der Corona-Krise haben Sofie und Eva den Familien eine Basteltüte an die Tür gebracht, um die Kinder kreativ zu beschäftigen, aber auch als Zeichen, dass an sie gedacht wird.

Die Fotos der entstandenen Bastelwerke werden später über WhatsApp und andere Facebook miteinander geteilt. MMÖ

Hier gibt es die Bastelanleitung für lustige Tiere

Tutmonde e.V. aus Stralsund organisiert Unterstützungsunterricht über Skype für Kinder in Gemeinschaftsunterkünften

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Am Montag, den 30. März 2020, begann die Testphase des Nachhilfeunterrichts per Skype mit Schüler*innen der Gemeinschaftsunterkunft auf dem Dänholm, einer vorgelagerten Halbinsel von Stralsund. Tutmonde e.V. hat der Gemeinschaftsunterkunft einen Laptop bereitgestellt, sodass der Unterricht per Skype auch visuell besser gewährleistet ist. Nach einem festgelegten Stundenplan werden Kinder in den Grundschulklassen in Deutsch und Mathe mehrmals in der Woche unterrichtet. Hierbei wird Tutmonde e.V. von Ehrenamtlichen und Freiwilligen unterstützt, die den Kindern bei der Bewältigung ihrer Schulaufgaben, die ihnen wöchentlich per Mail von ihren Lehrer*innen zugesandt werden, helfen. Bislang ist der Nachhilfeunterricht bis zum 20. April 2020 geplant. Wie es danach weitergeht, wird die Landesregierung in Absprache mit dem Bund entscheiden.

Tutmonde e.V. aus Stralsund übergibt den Landtagsabgeordneten in Schwerin Stoffmasken

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Am Mittwoch 1. April 2020 traf sich der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern planmäßig zu einer Sitzung in Schwerin, um einen beispiellosen Nachtragshaushalt zu beschließen, der die Folgen von Corona abmildern soll. Um auf die Situation von Menschen mit Fluchtgeschichte und insbesondere auf Asylsuchende in den Gemeinschaftsunterkünften des Landes in Corona-Krisenzeiten aufmerksam zu machen, übergab Tutmonde e.V., als Projektträger von samo.faplus Stralsund, an alle Vertreter*innen demokratischer Parteien 36 Stoffmasken. Die Stoffmasken wurden in einer konzertierten Aktion von Ehrenamtlichen und Freiwilligen in Stralsund gemeinsam genäht – natürlich in Corona-Zeiten und in häuslicher Umgebung.

Mit dieser Aktion möchte Tutmonde e.V. den Landtagsabgeordneten die Corona-Botschaftzur kritischen Lage und zur Notwendigkeit der Unterstützung der Menschen, die in den Gemeinschaftsunterkünften (GU) untergebracht ist, überbringen.

In der Gemeinschaftsunterkunft auf Dänholm werden alle Bewohner*innen und Mitarbeitende ab dem 14.04.2020 dazu verpflichtet, eine Stoffmaske zu tragen. Jedoch wurden keine Mundschutzmasken zur Verfügung gestellt. Um die Engpässe zu vermeiden, will Tutmonde e.V. die Asylsuchenden aus der Gemeinschaftsunterkunft Dänholm mit den selbst genähten Stoffmasken versorgen.

Die Aktion wurde sehr positiv aufgenommen. Viele kontaktieren samo.faplus Stralsund, weil sie mitnähen wollen, viele, weil sie auch für andere Gemeinschaftsunterkünftes Unterstützung in Form von selbst genähten Stoffmasken benötigen. Die Info über die Aktion wurde nach außen getragen. Nun melden sich täglich Menschen bei Tutmonde e.V., die Stoffpakete spenden wollen. BL

Das Foto zeigt Nadine Julitz, Abgeordnete der SPD, wie sie stellvertretend für ihre Fraktion die Stoffmasken entgegennimmt.

Berlin: Coronavirus: Syrische Ärzt*innen dürfen nicht helfen

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Wegen der Corona-Epidemie arbeiten Mediziner*innen und Pflegepersonal am Limit. Verstärkung könnte es im ganzen Land durch die kurzfristige Aktivierung von 14.000 syrischen Ärzt*innen geben. Um Ihren Beruf ausüben zu können, müssen die Ärzt*innen die medizinische Fachprüfung ablegen und bestehen. Diese Prüfungen wurden zurzeit aufgrund der Pandemie ausgesetzt bzw. abgesagt. Wegen der bürokratischen Vorgänge wird dringend benötigte Unterstützung nicht abgerufen. Das Thema der Anerkennung der im Ausland erworbenen Bildungsabschlüsse wird noch einmal aktueller denn je.

Über die spezifische Situation der syrischen Ärzt*innen berichtete der Verein Alkawakibi e.V. bereits im Rahmen der Berliner lokalen Dialogkonferenz in Mai 2019. Der Verein Alkawakibi e.V. machte dabei auf die Hürden aufmerksam, die auf dem Weg von der Anerkennung von Abschlüssen bis zum Arbeitsmarkteinstieg bestehen: Lange Wartezeiten für die Fachmedizinische Prüfung, Wartezeit bis zu einem Jahr zur Vergabe eines Termins für die Fachprüfung der Ärztekammer, auffällig hohe Durchfallquoten bei Zahnärzt*innen, Vorbehalte gegen Behördengänge etc. Die Situation der syrischen Ärzt*innen zeigt erneut deutlich, wie groß der Handlungsbedarf im Gesundheitsbereich ist. In Corona-Zeiten geht Sachsen hier anderen Weg: Sachsen hat sich zum Beispiel an seine Migrant*innengemeinschaft gewendet, um den erwarteten Mangel an medizinischem Personal im Kampf gegen das Coronavirus kompensieren zu können. Ausländische Ärzt*innen, die bereits in Sachsen wohnen und die noch keine Approbation haben, sollen bei der Corona-Versorgung unterstützen. Auch die sächsische Landesärztekammer warb über Facebook für Ärzt*innen mit Migrationsgeschichte, um dem erwarteten Anstieg der Coronavirus-Fälle entgegenzuwirken. 300 Freiwillige haben auf den Hilferuf bei Facebook reagiert und ihre Bereitschaft bekundet. Koordinator*innen von samo.fa plus Berlin monieren:Der Vorstoß in Sachsen ist ein erster guter Schritt, man dürfe aber erst nicht an die Migrannt*innen denken, wenn die Situation brenzlig wird. Die Entscheidungsträger müssen dafür sorgen, dass die Anerkennungsprozesse und Zulassungszeit schneller vonstatten gehen und dass die Menschen ihren Beruf ausüben können. BL

Quellen

https://www.mdr.de/brisant/ratgeber/aerzte-syrien-fehlende-pruefung-100_zc-161e7ff0_zs-b076a6cc.html, Verifikationsdatum Beitrag Brisant 02.04.2020

https://www.euractiv.de/section/eu-innenpolitik/news/coronavirus-in-deutschland-fluechtlinge-zur-unterstuetzung/, Verifikationsdatum 31.03.2020

Corona: Weniger Services zur Anerkennung

Wegen der Corona-Epidemie laufen auch die Services zur Anerkennung von ausländischen Berufsqualifikationen in Deutschland derzeit nicht überall wie gewohnt.

Bei uns können Sie sich zu jeder Zeit über die Anerkennung informieren. Nehmen Sie sich Zeit und lesen Sie unsere Informationen in 11 Sprachen! So können Sie gut informiert die nächsten Schritte angehen. Weitere Informationen unter https://www.anerkennung-in-deutschland.de/html/de/gesundheitsberufe.php

Über den Anerkennungs-Finder erfahren Sie alles über das Anerkennungsverfahren in Ihrem Beruf, welche Dokumente Sie benötigen und wo Sie den Antrag stellen müssen: › Zum Anerkennungs-Finder

 

Saarbrücken: Lamine Conté von Haus Afrika e.V. fordert Soforthilfe-Programm für Selbstorganisationen von Zugewanderten

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Selbstorganisationen von Zugewanderten leisten wichtige Unterstützung durch die Verbreitung von mehrsprachigen Informationen zur Corona-Krise. Sie und andere gemeinnützige Vereine müssen durch ein Soforthilfe-Programm unterstützt werden, sagt Lamine Conté, Vorsitzender des saarländischen Integrationsrates und Koordinator des lokalen samo.fa-Partners Haus Afrika e.V. Er fordert die Landesregierung dazu auf, auch diese Organisationen durch ein Soforthilfe-Programm finanziell zu unterstützen.

Ein Artikel dazu ist im Wochenspiegel erschienen.

Münster: Stimmen von Geflüchteten und Teilhabe von Aktiven in der Pandemie. Neue, teilhabeorientierte Instrumente

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Bestandsaufnahmen sind wichtige Instrumente für die Entwicklung von bedarfsgerechten Handlungsstrategien. Dies betrifft besonders die Geflüchtetenarbeit, die eine innovative Datenerhebung unter aktiver Einbeziehung der Zielgruppe verlangt. Die traditionelle Politik sieht anders aus: Entscheidungen kommen regelmäßig „von oben“ und beachten die Stimmen der schutzbedürftigen Communities systematisch nicht. Der lokalen Koordinierungsstelle von samo.faplus in Münster gelingt es, diesem Defizit teilweise entgegenzuwirken und eine digital-partizipative Methode zur Bestandaufnahme in der Corona-Zeit umzusetzen.

Die Wünsche, Stimmen und Interessen der Geflüchteten zählen. Die motivierte und qualifizierte Teilhabe von Aktiven aus migrantischen Organisationen auch. Diesbezüglich berücksichtigt die Entwicklung der Bestandaufnahme sowohl teilhabepolitische als auch virtuell-technische Aspekte. Zum ersten Aspekt wurde bereits ein partizipativ orientierter Fragebogen für Geflüchtete erstellt. Zum Zweiten werden in den kommenden Tagen Aktive als Interviewerinnen durch ein digitales Seminar qualifiziert. Demnächst werden Maßnahmen verschiedener Art implementiert (auch digital), um die Geflüchtete in Münster bei der Entwicklung der Bestandaufnahme aktiv einzuschließen. Ihre Meinungen und Bedarfe innerhalb der globalen Pandemie werden also betrachtet.

Der lokale Koordinator Medard Kabanda äußert sich zur Umsetzung der Bestandaufnahme: „Wegen der aktuellen Situation ist die frontale Durchführung der Interviews mit Geflüchteten in Unterkünften und MSO [migrantische Organisationen] nicht mehr möglich. (…) Ich bemühe mich soweit wie möglich, die Mehrbelastung der Teilnehmende und die technischen Probleme zu berücksichtigen“. AO

Medard Kabanda ist der lokale samo.fa+ Koordinator von Afrika Kooperative e.V. in Münster.

Stuttgart: Vom Männercafé zum Maskennähen

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In der Corona-Krise müssen sich die Aktiven des samo.faplus-Projektes, das eigentlich von persönlichen Begegnungen und vom Miteinander vor Ort lebt, umstellen. Wie dies gelingen kann, zeigt das Beispiel unseres lokalen Partners in Stuttgart.

Mohammad Abdullah hat vor einem Jahre eine Gesprächsrunde für Männer gegründet, die drei Mal im Monat zusammenkommen und sich zu allen möglichen, für Männer in der Einwanderungsgesellschaft wichtigen Themen austauschen. Dies fand großen Anklang, da oftmals der Raum fehlt, über Sorgen und Nöte, z.B. auch über Konflikte in der Familie zu sprechen. Da dies großen Anklang fand, entstand aus dem „Männercafé“ heraus die Idee, einen solchen Treffpunkt auch für Familien anzubieten. Das Ankommen und Einleben in Deutschland bedeutet in vielen Fällen, sich mit der Frage der eigenen (kulturellen) Identität und mit neuen Aufgaben und Rollen innerhalb der Familie auseinandersetzen zu müssen. Um offen darüber zu sprechen, mit anderen Familien mit und ohne Migrationshintergrund, wurde ein Familiencafé gegründet, das gut besucht wird.

Beide Cafés können bis Ende April aufgrund der Corona-Krise zwar nicht stattfinden, dennoch steht eine Kerngruppe weiterhin im Austausch miteinander und es werden zurzeit digitale Alternativen (gemeinsam mit dem BV NeMO-Verbund „Forum der Kulturen“ in Stuttgart) geplant.

Währenddessen sind Herr Abdullah und die Aktiven in Stuttgart aber weiterhin aktiv vor Ort: Sie nähen Masken und bieten Einkaufdienste für Risikogruppen, insbesondere für Senior*innen, in fünf Stadtteilen an. Auch bleiben sie (über Telefon und andere Kommunikationsmittel) in engem Kontakt mit migrantischen Communities, klären auf und informieren über die Regelungen zum Umgang mit Corona. „Es geht vielleicht nicht um deine Gesundheit, es geht um deinen Nachbarn, um deinen Vater, um deine Oma“, so Mohammad Abdullah, der sehr eindrucksvoll beweist, dass kommunales Engagement auch in Zeiten von Corona Menschen zusammenbringen kann.

Freiburg: Augenmerk auf Geflüchtete, die ganz besonders unter den Ausgangsbeschränkungen leiden

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Der Interkulturelle Verein FAIRburg e.V. erfüllt in Freiburg die Brückenfunktion zwischen den Migrantenorganisationen, die aktiv in der Arbeit mit Geflüchteten sind, und den Stadtverwaltungsstrukturen des Amts für Migration und Integration der Stadt Freiburg. Es gehört z. B. zu den Aufgaben von FAIRburg, rassistische Alltagserfahrungen zu sammeln und statistisch für Freiburg zu erfassen. Durch Corona kommt nun eine neue Zielgruppe hinzu: Wie in anderen deutschen Städten erfahren auch in Freiburg als asiatisch gelesene Menschen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus rassistische Anfeindungen. Aufgrund der Corona Krise und der damit verbundenen Kontaktminimierung ist es außerordentlich wichtig, nun mit den besonders betroffenen Minderheiten in Freiburg zu kommunizieren. Dazu gehören z. B. Menschen aus der Landeserstaufnahme (LEA), die sich nun nicht mehr auf öffentlichen Plätzen aufhalten dürfen – bei einer angedrohten Strafe von 500€. Diese Regelung macht FAIRburg e.V. über verschiedene Kanäle bekannt, um Leute vor diesem Bußgeld zu warnen.

Durch die enge Unterbringung in der LEA, die oft nicht den für Corona notwendigen Rückzugsraum von 1,5-2m Abstand zulassen, sind die Bewohner*innen besonders gefährdet. Auch deshalb, weil für sie diese Präventions-Quarantäne bedeutet, dass sie faktisch bis zum 20. April auf ihrem Bett sitzend in Räumen, die sie sich mit bis zu fünf Personen teilen, verbringen müssen. Sie dürfen die LEA einzeln verlassen, um einkaufen zu gehen. Das Budget ist allerdings nicht so groß, dass das einmal täglich möglich wäre. Das wirkt sich zusätzlich negativ auf die Stimmung aus, denn die Essensituation ist unbefriedigend. Das Essen in der LEA-Kantine ist für viele unzumutbar – vor allem Menschen aus Westafrika sind die Mehlspeisen nicht gewöhnt. Angebracht wäre, Reisgerichte anzubieten und auch Leuten aus der LEA die Möglichkeit zu geben, sich beim Kochen einzubringen.

In den Unterkünften ist die Situation angespannter als sonst auch schon. Teilweise leben Familien mit bis zu fünf Kindern immer noch in Containern. Es ist jedoch zu wenig Grünfläche um die Container herum verfügbar, als dass die Kinder draußen spielen könnten. FAIRburg e.V. befürchtet, dass die häusliche Gewalt, wie in solchen Situationen auch in der Mehrheitsgesellschaft üblich, zunehmen wird. MMÖ

Zum mehrsprachigen Hilfetelefon für Frauen in Gewaltsituationen geht es hier.

 

Göttingen: Hotline für Senior*innen mit Fluchtgeschichte aktiviert

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Angesichts der Unterstützungsherausforderungen in der Corona-Zeit hat die samo.faplus-Koordinierungsstelle Göttingen eine ‘Hotline’ für Senioren mit Fluchtgeschichte eingerichtet. Seit der Intensivierung der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus am 23.03. wird diese Hotline rege genutzt. Mehr als 30 Nachfragen sind in den letzten Tagen eingegangen.

Die lokale Koordinatorin Yulia Rasheva berichtet: „Wir haben unsere Ehrenamtlichen, vor allem Geflüchtete aus Tschetschenien, Georgien, Armenien und Syrien mobilisiert. Diese fahren für Bedürftige einkaufen, fahren sie zum Arzt und zurück, da die Senioren öffentlichen Verkehr möglichst vermeiden sollen. Solche Dienste leisten unsere Ehrenamtlichen auch für deutsche Bevölkerung. Die Dankbarkeit ist groß.“

Geflüchtete Senioren sind aktuell in einer besonderen Risikolage, die im Rahmen von samo.faplus dementsprechend besonders adressiert wird. Ihre Lage verlangt eine spezielle Betreuung. Aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse sind die neu Zugewanderten besonders verunsichert. Die Koordinierungsstelle übersetzt und verbreitet die offizielle Information auf Russisch sowie anderen Sprachen und weist auf Fake News im Zusammenhang mit dem Coronavirus hin. Ganz viele Nachfragen kommen auch von Eltern, die momentan mit den Kindern zu Hause bleiben sollen. Die Kinder bekommen Lernstoff und Hausaufgaben per E-Mail oder nützliche Informationen von Online-Portalen. „Unsere Lehrerinnen und Lehrer bieten dazu Unterstützung online und per Telefon“, so die Koordinatorin Rasheva. AO

Lübeck bietet Informationen zu Online-Teilhabemöglichkeiten für Geflüchtete

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Der lokale samo.fa-Partner Interkulturelle Begegnungsstätte e.V. Haus der Kulturen hat aufgrund der aktuellen Coronakrise ein Onlineangebot in Form eines Infoblattes zusammengestellt, das sich vor allem an Geflüchtete richtet. Wie das Haus der Kulturen darin schreibt: “In der jetzigen Situation haben wir den Eindruck, dass vor allem auch
Geflüchtete in einigen wichtigen Dingen damit allein gelassen werden, weswegen wir dem
gemeinsam etwas entgegensetzen wollen.”
Wenn Menschen in Lübeck wegen des Ansteckungsrisikos nicht einkaufen gehen können oder vor andere
Probleme gestellt sind, hilft samo.fa Lübeck gerne durch eine Vermittlung von samo.fa
Ehrenamtlichen. In dem Infoblatt findet man außerdem zum Beispiel Nummern mehrsprachiger Nachbarschaftshilfen.

Das Infoblatt gibt es hier als Download. 

 

Interview mit  Martina Möller-Öncü beim Refugee Radio Potsdam

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In einem Interview mit  Martina Möller-Öncü zu Beginn der aktuellen Sendung des Refugee Radio Potsdam mit Obiri Mokini des lokalen Verbunds Nemib spricht die samo.fa-Netzwerkbegleiterin über die Situation für Geflüchtete in Zeiten von Corona und wie die Projektarbeit momentan aussieht. Die ganze Folge des Senders gibt es hier, das Interview ist gleich am Anfang zu hören:

 

Lokaler Partner Morgen e.V. bietet anschaulich Informationen zum Corona-Virus

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Der lokale Partner aus München, Morgen e.V., hat auf seiner Seite wir Informationen im Umgang mit dem Coronavirus zusammen gestellt. Diese sind z.T. auch in vielfältigen Sprachen verfügbar.

Ermöglicht haben das die Vereine/Aktive  (ankommen in Deutschland e.V., afrikanisches Frauenkommittee, Eritreische Union München e.V., Farhang e.V., Syrischer Sozial- und Kulturverein in München e.V.), die schnell bei der Übersetzung der Corona-Postkarte geholfen haben und Tanja Kischel, die die Zeichnungen angefertigt hat, damit auch Menschen die Hinweise verstehen, die nicht lesen können.

 Die Corona-Postkarte wurde  Tanja Kischel illustriert und von verschiedenen Aktiven/Vereinen in mehrere Sprachen übersetzt. Auf der Seite von Morgen e.V. kann man alle Versionen herunterladen.

Aufruf des MiSo-Netzwerks zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus

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Trotz Coronakrise ruft auch der lokale Partner aus Hannover, das MiSo-Netzwerk, zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus und Diskriminierung 2020 zum Zusammenhalt gegen Menscheinfeindlichkeit auf.
Folgendes Statement hat das Netzwerk außerdem veröffentlicht:
Auch in der Coronakrise geht der Kampf gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit weiter.
Das Bestreben für ein friedliches und respektvolles Miteinander pausiert auch in solchen Lebensphasen nicht.
Daher möchten wir im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus und Diskriminierung ein Zeichen von Zuhause setzen.
In dieser schwierigen und ungewohnten Zeit, haben die Werte Toleranz und Solidarität eine noch tiefere Bedeutung als ohnehin schon.
Wir möchten dafür eintreten, dass Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte in dieser sensiblen Zeit nicht noch stärker benachteiligt und ausgegrenzt werden. In Krisenzeiten gilt es, mehr denn je anzustreben, mehr Solidarität und Mitgefühl zu wagen und zu leben ! Es ist an jedem Einzelnen, sich dafür einzusetzen und dieses Gefühl in die Welt zu tragen. Leben wir es vor – alle gemeinsam !
WIR SAGEN NEIN ZU RASSISMUS!
 

Online-Demo von moveGLOBAL e.V.

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Der Berliner Partner moveGLOBAL e.V. ruft dazu auf, bis zum 25. März online ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung zu setzen, da durch die Coronakrise die Veranstaltungen zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus nicht wie geplant stattfinden können. Innerhalb der Facebookveranstaltung können Teilnehmende ein Foto mit einer Botschaft gegen Diskriminierung teilen, um so auch in Zeiten von Corona Solidarität zu demonstrieren und die Diversität unsere Gesellschaft darzustellen.

Haus der Kulturen Lübeck ruft zu Balkonaktion für Solidarität im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung auf

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Am Freitag, den 20. März 2020  führte der Lübecker samo.fa-Partner Haus der Kulturen eine Aktion durch  zum “Internationalen Tag gegen Rassismus”, der am Samstag, 21. März 2020  stattfand und bei dessen Aktionswochen zahlreiche Veranstaltungen ausfallen müssen. Auch in Zeiten von Corona rief das Haus der Kulturen dazu auf, Solidarität im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung zu zeigen:  Alle konnten am Freitag als auch am Samstag auf ihren Balkonen oder am offenen Fenster eigene kreative Dinge gestalten.
Am Freitag hat das Haus der Kulturen  im Sinne des Aufrufes „Musik auf den Balkonen und aus den Fenstern“ mit Musiker*innen mit einem eigenen kleinen Konzert vor dem Haus mitgewirkt.
Damit sollte die Solidarität mit allen Beschäftigten im Gesundheitswesen zum Ausdruck gebracht werden. In Italien und Spanien finden solche Aktivitäten bereits statt, als musikalische Antwort auf die Krise und stärken so die Solidarität. Dazu wurden die Klänge der Aktion außerdem zum Tag gegen Rassismus gewidmet, der eigentlich am 21. März stattfinden sollte. Denn Corona hat rassistische Klischees über asiatische Menschen hervorgebracht und zu diskriminierendem/ausgrenzendem Verhalten geführt.

samo.fa+: Flüchtlingsarbeit ist eine dauerhafte Aufgabe

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Ziele, Schwerpunkte und Arbeitsweisen in den Jahren 2020 – 2021

Die Arbeit von samo.fa wird fortgesetzt: als samo.fa plus wird es vom Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen weitergeführt und erneut für die Jahre 2020 und 2021 durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert. Der unverzichtbare Beitrag von Migrantenorganisationen in diesem Feld wird damit erneut anerkannt.

 Plus bedeutet, dass für diese Jahre besondere Akzente gesetzt werden. Die Menschen, die ab 2015 als Geflüchtete kamen, sind nach wie vor auf einem langen und z.T. schwierigen Weg in ihren neuen Alltag und zu gleichberechtigter Teilhabe. Zugleich ist klar: Flucht und Asyl bleiben aktuell, Einwanderung steht nicht still.

Auf der Basis einer breiten und soliden Erfahrung vor Ort geht es in den Jahren 2020 und 2021 um zwei eng miteinander verbundene Aufgaben, nämlich (a) die Begleitung und Unterstützung von Menschen mit Fluchtgeschichte entsprechend ihrer differenzierten Bedarfe fortzusetzen und (b) auf Nachhaltigkeit in dem Sinne hinzuwirken, dass auch künftig Migrantenorganisationen in der Lage sind, als kritisch-konstruktive Partner der Kommunen und in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren ihren Beitrag zu leisten.

Daraus ergeben sich die vier Arbeitsschwerpunkte für die Jahre 2020-2021: Erstens bei der Begleitung und Unterstützung von Menschen mit Fluchtgeschichte besondere Aufmerksamkeit auf jene zu richten, die sich in besonders schwierigen und risikoreichen Lebenslagen befinden, zweitens Menschen mit Fluchtgeschichte und jene, die sich für diese engagieren, vor Anfeindungen zu schützen und auf eine bessere Anerkennung zivilgesellschaftlichen Engagements hinzuwirken, drittens die Flüchtlingsarbeit als ständige kooperative Aufgabe vor Ort zu verstehen und zu festigen und viertens hierfür an der Ausreifung und Stärkung förderlicher lokaler Strukturen aktiv mitzuwirken.

In diesen beiden Jahren geht es auch darum, die Erfahrungen und Kompetenzen, die sich vor Ort vorhanden sind, noch stärker als bisher zur Verfügung zu stellen, innerhalb und außerhalb von samo.fa (Stichwort: Kompetenznetzwerk). Ein wichtiges Instrument hierfür ist die mittlerweile eingespielte samo.fa-Methode mit ihrer engen Verknüpfung von lokalen Aktivitäten einschließlich lokaler Dialogkonferenzen und bundesweitem Austausch und gemeinsamer Stimme.  WK 15.03.2020

Wieder Angriffe gegen Aktive in der Flüchtlingsarbeit: Wir lassen uns nicht einschüchtern!

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 Zahlreiche Menschen engagieren sich seit Jahren in der Arbeit mit Geflüchteten vor Ort, unter ihnen viele mit eigener Einwanderungsgeschichte. Dies gilt besonders für das Vorhaben „Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit“ (samo.fa), das seit 2016 – gefördert von der Bundesregierung – an 34 Orten in Deutschland läuft. Auch in Stralsund, dort ist Tutmonde e.V. lokaler Partner.

Aus Stralsund erreichte uns am 23. Januar 2020 die Nachricht, dass das Gemeinschaftsbüro von Tutmonde und zwei weiteren Organisationen mehrere Stunden von drei Männern aus offensichtlich rechtsradikalen Motiven belagert und anschließend unsere Koordinatorin von samo.fa auf ihrem Weg zum Auto bedrängt und verletzt worden ist. Eine Kollegin wurde zudem auf dem Weg in die Innenstadt auf ihrem Fahrrad angegriffen und erlitt Verletzungen. Die Kriminalpolizei und andere einschlägige Dienststellen wurden sofort eingeschaltet.

Am 31. Januar 2020, sind in Dortmund Vertreter*innen aus allen Standorten von samo.fa versammelt. Wir stellen gemeinsam fest:

Der Vorfall in Stralsund reiht sich in immer mehr Erfahrungen ein, dass – neben Menschen mit Fluchtgeschichte, die angegriffen und diskriminiert werden – immer stärker auch jene Menschen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren und zu ihnen stehen, unter massiven Druck geraten. Das gesellschaftliche Klima hat sich deutlich verschlechtert. Obwohl die Sensibilisierung gegenüber rechtsradikaler Gewalt nach dem Anschlag auf die Synagoge und die Morde in Halle gestiegen zu sein scheint, sind Schutz und Solidarität mit den Menschen mit Fluchtgeschichte, die mit uns leben, nicht ausreichend.

Selbstverständlich sind wir mit unseren Freund*innen in Stralsund solidarisch; das heißt: Wir werden Angriffe und Einschüchterungen und deren gesellschaftliche Folgen bei uns vor Ort zu einem Dauerthema machen, jede*r von uns. Wir werden uns an die Bürgermeister*innen unserer Städte wenden und mit ihnen klären, wie Anerkennung, Schutz und Solidarität verstärkt werden können. Wir wenden uns an die Politiker*innen auf der lokalen, auf der Landes- und Bundesebene mit dem dringenden Appell, die zunehmenden Anfeindungen, die Übergriffe und Einschüchterungen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern sich ihnen klar und eindeutig entgegenzustellen.

Die Koordinator*innen des samo.fa-Projekts:

moveGLOBAL e.V., Berlin; BINeMO e.V., Bielefeld; IFAK e.V., Bochum; Haus der Kulturen Braunschweig e.V. ; VMDO e.V., Dortmund;  Afropa e.V. , Dresden; Verbund Netzwerk Düsseldorfer Migrantenorganisationen e.V. ; Landesverband der Sinti und Roma RomnoKher Thüringen e.V., Erfurt; FAIRburg e.V., Freiburg; Interkulturelles Forum Fulda e.V. ; Deutsch-Russische Gesellschaft Göttingen e.V. ; Amandla e.V., Güstrow; Verband der Migrantenorganisationen Halle (VeMO) e.V. ; MiSO-Netzwerk Hannover e.V. ;  Netzwerk der Kulturen Heilbronn e.V. ; Brücke der Kulturen Hildesheim e.V. ; Türkische Gemeinde Schleswig-Holstein e.V., Kiel; Solibund e.V., Köln; MEPa e.V., Leipzig und Potsdam;  Interkulturelle Begegnungsstätte e.V. Haus der Kulturen, Lübeck;  Radio für Migration und Hilfen e.V., Mönchengladbach;  MORGEN e.V., München;  Afrika Kooperative e.V., Münster; Raum der Kulturen Neuss e.V. ; MOiN e.V., Nürnberg;  Bildungszentrum in Migrantenhand e. V., Reutlingen;  Haus Afrika e.V., Saarbrücken; Tutmonde e.V, Stralsund; Forum der Kulturen Stuttgart e.V. ; Kulturbrücke Palästina Thüringen e.V., Weimar; Wittener Institut für Interkulturelle Kompetenz e.V.

Abschlussfeier für Geflüchtete und Ehrenamtlich Aktive im Haus der Vielfalt

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Die Palästinensische Gemeinde Dortmund veranstaltete am 29.12. zusammen mit dem lokalen samo.fa-Partner VMDO eine Abschlussfeier für Ehrenamtler*innen und Geflüchtete im Haus der Vielfalt. Rund 80 Gäste ließen dabei das letzte Jahr gemeinsam ausklingen und sprachen über Teilhabe. Vor allem der Zugang zu Bildung ist ein wichtiger Faktor für die gesellschaftliche Teilhabe Geflüchteter in Deutschland.

Krefelder Bürger*innen diskutieren mit NRW-Integrationsministerin und ihrem Zukunftsdezernenten Integration

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Mehr als 100 Gäste kamen am Montag, dem 25. November 2019, in die Jüdische Gemeinde, um auf Einladung von samo.fa Krefeld und dem Kommunalen Integrationszentrum mit der NRW-Staatssekretärin Serap Güler und dem Krefelder Zukunftsdezernenten Markus Schön über Fragen rund um Integration zu diskutieren. „Wir müssen dahin kommen, dass jeder Mensch fühlt: wir gehören dazu“, sagte die Integrationsministerin gleich bei der Begrüßung. Dass es dieses Gefühl nicht ausreichend gibt, sei eine Schwäche der Integrationspolitik – bei der sie das Bundesland Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu anderen Bundesländern aber weit vorne sieht, insbesondere beim Ausbau von Strukturen wie den Kommunalen Integrationszentren und Integrationsagenturen. Für 2020 habe ihr Ressort zudem mit 110 Millionen Euro ein noch höheres Budget in den Haushalt eingebracht, über den bald im NRW-Parlament diskutiert und entschieden wird.

Krefelds Dezernent für Bildung, Schule, Sport, Migration und Integration – in der Stadt auch  „Zukunftsdezernent“ genannt –  Markus Schön wünscht sich aus diesem Topf statt Projektförderung auch Strukturförderung zu Themen des Zusammenlebens in der Stadt. Eine Forderung, die auch Migrantenorganisationen bundesweit immer wieder stellen, da die unregelmäßige Finanzierung immer wieder Professionalisierung und politische Teilhabe ausbremst.

Die Krefelder*innen bewegten am Montagabend sehr unterschiedliche Fragen im bewusst sehr offen gefassten Themenfeld: Wie können Lehrer*innen mit den zunehmenden „Opfer“-Beleidigungen umgehen, in denen antisemitische, rassistische und menschenfeindliche Zuschreibungen üblich sind? Reagiert die Regierung mit Fortbildungen in interkultureller Kompetenz und anderen Schwerpunkten im Schulcurriculum? Wie weit ist die Integration in NRW statistisch betrachtet? Werden die Gelder für Integrationsmaßnahmen auch wirklich gut investiert? Und wie sieht eigentlich die dritte Generation der so genannten Gastarbeiter die Integrationssituation im Land?

Auf nicht alle Fragen konnte es umfassende Antworten geben: Dass 30 Prozent aller Geflüchteten heute sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, sei durchaus ein Hinweis, dass Integrationspolitik funktioniere, sagte Serap Güler zum statistischen Ausmaß von Integration. „Integration ist aber ein jahrelanger Prozess und bedeutet sehr viel mehr als die Sprache zu sprechen“, so die Ministerin. Ebenso wie Krefelds Zukunftsdezernent Schön sieht sie ein derart bedenkliches gesellschaftliches Klima, „dass es nicht reicht, Erziehungsverantwortung in die Schulen abzugeben.“  Und für die dritte Generation sei die Frage „Woher kommst du?“ ein Affront, gegen den sie sich zur Wehr setzt, weil sie sich Zugehörigkeit nicht mehr absprechen lassen will.

Auch Themen wie das fehlende kommunale Wahlrecht, Chancen und Grenzen der aktuellen Migrationspolitik zum Beispiel für Geduldete wurden im Bürgergespräch angerissen. Hier kündigte die Staatsministerin an, dass sich das Land NRW weiter auf bundespolitische Ebene gegen ein langes Verbleiben im unsicheren Aufenthaltsstatus Duldung – die so genannten Kettenduldungen – einzusetzen, damit Menschen, die bereits lange in Deutschland leben, sich hier mit einem sicheren Status eine Zukunft aufbauen können.

 

Hintergrundwissen zum Herkunftsland Afghanistan – Workshop für Ehrenamtliche in Halle (Saale)

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Am Dienstagabend, dem 19. November, fand eine Fortbildung für Ehrenamtliche des Projektpartners VeMo Halle e.V. statt.
Ziel der Fortbildung war es, das Verständnis der Teilnehmenden für die kulturellen Hintergründe, Erfahrungen, Erwartungen und besonderen Herausforderungen von Geflüchteten aus Afghanistan zu sensibilisieren. Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte wurde im ersten Teil die soziale, kulturelle und religiöse Vielfalt in Afghanistan vorgestellt. Im zweiten Teil wurden unterschiedliche Bedrohungslagen und Sicherheitsrisiken in Afghanistan diskutiert.
Ziel dabei war zum Einen ein besseres Verständnis von Fluchtgründen und der Belastung, die es darstellt, Freunde und Familie in Gefahr zu wissen. Zum Anderen bedeutet die Aufenthalts- und Abschiebungspolitik der Bundesregierung, dass eine große Zahl Geflüchteter keinen gesicherten Aufenthalt in Deutschland hat. Der Vortrag bot daher auch Hintergründe zu den vielfältigen Sicherheitsrisiken, denen Rückkehrer nach Afghanistan ausgesetzt sind, und stellte die realistischen Überlebenschancen der Betroffenen vor. Die Veranstaltung fand statt in Kooperation mit der Freiwilligen Agentur  Halle-Saalekreis e.V.

Letztes samo.fa- Bundesnetzwerktreffen in Dortmund

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Am 15. November sind alle Koordinator*innen, die Netzwerkbegleitung und Projektleitung von samo.fa für ein letztes Bundesnetzwerktreffen nach Dortmund gekommen, um Bilanz aus vier Jahren Arbeit zu ziehen und die Zukunft des Projekts zu besprechen. Die Netzwerkbegleiter*innen aus den Regionen West, Süd und Nordost stellten die Arbeit ihrer jeweiligen Partner*innen vor sowie die Ergebnisse aus den jeweiligen Regionalsitzungen. So standen in der Region West zum Beispiel die  intraregionale Netzwerkarbeit, Wissenstransfers und Nachhaltigkeit im Fokus. Dank samo.fa sind viele Standorte kommunale Player in der Integrations- und Teilhabearbeit geworden. Nächster Schritt ist die systematische und stabile Einbindung dieser Koordinierungsstellen auf Augenhöhe in der jeweiligen Stadtgesellschaft. Verbesserungsbedarf wird vor allem bei der Berichterstattung für die Projektauswertung und die lokalen ÖA-Konzepte gesehen.

Die Förderung von samo.fa läuft 2019 aus: Beim Bundesnetzwerktreffen stellte die Leitung den neuen Antrag einer Fortsetzung für 2020/21 vor. So soll zum Beispiel ein Schwerpunkt auf strukturschwache Regionen liegen. Wie und ob samo.fa im nächsten Jahr auf welche Weise fortgeführt wird, steht jedoch noch nicht fest: Über den Antrag wurde noch nicht abschließend entschieden.

 

Anschlag in Halle: BV NeMO solidarisch gegen rechte Gewalt

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Der Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen (BV NeMO) e.V. ist zutiefst betroffen vom antisemitischen Terroranschlag in Halle.

Unser tiefstes Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer.

Nachdem es dem Täter misslungen war, an Yom Kippur in eine Synagoge einzudringen, griff er einen türkischen Imbiss an und tötete dabei einen Mann und eine Frau, die sich zufällig in der Nähe befanden.

„Die Tat reiht sich ein in Vorfälle am Islamischen Kulturzentrum in Halle-Neustadt, in tägliche Pöbeleien gegenüber Migrantinnen und Migranten in der Stadt und in die Sprache von montäglichen Demo-Reden, welche die Bürger von Halle über sich ergehen lassen müssen“, erklärt Gunter Willinsky, Mitglied im Vorstand des BV NeMO-Partners Verband der Migrantenorganisationen Halle (Saale) VeMO e.V.

Vor wenigen Wochen war VeMO e.V. Mitveranstalter der samo.fa-Bundesidalogkonferenz in Halle, bei der rund 120 Teilnehmende über die Teilhabechancen für Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte diskutiert haben. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Eröffnung der Interkulturellen Woche statt, die dieses Jahr ihren Auftakt in Halle feierte.

Vertreter*innen von VeMO e.V. haben vor Ort in der Folge des Anschlags an verschiedenen Protestmärschen und Gedenkveranstaltungen wie dem Friedensgebet in der Marktkirche teilgenommen, um ihre Solidarität mit den Opfern zu bekunden und sich dem wachsenden Rechtsextremismus in Deutschland entgegen zu stellen.

Der Bundesverband NeMO und seine Mitglieder verurteilen jede Form von Rassismus. Rassismus tötet.

 

Wir stehen solidarisch mit allen von Menschenfeindlichkeit betroffenen Gruppen zusammen.

Wir werden nicht schweigen und wir werden nicht wegsehen.

Migrant*innen-Organisationen heute: Immer stärker in der lokalen Flüchtlingsarbeit – Dritte samo.fa – Bundesdialogkonferenz in Halle (Saale)

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Es war eine Konferenz, in der endlich nun auch über Erfolge gesprochen wurde: bei der Unterstützung von Geflüchteten auf ihrem langen und schwierigen Weg in den neuen Alltag. Unter der Überschrift „Angekommen? Teilhaben jetzt!“ trafen sich am 20. und 21. September 2019 im altehrwürdigen Stadthaus in Halle (Saale) Aktive aus 34 Standorten von samo.fa mit Expert*innen aus Politik, aus Verbänden und aus der Wissenschaft, insgesamt um die 120 Teilnehmer*innen. Dialogkonferenz eben.

Noch einmal zur Erinnerung: samo.fa steht für „Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit“ und wird seit 2016 von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert. Träger dieses großen bundesweiten Vorhabens ist der Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen (BV NeMO) mit Sitz in Dortmund.

Halle als Beispiel

Schon Oberbürgermeister Wiegand machte in seinem Grußwort zu Beginn der Konferenz deutlich: Alle Städte sind mittlerweile Einwanderungsstädte. Und: Für ein gutes und respektvolles Zusammenleben sind Migrantenorganisationen als Partner unverzichtbar. Er hob den engen Austausch mit dem Verbund der Migrantenorganisationen in Halle (VeMO) hervor; VeMO ist das Gesicht von samo.fa in Halle und war Mitveranstalter der Dialogkonferenz. Wie angesehen VeMO mittlerweile ist – aber auch, wie klar sich Halle als vielfältige Stadt positioniert – wird daran deutlich, dass dieses Jahr gemeinsam die Auftaktveranstaltung und das bunte Programm der „Interkulturellen Woche“ durchgeführt wird. Halle zeigt sich damit auch als guter Ort für die Bundesdialogkonferenz.

Der lokale Ansatz: Nahe bei den Menschen

Dr. Ümit Koşan, Vorsitzender des BV NeMO und Mitglied im Leitungsteam von samo.fa, zog einleitend eine positive Bilanz der bisherigen Arbeit: Der lokale Ansatz, der jeweils durch eine hauptamtliche Stelle unterstützt wird, hat sich bewährt, weil er ganz nah an den Lebenszusammenhängen der Menschen mit Fluchtgeschichte angesiedelt ist. Das wurde dann auch bunt und lebendig demonstriert, als viele Beteiligte im Block „Halle als Beispiel“ Einblick in ihre Aktivitäten gaben.  Gerade diese Nähe zu den Menschen mit Fluchtgeschichte sei samo.fa besonders gut gelungen, hob in ihrem Beitrag auch Dr. Claudia Martini vom Arbeitsstab der Bundesintegrationsbeauftragten hervor. Die Migrantenorganisationen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, haben „vor Ort“ Gewicht und Stimme gewonnen und sind aus dem Kreis der wichtigen Akteure nicht mehr wegzudenken.

Außerdem wurden 100 Botschaften als Ergebnisse aus den lokalen Konferenzen aller Partner*innen zusammengetragen und präsentiert. 

Die Ergebnisprotokolle der Workshops gibt es hier. 

Verbünde auf lokal-kommunaler Ebene: eine wichtige Entwicklung

Als eine besondere Erfolgsbedingung erwies und erweist sich der Zusammenschluss verschiedener Migrantenorganisationen zu herkunftsübergreifenden, religionsneutralen lokalen Verbünden. Nahezu überall sind solche Verbünde entstanden oder in der Vorbereitung oder Planung. Damit tritt ein neuer Typ von Migrantenorganisationen auf, der sehr viel Potenzial hat. Diese Erfahrung zog sich im Übrigen durch die gesamte Konferenz durch und spielte auch in der abschließenden Runde am Ende des 2. Tags noch einmal eine wichtige Rolle. Dort wurde nämlich bei den Ausführungen der Gesprächspartner aus der „kommunalen Familie“ deutlich: es wird gewünscht, dass die Migrantenorganisationen eine wichtige Rolle im lokal-kommunalen Feld spielen, aber in Hinblick auf ihre Teilhabe auf Augenhöhe gibt es noch „viel Luft nach oben“.

Es bleibt viel zu tun

Es bleibt viel zu tun: Weil der Weg in den neuen Alltag schwierig und langwierig ist, brauchen die Menschen mit Fluchtgeschichte auch weiterhin eine nahe und gut zugängliche Begleitung und es braucht Begegnungsräume. Die Bedarfe und Bedürfnisse differenzieren sich mit der Zeit weiter aus – dies war Thema in den Facharbeitsgruppen, in denen Inputs und Erfahrungsberichte sich ergänzten. Mehr in die Aufmerksamkeit rücken dabei auch strukturschwache Räume, insbesondere, aber nicht nur in Ostdeutschland. Dem trägt samo.fa übrigens schon jetzt dadurch Rechnung, dass mit Erfurt, Güstrow und Weimar drei der vier zusätzlichen Standorte in Ostdeutschland liegen. Schließlich machten die Beiträge in einem Themenfenster auf wichtige Veränderungen der migrationspolitischen Rahmenbedingungen aufmerksam: neben dem erstarkenden Rechtspopulismus führen auch die neuen Asylgesetze teilweise erschwerende und mit grundlegenden Ansprüchen an Menschenwürde kollidierende Bedingungen, insbesondere für Menschen, die (noch) nicht über eine gesicherte Bleibeperspektive verfügen.

Ergebnisse aus den verschiedenen Workshops gibt es im internen Bereich zum Download.

Händel-Musik auf der Oud

Um Menschenwürde und um die vielfältigen Gründe für Flucht ging es Beginn dieses zweiten Tages der Film „Tokanara“ eindrucksvoll. Der Tag endete versöhnlich damit, dass zwei aus Syrien stammende Musiker auf Oud und Gitarre die Sarabande von Georg-Friedrich Händel, dem großen Sohn der Stadt Halle und auch Migrant, spielten.

WK

Bundesdialogkonferenz in Halle (Saale)

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Bundesweites Netzwerk von Migrantenorganisationen setzt sich für Teilhabe von Menschen mit Fluchtgeschichte ein

Am 20./21.September 2019 treffen sich Vertreter*innen aus Migrant*innenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit aus 34 Städten in Halle (Saale), um mit Gästen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft über Perspektiven auf das Zusammenleben im Einwanderungsland Deutschland zu diskutieren.

Unter dem Motto „Angekommen? Teilhaben jetzt!“ findet am 20./21. September im Stadthaus der Stadt Halle (Saale) die Bundesdialogkonferenz des bundesweiten samo.fa-Netzwerkes aus rund 500 Migrant*innenorganisationen statt. Samo.fa steht für die „Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit“ und wird vom Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. (BV NeMO) getragen. Die Organisationen und Aktiven mit eigener oder familiären Migrationsgeschichte im Netzwerk unterstützen und begleiten seit 2016 in 34 Städten 13 Bundesländern Menschen mit Fluchtgeschichte beim Ankommen in der deutschen Gesellschaft – und haben sich zu einem wichtigen Akteur bei der Integration von Neubürger*innen in Kommunen und Nachbarschaften entwickelt.

Auf der Konferenz wird eine Zwischenbilanz der Arbeit gezogen: Wo steht das Einwanderungsland Deutschland heute in 2019 – auch vor dem Hintergrund, dass in einigen Bundesländern rechtspopulistische Partei zunehmend Wahlberechtigte erreichen? Wie können Menschen mit Fluchtgeschichte weiter beim Ankommen in der Gesellschaft begleitet werden – um hier selbstbestimmt und gleichberechtigt zu leben? Fest steht: Der Weg ist noch lang. Und: Das Ziel muss Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen sein – für diejenigen, die schon hier sind und die, die neu dazukommen.

Gäste der Konferenz sind unter anderem der SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby und der wissenschaftliche Leiter des Zentrums für Türkeistudien an der Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Hacı-Halil Uslucan.

Vor der Veranstaltung findet eine Pressekonferenz statt.

Wann? 11 Uhr

Wo? Im Saal des Stadthauses, Marktplatz 2, 06108 Halle (Saale)

Wer kommt? Dr. Ümit Koşan und Dr. Elizabeth Beloe, Vorstand des BV NeMO und Leitungsteam von samo.fa, Dr. Tarek Ali, Vorstand von VeMO Halle e.V. und Olga Hollek, samo.fa Koordinatorin Halle (Saale)

Anmeldung bis zum 18. September an presse@bv-nemo.de.

Pressekontakt: Miriam Bunjes: +49 231 286 78 164

Das aktuelle Programm zur Konferenz gibt es hier zum Download

 

So arbeitet samo.fa

Zum Beispiel in Stralsund beim samo.fa-Partner Tutmonde e.V., wo Frauen mit Fluchtgeschichte erfolgreich in Ausbildung vermittelt werden konnten – trotz hoher bürokratischer Hürden und den vielen Vorurteilen, die den Bewerberinnen begegneten:
„Ausbildung und Arbeit zu finden, ist zentral, um wirklich in einer Stadt anzukommen und sich ein Leben aufzubauen“, sagt Jana Michael, samo.fa-Koordinatorin und Geschäftsführerin von Tutmonde e.V. Deshalb hat samo.fa Stralsund 2019 in Workshops mit geflüchteten Frauen nicht nur erarbeitet, wie und wo sie Jobangebote finden, wie Bewerbungsunterlagen erstellt werden und wie sie sich in Vorstellungsgesprächen präsentieren. „Empowerment gegen Rassismus und Diskriminierung war ein sehr wichtiger Bestandteil aller Jobtrainings“, erzählt Michael. „Die Teilnehmerinnen haben erschütternde Geschichten über Anfeindungen erzählt, insbesondere die Frauen mit Kopftuch. Sie vor diesem Hintergrund von sich und ihren Fähigkeiten am Arbeitsmarkt zu überzeugen, war die zentrale Herausforderung.“ Zur erfolgreichen Arbeit der samo.fa-Aktiven – der hauptamtlichen und der ehrenamtlichen – gehörte hier aber noch mehr: Überzeugungsarbeit bei Unternehmer*innen vor Ort, geflüchtete Frauen mit unsicherem Aufenthaltsstatus und sichtbarer Einwanderungsgeschichte einzustellen. Und zahllose Gespräche mit dem Jobcenter und dem Ausländeramt, weil einige der jetzt erfolgreich vermittelten Frauen mit unsicherem Aufenthaltsstatus in Deutschland leben. „Durch samo.fa haben wir einen guten Kontakt zur Integrationsbeauftragen des Landes aufgebaut, der uns bei diesen bürokratischen Hürden sehr genutzt hat.“

Oder in Potsdam beim samo.fa-Partner Mepa e.V., wo Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte in wöchentlichen Gesprächscafés ihr Deutsch verbessern, private und berufliche Kontakte zu Menschen aus der Nachbarschaft knüpfen – und damit gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Vorurteilen und dem Zusammenleben im Quartier leisten:
„Es leben in unserer Stadt Potsdam auch Geflüchtete, die im Alltag zu wenig Gelegenheit haben, Deutsch zu sprechen“, sagt samo.fa-Koordinator Obiri Mokini. „Das schadet ihnen dann, wenn sie ein Vorstellungsgespräch haben oder wenn sie mit den Lehrern ihrer Kinder sprechen wollen.“ Um sie dabei zu unterstützen, gibt es jeden Freitag ein Gesprächscafé, bei dem sich Menschen mit Fluchtgeschichte mit Potsdamer*innen mit deutscher Muttersprache treffen. „Gesprächssprache ist Deutsch und die deutschsprachigen Gäste verbessern Aussprache und Grammatik im lockeren Gespräch über alles Mögliche“, sagt Mokini. „Es geht um Busfahrpläne, Bibliotheksangebote, aber auch um anstehende Jobinterviews oder Erfahrungen beim Arzt.“ Manchmal kommen auch lokale Vereine und Bildungsträger und stellen ihre Angebote vor, manchmal organisieren die Gäste zusammen einen Ausflug. „Durch das Gesprächscafé hat es schon für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer geklappt, dass sie Einladungen zu Vorstellungsgesprächen bekommen haben“, sagt Mokini. „Das Deutsch wird trainiert, aber die Menschen knüpfen auch Bekanntschaften.“ Flucht, Ankommen und auch fehlende Teilhabe sind immer wieder Thema im Café: „Alle Potsdamer lernen hier viel voneinander“, sagt Mokini. „Verschiedene Perspektiven und mehr Verständnis füreinander.“

Erfolgreich professionalisiert in Halle (Saale)

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Im Rahmen des samo.fa-Projekts haben Geflüchtete und Migrant*innen in Halle (Saale) erfolgreich an verschiedenen Modulen zur Professionalisierung in unterschiedlichen Bereichen teilgenommen.  Zum einen bei einer Qualifizierung für Ehrenamtliche Frauen und Männer zum Gesundheitslotsen und zum anderen bei einer Informationsveranstaltung im Modul Zugang zu Arbeit und Ausbildung für Geflüchtete Frauen und Migrantinnen inklusive rechtlicher Rahmenbedingungen.

Die Projektkoordination von VeMO Halle e.V. lobte die Kenntnisse und Fähigkeiten der Teilnehmenden am Ende der Veranstaltungsreihen und ermutigte sie zur erfolgreichen Realisierung weiterer Pläne. Insgesamt drei Monate traf sich die eine Gruppe, um Kenntnisse über das Thema Gesundheit vermittelt zu bekommen.

Die Informationsveranstaltungen im anderen Themenbereich waren einerseits darauf ausgerichtet, komplexe Informationen zu den Anforderungen an Neuzugewanderte zu vermitteln, um erfolgreich erste Schritte in den deutschen Arbeitsmarkt gehen zu können, bis hin zur Erarbeitung wesentlicher „personaler und Fach- und Methodenkompetenzen“ („Was kann ich eigentlich und welche Erfahrungen bringe ich mit?!“), gekoppelt mit den persönlichen Interessen („Was will ich eigentlich?!“). Dreizehn Frauen konnten so ihr Wissen erweitern – und sie alle wollen zeitnah ihre neuen Kenntnisse weiter ausbauen.

Die Veranstaltungen fanden in Kooperation mit DaMigra e.V. und Pro Familia Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. statt.

Drei Monate dauerte die Fortbildung zum Gesundheitslotsen.

Zum Thema Arbeit und Ausbildung wurden geflüchtete Frauen in verschiedenen Bereichen geschult.

Drei neue samo.fa-Städte in Ostdeutschland

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Das samo.fa-Netzwerk wächst weiter:  Mit lokalen Trägern in Erfurt, Güstrow und Weimar arbeiten jetzt drei weitere ostdeutsche Städte an der Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit. Damit ist das BV NeMO-Projekt in 34 Städten und 13 Bundesländern aktiv.

Priorität für das laufende Projektjahr hat für den neuen Weimarer Koordinator Aaed Almasri vom lokalen Träger Kulturbrücke Palästina Thüringen e.V. die Arbeitsmarktintegration Geflüchteter und eine verstärkte Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in der thüringischen Landeshauptstadt. Der studierte Architekt Almasri hat selbst einige Jahre als Arbeitsvermittler für die Agentur für Arbeit  gearbeitet und kennt sowohl die Hürden für Menschen mit Fluchtgeschichte auf dem Arbeitsmarkt als auch die zentrale Bedeutung von Arbeit für das Ankommen in einem neuen Land: Soziale Kontakte, finanzielle Unabhängigkeit, die Möglichkeit, sich selbst und die eigenen Fähigkeiten einzubringen. Der Träger ist bereits mit anderen Migrantenorganisationen vernetzt: „Wir sind in der arabischsprachigen Community in Weimar sehr gut vernetzt“, sagt Aaed Almasri. Etwa 150 Menschen mit jüngerer Fluchtgeschichte werden bereits jetzt erreicht, schätzt der neue Koordinator. An Vereine binden will er verstärkt auch minderjährige Geflüchtete. „Gerade bei Jugendlichen gibt es in der Ankommensphase das Risiko, dass sie durch das System fallen und wegen Misserfolgserlebnisse in der Schule und fehlenden Zukunftsperspektiven herumhängen und in problematische Kreise geraten.“ Das erste Weimarer samo.fa-Angebot ist deshalb ein Sport- und Kulturprojekt für 6 bis 16-Jährige. Sie können in der dafür angemieteten Sporthalle verschiedene Sportarten ausprobieren, die lokale Vereine in Weimar anbieten und deren regelmäßige Angebote sie vorstellen. Kreative Aktivitäten für die Altersgruppe sind ebenfalls geplant.

Auch Francisco Mucauque von Amandla e.V. aus Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern hat bereits Kontakte und Erfahrung in der Geflüchtetenarbeit. Jeden Samstag organisiert sein Verein ein offenes Treffen für Neubürger*innen, Migrant*innen und die Nachbarschaft. Bildungs- und Integrationsarbeit hat sich der Lehrer für Arbeit, Wirtschaft und Technik für das laufende samo.fa-Jahr vorgenommen. Gleichzeitig will er Neubürger*innen dabei unterstützen, selber Vereine aufzubauen. „Dafür organisieren wir Multiplikatorenschulungen in Vereins- und Projektmanagement“, sagt Mucauque. „Es ist wichtig, im Zusammenschluss zu arbeiten, um Teilhabeziele zu erreichen.“ Um das Deutsch auch derjenigen zu verbessern, die keinen Sprachkurs besuchen, will Mucauque auch hier die Angebote ausbauen: „Durch Sprachkurse mit Kinderbetreuung können wir mehr Frauen erreichen.“
Auch das Thema Rassismus und Diskriminierung beschäftigt den lokalen Träger und den neuen Koordinator. „Hier gibt es viele Vorurteile in der einheimischen Bevölkerung“, sagt Francisco Mucauque. „Deshalb holen wir die Nachbarschaft dort ab, wo sie steht und klären in Veranstaltungen von und mit Geflüchteten über Fluchtgründe und die Situationen in den Herkunftsländern auf.“

Für den neuen Erfurter Koordinator Jens Hellmann ist die Aufklärung der Mehrheitsgesellschaft ebenfalls ein wichtiges Anliegen für die samo.fa-Arbeit in 2019. Der lokale Träger in der thüringischen Hauptstadt ist Romnokher Thüringen. Der 2017 gegründete Verein, der aus jahrelangen Initiativen hervorgegangen ist, hat die Zielgruppe Roma und Sinti. Insbesondere arbeitet er mit Menschen, die aufgrund von Diskriminierung und damit einhergehenden Ausschlüssen vom Arbeitsmarkt und Bildungssystem aus ihren Herkunftsländern geflüchtet sind – viele kommen aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien oder den jungen osteuropäischen EU-Ländern. Auch hier leben sie nicht diskriminierungsfrei, betont Hellmann. „Es ist aber kein Vergleich zu den Umständen in den Ländern, die sie verlassen haben.“ Antidiskriminierungsarbeit bleibt aber eine Priorität – auch für die samo.fa-Arbeit. Geplant sind öffentliche Veranstaltungen, aber auch Überzeugungsarbeit bei Jobcentern, Behörden und Polizei. Weitere Schwerpunkte sind Bildungs- und Arbeitsmarktintegration. „Es gibt viele Arbeitsplätze in Erfurt und in der Region –  für Menschen mit Berufsausbildung sowieso, aber auch für Hilfstätigkeiten“, sagt Hellmann, der mit dem Verein bereits mit mit anderen Akteur*innen der Stadtgesellschaft vernetzt ist. Auch mit anderen Migrantenorganisationen ist der Verein in engem Kontakt, so dass unterschiedliche Beratungsangebote und Aktivitäten miteinander verbunden werden können und Migrant*innen gegenüber Politik und Gesellschaft eine stärkere Stimme bekommen. Kulturübergreifendes Arbeiten ist für einige aus der Zielgruppe ungewohnt, erklärt Jens Hellmann. „Die unterschiedlichen Roma-Gruppen haben zum Teil sehr verschiedene Vorstellungen voneinander”, sagt der Koordinator. „Auch hier setzt unsere Antidiskriminierungsarbeit an: Wir bringen verschiedene Minderheiten und auch die Mehrheitsgesellschaft für Gemeinsamkeiten zusammen.“

Hinweise zur Lage der Menschen mit Fluchtgeschichte an den Standorten von samo.fa Ende 2018

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Im Jahr 2018 ist der Übergang in den Alltag auf der einen Seite noch deutlicher zu beobachten, auf der anderen Seite verlängern sich auch die mit der Ankunft verbundenen Ausnahmesituationen oder verschärfen sich noch aufgrund der langen Dauer nicht erfolgter Normalisierung. Neue Anforderungen treten hinzu. Die lange Verweildauer in Ausnahmesituationen führt ihrerseits zu Belastungen, die „verarbeitet“ werden müssen. Zugleich kommen kontinuierlich auch neu Geflüchtete hinzu, wenn auch in wesentlich kleineren Zahlen.

Auf der Basis der Ende 2018 vorgelegten Städtedossiers folgt nun eine nach Lebensbereichen und Erfahrungsfeldern geordnete Skizze der Lage von Menschen mit Fluchtgeschichte im vierten Jahr nach dem „langen Sommer des Willkommens 2015“. Ergänzt wird dies um Hinweise zur Entwicklung der städtischen Politik am Beispiel der 32 Standorte von samo.fa.

Unterbringung/Wohnen

Im Unterschied zur Erwartung, dass sich der Übergang von Gemeinschaftsunterkünften in Wohnungen beschleunigen würde, zeigt sich auch am Ende 2018 noch das Bild, wonach an vielen Orten nach wie vor die Unterbringung in sogenannten Übergangseinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften dominiert. Dies gilt vor allem für Großstädte mit einem sehr angespannten Wohnungsmarkt. Der Bedarf an Wohnungen steigt überdies durch den Familiennachzug.

Einige Schlaglichter: Für Berlin und München gilt die hauptsächliche Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften ebenso wie in Stuttgart, wo „6000 Personen auf eine Wohnung warten“, aber auch in Nürnberg, Lübeck, Potsdam, wo 1300 weiterhin in Gemeinschaftseinrichtungen leben, während 400 in Wohnungen umgezogen sind, und in Reutlingen. Zum Teil ist „Umzug in Wohnungen“ auch mit Unsicherheiten, wie dies entschieden wird (z.B. Potsdam) und z.B. mit der Notwendigkeit für noch nicht anerkannte Asylbewerber, ein Gesundheitsattest vorzulegen (Nürnberg), verbunden.

In anderen Städten ist die Situation eher zweigeteilt: ein erheblicher Verbleib in Gemeinschaftsunterkünften ist z.B. in Köln mit der Unterbringung in von der Stadt angemieteten Beherbergungsunternehmen (Hotels, Pensionen…) verbunden – immerhin macht dies dort 23 % der Unterbringungen aus. In Nürnberg erfolgt eine Konzentration auf weniger Gemeinschaftsunterkünfte, in denen zugleich die Asylsozialarbeit reduziert wird.

Für eine ganze Reihe von Städten gilt eine Fortführung in Gemeinschaftsunterkünften und in städtischen angemieteten Wohnungen, so z.B. in Hildesheim, bzw. in Saarbrücken, das einen sehr angespannten Wohnungsmarkt für Geringverdiener aufweist. Oftmals ist der Umzug in Wohnungen mit dem Zuzug in sozial belastete Wohnquartiere oder an den Stadtrand verbunden, mit zusätzlichen Belastungen und dem Risiko von Konflikten; hiervon wird aus Kiel, Halle – wo die zentrale Unterbringung abgelöst wird –  und Saarbrücken berichtet.

Hoyerswerda berichtet vom Wechsel aus zentraler in dezentraler Unterbringung, ebenso wie Friedrichshafen und auch Bielefeld, wo für 2019 geplant ist, dass 30 % der Geflüchteten in selbst gemieteten Wohnungen unterkommen.

Hier und da begegnen wir in diesem Feld innovativen kommunalen Konzepten, so in Braunschweig den Bau von Gemeinschaftseinrichtungen, die einer alternativen Nachnutzung, z.B. als Studentenheime, zugeführt werden können. Oder in Dortmund, wo seit 2017 die Linie verfolgt wird, private Wohnungen für Geflüchtete zu gewinnen (Ende 2017 war dies schon für fast 7000 gelungen) und dies mit einem neuen Typ dezentraler Unterstützung unter dem Titel „Lokal Willkommen“ in drei Stadtteilen zu verbinden.

Gesundheit

Auch nach vier Jahren bleibt die Funktionsweise des Gesundheitssystems für viele Menschen mit Fluchtgeschichte intransparent. Formal ist in vielen Fällen der Zugang geklärt, wie z.B. in Stuttgart, wo es nach 15 Monaten die allgemeine Gesundheitskarte gibt. Dort z.B. sieht es aber das Gesundheitsamt für notwendig an, Gesundheitslotsen auszubilden.

Traumatisierungen werden stärker thematisiert, so in Braunschweig und in Bochum. Berichtet wird auch darüber, dass aus Familientrennung neue Traumatisierungen und auch andere – z.B. psychomotorische – Erkrankungen entstehen können. Kinder scheinen davon besonders betroffen zu sein.

So heißt es u.a. im Städtedossier aus Bochum:

„Oftmals sind Eltern/Kinder/Geschwister getrennt voneinander. Durch diese Trennung zieht sich das Trauma einer Flucht bzw. Migration über bis zumal Jahre fort und wird zu einem Generationen übergreifenden Trauma.  Die Zerrissenheit der Familien, die Ungewissheit über das Lebenswohl und die allgemeine Situation schaffen neue Traumata und Störungen. Viele Menschen sind von Existenzängsten und Depressionen betroffen. Die Familienzusammenführung ist ungewiss, sei es die Dauer aber auch die Realisierung. Der Kontakt, der zu den fehlenden Familienmitgliedern hergestellt wird, ist durch die traumatische und unbestimmte Situation unkontrolliert. Eine professionelle Begleitung der Kinder und Familien setzt zumeist erst mit dem Status ein. D.h. in den wichtigsten Phasen der Begleitung sind es oftmals Ehrenamtler*innen, die diese Familien begleiten. So leiden die Kinder häufig an Schlafstörungen, da die gestresste Kommunikation des vorhandenen Elternteils auch oftmals bis tief in die Nacht geht. Die angespannte Situation führt auch zu weiteren Störungen bei den Kindern. Die Bandbreite geht von extrem Introvertierten bis hin zu aggressiv auffälligen Kindern. Viele Mütter sind stark mit der Situation, alleinerziehend in einem fremden Land zu sein, überfordert, so stellt sich die Erziehung auch als problematisch heraus. Zu einem wird in vielen Familien nicht auf Schlafzeiten geachtet und zum anderen in traditionell wichtigen Dingen kleinste Fehler des Kindes zu stark geahndet. Alles in allem sind die Folgen auch nach der Familienzusammenführung deutlich spürbar und ziehen sich über Jahre durch.   Die Mütter sind mit einem oder mehreren Kindern alleinerziehend haben ihre eigenen neuen Sorgen, Überforderungen und sollen sich auch erzieherisch neu orientieren und sich zugleich integrieren, aber erst nach einer Wartezeit im Ungewissen. Wenn dann diese Hürde genommen ist und der Ehemann einreisen darf, muss er sich erstmal in das System integrieren und auch sich in seine neue Rolle in der Familie einfinden. Das bis dato Oberhaupt der Familie, muss Autorität abgeben. Oftmals entstehen sehr starke Konflikte aus dieser Kombination, die sich wiederum auf die Kinder auswirken. Die Auswirkungen festigen sich und werden oftmals Generationen übergreifend.“

Themen wie Diabetis rücken, wie in Freiburg und Saarbrücken und dort auch sexuelle Aufklärung, in den Blick, ebenso wie Migration & Behinderung. Die Gesundheitsfrage aktualisiert sich offenbar zunehmend. Dies hat mindestens zwei Gründe: zum einen tritt jetzt erst eine relative „Ruhe“ ein, die gesundheitliche Störung bewusstwerden lässt, zum anderen aber werden gesundheitliche Probleme nun zu einem realen Risiko beim Eintritt in die Bildungsinstitutionen und auf dem Arbeitsmarkt, oder sogar – wie das Nürnberger Beispiel zeigt – für den Zugang zu Wohnungen.

Kinder, Jugendliche – Bildung

 Der Zugang zu Kindertagesstätten ist offenbar an verschiedenen Orten mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, weil es in diesem Bereich Platzmangel gibt; Bochum und Saarbrücken berichten darüber. Auch wird angesprochen, dass Kinder und Jugendliche in den Bildungseinrichtungen z.T. Diskriminierungserfahrungen machen, auch, was die Zuweisung zu bestimmten Schulformen betrifft.

Aus Nürnberg kommt der Hinweis, dass in den neuen in Bayern errichteten Ankerzentren ein differenziertes Bildungsangebot für die dort lebenden Kinder und Jugendlichen zu wünschen übriglässt. In manchen Kommunen wird die Notwendigkeit gesehen, Kinder mit Fluchterfahrung und die aufnehmenden Kitas und Schulen durch Kulturmittler zu stärken, wie z.B. in Heilbronn.

Die Förderung von Kindern findet im Übrigen insgesamt mehr Aufmerksamkeit, so in Braunschweig, Fulda und Hoyerswerda.

Berufsausbildung bleibt eine wichtige Zielmarke für junge Geflüchtete, allerdings ist auch hier das Bild uneinheitlich: Positiven Erfahrungen, wie sie aus Hannover berichtet werden, steht – etwa nach Erfahrungen aus Kiel – gegenüber, dass sich Ausbildungsabbrüche einstellen; insgesamt wirft der Eintritt in das Erwachsenenalter mit 18 Jahren und der damit verbundene rechtliche und förderungsbezogene Statuswechsel erhebliche Probleme auf. Gerade bei den jugendlichen „Quereinsteigern“ bleiben Mängel in der deutschen Sprache ein Risiko sowohl für die Aufnahme einer Ausbildung als auch für ihren erfolgreichen Abschluss, deshalb setzen hier vorbereitende beruflich orientierte Sprachförderung, wie bei der Sprach-Werkstatt in Halle, oder auch – z.T. über Spenden finanzierte – Sprachförderung an beruflichen Schulen wie in Heilbronn an. Aus Hildesheim wird darauf hingewiesen, dass es einen wachsenden Bedarf älterer Menschen mit Fluchtgeschichte gibt, einen Schulabschluss zu machen.

Arbeitsmarkt

 Überall rückt die Frage nach einem Einstieg auf dem Arbeitsmarkt und nach Art und Qualität der Beschäftigung – vier Jahre nach 2015 – immer stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Wie gut die Einstiege gelingen können, hängt im erheblichen Umfang auch von der Lage auf dem lokalen Arbeitsmarkt ab, aber auch von der Art und Weise, wie die Jobcenter agieren. Heilbronn berichtet z.B. von einer deutlich verstärkten Vermittlung in Ausbildung und Arbeit, in Bielefeld konnte die „Integrationsquote“, also der Einstieg in Beschäftigung, auf 21 Prozent der dem Arbeitsmarkt zu Verfügung Stehenden gesteigert werden, das Jobcenter in Mönchengladbach berichtet davon, dass sich als wichtige Voraussetzung, die Deutschkenntnisse deutlich verbessert haben und dass nunmehr eine systematischere Vermittlungsarbeit gelingt.

Nach wie vor bleiben vorbereitende Aktivitäten, wie das Job Café in Waltrop oder die Job & Ausbildungs-Börse in Freiburg, die vom Jobcenter und der Stadt unterstützt wird, sehr wichtig; es scheint aber so, als müsse dies künftig auch durch flankierende Aktivitäten entlang der oftmals „gebrochenen“ Beschäftigungs- und Ausbildungsverhältnisse ergänzt werden. Nach wie vor bleibt die Anerkennung der mitgebrachten Qualifikation ein Problem, wie aus Potsdam und Mönchengladbach berichtet wird. Verstärkt in den Blick kommt die Arbeitsmarktintegration von Frauen mit Fluchtgeschichte; dies bildet z.B. in Halle mittlerweile einen Schwerpunkt. Legale bezahlte Arbeit zu finden, ist besonders für nicht anerkannte Geflüchtete eine hohe Schwelle; aus Nürnberg wird hierzu berichtet, dass die Ausländerbehörde, die über den Zugang mitentscheidet, dabei ist, die Handhabung der entsprechenden Gesetze zu lockern.

Frauen (und Männer)

 Die Arbeit mit Frauen mit Fluchtgeschichte hat sich im samo.fa-Vorhaben insgesamt als ein Schwerpunkt entwickelt, z.B. in Bielefeld, aber auch an vielen anderen Standorten; dies liegt an ihrer mehrfach schwierigen Situation.

Zunächst bringen viele Frauen, die aus patriarchalischen Verhältnissen kommen – so die Erfahrungen aus Halle – durch ihre vormalige Konzentration auf Familienarbeit und ihre oftmals geringe formale Bildung für den Eintritt in den hiesigen Arbeitsmarkt schlechte Voraussetzungen mit. Dennoch mussten sie sich, wenn sie ohne ihre Männer angereist sind, allein „durchschlagen“ und waren und sind aufgrund der Familientrennung alleinerziehend, wie aus Bochum berichtet wird. Verbunden mit den praktizierten „Überlebensstrategien“ ist dann oftmals ein neues Selbstbewusstsein entstanden, das mit den Familienzusammenführungen möglicherweise auf eine starke Probe gestellt wird. Partner-Konflikte sind damit gewissermaßen „vorprogrammiert“.

Spiegelbildlich hierzu werden z.T. auch junge Männer, die alleingekommen sind, zu einer wichtigen Zielgruppe, wie z.B. in Nürnberg und in Dresden.

Praktische Informationen – jetzt

Es zeigt sich, dass in dieser Phase des Wegs in den Alltag der Bedarf an Informationen viel konkreter wird als beim Ankommen. Damit sind alle Akteure in der Flüchtlingsarbeit erneut gefordert, und insbesondere auch diejenigen, die in samo.fa mitarbeiten. Es geht nicht mehr darum, die Menschen mit Fluchtgeschichte „rund um die Uhr“ zu betreuen, sondern sie auf ihrem Weg in die Eigenständigkeit zu unterstützen und sie in ihren Rechten gegenüber dem Regelsystem zu stärken. Verweisungswissen ist gefordert. Das Ziel der Öffnung der Regelsysteme wird z.B. von der Stadt Stuttgart ganz explizit gemacht: „Geflüchtete zunehmend in die Regelstrukturen aufzunehmen“.

Der Komplex „Abschiebung“

Es ist aufgrund der politischen Debatten des letzten Jahres und der Verschärfung der Asylgesetzgebung nicht verwunderlich, dass der Komplex „Abschiebung“ an Gewicht in der Arbeit vor Ort gewonnen hat – insbesondere in seinen indirekten Wirkungen auf die hier lebenden Menschen mit Fluchtgeschichte, im Sinne von Verunsicherung, Angst und dem Gefühl, letztendlich doch nicht willkommen zu sein. Es wird ein Anstieg von Abschiebungen beobachtet, wie z.B. in Kiel, Halle oder Potsdam. Aus Köln wird darauf hingewiesen, dass die realisierten Abschiebungen teilweise nur einzelne Familienmitglieder treffen und damit dann das – erneute – Auseinanderreißen von Familien verbunden sein könnte.

Insbesondere in vielfältiger Weise belastet sind jene Menschen, die im Duldungsstatus leben oder Ablehnungen mit einem Abschiebungsstopp erhalten haben. Menschen aus bestimmten Herkunftsländern sind hiervon besonders betroffen. Aus München und Köln wird auf Geflüchtete aus Afghanistan, Pakistan und verschiedenen afrikanischen Ländern, bzw. vom Balkan hingewiesen, aus Göttingen auf Tschetschenen und Armenier.

 Stimmungslagen

 Die Städte haben sich in den letzten Jahren stark verändert; sie sind alle vielfältiger geworden. Dies gilt auch für die Standorte im Osten Deutschlands, z.B. in Halle, wo sich der Anteil der Menschen mit Migrationsgeschichte in wenigen Jahren verdoppelt hat. Diese Normalisierung in Richtung auf „Einwanderungsgesellschaft“ löst – wie wir wissen – unterschiedliche Reaktionen aus.

Die Städtedossiers 2018 vermitteln den Eindruck, dass bei den Menschen mit Fluchtgeschichte eine Eintrübung ihrer positiven Erwartungen und Haltungen zur deutschen Gesellschaft im Gang ist. Dies hat sicherlich – wie schon im Bericht über das Jahr 2017 hervorgehoben – mit dem mühseligen und durch vielfältige Hemmnisse geprägten Weg in den neuen Alltag zu tun, mit langen Wartezeiten und den fortbestehenden Trennungen von der Familie.

Aber es ist auch die Veränderung des gesellschaftlichen Klimas und die Verschärfung im politischen Diskurs, die von den Menschen mit Fluchtgeschichte aufmerksam registriert werden (aus Hoyerswerda wird z.B. darauf hingewiesen, dass bei der letzten Bundestagswahl die AfD mit 27,8 Prozent am stärksten gewählte Partei war). Dies führt, wie z.B. aus Potsdam berichtet wird, auch zuweilen zu „Überreaktionen“: „manche halten sich zu schnell für diskriminiert“, obwohl die Schwierigkeiten gut lösbar sind. Diese Situation ist im Übrigen auch ein „Einfallstor“ für Geschäftemacher, Betrüger und für gezielte Fehlinformationen – so die Erfahrungen aus Bochum -; hier seien Gegeninformationen und vertrauenswürdige Anlaufstellen unverzichtbar. Dass Alltagsrassismus ungebrochen sei oder in der letzten Zeit zugenommen habe, wird aus Lübeck, Halle, Köln, Potsdam, Bochum und Stralsund berichtet.

 Niedrigschwellige und sichere Begegnungsräume

 Vor dem Hintergrund der Veränderungen in der Lebenslage, aber auch im subjektiven Befinden der Menschen mit Fluchtgeschichte, wird das Vorhandensein niedrigschwellig zugänglicher und sicherer Begegnungsräume sehr wichtig. So bleiben fehlende Räume, wie in Hoyerswerda und Freiburg, ein wichtiges Thema. In beiden Fällen waren und sind es die samo.fa-Träger, die temporäre Räume zur Verfügung stellen.

An anderen Orten gelang es sogar, stabile und dauerhafte Zentren, zumeist mithilfe kommunaler Förderung, zu eröffnen, wie der „Chapeau“-Club in Mönchengladbach oder – ein besonders herausragendes Beispiel – der Weltclub in Dresden. In Dortmund wurde – dem Übergang der Menschen aus den Gemeinschaftseinrichtungen in Wohnungen, konzentriert in bestimmten Stadtteilen folgend – von samo.fa dezentral in drei Quartieren Begegnungsräume eröffnet. An anderen Standorten, wie z.B. in Hildesheim, Düsseldorf und Reutlingen, haben die samo.fa-Träger gegenüber der Stadt die Initiative für die Errichtung solcher Begegnungsräume/Zentren ergriffen, oftmals orientiert an Modellen wie dem Haus der Vielfalt in Dortmund oder dem Haus der Kulturen in Braunschweig.

Tendenzen in der kommunalen Politik

 Auch das Bild, die kommunale Flüchtlingspolitik im vierten Jahr nach 2015, betreffend, ist zwiespältig. Auf der einen Seite hat die Herausforderung der Zuwanderung von Geflüchteten Impulse zur Systematisierung und Koordinierung der kommunalen Politik ausgelöst, auf der anderen Seite wird auch erkennbar, dass die Flüchtlingsfrage in städtischen Agenden nicht mehr Priorität hat. Die Migrantenorganisationen und ihr Beitrag – oftmals vermittelt durch samo.fa – haben in den meisten Fällen kommunale Anerkennung gefunden; dies hat aber keineswegs durchgehend zu einer stärkeren Einbeziehung in kommunale Koordinierungen oder in Planungsverfahren für die Flüchtlingsarbeit geführt; aber auch hierfür gibt es positive Beispiele. Insgesamt kann gesagt werden, dass an allen samo.fa – Standorten– auch aufgrund des durch die Förderung ermöglichten Einsatz von hauptamtlichen Koordinator*innen  – Migrantenorganisationen zu einem wichtigen Partner in der Flüchtlingsarbeit geworden sind und sich ihre Sichtbarbeit wesentlich erhöht hat.

In Düsseldorf z.B. wurde die Zuständigkeit neu in einem integrierten „Amt für Migration und Integration“ zusammengefasst, in Heilbronn wurden die Stellen für kommunalen Integrationsmanager, deren Aufgabe z.B. die Aufstellung individueller Integrationspläne ist, – mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg – stark ausgeweitet, in Fulda die Integrationsstellen bei Kreis und Stadt verstärkt, in Friedrichshafen ist eine Reform des bisherigen „Rats der Nationen und Kulturen“ unterwegs. Berlin hat Ende 2018 ein „Gesamtkonzept Integration und Partizipation Geflüchteter“ verabschiedet und außerdem z.B. mit dem Nachbarschaftsprojekt BENN die Förderung guter Nachbarschaftlichkeit vor dem Hintergrund des veränderten gesellschaftlichen Klimas zum Ziel. In Reutlingen wie in München (Gesamtplan Integration für Flüchtlinge – GIF) werden die Integrationskonzepte fortgeschrieben; an beidem sind die samo.fa-Träger – in unterschiedlichem Maße – beteiligt. In Dresden wird der vom Träger gegründete Weltclub kommunal und landesseitig gefördert.

Auf der anderen Seite fehlt die Einbeziehung der Migrantenorganisationen, wie z.B. in Hildesheim und auch in Göttingen. In Stralsund fehlt z.B. eine kommunale Antidiskriminierungsstelle, Braunschweig beklagt lange Warteschlangen bei der Ausländerbehörde, Düsseldorf und Reutlingen berichten, dass die Flüchtlingsfrage kommunal kein TOP-Thema mehr ist, und aus Bochum wird berichtet, dass das spezifische Übergangsmanagement für Geflüchtete eingestellt worden ist.

Insgesamt muss den Integrationskonzepten und Förderprogrammen der Länder mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, weil sie einen erheblichen Einfluss auf die lokale Ebene haben, so z.B. der „Pakt für Integration“ des Landes Baden-Württemberg oder das neue „Gesamtkonzept“ in Berlin.

 Verbundbildung

Als ein Ausfluss der Arbeit von samo.fa, aber auch als eine Reaktion auf die Schwierigkeiten, vor Ort eine migrantische „Stimme“ in der Flüchtlingsarbeit zu entwickeln, kann die fortschreitende Gründung von lokalen Verbünden angesehen werden. Zu den schon 2017 bestehenden Verbünden kamen in 2018 Verbünde oder Gründungsinitiativen in Bochum, Dresden, Düsseldorf, Heilbronn Köln und  Nürnberg hinzu.

 

 

Anhang:

 Aus dem Bericht April 2018

Die Lage der Geflüchteten ist Ende 2017 ganz deutlich durch die bereits lange andauernde Aufenthaltszeit geprägt. Für viele von ihnen ist der Eintritt in einen Alltag und seine Normalisierung noch durch diverse Umstände behindert und erschwert.Hierzu zählen insbesondere ein ungesicherter Aufenthaltsstatus bzw. eine drohende Abschiebung und die Unsicherheiten, was den Familiennachzug betrifft. In dem Maße, wie samo.fa in den Communities als eine Stelle bekannt geworden ist, der man Vertrauen schenken und von der man Unterstützung erwarten kann – was vielfach über „Mund-zu-Mund“-Kommunikation verläuft und von den jeweiligen sprachlichen Verständigungsmöglichkeiten abhängig ist – , werden die mit diesen Unsicherheiten verbundenen Belastungen immer deutlicher zum Ausdruck gebracht. Der Bedarf an stabiler, zugewandter Beratung und Begleitung steigt, aber auch das Risiko zunehmender Frustration.

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum bzw. der Wohnungsmarkt bedeuten nahezu durchgehend die aktuell größte Barriere in Hinblick auf die Normalisierung des Alltags, oftmals ohne Aussicht auf rasche Lösungen. Insbesondere in den Großstädten ist die Lage dramatisch und führt oftmals dazu, dass der Aufenthalt in den Übergangseinrichtungen verlängert wird oder ein Umzug in andere Gruppenunterkünfte erfolgt. Der Übergang in Wohnungen ist zur einen Seite hin ein wichtiger Schritt zur eigenständigen Lebensführung, birgt aber mindestens zwei Risiken: Zum einen findet sich bezahlbarer Wohnraum oftmals nur in prekären Wohnlagen, zum anderen droht mit dem Übergang in Wohnungen auch Vereinzelung und soziale Isolierung. Als Folge wächst das Erfordernis an stadteilbezogener Arbeit. Genau damit werden Migrantenorganisationen als Ort von gemeinschaftlicher Zugehörigkeit und heimisch Werden immer wichtiger. Aus allen Städten berichten Projektverantwortliche, dass das Bedürfnis nach sicheren Begegnungsräumen stark ansteigt.

Grundsätzlich geht es dabei nicht nur darum, über sichere Begegnungsräume verfügen zu können, sondern auch verlässliche Zeitstrukturen zu etablieren – also Treffpunkte und Beratungsangebote im wöchentlichen Turnus immer zu denselben Zeiten etc. Verlässliche Raum- und Zeitstrukturen bieten in einem Leben, das von den Herausforderungen eines neuen Alltags und vielen, oftmals sehr existentiellen Unsicherheiten geprägt ist, eine Art „Orientierungsrahmen“. Dieser muss aufrechterhalten werden, was erhebliche logistische Disziplin und Ressourcen erfordert.

Geflüchtete Frauen sind an vielen samo.fa-Orten zu einer wichtigen Zielgruppe geworden, mit denen – z.T. gemeinsam mit dem MUT-Projekt der Migrantinnenorganisation DaMigra – gearbeitet wird. Frauen sind – so die durchgehende Beobachtung – in besonders starker Weise in ihrem Radius auf die Wohnräume beschränkt. Um ihnen Gelegenheit zu geben, sich in der neuen Umgebung sicherer zu fühlen und auch außerhalb des Wohnbereichs aktiv am Leben teilzuhaben, sind sichere Begegnungsorte und eine verständnisvolle aber auch professionelle Begleitung erforderlich, was dies zu einem wichtigen Feld von weiblichen Aktiven aus Migrantenorganisationen macht. Nur eine solche Einbettung macht es möglich, auch über Gewalterfahrungen und weibliches Selbstverständnis zu sprechen. Die besondere Verletzlichkeit der Frauen, aber auch ihre solidarische Stärke sind durchgehend Thema in 2017.

Zugang zum Gesundheitssystem

In diesem Zusammenhang wird der Zugang zum Gesundheitssystem, der insgesamt mit vielen bürokratischen Hindernissen und sozial-psychologischen Barrieren belastet ist, besonders kritisch. Kulturelle Unterschiede im Umgang mit Krankheit und sprachliche Barrieren erschweren besonders für neuzugewanderte Frauen die selbstverständliche Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten. Auch diese Problematik wird standortübergreifend thematisiert: Einige samo.fa-Projekte haben darauf mit dem Konzept Gesundheitsmittler*in geantwortet: Eine Sonderform von Sprachmittler*innen, die aus den migrantischen Communities kommen und deren Einsatz im Alltag auf längere Zeit nicht entbehrlich sein wird. Traumabewältigung, die man auch als einen längerdauernden Prozess mit der Möglichkeit von Rückschlägen verstehen muss, gehört auch zu diesem Feld und befindet sich zugleich an einer sehr wichtigen und schwierigen Schnittstelle zwischen verständiger Alltagssolidarität und professioneller Hilfe.

Die besonderen Herausforderungen von Kindern und Jugendlichen

Von Beginn hatten die samo.fa-Partner vor Ort Kinder und Jugendliche, insbesondere auch Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, im Blick – mit einer Fülle von Aktivitäten, über Freizeit, Sport, bis zu sprachaktivierenden Kursen. Nahezu durchgehend wird nun die Beobachtung gemacht, dass es jenseits des – auch nicht immer gewährleisteten – Zugangs zu KiTas und normalem Schulunterricht bei vielen Kindern und jungen Leuten erhebliche Schwierigkeiten und Scheitern-Risiken gibt. Das Bildungssystem ist offenkundig nicht gut darauf vorbereitet und eingestellt, mit sehr heterogenen Kinder- und Schüler*innen-Gruppen fördernd umzugehen. Die Unterstützung, die vielfach vor Ort aufgebaut und betrieben wird, läuft im Grunde auf „Nachhilfe“ hinaus. Die ist keineswegs trivial weil, auch die Eltern in positiver Weise einbezogen werden müssen, um erfolgreich zu sein. In samo.fa mitarbeitende Migrantenorganisationen sind in diesem Feld an verschiedenen Orten aktiv und erproben auch neue Partnerschaften, z.B. mit Hochschulen, um „Mentor*innen“ zu gewinnen. Für die Älteren unter den jungen Leuten, von denen oft gesagt wird, dass sie „auf der Straße abhängen“, gilt im Übrigen auch, dass sie eigene und wenigstens in Teilen selbstverwaltete Räume benötigen.

Arbeitsmarkt

Diejenigen der 2015 Angekommen, deren Aufenthaltsstatus es zulässt, sind inzwischen dem Regelungsbereich des SGB II zugeordnet. Dennoch stehen sie dem Arbeitsmarkt zunächst zu einem erheblichen Teil noch nicht zur Verfügung, weil sie Deutsch- und Integrationskurse besuchen. Es ist zu erwarten, dass ihnen danach vor allem Beschäftigungen offenstehen, die vielfach prekäre Merkmale haben. Damit setzt sich die Instabilität ihrer Lebenslage fort. Durchgehend wird beobachtet, dass das Ausbleiben eigener Arbeitseinkünfte – nicht nur zu materiellen Schwierigkeiten und Glaubwürdigkeitsproblemen gegenüber den im Herkunftsland zurückgebliebenen Familien –, sondern auch zu einer erheblichen Beschädigung des Selbstwertgefühls führen kann – je länger, je dramatischer. Demgegenüber ist Arbeitsmarktzugang als Arbeitsfeld, das ohnehin nur kooperativ zusammen mit anderen Akteuren zu sehen ist, für die meisten samo.fa-Partner noch Neuland, das aber an Bedeutung in den nächsten Jahren erheblich gewinnen wird. Verknüpft mit dieser Frage ist die Anerkennung der vor der Flucht bereits erworbenen beruflichen Kompetenzen, ein leidiges Thema, dessen mangelhafte und zeit- und kraftraubende Regelung eine tatsächliche Barriere für positive Integration darstellt.

Berufsausbildung als Arbeitsmarktzugang wird öffentlich stark beworben, zumal viele Ausbildungsplätze nur schwer zu besetzen sind oder auch unbesetzt bleiben. Diesem öffentlich erzeugten Bild guter Ausbildungschancen auch für Jugendliche mit Fluchtgeschichte steht allerdings in der Realität eine erhebliche Zurückhaltung von Betrieben gegenüber. Auch hier können allerdings – wie samo.fa-Aktivitäten an verschiedenen Orten zeigen – Öffnungen erzielt werden, wenn sichergestellt wird, dass die jungen Leute auf ihrem Weg der beruflichen Ausbildung gut begleitet werden, insbesondere dann, wenn es Schwierigkeiten und Einbrüche bei den hohen, aber zumeist doch zerbrechlichen Motivationen gibt. Auch hier können als „Paten“ Menschen aus Migrantenorganisationen sehr hilfreich sein, weil sie – jungen Leuten wie Betrieben – überzeugend zeigen können, dass es sich lohnen kann durchzuhalten. Aber auch dies sind Begleitungen, die sich über die nächsten Jahre erstrecken.

 

(WK 18.3.2019)

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